Trigueros ist eine kleine spanische Stadt in der Provinz Huelva, erbaut auf der ehemaligen Römerstadt Conistorgis – umgeben von ausgedehnten Feldern, auf denen Getreide, Wein und Olivenbäume wachsen.
Die schöne Kirche San Antonio Abad (auch San Antón de los Templarios genannt), die auf einem kleinen Platz mitten im Ort steht, war einst im Besitz der Tempelritter, die seinerzeit die zunehmende Schwäche des islamischen Feindes nutzten, um (zwischen 1253 und 1258) auch in Andalusien Fuß zu fassen. (Der Orden machte die Stadt Aracena zu einem seiner Hauptstützpunkte). Die nächsten Fotos zeigen den ältesten Teil der Kirche von Trigueros – mit Zinnenkranz.
Der alte Name Puerto del Camino
Trigueros (ca. 8000 Einwohner), das zu Zeiten König Alfons des Weisen* unter dem Namen Puerto del Camino erwähnt wurde, liegt zudem auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela, s. Foto unten.Die Templer in Europa schützten diese Pilgerwege.
Vom römischen Conistorgis wurden leider nur einige Gräber und Keramikreste gefunden …
Geschichtliches, ganz nebenbei …
*Alfons X., (genannt der Weise, spanisch Alfonso X «el Sabio»); * 23.11.1221 in Toledo; † 4.4.1284 in Sevilla, war von 1252 bis zu seinem Tod König von Kastilien und Léon, wobei er im Jahr 1282 entmachtet wurde. Außerdem war er von 1257 – 1275 Gegenkönig des Heiligen Römischen Reiches.
Alfons dem Weisen wird das “Buch der Spiele” zugeschrieben, das er persönlich – vermutlich als Allegorie für das friedliche Zusammenleben von Christen, Arabern und Juden im Spanien des 13. Jahrhunderts– in Auftrag gegeben hat.
DOLMEN von SOTO – ein lohnenswerter Besuch in der Nähe von Trigueros
Ganz in der Nähe von Trigueros befindet sich der beeindruckende Dolmen von Soto (Neolithikum), über den ich gesondert berichtet habe (bei Interesse klicken!) Hier nur einige wenige Aufnahmen aus dem Jahr 2022.
Jerez de la Frontera und die Schlacht am Río Guadalete – zwischen Muslimen und Westgoten
Unweit von Cádiz, in fruchtbarer Hügellandschaft, liegt Jerez de la Frontera. Die gut 200 000 Einwohner zählende Stadt am Südrand der Andalusischen Tiefebene wurde durch den Wein berühmt, der hier angebaut wird – den Jerez-Wein, besser bekannt als Sherry. Weniger bekannt ist evtl., dass sich der Name Jerez (sprich : Scheres) aus der arabischen Bezeichnung der Stadt herleitet: Sherish – und dass der Namenszusatz “de la Frontera” (an der Grenze) auf die sog. “Entscheidungsschlacht” am Río Guadalete* hinweist.
Wie kam es zu dieser Schlacht im Jahr 711 – und damit zum Untergang des Westgotenreichs?
Das muslimische Heer, bestehend aus Berbern und Arabern, überquerte im Frühjahr 711 die Straße von Gibraltar, um auf die Iberische Halbinsel einzudringen. Zu dieser Zeit befand sich der Westgotenkönig Roderich (710 – 711) auf einem Feldzug gegen die Basken im Norden. Zur Abwehr der Invasion kehrte er sofort zurück.
Das muslimische Heer zählte 12 000 Mann, die westgotischen Verteidiger waren jedoch in der Überzahl (es werden Zahlen von bis zu 100 000 Mann genannt, was heute bezweifelt wird.) Gesichert ist einzig, dass die Westgoten innerhalb von 7 Tagen geschlagen wurden und König Roderich im Kampf fiel. Die überlebenden gotischen Streitkräfte flohen nach Norden, nahmen Roderichs Leichnam mit und bestatteten ihn Viseu, einer Stadt in Nordportugal. Mit Roderichs Tod war zugleich der Untergang des Westgotenreichs ** besiegelt. Der Befehlshaber des muslimischen Heeres, das im Frühjahr 711 in Andalusien einfiel, hieß Tariq Ibn Zivad. Noch heute wird der Gibraltar-Felsen nach ihm benannt: Dschebel al-Tariq.
Ermutigt von diesem raschen Sieg eroberten die Muslime in den folgenden Jahren die gesamte Iberische Halbinsel. Erst im Jahr 1248, während der Reconquista, kam Jerez de la Frontera in den Besitz von Kastilien und damit wieder in christliche Hand. Arabische Sprachreste oder sogar ganze arabische Begriffe sind auch heute noch in Andalusien zu finden.
*Der Río Guadalete (arabisch Guad = Tal oder Fluss) ist ein Fluss in der spanischen Provinz Cádiz im Südwesten Andalusiens. Er entspringt in der Sierra de Grazalema und mündet nach 157 km bei El Puerto de Santa María in die Bucht von Cádiz. Er stellte einst die Grenze zwischen dem maurischen und dem christlichen Spanien dar.
19. Juli 711 – Tariq ibn Ziyad besiegt Rodrigo in der Schlacht von Guadalete (//www.historia.com/magazine/tag/tariq-ibn-ziyad/)
Interne Machtkämpfe des westgotischen Adels Verrat? Rache? Intrige?
Ab dem 9./ 10. Jahrhundert behaupteten christliche Historiker, dass der Vernichtung des Westgotenreichs – nach einem Streit über die Thronfolge? – ein übler Verrat vorausgegangen sei: König Roderich soll die Tochter eines westgotischen Edelmanns namens Witizas entehrt haben, worauf Witizas Familie (aus Wut und Enttäuschung?) die Muslime zur Invasion eingeladen hätten. Die “ungesicherte” Geschichte – über den letzten Gotenkönig Roderich ist leider kaum etwas bekannt – stammt aus der Mozarabischen Chronik. Der Verfasser war ein christlicher Kleriker, der direkt vor Ort lebte, also in al Andalus,in dem von den Muslimen beherrschten Teil der Iberischen Halbinsel. (Die damals unter muslimischer Herrschaft lebenden Christen nannte man Mozaraber.)
In meinem Roman “Talmi” (in dem es im Hintergrund um die Ursprünge der sog. “Cagoten” geht) gehe ich u.a. auf diesen zumindest “denkbaren” Verrat ein.
Westgotische Könige: Chindeswind, Rekkeswinth und Egica – aus Codex Vigilanus 976) Photo scan //www.vallenajerilla.com/albeldense/index.htm
** Das Westgotenreich (418 – 711 bzw. 725 n. Chr.) hatte seinen Schwerpunkt zunächst im Süden Galliens (Reich von Toulouse); ab 550 war Toledo das Zentrum der Westgoten. Zum Arianischen Streit: Die Westgoten waren Anhänger des sog. Arianismus, einer theologischen Auslegung innerhalb des Frühchristentums, die ihren Ausgangspunkt im namensgebenden Theologen Arius (ca. 260 – 327 n. Chr.) hatte.
Was war der Grund für den “Arianischen Streit” und die damalige Abspaltung?
Für Rom war Christus wahrer Gott – aber zugleich eine andere Erscheinungsform des Vaters. Arius hingegen vertrat einen strengen Monotheismus, sah Christus zwar ebenfalls als Gott, aber Gott Vater untergeordnet. Bischof Wulfila (311-383), selbst Arianer, bekehrte seinerzeit die Westgoten zu diesem Glauben und übersetzte die Bibel ins Gotische, wodurch sie für alle germanischen Völker zugänglich wurde.
Der Alcázar von Jerez de la Frontera
Der Alcázar – also der mittelalterliche Palast von Jerez de la Frontera, mit seinem achteckigen Wehrturm im arabischen Almohadenstil * wurde im 11. Jahrhundert errichtet und ist heute das älteste Bauwerk von Jerez de la Frontera (al-qasr = Festung). Die Mauern der Festung haben einen Umfang von 4 Kilometern. Die Erbauer legten herrliche Gärten an, mit Orangen- und Olivenbäumen, schlanken Zypressen und hohen Palmen, und ließen sich in ihren vornehmen Badehäusern verwöhnen. Die obligatorischen “Hufeisenbogen-Tore” der Mauren sind noch vorhanden, auch herrliche Mosaike und sogar der sog. Mihrab, die Gebetsnische der Muslime; s. nachstehende Fotos.
Almohaden: muslimische marokkanische Berber-Dynastie, die zwischen 1147 und 1269 über weite Teile des Magrheb und von al-Andalus herrschte.
Archäologische Ausgrabungen im Park des Alcázar
Arabisches Flair im Alcázar
Zum Mihrab: In allen Moscheen und moslemischen Gebetshäusern ist die Gebetsnische nach Mekka ausgerichtet. Die “Kibla” genannte Richtung wird vorher genau ermittelt.
Die Kathedrale von Jerez de la Frontera – ein Mix aus Orient und Okzident, Gotik, Barock und Neoklassizismus
In unmittelbarer Nähe zum Alcázar befindet sich die Kathedrale von Jerez de la Frontera, einst als Stiftskirche errichtet. Sie steht auf den Fundamenten der größten maurischen Moschee von Jerez, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Der Grundstein der rechteckigen Kathedrale mit ihren fünf Kirchenschiffen, die in einer Kreuzform angelegt sind, wurde im Jahr 1695 gelegt, die Kuppel im Jahr 1778 vollendet. Der heutige Glockenturm ist aus dem ehemaligen Minarett hervorgegangen (s. übernächstes Foto). Man betritt die Kathedrale über eine große Freitreppe. Im Inneren des Gotteshauses findet sich eine ähnliche Abfolge von Stilrichtungen wie in der Kathedrale von Ronda. Darunter zahlreiche Kunstschätze, wie z.B. das berühmte Gemälde von Zurbarán: “La Virgen Niña“, das die Gottesmutter als Kind zeigt(s. letztes Foto).
Die Kostbarkeiten in der Kathedrale von Jerez de la Frontera
Was ist sonst noch über Jerez de la Frontera zu sagen? 🙂
Neben der Erzeugung von Sherry ist diese Stadt auch für ihre Flamenco-Musik berühmt und für ihre Königlich-Andalusische Reitschule. Vorführungen mit “tanzenden” Pferden werden angeboten sowie Kutschfahrten. (Tickets für die Vorführungen besser im Vorverkauf/Internet besorgen,)
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Auf einer Anhöhe, inmitten von Feldern und Weiden, leuchten einem schon von weitem die weißen Häuser von Medina Sidonia entgegen. Die Stadt wurde einst von Phöniziern gegründet, die aus Sidon stammten. Danach wurde sie eine wichtige römische Kolonie – Asido – genannt, und in westgotischer Zeit eine Provinzhauptstadt. Im 8. Jahrhundert geriet Merida Sidonia unter maurische Herrschaft, bis sie im Jahr 1440 anläßlich der Reconquista Sitz eines christlichen Herzogtums wurde. Dieses Herzogtum wurde im Jahr 1445 geschaffen und der Adelsfamilie Guzmán übertragen, die sich später den Zusatz “El Bueno” zulegte. (Alonso Guzmán war der Kommandeur der Spanischen Armada von 1588.) Medina Sidonia liegt 45 Kilometer von der Hauptstadt Cádiz entfernt, in einer Region Andalusiens, in der die Zucht von Kampfstieren Tradition hat. Es gibt drei Tore, die in die mauernbewehrte Stadt hineinführen. Der Acro de Belen (s. nächstes Foto) markiert den Eingang in die maurische Medina, die Altstadt.
Im Vergleich zu vielen anderen “Weißen Dörfern” hält sich der Touristentrubel in Medina Sidonia in Grenzen. Ja, es ist geradezu angenehm, durch die fast verschlafenen Gassen zu schlendern, steile Treppen zu erklimmen, verschwiegene Ecken zu entdecken und sich in Ruhe alles anzusehen. Vom Felsen, auf den das Städtchen gebaut wurde (Cerro del Castillo) kann man bei klarer Sicht das Meer und die Stadt Cádiz sehen. Er wird als der “Balkon” der Bucht von Cádiz bezeichnet.
Santa María la Mayor la Coronada – mit Baustilen aus Gotik, Renaissance und Barock
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Die Kirche Santa María la Coronada wurde Ende des 15. Jh und Anfang des 16. Jh auf den Überresten der maurischen Moschee errichtet. Ein Stilmix wie in der Kirche von Ronda, die ebenfalls auf einer Moschee aufgebaut wurde: Gotik, Mudejarstil, italienische Renaissance, Barock – sowie platereske Elemente. Als Baumeister wird Alonso Rodríguez genannt. Im Inneren werden großartige Kunstwerke und Gemälde von unschätzbarem Wert aufbewahrt. Der von Arkaden umgebene Kreuzgang stammt aus dem 15. Jh.
“Jesus in Fesseln”
Der “Christus der Vergebung”
Der Christus der Vergebung (nächstes Foto) ist eine herausragende Skulptur von Pedro Roldán. Es stellt Jesus dar, der auf einem Weltball in einer Haltung kniet, in der er um Vergebung für die Sünde der Menschen fleht. Sein einziger Stützpunkt ist das linke Knie, das von der Erdkugel gestützt wird. Die Skulptur ist aus polychromem Zedernholz geschnitzt und wurde kürzlich erst restauriert.
Die Bänke der Inquisitoren, mit den Symbolen der Dominikaner, 16. Jh.
Die Taufkapelle – mit dem Teufel, als Zuschauer
Ein einzigartiges Detail in dieser kleinen Taufkapelle zeigt der Legende nach den “Leibhaftigen”, wie er vom Türsturz aus die Täuflinge streng im Auge behält …🙂
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Klicken Sie bitte hier weiter, bei Interesse, z.B. Arcos de la Frontera, ein weiteres “Weißes Dorf” in Andalusien, wie auch die Stadt Ronda.
GIBRALTAR, an der Südspitze der iberischen Halbinsel gelegen, galt im Altertum als eine der Säulen des Herakles*. Aufgrund seiner Lage (Eingang zum Mittelmeer) war der auffällige Felsen zu allen Zeiten heiß umkämpft. Im Jahr 711 wurdeGibraltar von den Mauren besetzt. Sie nannten ihre Eroberung nach ihrem arabischen Feldherrn:Dschebel al-Tarik, also Berg des Tarik. Die maurische Herrschaft dauerte bis zum Jahr 1492, dem Ende der Reconquista – also der Rückeroberung aus arabischer Herrschaft. Danach beanspruchtenSpanien, Frankreich und Großbritannien Gibraltar jeweils für sich. Im Jahr 1704, während des Spanischen Erbfolgekriegs (gegen Frankreich) fiel die Entscheidung: Gibraltar wurde britisches Überseegebiet. Die Übernahme fand am 4. August 1704 statt, nachdem eine britisch-niederländische Flotte unter dem Kommando von Admiral George Rooke hier eingetroffen war, s. nächstes Bild. Ganze 15 000 Kanonen, so heißt es, sollen innerhalb von wenigen Stunden abgefeuert worden sein, um Gibraltar zu erobern. Der Widerstand der Spanier brach. Auch heute noch ist die Straße von Gibraltar, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet, für das Militär von Bedeutung: Das Vereinigte Königreich unterhält aus diesem Grund in Gibraltar einen Flottenstützpunkt. Und Spanien? Nun, Spanien gibt die Versuche nicht auf, irgendwann doch noch, auf politischem Weg, die Souveränität über Gibraltar wiederzuerlangen.
*Als “Säulen des Herakles” bezeichnete man im Altertum zwei Felsenberge: Gibraltar und Dschebel Musa in Marokko.
Gibraltar – heute eines der beliebtesten Ausflugsziele für Andalusien Urlauber.
Gibraltar besteht aus einem flachen Landabschnitt und dem an der Ostseite steil aus dem Meer ragenden Kalksteinfelsen (engl. Upper Rock). Der Fels selbst ist von Nord nach Süd etwa 4 Kilometer lang, bis zu 1,2 Kilometer breit und besitzt neben künstlichen Hohlräumen auch natürlich entstandene Höhlen. Die Spitze des Felsens erreicht eine Höhe von 426 m. (Die Südspitze der iberischen Halbinsel befindet sich allerdings nicht auf Gibraltar, sondern 25 km südwestlich, in Tarifa!) Seit 1996 ist neben dem Naturschutzgebiet Upper Rock auch das gesamte Meeresgebiet von Gibraltar unter Schutz gestellt. Die Einwohnerzahl von Gibraltar bewegt sich um die 30 000. Obwohl die einzige Amtssprache Gibraltars Englisch ist, sprechen die meisten Einwohner auch Spanisch. Als Umgangssprache ist jedochLlanito zu hören, ein interessanter Dialekt bestehend aus Englisch, andalusischer Mundart und anderen südeuropäischen Sprachen.
Auf dem Affenfelsen von Gibraltar
Am schnellsten gelangt man mit der Schwebebahn auf den Affenfelsen(Apes’ Rock) Hier leben die in Europa einmaligen Magot-Affen (Berber-Affen). Sie sind gewissermaßen das Wahrzeichen von Gibraltar. Für die Fütterung der Tiere ist stets ein Korporal der britischen Armee zuständig, denn es heißt, die Briten würden nur so lange auf Gibraltar bleiben, wie diese Affen hier lebten. Besucher seien allerdings gewarnt: Keine Plastiktüten in die Hand nehmen und nie selbst füttern, die Affen beißen!
Die Michaels-Höhle auf Gibraltar
St. Michael’s Caveist der Name der großen Kalksteinhöhle auf dem Felsen. Die Höhle entstand durch Einwirkung des Regenwassers auf den Kalkstein, das eine Verkarstung bewirkte. Es gibt zahlreiche Stalaktiten und Stalakmiten in der Höhle. 1974 wurde hier eine Schale aus dem Neolithikum gefunden, auch wurden Höhlenmalereien entdeckt, die aufgrund des Stils auf die Solutréen-Zeit datiert wurden (also vor 15 – 20 000 Jahren). Nachdem auch der Schädel eines Neanderthalers gefunden wurde, könnten diese Menschen die Höhle bereits um 40 000 vor Christus genutzt haben. Sowohl die Phönizier, als auch die Griechen (Schriften von Homer) und Römer kannten die Höhle auf Gibraltar. Pomponius Mela, ein römischer Geograph und Kosmograph der Antike (um 45 n. Chr.), beschrieb Gibraltar mit den Worten:
„Ein Berg mit wunderschönen Tälern, der auf der Westseite fast geöffnet ist durch eine sehr tiefe Höhle.“
Pomponius Mela
Heldentum wird mit toller Aussicht belohnt!
Auf dem teils steinigen Fußweg nach unten!
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Aufgrund ihrer einzigartigen Lage an der Kante eines Hochplateaus, ist die Stadt Ronda geradezu ein “Must-have” für alle Andalusien-Reisenden. Mit ihrer noch heute maurisch geprägten Altstadt liegt sie ca. 700 m über dem Meeresspiegel in einer atemberaubenden, als Serrania de Ronda genannten Berglandschaft, unweit des Landschaftsschutzgebiets der Sierra de Grazalema. Ronda, mit ungefähr 30 000 Einwohnern, wird durch die bis zu 160 m tiefe Schlucht des Rio Guadalevin (hier auch El Tajo* = Einschnitt genannt) in zwei Teile geschieden.
* nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fluss Tajo, bzw. Tejo, der in Ost-West-Richtung durch Spanien und Portugal fließt!
Ronda – und “El Puente Nuevo”
ElPuente Nuevo ist die eindrucksvolle Brücke über die Schlucht von Ronda. Sie verbindet die Neustadt mit der Altstadt (La Ciudad) und ist längst zum Wahrzeichen von Ronda geworden. Die dreibogige, 70 m lange und über 150 m hohe Brücke wurde zwischen 1751 und 1793 erbaut. Der Baumeister José Martin de Aldehuela fand leider bei einem Sturz von seiner Brücke den Tod. Über dem mittleren Bogen kann man eine Tür und einen Balkon sehen, es ist der Eingang zum ehemaligen Gefängnis.
Ronda – in der Hand der Römer “Arunda” und “Acinipo”
Ronda gilt als eine der ältesten Städte Spaniens. Bereits die Iberer (6. Jh v. Chr. ) gründeten hier eine Siedlung – und die nachfolgenden Phönizier (8. Jh v. Chr.) betrieben regen Handel in dieser Stadt. Ihnen folgten die Karthager – die ihrerseits von den Römern vertrieben wurden (Punische Kriege 264 – 146 v. Chr.) Die Römer tauften ihre Kolonie “Arunda”, was sowohl bei Plinius dem Älteren als auch bei Ptolemäus Erwähnung findet. Die wichtigste Stadt der Römer in der Region war allerdings nicht Arunda, sondern das etwa 20 km nordwestlich gelegene Acinipo (auch das “Alte Ronda” genannt). Die Ruinen von Acinipo und auch das Amphitheater, das Platz für 2000 Zuschauer hatte, können noch heute besichtigt werden.
Ronda unter Maurischer Herrschaft – “Madinat Runda”
Nach der Eroberung Andalusiens im Jahr 711, setzen sich die Mauren für fast 800 Jahre in Ronda fest; und noch heute stößt man auf ihre Hinterlassenschaften. Ronda war in maurischer Zeit als Madinat Runda bekannt. Erst im Jahr 1485 fiel die Stadt, nach einwöchiger Belagerung (durch Verrat) in die Hände der Katholischen Könige.
Der Maurenpalast (Palacio del Rey Moro) aus dem 14. Jh, mit seinen zwei unterschiedlichen roten Türmen (s. Foto unten) ist nur teilweise erhalten geblieben. Er besitzt mehrere Anbauten und ist von einer herrlichen Gartenanlage mit Terrassen umgeben, den sog. “Hängenden Gärten von Forestier“. Ein geheimer, in den Fels gehauener Tunnel, soll wohl bis zum Grund der Schlucht führen. (Mina Secreta del Agua). Steigt man zu den unteren Flussbrücken hinunter, stößt man auf die Überreste der arabischen Bäder, die unter den späteren Christen schlicht als Gerberei benutzt wurden.
Ronda – das Schmugglernest der “Dunkelmänner”
Im Jahr 1808, während Napoleons Feldzug, wurde die Stadt schwer verwüstet.Danach entwickelte sich Ronda zu einer Hochburg der Schmuggler und Straßenräuber, über die ein Großteil der illegalen Waren von Gibraltar in den Norden lief. Zur Bekämpfung der sog. “Dunkelmänner” wurde im Jahr 1844 die Guardia Civil gegründet.
Zur Zeichnung: “Schmuggler aus der Serrania de Ronda”, von Gustave Doré (1832-1883), zur Illustration seiner Reise nach Spanien 1862, mit Ch. Davillier. Kupferstich in “Le tour du monde”.
Ronda – und der Stierkampf
Der Stierkampf hat in Ronda gewissermaßen ein “Heimspiel”:Hier ist insbesondere eine Familie namentlich zu nennen: Die Familie Romero. Die Romeros entwickelten innerhalb von drei Generationen (im 18. u. 19. Jh.) jene Stierkampf-Regeln, nach denen noch heute gekämpft wird: Den Gebrauch des Tuches, den Kampf zu Fuß (nicht mehr zu Pferde), ja, selbst der Stil und die Posen (“Ronda-Schule”) wurden neu entwickelt und festgelegt. Die Stierkampfarena auf der Plaza de Toros ist ein imposantes zweigeschossiges Gebäude aus dem Jahr 1785.
Ronda und die Kathedrale Santa Maria la Mayor – die Umwandlung einer Moschee in eine christliche Kirche
Die KathedraleSanta Maria la Mayor liegt im Stadtteil La Ciudad und zugleich auf antikem Grund: Ursprünglich soll hier ein Tempel der Römer gestanden haben, möglicherweise ein Diana-Tempel, der zu Ehren des Sieges von Julius Cäsar über die Truppen von Pompeius und Sextus in der Schlacht von Munda (Umgebung von Ronda?) im Jahr 45 v. Chr. gebaut wurde. Auf diesem Tempel errichteten die Westgoten (418 – 711 n. Chr.) eine erste christliche Kirche, die dann im 8. Jh von den Mauren zu einer Moschee umgebaut wurde. Der Rückbau dieser Moschee begann im Jahr 1485 und dauerte fast zweihundert Jahre an. Aber noch immer ist das Gebäude von vier maurischen Kuppeln überwölbt, und unter dem heutigen Glockenturm verbirgt sich das achteckige Mudejar-Minarett.Originell und kurios ist aber auch der zweistöckige Vorbau an der Vorderseite der Kathedrale: Es gibt dort Balkone, die die Kirche wie ein Wohnhaus aussehen lassen. Die Balkone wurden während der Herrschaft von Felipe II. angebaut, damit der Adel die Reiterturniere und Stierkämpfe beobachten konnten, die damals auf dem Platz vor der Kirche abgehalten wurden. Auch im Kircheninneren herrscht ein Mischmasch an Stilen:Der Hauptaltar ist im plateresken Stil der spanischen Frührenaissance gefertigt; der Migrhab (Foto oben) ist, wie gesagt, ein maurisches Überbleibsel; die Säulen und Spitzbögen sind spätgotisch – wie auch der Chor, der aus herrlichem Nuss- und Zedernholz gefertigt ist; das Stuhlwerk wiederum stammt aus der Renaissance, die Figuren der Madonnen und Heiligen sind größtenteils barock – tja, und an der großen schmiedeeisernen Lampe (s. Foto unten) baumeln ganze 24 000 Kristalle.Nicht zuletzt fallen einem aber die fünf modernen (teils surrealistischen) Fresken ins Auge, die die französische Künstlerin Raymonde Pagégie im Jahr 1984 beigesteuert hat.
Große Schäden am Gebäude richtete ein Erdbeben im Jahr 1580 an; beim Wiederaufbau mussten zahlreiche alte gotische Elemente erneuert werden.
Die Kirche ist täglich geöffnet, der Eintritt ist kostenpflichtig.
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Ronda – und die Fresken der Malerin Raymonde Pagégie
Besonders beindruckend fand ich die fünf Fresken der französischen Künstlerin Raymonde Pagégie (1923-2019) an der Außenwand des linken Seitenschiffs und an der Chorwand. Sie sind erst im Jahr 1984 entstanden und fügen sich dennoch stimmig in das “Patchwork-Interieur” der Kirche Santa Maria la Mayor ein. Hervorzuheben ist neben der raffinierten Umsetzung der biblischen Szenen (Bündelung einzelner Geschichten) der Detailreichtum: z.B. der Hahn in der Szene “Das Leben des Petrus”; die blühenden Mandelbäume in der Abendmahlsdarstellung, auch die fleißige Martha beim Zubereiten der Eier (als Symbol für den zerbrechlichen Tod, aber zugleich als Hinweis auf einen Neuanfang) – nicht zuletzt der Verräter Judas, der mit einem weißen Seil im Rücken aus einer Seitentür verschwindet (bevor er sich daran erhängt?) Die blaugewandeten “Jünger”, auch das hat mich begeistert, nehmen das letzte Abendmahl richtigerweise nach römischer Sitte (halb im Liegen) ein – und es erstaunt kaum, dass sich darunter nicht nur Marthas Schwester Maria Magdalena, sondern offenbar auch noch andere “Jüngerinnen” befinden…
Blick vom Turm der Kirche Santa Maria la Mayor auf Ronda:
Ronda – Parador und Shoppingmeile“Carrera Espinel” – eine beliebte Fußgängerstraße zum Shoppen, die direkt durch Ronda führt. Shops, Cafès und Restaurants.
Acinipo – eine antike römische Stadt im südlichen Spanien
Acinipo – das “Alte Ronda”?
In der Nähe von Ronda, auf einem einsam gelegenen Hochplateau auf tausend Meter Höhe, befindet sich ein mit Steinhaufen übersäter Hang, auf dem die Ruinen der ehemaligen Römerstadt Acinipa liegen. Ein von aller Welt verlassener Ort, könnte man meinen – zumal sich am Tag meines Besuches, im September 2022, nur wenige Touristen hierher verirrt hatten. Aber dieser Eindruck täuschte: Gefühlte tausendWespen schienen mich erwartet zu haben – und offenbar nur mich! (Lag es an meinem Deo?) Eine verirrte sich sogleich im weiten Ärmel meines Shirts, fühlte sich dort offenbar bedroht (obwohl ich die Luft anhielt und mich nicht wehrte) – und stach zu. Es war nicht allzu schmerzhaft, zum Glück reagiere ich auf Insektenstiche nicht allergisch; es war mir nur ein Rätsel, woher die vielen Wespen kamen. Weit und breit gab es nur trockene Disteln und/oder magere Tamarisken. Erst auf dem Rückweg entdeckte ich ihr Versteck: Aus einem breitausladenden alten Feigenbaum (mit ganz winzigen Früchten!) summte und surrte es wie aus Tausenden von “Wespenkehlen”! 🙂
Doch zurück zum Kernpunkt meines Besuches, den Ruinen von Acinipo: Sie befinden sich rund 20 Kilometer nordwestlich von Ronda in der Provinz Málaga (Andalusien), nahe der Stadt Montecorto. Man vermutet heute, dass hinter dem römischen Acinipo das Alte Ronda steckt (Vieja Ronda), das sich hier einst terrassenartig am Südhang des Massivs Las Mesas erstreckte. Die günstige strategische Lage von Acinipo erschließt sich spätestens, wenn man von ganz oben hinunter ins Tal blickt. Acinipo, das einst ein fruchtbares Areal von 57 Hektar bedeckte (vorzugsweise Ackerbau), lag zudem an einer bedeutenden Handelsroute.
Die kleinen Fotos können angeklickt und vergrößert werden!
Durch Anklicken können die Bilder vergrößert werden!
Theateraufführungen in Acinipo – nicht nur für Schafe!
Das große Amphitheater der Römer, das Platz für 2000 Zuschauer hatte, wird noch heute für Theateraufführungen genutzt. Am Tag meines Besuches hielten auf der halbkreisähnlichen Tribüne jedoch nur einige Schafe ihre Mittagsruhe ab – ganz unbeeindruckt von mir und meinem Fotoapparat – aber auch von den Wespen.
Acinipo – eine frühere keltische Besiedlung?
In Acinipo wurden u.a. 4000 Jahre alte Zeichen prähistorischer Besiedlung aus der Kupfer- und Bronzezeit entdeckt, und einige Quellen weisen auf eine frühe keltische Besiedlung hin (erwähnt bei Plinius und Ptolemäus.
Acinipo – am Ort einer Römerschlacht?
Andere Wissenschaftler glauben, Acinipo verdanke seine Gründung erst der “Römerschlacht von Munda” im Jahr 45 v. Chr. (Munda = antike Bezeichnung für Ronda?) Es handelte sich um die letzte Schlacht im Bürgerkrieg zwischen Gaius Julius Caesar und den Republikanern.Fakt ist jedenfalls, dass sich hier vorzugsweise pensionierte Veteranen der Legionen von Julius Caesar niederließen, um ihren Lebensabend zu genießen. Bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. begann der Verfall und im 6. Jahrhundert zerstörten die Westgoten die Stadt. Danach sprach niemand mehr von Acinipo.
Heute harren noch weite Teile der antiken Stadt, die einst den gesamten Hügel bedeckte, ihrer Entdeckung.
Reisetipps für Acinipo
Das Gelände der ehemaligen Römerstadt ist ganzjährig zu besuchen. Tja, und eine gute Salbe gegen Insektenstiche sollte man auf Reisen sowieso immer in der Tasche haben – vor allem, wenn man sich an Orte begibt, die irgendwie “aus der Zeit gefallen” sind! 🙂
Vielen Dank für Ihr Interesse!
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