In Antequera existieren zwei unterirdische Grabkammern, der Dolmen de Menga und der Dolmen de Viera, die in der Kupfersteinzeit (ca. 5000 – 2500 v. Chr.) aus megalithischen Steinquadern erbaut wurden. Bei der Öffnung der beiden Grabhügel im Jahr 1903 entdeckte man die Gebeine von mehreren Hundert Menschen. Heute gelten die beiden Dolmen mit ihrem typischen “Türsturz” als zwei der bedeutendsten neolithischen Bauwerke Europas. Sie gehören seit dem Jahr 2016 zum UNESCO-Welterbe. Die Dolmen befinden sich ca. 1,4 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt in einem kleinen, mit Bäumen angelegten Park, direkt neben der Straße, die nordostwärts zur A45 führt. Ein dritter jüngerer Dolmen, der Dolmen El Romeral, befindet sich 4 km weiter außerhalb der Stadt. Er stammt aus der späten Kupferzeit, etwa um 1800 v. Chr.
Nachstehend zwei Modelle, die in den Museumsräumen des Empfangs gezeigt werden: Der Aufriss eines der Dolmen und das mühsame Aufbringen des jeweiligen schweren Decksteins.
Der Dolmen de Viera
Der Dolmen de Viera liegt nur etwa 90 Meter südwestlich des Dolmen de Menga. Die Datierung dieses Bauwerks ist unklar – die ältere Forschung legte sich auf ein Alter von etwa 4000 bis 4500 Jahren fest, während man in neuerer Zeit eine deutlich frühere Datierung und damit ein deutlich höheres Alter von etwa 5000 bis 5500 Jahren annimmt. Der Dolmen de Viera wurde in den Jahren 1903/05 von den Brüdern Antonio und José Viera entdeckt und trägt ihren Namen. Das große Hügelgrab (Tumulus), aufgeschichtet aus mit Erdreich abgedeckten kleinen Steinen, hat einen Durchmesser von etwa 50 Metern. Ins Innere des Hügels führt ein stets unverschlossener, Gang, der nach Ostsüdost ausgerichtet ist, d. h. in etwa auf den Höchststand der Sonne im Juni, deren Strahlen dann in der Morgendämmerung den Gang beleuchten. Der ursprünglich etwa 22 Meter lange Gang zur Grabkammer hat infolge fehlender Steine am Eingang heute noch eine Länge von etwas über 21 Meter. Er wurde aus exakt behauenen und aneinander gefügten großen Steinblöcken (Megalithen) errichtet.
Zugang zur Grabkammer
Der Dolmen de Menga
Der Dolmen de Menga hingegen besteht aus einer großen ovalen Kammer, die eine geschlossene Galerie bildet und zum Eingang hin etwas enger wird. Als einziges der drei Grabstätten ist er mit Inschriften geschmückt, die u.a. anthropomorphe (menschenähnliche) Figuren zeigen. Besonders hervorzuheben ist die Größe des hintersten Decksteins mit 6 Meter Länge und 7 Meter Breite, was auf ein ungefähres Gewicht von 180 Tonnen schließen lässt.
Schacht im hinteren Bereich
Der Dolmen de Menga – eine alte Kultstätte?
Die eigenwillige und nicht verschließbare Bauweise des Dolmen de Menga deutet darauf hin, dass dieser Tumulus auch als Kult- oder Versammlungsstätte gedient haben könnte, denn er weicht vollständig von der anderer vergleichbarer Dolmen auf der Iberischen Halbinsel ab. Dies wird mit der Ausrichtung auf den Fels Peña de los Enamorados erklärt, der aus der Entfernung die Umrisse eines menschlichen Gesichts erkennen lässt. Hat man diesen markanten Felsen, der an einen Mann erinnert, der am Boden liegt und mit den Augen in den Himmel schaut, vielleicht verehrt?
Auf einer Höhe von 878 Metern über dem Meeresspiegel ist der markante Kalkstein, der 878 Meter über dem Meer liegt, heute ein ideales Ziel für Wanderer. (In Autobahnnähe, neben der alten N-342 erreichbar.)
Der “Liebesfelsen” – die Legende aus dem Mittelalter
Das Profil dieses eigentümlichen “Kopfes” hat aber offenbar auch die Menschen im Mittelalter inspiriert. Nach einer in dieser Zeit entstandenen Legende verliebte sich Tello, ein gefangener Christ in Granada, in eine wunderschöne Araberin aus dem Ort Archidona, 25 km von Antequera entfernt. Die Liebe der beiden war so groß, dass sie beschlossen, in das damals bereits wieder christliche Antequera zu fliehen. Auf ihrer Flucht entdeckte sie jedoch der Vater der jungen Frau vor jenem Felsen. Er befahl seinen Bogenschützen, das Liebespaar festzunehmen. Als die beiden sahen, dass man sie gefangen nehmen würde, entschieden sie sich lieber gemeinsam zu sterben als getrennt zu leben. In inniger Umarmung stürzten sie sich vom Felsen in die Tiefe, der seitdem den Namen “Enamorados: Liebensfelsen” trägt.
Wörtlich hieß es: “Sie warfen sich von der Spitze des Felsens und ihre Seelen ließen sie in der Luft.”
Im Jahr 2016 wurde der Peña de los Enamorados im Register der Interessanten Kulturlandschaft von Andalusien eingetragen. Den beiden Liebenden hat man in Antequera ein Denkmal errichtet.
“Antequera – das Herz von Andalusien”, wie man die sympathische Stadtmit ihren ungefähr 40 000 Einwohnern nennt, gilt als Geheimtipp für Andalusienreisende. Da ist zum einen die über der Stadt thronende Alcazaba, die alte Maurenburg mit ihren Türmen und Zinnen. Sie bietet bereits beim Aufstieg den besten Blick auf das Weiß-Rosa-Häusermeer, das sich hinter ihr den Hang hinaufzieht. Im Norden wird Antequera vom markanten “Fels der Verliebten” (auch “Kopf eines Indio” genannt) überwacht. In einer breiten Talsenke, unweit der Stadt, befinden sich zwei riesige Dolmen (Hügelgräber) aus der Kupfersteinzeit. Doch dazu später mehr. Zuvor ein paar Hinweise für kulturell und geschichtlich Interessierte:
Auf dem Kreuzpunkt der Provinzen Sevilla, Córdoba, Granada und Málaga liegend, galt Antequera mehr als 2000 Jahre lang als eine der wichtigsten Städte Andalusiens, bekannt auch für die besondere Qualität des hier gehandelten Olivenöls. Heute geht es in Antequera eher “beschaulich” zu. (Zumindest im Mai 2024 war von “Übertourismus” nichts zu spüren oder zu sehen, obwohl auch diese Stadt auf dem beliebten Jakobsweg liegt.) Bevor man sich sich jedoch im Palmenschatten eines der gemütlichen Cafés oder Restaurants niederlässt, sollte man zumindest die Alcazaba besichtigt haben, deren Standort schon die Römer schätzten.
Römerspuren in “Antecaria”
Noch vor den Römern wussten aber bereits die Iberer (bzw. die Turdetaner*) die Qualität der hier wachsenden Oliven zu schätzen, und sie vermarkteten offenbar erfolgreich das Öl. Aber es waren die Römer, die der Stadt ihren heuten Namen gaben: ANTECARIA. Sie errichteten eine militärische Befestigungsanlage auf dem markanten Hügel. Schon beim Aufstieg zur Zitadelle im Südosten kann man ihre ehemaligen Bäder / Thermen in Augenschein nehmen. Auch auf dem Gelände und in der Zitadelle selbst hat man zahlreiche römische Spuren gefunden.
Mitte des 8. Jahrhunderts, also weit nach den Römern, ließen sich die nordafrikanischen Araber, die Mauren, in den antiken Gebäuden des römischen (und später westgotischen) Antecaria nieder – und sie erweiterten zielgerichtet und in großem Ausmaß die Anlage auf dem Hügel.
*Die Turdetaner – ein Iberischer Volksstamm in vorrömischer Zeit – verstanden sich u.a. auch darauf, Metalle zu veredeln. Nach Herodot waren sie zivilisiert, friedlich, gebildet; ja, sie besaßen sogar eine schriftliche Rechtsordnung. Nach ihrer Unterwerfung durch die Römer übernahmen sie deren Sprache und Kultur.
Die römischen Bäder/Thermen
Die Alcazaba von Antequera – der Lieblingssitz der Emire von Granada
Die Alcazaba
Gesäumt von herrlichen alten Pinienbäumen gilt die Alcazaba heute als Wahrzeichen der Stadt. Sie nimmt eine Fläche von 62 000 Quadratmetern ein. (Besichtigung: täglich von 10 – 18 Uhr.) Der relativ späte Ausbau der Burg (auf den römischen Ruinen) durch die Mauren war erfolgt, um den stetigen Vormarsch der christlichen Reconquista (Rückeroberung der Iberischen Halbinsel) zum Stillstand zu bringen, denn die “Medina Antaquira”, wie die Araber die Stadt nannten, war zuvor immer wieder den Angriffen der christlichen Könige ausgesetzt gewesen. Erst im Jahr 1410 konnte das christliche Heer unter Führung Ferdinands I. von Aragón auch Antequera erobern, was dem König den Beinamen “Ferdinand von Antequera” einbrachte. Er ließ die Moscheen niederreißen, die Muslime teils ermorden, teils vertreiben. Noch heute trägt die Hauptstraße von Antequera seinen Namen: Calle Infante Don Fernando.
Die Alcazaba gleicht übrigens noch heute ihrem Anblick im 14. Jahrhundert – mit Ausnahme des großen rechteckigen Torre de Homenaje, der erst im 16. Jahrhundert errichtet wurde.
Exerzierplatz
Ausgrabungsstätte
Römergrabstätte aus dem 1. Jh. n. Chr.
Überall auf dem weitläufigen Gelände der Alcazaba sind archäologische Ausgrabungen zugange; neben einer römischen Grabstätte und einer Villa, hat man hier auch die Grundmauern der ehemaligen Moschee der Araber entdeckt.
Rekonstruktion der ehemaligen Moschee
Das Tor der Giganten
Einer der Zugänge zur Alcazaba führt durch den Arco de Los Gigantes. Dieser Riesenbogen ist ein Bauwerk, das 1585 auf Initiative der Stadt im Rahmen des Humanismus errichtet wurde. Ziel war es, den “geschwungenen Zugang zur muslimischen Umzäunung” zu ersetzen. Mit seiner großen halbrunden Öffnung sollte das Tor vielmehr an die Triumphbögen der klassischen Welt erinnern.
Nach der Errichtung der Bogenmauer beschloss der Stadtrat jedoch, sämtliche römischen Statuen und Stelen, die in den ehemaligen römischen Ansiedlungen rings um Antequera gefunden worden waren, an dieser Mauer zur Schau zu stellen.
Arcos de Los Gigantes
Arcos de Los Gigantes/Römerstelen
Arcos de Los Gigantes/Römerstelen
Ein kleiner Stadtbummel durch Antequera
In der Altstadt schließlich warten – neben den besagten gemütlichen Cafés und Restaurants – etliche interessante Kirchen (u.a. San Sébastian mit dem hübschen Turm), Klöster, Herrenhäuser, Paläste, malerische Innenhöfe und Museen auf neugierige Besucher. Dass in der Karwoche auch in Antequera die traditionellen religiösen Prozessionen stattfinden, ist geradezu selbstverständlich in Andalusien. Mitte August feiert man hier auch die Ernte mit Stierkämpfen, Tänzen und Paraden.
Iglesia de San Sebastian
Eine weitereRömische Villa mit 14 freigelegten außergewöhnlichen Mosaiken
Erwähnt werden sollte auch eine relativ neue Ausgrabungsstätte in Bahnhofsnähe, wo die Archäologen eine besonders prächtige Römer-Villa entdeckt haben. Bereits seit dem Jahr 1998 wird hier fleißig gegraben. Bislang hat man 14 großflächige Mosaiken in besonders gutem Zustand gefunden; doch noch längst ist nicht alles freigelegt. Man vermutet noch weitere herrschaftliche Villen aus dem 1. Jh., deren Besitzer vermutlich einst erfolgreich Oliven angebaut haben.
Leider war die Anlage am Tag unseres Aufenthaltes in Antequera geschlossen, deshalb nur einige wenige Aufnahmen durch den Zaun.
Die Königliche Stiftskirche von Antequera: Santa María de Mayor
Am Fuße der Alcazaba gelangt man über den „Arco de los Gigantes“ zur Königlichen Stiftskirche. Der Bau dieses großen Gebäudes fand auf Initiative des Bischofs von Málaga in den Jahren 1514 – 1550 statt. Bei den Arbeiten wurden Quadersteine aus der römischen Stadt Singilia Barba verwendet, deren Reste sich nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt befinden. Das Innere des imposanten Gebäudes ist derzeit fast leer; die dreischiffige helle Säulenhalle wird nur noch für Konzerte und Wanderausstellungen verwendet – aber auch für einen wahrhaft aufsehenerregenden Prozessionswagen, der wohl zur jährlichen Semana Santa zum Einsatz kommt: Auf ihm bekämpft der Legende nach Santa Marta (franz. die Heilige Marthe) ein wahres Ungeheuer – nämlich die siebenköpfige Tarasque* … 🙂
Für uns unverzichtbar war natürlich auch eine Besichtigung der ca. 1,4 km von der Stadt entfernten DOLMEN aus der frühen Kupfersteinzeit: der Dolmen de Menga und der Dolmen Víera. Sie gehören heute zum Weltkulturerbe.
Geheimtipp Spanien: Weitere interessante Orte in Andalusien:
Der herrliche Naturpark Fuentes del Marqués liegt im Herzen der spanischen Region Murcia, zwei Kilometer von dem Ort Caravaca de la Cruz entfernt. Die erste dokumentierte Erwähnung dieses Gebiets stammt von einem maurischen Geografen namens Al-Himyare (13. – 14. Jh.)
Wie geschaffen für diese Umgebung ist ein eindrucksvoller Festungsturm, der den Tempelrittern zugesprochen wird: EL TORREON DE LOS TEMPLARIOS. Dass die Templer ihn gebaut haben, ist aber nur zum Teil richtig, denn der heutige Turm ist jüngeren Datums. Er gehörte einst zu den Ländereien der Marquises de Uribe aus dem 16. Jh. – steht aber tatsächlich auf Mauern aus dem 13. Jh., der Zeit, in der die Tempelritter das Land hier kontrollierten.
El Torreon de los Templarios
Auf Schritt und Tritt, die Tempelbrüder …
Die Sierra von Aracena, die natürliche Grenze der Provinz Huelva zu Portugal und Extremadura, ist zusammen mit Caravaca, Ponferrada, Monzón und Miravet eine der Schlüsselregionen des Templerordens auf der Iberischen Halbinsel. So begegnet man den Spuren der Templer nicht nur hier, mitten im Naturpark Fuentes del Marques auf Schritt und Tritt, sondern auch in den Städten Huelva, Sevilla undCórdoba.
El Torreon de Los Templarios, alle Fotos HLK 2024
Mit allen Wassern gewaschen … 🙂
Nun ist hinreichend bekannt, dass sich die Ritter des Salomonischen Tempels vorzugsweise in der Nähe von Wasserstellen, Bächen und Flüssen niederließen. Und hier entspringen sogar mehrere natürliche Quellen mit kristallklarem Wasser, die allesamt die umliegenden Seen füllen. Es fließt und plätschert unentwegt. Balsam für die Seele …
Weil wichtige Wasserquellen aber schon immer eifersüchtig gesichert, befestigt und kontrolliert wurden, kamen auch die Tempelritter dieser Aufgabe nach. Abgesehen vom Eigeninteresse trug der Orden damit vermutlich zum Schutz und zum Erhalt der wertvollen Quellen bei.
Über die alten Zeiten und Legenden
Die Fuentes del Marqués heißen Besucher – sehr gerne auch Kinder! – rund um die Uhr willkommen. Im Turm – EL TORREON DE LOS TEMPLARIOS – erfährt man Näheres über die Geschichte des Parks, die alten Zeiten und mittelalterlichen Legenden.
Der Eintritt ist frei.
Eine weitere Empfehlung: Besuchen sie die nur 2 km entfernte kleine Stadt Caravaca de la Cruz. Es lohnt sich, versprochen! 🙂
Geheimtipp Spanien: Weitere interessante Orte in Andalusien:
Caravaca de la Cruz liegt in Spanien, in der Region Murcia. Die kleine Stadt mit ungefähr 25 000 Einwohnern an der Straße zwischen Murcia und Granada, trägt die Spuren der Iberer, Römer und Mauren, blickt aber auf eine noch viel ältere Geschichte zurück: Die ersten Siedlungen wurden hier bereits vor weit über 2000 Jahren v. Chr. errichtet. Nahe des heutigen Stadtkerns entdeckte man z.B. eine chalkolithische Grabstätte (Kupfersteinzeit) mit 1300 Skeletten, Überresten von 50 Hunden und diversen Gegenständen. Sie gilt als das größte prähistorische Grab auf der Iberischen Halbinsel und als eines der größten in Europa.
Ein weiterer einzigartiger Fund wird einem Feldarbeiter zugeschrieben, der in einem der prähistorischen Höhlengräber ein wunderschönes Diadem entdeckte, das auf die Zeit um 1500 v. Chr. zurückgeht. Das schlichte, fast modern anmutende Schmuckstück wurde seinerzeit nicht um den Hals getragen. Es handelt sich um ein Stirnband, das mit dem vorderen Ende die Nase bedeckte.
Die Überreste eines römischen Tempels wurden in Caravaca de la Cruz auf einem Hügel im Stadtteil La Encarnación (übersetzt mit “Menschwerdung”) entdeckt.
Fahnen, die das heilige Caravaca-Kreuz zeigen
Diadem aus Caravaca, Nationalmuseum Madrid
Mauren, Tempelbrüder und der Santiago-Orden
Caravaca de la Cruz ist vor allem eng mit der Geschichte der Mauren (Al-Andalus) und dem Orden der Tempelritter verbunden – aber auch mit dem Orden von Santiago (1243-1856), einem Ritterorden, der sich hauptsächlich auf die christlichen Königreiche in Spanien beschränkte.
Die Tempelritter, die von den Kreuzzügen nach Jerusalem hierher zurückgekehrt waren, bekämpften die “ungläubigen” Mauren und traten in Caravaca – bis zum Jahr 1312 – als Hüter des Vera Cruz auf, des hier besonders verehrten heiligen Kreuzes. Das Andenken an die Tempelbrüder bewahrt man in Caravaca bis heute. Bei den jeweiligen Prozessionen durch die mittelalterlichen Gassen schreiten die Einwohner, verkleidet als Mauren, Tempel- und andere Ordensbrüder, gemeinsam mit der Bruderschaft des Wahren und Heiligen Kreuzes (die 6000 aktive Mitglieder zählt) hinter den Prozessionsaltären her.
Der hoch über der Stadt befindliche Real Alcázar mit seinen heute 14 unterschiedlichen Türmen, war von den Mauren errichtet worden, auf Befehl ihres Königs Abú Zeid. Nach der Überlieferung wurde Abú Zeid jedoch zum Christentum bekehrt, nachdem er angeblich beobachtete, wie zwei Engel ein Kreuz aus dem Himmel herab trugen, damit ein im Kastell gefangener Priester eine Messe abhalten konnte.
Nach der Vertreibung derMauren (Reconquista) diente die weitläufige, teils zinnengekrönte Festung den Tempelrittern und dem nachfolgenden Orden von Santiago.
Monument der Mauren und Christen in Caravaca de la Cruz
Auf dem Weg hinauf zum Alcázarund zur Basilika
Der Alcázar von Caravaca de la Cruz
Der Alcázar von Caravaca
Die Basilika und Wallfahrtskirche Vera Cruz
Die Basilika und Wallfahrtskirche Vera Cruz liegt innerhalb der Festungsmauern des Alcázar, die islamischen Ursprungs sind. Das Bauwerk selbst geht auf das 15. Jh. zurück, hat aber zahlreiche Umbauten erfahren. Die barocke rote Marmor-Fassade hat man jedoch erst im 18. Jh. hinzugefügt, als dieser Marmor in der Region abgebaut wurde.
Das Doppel-Kreuz von Caravaca gilt als wundertätige Reliquieund Schutzamulett
Das Kreuz von Caravaca, das im Inneren der Basilika aufbewahrt wird, wird als wundertätige Reliquie verehrt. Das Reliquiar ist 17 cm hoch, die beiden Querbalken 7 und 10 cm lang.Es wird auch als Lignum crucis (Holz des Kreuzes Christi) bezeichnet. Der Überlieferung nach soll die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, Helena, die Reliquie zusammen mit dem wahren Kreuz Christi im 4. Jh. aufbewahrt haben. Ab dem 13. Jh. fanden die ersten Pilgerreisen nach Caravaca statt. Im Jahr 1934 jedoch wurde das das Reliquiar gestohlen – und tauchte nie wieder auf. Weil aber die Verehrung tief in der Bevölkerung verankert war, schickte Papst Pius XII. der Bruderschaft des Heiligen und Wahren Kreuzes in Caravaco zwei neue Splitter vom Jesus-Kreuz aus dem Vatikan. Papst Benedikt XVI. erhob im Jahr 2008 das Gotteshaus zur Basilika Minor. Darüber hinaus besteht seit 2003 alle sieben Jahre das Privileg ein Jubiläumsjahr zu feiern. Dieses “ewige Jubiläum” gibt es nur an vier anderen Orten auf der Welt: In Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela und Santo Toribio de Liébana.
Die Erscheinung des Kreuzes – auf einem alten Gemälde
Das Kreuz von Caravaca
Die berühmte Fiesta von Caravaca de la Cruz
Jedes Jahr Anfang Mai feiert man in Caravaca die Fiesta de la Santisima y Vera Cruz, deren Hauptattaktion der spektakuläre Einzug der geschmückten “Weinpferde” oder Caballos del Vino ins Kastell Alcázar darstellt. (Bild-Quelle: Murcia Economía)
Geheimnisvolle Castillos und Burgen auch in der näheren Umgebungvon Caravaca
Castillo de Véliz-Blanco
Castillo de Xiquena, Lorca, muslimischen Ursprungs
Link zu einem weiteren Templerort, nur zwei Kilometer von Caravaca entfernt: EL TORREON DE LOS TEMPLARIOS, inmitten des herrlichen Naturparks Fuentes del Marqués
Geheimtipp Spanien: Weitere interessante Orte in Andalusien:
Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien):
Während meiner Recherche für meinem Historischen Roman “Béatris – Kronzeugin der Inquisition” (Montaillou-Prozess) zog mich neben den Hauptfiguren Béatris von Planisolles und Jacques Fournier noch eine weitere Person in ihren Bann: Der Jude Baruch David Neumann. Sein Verfahren (Zweifel an der Rechtmäßigkeit seiner Zwangstaufe in Toulouse) wurde parallel zum Prozess gegen die Einwohner des Bergdorfes Montaillou verhandelt. Der Jude Baruch ist damit nur eine Nebenfigur in meinem Roman, sein Schicksal trägt jedoch wesentlich zum Zeitverständnis dieser Epoche bei.
Der Fall des Juden Baruch David Neumann befindet sich imInquisitions-Register (3. Kapitel), in dem Jacques Fournier (der spätere Papst Benedikt XII.) sämtliche Geständnisse und Zeugenaussagen während seines Wirkens in Pamiers (Dép. Ariège, Okzitanien) gewissenhaft aufgezeichnet hat. Das Original-Register wird in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt.
Eingangsfoto: Romanschauplatz Pamiers, Kathedrale St. Antonin, 12. Jh.
Wer war Jacques Fournier? – Teil I.
Der Inquisitor Jacques Fournier (1285 – 1342) begann seine Ausbildung als Novize im Mutterkloster Morimond/Boulbonne (Dép. Haut-Garonne). Er studierte in Paris, schloss mit dem Doktorat ab, wurde Abt in der Abtei Fontfroide und schließlich Bischof von Pamiers und Mirepoix.
Seine Ernennung als Bischof umfasste zugleich den Auftrag der Bekämpfung der Katharer-Häresie. Sein Hauptaugenmerk lag dabei auf den (letzten verbliebenen) Katharern im Bergdorf Montaillou und dem Fall des Juden Baruch David Neumann.
Im Gegensatz zur oft korrupten päpstlichen Inquisition in Carcassonne (Dominikaner), führte Jacques Fournier (Zisterzienser) in Pamiers vergleichsweise unkonventionelle Verhöre. Er war nicht wie die Dominikaner auf eine schnelle Verurteilung der angeklagten Häretiker aus, denen meist der Scheiterhaufen drohte. Vielmehr interessierten Fournier die Vorgeschichten der Angeklagten und ihre Glaubensvorstellungen. Kurz: Er wollte stets im Detail wissen, was und wer die Dörfler vonMontaillou dazu gebracht hatte, sich von Rom abzuwenden. Sein Vorgehen vor Gericht war dabei immer gleich:Geradezu akribisch fragte er nach, ging den Dingen hartnäckig auf den Grund – um am Ende freilich den zwingenden Beweis zu erbringen, dass sich die Juden und Ketzer im Irrtum befänden. Alle Fragen und alle Antworten – selbst die Ausflüchte und Lügen – ließ er gewissenhaft aufzeichnen und für die Nachwelt aufbewahren. Damit hielt er sich streng an den alten römischen Rechtsgrundsatz: Quod non est in actis non est in mundo! (Was nicht in den Akten steht, ist nicht in der Welt!)
Heute sind diese unorthodoxen Verhöre ein einzigartiges Zeitzeugnis und zugleich eine Fundgrube für Historiker und/oder Schriftsteller von Historischen Romanen.
Jacques Fournier / der spätere Papst Benedikt XII.
Frühe Darstellung von Juden mit Spitzhüten gemäß der Anordnung von Papst Innozenz III. auf dem Laterankonzil von 1215 (aus dem 13. Jh.)
Tod oder Taufe! Der Fall des Juden Baruch
Was war seinerzeit passiert? Baruch David Neumann, ein ausgezeichneter Kenner des Alten Testaments, der judaischen Gesetze und des Talmuds war in Deutschland seines Glaubens wegen verfolgt worden und hatte sich nach Südfrankreich geflüchtet – wo sich ihn jedoch die sogenannten Pastoureux schnappten, um ihn einer Zwangstaufe zu unterziehen.
Die Pastoureux – überwiegend junge Leute, die sich Hirten nannten (“Vierzigtausend an der Zahl”, versicherte Baruch dem Gericht), waren mit langen Messern, fliegenden Fahnen und viel Geschrei in Toulouse eingedrungen, hatten dort alles kurz und kleingeschlagen und die Juden, (wie zuvor schon in Deutschland) der Vergiftung der Brunnen und Weiden bezichtigt.
Sinn und Zweck des sog. Hirtenkreuzzugs, auf dem sich diese Leute befanden, war die Bekämpfung der Mauren, die sich auf der Iberischen Halbinsel niedergelassen hatten, sowie letztendlich die Eroberung von Jerusalem. Ihre Hoffnung war dabei, dass der französische König sie anführen würde. Doch als sich Philipp V., auch der “Lange” genannt (1293 – 1322) strikt weigerte, die “Schafshirten” auch nur anzuhören, schlug sich ihre Enttäuschung in maßlose Wut um.
Foto Papst Palast Avignon, HLK 2015
KurzerRomanauszug zum Fall des Juden Baruch (aus “Béatris, Kronzeugin der Inquisition”, Seite 34 ff.)
“Nach dieser Abfuhr”, erzählte Baruch, “also nach acht togn, schlug ihr Zorn auf den König in blinde Wut um, und es traf halt den jid. Wen sonst! Wie Ihr wisst, Euer Gnaden, ist es uns erst seit kurzem wieder erlaubt, uns hier niederzulassen, und seitdem gelten wir wohl als … Günstlinge des Königs.” “Die Gerichtsbarkeit der Stadt Toulouse sah sich offenbar außerstande, euch Juden zu schützen?”, fragte der Inquisitor.
Baruch drehte die Handflächen nach oben. “Oi jojoj”, ging es wieder. “Als wir hörten, dass das Gesindel auf seinem Weg bereits fünfhundert Juden in einen Turm eingekerkert und lebendig verbrannt hat, ergriffen aus unserer Judaria viele die Flucht. Am darauffolgenden Sonntag ging erstmals die Kunde, man hätte die schuldigen Pastoureux verhaftet und in vierundzwanzig Karren fortgebracht. Die Judaria atmete auf. Doch als die Gefangenen ausgerechnet nach Toulouse gebracht wurden, begann der Zores: Diejenigen Hirten, die in den hintersten Karren saßen, schrien plötzlich um Hilfe. Sie plärrten, man würde sie ins Gefängnis stecken, obwohl sie doch den Tod von Christus hätten rächen wollen.
“Und was geschah daraufhin?”
“Nun einige aus der Menge der Tolosaner schlugen sich auf die Seite der Pastoureux. Sie durchtrennten die Seile, mit denen die Hirten gefesselt waren. Die Teufel sprangen heraus und fingen sofort wieder zu schreien an: “Tötet sie, tötet sie, man soll die Juden töten! ... Mit den Waffen, die ihnen die Tolosaner zusteckten massakrierten sie jeden jid, der sich nicht auf der Stelle taufen ließ. Tod oder Taufe, hieß es. Mir selbst schlugen sie fast den Schädel ein … Über und über mit Blut besudelt, gab ich es schließlich zu, dass man mich taufte. Amen – so ist es gewesen.”
“Genauer, Meister Baruch! Wo hat man euch gefasst und wo wurde die Taufzeremonie vollzogen?”
“Nun, die Wilden – sie trugen auf ihren Gewändern Kreuze aus Ziegenhaar – drangen bei mir ein, stahlen mein Hab und Gut, zertrampelten und zerrissen meine Bücher. ‘Lass dich taufen, Jud’, schrien sie, ‘oder wir klopfen dir sämtliche Buchweisheiten aus dem Kopf.’ Sie ergriffen mich, schlugen mich, bis das Blut rann, und zerrten mich mit sich. Quer durch die Stadt. Ich sah die Feuersäulen aus der Judaria, und überall lagen Leichen. Die meisten schwer verstümmelt. Vor der Kathedrale Saint-Étienne, wo die Taufe vollzogen wurde, lag auf einem Eckstein – ein Anblick, der mich selbst versteinern ließ, Euer Gnaden – ein blutiges Herz, das viele Schaulustige bestaunten. Man sagte mir, es sei das Herz eines Juden, der sich nicht hätte taufen lassen. Vor meinen Augen schlachteten sie den Juden Ascher ab. Er war erst zwanzig Jahre alt gewesen. Als zwei Priester aus der Kathedrale gerannt kamen, hielt ich sie an und bat um Schutz. Vergeblich. Die ´Hirten` zerrten mich in die Kirche. Dort brannten Kerzen. Juden lagen auf den Knien, die blutverschmierten Hände zum Gebet erhoben. Ich wandte mich an meine Widersacher, bat um einen Aufschub. Ich wolle auf meine Söhne warten, sagte ich, doch als diese nicht kamen, stellte man mich endgültig vor die Wahl: Taufe oder Tod … Da stimmte ich zu, mich taufen zu lassen. Man zog mich zum Taufbecken, stieß meinen Kopf ins Wasser, so dass ich schon dachte, man würde mich darin wie einen Hund ertränken wollen. Danach vollzog einer der Priester die notwendigen Zeremonien. Ein anderer flüsterte mir dabei ins Ohr, ich müsse laut bestätigen, dass ich mich freiwillig der Taufe unterzogen hätte, sonst würde ich umgebracht. So bekräftigte ich, obwohl es genau umgekehrt war, dass ich alles aus freiem Willen getan hätte. Man gab mir den Namen Johannes, und eine Frau nähte mir ein Kreuz aus Ziegenhaar auf die Brust.”
Der Inquisitor dankte. “Wir wissen”, sagte er, “dass der Heilige Vater inzwischen die Order erteilt hat, den unseligen Schafskreuzzug aufzuhalten. Wollen wir hoffen, dass es bald gelingt. Zurück zu Eurer Taufe. Seid Ihr hier in Pamiers, wohin man Euch unter Gewaltandrohung gebracht hat, wieder zum Judentum zurückgekehrt, gemäß den Formen und Riten des mosaischen Glaubens?”
“Nein, bei einer Zwangstaufe braucht nicht nach der Vorschrift des Talmud verfahren zu werden, da die Taufe als nichtig gilt.”
“Ihre behauptet also noch immer, sie sei nicht rechtens?”
Baruch nickte. “Es ist eine Sünd für einen jid, sich taufen zu lassen, Euer Gnaden. Auch unter Druck.”
Ein Windstoß stieß eines der Fenster auf und ein nachfolgender Donnerschlag ließ alle zusammenfahren.
“Soso, eine Sünd …”, sagte Jacques Fournier, nachdem die Diener die Läden zugezogen hatten … Er atmete flach und wischte sich zum wiederholten Mal den Schweiß von der Stirn. Als er einen prüfenden Blick in die Runde warf, sah er Unmut in den Mienen einiger Geistlicher. Mehrere flüsterten miteinander, anderen stand sehr deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie wohl selbst gern den “jid” totschlagen würden. “Ich mache euch einen Vorschlag, Meister Baruch”, fuhr er nach kurzer Beratung mit seinen Beisitzern fort, “es ist schon spät, ein langer Tag liegt hinter uns, bald läutet die erste Gebetsglocke. Auch Ihr braucht Zeit, um noch einmal gründlich über den Sinn Eurer Worte nachzudenken. Wir beenden diese Beratung und lassen Euch wieder rufen.”
Diskussion zwischen christlichen und jüdischen Gelehrten von Johann von Arnssheim Bild: Johann von Armssheim (1483)
Baruch David Neumann zweifelte also vor dem Inquisitor an der Richtigkeit und Rechtmäßigkeit seiner Zwangstaufe, die ihn in Toulouseereilt hatte. Im Verlauf der weiteren Verhöre stellte er auch das Dogma der Dreieinigkeit infrage. Der nachfolgende Disput mit dem Bischof, das dieser ebenfalls akribisch aufzeichnen ließ, und in dem noch weitere Fragen des Dogmas, der Trinität, der menschlichen und göttlichen Natur usw. behandelt wurden, dauerte mit Unterbrechungen ganze 58 Tage. Überall im Land waren Wetten abgeschlossen worden, wer wohl als Sieger aus diesem Glaubensdisput herausgehen würde.
Nun, Jacques Fournier, der Inquisitor von Pamiers,war von seinem Sieg überzeugt …
Papstpalast Avignon, Foto HLK
Wer war Jacques Fournier? – Teil II. “Ihr habt einen Esel gewählt!”
Jacques Fourniers Karriere als Inquisitor endete im Jahr 1334, als man ihn – den ehemaligen Sohn eines Bäckers (oder Müllers?) – zum Papst ernannte: Benedikt XII. (1334 – 1342) Seine Antwort nach der Papstwahl zeichnete sich nicht durch viel Geschwätz oder Eigenlob aus: “Ihr habt einen Esel gewählt!”.
Der “Esel Jacques” residierte allerdings nicht in Rom – sondern in Avignon. Als avignonesisches Papsttum wird der Zeitraum zwischen den Jahren 1309 und 1376 oder 1377 bezeichnet, in dem sieben Päpste ihren Sitz in der südfranzösischen Stadt Avignon hatten.
Konsequent schob Benedikt XII. auch in Avignon der Gewinnsucht und der Bestechlichkeit im Klerus einen Riegel vor. Er reformierte die Kurie und drang auf eine strengere Zucht in den Klöstern. Noch während seines Pontifex begann der Bau des Papstpalastes in Avignon.
Der Papstpalast in Avignon, Foto HLK
Der “Esel” im Papstpalast von Avignon, Foto HLK
Links im Bild: Clemens V., Mitte: Johannes XXII, rechts im Bild: Benedikt XII., alias Jacques Fournier, Foto HLK
Wie die Prozesse gegen die Katharer von Montaillou und den Juden Baruch David Neumann ausgingen, erfahren Sie hier: Béatris, Kronzeugin der Inquisition.
Almería ist die östlichste der andalusischen Provinzhauptstädte – und hier ist Afrika tatsächlich ganz nah! Gegründet wurde die Stadt vonBerberstämmen, die sich tausend Jahre vor Christus von Nordafrika aus auf den Weg übers Meer gemacht hatten, um sich hier niederzulassen. Mit viel Geschick nutzten sie bei der Besiedlung das Gefälle der ringsum liegenden Berge aus, indem sie Wassersysteme aus Schöpfrädern, Brunnen und Kanälen anlegten, um das fruchtbare Land (Vulkanerde) bebauen zu können. In der Zeit der römischen Herrschaft trug der Hafen von Almería den Namen Portus Magnus.
Heute hat Almería ca. 200 000 Einwohner, erinnert jedoch mit seinen vielen Palmen, den engen Gassen und dem kunterbunten Häusergewirr noch immer an eine nordafrikanische Stadt.
Die nach dem Ort benannte Almeríakultur ist eine spätjungsteinzeitliche iberische Ackerbaukultur (kupferzeitlicher Einfluss, Beziehungen zur sog. Glockenbecherkultur am Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit).
Der Hafen des Kalifen von Córdoba
Neunhundert Jahre nach Christus gelang es Abd ar-Rahman III. (890-961), dem mächtigen Kalifen von Córdoba, in Almería seinen wichtigsten Hafen zu bauen. Von hier aus wehrte er mit seiner großen Flotte nicht nur erfolgreich die Fatimiden ab, die ein Gegenkalifat errichtet hatten, sondern auch die frechen Wikinger, die damals gerne die europäischen Küsten plünderten. Abd ar-Rahmans Hafen galt in jener Zeit als der wichtigste von ganz Al-Andalus*.
*der arabische Name für die zwischen 711 und 1492 muslimisch beherrschten Teile der Iberischen Halbinsel
Heute gehen von diesem Hafen aus alle zwei Tage Fährschiffe nach Marokko und in die spanische Enklave Melilla (Nordafrika) ab. Ein Großteil der Waren, die rund um den Hafen von Almería angeboten werden, sind für die zahlreichen afrikanischen Billiglohnkräfte bestimmt, die heute in den umliegenden Gewächshausplantagen arbeiten. Die südspanischen Provinzen Almería und Granada haben zusammen eine Anbaufläche von rund 12 000 Hektar für Kirschtomaten.
Puerto de Almería (Foto Andalusia org …)
Die Alcazaba auf dem Stadthügel San Cristobal
Die über der Stadt und der Meeresbucht thronende Alcazaba mit ihren vielen Zinnen, wurde ebenfalls unter dem Kalifen Abd ar-Rahman III. errichtet, und zwar auf dem Stadthügel San Cristobal. Parallel zur Bedeutung des Hafens handelt es sich hier um die zweitgrößte Zitadelle (nach der Alhambra in Granada), die die Araber auf der Pyrenäenhalbinsel errichtet haben: In dieser Festung mit ihren drei großen Burgbezirken fanden seinerzeit (neben dem militärischen Lager) bis zu 20 000 Menschen Zuflucht.
Die Alcazaba wurde bis ins 15. Jh hinein von muslimischen Statthaltern genutzt.
Im Jahr 1522 wurde Almería durch ein schweres Erdbeben beschädigt, bei dem über 2000 Menschen ums Leben kamen. Auch die Alcazaba erlitt dabei großen Schaden, der bis heute nur teilweise wieder behoben wurde.
Leider fehlte uns im Mai 2024 die Zeit für eine Besichtigung der großen Burganlage; andererseits waren weite Teile der Mauern und Türme eingerüstet, wie man auf den nächsten Fotos sehen kann.
Bekannt wurde die Alcazaba von Almería für Dreharbeiten von etlichen Abenteuerfilmen. Zuletzt wurde hier für die Staffel 6 von Game of Thronesgedreht.
Das Castillo de San Cristóbal und die Tempelritter
Im Jahr 1147 ließ Alfons VII. (der sich zehn Jahre zuvor als Kaiser von ganz Spanien krönen ließ) gegenüber der Alcazaba einen Teil der Stadtmauer auf dem Hügel zu einer zweiten Burg umbauen. Sie bestand einst aus sieben Türmen, drei muslimischen und vier christlichen, befindet sich jedoch in einem verwahrlosten Zustand. Es heißt, die Tempelritter hätten sie seinerzeit als Unterkunft benutzt. Hinweise auf Tatzenkreuze lassen sich in der Kathedrale von Almería finden (s. Fotos unten). Soweit zu den Festungsbauten in dieser Stadt.
Ein absolutes “Must-have” ist natürlich ein Foto, das “Almería von oben” zeigt – leitet sich der Name doch vom arabischen al-mariyya ab, was schlicht “Aussichtspunkt” bedeutet:
Plaza de la Constitución in Almería
Dieser schöne und ruhige Platz mit seinen interessanten Aus- und Einblicken wird von den Einheimischen auch als Plaza Vieia (Alter Platz) bezeichnet. Er gilt als das Herz der Stadt Almería, und hier befindet sich auch das Rathaus.
Blick auf die Kirche und das Kloster Santa Clara
Großer Markttag vor der Kathedrale
Die Kathedralen-Festung von Almería und das Sonnensymbol
Die mächtige Kathedrale vonAlmería – La Encarnácion –, liegt mitten in der Altstadt. Es handelt sich um eine einzigartige Kathedralen-Festung, geschützt durch Streben, Pfeiler, Zinnen und Schießscharten. Eine wahre Trutzburg also, die im 16. und 17. Jh. nicht nur für den Gottesdienst errichtet wurde, sondern zugleich zur Verteidigung gegen “Barbaren und algerische Piratenangriffe”, wie es heißt. Das Bauwerk mit seiner Mixtur aus gotischen, barocken, klassizistischen und Renaissanceelementen, ist deutlich breiter als hoch.
Kathedrale – als Festungsbau
Tatzenkreuze in der Kathedrale
Das große Sonnensymbol auf der Ostseite der Kathedrale
Eines der charakteristischsten Symbole der Kathedrale von Almería (und damit der gesamten Stadt) ist das Flachrelief, das als Sonne von Portocarrero bekannt ist. Es hat ein menschenähnliches Gesicht und ist ringsum mit Bändern und Schleifen geschmückt. Es befindet sich an der Außenwand der Kapelle des Heiligen Christus, in der sich das Grab eines gleichnamigen Bischofs befindet, unter dessen Episkopat es errichtet wurde. Obwohl das Sonnenrelief als Symbol viel älter ist, wird seine Urheberschaft in Almería allgemein diesem Bischof zugeschrieben und es wird “die Sonne von Portocarrero” genannt.
(Text-Quelle: Catedral, Almería)
Sonnensymbol an der Ostseite der Kathedrale, Foto Freepik
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