Natur, Kultur und Kulinarisches:
Rupit i Pruit – bei den Katalanen

Der Dichter und Schriftsteller Josep Maria de Sagarra i de Castellarnau gilt als einer der bekanntesten katalanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Er liebte “sein Katalonien” und schreibt über das Pyrenäendorf Rupit (Eingangsfoto) folgendes:

 

Rupit ist ein reizvolles Dörfchen und liegt inmitten der Buchenhaine des Tales Collsacabra. Es handelt sich dabei um einen jener versteckten Winkel, die in zwanzig Jahren vielleicht schon ihren ursprünglichen Charakter verloren haben werden. Heute jedoch ist das traditionelle Erscheinungsbild noch erhalten und entzückt den Besucher mit seinen malerischen Schindeldächern, den Holzbalkonen, den steilen Gassen und den verschlafenen alten Häusern. An einigen davon sind noch gotische Fenster zu sehen, die meisten Gebäude stammen jedoch aus der Barockzeit des siebzehnten Jahrhunderts, der Zeit der Verehrung der Heiligen, der tränenreichen Muttergottesfiguren, der Liebeslieder und der Wegelagerer, wie die berühmten Bandoleros l’Hereu Riera, d’En Serrallonga und Perot el Lladre, die hier ihr Unwesen trieben. Die katalanische Kultur des siebzehnten Jahrhunderts war von der Verehrung des Heldentums und von tiefer Empfindsamkeit geprägt, die sich in unseren Volksliedern und Legenden niedergeschlagen haben. Das Dorf Rupit repräsentiert all das. Es ist ein Stück lebendig gebliebene Geschichte, ein bescheidener versteckter Winkel aus dem katalanischen siebzehnten Jahrhundert …”

(Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!)

Die Kapelle St. Magdalena stammt aus dem 17. Jh.;
sie steht auf einem Berg oberhalb der Krümmung des Wildbaches von Rupit.

Es war heiß am 2. Juni 2017, als ich mich um die Mittagszeit – von Rupit aus – auf den Weg hinauf zur Magdalenenkapelle machte. Der Aufstieg, der durch den schattigen Wald führte, war nicht anstrengend. Aber es gab jede Menge “Stolpersteine”, und weil ringsum aus allen Löchern und Ritzen Wasser gurgelte, waren die Steine bemoost und rutschig. Als ich dann endlich oben ankam, war ich enttäuscht: Das Eingangstor war zu. Schade!
Aber pst! Aufgeben ist nicht mein Ding. Ich hielt mal kurz meine Kamera ans Schlüsselloch:
(s. Foto unten)

Version 2

Beim Erkundungsgang durch Rupit i Pruit muss man die Augen unbedingt offenhalten, den hier gibt es viel Eigenartiges zu entdecken!
(Pruit besteht übrigens nur aus mehreren Bauernhäusern, die über das gesamte Gemeindegebiet verstreut sind. Unter diesen Bauernhäusern befindet sich auch die Kirche Sant Andreu, s. Foto Kirchturm unten.)

Kommen Sie mit mir auf Entdeckungsreise!
(Fotos bitte anklicken!)

Schöne Ein- und Ausblicke!

Malerische Treppengassen,
geheimnisvolle Inschriften,
Tatzenkreuze über den Türen,
Sonnenräder und
archaische Pyrenäen-Madonnen …

(Turm der Kirche St. André, Pruit)

(Die Schwarze Madonna von Pruit)

Ganz besonders spannend fand ich die Überquerung des Wildbachs mittels einer Hängebrücke, die den zweigeteilten Pyrenäenort Rupit verbindet!

Ein weiterer magischer Ort in der Nähe von Rupit!

In der Umgebung von Rupit i Pruit kann man viele interessante Zeugnisse der romanischen Kunst entdecken – wie etwa die ehemalige Eremitage Sant Joan de Fàbregues.
Ein Besuch ist absolut empfehlenswert!

(Sant Joan de Fàbregues  – ein magischer Ort!)

(Die Rückseite der Kapelle)

Sant Joan de Fàbregues, sehr einsam gelegen, aber mit einem herrlichen Ausblick auf das Gebirgsmassiv der Guilleries, war die ehemalige Pfarrkirche von Rupit, bis 1955 als San Juan bekannt, seit 968 als Eremitage dokumentiert.

Rupit i Pruit und San Joan de Fàbregues liegen in der sog. Garrotxa eine wilde Naturlandschaft mit tiefen Buchenwäldern. Dort stößt man nicht selten auf Vulkankegel und Lavahänge.
Das nachstehende Foto einer solchen Lavazunge entstand in der unmittelbaren Nähe von San Joan de Fàbregues.

Kulinarisches zum Schluss:
Lassen Sie es sich nicht entgehen, ein paar Leckerbissen mit nach Hause zu nehmen (oder auch vor Ort zu kosten): z.B. das Fladengebäck “Coca de Pa” oder den berühmten “Ratafia” (Kräuterlikör aus grünen Walnüssen und Gewürzen). Auch der besonders aromatische Bienenhonig aus den Pyrenäen ist zu empfehlen – und nicht zuletzt  die traditionellen Würste, “Bulls” genannt.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

“Unterm silbernen Wasserfall” –
Sant Miquel del Fai

Die größte Troglodytenkirche des Landes
(Troglodyten=Höhlenbewohner)

Sant Miquel del Fai ist ein Benediktinerkloster in Bigues i Riells, Katalonien, Spanien. Das Kloster liegt malerisch in einem Naturschutzgebiet, umgeben von grau-rosa Felsklippen, Cingles de Bertí genannt. Im Jahr 1988 wurde Sant Miguel del Fai zum Kulturdenkmal erklärt.
Die Kirche aus dem 11. Jh. wurde in einer Höhle erbaut, der Stein selbst diente als Dach. Es ist die größte Troglodytenkirche des Landes, besitzt ein romanisches Portal, das durch einen halbkreisförmigen Bogen gebildet wird. Vom Hochaltar gibt es nur Überreste. Eine kleine Krypta wird über eine Treppe in der Nähe des Eingangs erreicht. Auf dem Boden der Kirche befinden sich Grabsteine ​​der alten Äbte.

Zur Geschichte: Im Jahre 997 kaufte Gombau de Besora, Herr der Burg von Montbui, den Grund und Boden für das geplante Kloster. Das genaue Gründungsdatum des Klosters ist unbekannt, aber im Jahre 1006 gab es eine erste Gemeinschaft von Brüdern, deren Abt Guillemund hieß. Sowohl die Grafen von Barcelona als auch Gombau selbst haben dem Kloster wichtige Güter geschenkt.
Die in San Miguel lebende Gemeinde war immer klein; es lebten hier nie mehr als fünf oder sechs Mönche. Nach dem 14. Jh. gab es sogar nur noch drei Mönche. Das religiöse Leben in del Fai endete im Jahre 1567, als es in Abhängigkeit von der Diözese von Gerona geriet. Das alte Kloster wurde in ein Heiligtum verwandelt, zu dem die Leute vor allem aus den Nachbarortschaften pilgerten. Religiöse Verrichtungen wurden bis 1936 aufrechterhalten.

Nach San Miguel del Fai gelangt man entweder direkt mit dem Auto oder zu Fuß durch eine kurzweilige Bergwanderung von Riells del Fai aus.
Die Bergwanderung dauert ca. eine Stunde. Die spektakuläre Landschaft entschädigt für alle Strapazen. Das Frühjahr ist übrigens die beste Zeit für eine Besichtigung dieses Klosters, auch weil der Wasserfall – der Fußweg führt hinter ihm hindurch! – dann mehr Wasser führt. 

Trotz des eher kleinen Klosters erhielt Sant Miquel del Fal große Spenden. Im Diözesanmuseum von Barcelona ist ein romanisches Kreuz aus geprägtem Silber konserviert (siehe Foto unten, Replik) – ein einzigartiges Werk der romanischen Goldschmiedekunst aus San Miguel. Im örtlichen Museum, im Klosterbereich, sind auch Grabsteine, Sarkophage und andere Geräte zu besichtigen, die den Reichtum zeigen, den dieses Kloster einst besaß.

Zum Reinschnuppern einige Fotos aus dem Klosterbereich:

Die Kirche hat ein romanisches Portal, das durch einen Rundbogen gebildet ist. Ein Säulenpaar wird mit Kapitellen mit Pflanzenmotiven verziert. Vom Hochaltar sind nur noch wenige Spuren erhalten. Es gibt eine kleine Krypta, die über eine Treppe in der Nähe des Eingangs zugänglich ist. Auf dem Boden der Kirche sind die Grabsteine der alten Äbte zu sehen.

(Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!)

Die Madonna und der Vogelfuß

Die Madonna del Fai ist eine der seltenen Madonnen, bei denen das Jesuskind einen Vogel in der Hand hält. Sie ist frühgotisch. Was den Vogel betrifft, so erinnert dieser an das apokryphe Kindheitsevangelium (Thomasevangelium): Nach diesem Bericht soll Jesus als Fünfjähriger am Schabbat zwölf Spatzen aus Lehm geformt und sie dann zum Leben erweckt haben. Am Schabbat, an dem jegliche Arbeit verboten war! Jesus hat sich also über die Bräuche des Judentums hinweggesetzt. (s. auch meinen Artikel “Fort mit euch – Die Vögel im verbotenen Evangelium”)

(Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!)

Die Madonna von Fai – aber auch der große Wasserfall,
die Einsiedelei und mehrere Höhlen – sind die Highlights
dieses mystischen Ortes:

“Wir sahen Schmetterlinge,
wir standen unterm silbernen Wasserfall,
wir sahen alles,
wir hielten die Muschel ans Ohr,
wir hörten das Meer,
wir hatten einfach Zeit.”

(Max Frisch, Schriftsteller)

Wer interessante Entdeckungen machen will, aber auch wer Zeit hat, Ruhe und Erholung sucht, ist in Sant Miquel del Fai gut aufgehoben!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Neu im Jahr 2017: “Béatris – Kronzeugin der Inquisition”

Hervorgehoben

“Béatris – Kronzeugin der Inquisition”
(Chronologisch fünfter Band der losen Reihe “Töchter des Teufels”.)

bildet den Abschluss meiner Katharer-Reihe (jetzt 6 Bände) – und zugleich den Auftakt für einen Neudruck meiner älteren Historischen Romane.

“Töchter des Teufels”

Die neue Romanreihe trägt den Titel “Töchter des Teufels”, wobei jeder Roman in sich abgeschlossen und eigenständig lesbar ist.

Worum geht es im neuen Roman “Béatris”:

Anno Domini 1320:
Nach Jahrzehnten blutiger Auseinandersetzungen (Albigenserkreuzzüge) ist die »teuflische Gegenkirche der Katharer« noch immer nicht besiegt. Vor allem die Menschen in den entlegenen Gebirgsdörfern lassen nicht von ihrem Glauben ab: »Meines Vaters Haus in Montaillou ist wegen Häresie schon dreimal zerstört worden«, erzählt ein Schäfer dem Gericht, »und dennoch kann ich der Ketzerei nicht abschwören, ich muss dem Glauben meines Vaters treu bleiben.« Diese Zustände waren der römisch-katholischen Kirche nicht verborgen geblieben. Mit Hilfe des jungen, hochbegabten Vorstehers der Zisterzienserabtei Fontfroid, Jacques Fournier, startet man einen letzten Anlauf zur Ausrottung der Ketzerei. Nach seiner Erhebung zum Bischof von Pamiers installiert Fournier ein Inquisitionstribunal, mit dem Ziel, Pierre Clergue, den Pfarrer und Rädelsführer von Montaillou, für immer dingfest zu machen. Fast hundert Zeugen werden im Laufe der nächsten acht Jahre vorgeladen, inhaftiert und mehrfach verhört. Darunter auch die Kronzeugin der Inquisition, Béatris de Planissoles, die frühere Geliebte des Pfarrers.

Die Ruinen der Burg von Montaillou

Was macht nun den Montaillou-Prozess (in Deutschland erstmals 1993 durch das Sachbuch von Le Roy Ladurie bekannt geworden) so anziehend, dass man als Autorin den Drang verspürt, darüber zu schreiben?

Es waren die Protagonisten, die mich schon vor Jahren in ihren Bann zogen: Béatris und Pierre – in all ihrer Widersprüchlichkeit und ihrer Liebe, aber auch ihr Gegenspieler, der interessante Bischof von Pamiers, Jacques Fournier. Als Ankläger und Richter in Personalunion hat sich Fournier bei seiner Urteilsfindung – im Gegensatz zu den damals gängigen Verfahrensweisen der Inquisition – stets an den alten römischen Rechtsgrundsatz gehalten: Quod non est in actis non est in mundo!* So hat er seinen Urteilen nur diejenigen Fakten zugrunde gelegt, die er zuvor selbst ermitteln konnte. Fournier, der akribisch jedes Wort, das im Prozess fiel, aufnotieren ließ, residierte Jahre später als Papst Benedikt XII. in Avignon. Auf ihn geht der Bau des noch heute beeindruckenden Papstpalastes zurück. Aber noch eine weitere Person zog mich während meiner Recherchearbeit zunehmend in ihren Bann: Der Jude Baruch David Neumann. Sein Fall (Zwangstaufe) wurde von Fournier im selben Jahr parallel zum Montaillou-Prozess verhandelt. Damit ist Baruch nur eine Nebenfigur in meiner Geschichte, die aber wesentlich zum Zeitverständnis beiträgt.

Über Ihr Interesse an meinem neuen Roman würde ich mich sehr freuen – und natürlich auch über eine kleine Buchbesprechung!

Herzlichst

Helene Köppel

* Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt!

Druckausgabe: ISBN 978-3744852500 – bestellbar in jeder Buchhandlung und/oder bei Amazon
E-book-Ausgabe – Amazon Kindle.

Leseprobe auf meiner Website – hier klicken!

Samstag, 15. Juli 2017 – die erste Rückmeldung einer Leserin:

“Frau Köppel schafft es immer wieder, dass man sich nach wenigen Seiten in die Welt der Protagonistin hineinversetzen kann. Fundierte Geschichtskenntnisse, gepaart mit Erzählkunst und viel französischem Flair machen ihre Bücher zu kleinen Kostbarkeiten (nicht nur!) für Frankreichfans.”

Weitere Leserzuschriften:
31.7. : “Ein Sahneschnittchen unter den Historischen Romanen

Der neue Roman von Helene L. Köppel macht mal wieder deutlich, dass “Schreiben” auch anders geht: ohne bluttriefende Beschreibungen, dafür gespickt mit vielen klugen Wortfechtereien und Spitzfindigkeiten. Sehr gut recherchiert, macht die Autorin in ihrem neuen Werk die besondere Situation der Menschen deutlich, die unter den Schergen der Kirche zu leiden hatten …
Ein sehr empfehlenswerter historischer Roman der Sonderklasse!

10. 10.: Sehr gut recherchiert und realistisch
Der Roman beruht auf Prozessakten und die Heldin ist keine junge Frau, die ihren Lebensweg und die wahre Liebe sucht, sondern bereits fortgeschrittenen Alters. In vieler Hinsicht also ein sehr untypischer historischer Roman, was ihn zu einem ungewöhnlichen Leseerlebnis macht. Das Leben in Südfrankreich des Spätmittelalters wird mit vielen kleinen Details geschildert, die verwitwete Heldin hat bereits einige Liebesabenteuer hinter sich und ist dennoch eine lebensfrohe Frau, die sich damit arrangiert hat, dass sie den Traummann manchmal haben, aber nicht halten kann. Der Konflikt zwischen dem zwar verbotenen, aber heimlich noch praktizierten katharischem Glauben und dem absoluten Machtanspruch der katholischen Kirche lässt sie in Schwierigkeiten geraten, die sie schließlich meistert. Das Ende ist nicht märchenhaft glücklich, sondern sehr überzeugend und realistisch. Béatris hat zwar einige Illusionen aber nicht die Lebensfreude verloren und geht weiterhin ihren Weg.

LESEN hält wach, garantiert!
“Abkehr”, Thriller (Romanschauplätze: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko
“Adieu, Marie! – Die Briefe” (Historisch: Rennes-le-Château-Roman 2)

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Alet-les-Bains:
Unter dem Vorsitz einer Leiche …

Unter dem Vorsitz einer Leiche …
(Une histoire macabre!)

Der kleine südfranzösische Ort (einst Kurort) Alet-les-Bains liegt im Aude-Gebiet, fünf Kilometer südlich von Limoux und ungefähr 25 Kilometer von Carcassonne entfernt. Es ist noch heute von einer geheimnisvollen Atmosphäre umgeben – nicht zuletzt, weil es sich hierbei (nach Sabina Marineo) um das alte “Electa” der Römer handelte, die hier ihre Thermalbäder genossen (ähnlich wie im nahegelegenen Rennes-les-Bains). Unter den eindrucksvollen Ruinen der Kirche Notre-Dame-d`Alet (s. Eingangsfotos) befand sich einst ein Tempel der Göttin Diana. Dieser hatte vermutlich einen runden oder achteckigen Grundriss. Im Jahr 1096 begab sich Papst Urban II. nach dem Konzil von Clermont nach Alet, um die Abtei Sainte-Marie zu besichtigen. Abbé Lasserre, der französische Gelehrte, der im 19. Jh ein Buch über Alet verfasste, bemerkt in diesem Zusammenhang: “Die alte Stadt von Alet musste schon sehr wichtig sein, da sie durch einen Besuch des Papstes geehrt wurde …” 

Zu besichtigen sind heute vor allem die Ruinen der ehemaligen Kirche Saint-Marie, die vermutlich auf das 8. Jh. zurückgehen. Es handelte sich um eine Basilika mit drei Schiffen, diversen Seitenkapellen und einem Querschiff. Das Mittelschiff wurde von den Seitenschiffen durch elegante Säulen mit Rundbögen getrennt. Erbaut wurde die Basilika aus dem gelben Quarzsandstein von Alet, der in der Sonne einen leuchtenden Goldton annimmt.
Im 12. Jh. gewann Alet-les-Bains, obwohl es im Katharerland lag (sogar mitten im Gebiet der “Erzketzer”), an Einfluss und Macht. Der in Glaubensfragen eher tolerante Abt von Alet-les-Bains, Pons Amiel (1167-1197) befestigte daraufhin den Ort mit einer Mauer und vier Stadttoren. Über diesen Pons Amiel und seinen Nachfolger gibt es eine makabre Geschichte, die mit den Katharern zu tun hat.
Ich zitiere aus meinem Roman “Alix: Das Schicksalsrad”:

“Nach dem Tod eines bis dahin duldsamen Abtes hatte das Kapitel plötzlich einen unerbittlichen Katharerfeind gewählt. In ihrer Verzweiflung riefen die Leute Bertrand von Saissac zu Hilfe. Der Oheim des Trencavel, damals noch jung, drang unerschrocken in die Abtei ein und warf den neu gewählten Abt in den Kerker. Er ließ den Leichnam des Vorgängers ausgraben, kleidete ihn ein und band ihn, damit er nicht in sich zusammenrutschte, auf seinem Thronsessel fest. Unter dem wahrlich nicht alltäglichen Vorsitz eines priesterlichen Leichnams, wählte das Kapitel rasch einen anderen Abt, einen Mann, der den Katharern wohlgesonnener war. Im ganzen Land hatte man daraufhin Saissacs Schläue gepriesen …”

(Fotos bitte anklicken zum Vergrößern)

Ein feiner Kirchenschatz

Im Inneren der im 19. Jh. restaurierten Pfarrkirche Saint-André, die sich in unmittelbarer Nähe der alten Abtei befindet, entdeckt man alte Fresken, prachtvolle Buntglasfenster in Form des Siegels Salomons (mit Darstellungen der 4 Evangelisten) – sowie andere wertvolle Gegenstände, darunter auch eine goldene Madonnen-Figurine aus dem 16. Jh., mit Kind:

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Abschließend der Link zu meinem o.g. Historischen Roman “Alix”, der explizit auf das Schicksal der Städte Béziers und Carcassonne eingeht, die im Visier der anrückenden Kreuzfahrer stehen (Albigenserkreuzzug 1209).

Sainte-Marie d’Alet aus dem 12. Jahrhundert

Die freundlich lächelnde Schutzpatronin von Alet, die im Hochmittelalter im Chor der Basilika stand und wahre Pilgerscharen anzog, befindet sich heute, gut gesichert, in der Schatzkammer der Pfarrkirche Saint-Andrè. Sie ist etwas Besonderes, hält vermutlich einen Pilz (?*) in der Hand, während das Jesuskind einen roten Apfel (Erbsünde?) an sich drückt. Außergewöhnlich fand ich auch das schlangenförmige Tuch auf dem Knie und die Kopfbedeckung des Kleinen, die spontan an einen Raumfahrerhelm erinnert.
Brandaktuell: Die Vermutung mit dem Pilz scheint zu stimmen. In Marienfels (Hessen, Nassau) befindet sich eine Madonna, die ebenfalls einen Pilz in der Hand hält – als Zeichen der Fruchtbarkeit! Vielen Dank in die Niederlande für den Hinweis!

Die Templer von Campagne-sur-Aude

Im Mittelalter war Campagne-sur-Aude eine Niederlassung der Tempelritter …

Campagne-sur-Aude liegt in Südfrankreich, in der Region Okzitanien, ungefähr 35 km von Carcassonne entfernt (der Hauptstadt des Départements Aude). Der kleine Ort liegt inmitten von ausgedehnten Weinbergen und Weingärten, am schattigen Ufer des Flusses Aude.

Das Besondere an Campagne-sur-Aude ist eine kreisrunde Befestigung im Zentrum des Ortes:
Früher eine Festung im Dorf – heute ein Dorf im Dorf – das aber noch immer “le Fort” genannt wird.

Die ehemalige Templerburg, die eine Kirche beherbergt, diente den Rittern als Wohnsitz. Der Donjon (Wohnturm) ist der heutige Glockenturm.
Das Ensemble war einst von tiefen Gräben umgeben.

Im 14. Jh. wurde der Orden der Tempelritter aufgelöst und sein Besitz ging an die Hospitaliter über.
Doch erst vierhundert Jahre später riss man die ehemalige Festung ab. Die Dorfbewohner übernahmen das Terrain und bauten auf den Resten ihre Häuser. Aus den Gräben wurden Straßen.

Das charakteristische Erscheinungsbild der “runden” Templerfestung blieb bis heute erhalten!

Ein alter Brunnen, geheimnisvolle Zeichen und der letzte Tempelritter von Campagne-sur-Aude …
(die Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!)

Links – ein wenig versteckt! – der Eingang zum alten Brunnen,
oben der Eingang zur Kirche.

(Das achtspitzige Kreuz der Hospitaliter am Brunnen (s. Foto unten) – unterscheidet sich vom Tatzenkreuz der Templer!)

Impasse des Chevaliers – Die Sackgasse der Ritter

Heute ist Campagne-sur-Aude ein Dorf mit gut 600 Einwohnern, man verkauft u.a. Bio-Fleisch (Lamm und Kalb) und baut die begehrte Champagner-Traube namens “Blanquette” an, mit der sich schon die benachbarte Stadt Limoux einen ausgezeichneten Ruf erworben hat.
Das wohl beliebteste Ausflugsziel in der Nähe ist Rennes-le-Chateau.

Wer die Geschichte des “verrückten” Pfarrers von Rennes-le-Chateau noch nicht kennt, dem empfehle ich wärmstens meinen Roman
“Marie: Die Erbin des Grals”
.

Aber dies nur ganz am Rande …

Vielen Dank für Ihr Interesse!

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Die Maurenburg von Catalayud

Aragón ist das Burgund Spaniens …
schrieb ich eingangs in meinem Beitrag zu Spanien. Und tatsächlich stieß ich nicht nur in Zaragoza, sondern auch in Catalayud auf buntglasierte Kirchtürme. Aber auch die Schwarzen Jungfrauen sind hier vertreten. Eine von ihnen – La Morena genannt – befindet sich in der Kollegialkirche Colegiata Virgen de la Peña von Catalayud. Sie gilt als Patronin der Stadt.

Blick auf Catalayud

Catalayud – ehemalige Maurensiedlung unterhalb der Burg

Keltiberer – Römer – Westgoten

Die ersten Einwohner der Gegend um Catalayud waren Keltiberer (die Lusones), die mit den Römern zusammenarbeiteten.
Unter Augustus erhielt die Ansiedlung den Rang eines Municipium, genannt Augusta Bilbilis. Unter Tiberius wurden öffentliche Bauten wie Tempel und Forum errichtet. Später wurde die römische Stadt wieder verlassen. In der westgotischen Epoche gab es nur noch kleine Ansiedlungen in der Nähe der alten Römerstadt.

Dann kamen die Mauren

Im 8. Jahrhundert errichteten die Mauren in der Nähe des römischen Bilbilis eine große Festung. Man nannte sie Burg des Ajub, benannt nach einem hochrangigen Adligen. Sie gibt Catalayud noch heute ihren Namen.
Die Stadt gehörte bis zum Jahr 929 zur Obermark des Emirats, bzw. Kalifats von Córdoba.
Bemerkenswert: Auf der Iberischen Halbinsel existierten wie selbstverständlich Christen, Muslime und Juden nebeneinander. So gab es auch in Catalayud eine Moreria (Maurenviertel) und eine Judéria (Judenviertel).

Das Castillo Mayor o de Ayub

wurde vom 9. bis 10. Jahrhundert erbaut.
Zu dieser Zeit war Catalayud eine der wichtigsten Städte im muslimischen Spanien und während der Taifa Ära wurde es für kurze Zeit die Hauptstadt.

(Fotos anklicken u. vergrößern!)

Interessanter Hufeisenbogen des Kalifattyps

Bereits 1031 war Calatayud eine der wichtigsten Städte des Taifa-Königreichs von Zaragoza, eine Epoche von großer wirtschaftlicher und kultureller Pracht, die bis etwa 1110 andauern sollte.

Die Reconquista – die Rückeroberung
Im Verlauf des 9. bis 11. Jahrhunderts erlangten die christlichen Königreiche allmählich wieder die Herrschaft über weite Teile der Iberischen Halbinsel. Im Jahr 1110 versuchten die Almoraviden den Vormarsch der Rückeroberung einzudämmen …

Aber es gelang ihnen nicht. Im Jahr 1120 – zwei Jahre nach der Einnahme von Zaragoza – ergab sich auch das unter maurischer Herrschaft stehende Catalayud.

Bemerkenswert die Türme

Die prachtvolle Maurenburg von Catalayud steht auf einer Mergel- und Gipsplattform. Das Herausragendste sind die hohen Mauern, die Zugangstreppen (früher befanden sich hier zwei Zugbrücken) und die Türme – vor allem der halboktogonale Turm besticht durch seine Höhe.

Atemberaubender Blick auf die umliegenden Berge

Vielen Dank für Ihr Interesse!