Romanschauplatz Rocamadour – wichtige Etappe auf dem Weg nach Compostela

Rocamadour, der Einsiedler Amadour und die wundersame Kapelle

Rocamadour (auch Roc-Amadour oder lateinisch: Rupes Amatoris), ist eine französische Gemeinde mit ungefähr 600 Einwohnern im Département Lot in der Region Okzitanien. Hier treffen die historischen Provinzen Querzy und Périgord aufeinander. Der berühmte Wallfahrtsort liegt auf einer Steilklippe oberhalb des Alzou-Tals und im Naturpark Causses du Querzy.
Die Ursprünge der Wallfahrt reichen bis in die vorchristliche Zeit zurück (Verehrung der Göttin Sulevia/Kybele).
Als im Jahr 1166 ein unverwester Leichnam in einem alten Grab an der Schwelle der Marienkapelle gefunden wurde, glaubte man den legendären Einsiedler Amadour gefunden zu haben. Amadour soll mit Martialis von Limoges* Mitte des 3. Jahrhunderts nach Gallien gekommen und sich als Einsiedler unter dem Felsen niedergelassen haben. Angeblich hat er aus einem Baumstamm eine Marienfigur geschnitzt, die seitdem in Rocamadour verehrt wird. (Eine andere Legendenfassung erzählt von einem aus Ägypten gekommenen Einsiedler.)
Berichte über verschiedene Wunder, die sich hier ereignet haben sollen, machten Rocamadour weltweit bekannt. Auch der Heilige Ludwig, König von Frankreich (1226-1270), seine Brüder und seine Mutter Blanche von Kastilien machten sich im Mai 1244 auf eine Pilgerfahrt nach Rocamadour.
Weitere bekannte Wallfahrer waren der heilige Dominikus, der heilige Bernhard von Clairvaux und der Philosoph Raimundus Lullus.

  • Martial von Limoges (auch Martialis) war gemäß der Überlieferung der Katholischen Kirche der erste Bischof von Limoges.

Die kleineren Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

In meinem Psychothriller “Talmi” macht sich eine Handvoll “Gralsforscher” auf die Suche nach den mysteriösen Cagoten. Auf ihrer Reise besuchen sie auch Rocamadour …
Nachstehend ein kleiner
Romanauszug:

Über die berühmte Wallfahrtsstätte Rocamadour, im Hoch-Quercy gelegen, wäre viel zu berichten gewesen, hätte es den Gralsforschern an diesem Tag nicht an Schwung gefehlt. Wir waren zu müde und zu faul …, schrieb Lisa Söllner in ihr Tagebuch. “Irgendwie erschöpft …” Daher folgten nur ein paar kurze, Rocamadour nicht wirklich gerecht werdende Zeilen, die andererseits für den vorliegenden Fall kaum Relevanz besaßen. Der Vollständigkeit halber soll Söllners Eintrag dennoch hier seinen Niederschlag finden:

Im Heiligtum, kühn an einen 150 Meter hohen Felsen gehängt”, schrieb sie, entdeckt man in einer sogenannten ‘wunderwirkenden Kapelle’ eine wild aussehende, vor allem von Compostela-Pilgern hochverehrte Schwarze Madonna, einer ägyptischen Bastet Göttin nicht unähnlich, wie Nigel meinte; sie wird schwer bewacht, steht hinter Glas. Der Heilige Amadour (Zöllner Zachäus? Nachlesen!!!), dessen Gebeine hier begraben sind, soll die Jungfrau aus einem Baumstamm geschnitzt und sie in die Gruft der hiesigen Göttin Sulevia = Kybele (!) gestellt haben. Außerhalb des Heiligtums, hoch über unseren Köpfen, um ein Haar hätten wir es übersehen, steckte mitten im Fels ‘La Durandal’, das berühmte, leider heute völlig verrostete Rolandsschwert. (Es kommt ebenfalls im Atta Troll zur Sprache – ist das nicht verrückt?) Erwähnenswert ist auch eine wundersame Glocke aus dem 9. Jahrhundert, die bei Seenot immer dann von selbst läutete, wenn die Matrosen die Schwarze Madonna von Rocamadour anflehten. O Wunder über Wunder!” 😉 😉 😉
Hinter die letzte Bemerkung hatte Lisa drei augenzwinkernde Smilies gesetzt.
Ein Nachtrag bezog sich auf die Schwarze Madonna: “Im französischen Reiseführer nachgelesen – Die ursprüngliche Madonna aus Zedernholz galt als gestohlen. Man hat sie 1794 in einem alten Archiv wiederentdeckt. Zu Pfingsten sollte sie aufgrund ihres wilden Aussehens (!) auf dem Place du Martouret verbrannt werden. Die Figur stand bereits in Flammen, als man ein Geheimfach entdeckte, in dem sich ein Pergament befand. Doch auch dieses wurde zu Asche, noch bevor jemand einen Blick darauf hatte werfen können. Wie schade!!!

Die “wunderwirkende” Marienkapelle von Rocamadour
und die Schwarze Madonna “Notre Dame de Rocamadour”

Die bedeutendste der sieben Kirchen, die sich im “Heiligen Bereich” von Rocamadour befinden, ist die Marienkapelle, die direkt über der Krypta des Heiligen Amadour steht. Die heute dort verehrte Madonna stammt vermutlich 9. Jahrhundert. Sie ist aus Walnussholz geschnitzt, ungefähr 66 cm hoch und steht gut geschützt hinter Glas über dem Altar. Repliken (z.B. die nachstehenden Aufnahmen aus dem Jahr 2006) zeigen sie im unbekleideten Zustand.
Folgende Wunder werden ihr zugeschrieben: Sie erweckt ungetaufte Babys wieder zum Leben, verleiht Fruchtbarkeit, befreit Gefangene und beschützt Seeleute. (Foto unten, Schiffe). Im Jahr 1534 befestigte der Seefahrer Jacques Cartier auf dem Mast seines nach Kanada segelnden Schiffes als Schutz vor Unwettern die Fahne der Madonna von Rocamadour.
Ein Benediktiner schrieb im 12. Jahrhundert die ersten Wunderberichte nieder.

Erwähnt werden sollte an dieser Stelle auch die Basilika Saint-Sauveur in Rocamadour, die – gemeinsam mit der Krypta – seit 1998 als Teil des Weltkulturerbes der UNESCO “Jakobsweg in Frankreich” ausgezeichnet ist. Daneben gibt es noch drei weitere Kapellen: St. Jean-Baptiste, St. Blaise, St. Anne und St. Michel.


Die Schwarze Madonna von Rocamadour wurde verehrt und zugleich gefürchtet: Angeblich soll sie im 8. Jahrhundert “die Ungläubigen überall” in die Flucht geschlagen haben. Im Jahr 1212 brachte sie der Legende nach den Heeren von Aragon, Kastilien und Navarra den Sieg von Navas de Tolosa.
Und kein Geringerer als Simon von Montfort (1164-1218), Graf aus der Île-de-France, später zeitweise Vizegraf von Béziers und Carcassonne, Herzog von Narbonne und Graf von Toulouse, machte sich als Heerführer des Albigenserkreuzugs (nachdem seine Soldaten das halbe Land verwüstet, die Ölbäume der Katharer entzwei geschlagen und die Weinstöcke herausrissen hatten) auf den Weg nach Rocamaour – wo er vor der Madonna auf die Knie sank und um seinen Seelenfrieden bat.

(s. a. “Sancha – Das Tor der Myrrhe”, Seite 148)
Unterhalb des Altars soll sich ein alter Druidenstein befinden.

Es gibt auch ein Insignum der Schwarzen Madonna von Rocamadour (links oben), wo sie auf einem Thron sitzt und in der Hand ein mit Lilien verziertes Zepter hält (so die Beschreibung). Das Insignum ist von einer Mandorla* umgeben.
Solche Abzeichen und Medaillen wurden im Mittelalter in der Rue de la Mercerie in Rocamadour hergestellt und an die Pilger verkauft, die es – neben der Jakobsmuschel – an ihren Hut oder ihr Gewand hefteten.

*Mandorla (ital. für “Mandel”) ist ein Begriff aus der Kunstgeschichte und bezeichnet eine Aura (Aureole) rund um eine ganze Figur. Von Ausnahmen abgesehen sind Mandorlen Christus vorbehalten.

Hochzeit in Rocamadour – und zugleich Nagelprobe? 🙂

Rocamadour – die Gartenanlage mit einer Statue, die vielleicht (?) an die Göttin Sulevia* erinnern soll, einer Totengottheit (Kybele), der in grauer Zeit Menschen geopfert wurden.
(Wobei die überkreuzten Arme auch an das Machtsymbol der Pharaonen erinnern.)

Rocamadour – zur “blauen Stunde” im Dorf, das unterhalb des Heiligtums liegt

Hier schmiegen sich die mittelalterlichen Häuser von Rocamadour an die steilen Abhänge über der Schlucht des Flusses Alzou.
Die Besucher können entweder die Große Treppe zum Heiligtum (Sanctuaire) hinaufsteigen – oder aber, ganz bequem, einen Personen-Aufzug nach oben nehmen.

Mit einem letzten Foto, das “Rocamadour bei Nacht” zeigt, bedanke ich mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!

Einige Hinweise zum Schluss:

Sehenswert ist auch die Basilika Saint-Sauveur, die zusammen mit der Krypta seit 1998 zum Weltkulturerbe “Jakobsweg in Frankreich” zählt.
Ein Museum mit sakraler Kunst (zahlreiche Reliquienschreine, Gemälde und Statuen).
Ein Zentrum für geistliche Musik, das Konzerte ausrichtet.
Eine Burg aus dem 14. Jahrhundert, die sich auf dem Gipfel des Berges befindet. Auf diesem Plateau wurde 2013 ein Campingplatz für jugendliche Pilger und Pfadfinder eröffnet (400 Plätze)
In der Umgebung von Rocamadour ist der Dolmen de Magés zu finden.
Weitere Sehenswürdigkeiten: Raubvogelschutzzentrum, Affenwald, Taubenturm.


Giverny – in den Gärten von Claude Monet

Claude Monet

Claude Monet (1840 in Paris – 1926 in Giverny) war ein französischer Maler des Impressionismus.
Berühmt sind aber nicht nur seine Werke, sondern auch seine beiden Gärten, die er mit eigener Hand in dem französischen Dorf Giverny, im Département Eure (Normandie) angelegt hat.
Diese Gärten war für ihn ein einziger Quell der Inspiration.

Der Blumengarten des Malers

Der Blumengarten des Malers – Clos Normand genannt – ist vor dem Haus angelegt, in dem er wohnte. Auf einer Fläche von etwa einem Hektar wechseln sich Blumenwiesen mit regelmäßigen Beeten ab, Obstbäume mit Zierbäumen, Sträucher mit Büschen, Kletterrosen mit langstieligen Stockrosen usw.
Ganz besonders beeindruckend sind die vielen Mohnblumen, worunter sich auch ganz seltene Sorten befinden.
Was Claude Monet wichtig war, waren die Farben

Die kleinen Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Der Wassergarten des Malers

Zehn Jahre nach seiner Ankunft in Giverny erwarb Monet ein benachbartes Grundstück, auf der anderen Straßenseite. Es wurde von einem kleinen Bach durchquert. Er ließ einen Teich graben, obwohl seine Nachbarn befürchteten, das die “seltsamen Pflanzen”, die er kaufte, das Wasser vergiften würden. Hier ließ sich Monet von japanischen Gärten inspirieren, die er von Holzschnitten her kannte und leidenschaftlich sammelte. Trauerweiden, eine japanische Brücke und weitere kleine Brücken, Glyzinien, aber vor allem Seerosen hatten es ihm angetan.
Wie getrieben, war Monet ständig auf der Suche nach seltenen Pflanzen, so dass er oft klagte, sein ganzes Geld ginge in seine Gärten.
Er liebte es, Blumen und Pflanzen nach ihren Farben zu kombinieren, ließ sie aber vorzugsweise frei wachsen.

Wissenswertes für Besucher (u.a. in Corona-Zeiten)

Das Anwesen ist seit September 1980 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Jährlich kommen oft mehr als 600 000 Besucher nach Giverny. Um die Pflanzen zu schützen, werden die Besucher auf Seitenalleen und gesonderte Wege geleitet, die jedoch rund um den Garten führen. Zum Wassergarten gelangt man durch eine Unterführung.
Fotografieren ist erlaubt, jedoch nur von den Gehwegen aus.

Die Fondation Claude Monet in Giverny öffnet aktuell wieder am 19. Mai 2021.
Die Gärten können täglich von 9.30 Uhr bis 18 Uhr besichtigt werden (bis 1. November).
Wegen Corona wird Besuchern empfohlen, ihre Eintrittskarten im Vorfeld online zu kaufen und einen Termin zu buchen.
Abstandhalten und das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung ist derzeit verpflichtend.
Das Mitbringen von Tieren ist untersagt, der Verzehr von Speisen und Getränken verboten.

Vielen Dank für Ihre Begleitung durch die Gärten von Giverny!

Ein Gang durch Salamanca – Teil 3

Die Plaza Mayor von Salamanca

Die Plaza Mayor von Salamanca befindet sich unweit der alten “Puerta del Sol”, einem Zugangstor der alten Stadtmauer. Sie ist der beliebteste Treffpunkt der Stadt. Allein aufgrund ihrer Größe zählt sie zu den prachtvollsten Plätzen Spaniens. Ihr früherer Name war “Plaza de San Martín”, benannt nach der gleichnamigen Kirche. Die alte Plaza war noch viel größer, so dass man sie damals als “größten Platz der Christenheit” bezeichnete. Hier fanden auch die Stierkämpfe statt.
Die heutige Plaza Mayor wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet. Als Erbauer gilt Alberto de Churriguera, der damals auch am Bau der Neuen Kathedrale mitwirkte. Die Glockenwand des Rathauses wurde hundert Jahre später erstellt. Die Plaza Mayor weist an der Ostseite, zwischen seinen Bögen, interessante Medaillons und Büsten auf, die spanische Könige und Persönlichkeiten aus der Kultur Salamancas zeigen.

Sollte es auch Sie einmal nach Salamanca verschlagen, dann genießen Sie unbedingt einmal die Abendsonne auf der Plaza Mayor – vielleicht bei einem Glas Vino Rosada!
An einem dieser Abende hier in Salamanca im Mai 2019 entstand die Idee für meinen neuen Roman “Alle Untiefen des Lebens”*.

*”Alle Untiefen des Lebens” erscheint im Winter 2021

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Die Päpstliche Universität – La Clerecía

Auch ein Besichtigungsrundgang in der “La Clerecía” ist vielversprechend, wenn man in Salamanca ist. Diese Universitätsschule wurde im Jahr 1611 von Königin Margarethe von Österreich (Gemahlin von Philipp III.) gegründet. Die Jesuiten, die schon damals eine eigene Schule in der Stadt besaßen, meinten eines Tages, eine viel größere verdient zu haben, die außerdem in der Nähe der Universität angesiedelt sein sollte. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1617, zogen sich aber über 150 Jahre hin (u. a. Probleme mit Grundstückseignern). Für die Durchführung des gewaltigen Vorhabens riss man kurzerhand eine Kirche, eine Kapelle und mehrere Wohnhäuser ab.
Nach der Ausweisung der Jesuiten im Jahr 1767 wurde die Kirche der Schule der Clerecía de San Marcos unterstellt. Seit 1940 ist in den Anlagen dieser alten Schule die Universidad Pontificia, die Päpstliche Universität untergebracht.
In der Mitte der Anlage befindet sich der sehenswerte Innenhof Claustro de Estudios, eines der großartigsten Werke des spanischen Barocks. Er erstreckt sich über drei Etagen, wobei die ersten beiden durch riesige Säulen miteinander verbunden sind. Die letzte Etage ist das Dachgeschoß.

Lassen Sie sich überraschen!

Foto oben: Blick auf die Kirche La Clerecía vom Innenhof der Päpstlichen Universität aus …

Das Conventio de San Esteban

Als sich im 13. Jahrhundert die Dominikaner in Salamanca niederließen, trat ihnen der Bischof die damals in einem miserablen Bauzustand befindliche “Kirche San Esteban” nebst einigen Grundstücken ab, die in der Flussebene lagen. Hier errichteten die Dominikaner eine neue Klosteranlage mit einer gotischen Kirche. Das Ensemble wurde zum Sitz der größten Universitätsschule der Dominikaner in Spanien. Von hier aus wurde die Reise des Christoph Kolumbus* nach Westindien vorangetrieben, und nach der Entdeckung der Neuen Welt waren es die Dominikaner von Salamanca, die alles daran setzten, die Eingeborenen zu missionieren.
Die herrliche Fassade mit Jakobsmuscheln, Phantasiewesen und anderen plateresken Zierelementen, gliedert sich in fünf senkrechte und drei waagrechte durch zwei Simse getrennte Reihen. Die Krönung bildet eine Darstellung des Leidenswegs. Medaillons zeigen Bildnisse von Dominikanerheiligen, das Mittelrelief die Steinigung des Heiligen Stephanus.

Fundstücke und Kuriositäten in Salamanca (z.B. im Colegio Mayor Fonseca)

Mit Christoph Kolumbus, dessen Statue sich mitten in Salamanca, auf der nach ihm benannten Plaza de Colon befindet, schließe ich meinen 4-teiligen Salamanca-Artikel!
Vielen Dank für Ihre Begleitung durch diese schöne Stadt!

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Ein weiterer virtueller Gang durch Salamanca: Teil 2: Alte und Neue Kathedrale usw. – oder Teil 4: Templerkirche San Marcos, Salamanca

Weitere magische Orte in der Umgebung von Salamanca – optimal für einen Tagesausflug mit dem Auto!
(z.B. Römerspuren, die älteste Kirche Spaniens, und Kirchen aus der Zeit der Westgoten, Templer usw.)

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Ein Gang durch Salamanca – Teil 2

Blick auf die Kathedrale von Salamanca

Neue Kathedrale von Salamanca –
Asunción de la Virgen

Die Neue Kathedrale von Salamanca (gotisch) befindet sich – leicht versetzt – oberhalb der Alten Kathedrale (romanisch). Der Anbau wurde im XVI. Jh. veranlasst, weil man in dieser Epoche den romanischen Stil nicht mehr schätzte, ja, für zu unbedeutend hielt, um die Stadt angemessen repräsentieren zu können.
Das Westportal wurde im Jahr 1670 leider durch eine neue, eher langweilige Fassade ersetzt. Auch an den Türmen wurden Veränderungen vorgenommen.
Die gesamte Westseite musste schließlich – nach dem Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 – neu verkleidet werden, da sie schwere Schäden erlitten hatte.
Auch das Kuppelgewölbe wurde durch das Erdbeben zerstört und musste abgetragen werden. Die Rekonstruktion ist seitdem stark mit Reliefs verziert.

Der Innenraum der Neuen Kathedrale von Salamanca beeindruckt nicht zuletzt aufgrund seiner Größe und Pracht, so dass man in Kunstkreisen Vergleiche mit der Kathedrale von Sevilla zieht.

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Alte Kathedrale von Salamanca
– Santa Maria de la Sede

Die Alte Kathedrale von Salamanca (Romanisch) steht ihrerseits auf dem Grundstück der alten westgotischen Hauptkirche. Mit ihrer Planung wurde in den 40er und 50er Jahren des XII. Jh. begonnen. Der Grundriss hat die Form eines lateinischen Kreuzes mit drei Schiffen, die in halbkreisförmige Absiden auslaufen. Die alte Kathedrale erreicht man vom Inneren der Neuen Kathedrale über eine Treppe. Die romanisch-frühgotische Kirche erhielt im Jahr 1854 den Rang einer Basilica minor. Seit 1988 ist sie Teil der UNESCO-Weltkulturstätte in der Altstadt von Salamanca. Das Langhaus ist 52 Meter lang und das Mittelschiff fast 17 Meter hoch. Der Nordturm mit den Glocken gehört sowohl zur Alten als auch zur Neuen Kathedrale. Er erhielt seine Gestalt erst im 18. Jahrhundert, nach dem Erdbeben von Lissabonn (1755).
Beachtenswert ist die gotische Wandbemalung, die zu den hervorragendesten ihrer Art in Europa zählt.

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Virgen de la Vega –
Die Schutzpatronin von Salamanca

Im Mittelpunkt des Altarretabels, das dem florentinischen Maler Dello Delli zugeschrieben wird und aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt, steht die Virgen de la Vega, die Schutzpatronin von Salamanca, die aus dem gleichnamigen Kloster in die Alte Kathedrale gebracht wurde. Die spätromanische Statue aus dem 13. Jahrhundert besitzt einen verkupferten, mit Cobochon-Gemmen und Limosiner Email verzierten Holzkörper. In der Halbkuppel oberhalb des Retabels (s. oben) ist das Jüngste Gericht dargestellt. Das Mitte des 15. Jahrhunderts entstandene Fresko stammt von Nicolás Florentino und passt sich, im Gegensatz zu den übrigen Retabeln, bereits vollständig an die italienische Renaissance an.

Kuriositäten an der Portada de Ramos – Nordseite der Neuen Kathedrale in Salamanca

An der Nordseite der Kathedrale, am Portal de Ramos, befindet sich ein schönes Relief, auf dem der Einzug in Jerusalem abgebildet ist. Der Künstler ist Juan Rodríguez, der auch das Relief an der Portada del Nacemiento geschaffen hat.
Vergnüglich sind die Kuriositäten anzusehen, die sich ebenfalls am Portal de Ramos befinden: Ein Astronaut, ein Luchs, ein Stier, ein eisschleckender Drache, ein Flusskrebs, ein Storch und ein Hase. Es ist alter Brauch in Salamanca, dass man bei jeder Restauration ein neues kurioses Element hinzufügt.

Das Grüne Salamanca –
Der Huerto de Calixto y Melibea

Es gibt nicht nur alte Steine zu bewundern, in dieser sehenwerten Stadt – ein Muss ist auch der Besuch des Huerto de Calixto y Melibea, einer der beschaulichsten Gartenanlagen von Salamanca, in unmittelbarer Nähe der Kathedrale liegend. Die Pilger, die hier in der benachbarten Herberge übernachten, wissen die grüne Oase zu schätzen. Die Parkanlage mit ihrer üppigen Vegetation erinnert an die Gartenanlagen früherer Paläste, der Name an die Komödie La Celestina, besser bekannt unter dem Namen “Comedia de Calisto y Melibea” von Fernande de Rojas. Der Autor dieses Theaterstücks studierte in Salamanca und behauptete, hier ein unvollendetes Manuskript gefunden zu haben, das er zu Ende geführt hat. Vom Huerto de Calixto blickt man hinunter auf die Flussebene des Tormes.

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Jetzt aber unbedingt eine kleine Stärkung – eine Tasse Kaffe und ein paar knusprige Churros?
Rezept für den Brandteig: 150 ml Wasser, 50 ml Milch, 2 EL Butter, je 1 Prise Zucker und Salz, 120 g Mehl, 2 Eier …
Buen apetito!


Das sollte man vielleicht noch wissen:
Die Kathedrale von Salamanca liegt nur wenige Gehminuten von der Plaza Mayor entfernt. Die Neue und Alte Kathedrale von Salamanca ist täglich geöffnet. Der Eintrittspreis beinhaltet einen Audioguide sowie den Besuch des Kreuzgangs und des Museums. Kinder, Studenten und Rentner erhalten eine Ermäßigung.

Verkehrsnetz:
Salamanca ist an das spanische Autobahnnetz angeschlossen. In Nord-Süd-Richtung (z.B. Zamora/Cáceres) verläuft die A-66, nach Westen (Ciudad Rodrigo und Portugal) die A-62, die umgekehrt in Richtung Nordosten nach Valladolid führt. Nach Osten (Richtung Ávila) verläuft die A-50.

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Ein weiterer virtueller Gang durch Salamanca: Teil 3: Plaza Mayor, Clerecía, San Esteban etc./ oder in die
Templerkirche San Marcos, Salamanca

Magische Orte in der Umgebung von Salamanca – optimal für einen Tagesausflug mit dem Auto: (z.B. Römerspuren, die älteste Kirche Spaniens und Kirchen aus der Zeit der Westgoten, Templer usw.)

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Ein Gang durch Salamanca – Teil 1

Hospital General de la Santísima Trinidad

Salamanca ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der autonomischen spanischen Region Kastilien-León. Im Jahr 1988 wurde die Stadt, die 145 000 Einwohner zählt, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. 2002 war Salamanca zusammen mit Brügge Kulturhauptstadt Europas. Die Stadt liegt ca. 215 km nordwestlich von Madrid, auf 800 m Höhe im Nordteil der iberischen Hochebene (meseta), am Nordufer des Rio Tormes.
Salamanca befindet sich in strategischer Lage am Schnittpunkt wichtiger Verbindungswege zwischen dem Norden und dem Süden der Halbinsel.

Die kleinen Fotos können alle vergrößert werden, es lohnt sich!

Zur Geschichte von Salamanca

Die Einfriedung Salamancas geht auf die Jüngere Eisenzeit zurück. Im Jahr 219 v. Chr. durchquerte Hannibal mit seinen Schlacht-Elefanten die damalige Siedlung. Zur Zeit der Römer und Westgoten entwickelte sich “Salmantica” und erlangte bald den Status der Civitas. Nach der Invasion der Mauren im 8. Jahrhundert geriet die Stadt in Vergessenheit. Erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts gewann sie wieder an Ansehen und wurde auf Anordnung König Alfons VI, der seinen Schwiegersohn Raimund von Burgund mit dem Vorhaben betraute, neu besiedelt. Jetzt zogen vor allem Franken, Galicier und Bewohner der Stadt Toro nach Salamanca, wobei die wichtigsten romanischen Pfarrkirchen errichtet wurden. Einige sind bis heute erhalten.
Seine Blüte erlebte Salamanca im 16. Jahrhundert. Im Jahr 1524 wurde der Bau von Kirche und Kloster San Esteban begonnen; zur gleichen Zeit entstand die neue Kathedrale und auch die Universität genoss jetzt internationales Ansehen.

Die Universität von Salamanca

Im Jahr 1218 erfolgte die Gründung des Estudio General, der Universität von Salamanca. Es entstanden zahlreiche Ritterorden, religiöse Ordensgemeinschaften, Universitätsschulen. Die Einwohnerzahl der Stadt stieg beträchtlich. Ihre bedeutendste Blüte erlangten die Stadt und ihre Universitäten im XVI. Jahrhundert. Zu dieser Zeit entstanden die herrlichen Gebäude im überreichen plateresken Stil der spanischen Renaissance.
Die erste Studentin an der Universität von Salamanca war Beatriz Galindo (1465-1535), später Lehrerin für Latein und Grammatik der Königin Isabella der Katholischen und Hauslehrerin ihrer Kinder. Mit fünfzehn Jahren konnte Beatriz nicht nur die klassischen Texte gut lesen und übersetzen, sondern auch mit großer Korrektheit und Geläufigkeit in dieser Sprache sprechen und schreiben. Diese Begabung trug ihr den Beinamen La Latina ein. Sie sprach zudem fließend Altgriechisch und verehrte Aristoteles.
Interessant auch Luisa de Medrano (1484-1527), die in Salamanca als erste Professorin an einer spanischen Universität Latein lehrte.
Die Escuelas Mayores, also die Hauptuniversität – es gibt unzählige weitere Universitätsgebäude in der Stadt – kann als anschaulicher Vertreter des plateresken Stils betrachtet werden. Diese Stilrichtung, die ganz dem Geschmack der spanischen Kunst in dieser Epoche entspricht, verbindet eigene Züge mit Elementen der Renaissancekunst und gotischen Anklängen. Erbaut wurde die Universität in den 20er Jahren des XVI. Jahrhunderts. Das doppelte Tor (Foto unten) soll den Gegensatz zwischen Tugend und Laster darstellen und den StudentInnen den rechten Weg weisen. In diesem Sinne ist auch das Bildnis des Frosches auf dem Totenkopf zu verstehen, das die Flüchtigkeit der fleischlichen Lust darstellen soll. Heute hat sich unter den StundentInnen ein ganz besonderer Brauch durchgesetzt: Jeder oder jede muss vor Antritt des ersten Semesters diesen Frosch suchen, denn angeblich wird derjenige, der ihn (versteckt, hoch oben) gefundet hat, sein Studium mit Erfolg abschließen.



Übrigens: Die Abschlussexamen der Universität fanden früher in der Kapelle der Heiligen Barbara (Alte Kathedrale) statt. In jener Zeit musste jeder Student/jede Studentin die ganze Nacht vor der Prüfung in der Kapelle auf dem Grabstein des Bischofs Lucero gelehnt verbringen. Bestand man das Examen, wurde man durch das Haupttor der Kathedrale hinausgetragen und mit einem Stierkampf geehrt. Mit dem Blut des Stieres wurde dann der Name des neu ernannten Doktors mit dem Zeichen des Siegers an die Wand geschrieben. Rasselte man durch, musste man die Kathedrale durch die Puerto de los Carros verlassen.

Der Verraco von Salamanca

Mit dem spanischen Wort Verraco werden verschiedene aus Granitblöcken gefertigte Tierskulpturen aus dem 5. – 3. Jh. vor Christus bezeichnet, die man in ehemaligen Siedlungsgebieten der Kelten (hier Vettonen) findet, also im heutigen Westen Spaniens und im Nordosten Portugals.
Der Verraco von Salamanca befindet sich neben der römischen Brücke am Rio Tormes. Er wurde auf den nahegelegenen archäologischen Ausgrabungsstätten auf dem Cerro de San Vicente gefunden und sollte einst wahrscheinlich das Vieh der Bauern schützen. Es handelt sich um eine Figur ohne Kopf, deren Körper der eines Stieres oder Ebers ähnelt.

Das Kloster Santa Clara

Das Konvent Santa Clara wurde im Jahr 1238 gegründet. Aus diesem Jahrhundert stammt auch die Kirche, die jedoch mehrmals umgebaut wurde. Die alten Fresken aus dem 12. – 18. Jh. wurden teilweise erst 1976 wiederentdeckt. Sie stellen Szenen aus dem Leben der Heiligen und Märtyrer dar. Beeindruckend ist auch bemalte Dachgestühl auf dem Giebeldach mit Querbalken und Deckentäfelung. Es ist hinter dem falschen Gewölbe verborgen; während der Führung kann man dort hochklettern und fotografieren. Im ältesten Teil des Kreuzgangs sind einige Säulen aus der sehr frühen Gotik erhalten, die noch an den romanischen Stil erinnern. Es existiert hier auch ein kleines Museum, in dem volkstümliche Krippen gezeigt werden.

Drei schöne Märtyrerinnen im Kloster Santa Clara: Von links Katharina (Radspeiche), mittig Lucia (Augen auf der Schale) und rechts Barbara (Turm im Hintergrund)

Der Bericht über die Alte und Neue Kathedrale von Salamanca befindet sich im zweiten Teil meines Reiseberichts über Salamanca:
Ein Gang durch Salamanca, Teil 2

Zum Schluss noch ein kleiner Bummel zum Torre del Clavero (einer der Schauplätze meines neuen Romans), ein kühler Drink –
und dann eine überraschende Einladung zum Polterabend!

*** Felicitaciones! ***

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Salamanca hat viel zu bieten:
Teil 2 (Neue und Alte Kathedrale etc.)
Teil 3 (Plaza Mayor, Clerecía, San Esteban etc.)
oder aber Salamanca: Templerkirche San Marcos!

Magische Orte in der Umgebung von Salamanca – optimal für einen Tagesausflug mit dem Auto: (z.B. Römerspuren, die älteste Kirche Spaniens, und Kirchen aus der Zeit der Westgoten, Templer usw.)

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Die Kathedrale von Chartres – “wo das Suchen zur Sucht wird”

– Einst ein vorchristlicher Kultplatz –

“Die Kathedrale von Chartres – wo das Suchen zur Sucht wird” – so beschreibt der Autor Louis Charpentier (1905-1979) diesen besonderen Anziehungspunkt, neunzig Kilometer südwestlich von Paris. Charpentier war ein Suchender, hat sich zeitlebens mit den Rätseln der Vergangenheit und mit verloren gegangenem Wissen beschäftigt. Fragen gestellt.
Die Kathedrale von Chartres ist unbestritten eine der geheimnisvollsten Kathedralen Frankreichs – und damit eine Herausforderung für Generationen. Mit ihrer Architektur, den leuchtenden Glasfenstern und den unvergleichbaren Gewändeskulpturen erinnert sie mich an einen nie enden wollenden Roman, der jedoch so spannend ist, dass man mit dem Lesen sowieso nicht aufhören kann. In jedem Kapitel, auf jeder Seite, die man aufschlägt, entdeckt man etwas Neues, das man bewundern, erforschen oder analysieren kann. So ist Chartres.
Ich selbst war dreimal vor Ort, stehe aber, das gebe ich gerne zu, noch immer am Anfang meiner Entdeckungen.

Neugierig darauf, wie frühere Menschen diese Kathedrale gesehen und beschrieben haben, stieß ich, neben Charpentier, auf den Bildhauer Auguste Rodin, der sie die “Akropolis Frankreichs” nannte, auf den Autor Joris-Karl Huysmans (1848-1907), der einen Roman über sie schrieb, und nicht zuletzt auf den Pariser Maler Jean-Baptist Camille Corot (1796-1875), der sie im Jahr 1830 wie nachstehend gemalt hat:

Chartres hat knapp 40 000 Einwohner und liegt auf einer weiten Ebene an einem Nebenfluss der Seine, der Eure. Die Kathedrale, Bischofssitz des Bistums Chartres, dominiert die Stadt. Das Bauwerk ist über 130 Meter lang und 64 Meter breit. Im Jahr 876 gewann der Ort an Bedeutung, als Karl der Kahle hier eine kleine Kirche weihte und ihr eine ganz besondere Reliquie übergab: Eine als “Sancta Camisia” bezeichnete Tunika, ein Hemd, das angeblich der Erzengel Gabriel der Jungfrau Maria überreichte, als er ihr die Geburt Jesu ankündigte. Diese heilige Reliquie sollte fortan wie ein Magnet die Pilgerscharen anziehen …

Die zwei hohen, ungleichen Türme der Kathedrale von Chartres prägen gewissermaßen die nordfranzösische Landschaft. Gleich, von welcher Straße aus man sich der Stadt nähert, springen sie einem ins Auge. Der gotische Neubau begann um 1194 und dauerte bis 1260. Die Kathedrale, die wir heute sehen, ist eine der wenigen nahezu unverfälschten Bauwerke dieser Epoche, denn sie überstand fast unzerstört den Bildersturm der Hugenotten und die Verwüstungen durch die Französische Revolution. Auch das macht sie einzigartig.
Im Jahr 1908 wurde die Kathedrale Notre-Dame de Chartres zur Basilica minor erhoben und im Jahr 1979 in das Register des Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Chartres – ein vorchristlicher Kultplatz

Es war keine Zufallsentscheidung, weshalb man gerade hier, auf einem Erdhügel, mitten im fruchtbaren Flachland, ein solches Bauwerk errichtet hat: Es handelte sich um einen uralten, vorchristlichen Kultplatz mit einer “wundertätigen” Quelle – ein großes Druidenheiligtum, das selbst in Caesars Bericht über den Gallischen Krieg (De bello gallico) Eingang fand.

Sogar jenseits des Rheins sollen die Kelten “von überall her” nach Chartres gepilgert sein, nachdem es sich herumsprochen hatte, dass die Druiden hier auch eine wundertätige “Virgo paritura” verehrten (eine junge Frau, die noch gebären wird), also vermutlich eine lokale Fruchtbarkeitsgöttin. Leider existiert diese Figur nicht mehr, man hat sie Ende des 18. Jahrhunderts aus der Krypta entfernt und vor dem Westportal der Kathedrale verbrannt.
Doch vielleicht sah sie der “Schwarzen Madonna von Dijon” ähnlich, eine der wenigen heute noch existierenden Madonnendarstellungen, die im Zustand der Schwangerschaft gezeigt werden.
Foto links: Schwarze Madonna von Dijon (virgo paritura), Website HLK.

Chartres – die christliche Baugeschichte

Ein erster christlicher Bau (heute Kathedrale des Aventius genannt), wurde Mitte des 4. Jahrhunderts zu Füßen der gallo-römischen Ringmauer errichtet. Um das Jahr 750 wurde dieser Bau von den Westgoten niedergebrannt. Einen Nachfolgebau zerstörten die Wikinger. Bischof Giselbert ließ ihn im 9. Jh. wieder aufbauen und erweitern.
Auf den berühmten Abt und späteren Bischof von Chartres, Fulbert, geht der Bau der 4. Kathedrale (nun Romanisch) zurück, inklusive der neu geschaffenen Krypta. Bei einem Brand im Jahr 1134, wurde die Westfassade zerstört.

In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 1194 zerstörte ein weiterer verheerender Brand die halbe Stadt, den Bischofspalast und auch große Teile der Kirche. Doch erneut verschonten die Flammen das seit dem 9. Jh. hier verwahrte Gewand der Muttergottes – eine der kostbarsten Marienreliquien. Der “Schleier Mariens” geht auf eine Schenkung der Kaiserin Irene von Konstantinopel zurück, die die Reliquie im Jahr 800 Karl dem Großen überreichte. Dessen Enkel, Karl der Kahle, stiftete sie dann im Jahr 876 der Kathedrale von Chartres. Heute existiert nur noch ein Stoffrest in der Größe von 30×30 cm.

Die Abbildung der “Sancta Camisia” auf der Kanzel (Foto oben) soll an die wundersame Rettung aus der Feuersbrunst erinnern – und vielleicht auch ein bisschen daran, dass das Hemd, aufgestellt auf der Stadtmauer, einst den Normannenherzog Rollo in die Flucht schlug.
Im Bereich zwischen nördlichem Querschiff und Chor befindet sich, hoch oben auf einer Säule eine weitere Madonnen-Statue aus dem 16. Jahrhundert: Notre Dame du Pilier; sie wurde 2013 restauriert.

Chartres – die “Schule von Chartres”

Von einer “Schule von Chartres” ist eigentlich erst seit dem 19. Jahrhundert die Rede. Hier ist zum einen die Domschule gemeint, die bereits auf das frühe 6. Jahrhundert zurückgeht.
Der berühmte Fulbert von Chartres (+1028, s. Glasfenster unten) war in seiner Eigenschaft als Kanzler des Bischofs bzw. des Domkapitels zugleich Leiter der Domschule. Er sorgte für den Nachschub fähiger Theologen, stattete die umfangreiche Bibliothek mit bedeutenden Werken aus und wird daher oft als “Gründer” der Schule von Chartres bezeichnet. Im Jahr 1006 wurde Fulbert selbst Bischof von Chartres. Fulbert galt als angesehener, aber konservativer Theologe, der seinen Schülern riet, sich an die Schriften der Väter zu halten.
Ihre Blütezeit erreichte die “Schule von Chartres” im 12. Jahrhundert, einer Zeit, in der es in Europa kaum Universitäten gab und jeglicher Unterricht in den Domschulen und Klöstern stattfand. Der Ruf von Chartres sprach sich schnell herum. Aus ganz Europa strömten junge Männer hierher, um Theologie zu studieren. Chartres entwickelte sich fast zwei Jahrhunderte lang als das philosophische, wissenschaftliche und künstlerische Zentrum Frankreichs, wobei man der Philosophie Platons und dessen Konzept einer Weltseele als kosmologisches Prinzip folgte.
Erst als in Paris die Sorbonne gegründet wurde, wo man den Lehren des Aristoteles folgte, verlor Chartres seine Vorrangstellung.
(Foto rechts, HLK 2012)

Chartres – Die Fenster

Glücklicherweise haben auch die herrlichen Fenster die Jahrhunderte überlebt. Sie wurden in der Zeit von 1215 – 1240 geschaffen. Heute besitzt Chartres den wohl größten Bestand an erhaltenen Originalfenstern unter allen Kathedralen.
Viele zeigen das berühmte Chartres-Blau. Das Geheimnis der Herstellung dieser Farbe ist von den Glasmachern mit ins Grab genommen worden. Nach neueren Untersuchungen beruht die Färbung auf Kobalt, das aus dem sächsischen Erzgebirge stammt.

Chartres – die Krypta

Weitgehend vom Brand verschont geblieben ist auch die Romanische Krypta der Kathedrale, der heilende Kräfte nachgesagt wird. Keine andere Krypta wurde durch die Jahrhunderte von so vielen KönigInnen besucht wie die von Chartres. Sie ist jedoch keine Grablege, kein Ort des Todes*, sondern ein Ort des Lebens. Schließlich fand dort unten eine Art “Geburt” statt, denn hier wurde der Wechsel von der heidnischen Virgo paritura zur Virgo qui paeperit vollzogen – also der Jungfrau mit Kind: Notre-Dame-Sous-Terre (Foto rechts unten). Bei der heutigen Madonna handelt es sich um die Kopie einer ersten Ersatzfigur, die man 1857 aus Birnbaumholz geschnitzt und braun eingefärbt hat. In der Krypta, eine der längsten in Europa, sind auch noch alte Fresken erhalten (u.a. auch ein Hinweis auf den Ausbruch der Cholera im Jahr 1832, s. unten)

*Off-topic: Nicht zur Kathedrale, aber zur gallorömischen Geschichte von Chartres gehörend: Im Jahr 2016 machten Archäologen bei Ausgrabungen im Kirchenschiff von Saint-Martin-au-Val in Chartres eine sensationelle Entdeckung. Unter dem Gebäude aus dem 11. Jahrhundert, das auf den Ruinen eines riesigen gallorömischen Heiligtums errichtet wurde, fand man einen winzigen, noch perfekt versiegelten Sarkophag aus weißem Kalkstein, in dem ein Merowinger-Baby lag.
(aus Le Point, Sciences, 21.4.2016)

Chartres – und die Pilger

Die Pilger im christlichen Zeitalter nächtigten für gewöhnlich in der Herberge eines nahegelegenen Benediktinerklosters, wo auch die Kranken versorgt und gepflegt wurden. Unter Bischof Fulbert diente aber auch die Krypta selbst als Lazarett. Mit ihren fast dreißig Jochen (Gewölbeabschnitten) war sie dafür bestens geeignet.
Eigentliches Ziel der Pilgerreise war natürlich die Anbetung der Heiligen Jungfrau – wobei wohl jahrhundertelang beide Figuren verehrt wurden, die Schwarze Druidenmadonna und die (erste) Romanische aus dem Hochmittelalter. (Für das einfache Volk standen sie ja nicht in Konkurrenz zueinander.)
Nachdem die Pilger also ihre Gebete verrichtet hatten, ließen sie sich mit dem Wasser aus dem Heiligen Brunnen besprengen oder tranken davon. Die einen gingen daraufhin nach oben, um sich auf den Weg durchs Labyrinth zu machen (auf Knien!), andere blieben tage- und wochenlang in der Krypta, um Heilung zu finden.

Zum Brunnen: Er wurde im 17. Jh. zugeschüttet, erst zu Beginn des 20. Jh. entdeckte man ihn wieder, wobei man herausfand, dass er rechteckige Fundamente besaß, also gallorömischen Ursprungs war.
Heute, neu aufgemauert, reicht er 33 Meter in die Tiefe bis zum Fluss Eure, ist jedoch versiegt.

Übrigens: Ohne Führung durch diese schummrige Krypta würde man wohl schnell die Orientierung verlieren!

Chartres – und das Labyrinth

Beim Labyrinth von Chartres, entstanden nach 1200, handelt es sich um ein sog. “klassisches” Labyrinth, weil sich, nach einer Beschreibung aus dem Jahr 1640, in der Mitte eine Darstellung des Kampfes von Theuseus mit dem Minotauros befand. Die heidnische Symbolik hat man umgedeutet: Aus Theseus wurde Jesus, der das Böse, also den Minotaurus überwindet. Das aus grauen und schwarzen Steinplatten gefertigte Labyrinth misst über 12 Meter im Durchmesser und ist ein insgesamt 261,50 Meter langer Weg, der sich durch 11 konzentrische Kreise und 34 Kehren auf das Zentrum hinbewegt. Es handelt sich also um einen einzigen, vielfach verschlungenen Pfad, der auf möglichst langer Strecke zum Mittelpunkt führt, und auf dem man sich nicht verlaufen kann, auch wenn dies mitunter den Anschein hat.

Leider kann man das Labyrinth in seiner vollen Schönheit nur Freitags bewundern, wenn die Stühle beiseite geräumt werden. Weil ich es nie schaffte, an einem solchen Tag vor Ort zu sein, hat mir mein inzwischen verstorbener Mann eine kleine Nachbildung für die Hauswand im Garten angefertigt, die mich noch heute freut. Das echte Ablaufen eines Labyrinths habe ich dann später in Schweden nachgeholt, als ich überraschend am Waldrand auf ein solches stieß. (s. meine Fotos oben und unten).

Chartres – und der Ostertanz

Rundtänze haben ihre Wurzeln in der vorchristlichen Zeit: David tanzte vor der Bundeslade, Druidinnen bekamen ihre prophetischen Eingaben während des Tanzes, usw. Auch die Labyrinthe in den christlichen Kathedralen, so unterschiedlich sie sein mögen, sind keine Irrgärten, sondern Tanzplätze für besondere Rituale.
So tanzte man in Chartres im Mittelalter, am Ostersonntag, den Ostertanz, wobei der jeweilige Bischof den Tanz durchs Labyrinth anführte. Die Schrittfolge war vorgegeben. Unter den Klängen des Osterhymnus warfen sich Bischof und die Kleriker, die ihm, teils gegenläufig, durchs Labyrinth folgten, wechselseitig einen goldenen Ball zu. Dieser Ball stellte die Ostersonne dar, das aufgegangene Licht.
(Siehe auch: Mirepoix und Eunate.)

In meinem Thriller “Talmi”, in dem es u.a. um die Cagoten geht, habe ich ebenfalls die alten Ritualtänze thematisiert:
»Sowohl die Steine als auch der Tanz durchs Labyrinth selbst«, fuhr Sabot fort, »waren vermutlich ein Lehrmittel, um entweder zur höheren Erkenntnis zu gelangen oder um ein bestimmtes Wissen zu erfahren – darunter fiel möglicherweise auch die Kunst des Kathedralbaus …”

Chartres – und die Gewändefiguren

Die Kathedrale von Chartres verfügt über neun Portale mit über 1.500 Skulpturen – darunter Szenen aus dem Alten und Neuen Testament, Apostel, KönigInnen, Heilige und Propheten inbegriffen. Leider kann ich hier nur eine kleine Auswahl der für mich schönsten Kunstwerke zeigen, wobei mich vor allem die ausdrucksstarken Gesichter, die Faltenkaskaden der Gewänder aber auch die prachtvollen Zöpfe der Damen begeistert haben.

Das letzte Foto ist eines der rätselhaftesten, das ich 2012 in Chartres gemacht habe. Noch immer suche ich nach einer Erkärung. Wer steckt hinter diesen gekrönten Häuptern? Der Mann weist indische Züge auf, trägt aber das französische Lilienzepter. Sonderbar finde ich auch die Haltung seiner Hand. Handelt es sich um einen christlichen Segensgruß? Oder doch, woran ich spontan dachte, um eine Mudra-Geste aus dem Buddhismus, die auf einen Lehrer hindeutet?
Fest steht: Überall in der Kathedrale finden sich auch Hinweise auf andere Kulturen und Religionen. Das Weltbild der “Schule von Chartres”, wo man auch eifrig die nichtchristlichen Schriften der Antike studierte, hatte viele Facetten.
Lassen Sie mich mit Bernhardt von Chartres schließen, der ein Gelehrter und Magister an der hiesigen Domschule war, geprägt vom Platonismus seiner Zeit:

Wir sind Zwerge auf den Schultern von Riesen sitzend, um mehr und weiter als sie sehen zu können.”

Bernhardt von Chartres (+ nach 1124); mit den “Riesen” spielte er auf die Gelehrten aus der Antike an.


Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!