Eber, Stiere, Wildschweine, Bären … Mehr als 400 steinerne Tierfiguren aus der vorrömischen Zeit (7.-2. Jh. v. Chr.) wurden im Laufe der Jahre bei Ausgrabungen in Westspanien und Nordportugal entdeckt. Viele dieser Figuren kann man noch heute in den spanischen Provinzen Ávila, Cáceres, Salamanca, Zamora, Segovia und Toledo entdecken. Manche sind kopflos und man kann oft nur aufgrund des Körperbaus erahnen, um welches Tier es sich einst gehandelt hat. Beeindruckend sind sie durchwegs alle.
Zusammengefasst wurden diese megalithischen Skulpturen unter dem Begriff Verraco = Eber.
Was hat die Keltiberer seinerzeit bewogen, riesige Steinblöcke heranzuschaffen und sie zu behauen? Handelte es sich um Grabbeigaben? Um einen vergessenen Totenkult?
Oder hat man die Verracos, wie einige Wissenschaftler meinen, am Rande der Weiden aufgestellt, zum Schutz für’s eigene Vieh?
Man kann nur spekulieren …
(Die kleinen Fotos lassen sich durch Anklicken vergrößern!)
Der Stier von Salamanca
Mindestens eine dieser keltiberischen Tierskulpturen hat es zu einiger Berühmtheit gebracht: “Der Stier von Salamanca” – dem allerdings der Kopf fehlt.
Die Figur steht vor Ort direkt neben der römischen Brücke, die über den Fluss Tormes führt, und wurde im Roman “El Lazarillo de Tormes” * verewigt.
Worum geht es in diesem Roman?
*Lazarillo de Tormes ist ein im 16. Jh. anonym verfasster spanischer Roman, der als Vorläufer des Schelmenromans der europäischen Literaturgeschichte gilt und das Leben des “kleinen Lazarus von Tormes und seinen Geschicken und Widrigkeiten” erzählt. Der “Lazarillo” verkörperte den Typus des “Antihelden”, ein bis in die Gegenwart bedeutendes Gestaltungselement in der Litaratur. Das Wort “Lazarillo” selbst ist noch heute als Bezeichnung für einen Blindenhund üblich.
Eine Szene unten am Fluss Tormes
In drastischen Bildern schildert der kleine Lazarillo de Tormes, wie er einen Blinden hinunter zum Fluss führt, wo sich der steinerne Stier von Salamanca befindet. Der Alte macht ihm weis, man könne ein Knurren aus dem Magen des Tieres hören, wenn man nur sein Ohr nahe an den Stein halte:
Ich, ganz arglos, tat es, im Glauben, es sei so. Und wie er fühlte, dass ich den Kopf dicht am Stein hielt, machte er die Hand steif und schlug mir den Kürbis so heftig gegen den verdammten Stier, dass mir der Schmerz davon mehr als drei Tage nicht mehr verging. Darauf rief er mir zu: Dummkopf, mach dir klar, dass der Bursche des Blinden noch ein Stückchen schlauer sein muss als der Teufel. Und er lachte ausgiebig über seinen Streich.“
Reclam universal-Bibliothek Nr. 18481
Salamanca – Hier Blick auf die Kathedrale
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