Wie jetzt? Eine “Öffentliche Wäscherei” irgendwo im Nirgendwo?

Mai 2024: Während unseres Aufenthaltes in Las Negras (im Naturschutzpark Cabo de Gata-Ní­jar) erledigten wir unsere Einkäufe gerne in der benachbarten spanischen Gemeinde Carboneras, die auch über einen schönen Hafen verfügt. Bei der Suche im Internet nach weiteren Sehenswürdigkeiten in der Umgebung wurden wir auf einen in der Wildnis gelegenen Ort mit der Bezeichnung “Lavadero Público” neugierig.
Eine “Öffentliche Wäscherei” mitten im … Nirgendwo?
Das kam uns merkwürdig vor. 🙂
Weil Rätseln aber Spaß macht und die “grauen Zellen” trainiert, beschlossen wir einen Zwischenstopp im Weiler Fernán Pérez einzulegen, von wo aus der “ergoogelte” Ort erreicht werden sollte.

Wir stellten unseren Wagen ab und machten uns zu Fuß auf den steinreichen aber durchaus “fotogenen” Weg dorthin …

Der gesuchte Ort: Die “Öffentliche Wäscherei” 🙂

Und – voilà – da war sie, die irgendwann und von wem auch immer ins Netz gestellte “Öffentliche Wäscherei”!
Zwar bekamen wir hier unsere Klamotten nicht gewaschen – doch als bekennende “Graffiti- und Salamander-Fans” waren wir dem Charme der alten Gemäuer mit den vielen “An- und Ausblicken” sofort erlegen, und unsere Kameras klickten.
Nur mit dem “Durchblicken” hatten wir noch immer ein Problem:

Wer, por todos los Santos, hatte ausgerechnet hier in der Einsamkeit irgendwann einen Öffentlichen Waschplatz errichten lassen?

Nahezu jeder Versuch, uns eine mit Waschkörben bepackte Maulesel-Karawane vorzustellen, die sich in grauer Zeit regelmäßig vom Weiler Fernán Pérez auf den Weg hierher und mit der gewaschenen und gebügelten Wäsche wieder zurück gemacht hatte, scheiterte an einem Lachanfall … 🙂
Nein, hier stimmte etwas ganz und gar nicht!

Lost Place mit Charme

Zwei rechteckige “Waschtröge” aus grauem Beton waren zwar noch vorhanden, doch die Natur hatte auch sie sich längst “einverleibt”.
Dennoch besaß dieser von aller Welt verlassene Ort “ein gewisses Etwas!”

Brunnenschacht und große Zisterne

Ein Stück abseits der Ruinen entdeckten wir schließlich noch eine alte Zisterne mit einem (ungesicherten!) Brunnenschacht.
Das Rätsel jedoch, wann und weshalb hier diese Anlage errichtet wurde, mussten wir aus Zeitgründen mit nach Hause nehmen – aber wir vergaßen es natürlich nicht! 🙂



Des Rätsels Lösung: Google-Maps hat einen Schnitzer gemacht! 🙂

Tatsächlich hatte sich Google-Maps mit dem Standort geirrt!
Nach einer gründlichen Recherche stellte es sich nämlich heraus, dass es sich bei dem alten Gemäuer um ein Privatgrundstück gehandelt hat – und zwar um die Ruinen eines ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens, bekannt als Cortijo Balsa Blanca (4 alte Bauernhäuser nebst Zisterne, Brunnen und Viehtränken).

Zwei im spanischen Netz entdeckte Kommentare aus dem Jahr 2022 beziehen sich auf diese Verwechslung – der offenbar auch ein gewisser Juan Crespo zum Opfer fiel!
Crespo hält seit Jahren mit viel Fleiß nach “Öffentlichen spanischen Waschplätzen” Ausschau, fotografiert, beschreibt und veröffentlicht diese.
Man lese und staune, wieviele Waschplätze auf Crespos Website * verzeichnet und abgebildet sind – darunter auch der “richtige” (aktuelle) Öffentliche Waschplatz des Weilers Fernán Pérez”, wo in der Saison vermutlich nicht wenige “Karawanen” aus Wohnmobilen und Wohnwägen Halt machen, die im Naturschutzpark Cabo de Gata-Ní­jar unterwegs sind.

Die beiden Kommentare, die zur Aufhellung beitrugen:

Anonym26. November 2022 19:17
Als!!?? Die letzten 4 Fotos und ihr Standort auf Google Maps zeigen nicht die öffentliche Wäscherei von Fernan Pérez, sondern das Bauernhaus Balsa Blanca. Das ist keine öffentliche Wäscherei 🤣🤣 das ist ein Privatgrundstück, ein altes Bauernhaus und keine öffentliche Wäscherei 🤦🏻‍♂️ (letzte 4 Fotos) mit eigener Zisterne und einem Waschraum für das Haus (und nicht öffentlich), das das Bauernhaus ist bekannt als Cortijo Balsa Blanca (es handelt sich um eine Ansammlung von 4 Bauernhäusern) und nicht als Lavadero de Fernández (auf Google Maps ist es auch falsch). (unter diesem Beitrag)). Die öffentliche Wäscherei von Fernan Pérez ist genau die, die Sie oben in diesem Beitrag GUT gefunden haben, ihre Fotos nach der Restaurierung vor ein paar Jahren und ihre Lage ist gut, aber was unten ist, ist schlecht.

Antwort Antworten Juan Crespo26. November 2022 22:55
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag, wie Sie vielleicht in diesem Beitrag gelesen haben, ist Folgendes ganz klar: „Die Wäscherei befindet sich ein paar Kilometer vor Fernán Pérez, in einem Weiler, den ich nicht identifizieren kann.“ Dank Ihres Beitrags können wir es nun identifizieren, es ist das Cortijo Balsa Blanca. Trotzdem vielen Dank für Ihren Kommentar und dafür, dass Sie dem Blog folgen. Grüße Juan

Zum Artikel Las Negras – hier klicken!

Geheimtipp Spanien: Weitere interessante Orte in Andalusien:

Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien):

Cordoba – 4 tlg. Artikel (2024)

Oratorio Rupestre de Valdecanales: Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei

Càstuolo – im Streit zwischen Karthago und Rom, archäologische Ausgrabungsstätte

Munigua – Stolze Römerstadt in Andalusien

“Spiel mir das Lied vom Tod” – in der Wüste von Tabernas

Cerrillo Blanco (Porcuna) – der bedeutendste Fund in der Iberischen Archäologie

Cartagena – Das neue Karthago in Spanien

Guadix – nicht nur für “Jäger von verlorenen Schätzen

Links zu den jeweiligen Reiseblogs
Frankreich
Südfrankreich

Spanien
Götter & Antike

Zurück zu: Autorin/Vita – Romane

LESEN hält wach, garantiert!
“Abkehr”, Thriller (Romanschauplätze: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko
“Adieu, Marie! – Die Briefe” (Historisch: Rennes-le-Château-Roman 2)

Link zu: Leseproben Thriller und Historische Romane von Helene L. Köppel


GUADIX – mehr als ein Bahnhof für “Jäger von verlorenen Schätzen” …

GUADIX – der berühmte Bahnhof

Nach den andalusischen Filmdrehorten Monsul und Tabernas-Wüste darf natürlich auch ein Abstecher zum Bahnhof von GUADIX nicht fehlen. Hier wurden im Jahr 1988 mehrere Szenen mit Harrison Ford und Sean Connery gedreht. Obwohl man die Szenen aus dem fertigen “Indiana Jones”-Film wieder strich, ist der schöne Bahnhof noch immer ein Anziehungspunkt für Cineasten. Und wie man so hört, sollen sich einige Film-Fans hier sogar mit Fedora-Hüten und/oder Peitsche ablichten lassen! 🙂

Die anhaltende Filmbegeisterung nahm die Stadtverwaltung im Jahr 2018 zum Anlass, ein großes Fest zum 30-jährigen Gedenken an den legendären “Indy-Dreh” zu feiern – aber vielleicht auch, um an diesem Tag zu zeigen, dass die “tausendjährige Stadt GUADIX” mehr zu bieten hat, als einen Bahnhof für Film-Nostalgiker oder Jäger von verlorenen Schätzen

GUADIX – im Wandel der Zeiten

Die kleine Stadt vor den schneebedeckten Bergen der Sierra Nevada liegt im Landesinneren der Provinz Granada und hat ungefähr 20 000 Einwohner. GUADIX blickt tatsächlich auf eine mehr als bewegte Geschichte zurück: Sie gilt als eine der ältesten menschlichen Siedlungen Spaniens, d.h. hier ließen sich seit prähistorischen Zeiten Menschen nieder, was zahlreiche archäologische Funde bestätigen.

Und weil der Landstrich Guadix y el Marquesado an einem “natürlichen Durchlass” liegt, der die spanische Ostküste mit dem Guadalquivir-Tal verbindet, ließen sich auch die PHÖNIZIER hier nieder.
Sie nannten ihre Siedlung Acci.

*Die Phönizier werden auch als Karthager oder Punier bezeichnet. Als ausgezeichnete Seefahrer kolonisierten sie bereits ab dem 10. Jh. v. Chr. den Mittelmeerraum von Zypern über Sizilien bis Spanien.
(s. auch Cádiz – in der Hand der Phönizier.)

Um das Jahr 45 v. Chr. wurde GUADIX unter den RÖMERN zu einer wohlhabenden Militärkolonie.
Sie übernahmen den alten Namen, nannten den Ort Colonia Julia Gemella Acci.

Im 1. Jh. n. Chr. machte sich vermutlich Torquatus von Acci auf den Weg nach GUADIX. Er soll der erste Bischof von Acci gewesen sein. Man feiert hier sein Hochfest. Dass er mit 6 weiteren Bischöfen von den Aposteln Petrus und Paulus auf die Iberische Halbinsel geschickt worden wäre und in Cádiz an Land ging, geht auf eine Legende aus dem 8. Jh. zurück.

Unter den WESTGOTEN (418 bis 711 (bzw. 725) wurde GUADIX zu einer Münzstätte und einem wichtigen Zentrum des Christentums.
Bischöfe von hier spielten eine Rolle auf den Konzilien von Toledo ab dem Jahr 400.

Ihren heutigen Namen erhielt die Stadt jedoch erst nach der Besetzung durch die MAUREN, die im Jahr 711 in das christliche Reich der Westgoten eindrangen. (Guadix bedeutet auf arabisch: “Fluss des Lebens”).
Die Mauren beherrschten bis 1492 weite Teile der Iberischen Halbinsel. Unter ihrer Herrschaft blühte GUADIX abermals auf und wurde, wie auch die benachbarte (ca. 40 km entfernte) Stadt BAZA, zu einem Zentrum der Seidenherstellung* in Al-Andalus.

(*Maulbeerbäume sind bis zu 15 Meter hohe Bäume mit gräulichen Ästen, die Anfang Frühling zu blühen beginnen. Ihre Blätter dienen als Nahrung für Seidenraupen, aus deren Kokons Seide gewonnen wird.)

GUADIX ist auch für seine schönen Töpferwaren bekannt: Seit der Ankunft der Mauren in Granada erlebte die Keramik in ganz Spanien eine Blütezeit …

GUADIX – die Höhlenwohnungen

Der größte Schatz von GUADIX liegt hier wohl unter der Erde, nämlich im Süden der Altstadt – im Barrio de Santiago, dem Viertel der Kunsthandwerker: Es ist das Höhlenviertel.
Bis zu 10 000 Menschen sollen hier noch weit über 2000 Wohnhöhlen bewohnen, erkennbar an den zahlreichen, direkt aus der Erde zu kommen scheinenden weißen Kamine und Tuffkegel.
Die ersten, ab dem 8. Jh. n. Chr. künstlich angelegten troglodytischen Wohnräume gehen auf die Mauren zurück, die bei ihrer Ankunft den weichen Löss (Kalktuff) der umliegenden Hügel zu schätzen gewusst hatten.
Frostfreie Winter und trockene, relativ heiße Sommer begünstigen noch heute diese besondere Art des Wohnens.
Die Ausstattung der Höhlen ist teils ärmlich – teils aber recht komfortabel, wie man vor Ort hört.
(Besichtigungen sind möglich.)

GUADIX – und die Traditionen

Dass sich GUADIX noch heute zur maurischen Tradition hingezogen fühlt, beweisen nicht nur das Kunsthandwerk und/oder die Speisekarten in den Lokalen. Auch in einigen Straßen in der Altstadt (z.B. im Barrio de Santa Ana) ist der arabische Einfluss unübersehbar.

Aber auch das “christliche Mittelalter” hat hier Spuren hinterlassen: Eine davon spiegelt sich in der “berühmt-berüchtigten” FIESTA DE CASCAMORRAS wider.

Zur Vorgeschichte des dreitägigen Festes, das jedes Jahr Anfang September hier gefeiert wird:

Cascamorras, ein Bauer aus Guadix, entdeckte einst bei der Feldarbeit* die (vermutlich aus Holz geschnitzte) Abbildung einer weiblichen Figur, in der er die Virgen de la Piedad (Jungfrau der Barmherzigkeit) erkannte.
Auf dem Heimweg ins Dorf schnappte sich jedoch ein “von Neid entbrannter” Mann aus dem Ort Baza (das iberische Basti) die “heilige Figur” und nahm sie mit nach Hause.
Über den dreisten Diebstahl war es damals zu einem “handfesten Streit” zwischen den rivalisierenden Ortschaften gekommen – bei dem man sich zuletzt aber wieder versöhnte.

Um an dieses “rustikale” Ereignis aus dem Mittelalter zu erinnern, feiern die zwei Städte GUADIX und BAZA einmal im Jahr, vom 6. – 9. September, die Fiesta de Cascamorras.

*Immer wieder ist in alten Geschichten (auch in Frankreich) von derartigen “Madonnen-Figuren” zu lesen, die zufällig in einem Gebüsch, einem Baumloch oder beim Pflügen auf dem Feld entdeckt und ins Dorf gebracht gebracht wurden, wo sie jedoch über Nacht postwendend wieder an ihren Fundort zurückkehrten. Meist wurde dann an Ort und Stelle eine Kapelle für die Madonna errichtet.

Im Jahr 2013 wurde CASCAMORRAS zu einem Fest von internationalem touristischem Interesse in Spanien erklärt.

Und welches Spektakel wird in diesen 3 Tagen vor Ort aufgeführt?

Ein mittelalterlich bunt gekleideter Gaukler aus Guadix eilt am 6. September in den “verfeindeten” Ort Baza, um die heilige Statue zurückzuholen. Doch die Bewohner von Baza lassen dies nicht zu. Sie ergreifen ihn und “seifen” ihn gründlich ein. Mit leeren Händen, aber von Kopf bis Fuß mit Farbe und Dreck beschmiert, kehrt der arme Gaukler am 9. November zurück – wo ihn nun auch die enttäuschten Leute von Guadix kräftig “einseifen” – ja, sie “teeren und federn” ihn geradezu, denn bei diesem Spektakel ist an “Farbe” nahezu alles erlaubt – selbst Sägemehl, Eier, Wasser oder Schmieröl.! 🙂

GUADIX – die maurische Festung Alcazaba

Die Alcazaba, die maurische Festung von GUADIX, liegt auf einem Hügel im Zentrum der Stadt. Von den Türmen hat man eine phantastische Sicht auf das Tal und die Berge der Sierra Nevada. Die Festung, die heute unter Denkmalschutz steht, wurde im 10. und 11. Jh. auf den Ruinen einer früheren maurischen Burg (aus dem 8. Jh.) errichtet, deren Grundmauern wiederum auf einer Burg aus der Römerzeit stammten.
Die gesamte Zitadelle mit den vielen Zinnen ist aus gestampfter Erde erbaut worden, daher die orangerote Farbe.
Im Jahr 1489, nach der Reconquista (der christlichen Rückeroberung) übergaben die Mauren die Stadt und die Alcazaba an die Katholischen Könige, wie man die spanischen Monarchen Isabella I. von Kastilien (1451-1504) und König Ferdinand II. von Aragon (1452-1516) bezeichnet.
Die Moschee wurde in eine christliche Kirche umgewandelt.
Doch mit dem blühenden Leben in der Stadt war es mit dem Abzug der Mauren vorbei. GUADIX verlor an Bedeutung.
Im 16. Jahrhundert wurden alle Wohngebäude innerhalb der Alcazaba zerstört.

Die Burg kann derzeit besichtigt werden.

Auch die Stadt Baza besaß ein aus maurischer Zeit stammendes Castillo; dessen Ruinen 15 km nördlich von Baza liegen. Die Festung wurde durch ein Erdbeben weitgehend zerstört.
Weitere Ruinen der iberischen, später römischen und westgotischen Stadt Basti befinden sich knapp 8 km nordöstlich von Baza.

GUADIX – Die Kathedrale de la Encarnación (der Menschwerdung)

Nach der christlichen Rückeroberung fiel im Jahr 1489 auch GUADIX wieder in christliche Hand. Zahlreiche Kirchen wurden errichtet. Der Bau der Kathedrale im Zentrum der Altstadt wurde im Jahr 1510 an der Stelle der ehemaligen Moschee begonnen – jedoch erst im Jahr 1796 beendet. Die lange Bauzeit führte zu einem Stilmix von Gotik über Renaissance bis zu Barock.
Im Inneren beherbergt das Gotteshaus bedeutende Kostbarkeiten, etwa die Sakristei, die ein Werk des Meisters Diego de Siloé ist, oder den großartigen Barockchor von Ruiz del Peral.

GUADIX – Die Pietà

Die Pietà von GUADIX, aus weißem Carrara-Marmor, ist eine originalgetreue Replik der Pietà von Michelangelo, die in Rom, im Vatikan, aufbewahrt wird.
Sie wurde mithilfe eines besonderen Abdruckverfahrens direkt vom Original abgenommen und reproduziert. Das Kunstwerk wurde erstmals im Jahr 1930 auf dem Bologna Art Salon der Öffentlichkeit vorgestellt und dort mit dem ersten Preis für die Sparte Skulptur ausgezeichnet.
Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936 – 1939) wurde es brutal zerstört und erst vor einigen Jahren von der Bildhauerin María Ángeles Lázaro Guil meisterhaft restauriert und wieder aufgebaut.

GUADIX – Die Hinterlassenschaften der Römer

Das letzte Wort hat die prachtvolle DAMA DE BAZA

Nachdem sich die Einwohner von GUADIX Jahr um Jahr mit den Leuten von BAZA eine “Schlammschlacht um eine Madonnenfigur” liefern, hat die Geschichte für BAZA im Jahr 1971 eine überraschende Wendung genommen: Archäologen haben hier eine wunderschöne Statue aus der alten Iberischen Kultur (4. Jh. v. Chr.) ausgegraben.
Die DAMA de BAZA muss eine sehr vornehme Dame gewesen sein, wie man sehen kann, reich gekleidet und mit Schmuck behängt.

Die Dame von Baza (4. Jahrhundert v. Chr.):
Am 20. Juli 1971 wurde die berühmte “Dame von Baza” in einer unterirdischen Kammer entdeckt, während die Ausgrabungen der iberischen Nekropole am Hügel des Heiligtums von Baza (Granada) stattfanden. Diese beeindruckende Statue ist aus einem einzigen Kalksteinblock gefertigt worden und prunkt mit einem Gipsüberzug, bemalt in den Farben Rot, Blau, Weiß und Schwarz.
Die Dame dient als Cinerarium (als antike Urne), da im rechten Bereich eine Vertiefung vorhanden ist, die Aschereste einer Frau enthielt, was ihre Bestimmung als Graburne beweist.
(Quelle Wikipedia)


Heute befindet sich DIE DAMA VON BAZA im Museo Arqueológico Nacional de España in Madrid – zusammen mit der Dama de Elche, der Dama del Cerro de los Santos und anderen etwa zeitgleichen Skulpturen.
Im Archäologischen Museum von Baza (im alten Rathaus) kann man jedoch eine Nachbildung betrachten.

Geheimtipp Spanien: Weitere interessante Orte in Andalusien:

Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien):

Cordoba – 4 tlg. Artikel (2024)

Oratorio Rupestre de Valdecanales: Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei

Càstuolo – im Streit zwischen Karthago und Rom, archäologische Ausgrabungsstätte

Munigua – Stolze Römerstadt in Andalusien

“Spiel mir das Lied vom Tod” – in der Wüste von Tabernas

Cerrillo Blanco (Porcuna) – der bedeutendste Fund in der Iberischen Archäologie

Cartagena – Das neue Karthago in Spanien


Kennen Sie auch schon Las Negras? 

Link zu den Reiseblogs
Frankreich
Südfrankreich

Spanien
Götter & Antike

Zurück zu: Autorin/Vita – Romane

Link zu: Leseproben Thriller und Historische Romane von Helene L. Köppel



Cartagena – “Das neue Karthago in Spanien”

Cartagena – in den Händen Hannibals

Es war Hasdrubal der Schöne, ein Verwandter Hannibals, der im Jahr 227 v. Chr. in Spanien ein “Neues Karthago” gründete und diese Stadt Qart Hadasht nannte, also “neue Stadt”. (Zuvor hatte sie den Namen Mastia de Tarsis getragen und war im Besitz der Iberer oder Tartesser gewesen.)
Unter Hannibal, dem größten Feldherrn der Antike, galt Qart Hadasht als das Neue Karthago. Aufgrund seiner Lage – Cartagena, umgeben von 5 Hügeln, liegt an einer tiefen Bucht an der Costa Cálida, der “warmen Küste” – und der Silberbergwerke galt diese Stadt seinerzeit als der zentrale Punkt des gesamten Karthagischen Reiches in Spanien.

Rückschau auf das “Karthagische Reich”

Karthago/Tunesien- Ausgrabungsstätte im Jahr 1969 (Foto HLK)

Karthago (heute Ort nahe Tunis/Tunesien) war in der Antike die Hauptstadt der gleichnamigen See- und Handelsmacht – ursprünglich jedoch nur eine Kolonie der Stadt Tyros im heutigen Libanon. Dido, eine Tochter des tyrischen Königs, soll die Gründerin Karthagos gewesen sein.

Als Tyros von den Persern erobert wurde (332 v. Chr.), machte sich Karthago unabhängig und gründete eigene Kolonien auf Sizilien, Sardinien, Korsika, den Balearen, an der Nordküste Afrikas (heute Tunesien) und im Süden Spaniens.
Die Einwohner Karthagos wurden von den Römern als “Punier” bezeichnet – abgeleitet von “Phönizier”.

Das  Kartagische Reich (hauptsächlich in Nordafrika aber auch in Spanien herrschend) stand in den drei Punischen Kriegen (264 – 146 v. Chr.) dem Römischen Reich gegenüber.
Nach der Zerstörung durch die Römer wurde das Karthagische Reich im Jahr 146 v. Chr. aufgelöst und ging im römischen Reich auf.

Cartagena – unter römischer, westgotischer und maurischer Herrschaft

Im Jahr 209 v. Chr., während des 2. Punischen Krieges, eroberte der römische Feldherr Publius Cornelius Scipio Africanus die Stadt Cartagena.
Carthago Nova, wie auch die Römer sie nannten, entwickelte sich unter ihnen (der Hafen, die Silberlagerstätten!) zu einer der reichsten und bedeutendsten Städte Spaniens; im Jahr 45 v. Chr. erhob Gaius Iulius Caesar die Stadt zu einer römischen Kolonie.

Kaiser Augustus modernisierte schließlich das “Neue Karthago” und ließ hier ein Forum und ein prächtiges Theater errichten – das TEATRO ROMANO, das Platz für bis zu 7000 Menschen bot und damit zu den größten auf der iberischen Halbinsel zählt.
Nach der Aufteilung der Provinz Tarraconensis in drei Provinzen unter Kaiser Diokletian im Jahr 298 n. Chr. bildete sich schließlich die römische Provinz Carthaginensis heraus – mit Cartagena als Hauptstadt.

Im Jahr 425 wurde Cartagena durch die VANDALEN (germanischer Volksstamm) zerstört.

Im Jahr 475 besetzten die WESTGOTEN* die Stadt, bis Cartagena im Jahr 554 unter dem Namen Carthago Spartaria die Hauptstadt der oströmischen Provinz Spania wurde.
Im Jahr 625 fiel Cartagena abermals in die Hände der Westgoten.

Ab dem Jahr 711, nach dem Untergang des Westgotenreichs, kam Cartagena zum Reich TODMIR (maurische Herrschaft) – und im Jahr 756 wurde die Stadt, wie fast die gesamte Iberische Halbinsel, Teil des Emirats von Córdoba.

*Das Reich der Westgoten (418 – 711, bzw. 725 n. Chr.) hatte seinen Schwerpunkt zunächst in Südwestgallien und später auf der Iberischen Halbinsel.

Cartagena – in Spanischer Hand

Nach der Eroberung im Jahr 1269 durch König Jakob I., im Zuge der christlichen Reconquista, zählte Cartagena zum Königreich Aragon.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhob Philipp II*., König von Spanien, Cartagena zu neuem Glanz und machte es zu einem bedeutenden Marinestützpunkt.

Während des Spanischen Bürgerkrieges (1936–1939) war Cartagena der Hauptstützpunkt der spanischen republikanischen Marine und eine der Hochburgen der republikanischen Regierung.
Cartagena behauptete sich länger als jede andere spanische Großstadt gegen die Truppen General Francos, die Cartagena erst am 31. März 1939 einnahmen.

*Zum Habsburger Phillip II., König von Spanien (geb. 1527 – gest. 1598):
Philipps Reich erstreckte sich über die spanischen Kerngebiete sowie über die Niederlande und Burgund. In Italien standen Mailand, Neapel, Sizilien und Sardinien unter seiner Herrschaft. Durch die enorme Expansion der Kolonialgebiete in Amerika und Asien wuchs auch der außereuropäische Machtbereich Philipps. Die 1564/65 in das spanische Kolonialreich eingegliederte Inselgruppe im Pazifischen Ozean wurde ihm zu Ehren Philippinen genannt. 1580 wurde auch noch Portugal mitsamt seinen überseeischen Kolonien Teil der spanischen Monarchie.

Die Überreste der “Alten Kathedrale Santa María”

Die alte Kathedrale Santa María beim Römischen Theater war der Sitz der Diözese Cartagena, bis diese im 13. Jh. in die Stadt Murcia verlegt wurde. Das Bauwerk wurde im spanischen Bürgerkrieg (1936 – 1939) verwüstet. In Dokumenten aus dem Mittelalter und der Renaissance erscheint diese Kirche unter der Bezeichnung „Iglesia Mayor“ und wurde erst ab dem  18. Jahrhundert „Alte Kathedrale“ genannt.

Um 1270 gründete König Alfons X. der Weise den Militärorden der Heiligen Maria von Spanien. Er stellte ihn unter die Schirmherrschaft einer Romanischen Madonna, der Virgen del Rosell, richtete seinen Hauptsitz in einem Zisterzienserkloster in Cartagena ein, bei dem es sich vermutlich um die “Alte Kathedrale” gehandelt hat.

Die Virgen del Rosell ist heute die Schutzpatronin von Cartagena. Sie ist auch als Heilige Maria von Spanien, Jungfrau des Rosenkranzes oder Jungfrau des Sterns bekannt.

Das Museum im Römischen Theater von Cartagena

Mit dem Eingang, der sich gegenüber dem Rathauspalast von Cartagena befindet, ist das Museum des Römischen Theaters in zwei separate Gebäude unterteilt.
Durch einen unterirdischen Gang gelangt man nach der Besichtigung der Ausstellungsstücke direkt in das Innere des Römischen Theaters.

Cartagena – heute

Heute ist Cartagena die zweitgrößte Stadt in der Region Murcia mit über 200 000 Einwohnern, eine quirlige, junge und moderne Metropole.
Sie besitzt den bedeutendsten Handelshafen Spaniens und die größte spanische Marinebasis am Mittelmeer. Die Stadt ist zudem Sitz des Parlaments der Region sowie Bischofssitz. Es besteht eine Eisenbahnverbindung in die Stadt Murcia.
Auch was die Architektur betrifft, kann sich Cartagena sehen lassen: Zu den herausragenden Gebäuden zählen das Rathaus, das Casino, das Gran Hotel, der Aguirre-Palast, Casa Cervantes und Casa Maestre, letzteres von Gaudí selbst inspiriert – und die prachtvolle Fußgängerzone.

Das Castillo de la Concepción im malerischen Torres-Park

Um sich einen Überblick über die Lage der Stadt zu verschaffen, ohne selbst die Hügel hinaufsteigen zu müssen, hat man einen Panoramaaufzug errichtet, in dem man in wenigen Minuten einen 45 m hohen Aussichtspunkt über dem Meer erreicht. Von hier aus hat man die beste Rundumsicht auf Cartagena, das Römische Forum, den Hafen und das Meer.

Auf dem Platz der alten Burg de la Conception, die sich hier oben befindet, soll einst ein römischer Tempel gestanden haben, dem Gott der Heilkunst Äskulap geweiht.
Später diente das Castillo den Mauren als Festung; und im Bürgerkrieg warnte eine dort installierte Sirene die Bevölkerung von Cartagena.

Hier oben lässt es sich gut aushalten; und hat man irgendwann alle Aufnahmen im Kasten – den Leuchtturm aus der Maurenzeit bitte nicht vergessen! 🙂 – besichtigt man vielleicht das kleine Castillo-Museum (Filmvorführung) oder man unternimmt einen gemütlichen Spaziergang durch den malerischen Parque Torres, in dem heute nur noch freilaufende Pfaue und andere schillernde Vögel ein herrschaftliches Leben führen.

Cartagena – Romanschauplatz in meinem Thriller “Knotenstricker”

“Auf See: Cartagena, Mittwoch, 1. August 2012
Als er im Yachthafen von Cartagena am Pier Alfonso XII an Land geht, bringt er sogleich den Müll von Bord und sucht anschließend eine Lavanderia auf, um seine Klamotten waschen zu lassen. Schließlich geht er zu Fuß in Richtung historische Altstadt. Sie interessiert ihn, nicht zuletzt, weil sie die Namensgeberin von Cartagena de India ist, einer Stadt in Kolumbien, an der Karibikküste gelegen, wo er sich vor vier Jahren, nach einer verlorenen Bataille, für einige Zeit niedergelassen hat. Kolumbien ist eine Zäsur gewesen in seinem Leben. Eine Herausforderung. Einmal hat man sogar auf ihn geschossen!
Er wirft einen Blick aufs stolze Castillo, das wie die kolumbianische Anlage zwei Forts besitzt … besichtigt die Überreste eines römischen Amphitheaters, kauft sich den billigsten Stadtführer, der zu haben ist, setzt sich am Plaza Ayuntamiento in eine Bar unter einen weißen Sonnenschirm.

Er liebt weiße Sonnenschirme. In all seinen Geschichten sitzen die Figuren im Sommer unter weißen Sonnenschirmen. Mit Fransen oder ohne.

(aus Kapitel 33, Der Freibeuter)

Zur Romanvorstellung und Leseprobe – bitte hier klicken!

Weitere interessante Orte in Andalusien:

Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien):

Cordoba – 4 tlg. Artikel (2024)

Oratorio Rupestre de Valdecanales: Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei

Càstuolo – im Streit zwischen Karthago und Rom, archäologische Ausgrabungsstätte

Munigua – Stolze Römerstadt in Andalusien

“Spiel mir das Lied vom Tod” – in der Wüste von Tabernas

Cerrillo Blanco (Porcuna) – der bedeutendste Fund in der Iberischen Archäologie

Kennen Sie auch schon Las Negras? 

Link zu den Reiseblogs
Frankreich
Südfrankreich

Spanien
Frühe Epochen, Götter & Antike

Link zu: Leseproben Thriller und Historische Romane von Helene L. Köppel

Vorsätzlich zerstört? –
Cerrillo Blanco (Porcuna) – der bedeutendste Fund in der Iberischen Archäologie

Porcuna – das Erbe der antiken Kulturregion Ipolca Oretana

Die südspanische Kleinstadt Porcuna (ca. 6000 Einwohner) liegt im Westen der Provinz Jaén, in der Autonomen Gemeinschaft Andalusien, ungefähr 70 km westlich von Córdoba. Sie ist das Erbe der antiken iberischen Kulturregion Ipolca Oretana, die sich nach dem 7. Jh. v. Chr. entwickelte (keltische Einflüsse).
Die hier gefundenen archäologischen Überreste beweisen jedoch bereits eine stabile Besiedlung seit Beginn der Eisenzeit. Außer Zweifel steht, dass Porcuna, das im Quellgebiet mehrerer Bäche liegt, viele Jahrhunderte lang das wirtschaftliche Zentrum des Gebiets zwischen den Städten Cástulo und Córdoba war – mitunter jedoch mit seinen Besitzern den Namen wechselte.
Laut dem antiken griechischen Geschichtsschreiber Strabon waren die ersten Siedler in dieser Gegend die sog. TARTESSER (s. unten). Sie befestigten das Dorf und gaben ihm den Namen NELIA. Im 8. Jh. v. Chr. sorgten die PHÖNIZIER für den weiteren Ausbau der Befestigungsanlagen.
In IBERISCHER ZEIT (s. unten) hieß der Ort OBULCO und war ein Agrar- und Handelsdorf, das seine eigenen Münzen prägte (mit einer Kornähre als Symbol).
Im Jahr 38 v. Chr., also während der RÖMISCHEN HERRSCHAFT (206 – 19 v. Chr.), bereitete Julius Cäsar im Oppidum Obulco seine Armee auf die berühmte Schlacht von Munda vor. (Die Schlacht von Munda war die letzte Schlacht im Bürgerkrieg zwischen Cäsar und den konservativen Republikanern.)
Der Ort ist nun durch römisch geprägte Münzen nachweisbar – sowie durch die Erwähnung als eine der Stationen der Via Herculea, später Via Augusta genannt.
WESTGOTISCHE Zeugnisse über den Ort fehlen.
Während der muslimischen Herrschaft (AL-ANDALUS 711 – 1492 n. Chr.) wurde Obulco in BOLCUNA umbenannt.
Seinen heutigen Namen PORCUNA erhielt der Ort schließlich im Jahr 1238, in der Zeit der RECONQUISTA (christliche Rückeroberung 792 – 1492 n. Chr.).

(Porcuna wurde später zur Verteidigung und zur Wiederbesiedlung dem Orden von Calatrava übergeben. Dieser Orden gehörte ursprünglich zur Familie der Zisterzienserorden.)

Die Ausgrabungsstätte Cerrillo Blanco

Der von ausgedehnten Olivenhainen umgebene Tumulus (Grabhügel) Cerrillo Blanco, 4 km nördlich der Kleinstadt Porcuna, geht auf das 7. Jh. v. Chr. zurück, auf die Zeit der sog. Tartesser (s. unten) .
Er weist 24 Einzelgräber in Gruben auf – und eine iberische Nekropole, die über einer Nekropole aus der späten Bronzezeit errichtet wurde: Ein sog. Megalith-Grab für zwei Personen (Doppelbestattung).

Im Grabhügel von Cerrillo Blanco haben die Archäologen im Jahr 1975 eine sensationelle Entdeckung gemacht …

In einem mit großen Steinplatten bedeckten Graben fanden sie 40 iberische, künstlerisch hochwertige Skulpturen aus weißem Sandstein:

Bildnisse von mythologischen Tieren, von Göttern, von heldenhaften Kämpfen zwischen Mensch und Tier, von Jagdszenen und Pferden – sowie eine Figurengruppe, die vermutlich auf die Familiengeschichte der damaligen Aristokratie abzielt, d.h. es könnte sich um reale Abbildungen der Herrscher von Porcuna aus dem 5. Jh. v. Chr. gehandelt haben.

Soweit so gut (oder so erfreulich, möchte man meinen), wenn – ja, wenn all diese prachtvollen Skulpturen nicht vorsätzlich zerstört gewesen wären, ja, teilweise sogar regelrecht verstümmelt!

Der seinerzeit verwendete weiße Sandstein stammte aus den Steinbrüchen von Santiago de Calatrava, südlich von Porcuna. Er wurde nach der Bearbeitung von dem Künstler/den Künstlern so lange geschliffen und poliert, bis eine hohe ästhetische Qualität erreicht worden war.

Rache? Antiker Vandalismus?

Wie im Rausch hatten die Zerstörer den teils über 1 m hohen menschlichen Figuren ihre Identität genommen, ihnen vorzugsweise Arme, Hände oder Füße abgeschlagen.
Es war nicht nur blinde Wut, es muss etwas Persönliches dahintergesteckt haben – denn ganz besonders gründlich waren die Gesichter zerschlagen worden!

Einer der “weißen Damen” (heute genannt Woman with Child) schlug man sogar das Kind auf dem Arm ab; einer anderen kopf- und armlosen Frau (Woman with Snake) beließ man einzig die Schlange, die noch immer ihre Schulter schmückt.

Was war diesem beispiellosen Vandalismus vorausgegangen, dem auch die mythologischen Figuren und Götter zum Opfer fielen?
Tyrannei? Grausamkeit? Blasphemie? Vielleicht ein allzu ausschweifender Lebenswandel der adligen Herrscher von Porcuna?
Oder war diese Familie gewaltsam durch eine andere Elite (mit anderer Götterwelt?) ersetzt worden?
Vorgänger müssen nicht selten die Rache ihrer Nachfolger fürchten!

Es gibt aber noch einen anderen Verdacht: Dieses merkwürdige Vorkommnis könnte im Zusammenhang mit einer mysteriösen, zwischen 520 und 480 v. Chr. in mehreren iberischen Gebieten verbreiteten Zerstörung von Kultstätten stehen.
Zeitlich käme es hin, gesichert ist jedoch nichts …

Die Rettung der Fragmente im 5. Jh. v. Chr. – Schwerstarbeit!

Es muss jedoch damals in Porcuna mindestens eine Person – besser eine Gruppe von Menschen – gegeben haben, die diese Zerstörung missbilligte.
Diese Leute transportierten nämlich – womöglich bei Nacht und Nebel und unter Gefahr für das eigene Leben ? – die insgesamt mehrere 100 Kilo schweren Fragmente hinaus zum Tumulus – also zur 4 km entfernten alten Nekropole, die hier im 7. Jh. v. Chr. angelegt worden war.
In einer von ihnen wieder hergerichteten alten Grablege bestatteten sie anschließend die 1400 Fragmente – “mit größter Sorgfalt!”, wie es aus Archäologenkreisen heißt.
Zuletzt bedeckten sie das Versteck noch mit großen, schweren Steinplatten.

Eine wirklich spannende Geschichte aus der Antike – zumal es sich bei diesem Fund nicht nur um die bislang bedeutendste und monumentalste Ausbeute in der iberischen Archäologie handelt, sondern zugleich um einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis des damaligen Totenkults und der damaligen Kultur.

Heute zählen die Skulpturen zum Bestand des Museo Arqueológico Nacional de España in Madrid und können im Provinzmuseum von Jaén besichtigt werden (s. nachstehende Fotos).

Verschiedene Urnen, Vasen, Schalen – Fundstücke, die in der Grablege aus der Jungsteinzeit entdeckt wurden
(Brandbestattung 4. – 2. Jh. v. Chr.), können heute ebenfalls im Museum von Jaén bewundert werden.

Das sagenhafte Tartessos – das “Atlantis” Spaniens?

Das sagenhafte Königreich Tartessos (oder die Hafenstadt Tartessos) wird noch immer gesucht. Es gilt als Spaniens “Atlantis”!
Was weiß man heute darüber?
Das Kerngebiet lag vermutlich im unteren Guadalquivir-Tal – westlich der Straße von Gibraltar.
Der im Alten Testament mehrfach erwähnte Ort Tarschisch soll mit Tartessos identisch sein.
In der Antike war Tartessos für seinen sagenhaften Metall-Reichtum (vor allem Silber) bekannt.
Der deutsche Althistoriker und Archäologe Adolf Schulten suchte zeitlebens wie besessen nach Tartessos, einem Ort, von dem der griechische Geschichtsschreiber Herodot um 460 v. Chr. schrieb:

Kolaios von Samos wollte nach Ägypten segeln, doch ein Ostwind trieb sie von ihrer Route und sie hielten, von einem Gott geführt, nicht eher als hinter den Säulen des Herkules, so kamen sie nach Tartessos. Die Gegend war damals noch nicht ausgebeutet und sie kamen zurück mit der wertvollsten Ladung, die bis dahin je ein Grieche erlangte …”

Tartessos entdeckte Adolf Schulten nicht, wohl aber (im Jahr 1924) die Ruinen einer eigenständigen Vorgängerkultur aus dem 26. – 13. Jh. v. Chr.

In der heutigen Geschichtsschreibung bezeichnet man die endbronzezeitliche und früheisenzeitliche Kultur Südspaniens als tartessisch. Die Entwicklung dieser Kultur ist aber auch vom Handel mit den Phöniziern (Tyros) geprägt. Im 6. bzw. frühen 5. Jh. v. Chr. bricht die tartessianische Kultur jäh ab. Möglicherweise wurde sie von den Karthagern zerstört, die die phönizische Kolonie Gadir (heute Cadiz) übernommen hatten.
Die Tartessos stellten kunstvolle Objekte und Dekorationsgegenstände her, wie die nachstehenden Bilder zeigen:
Das Tartessische Gesicht von El Turuñuelo (Badajoz) und eine Keramik aus der tartessianischen Epoche (um 850–550 v. Chr.)

Wer waren die Iberer?

Die Iberer, die vermutlich aus Nordafrika kamen, waren ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. bis um das 1. Jh. v. Chr. die vorrömischen Bewohner des Ostens und Südens der Iberischen Halbinsel, darunter das heutige Andalusien, die Provinzen Murcia und Valencia, Teile von Aragon und Katalonien. Der Name Iberia ist zwar erst zur Zeit des 2. Punischen Krieges (218 – 201 v. Chr.) nachweisbar, ist jedoch älter als die Bezeichnung Hispania. Er geht vermutlich auf die antike Benennung des Flusses Ebro (griechisch Iber) zurück. Ursprünglich bedeutete Iberia nur das von den Iberern besiedelte Gebiet – seit dem 2. Jh. v. Chr. wird jedoch die ganze Pyrenäenhalbinsel so benannt. Die Iberer besaßen eine eigene, nicht indogermanische Sprache, die sie in einem eigenen Schriftsystem aufzeichneten, das noch nicht dechiffriert werden konnte. Es existierten sog. Stadtstaaten mit einer Elite aristokratischer Krieger, die ihre Macht über die Bauern und Handwerker ausübten. Sie besaßen auch eine eigene Währung und hatten Fertigkeiten in der Metallverarbeitung, auch in der Verarbeitung von Bronze. Ihre künstlerischen Hinterlassenschaften (griechische Ausbildung der Bildhauer?) bestehen in der Hauptsache aus Skulpturen (Beispiele: Die Dama de Elche, die Dama de Guardamar oder die Dama de Baza. Ihre Werke kann man in Jaén, in Córdoba oder aber in Madrid bewundern (Museo Arquelógico Nacional de España).

Das Empfangszentrum von Cerrillo Blanco

Die archäologische Stätte Cerrillo Blanco – eine der Stationen der Kulturroute “Viaje al tiempo de los Ìberos” (eine Reise in die Zeit der Iberer) – verfügt über ein
modernes Empfangszentrum, das sich an der Straße von Porcuna nach Arjonilla am Kilometerpunkt 1 befindet.
Eintritt frei; geführte Besichtigungen möglich;

Öffnungszeiten bitte im Netz erfragen.

Weitere interessante Orte in Andalusien:

Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien):

Cordoba – 4 tlg. Artikel (2024)

Oratorio Rupestre de Valdecanales: Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei

Càstuolo – im Streit zwischen Karthago und Rom, archäologische Ausgrabungsstätte

Munigua – Stolze Römerstadt in Andalusien

“Spiel mir das Lied vom Tod” – in der Wüste von Tabernas

Kennen Sie auch schon Las Negras? 

Link zu Reiseblog – Frankreich
Link zu Reiseblog – Südfrankreich
Link zu Reiseblog – Spanien
Link zu Frühe Epochen, Götter & Antike

Link zu: Leseproben Thriller und Historische Romane von Helene L. Köppel

Links zu:
Frühe Epochen, Götter & Antike
Spannende Entdeckungen in Frankreich
Faszinierende Orte in Spanien



“Spiel mir das Lied vom Tod” – in der Wüste von Tabernas

Hervorgehoben

Die Wüste von Tabernas liegt in Andalusien (Spanien), in der Provinz Almería. Sie erstreckt sich über 280 km² und zählt zu den sog. “Halbwüsten” mit seltenen und bestandsbedrohten Tier- und Pflanzenarten. Seit 1989 ist hier auf einer Fläche von 115 km² ein Schutzgebiet des europäischen Netzes Natura 2000 ausgewiesen, das nach spanischem Recht als Naturpark gilt.
Es ist die arideste* Region in Spanien und in ganz Europa; eine Art Strauchsavanne, d.h. für Baumwuchs viel zu trocken. (Tamariskenartige Gehölze/Kakteen/ Büsche).
(* im vieljährigen Mittel ist der Niederschlag geringer als die Verdunstung.)

Bitte anklicken zum Vergrößern!

Das Schutzgebiet Tabernas-Wüste ist für Privatfahrzeuge verboten!

Auf eigene Faust darf die Wüste von Tabernas (ein sog. Badland) nicht besichtigt werden;
hier hat das Mittelmeer vor etwa 12 Millionen Jahren seine Spuren hinterlassen,
d.h. die Hänge sind nicht sehr stabil (Sand).

Im Netz werden jedoch interessante TOUREN MIT GELÄNDEWAGEN angeboten.
(Beste Reisezeit Herbst – Frühling!)

Hollywood lässt grüßen: Die Wüste von Tabernas als Filmkulisse

Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem sog. “Wilden Westen” in Nordamerika dient die Wüste von Tabernas seit den 1950er Jahren (bis heute!) als Drehort zahlreicher Filme und Western: Lawrence von Arabien wurde beispielsweise hier gedreht, und auch Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, bei dem eine entscheidende Szene in der Bucht von Monsul gefilmt wurde.

Die Maurenburg von Tabernas

Der etwa 4000 Einwohner zählende Ort Tabernas blickt auf eine prähistorische Ära zurück. Der ursprüngliche Name – Thabernax – kommt vermutlich aus der Zeit der griechischen Kolonisation, weil die griechischen Truppen in den hiesigen Schänken und Tavernen verköstigt wurden.
Zur Abwehr von Piratenangriffen errichteten die Mauren hier eine stattliche Burg.
Die Blütezeit erlebte Tabernas im 19. Jh., als in der Gegend Blei abgebaut wurde.

WESTERN LEONE in der Tabernas-Wüste (nach Sergio Leone benannt!)

Das beim gleichnamigen Ort Tabernas gelegene FORT WESTERN LEONE (25 km von Almería entfernt) ist das kleinste Westerndorf von ins gesamt 15 Dörfern, die es einmal gab.
Wie FORT BRAVO diente auch WESTERN LEONE als Kulisse für z.B. Vier Fäuste für ein Halleluja, für Winnetous Rückkehr, Der Schuh des Manitu usw.
Nach den jeweiligen Dreharbeiten blieben die Kulissen zur Freude von Film- und Westernfans stehen: die alten Geschäfte, die Bank, das Fort der Kavallerie, die Ställe, der Saloon, die Kirche. Alles ist begehbar; und in das Gefängnis kann man sich zur Not selbst einweisen, die Türen stehen offen. Ein Testen des Galgens sollte jedoch besser unterbleiben! 🙂

In der Saison werden hier Live-Shows angeboten, spektakuläre Stunts, Vorführungen mit Pferden, Kutschentouren, Eselreiten und weitere Belustigungen für Kinder
Geöffnet ist ganzjährig von 9 bis 18 h. Eintrittspreise bitte im Netz erfragen.

Anfang Mai 2024 war im “Wilden Westen von Leone” jedoch nix los:
Aber gerade das Zusammenspiel der “verschnarchten” Kulisse mit der grandiosen Landschaft machte den Reiz aus:
WÜSTENSTILLE – und dennoch glaubte man mitunter “feindliches Pferdegetrappel” zu hören.
Howgh! 🙂

Der Saloon von WESTERN LEONE

Urig ging es auch im Saloon zu, wo die alten Filmplakate für die Italo-Western bestaunt werden können – und wo unter vergilbten Reward-Plakaten (500 $ für Jesse James) ein moderner Zigarettenautomat hängt.
Dass man beim Anblick von Charles Bronson auf der Stelle die Melodie von “Spiel mir das Lied vom Tod” im Ohr hat, verwundert wohl niemanden! 🙂

And last but not least:
Sechs “filmreife Thriller”, die “echte” Hochspannung versprechen! 🙂

Kennen Sie schon Las Negras? Nein? Dann bitte hier klicken!

Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien):

Oratorio Rupestre de Valdecanales: Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei

Càstuolo – im Streit zwischen Karthago und Rom, archäologische Ausgrabungsstätte

Cordoba – 4 tlg. Artikel (2024)

Munigua – Stolze Römerstadt in Andalusien

Link zu Reiseblog – Frankreich
Link zu Reiseblog – Südfrankreich
Link zu Reiseblog – Spanien
Link zu Frühe Epochen, Götter & Antike

Die Bucht von Mónsul: Indiana Jones und Cleopatra lassen grüßen …

Unvergleichliche Filmkulisse

Die Bucht von Mónsul liegt wenige Kilometer südwestlich von San José an der Küste Andalusiens im Naturpark Cabo de Gata, in unverbautem Gebiet.
Die große Düne aus feinem grauen Sand ist ca. 300 m lang und 45 m breit. Sie gilt als eine der schönsten Strände Spaniens. Ein Anblick, der im Gedächtnis haften bleibt.
Genau vor diesem markanten Felsen (s. Foto) wurde im Jahr 1989 eine Szene aus Indiana Jones und der letzte Kreuzzug gedreht, in der Sean Connery (als Henry Jones Sr) ein Kampfflugzeug der Luftwaffe zum Absturz bringt, indem er die Möwenschar, die sich im Sand niedergelassen hatte, mit einem Regenschirm erschreckt.

Weitere berühmte Filme, die hier am Strand von Mónsul gedreht wurden, sind Antonius und Cleopatra (1972), Die unendliche Geschichte (1984), Die Abenteuer des Baron Münchhausen (1988) und Sprich mit ihr (2002).

Link zum Filmausschnitt mit Sean Connery:
//youtu.be/1J4RRi00dMI

Die wilde unberührte Landschaft rings um diese Düne ist vulkanischen Ursprungs und vielleicht einzigartig in Andalusien. Beim ersten Anblick beschleicht einen das Gefühl, sich auf einem anderen Planeten zu befinden. Und an diesem Eindruck soll sich, wie man liest, auch in der Zukunft nichts ändern: Wildparken ist ausgeschlossen. Im respektvollen Abstand zur schützenden Natur hat man einen großen Parkplatz errichtet, der über eine einzige (etwas holprige) Zufahrt zu erreichen ist.
Vom Parkplatz aus geht es dann zu Fuß weiter, mitten durch die mit Agaven und Hartgras bewachsene herrliche Dünenlandschaft.
(In der Saison fährt zusätzlich ein Shuttle-Bus vom 4 km entfernten San José und dem Strand hin und her.)

Tipp für Fotografen: Der Sonnenauf- und Untergang soll der beste Zeitpunkt sein, um hier aufsehenerregende Bilder zu machen.

Kennen Sie schon Las Negras? Nein? Dann bitte hier klicken!

Reiseziele in der Umgebung von Córdoba (Andalusien):

Oratorio Rupestre de Valdecanales: Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei

Càstuolo – im Streit zwischen Karthago und Rom, archäologische Ausgrabungsstätte

Cordoba – 4 tlg. Artikel (2024)

Munigua – Stolze Römerstadt in Andalusien

LESEN hält wach, garantiert!
“Abkehr”, Thriller (Romanschauplätze: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko
“Adieu, Marie! – Die Briefe” (Historisch: Rennes-le-Château-Roman 2)

Zurück zu: Autorin/Vita – Romane