Das Gold der Römer, drei lustige Spanierinnen, eine “fromme” Rumpelkammer, eine Brücke und ein blauer Bus …

Naturpark Arribes del Duero zwischen Zamorra und Pino del Oro

Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen … (Matthias Claudius)

Am Samstag, dem 12. Mai 2019, befanden wir uns auf der Fahrt durch den herrlichen Naturpark Arribes del Duero

Unser Ziel waren die alten Goldminen der Römer in der Nähe des Ortes Pino del Oro – doch dann kam alles anders:
In Pino del Oro, das in der Provinz Zamora, im Grenzgebiet zu Portugal liegt, trafen wir auf drei nette Spanierinnen, die gerade dabei waren, die örtliche Kirche für die Sonntagsmesse zu putzen.
Wir kamen ins Gespräch, die Frauen waren gut drauf. Sie sprachen deutsch, hatten vor Jahrzehnten bei Haribo in Deutschland gearbeitet und stimmten unter viel Gelächter den Werbehit
“Haribo macht Kinder froh” an. Danach zeigten sie uns stolz “ihre” Kirche San Juan Bautista:

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Versteckte Fresken –
und ein Blick in die “allerheiligste” Rumpelkammer:

Wir hatten das Gotteshaus schon wieder verlassen wollen, als wir plötzlich alte Fresken entdeckten: Wunderschöne Blumen des Lebens!
Eine der Spanierinnen erzählte uns von der seit Jahren geplanten Restauration der Kirche und führte uns anschließend noch in die obligatorische Rumpelkammer, um uns dort die “wirklich alten” Heiligenfiguren zu zeigen, die früher in der Kirche standen:

Weil es schon später Nachmittag war und auf unserem Programm noch die Besichtigung der Westgotenkirche San Pedro de la Nave stand (Bericht folgt), entschlossen wir uns, dem Rat der netten Spanierinnen zu folgen, das weitläufige Gelände mit den Römerminen auszulassen und uns dafür die berühmte

Requejo-Brücke über den Fluss Duero anzusehen – eine einzigartige Eisenkonstruktion aus dem frühen 20. Jahrhundert, die die Regionen Aliste und Sayago miteinander verband.

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Die “Requejo-Brücke”, im Volksmund “Pino-Brücke” genannt, ist auch noch heute, hundert Jahre nach Baubeginn, ein Anziehungspunkt für Touristen mitten im Naturpark Arribes del Duero. Verantwortlich für ihren Bau war der spanische Ingenieur José Eugenio Ribera Dutaste.
Auch wir überquerten sie, todesmutig, in Richtung Zamora.


“Wir kommen wieder”, hatten wir den netten Spanierinnen versprochen, “und dann machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach dem Gold der Römer!”

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“Abkehr”, Thriller (Romanschauplätze: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko
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Atemberaubend: Die Kathedrale von Toro

Colegiata de Santa María la Mayor, 12. Jh. (romanisch und gotisch)

Toro, diese kleine, sympathische spanische Stadt in der Region Kastilien-León, die fast vollständig unter Denkmalschutz steht, liegt inmitten einer berühmten Weinbauregion. Bekannt ist Toro aber nicht nur durch den süffigen, nahezu schwarzen Wein gleichen Namens (den bereits der Dichter Cervantes erwähnte), sondern durch eine prachtvolle Kathedrale – eine der am besten erhaltenen Kathedralen aus dem Hochmittelalter: Colegiata de Santa María la Mayor, 12. Jahrhundert


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Reichhaltiges Steindekor im Inneren der Kathedrale

Das dreischiffige Gebäude besitzt ein Querhaus und drei unterschiedliche Apsiden, die alle in Konsolenfriesen unterhalb der Dachtraufe enden. Auf beiden Seiten des Querhauses sowie oberhalb der Mittelapsis finden sich spätromanische Radfenster.
Stilistisch ähnelt die Kuppel der Kathedrale von Zamora und der alten Kathedrale von Salamanca. Wie letztere hat auch die Kathedrale von Toro eine doppelte Fensterordnung, während die Kathedrale von Zamora nur eine hat.

Baubeginn um 1160

Bereits um das Jahr 1160 wurde mit dem Bau einer Stiftskirche begonnen. Es war die Zeit Ferdinands II. von León, aus diesem Grund spricht man hier von der Stilform der “leonesischen Romanik”. Man findet sie auch in den alten Kathedralen von Zamora und Salamanca. Der Bau des Westteils zog sich fast hundert Jahre hin und endete im Jahr 1240 in den Stilformen der Gotik. Man vermutet, dass das gotische Westportal erst vom Ende des 13. Jahrhunderts stammt. Der komplette Bau, aber vor allem der Vierungsturm, ist in der Vergangenheit wiederholt restauriert worden.

Kopf des Paulus

Die interessantesten Figuren
links: Kopf des Paulus

Das im Inneren der Kathedrale liegende Gotische Westportal
(Portada de la Majestad)
zählt zu den bedeutendsten Leistungen der spanischen Gotik.

Das prachtvolle Portal ist um 1290 entstanden, die farbige Fassung stammt aus dem 18. Jahrhundert, hat sich jedoch an den mittelalterlichen Vorbildern und vorhandenen Farbspuren orientiert. Im Zentrum steht Maria, die bereits als Himmelskönigin am Trumeaupfeiler des Portals mit dem Jesuskind auf dem Arm erscheint (s. nächstes Foto). Im Portalgewände finden sich Darstellungen von alttestamentlichen Königen und Propheten

Vorhandene Ordenskreuze – Ritterorden
(zum Vergrößern bitte anklicken!)

“Madonna mit der Fliege”

Neben der “Schwangeren Maria” befindet sich eine weitere Kuriosität in der Kathedrale von Toro: Das Gemälde eines unbekannten flämischen Malers mit dem Titel “Virgen Mosca”. Es zeigt die Jungfrau mit einer sehr weltlichen Fliege auf dem Gewand. (Rotes Gewand, Kniebereich).
Im Vordergrund des Gemäldes befindet sich die Heilige Katharina von Alexandrien (das Schwert zu ihren Füßen, mit dem sie der Legende nach enthauptet wurde.) Sie trägt jedoch das Gesicht der Königin Isabella von Kastilien. Bei der Dame links oben könnte es sich um eine Abbildung der Maria Magdalena handeln, weil vor ihr ein wertvolles Salbgefäß steht, und über ihr eine Abbildung des Turmes “Magdala”. (Magdala heißt auf aramäisch “Turm”).
Der Mönch oder der Gelehrte rechts oben, der die Königin im Blick hat, ist bislang nicht identifiziert. Womöglich handelt es sich um ihren langjährigen Berater Abraham Senior, der den Titel Rab do la Corte trug, Hofrabbi von Kastilien.

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Santa María (Wamba) – auf den Spuren der Westgoten

Die Kirche Santa Maria (Wamba), deren Bauzeit ins 10. Jahrhundert zurückreicht, liegt in der gleichnamigen Stadt Wamba, in der Provinz Valladolid, Kastilien-León, in Spanien – und sie ist etwas ganz Besonderes:
Zum einen gilt sie als erste mozarabische Kirche in dieser Gegend, zum anderen soll sich an dieser Stelle im 7. Jahrhundert ein Kloster der Westgoten befunden haben. Und tatsächlich ist diese Kirche den westgotischen und asturischen Einflüssen viel näher als denjenigen, die von den Christen aus al-Andalus mitgebracht wurden.

Im 13. Jahrhundert war Santa Maria (Wamba) im Besitz der Hospitaliter und des Johanniterordens von Jerusalem.

Es handelt sich um eine dreischiffige Kirche, der vorromanische Teil des Gebäudes besteht aus Ziegeln und Steinmauerwerk, der spätromanische Teil aus Quadern. Die drei Absiden und das Querschiff aus der Vorromanik sind durch direkt in die Wände eingelassene Hufeisenbögen verbunden.
Das Romanische Portal wurde irgendwann zugemauert, man nutzte den kleinen Eingang unter dem Atrium. Erst im 20. Jahrhundert wurde anlässlich einer Restaurierung der Haupteingang wieder zugänglich gemacht.

*Zu den “Mochetas”, den beiden Türwächtern: In der Romanischen Architektur versah man die Winkel zu den Eingangstüren der Gotteshäuser gerne mit Wächterfiguren, den sog. Mochetas. Sie bewachen den Übergang der Kirchenbesucher von der profanen Welt in die christliche.

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Das Kircheninnere – Kuppel, Säulen und Kapitelle

Mozzarabische Wandmalereien

In der Hauptkapelle befinden sich Reste der mozarabischen Wandmalereien aus dem 10. Jahrhundert.
Es handelt sich um eine typische Komposition westgotischer Kunst orientalischen Ursprungs – eine Nachahmung der orientalischen Tücher, die früher an den Wänden hingen, verziert mit reicher Ikonographie.

Die Kapelle der Reyna Doña Urraca

Im Teil der Kirche, der im 12. Jh von den Hospitalitern wieder aufgebaut wurde (im Stil der Zisterzienser), liegt der Zugang zum Baptisterium, also zur Taufkapelle. Hierbei handelt es sich um eine sehr alte Kapelle, die von einem Rippengewölbe aus dem 13. Jh bedeckt ist, das auf Kragsteinen ruht: Die Kapelle der Doña Urraca. Urraca von Zamora war im 11. Jahrhundert Königin von Spanien.

Das Ossarium

In Santa María (Wamba) wurden zahlreiche gekrönte Häupter begraben, ob auch ihre Gebeine im Ossarium aufbewahrt werden, wer weiß … Das Gebeinhaus befindet sich nördlich der Kirche, an der Stelle, an der sich der Kreuzgang des Klosters befand. Hier werden mehr als 3000 Mönchsschädel aufbewahrt, ein Teil der im Laufe des 13. bis 18. Jahrhunders gelagerten Skelette. An einer der Wände ist das folgende Epitaph zu lesen:

“Wie du dich selbst siehst, so sehe ich mich selbst.
Wenn du mich siehst, wirst du dich selbst sehen. Hier endet alles.
Denke darüber nach und du wirst nicht sündigen.”

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Magische Orte in der Umgebung

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Ein magischer Ort: Nuestra Señora de la Annunciata

Nuestra Señora de la Annunciata

In der Nähe der befestigten Stadt Urueña
(Valladolid, Kastilien-León, s. Foto ganz oben,
befindet sich ein Kleinod:
Nuestra Señora de la Annunciata (12. – 18. Jh.)

Die kleine Kirche, abseits im freien Gelände stehend, geht auf ein mozarabisches Kloster namens San Pedro de Cubillas zurück – und auf eine Infantin namens Doña Sancha, die im 11. Jahrhundert das alte Kloster in eine Kirche verwandelte.
Es muss sich dabei um Sancha de Urgel-Aragón gehandelt haben, denn der romanisch-lombardische Baustil des 11. Jahrhunderts, der hier zur Anwendung kam, stammt ursprünglich aus Katalonien/Aragón. Nuestra Señora de la Annunciata ist das einzige Beispiel dieses Baustils in Kastilien!
Die Kirche ist aus mächtigen Quadermauern gebaut, die mit Blindbögen und lombardischen Bändern auf den Wänden der drei Apsiden und des Querschiffs verziert sind. Da die Wände sehr dick sind, fehlen ihnen Strebepfeiler. Im Querschiff steht die achteckige Kuppel, die mittels 4 Säulen auf dem quadratischen Boden ruht. Die Kirchenschiffe haben ein Tonnengewölbe.

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Auf dem Marienaltar (Foto oben, rechts) steht eine gotische Jungfrau (14. Jahrhundert), von Kopf bis Fuß in ein prachtvolles Gewand gehüllt.


Die “wahre” Nuestra Señora de la Anunciada – “Unsere Liebe Frau von der Verkündigung”, steht ein Stück abseits: Sie soll romanischen Ursprungs sein (11./12./13. Jh.?). Es handelt sich jedoch um keine der herkömmlichen Sitzmadonnen aus dieser Zeit, sondern um eine kleine, polychrom bemalte Holzschnitzerei.

Romanische Madonna


Nach der Vorstellung der “wahren” Madonna, nun der “wahre magische Platz” dieser Kirche. Er liegt, wie dies bei sehr alten Kirchen oft der Fall ist, im Freien, ein Stück außerhalb des Gotteshauses:

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Castillo de Villalonso, der Alcántara-Orden und alte Lehmbauten

Das Castillo von Villalonso liegt auf einer Ebene in der Provinz Zamora, unweit der kleinen Stadt Villalonso, zu deren Gemeinde die Burg gehört. Errichtet im 15. Jh, war sie Teil einer wichtigen Verteidigungslinie, zu der drei weitere Burgen zählten.

An der Stelle der heutigen Burg stand im 13. Jahrhundert eine Festung, die zum Orden von Alcántara* gehörte.

Der Alcántaraorden war ein spanischer Ritterorden, der sich an der Reconquista beteiligte. Nach dem Vorbild des Templerordens wurde er als straffer militärischer Verband geführt. Als Anerkennung für seine Dienste erhielt der Orden durch Schenkungen der Krone Ländereien und andere Privilegien (Brückenzölle u. Mühlenabgaben etc.) Dabei kam es zu mächtigen Rechtsstreitigkeiten mit dem Templerorden. Nach dessen Auflösung im Jahr 1312 übernahm der Alcántaraorden etliche Güter und Ländereien von den Templern.

Die alten Lehmmauern von Villalonso

In Burgnähe befinden sich noch Überreste der alten, traditionellen Lehmbauten von Villalonso:
Es handelt sich zumeist um Viehställe und Taubenschläge.
Man hat hier früher mit Lehm gebaut, weil es an Holz mangelte, und es zu teuer war, Ton zu Ziegeln zu brennen.
Zur Bauweise: Zuerst wurde ein sog. Tapial errichtet, eine Art Holzschalung, in die man die Trullado schichtete – die feuchte, lehmhaltige und mit Stroh vermischte Erde. Danach wurden die Wände mittels eines Stampfers verdichtet. Diese Technik kannte man im gesamten Mittelmeerraum und auch in Lateinamerika.

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Drohnenaufnahme (SRK, 9. Mai 2019)

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Die letzte Templerkirche von Toro

San Salvador de los Caballeros, Toro

Der Orden der Tempelritter besaß einst in der kleinen spanischen Stadt Toro (Provinz Zamora/Kastilien-León) ganze drei Kirchen. Zwei sind verschwunden. Die übrig gebliebene Kirche wurde nach der erzwungenen Auflösung des Ordens im Jahr 1312 in eine Pfarrkirche umgewandelt: San Salvador de los Caballeros (s. Foto oben). Aufgrund von Bauschäden musste sie im Jahr 1896 geschlossen werden. Dreißig Jahre später wurde das Bauwerk, das mit seinen herrlichen Absiden zu den Schmuckstücken des mittelalterlichen Mudjedar-Stils* zählt, in das Verzeichnis der nationalen Kulturgüter aufgenommen. Der Abriss konnte verhindert werden.
Gründlich renoviert wurde “die letzte Templerkirche von Toro” jedoch erst in den 1960er/1970er Jahren.

Der Mudéjarstil* ist vor allem in den Regionen Aragón (z.B. Zaragoza mit seinem Palast der Aljafería) und Kastilien-León zu finden. (Hier vor allem in Avila, León, Zamora, Burg Coca und Stadt Toledo. Der einzigartige Baustil verbindet ebenfalls die arabische mit der christlichen Baukunst. Charakteristisch ist die Verwendung von Baumaterialien wie Backsteinen, Gips und Keramik anstelle von Stein.

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Im 15. Jahrhundert, also in der Nach-Tempelritter-Zeit, hat man die Südseite des dreischiffigen Kircheninneren umgebaut. Der heutige Eingang der Kirche befindet sich auf der weitgehend erhalten gebliebenen Nordseite der Kirche. Die Apsiden haben übereinander gestellte Arkaden, von denen die unteren blind sind (s. Foto oben), während durch die schmalen Fenster der oberen Ebene Licht hereinfällt. Die Fresken stammen aus dem 17. Jahrhundert und zeigen u.a. den mit einer Tiara gekrönten Gottvater, umgeben von Putten und Evangelisten-Symbolen. Außergewöhnlich schön sind auch die rot-weißen Fugenmalereien (s. letztes Foto oben).

Heute befindet sich im Inneren der ehemaligen Templerkirche ein Museum für Sakrale Kunst. Hier finden sich Exponate aus den Kirchen der Stadt und des Umlandes, die aus Sicherheitsgründen in einem Museum besser untergebracht sind, z. B. die alte Madonnenfigur aus aus Sandstein (12. Jh.), aus der Kirche San Julián de los Caballeros, Toro:

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