Roda te Ter – eine Stadt der Iberer

Roda de Ter – einst eine Stadt der Iberer

In Spanien (Katalonien), in der Comarca von Osona (Provinz Barcelona) und zugleich am Rande des Naturgebietes Guilleries-Savassona, liegt die Gemeinde Roda de Ter, in alter Zeit eine iberische Siedlung, auf deren Grund später eine römische Stadt errichtet wurde. (Nach den Römern folgten die Westgoten, die Mauren und zuletzt die Karolinger.)
Die Stadt Roda de Ter existierte (im befestigten Zustand) bis zum Jahr 826, dann wurde sie von einem gewissen Aissó*, während der Revolte gegen den fränkischen Grafen Bernat von Septimanien, zerstört.

Die heutige Gemeinde gleichen Namens zählt ungefähr 6000 Einwohner.

*Aizón (bekannt als Aissó in der katalanischen Geschichtsschreibung) führte den Aufstand gegen Bernardo de Septimania in Osona County von 826 bis 827. Seine Identität ist umstritten. Vielleicht war er ein gotischer Tycoon, vielleicht ein Leutnant oder gar ein Anhänger des ehemaligen Grafen von Bera. Andere identifizieren ihn mit einem Andalusier (Aysun), Sohn von Sulayman ben al-Arabí, einem Valí von Barcelona von 777 bis 780.

Wer waren die Iberer?

Die Iberer (Eisenzeit 6. – 1. Jh. v. Chr.) waren ein vorindogermanisches (möglicherweise aus Nordafrika stammendes) Volk und vorrömische Bewohner des Ostens und Südens der Iberischen Halbinsel – darunter das heutige Andalusien, die Provinzen Murcia und Valencia, Teile von Aragon und Katalonien.
Der Name Iberia ist zwar erst zur Zeit des 2. Punischen Krieges (218-201 v. Chr.) nachweisbar, ist jedoch älter als die Bezeichnung Hispania. Er geht vermutlich auf die antike Benennung des Flusses Ebro (griech. Iber) zurück. Ursprünglich bedeutete Iberia nur das von den Iberern besiedelte Gebiet – seit dem 2. Jh. v. Chr. wird jedoch die ganze Pyrenäenhalbinsel so benannt.

Die Iberer besaßen eine eigene, nicht indogermanische Sprache, die sie in einem eigenen Schriftsystem aufzeichneten, das leider noch nicht dechiffriert werden konnte. Es existierten sog. Stadtstaaten mit einer Elite aristokratischer Krieger, die ihre Macht über die Bauern und Handwerker ausübten. Die Iberer besaßen auch eine eigene Währung und fertigten außergewöhnliche Kunstwerke an, wie man an den sog. Damas sehen kann (schönstes Beispiel s. nächstes Foto), die auch ein Licht auf die herausragende Stellung der iberischen Frauen werfen.

Die Ausgrabungsstätte EsquerdaPoplat Iberic & Medieval

Vor den Toren der Stadt Roda de Ter befindet sich auf einer 12 Hektar großen, langgestreckten Halbinsel, umgeben von einem Mäander, die der Fluss Ter hervorgebracht hat, eine interessante Ausgrabungsstätte mit Funden, die teils aus der Zeit der iberischen Besiedlung stammen, teils aber auch aus der Zeit des Mittelalters. Die außergewöhnliche Lage (Kontrolle über die Ebene von Vic sowie über die Hauptverbindungsstraße zur Küste von Girona) erklärt zugleich die lange menschliche Besiedlung des Ortes, die von der späten Bronzezeit bis ins Mittelalter reicht, mit einer kurzen Periode in der Römerzeit.

Die Eintrittskarten für die Besichtigung erwirbt man in einem kleinen Museum, wo man sich auch einen Film über die Stätte und ihre historische Bedeutung ansehen kann.
Danach geht es zu Fuß weiter ..

Der Eingang zur Ausgrabungsstätte

Alle Zeitepochen waren vor Ort ausgeschildert.
(Die kleineren Fotos können angeklickt und vergrößert werden!)

Straßen und Zisternen aus der Zeit der Iberer und des Mittelalters

Der vorliegende alte Straßenzug folgt dem ursprünglichen Grundriss in Nord-Süd-Richtung vom Tor der iberischen Mauer aus.
Unter Ausnutzung der Fuge im Felsgestein wurden dort in iberischer Zeit einige Zisternen gebaut.

Getreidelager aus dem Mittelalter

Das ursprünglich rechteckige Gebäude diente zur Lagerung verschiedener Getreidearten und Hülsenfrüchte. In der Nähe wurden auch eine Tenne, ein Heustock, eine Mühle und die Grundmauern einer Presse gefunden.
Die jüngsten Ausgrabungen im Inneren von Haus 4 weisen auf Hüttenfundamente hin, die ungefähr auf das 10. Jh. v. Chr. zurückgehen. Es gibt auch Belege für eine Behausung aus der Zeit des iberischen Altertums. An der einzigen zugänglichen Stelle des Mäanders, auf der Nordseite, wurde eine mächtige Trockenmauer errichtet, die von einer Längsstraße durchquert wurde, mit inneren Einfriedungen oder Waffenkammern, die zusammen sechs Meter breit sind. An der Außenseite befanden sich zwei massive Türme, einer quadratisch, der andere rechteckig, die die Straße flankierten und den Eingang des Dorfes schützten.

Iberische Erfindungen – sowie eine Eisenhütte und eine Schmiede aus dem 13. Jahrhundert

Was die Handwerkskunst der Iberischen Völker betrifft, so sagt man ihnen heute eine hochentwickelte Produktionstechnologie nach: Eisenmetallurgie, Gold- und Silberschmiedekunst, Töpfern auf der Drehscheibe und die Rotationsmühle, das alles sind iberische Erfindungen!

In der vor Ort entdeckten Schmiede – die allerdings aus dem Mittelalter stammt (13. Jh.) – wurden etliche Strukturen gefunden, die mit der Verwendung von Feuer im Zusammenhang stehen: Eine eiserne Schmiede an der Nordwand, sowie ein Ofen mit Schornstein an der gegenüberliegenden Wand; die Basis eines kleinen Ambosses usw.
Hier wurden auch die Werkzeuge des Schmieds und einige metallische Ausrüstungen für Reparaturarbeiten ausgegraben.

Werkstatt und Wohnbereich des Schmiedes aus der Zeit des Mittelalters

Die beiden kleineren Räume wurden wohl als Wohnbereich genutzt, der dritte größere Raum als Werkstatt. Hier wurden ebenfalls zahlreiche Metallwerkzeuge gefunden, sowie Gegenstände, die sich offenbar gerade in Reparatur befanden.

Ein Marktplatz aus dem Mittelalter – 11. – 14. Jahrhundert

Es existieren leider keine Informationen was in Iberischer Zeit auf diesem Platz stattfand. Bekannt ist jedoch, dass die Iberer im regen Handelsaustausch vor allem mit Griechen und Puniern* standen, und dass sie mitunter aufwändige Rituale abhielten, die in privaten und öffentlichen Räumen (z.B. auf Plätzen) durchgeführt wurden.

  • Als Punier wurden von den Römern die semitischen Phönizier Nordafrikas bezeichnet. Die Bezeichnungen „Punier“, „Phönizier“ und „Karthager“ finden weitgehend synonym Verwendung. (Wiki)

Die Necropolis – die alten Grabstätten aus dem 8. bis 14. Jahrhundert

Bestattungen in drei verschiedenen Ebenen


1.) die obere Ebene

Gräber direkt unterhalb des Bodens (13. – 14. Jahrhundert)

2.) die mittlere Ebene

Gräber, die auf den früheren, im Gestein versenkten Gräbern, errichtet wurden (11. – 12. Jahrhundert)
Sie stehen im Zusammenhang mit der Romanischen Kirche, deren Ruinen noch existieren.

3.) die untere Ebene

Felsgräber, die eine anthropomorphe Form aufwiesen, also der menschlichen Körperform ähnelnd (8. – 10. Jh.)
Diesw anthropomorphen Gräber aus der Karolingerzeit waren ursprünglich von einer Deckplatte bedeckt. Sie korrelieren zeitlich mit einer früheren, kleineren Kirche (Grundmauern 6. Jh.) sowie mit anderen in den Fels gehauenen Hohlräumen und Plätzen an verschiedenen Stellen des Geländes.

Die Ruine der Romanischen Kirche aus dem 11. Jahrhundert (deren Grundmauern auf eine noch ältere Kirche aus dem 6. Jh zurückgehen.

Ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. wurde die Esquerda-Besiedlung aufgegeben. Eine römische Siedlung ist hier nicht dokumentiert, und bis zum Beginn des Mittelalters gibt es ebenfalls keine weiteren Hinweise auf eine Besiedlung in diesem Gebiet.

Ein letzter Blick durchs Kirchenfenster auf die einst iberische Stadt Roda de Ter …

Öffnungszeiten des Museums und der Ausgrabungsstätte:

Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 14:00 Uhr
Sonntags von 17:00 bis 19:00 Uhr vom 1. April bis 1. November.
Samstags, sonntags und an Feiertagen von 10:30 bis 13:30 Uhr.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

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