Deus vult – Gott will es!

HISTORISCHE EINFÜHRUNG

Tötet sie alle, Gott wird die Seinen schon erkennen! Nach der Ermordung des päpstlichen Legaten Pierre de Castelnau marschiert im Jahr 1209 ein großes Kreuzfahrerheer in den bis dahin unabhängigen Süden Frankreichs (Okzitanien), um die “Erstgeborenen des Satans”, wie Rom die Katharer bezeichnet, auszurotten. DEUS VULT – GOTT WILL ES! Zum ersten Mal kämpfen Christen gegen Christen – wobei ein Teil der Kreuzfahrer aus Deutschland kommt. Innerhalb weniger Wochen werden die befestigten Städte Béziers und Carcassonne mit kaum vorstellbarer Brutalität erobert, das Umland verwüstet.
Zwei Jahre später hat der Kreuzzug gegen die Katharer schon mehr als 20 000 Tote gekostet und es geht nicht mehr ausschließlich um Religion. Die reiche und kulturell hochstehende Grafschaft Toulouse ist jetzt das Ziel der Barone und Prälaten des Nordens. Simon von Montfort, der militärische Befehlshaber der Kreuzfahrer, wirft sich mehrfach gegen die Mauern von Toulouse, kämpft aber auch gegen die Feigheit seiner eigenen Barone und Ritter, die ihn oft vor Ablauf der vereinbarten Zeit verlassen. Sein Feind und Gegenspieler, Raymond, der Graf von Toulouse – in der Vergangenheit mehrfach von Rom exkommuniziert und als Ketzerfreund gedemütigt – weigert sich standhaft, Montfort Truppen zuzuführen und zugleich die Katharer aus seinen Ländereien zu vertreiben. Raymond VI., nach dem König von Frankreich der wohl mächtigste “Seigneur der Christenheit”, stützt sich bei seiner Verteidigung auf ergebene Vasallen und einflussreiche Verbündete wie den König von Aragón, Peter II., an dessen Treue zu Rom kein Zweifel besteht. Doch nicht der Kreuzzug oder die Übernahme der reichen Ländereien des Südens durch die Franzosen beenden die Große Ketzerei – es ist die Inquisition.

 

ZU BAND I:

ALIX – Das Rad des Schicksals

Kurzbeschreibung:
Eine faszinierender Roman um Liebe und Leidenschaft, Ehre, Verrat und Macht – vor dem Hintergrund großer Geschichte – dem Kreuzzug gegen die Katharer, 558 Printseiten

Kurzer Inhalt:

D`Amors es tots mos cossiriers …“
„All meine Gedanken gelten der Liebe ..
.“

Südfrankreich 1202: Im lebensfrohen, toleranten Okzitanien dreht sich das Rad des Schicksals. Päpstliche Legaten ziehen durchs Land. Sie predigen den Kreuzzug gegen die „Brutstätte der Häresie“, die Katharer.
In dieser unruhigen Zeit wird die blutjunge ALIX von Montpellier von ihrer Mutter nach Cahors verschachert, an den Hof des für seine Grausamkeit berüchtigten Fürstbischofs Bartomeu. Ihre um ein Jahr jüngere Schwester Inés soll an ihrer Stelle den im Volk beliebten Trencavel heiraten, den Vizegrafen von Carcassonne und Béziers – einen jungen, blonden Mann, von dem es heißt, er lache mit seinen Rittern und Knechten und sei ihnen kaum wie ihr Gebieter.
Lange kämpft Alix gegen das ungerechte Schicksal und ihren geistlichen Widersacher an. Als sie vergilbte Pergamente findet und den wahren Grund für ihre Gefangenschaft entdeckt, bereitet sie ihre Flucht vor. Ihr Weg führt sie nach Carcassonne, das bereits im Visier der anrückenden Kreuzfahrer steht.
Neben all den verwirrenden Ereignissen, die in den folgenden Jahren auf die junge Frau einstürmen, muss sie auch mit ihren Gefühlen ins Reine kommen, denn Alix liebt ausgerechnet den Gemahl ihrer Schwester. Und ihr Todfeind, der Fürstbischof von Cahors – einer der Finanziers der Kreuzfahrer – sinnt auf Rache.
(Printausgabe 2009, „Das Schicksalsrad“ – nur im Bundle mit einem gleichnamigen Spiel aus der Carcassonne-Reihe erhältlich; jetzt jedoch als Amazon/Kindle-Ebook:

Viel Freude beim Lesen wünscht

Helene L. Köppel – –

 

 

Boule d’Amont und die Gekreuzigte Frau

Boule d’ Amont

Auf meiner Pyrenäenreise im Jahr 2013 verschlug es mich u.a. in den kleinen Ort Boule d’Amont  (Département Pyrénées-Orientales, Nähe Prades). Dieser Ort war bereits in der Jungsteineit bewohnt. In der Nähe gibt es Dolmen und Menhire.
Die im Ortskern stehende Pfarrkirche Saint-Saturnin stammt aus dem 11. Jahrhundert, sie wurde 1972 in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques eingetragen.

In dieser Kirche entdeckte ich sonderbare Dinge – doch alles der Reihe nach. Zuerst treten Sie bitte ein …

Beginnen wir mit Gott Vater, der sich hier im Kopfschmuck des Sol invictus zeigt. Auf Sonnensymbole trifft man in den Pyrenäen häufig.

Auch Maria, die Himmelskönigin, wird in Südfrankreich gern als Sonnenkönigin dargestellt – hier mit Strahlenkranz und prachtvollen Ohrgehängen:

Die “üblichen Verdächtigen” (Antonius von Padua, St. Germaine usw.), die man in fast allen Kirchen Frankreichs findet, stelle ich in diesem Beitrag nicht vor, dafür die berühmte und hochverehrte “Madonna von den Treppen” – (die ich an diesem Tag vergeblich im Kloster Marcevol gesucht hatte; die Madonnen befinden sich leider nicht immer dort, wo sie eigentlich hingehören).

Aber da war sie nun endlich, in Boule d`Amont, gut gesichert hinter Glas:

(Nachstehend oder besser “sitzend”: Notre Dame de las Gradas, 11. Jh, romanische Sitzmadonna, Foto HLK.)

Eine weitere spannende Entdeckung in Boule d`Amont:

Jahrelang suchte ich nach ihr, deshalb freute ich mich unbeschreiblich, als ich im Juni unverhofft auf sie stieß:

“Notre Dame de Vie” (Unsere Frau vom Leben)

Ich wusste, dass es sie gab, doch wo? Das Vertrackte bei meiner Suche war gewesen, dass auch etliche Romanische Madonnen diesen Namen tragen, z.B. in Villefranche de Conflent. Mein Interesse galt aber einer ganz besonderen “Dame vom Leben”, einer ländlich-rustikalen Pyrenäenmadonna – wie ich sie nun zufällig in Boule d`Amont fand.

Die Figur mutet androgyn an. Spontan erinnerte ich mich an die Offenbarungsrede auf dem Nag Hammadi-Papyrus, in der eine weiblich-männliche Allgöttin spricht:
“Ich bin das Haupt des Alls, die ich vor einem jeden da bin .. ich bin es, der das Wasser hervorsprudeln ließ”

(s. auch “Die Affäre C.“)

Mein Interesse an dieser Madonna hängt – wie soll es anders sein – mit meiner Arbeit zusammen, der Schriftstellerei – und hier insbesondere der Cagotenforschung (Cagots = eine noch im 19. Jh verachtete Pyrenäenpopulation). Mein dritter Thriller “Talmi” beschäftigt sich im historischen Part mit diesen Cagoten. Deshalb möchte ich hier nichts verraten. Es war jedenfalls ein unbeschreibliches Gefühl für mich, als ich die Inschrift unter den Füßen dieser sonderbaren Madonna entdeckte:
Notre Dame de Vie.


Und nun zur Gekreuzigten Frau:

Es gibt sie, die Gekreuzigten Frauen, aber ich selbst hatte noch kein Abbildnis vor Ort gesehen. In den meisten Fällen handelt es sich wohl um die Heilige Kümmernis  (auch St. Wilgefortis genannt). Vom eigenen Vater (König) gezwungen, einen Heiden zu heiraten, erflehte sich die junge Christin von Gott einen Bart. Ihr Wunsch ging in Erfüllung – worauf der wütende König sie ans Kreuz nageln ließ. Soweit die Legende.

Ergänzend ist zu sagen, dass die Heilige Kümmernis in der Mythologie als Nachfahrin einer keltischen Baumgöttin gesehen wird, die einst am Querholzbaum gebunden im Wald hing – was jedoch die Kirchengeschichte nur ungern zugibt.

Eine Frage bleibt wohl für immer offen – Die goldene Kümmernis, die in Boule d’Amont ausgestellt ist, trägt KEINEN BART – hängt aber dennoch am Kreuz. Eine französische Variante der Legende? Nun, vielleicht bekomme ich es eines Tages noch heraus!

Diese gruselige Story kann man übrigens auch in der Märchensammlung der Gebrüder Grimm nachlesen: “Die Frau Kümmernis”.

 

Der österreichische Dichter, Avantgardist, Naturforscher und Sprachkundler Bodo Hell ( geb. 1943 in Salzburg ) hat ein Gedicht über die Kümmernis geschrieben, das ich irgendwann zufällig in “KUNSTUNDKULTUR” gefunden habe.

Ein kleiner Auszug:

Frau Kümmernis
wie schön gewandet stehst du da
samt deinen güldnen Schuhen,
die Hände flach ans Holz gespießt
hast keine Zeit zum Ruhen …”

Ich danke herzlich für Ihr Interesse!

Helene L. Köppel

LESEN HÄLT WACH – garantiert!

 

 

 

 


NEU 2013: Blut. Rote. Rosen

Den Wunsch, einen SÜDFRANKEICH-thriller “jenseits des Üblichen” schreiben zu wollen, verspürte ich erstmals im Jahr 2006. Zwei Jahre später erschien im Aufbau-Verlag, Berlin, der Roman  “Die Affäre Calas.” (E-book-Ausgabe “Die Affäre C.”)

In den Jahren danach arbeitete ich intensiv an zwei neuen Historischen Romanen und einem Kurzgeschichtenbändchen sowie an der Konvertierung meiner alten Aufbau-Romane zum E-book.

Umso mehr freue ich mich heute, meinen geschätzten Leserinnen und Lesern einen weiteren SÜDFRANKREICH-thriller präsentieren zu können:

Die Vergangenheit ist nie tot, nie abgeschlossen!

Der neue Roman beruht auf historischen Recherchen, interessanten Reiseerlebnissen in Südfrankreich und Phantasie. Die Personen aus der Gegenwartshandlung 2010 (Steffi Conrad und Kommissar Claret sind einigen LeserInnen vielleicht noch bekannt?) geraten unvermittelt in den Strudel einer historisch-fiktiven Vorgeschichte (1945).

Kurzer Inhalt:

“Wer dran rührt, verbrennt sich die Finger …”

Ein einsames Hotel in den Pyrenäen. Ein Mann, der mitten in der Nacht sein Zimmer verlässt. Auf seinen Schultern eine junge, leblos wirkende Frau. Gebannt beobachtet die Nürnbergerin Steffi Conrad vom Fenster aus die Szene. Als sie sich auf die Suche nach der jungen Frau macht, stößt sie auf eine alarmierende Geschichte – in der sie bald mittendrin steckt!

Ein fesselnder Thriller, der bis in das zerstörte Berlin von 1945 zurückreicht.

PROLOG

“Suum cuique!”, murmelte SS-Obergruppenführer Dr. Leonardo C., im Fond seines Dienstwagens sitzend, als ihn sein Fahrer bei strömendem Regen, an den fensterlosen Baracken des KZs Buchenwald vorbei, zum Tor fuhr: “Jedem das Seine!” Leonardos Ziele waren hochgesteckt. Von Kindheit an hatte seine ehrgeizige Mutter dafür gesorgt, dass er das Seine bekam. Er hatte Medizin studiert, über “Weichteilplastik im Gesicht” promoviert und seit seinem Eintritt in die NSDAP viele berufliche Hürden übersprungen. Bis zum Reichsgesundheitsführer und Leiter des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes hatte er es gebracht – und nun lag die größte Herausforderung seines Wirkens als Mediziner vor ihm, die ihm den verdienten Ruhm einbringen würde. “Mein Führer”, hatte er in der letzten Woche bei einem Vier-Augen-Gespräch in der Reichskanzlei zu Adolf Hitler gesagt, “ich darf Ihnen mitteilen, dass die neuen Versuchsreihen endlich Ergebnisse zeigen. Ich bin sicher, dass es uns innerhalb von sechs Monaten gelingen wird, Ihnen Unsterblichkeit zu verleihen!”

(Fotos HLK, Originalschauplatz: Saint-Bertrand de Comminges)

 1. Leseprobe (Ankunftstag in Saint-Bertrand)

… Wie fette Hammel hingen grau-schwarze Wolken am Himmel und der Regen prasselte nur so herunter, als wir die Kathedrale wieder verließen. Wir zogen die Kapuzen über den Kopf und hasteten den Kirchplatz hinab, wobei ich um ein Haar auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster ausgeglitten wäre. Im Hotel erfuhren wir, dass das vom Reiseführer empfohlene Restaurant Chez Simone geschlossen hatte und es derzeit auch kein anderes Restaurant in Saint-Bertrand gab. Madame Aurélie verwies bedauernd auf die Vorsaison hier in den Bergen, empfahl uns jedoch ein Lokal “mit gehobenem Ambiente”, wie sie sagte, unten im Tal. “Nur zehn Minuten mit dem Auto!” Mit diesen Worten drückte sie uns einen bereits für uns kopierten Wegeplan in die Hand. Wir duschten, zogen uns um und fuhren mit Mareikes Wagen los. Inzwischen regnete es nicht mehr – es schüttete was das Zeug hielt! Doch selbst das konnte unserer aufgekratzten Laune nichts anhaben. “I can see clearly now, the rain is gone”, sangen wir lautstark bei der Abfahrt ins Tal. “I can see all obstacles in my way …


(Foto HLK, Originalschauplatz: Das Hotel in Saint-Bertrand und die gegenüberliegende Kathedrale)

2. Leseprobe (2 Wochen später, auf der Fahrt nach Collioure)

Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass sich das Wetter mit jedem Kilometer, den ich zurücklegte, verschlechterte. Ein feiner Nieselregen setzte ein, und es wurde duster, so dass ich die Scheinwerfer einschalten musste. Eine einsame, trostlose Strecke. Unwirtlich. Nur selten tauchte ein entgegenkommendes Fahrzeug auf. Das Pyrenäendorf Ruoze, das ich passierte, verschachtelt und allein aufgrund seiner Schieferdächer trist und wenig einladend, war nebelverhangen … Nach etlichen Haarnadelkurven, bei denen mein Wagen einmal beinahe ins Schleudern geriet, lag die Ruine Usson unter mir: Eine Katharer-Burg aus dem Mittelalter. Ehrfurchtgebietend. Verschwiegen. Auch hier war keine Menschenseele zu sehen … Die Gegend war wirklich unheimlich. Nichts als Nadelgehölz, bizarre Felsformationen, schäumende, gurgelnde Bäche, einsame Forellenteiche. Verlassen auch jene morbiden, seit einem Jahrhundert oder länger im Niedergang begriffenen Kurhäuser, an denen ich vorbeikam … Ein Steinschlag schreckte mich aus meinen Gedanken. Zum Glück verlief er glimpflich. Ich atmete erleichtert auf, als ich mein Auto in Collioure abstellte. Hier schien die Sonne, das Meer glänzte türkisfarben, tizianblau und grün, und auf dem Wasser tanzten bunte Segel.

(Originalschauplatz:  Collioure, Mittelmeer)

Der neue Thriller umfasst 442 Printseiten. Er ist als Amazon/Kindle-E-book erhältlich (3.84 Euro) und als Taschenbuch (Amazon CreateSpace, 15.99 Euro).

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!

Herzlichst

Helene Köppel

***

Taschenbuch und E-book – LINKS zum Bestellen:

[amazon_enhanced asin=”B008Y23GQ6″ /]  [amazon_enhanced asin=”B008ZPOLFM” /][amazon_enhanced asin=”B0080RD42G” /][amazon_enhanced asin=”B009FL08G6″ /][amazon_enhanced asin=”B00B6POBE4″ /][amazon_enhanced asin=”B00C4BDK8C” /][amazon_enhanced asin=”B006XVUJ0Q” /][amazon_enhanced asin=”B00EN05W3S” /]

 

 

 


 

 

 

 

 


 


 

 

 

 

 

 

Der rätselhafte Meister von Cabestany

(Alle Fotos HLK 2009/2013)

Niemand weiß, wer sich hinter ihm verbirgt. Einig ist man sich heute, dass er ein hochbegabter Bildhauer des Romanischen Mittelalters war (12. Jh), mit einer außergewöhnlichen Spannbreite, was sein Schaffen betrifft. Als Herkunftsort vermutet man die kleine französische Gemeinde Cabestany, nahe Perpignan. Hier existiert seit einigen Jahren ein modernes Museum – eine Art Forschungszentrum –, das seine Werke angemessen und geschmackvoll präsentiert.

Als ich mich im Jahr 2009 im Kloster St. Hilaire (Aude) aufhielt, traf ich zum ersten Mal auf diesen Künstler. Denn dort befindet sich der berühmte Sarkophag des Heiligen Saturnin – ein Spätwerk des Meisters von Cabestany. Ungewöhnlich fand ich damals die vielen neugierigen Tier- und Maskenköpfe zwischen den Beinen der Figuren. Ein Hinweis auf die Kräfte des Bösen, auf das Tier, das in jedem Menschen steckt?

War der Meister von Cabestany ein seltenes Naturtalent? Oder ging er irgendwo in die Lehre?

Es ist denkbar, dass er sich während seiner Schaffenszeit an unterschiedlichen Baustellen aufhielt. Das 12. Jahrhundert war ja bekanntlich eine Epoche des Ausbaues der Klöster und Pilgerstraßen, aber auch des beginnenden Kathedralbaues – Bollwerke gegen die sich ausbreitende Katharer-Häresie.

Vielleicht hat der Meister von Cabestany seine Kunstfertigkeit sogar im nahen Toulouse erworben, als seinerzeit unzählige Bildhauer die berühmte Basilika  St. Sernin ausgestalteten. (Das imposante Gotteshaus wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts fertig.)

Dass man den Meister von Cabestany heute zeitlich einordnen kann – und zwar in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts – ist einem Zufall zu verdanken: Auf dem Schmuckbogen der in der Nähe von Cabestany gelegenen Abtei Lagrasse, den er ebenfalls geschaffen hat, sind die Namen zweier Äbte eingemeißelt: Wilhelmus und Rotbertus, die im Jahr 1157 bzw. 1167 amtierten.

Das nachstehende Foto entstand in Barcelona, im Museu d`Art de Catalunya. Der Künstler wurde dort nicht genannt, doch mein Verdacht erhärtete sich, als ich in der Woche darauf in Cabestany den großen Pferdekopf sah. Die Ähnlichkeit kann meines Erachtens nicht geleugnet werden.

Ein Exportschlager aus dem Mittelalter?

Der immens fleißige Meister von Cabestany (mehr als 120 Werke werden ihm inzwischen zugeordnet) arbeitete stets mit dem Stein, der in seiner Umgebung vorkam (z.B. mit dem weißen Marmor von Ceret). Überall in Katalonien (Südfrankreich/Nordspanien) kann man seine Werke entdecken – vorzugsweise entlang der zahlreichen Pilgerstraßen nach Santiago de Compostela.

Überraschenderweise lassen sich aber auch in der Toskana (San Antimo bei Siena) Werke von ihm finden, z.B. die außergewöhnlichen Löwenfiguren des Meisters.

Was genau war nun der Meister von Cabestany?

Ein Berufsbildhauer? Ein einzelner Steinmetz mit herausragender Begabung? Oder gar ein Architekt (im Sinne von Anführer) – der womöglich in der Diözöse Narbonne eine große Werkstatt besaß und viele Gehilfen beschäftigte, die alle nach seinen Vorgaben arbeiteten?
Letzteres lässt sich nicht ausschließen – und es ist eine Vorstellung, die mir gefällt.
Für mich steht fest, dass der Beruf des Meisters von Cabestany zugleich seine Passion war, und dass seine Fantasie keine Grenzen kannte!
(Fotos Flötenspieler, die wie Oktobusse aussehen, Fries.)

Eine letzte These …

Nachdem sich viele seiner Werke in den bedeutendsten Benediktinerklöstern befinden, könnte der Meister von Cabestany auch ein frommer Mönch gewesen sein, der sich der Bildhauerei verschrieben hatte.  (Im nächsten Bild das berühmte Agnus Dei des Künstlers.)

Zu meiner Überraschung stellte ich bei meinem Museumsbesuch in Cabestany ( im Juni 2013) fest, dass sich der Meister von Cabestany auch mit dem Glauben der Katharer (Dualismus: die Lehre der zwei Welten) befasst hatte, denn er verwendete für den “Gefallenen Engel” (Luzifer) ausnahmsweise schwarzen Marmor.

(Das Original dieses außergewöhnlichen Kunstwerks befindet sich angeblich in Rieux-Minervois, L’Assomption-de-Notre-Dame).

Je länger ich mich mit dem unbekannten Meister beschäftigte, desto mehr faszinierten mich seineBildwerke, die er übrigens nie signiert hat. Dennoch sind sie selbst für einen Laien relativ leicht zuzuordnen: Oft bohrt er Löcher in die meist mandelförmigen Augen. Die Hände hingegen sind extrem lang – wie die der Romanischen Madonnen. Und überall tauchen diese eigentümlichen, surrealistisch anmutenden Friese auf, mit ihren Tier- und Maskenköpfen.

Nachstehend ein gelungener Widderkopf …

und immer wieder Engel …

Eine kleine Provokation?

Äußerst selten wird in der Kunst die Jungfrau Maria in einer MANDORLA dargestellt, wie man jenen mandelförmigen Rahmen um ihren Körper nennt. Üblicherweise thront nur Christus selbst (als Pantokrator oder Majestas domini) in solchen Mandorlen.
Lag der Grund für diese Abweichung in der glühenden Marienverehrung, die das 12. Jahrhundert auszeichnete?

Das Original befindet sich wie auch der “Gefallene Engel” in Rieux-Minervois.

Begeistert haben mich auch die zahlreichen Ornamente, Blüten und Blumen, die sich der Meister von Cabestany ausgedacht hat.
Hier ein immer wiederkehrendes Motiv, das mir besonders gefällt:

Das Schlüsselwerk des Künstlers …

befindet sich nicht im Museum, sondern in der Pfarrkirche von Cabestany (hinter dem Museum): Der berühmte Tympanon des Meisters!
Er ist wie die meisten seiner Arbeiten aus weißem Marmor gefertigt (im oberen Teil leider beschädigt).
Ursprünglich befand er sich wohl vor dem Haupteingang der Vorgängerkirche.
Auch hier wieder die Madonna in der Mandorla, wie man sie in Rieux-Minervois findet.

Der Tympanon birgt ein kleines Geheimnis:

Rechts und links neben dem segnenden Christus – mittig mit Bart und Schriftsatz (Hinweis auf das Neue Testament?) – stehen der Apostel Thomas und die Jungfrau Maria. Der “ungläubige Thomas” hält einen Gürtel mit mandelförmigen Symbolen in der Hand, den er der Legende nach von Maria erhalten hat.

So weit, so gut. Nur – woher hat dies der Meister von Cabestany gewusst?

Die Legenda aurea*, in der diese Begebenheit steht, ist jünger als der Bildhauer. Mehr als hundert Jahre!

Nun, der Meister von Cabestany kann es uns nicht erzählen. Er hat sich dem Schweigen verschrieben und verbleibt bis auf weiteres im Dunkel der Geschichte!

*Legenda aurea: Verfasser ist der Dominikaner Jacobus de Voraigne (1230-1298)

ERGÄNZUNG 20. NOVEMBER 2014:
Das Kloster von Sant Pere de Rodes (Katalonien), das ich im September 2014 aufsuchte, gehört zu einem der berühmtesten Baudenkmälern Kataloniens. Hier befindet sich ebenfalls ein Werk des Meisters von Cabestany:

Ich bedanke mich für Ihr Interesse und lade Sie nun nach Rieux-Minervois ein, um dort weitere Kunstwerke des Meisters zu entdecken!

 Helene L. Köppel

Zeitgenössische Kurzgeschichten

Aus einem “Schreibspaß” heraus (E-writers-Forum///www.ewriters.eu/) entstand im Mai 2013 folgende Kurzstory:

 

DER INNERE SCHWEINEHUND

(c) Helene Luise Köppel

Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich“, säuselt es aus dem Radio. Charly knirscht mit den Zähnen. War das auf ihn gemünzt? Wundern würde es ihn nicht!

Ein Blick auf die Uhr und er hievt sich schwerfällig aus dem Sessel seiner Großmutter. Die Federn des honiggelben Ungetüms ächzen unter seinem Zwei-Zentner-Zwanzig-Gewicht. Wie sagte der Kneuers Sepp immer? „Deine Jahresringe nehmen stündlich zu!“

Jahresringe? Charly grinst. Fette Blutwurst, fette Haxen, Leberkäsesemmeln. Tagein, tagaus. Seit Omas Tod. Als ob er es nicht besser wüsste. Kein Wunder, dass sich keine Sau für ihn interessierte und er den November-Blues mitten im Juni bekam. Zur Unzeit. Un-Zeit – was für ein Wort! Un-heimlich dick mit der Zeit ist er geworden.

Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich“, summt Charly noch draußen auf dem Korridor, wo die alten Dielen unter seinem Gewicht hörbar stöhnen. Er öffnet die Tür zum Treppenhaus und klemmt wie immer vorsichtshalber Omas hellgrauen Stöckelschuh dazwischen. Mit dem zweiten hat sich der Kater kürzlich davongemacht. Beide sind seitdem spurlos verschwunden. „Kein Schwein ruft mich an, keine Katz interessiert sich für mich …“

Der erste Treppenabsatz ist geschafft. Charly keucht. Die verdammten Knie. Ein Geeiere sondergleichen, vor allem abwärts. Un-heimlich weh tat das! Er musste abnehmen. Un-bedingt!

Er sieht es schon von weitem: Aus dem Briefkasten spitzt ein rosafarbener Umschlag!!!

Charly leckt sich die Unterlippe. „Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich …“ pfeift er, schließt den Kasten auf, holt den Umschlag raus, studiert genüsslich die Adresse. Er grinst, denn er hört bereits den Sepp von oben kommen.

Der keckert bei Charlys Anblick. „Isolde“, schreit er ins Treppenhaus hinauf, während er auf die gestochen scharfe Handschrift auf dem Umschlag stiert, „unser Nachbar hat Post! Ein Briiief! Ein Liebesbriiief!“

Charly hört, wie Isolde vor Freude quietscht.

Sepp boxt Charly in die Seite. „Hab ich recht?“, flüstert er. “Sag schon, Alter! Spuck`s aus!”

Charly zuckt geheimnisvoll die Achseln und wedelt mit dem Umschlag. „Ein Kavalier genießt und schweigt“, sagt er unbestimmt und macht sich wieder auf den Weg nach oben. Die Knie schmerzen, aber irgendwie fühlt er sich beschwingt.

In der Küche reißt er den Umschlag auf, nimmt die leeren Blätter heraus, starrt sie eine Weile entgeistert an, schüttelt über sich selbst den Kopf, und steckt sie dann – er ist schließlich kein Papierverschwender – in einen der fünf rosafarbenen Umschläge, die er vor zwei Tagen mit verstellter Schrift an sich selbst adressiert hat. Dann macht er sich wieder seufzend auf den Weg nach unten, um zum Postamt zu laufen, das sich neben dem Fitness-Center befindet. Vielleicht schaffte er es ja heute, den inneren Schweinehund zu überlisten, damit sich auch mal wieder ernsthaft jemand für ihn interessierte.


Das im Text erwähnte Lied “Kein Schwein ruft mich an … ” stammt von Max Raabe (1992) 

Limoux – Die Madonna ohne Kopf

Das Schicksal der “netten Marceillerin” mit dem verschmitzten Lächeln …

Im Sommer 2006 führte mich meine Recherchereise in eine alte, sonderbare Kathedrale in der Nähe von Limoux (Aude, Südfrankreich), von der ich u.a. wusste, dass im Mittelalter (13. Jh) sogar Frauen katharischen Glaubens regelmäßig hierher pilgerten.

In diesem Beitrag geht es speziell um sie – um die berühmte Schwarze Madonna von Marceille, die so nett lächelte. Eine erste Beschreibung fand ich bei Ean Begg (Die Unheilige Jungfrau), Bad Münstereifel 1989:

“Notre-Dame de Marceille. Statue aus hartem schwarzen Holz, 11./12. Jh. Der Reliquienschrein, auf einem Hügel außerhalb des Ortes, ist seit 1011 bekannt und seit 1380 als Wallfahrtsort bezeugt. Liegt in nur 18 km Entfernung von Rennes-le-Château, seit der Ermordung von Dagobert II. Zufluchtsort und Zentrum der merowingischen Blutlinie und damit verbundener Geheimnisse.
Die Schwarze Madonna heilt Blinde. Viele Exvotos, darunter Stücke von Brautschleiern.”

In meinem Roman “Die Affäre Calas” (E-book “Die Affäre C.), der zwei Jahre später erschien, schildere ich eine Begegnung meiner Protagonistin Sandrine (Ich-Erzählerin) und ihrer Freunde mit dieser außergewöhnlichen Madonna:

“Als wir das nördliche Querschiff betraten, ging plötzlich das Licht an. Wir rissen die Augen auf: Gold blitzte uns entgegen, Gold wohin man nur sah. Hinter einem kunstvoll geschmiedeten Gitter und einer dicken Glasscheibe saß die Schwarze Madonna …”

´Die hat ja ein helles Kind`, brach es aus Steffi hervor. Sie steckte die Kerze zu einem guten Dutzend anderer, die dort brannten, und stieg die Stufe hoch, um die Madonna näher zu betrachten. ´Überrascht?`, fragte Sokrates. ´Das Dunkel und das Licht. In der Nacht, als Salomon mit der Königin von Saba seinen Sohn Menelik zeugte, sah er im Traum eine hell scheinende Sonne, ein heiliges Licht aus dem Himmel kommen …`

Dieser Mann hatte eindeutig seinen Beruf verfehlt, er hätte Prediger werden sollen …

´Weiß man denn, woher diese Madonna ursprünglich kommt?`

´Ein Bauer hat sie beim Pflügen gefunden. Er nahm sie mit in seine Hütte, am nächsten Morgen war sie verschwunden. Da lief er auf den Acker zurück und fand sie erneut an Ort und Stelle, so dass die Leute beschlossen, dort eine Kathedrale zu bauen. So erzählt es die Legende. Wie es genau war, weiß ich nicht.`

Dass Sokrates einmal zugab, etwas nicht zu wissen, erfreute mich regelrecht! Als er mir Platz machte, stieg ich hoch, um durch das Gitter hindurch ein Foto zu schießen. Ich bin schwarz, aber schön – Tochter von Jerusalem, ging es mir durch den Kopf. Ein bisschen konnte ich verstehen, weshalb die Weißen Büßer sie verehrt hatten …”

(Alle Fotos HLK, 2006)

Ein Jahr nach meinem Besuch in der Kathedrale Notre-Dame de Marceille (mozarabischer Baustil) erreichte mich eine schlimme Nachricht, die mich betroffen und wütend zugleich machte:

VANDALISMUS!

In der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober 2007 – also noch vor dem Erscheinen meines Romans – hatten Vandalen der “netten Marceillerin” den Kopf abgeschlagen und entwendet. Auch ihr goldener Mantel wurde gestohlen. Einzig das Jesus-Kind auf ihrem Arm blieb verschont.

 

Eine Parallele zum in der Nähe gelegenen Ort Rennes-le-Château, wo ein Verrückter Jahre zuvor dem Teufel des Priesters Saunière den Kopf abschlug?

Leider weiß ich nicht mehr, wer die Aufnahme, die offenbar kurz nach dem Attentat auf die Madonna entstand, gemacht hat. Das Foto war vermutlich auf der Seite des Autors Philipp Coppens (+2012) abgedruckt, der seinerzeit schrieb, dass die Statue durch ein elektrisches Alarmsystem geschützt gewesen sei, dieses jedoch in den Wochen zuvor nicht funktioniert hätte. Schon zweimal, so Coppens, einmal während der Französischen Revolution und einmal in den 1980er Jahren, sei die Madonna gestohlen worden. Bei einem Antiquitätenhändler sei sie Monate später wieder aufgetaucht.

ENDE GUT – alles gut?

Die nette MARCEILLERIN hat natürlich längst einen neuen Kopf erhalten – doch dieser hat mich enttäuscht:

(Foto I. u. W. Dill, München – mit bestem Dank!)

Das verschmitzte Lächeln ist verschwunden – wie auch das kleine Loch auf ihrer Nase.

Schade …

Weitere magische Geschichten über Limoux? 

Die Mönche der Abtei Saint-Hilaire und die Blanquette de Limoux

Limoux (Aude) – und die rätselhafte Kapelle der Augustiner