“Béatris – Kronzeugin der Inquisition”

Hervorgehoben

(Burgruine von Montaillou; Südfrankreich, Dep. Ariège)

Zur Historie im Roman

Anno Domini 1320: Nach Jahrzehnten blutiger Auseinandersetzungen (Albigenserkreuzzüge) ist die »teuflische Gegenkirche der Katharer« noch immer nicht besiegt. Vor allem die Menschen in den entlegenen Gebirgsdörfern lassen nicht von ihrem Glauben ab: »Meines Vaters Haus in Montaillou ist wegen Häresie schon dreimal zerstört worden«, erzählt ein Schäfer dem Gericht, »und dennoch kann ich der Ketzerei nicht abschwören, ich muss dem Glauben meines Vaters treu bleiben.«
Diese Zustände waren der römisch-katholischen Kirche nicht verborgen geblieben. Mit Hilfe des jungen, hochbegabten Vorstehers der Zisterzienserabtei Fontfroide, Jacques Fournier, startet man einen letzten Anlauf zur Ausrottung der Ketzerei. Nach seiner Erhebung zum Bischof von Pamiers installiert Fournier ein Inquisitionstribunal, mit dem Ziel, Pierre Clergue, den Pfarrer und Rädelsführer von Montaillou, für immer dingfest zu machen. Fast hundert Zeugen werden im Laufe der nächsten acht Jahre vorgeladen, inhaftiert und mehrfach verhört. Darunter auch die Kronzeugin der Inquisition, Béatris de Planissoles, die frühere Geliebte des Pfarrers.

Eine faszinierende Geschichte

In den Sechziger Jahren des 20. Jahrhundert machte der Katharerforscher Jean Duvernoy (1917-2010) das Register des Bischofs Jacques Fournier (MS 4030) erstmals der französischen Öffentlichkeit zugänglich.
In Deutschland wurde das bedeutende Zeitdokument im Jahr 1993 durch das Sachbuch von Emmanuel LeRoy Ladurie bekannt: »Montaillou – Ein Dorf vor dem Inquisitor«. Inzwischen haben sich zwei weitere anerkannte Historiker mit dem Fall Montaillou beschäftigt: Die Professoren Matthias Benad, Bielefeld: »Domus und Religion in Montaillou«, und René Weis, London: »Die Welt ist des Teufels«.

Ich selbst befasse mich ebenfalls seit Jahren vor allem mit dem Schicksal der ehemaligen Kastellanin von Montaillou. Mit dem Schreiben meines Romans begann ich jedoch erst im Jahr 2015 – nach meinem ersten Besuch in Montaillou …

Recherche In Montaillou – ein Reisebericht und ein kleiner Vorgeschmack auf den Roman, der im Juli 2017 erschienen ist:

Es war ein eher trüber Tag, als ich am 2. September 2015 von Prades (Pyrénées Oriental) über Marcevol, Puilaurens und Axat nach Montaillou fuhr, um mir einen eigenen Eindruck von meinem zukünftigen Romanschauplatz zu verschaffen. Nun, Montaillou schlief. Klösterliche Einsamkeit in diesem abseits gelegenen, »steinreichen« Pyrenäenwinkel.
Das heutige Montaillou zählt ganze 24 Einwohner. Es liegt ein Stück unterhalb des mittelalterlichen Dorfes, am Fuße des Berges. Beim Betreten des Ortes stößt man zuerst auf das imposante Schlosstor der Familie Montauriol (16. Jahrhundert), geschmückt mit drei bunten Wappen. Das Schloss selber existiert nicht mehr, es wurde im 18. Jh durch Brandstiftung zerstört.

Beim Weitergehen treffe ich auf einige bäuerliche Anwesen und wenig einladende Gebirgssteinhäuser. Die einsame bunte Fähnchenkette, die zwischen den Häusern flattert, erinnert mich an tibetische Gebetsfahnen. Der Vergleich ist erlaubt, denn es gibt Berührungspunkte zwischen Katharertum und Buddhismus: Der Ursprung des katharischen Glaubens geht auf den persischen Propheten Mani zurück, der im 3. Jh. n. Chr. das Denken von Zoroaster, Buddha und Jesus zusammengefasst hat.
Das kleine Informationszentrum von Montaillou ist geschlossen, ebenso die Kirche aus dem 17./18. Jahrhundert. Ein Café fehlt. Der Ort scheint wie ausgestorben. Dafür tauchen die ersten Ruinen auf: Klein, geduckt, mit gähnenden Fensterlöchern und grob zusammengenagelten Holztüren, silbriggrau vom Alter. Im 14. Jh. gab es hier fast fünfzig große Familien, die jedoch teilweise miteinander verwandt waren. Ihre mit Schindeln bedeckten, teils zweistöckigen Häuser zogen sich terrassenförmig bis hinauf zur Burg. Ein Haus über dem anderen, wobei die unterste Häuserreihe eine natürliche Stadtmauer bildete. Das ganze Ensemble – Dorf und Burg – war früher von Wäldern umschlossen gewesen.

(Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!)

Beim Hinaufsteigen drehe ich mich ständig um. Doch niemand folgt mir. Gespenstische Ruhe. Aber die Stille schärft bekanntlich die Wahrnehmung: Verbirgt sich da was im Schattenwinkel der Ruinen? Unter der Kruste des Mauerwerks, dem Schorf? Vielleicht die Träume der Menschen, die dort einst gelebt haben? Ihre Sehnsüchte, Hoffnungen und Ängste? Ihr Lachen? Ihre Wut? Pianissimo – kaum vernehmbar ist dieser Ton aus ferner Zeit!
Ich habe es schon früher erlebt, wenn Bewusstes auf Unterbewusstes trifft, z.B. in Carcassonne, wo »Rixende« entstand, in Rennes-le-Château, bei meiner Arbeit für »Marie«, oder aber in Arles (Blut.Rote.Rosen).
Steil geht es jetzt nach oben. Rechts ein grasbewachsener Hang, links weitere Spuren alter Besiedlung: Behauener Fels, verfallende und längst verfallene Häuser – darunter vielleicht das Anwesen, in dem Béatris nach dem Tod des Kastellans wohnte. Zwischen den Mauerresten Schafgarbe, Brennnesseln und leuchtend gelbe Trollblumen.

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Leicht außer Atem erreiche ich den Fontcanal, die Trinkwasserquelle des Ortes, links unterhalb des Burghügels. Das flache Gemäuer liegt geschützt im Wald, direkt am Fußweg nach Ax-les-Thermes. Ich setze mich auf den mit Moos bewachsenen Brunnenrand, um mich auszuruhen. Leise plätschert das Wasser. Es riecht nach nassem Gras und Moder. Ein romantischer Platz. Wie gemacht für Liebesgeflüster und den Austausch häretischer Geheimnisse. Spitzt da oben etwa die Kapuze eines katharischen Perfekten durchs Buschwerk?
Nein, es ist die Donjon-Ruine der ehemaligen Fliehburg von Montaillou, die – 1362 Meter ü. d. M. – wie zwei drohende Finger in den Himmel ragt.

Ich bin neugierig, gebe mir einen Ruck und klettere hinauf – im wahrsten Wortsinn über Stock und Stein, denn die Burgmauern scheinen überall aus dem Felsgestein hervorzuwachsen.
Oben angekommen, halte ich keuchend inne. Meine Beine zittern. Auf den ersten Blick kommt mir die Anlage enttäuschend klein vor. Erst nach dem (nicht ungefährlichen) Abschreiten des buckligen Plateaus und dem Studium einer dort ausgehängten Skizze erkenne ich die tatsächlichen Ausmaße: Um die Burganlage zog sich einst eine fast zwei Meter hohe Mauer, unterbrochen von drei Wehrtürmen, ergänzt von einem Torturm mit Barbakane – und natürlich dem großen Donjon, in dem Béatris vermutlich die Feste gefeiert hat, wie sie gerade fielen.

Ich setze mich auf eines der niedrigeren Mauerstücke und halte Ausschau. Das Panorama ist grandios. Die umliegenden Berge, Hügel und Wälder grün, die Wiesen noch saftig. Aber steil. Lange aufgegebene Terrassenfelder und Gärten auf einem benachbarten Hügel hinter mir. Die Bauern von Montaillou waren im 14. Jh. frei gewesen. Es gab keine Leibeigenen. Sie hatten Schafherden und eigenes Land besessen, das sie vererben und verkaufen konnten. Angebaut wurden Hafer, Weizen, Hanf und Flachs, aber auch – man höre und staune – die Runkelrübe, die z.B. im Rheinland erst im 18. Jh eingeführt wurde.

Als unvermittelt die Sonne durch die Wolken bricht, grüßen aus der Ferne schneebedeckte Gipfel, darunter der berühmte Col de sept frères, der Sieben-Brüder-Pass. Da ich mich in den Pyrenäen befinde … Einsamkeit. Stille. Der Fels. Die Steine. Leichtfüßig schritt man in Montaillou nicht herum. Béatris musste gutes Schuhwerk getragen haben, wenn sie bergab lief, um eine ihrer ketzerischen Freundinnen aufzusuchen. Oder des Sonntags die Messe:

Notre Dame de Carnesses, die berühmte Pilgerkapelle aus dem 12. Jahrhundert, in deren Dämmerdunkel auch sie betete, befindet sich ein Stück außerhalb des Dorfes, inmitten des Friedhofs. Hier, am Ort »eines volkstümlichen lokalen Kults eher heidnischer Färbung« (Ladurie), hat Pierre Clergue gepredigt und direkt neben dem Altar Na Mengarde, seine katharisch-gläubige Mutter beerdigt. Jeder, der Montaillou besucht, fragt sich, ob ihre Überreste noch heute hier ruhen.
Leider ist auch dieses kleine Gotteshaus verriegelt, ein Schlüssel nirgends aufzutreiben. Die Kühe auf den benachbarten Weiden recken zwar die Hälse, interessieren sich aber nicht weiter für Ketzerei.
Pech gehabt?
Ganz sicher nicht, denn die Geschichten von früher sind auf meinem Weg durch Montaillou ein Stück lebendiger für mich geworden. Auch Béatris und Pierre …

Helene Köppel

Eine Leseprobe?

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Der Grüne Mann und der Götze Loll

Grüne Kleidung zu tragen war guter heidnischer Frühlingsbrauch in ganz Europa. Feen trugen in ihrem Reich sogar ganzjährig Grün – und ihre Liebhaber ebenfalls.

In einem schottischen Märchen begegnen wir einer solchen Fee und ihrem Liebhaber, den man Thomas, den Reimer nannte:

Da hörte er in der Ferne einen Laut, der klang wie das Geräusch eines Bergbaches. Dann aber sprang er plötzlich erstaunt auf, denn über einen der grünen Pfade sah er die schönste Dame der Weit reiten. Sie trug ein Kleid aus grasgrüner Seide und einen Umhang aus grasgrünem Samt, und ihr blondes Haar fiel ihr offen über die Schultern …”

Im Christentum war die Farbe GRÜN aus diesem Grund lange verpönt!

Die einst grünen Kerzen wurden abgeschafft, die Grünen Männer aus den Kirchen verbannt – aber nicht überall. Mir springen die Zurückgebliebenen seit Jahren geradezu in die Augen – aber vielleicht auch nur, weil sie von mir gesehen werden wollen! 🙂

(Paris, Notre-Dame)

(Paris Notre-Dame)

Halten auch Sie nach ihnen Ausschau!

Sie befinden sich innerhalb und außerhalb sakraler aber auch profaner Gebäude. Ihre Kennzeichen: Die Haupt- und Barthaare der Grünen Männer werden meist als Blätter, Ranken oder Gräser dargestellt, oft wachsen diese auch aus den Mündern der Köpfe.

Übrigens, in der Kunst bezeichnet man den Grünen Mann als BLATTMASKE –
ein menschliches Gesicht, das aus Blättern geformt ist. Als architektonische Zierform ist die Blattmaske in der römischen Kunst verbreitet, aber auch in der spätromanischen und gotischen Bauplastik und Buchmalerei.

(Kloster Ebrach, Unterfranken)

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(Kathedrale Bayeux, Normandie)

(Kloster Ebrach, Unterfranken)

(oben und rechts: Ritterkapelle Haßfurt, Unterfranken)

Weshalb sich heutige Dombaumeister, Architekten oder Restauratoren oft für eine andere Farbe als GRÜN entscheiden, entzieht sich meiner Kenntnis – denn der wahre Grüne Mann hat nichts Herbstliches an sich!

Er befindet sich im Einklang mit den Naturgesetzen –

ist jedoch scheu. Er versteckt sich hinter seinen Blättern und Ranken, wird oft mit ihnen eins. Man kann ihn mit Silvanus gleichsetzen, dem römischen Waldgott – oder mit dem Fruchtbarkeitsgott Lug, den man in alter Zeit in meiner Heimatstadt Schweinfurt als Lollus verehrt hat.

Loll – der Grüne Mann von Schweinfurt

Man weiß heute, dass germanische Fruchtbarkeits- und Vegetationsgottheiten stets als Paar verehrt wurden. Im Götzen Loll sahen die Schweinfurter den männlichen Partner der Göttin Frigg (oder Freja): Sein ehernes Bildnis stand in einem heiligen Hain (dem sog. Löhlein). Loll wird als halbnackter, lockiger junger Mann beschrieben, jeweils einen Kranz von Mohnsamen um sein Haupt und seine Brust geschlungen. Mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand umfasste er seine Zunge, in der linken Hand hielt er einen Becher, aus dem Kornähren sprossen.
Als der Heilige Kilian ins Frankenland kam, machte er dem Loll den Garaus. Er versenkte ihn kurzerhand im Main. Die Schweinfurter jedoch vergaßen ihren Götzen nicht so schnell. Nach Kilians Tod ließen sie ein neues Bildnis gießen und stellten es wieder auf.
Wie man sich denken kann, nicht für lange!

(Kloster Ebrach, Oberfranken)

(Dom zu Bamberg, Oberfranken)

(Kloster Ebrach, Oberfranken)

Mit einem besonders schönen Exemplar eines Grünen Mannes zum Schluss meines Artikels, bedanke ich mich herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!

(Kloster Ebrach, Oberfranken)

Die Prieuré Santa Maria del Vilar – am Ort eines Nymphaeums

Gut versteckt

Ebenfalls auf dem Jakobsweg befindet sich – gut versteckt in den Vorpyrenäen – das Kloster Santa Maria del Vilar.
Doch wer danach sucht, wird es auch finden:
Es liegt ungefähr zwei Kilometer von 66740 Villelongue-dels-Monts entfernt:
Ausgangspunkt Perpignan – Elne – Argelès – St. Génis de Fontaines – Villelongue dels Monts – dann nochmals etwa zwei Kilometer bis zum Kloster.

(Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden)

Zur Historie

Im Jahr 1083 ließen sich Augustinermönche auf einer aus dem 8. Jahrhundert stammenden Befestigung nieder und gründeten dort ein Kloster, das sie Vilari nannten.
Sie bauten eine neue Kirche und schmückten die Hauptapsis mit großartigen Fresken aus.

Hier die Überreste der prä-romanischen Kirche …

Ein stilles, grünes Paradies

Dieses Kloster liegt in der Tat in einem Paradies. Die himmlische Ruhe wird einzig durch das Tschilpen der Vögel und das Plätschern einiger Rinnsale durchbrochen, die ringsum von den Bergen ins Tal laufen.
Aber Santa Maria del Vilar hat auch schwere Zeiten hinter sich. Nach der Säkularisation (um 1535) verließen die Mönche ihr stilles Kloster, das sie ganze fünf Jahrhunderte hindurch bewohnt hatten.

Das alte Kloster verfällt

Um 1800 wurden die Gebäude landwirtschaftlich benutzt. Die Kirche wurde zum Pferdestall, der Gästesaal abwechselnd auch als Krankenhaus und Schweinestall zweckentfremdet.
1942 wurde der Ort aufgegeben und die dort üppig wachsende Vegetation überwucherte die Gebäude.

Noch im Jahr 1993 sah das Kloster so wie auf dem nebenstehenden Foto aus!

Eine tatkräftige Frau

Danach änderte sich alles. Eine Frau aus dem Aveyron-Gebiet, Lucette Triadou, kaufte die Gebäude auf, suchte sich Sponsoren, 100 Freiwillige und Spezialisten: Architekten, Archäologen etc. Das Ganze lief unter l’egide des Monuments Historiques (Denkmalpflege).
Natürlich war das Kloster zu diesem Zeitpunkt völlig ausgeschlachtet, so fehlten z.B. das Portal, die Tür und ein westgotischer Sarg aus dem 7. Jahrhundert.

(Links – ein Foto aus dem Jahr 1918)
Die Eingangstür wurde später wiederentdeckt und zwar bei einem Trödler in Barcelona!

(Die Löcher in diesen Türen dienen übrigens zur Luftzirkulation im Kircheninneren!)

Santa Maria del Vilar – heute

Die Restaurierungsarbeiten wurden im Sommer 2004 beendet.
Im Oktober 2005 übernahmen orthodoxe rumänische Nonnen und Mönche das Kloster – und eine der Nonnen machte auch die Führung. Sie war still, klug und selbstbewusst, hatte Profil …

Vilar Kirche

Im Inneren der Romanischen Kirche befanden sich farbenfrohe Fresken aus dem 11. u. 12. Jh. Um sie zu schützen, durfte nicht fotografiert werden – daher (links) ein kleines Foto aus dem Netz. Zu erkennen waren die Jungfrau Santa Maria del Vilar, der Erzengel Gabriel, die Verkündigung, Himmelskosmos, Gott- und Kreuzsymbole, die Evangelisten, der Pfau usw. Teilweise muteten die Fresken recht modern an.

Die gesamte Klosteranlage befindet sich heute in einem Top-Zustand.
Im Foto rechts ist das letzte von drei alten roten Kreuzen zu sehen …

Das Nymphaeum

Ein besonderer Höhepunkt war für mich das dort befindliche Nymphaeum – es war im Jahr 1998 bei Ausgrabungen wiederentdeckt worden.
Ein Nymphaeum ist ein römischer Tempel aus dem 1. Jahrhundert vor Christus
also ein alter spiritueller Ort und ein Brunnenheiligtum.
Man spürt es – und man ist ergriffen!
Die Nonne war übrigens sichtlich stolz, als sie uns diesen heidnischen Tempel, an dem einst die Nymphen tanzten, präsentierte!

* Für den Fall, dass auch Sie einen Besuch im Kloster Santa Maria del Vilar beabsichtigen, noch ein Hinweis auf die Führungen:

Öffnungszeiten: 1.4. – 31.10. von 15 – 18 h; 4.– Euro Eintritt für Erwachsene; Besichtigung nur mit Führung möglich
(Stand 2013)

Im Preis eingeschlossen ist die Besichtigung eines kleines Museums im Kreuzgang des Klosters – mit interessanten Fundstücken (Tonscherben, Glas, Münzen, Feuersteinpfeilen aus der späten Jungsteinzeit, die bei diversen Ausgrabungen zutage traten.

Im ehemaligen Dormitorium (Refektorium oder Gästehaus  – um welchen Raum es sich gehandelt hat, habe ich vergessen), konnte man im Rahmen der Führung auch noch eine Ikonen- und Gemäldeaustellung bewundern.

ACHTUNG:
Im Juli und August finden in der Kirche – aufgrund der hervorragenden Akustik – wöchentlich Mittelalter-Festivals statt.

Ich bedanke mich herzlich für Ihr Interesse!

Ihre

Helene L. Köppel

Segobriga – eine antike Stadt der Keltiberer

Segobriga – eine antike Stadt der Keltiberer im zentralen Spanien der Römerzeit
Die Überreste dieser antiken Stadt befinden sich in Spanien, in der Provinz Cuenca, hundert Kilometer von Madrid entfernt und ungefähr vier Kilometer südlich des Ortes Saelices. Verschiedene Autoren des Altertums erwähnten Segobriga, u.a. der Ältere Plinius, der etwa um 74 n. Chr. als römischer Reichsbeamter die Iberische Halbinsel bereiste. Plinius bezeichnete sie als Caput Celtiberiae.

Die Ausgrabungsstätte liegt inmitten der einsamen Mancha – auf einem Hügel

Es war ein heißer Tag, als ich Segobriga besuchte …
Vom Parkplatz ging es zum neu errichteten Kassenhaus, wo sich auch ein kleines Museum befindet. Achtung: Man spricht dort nur Spanisch!
Nach einem interessanten Lichtbildervortrag über Segobriga im Altertum, ging es wieder hinaus ins Freie – bei 35° im Schatten.
Der Weg bis zur eigentlichen Ausgrabungsstätte zog sich und es gab kaum Schatten. Die gepflanzten Bäume waren noch jung …

 

(Zum Vergrößern anklicken)

Eine Basilika der Westgoten

Auf halbem Weg hielt ich überrascht inne: Mit den Überresten einer Basilika der arianisch-gläubigen* Westgoten hatte ich hier nicht gerechnet!


*Arianismus – Im 4. Jh. entwickelte sich eine für Rom gefährliche Gegenkirche. Arius, ein christlicher Theologe aus Alexandrien, sprach Jesus das göttliche Wesen und die göttlichen Eigenschaften ab. Er wollte den Monotheismus, also die Einzigartigkeit Gottes, nicht durch mehrere Erscheinungsformen “verwässert” sehen.
Für Rom war dies Ketzerei, die bekämpft werden musste – und bekämpft wurde. Dennoch stellte sich der Sohn von Kaiser Konstantin auf Arius’ Seite.  Hundert Jahre später, als die Merowinger an die Macht kamen, war bereits jeder 5. Bischofssitz arianisch. Auch die Westgoten waren Arianer, als sie ihr Tolosanisches Reich gründeten (Toulouse).

Die ehemalige Absis der Basilika ist noch gut zu erkennen …

(Zum Vergrößern bitte anklicken!)

Das Westgotenreich existierte von 418 bis ca. 725 n. Chr.

Es hatte seinen Schwerpunkt zunächst im Südwesten Galliens, später auf der Iberischen Halbinsel.

(Fotos rechts)

Gut erhaltene Westgotengräber

Übersichtskarte Ostgotenreich / Westgotenreich

Und weiter ging der Marsch durch die Mancha –

bis endlich die Ausgrabungsstätte vor mir lag …

Flirrende Hitze, Zikadengeschrei – und das entfernte Hämmern der Archäologen …
Amphitheater, Theater, Forum und Thermen und viele römische Inschriften waren zu besichtigen.

Die streitlustigen Keltiberer*

Die Gebäude der Keltiberer waren schon während der Romanisierung von Segabriga im Jahr 15 v. Chr. weitgehend zerstört worden. (Die Umgestaltung endete zur Regierungszeit von Titus, um 79 n. Chr.)

*Die keltiberischen Stämme lebten in vorrömischer Zeit im zentralen und nördlichen Spanien. In der Zeit von 197 v. Chr. bis 179 v. Chr. fand der sog. “Keltiberische Krieg” zwischen den Römern und den keltiberischen Stämmen der Iberischen Halbinsel statt.

(Foto rechts – aus dem Netz: Altiberische Büste der Dama de Elche, ausgestellt im Nationalen Archäologischen Museum Madrid)

 

Marienglas
Segobriga war zur Römerzeit Umschlagplatz für “Marienglas”, auch Spiegelstein genannt (lapis specularis). Dieses Material, das in den umliegenden Bergwerkstollen gewonnen wurde, war in Rom sehr geschätzt. Die durchscheindende Gipsart wurde in Platten gespalten und als Fensterscheibe benutzt.
(Foto links)

Abschied

Mit dieser wunderschönen römischen Büste, die ich im kleinen Museum von Segobriga abgelichtet habe – und dem dringenden Rat, sich ausreichend Münzen für die Getränkeautomaten einzustecken, die sich auf halbem Weg zum Ausgrabungsgelände befinden – schließe ich meinen Bericht.

Ich hoffe, es hat Ihnen in Segobriga gefallen!

Herzlichst

Helene L. Köppel

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Eine Hinterlassenschaft der Tempelritter: Pontaubert

Das malerische Dorf Pontaubert liegt im Herzen des Burgund, in einem Tal, ungefähr drei Kilometer von Avallon und zehn Kilometer von Vézelay entfernt.

Das Dorf hat seinen Namen von einer Brücke – also Pons (gebaut um 840) – und einem Mann namens Aubert, Graf von Avallon, Bruder von Robert dem Starken.

Die Tempelritter waren hier

Im Jahr 1190 wurde das Land um Pontaubert den Templern übergeben, die die Pilger auf ihrem Weg von Vézelay nach Autun schützten – später geriet es in die Hände der Johanniter bzw. Hospitaliter.

Die “Arme Bruderschaft vom Tempel zu Jerusalem”

wurde im Jahr 1118 durch Hugues de Payens, Godefroy de St.Omer und sieben weiteren Rittern aus Frankreich mit der Aufgabe gegründet, die Pilgerstraßen in Jerusalem zu sichern und die Heiligen Stätten der Christenheit zu verteidigen. Ein Jahr später überlässt Balduin II., der König von Jerusalem (1118-1131), dem Orden einige Gebäude im Bereich des ehemaligen Tempels Salomons. Der Orden nennt sich nun Ritterschaft vom Tempel zu Jerusalem. Er ist der erste Mönchs- und Ritterorden in der Christlichen Geschichte.
Zu Beginn des 12. Jh. – während des zweiten Laterankonzils – werden die Tempelritter ausschließlich der Jurisdiktion des Heiligen Stuhls in Rom unterstellt. Sie werden ermächtigt, eigene Kirchen und Friedhöfe zu besitzen, und erhalten das exklusive Recht, ständig ein rotes Kreuz auf der linken Schulter – zum Gedenken an das Martyrium Christi – zu tragen.
Im Jahr 1291 – nachdem sämtliche Besitztümer der Tempelritter im Heiligen Land an die Sarazenen gefallen waren – verlegt der Orden seinen Sitz nach Zypern.
Am 13. Oktober 1307 – dem “schwarzen Freitag” – lässt König Philipp IV. unangekündigt alle Templer in Frankreich verhaftet. Es kommt zu einem aufsehenerregenden Prozess …

Der Ritterorden der Johanniter (Hospitaliter, Malteser)

Im Jahr 1191 – während der Belagerung von Akko –  beschließt die Hospitalbruderschaft vom Deutschen Haus von St.Marien zu Jerusalem dem Vorbild der Tempelritter zu folgen und sich als militärischer Orden zu konstituieren. Der Hospitaliter/Johanniter – Orden erwarb seinen Besitz weitgehend durch Schenkungen, die ihm von reichen Pilgern, Ordensrittern oder Landesherren zugewendet wurden, um seinen Ordensauftrag im Heiligen Land ausführen zu können. Am 2. Mai 1312 erhielt der Ritterorden vom Hospital St. Johannis zu Jerusalem durch päpstliche Verfügung fast den gesamten europäischen Landbesitz des damals aufgelösten Templerordens übereignet – darunter wertvolle Besitztümer und Kommandanturen in Frankreich und Deutschland.

Die Kommandantur Pontaubert war allerdings so schwer beschädigt, dass der Herzog von Burgund seinem Kommandanten Guillaume de Fontenay eine große Geldsumme gab, um sie wieder herzurichten.

 

Die Kirche Notre-Dame-de-la-Nativité
ist spätromanisch (letztes Drittel des 12. Jh.) und gilt als eine der interessantesten Bauten der Gegend. 

Notre Dame du Saulce-d’Island
(s. Fotos rechts und unten)

Hier in Pontaubert befindet sich eine von den Templern hochverehrte Madonna, die früher in der Chapelle du Saulce-d’Island stand. (gleichnamige Kommanderie, s. Foto unten). Über diese Entdeckung habe ich mich sehr gefreut!

Eine weitere Romanische Sitz-Madonna aus Stein

hätte ich in Pontaubert beinahe übersehen. Sie befand sich, nahezu unbeachtet, irgendwo im Seitenbereich der Kirche auf dem Boden.

Pontaubert – verzaubert?

Wie ist das zu verstehen? Als rätselhaftes Wortspiel aus der Zeit der ehemaligen Besitzer Pontauberts, der Tempelritter? Aber nein, diese Kirche besitzt einen herrlichen Dornröschen-Turm – und wer den nicht zauberhaft findet, dem ist wohl nicht zu helfen! 🙂

Mit einem letzten Blick hoch oben aus dem Turm – der Beweis, dass ich mich dort hinaufgetraut habe! – und dem alten Friedensgruß der Tempelritter, dem Pax tecum, verabschiede ich mich aus Pontaubert.
Ich hoffe, es hat auch Ihnen hier gefallen!

Ihre

Helene L. Köppel

Der Mont-Saint-Michel – ein “Traum”!

Der Mont St. Michel ist ein uraltes Pilgerziel:
Seit mehr als 1000 Jahren strömen die Menschen zu den Reliquien des Erzengels Michael, der an der höchsten Stelle der Pyramidenkonstruktion thront.
Wie alles anfing …
Offenbar war der Mont Tombe (Grabesberg) bereits im 6. Jh. von Mönchen bewohnt gewesen. Der Bau der ersten Kapelle ist jedoch auf einen Traum zurückzuführen:
Im Jahr 704 erschien dem Erzbischof von Avranches der Erzengel Michael im Traum und forderte ihn auf, eine Kapelle auf dem Gipfel der Halbinsel zu errichten. Der Bischof widersetzte sich. Erst als ihm der Erzengel mit dem Finger ein Loch in den Kopf bohrte, gehorchte er. 🙂
Aus der Kapelle wurde eine Stiftskirche mit 12 Kapitularen.
Als im 10. Jh. die Normannen zum Katholizismus konvertierten bekamen sie dafür vom französischen König das Herzogtum Normandie zugesprochen. Richard I. stiftete im Jahr 966 eine Abtei. Dreißig Benediktinermönche zogen auf den Berg. Die Abtei wurde mächtig und reich.
In den folgenden Jahrhunderten finanzierten Herzöge und Könige die großartige Architektur des Klosters. 1017 begann Abt Hildebert II. mit dem Bau der zentralen Klosteranlage, die erst 1520 fertiggestellt sein sollte. Von 1023 bis 1084 wurde eine erste romanische Abteikirche errichtet.
Ab dem 12. Jahrhundert suchten die großen Pilgerströme die schon damals einflussreiche Abtei auf.

(Erzbischof von Avranches – der Träumer)

Drohende Verlandung
Früher war die Insel nur bei Niedrigwasser zu erreichen. Ende des 19. Jh. wurde ein Damm mit einer Straße gebaut, der jedoch die natürliche Meeresströmung unterbrach. Die Bucht versandete zunehmend. 2006 wurde mit dem Bau eines Stahlstegs begonnen. Bei meinem zweiten Besuch im Jahr 2012 befanden sich die Parkplätze bereits auf dem Festland. Shuttle-Busse brachten die Touristen auf die Insel.

Der Niedergang der Abtei:
Im 16. Jh., während der Reformation, ging es mit der Abtei bergab. 1790 verließen die Benediktiner das Kloster – erst 1969 kehrten die Mönche wieder zurück. Während der Französischen Revolution wurde die Abtei in ein Gefängnis für Regimegegner aus den Reihen des Klerus umgewandelt. Der Berg erhielt den Namen Mont-Libre.
Zwischen 15 000 und 18 000 Menschen sollen hier eingekerkert gewesen sein, darunter die politischen Häflinge Raspail und Armand Barbès.

Der Mont-Saint-Michel ist seit langem eine der großen Touristenattraktionen. Jedes Jahr wird er von über drei Millionen Menschen besucht.
Ich möchte Sie nun einladen, mir auf den Berg zu folgen …
(Alle Fotos können duch Anklicken vergrößert werden)

Warnung: In den Ferienmonaten Juli/August sollte man den Mont-Saint-Michel besser meiden!

Die Abteikirche des Mont-Saint-Michel

Das Kloster auf dem Mont-Saint-Michel

Einige schöne Ein- und Ausblicke auf dem Weg zur ebenfalls sehenswerten Kirche St. Pierre …

In der Kirche St. Pierre befindet sich neben dem hier verehrten Erzengel Michael – ganz in Silber! – auch eine wunderschöne Statue der Hl. Anna mit der kleinen Maria an der Hand …

Abschied von Mont-Saint-Michel …