Die “verrückten Mumien” von Arcos de la Frontera

Arcos de la Frontera –
“und eine Reise, die ans Paranormale grenzt”

Arcos de la Frontera (Provinz Cádiz) gehört wohl zu den schönsten “Weißen Dörfern” in Andalusien. Die Häuser der denkmalgeschützten Altstadt kleben, eng aneinander geschmiegt, hoch über dem Rio Guadalete auf einem Felsrücken. Gegründet von den Iberern, hatten auch die Karthager und die Römer (“Arco Briga”) das spektakuläre Panorama und die strategisch günstige Lage zu schätzen gewusst.
In der verwinkelten und teils recht steilen Altstadt gibt es in den mit Orangenbäumen gesäumten Straßen und Gassen viel zu sehen, z.B. prachtvolle alte Adelshäuser und am höchsten Punkt des Ortes die Burg Castillo de Arcos. Doch darüber später mehr.
Hier geht es um die Kirche San Pedro, die einst auf den Überresten einer maurischen Burganlage errichtet wurde. (Die Bauzeit reichte vom 15. bis ins 18. Jahrhundert.)
Im eher düsteren Inneren des Gebäudes stößt man auf viel barockes Gold – aber auch auf Makabres: Die Zurschaustellung von Mumien. Dabei handelt es sich nicht um ägyptische Mumien, wie sie in der Renaissancezeit und im Barock in Europa heißbegehrt waren (u.a. zur Herstellung der damaligen Mode-Arzneidroge “Mumia”). In Arcos de la Frontera werden zwei “Ganzkörper-Reliquien” ausgestellt, in mehr oder weniger unverwestem Zustand. (Die “Unverweslichkeit” wird in der römisch-katholischen Kirche seit dem Mittelalter als Zeugnis für die Heiligkeit des Verstorbenen gesehen.)

Arcos de la Frontera
– und die “verrückten Mumien”

Erst nach meiner Rückkehr aus Cádiz im Oktober 2022 erfuhr ich Näheres über die in San Pedro ausgestellten Mumien. Ich stieß im Netz auf Antonio Barea Alvarado aus Arcos de la Frontera. Señor Alvarado empfiehlt in einer teils launigen, aber zutiefst ehrlichen und aufschlussreichen Abhandlung allen Reisenden, die “die faden Ausflüge satt haben”, einmal eine etwas andere Reise anzutreten, eine Reise, die ans Paranormale grenzen würde, wie er schreibt:

Wir müssen nur nach Arcos de la Frontera gehen und unsere Schritte zur Pfarrei San Pedro lenken, wo sich ein Fenster zur Welt der Toten öffnet
Ich empfehle Ihnen, die Tour an einem hellen Morgen zu beginnen, sich von den weiß getünchten Häusern von Arcos blenden zu lassen und lange durch die Stadt zu laufen, bis Sie die Kirche von San Pedro erreichen … Beim Betreten der Kirche betreten wir das Königreich der Dunkelheit, denn es gibt kaum Fenster. Die einzige Helligkeit finden wir in den Kerzen und im schwachen Schimmern des Goldschmucks … Die Reise ins Jenseits werden wir uns für das Ende aufheben … Neben dem Eingang zur Hauptkapelle befinden sich im unteren Teil zwei prächtige barocke Altaraufsätze. Der Heilige Victor und der Heilige Fructuosus erwarten uns liegend, in ihren besten Kleidern, als kämen sie gerade von einem Fest und würden sich ausruhen. Es heißt, dass sie 1768 aus Rom kamen. Dort ruhten sie jahrhundertelang in den Katakomben von San Calixto, bis sie von Papst Clemens XIII. an Manuel Simón Ayllón aus Arca verschenkt wurden, der sie in sein Dorf brachte …”

Antonio Barea Alvarado //arcosenelrecuerdo.blogspot.com/2016/08/

“Hier wurden sie geschminkt und in Szene gesetzt: Edelsteine, Brokate, getrocknete Blumen, Seide und Gold, dazu die beiden Altaraufsätze voller süßlicher Zierleisten, Rocailles und Girlanden. Alles, um uns in die harte Realität des Todes zu locken. Vielleicht waren sie einst kostbare Schätze, Objekte der Anbetung. Heute sind sie nur noch zwei Mumien. Sie sehen lächerlich, ja sogar erbärmlich aus. Sie sind mit Juwelen beladen und wie verweichlichte Soldaten gekleidet, die in einer Operette auftreten wollen. Im Laufe der Zeit hat sich die Botschaft des Heiligen Victor und des Heiligen Fructuosus verändert. Für die Menschen sind sie keine Sieger des Glaubens mehr, keine Helden, die verehrt werden. Jetzt sind sie Verrückte, die Kinder zum Weinen bringen, und die meisten Menschen wenden sich ab. Heute erinnern sie uns (wie so viele barocke Gemälde) daran, dass die Zeit nicht umsonst vergeht, dass irdischer Reichtum wertlos ist. Ihre fleischlosen Knochen und ihr getrocknetes Blut in luxuriösen Behältnissen sind ein guter Beweis.

Antonio Barea Alvarado

Zu den beiden Heiligen:

San Victor: Märtyrer um 305 n. Chr., Ort des Martyriums: Rom
San Fructuosus: Einsiedler um 642 – 715 n. Chr. in Segovia, Spanien

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Tarifa – die Qual der Wahl: Atlantik oder Mittelmeer?

TARIFA Foto oben: Links Mittelmeer (Blick auf Afrika) – rechts der Atlantik

Knapp 14 Kilometer von Afrika entfernt – am südlichsten Festlandspunkt Europas – treffen in dem beliebten Sommerferienort Tarifa (Provinz Cádiz, östliches Ende der Costa de la Luz) der Atlantik und das Mittelmeer zusammen. Von der “Punta de Tarifa” (Kap von Tarifa) kann man sowohl die spanische Enklave Ceuta wie auch die marokkanische Stadt Tanger sehen. Tarifa mit seinen knapp 20 000 Einwohnern liegt im Naturpark der Straße von Gibraltar. An den Stränden, vor allem am Atlantik, herrschen ideale Bedingungen für sämtliche Wassersportarten.
Hier hat man im wahrsten Wortsinn jeden Morgen “die Qual der Wahl”:

Surft man heute im Ozean, wo beständig der Wind weht?
Oder oder plantscht man lieber gemütlich im Mittelmeer? 🙂

Straße von Gibraltar

Die Straße von Gibraltar – in der Antike fretum Gaditanum oder fretum Herculeum genannt – ist eine Meerenge, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet. Tarifa und Gibraltar auf europäischer Seite und Ceuta – in der Antike als “Säulen des Herakles” bezeichnet – auf afrikanischer Seite, sind die drei wichtigsten Hafenstädte an der Straße von Gibraltar.
Die “Straße” selbst ist 14 bis 44 km breit und etwa 60 km lang und wird täglich von ca. 300 Handelsschiffen durchfahren.

Zur NASA-Aufnahme oben:
Links, Spanien/britisch: Felsen von Gibraltar und Gibraltar // Straße von Gibraltar – Engste Stelle Tarifa)
Rechte Seite Marokko
Von NASA / JPL / NIMA – //photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA03397, Gemeinfrei, //commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=422648

Kleine Fotos können zum Vergrößern angeklickt werden!

Tarifa –
heiß begehrt und umkämpft

Aufgrund der exponierten Lage an der Meerenge war Tarifa schon in grauer Zeit heiß begehrt und umkämpft. Die Iberer und die Phönizier ließen sich hier nieder, später die Römer, die ihre Kolonie “Iulia Traducta” nannten. Im Jahr 429 n. Chr. tauchten die Westgoten auf, um sich von hier aus (unter ihrem König Geiserich) einzuschiffen. Ihr Ziel war die Eroberung der damals römischen Provinz “Africa” (das heutige Tunesien). Für die Mauren wiederum war Tarifa als Brückenkopf für die Überfahrt nach Marokko so wichtig, dass sie größten Wert auf die Befestigung der Stadt legten. Sie errichteten hohe Mauern und das Castillo de Guzman el Bueno. Erst im Jahr 1292 eroberten die Christen unter König Sancho IV, El Bravo, Tarifa zurück.
Im 18. Jahrhundert war die Stadt Aufmarschgebiet gegen die in Gibraltar sitzenden Briten.

Der “Christus der Winde” –
in Anlehnung an die antiken Gottheiten

Auf dem steilen Rückweg vom Hafen zum Parkplatz, mitten durch die verwinkelte Altstadt, entdeckte ich innerhalb des maurischen Stadttores eine Nische mit einem modernen Christus-Gemälde in Blau und Gold. Die außergewöhnliche Darstellung fiel mir auf, nicht zuletzt, weil sie thematisch (Wasser und Wind!) hervorragend zu Tarifa passte. Ich habe spontan ein Foto davon gemacht.
Zuhause machte ich mich schlau. Ich stieß im Netz auf einen Artikel (Andalucia Información aus 2012) mit der Überschrift: “Der Christus der Winde kehrt zur Puerta de Jerez in Tarifa zurück”. Der Name des aus Tarifa stammenden Künstlers ist Guillermo Pérez Villalta. Nach einer Sanierung der alten Nische (durch die Werkstatt für Bildende Kunst) wurde die Arbeit offenbar im Jahr 2012, in Anwesenheit des Künstlers, dorthin zurückgebracht. Der Künstler selbst erinnerte in dem Artikel an die Geschichte seines Werkes, das in Anlehnung an die antiken Gottheiten der griechisch-lateinischen Welt konzipiert wurde, die einst als Schutzfiguren an den Eingangstoren der Städte aufgestellt wurden. Ein Brauch, der von der Geschichte des Christentums übernommen und aus dem dieser “Christus der Winde” geboren worden sei.

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. (Franz Kafka)

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Alphabetische Reihenfolge:

Arcos de la Frontera, AstorgaÁvila, Banos del Cerrato, Cádiz, Canfranc, Catalayud,  Castellfollit de la RocaCastillo CocaCastillo de Loarre, Castillo Miravet, Castillo Peníscola, Castillo de Villalonso, , Ciudad Rodrigo, Cuenca, El Campillo/Nave, Estella, Eunate, Santuari del Far, Léon, Madrid, Merida, Nuría, OropesaPalau-del-Vidre, Penalba, Pino del Oro, Ripoll, Rupit i Pruit, Salamanca 1, Salamanca 2, Salamanca 3Salamanca 4/San MarcosSant Ferriol, Sant Martí SesserresSan Pere de Rodes, San Juan Bautista de Banos, Sant Joan les Fonts, San Juan de la Pena, San Pedro de la Nave, San Pere de CasserresSant Miquel del Fai, Santa Maria de PobletSanta Maria (Wamba), Segobriga, Segovia, Soto/DolmenToledo, Toro 1, Toro 2Vic, Zamora, Uruena/NS de la AnnunciataVerracos, Zaragoza I. Stadt;  Zaragoza II. Palast

Cádiz – ein Hauch von Afrika!

Wenn Sie mehr über die Geschichte von Cádiz
und meinen Aufenthalt dort (September 2022)
erfahren möchten,
lesen Sie bitte hier weiter:

TEIL I – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, DIE PHÖNIZIER

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TEIL II – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, IN DER HAND DER RÖMER

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TEIL III – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, HEUTE – EIN HAUCH VON AFRIKA

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TEIL IV – CÁDIZ IM WANDEL DER ZEITEN, DIE KATHEDRALEN

Lebensmotto der “Gaditanos”?
“Weise ist der Mensch, der Dingen nicht nachtrauert, die er nicht besitzt,
sondern sich der Dinge erfreut, die er hat!”
(Epiktet)

Vielen Dank!
Helene Köppel

Weitere interessante Reiseberichte über spanische Orte, die ich besucht habe:
AstorgaÁvila,Banos del CerratoCanfranc,CatalayudCuenca,Castellfollit de la RocaCastillo CocaCastillo de Loarre, Castillo Miravet, Castillo Peníscola, Castillo de VillalonsoCiudad RodrigoEl Campillo/Nave, Estella, Eunate, Santuari del Far, Léon, Madrid, Merida, Nuría, OropesaPalau-del-Vidre, Penalba, Pino del Oro, Ripoll, Rupit i Pruit, Salamanca 1, Salamanca 2, Salamanca 3Salamanca 4/San MarcosSant Ferriol, Sant Martí SesserresSan Pere de Rodes, San Juan Bautista de Banos, Sant Joan les Fonts, San Juan de la Pena, San Pedro de la Nave, San Pere de CasserresSant Miquel del Fai, Santa Maria de PobletSanta Maria (Wamba), Segobriga, Segovia, Toledo, Toro 1, Toro 2Vic, Zamora, Uruena/NS de la AnnunciataVerracos, Zaragoza I. Stadt;  Zaragoza II. Palast

Liebe, Macht, Magie – die Petroglyphen von Vitlycke

Liebe, Macht und Magie in Westschweden?
Die Petroglyphen, d.h. Ritzzeichnungen von Vitlycke, die ich im Jahr 2018 sah, gehören wie die Pyramiden in Ägypten, das Taj Mahal in Indien oder die Akropolis in Athen tatsächlich zu den Kunstschätzen unserer Welt. Die Felsen mit den außergewöhnlichen Zeichnungen – auf schwedisch “hällristningar” – stammen aus der Bronzezeit. Sie befinden sich auf dem Gebiet der Gemeinde Tanum in der historischen Provinz Bohuslän, sind bis zu 3000 Jahre alt und werden bisweilen mit roter Farbe aufgefrischt, um der Verwitterung vorzubeugen und sie sichtbarer zu machen.

Einzigartig in Europa?

Es ist die Vielfältigkeit der Petroglyphen von Vitlycke (hier rund 500 Einzelbilder), die in Europa einzigartig ist. Aus diesem Grund wurden sie im Jahr 1994 auf die Liste der Weltkulturgüter der UNESCO gesetzt.

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Die Petroglyphen auf den vom Gletschereis glattgeschliffenen Felsen zeigen Menschen, Tiere, Schiffe, Boote, Jagdszenen, Kreise, Fußabdrücke, rituelle Handlungen sowie rätselhafte punkt- bis tellerförmige Vertiefungen. Sie entstanden in einem Zeitraum von 1700 – bis etwa 300 v. Christus. Die meisten können auf die jüngere Bronzezeit datiert werden (1000 – 500 v. Chr.); die jüngsten Bilder stammen vom Beginn der Eisenzeit (ca. 500 – 300 v. Chr. – Christi Geburt).

Das “Brautpaar” – ein uraltes Ritual?
Bitte um Fruchtbarkeit für Mensch, Tier und die eigene Gemeinschaft?

Links neben dem sog. “Brautpaar”, das vielleicht gerade miteinander tanzt, steht ein übergroßer Mann mit erhobener Streitaxt und erigiertem Penis (Phallus-Kult in der Bronzezeit!). Es könnte sich hierbei um die Darstellung einer prähistorischen rituellen bzw. “Heiligen Hochzeit” handeln. Vielleicht sogar mit einer Göttin. Was man definitiv weiß, ist, dass derartige Frühjahrs-Rituale zum Ziel hatten, die Götterwelt gewogen zu stimmen und um eine gute Ernte zu bitten.
Der Mann mit der Axt (bei den späteren Wikingern ist es dann der Hammer) ist also höchstwahrscheinlich ein “Magier” bei der Ausführung eines solchen Fruchtbarkeits-Rituals.
Ein weiteres Symbol: Links über dem Kopf des Magiers befindet sich die Sonne in Form eines Radkreuzes. Das Radkreuz, auch Sonnenkreuz oder Sonnenrad genannt, ist ein bekanntes Motiv der Ikonographie der nordischen Vorzeit. Die Speichen bilden ein Kreuz, das den Kreis in vier gleich große Bereiche teilt.

Eine Schlangen-Beschwörung?
Ein Bumerang im Flug?
Oder einfach nur ein Schwertwal?

Wissenswert am Rande

Die Petroglyphen von Vitlycke sind 24 Stunden täglich geöffnet. Außer der großen Felsplatte mit Ritzungen gibt es noch vier kleinere, die sich dem Besucher auf einem kurzen Fußweg von 500 m erschließen. Auf dem Berg oberhalb des Felsens Vitlyckehällen liegen zwei Steingräber aus der älteren Bronzezeit.
Das benachbarte Vitlycke-Museum ist ein Erlebnis- und Wissensort für Groß und Klein.
Besuchsadresse: Vitlycke 2
Postanschrift: Vitlycke 2, S-457 93 Tanumshede, Schweden
Telefon: +46 (0)10-441 43 10
E-Mailvitlyckemuseum@vgregion.se

Cádiz – Teil IV, die zwei Kathedralen

Santa Cruz – der älteste Sakralbau der Stadt Cádiz: Die “Alte Kathedrale”

Direkt am Meer, aber halbversteckt im Schatten der beeindruckenden Neuen Kathedrale befindet sich der älteste Sakralbau der Stadt Cádiz, die Kirche Santa Cruz, auch “Alte Kathedrale” genannt. Sie steht auf dem Platz einer muslimischen Moschee. Die im Jahr 1263 im Mudéjar*- und im gotischen Stil erbaute Santa Cruz verfügte ursprünglich über ein handgefertigtes Dach und drei Schiffe. Nach der Renovierung im Jahr 1572 geriet das Gebäude (im Jahr 1596 infolge eines holländischen Überfalls auf die Stadt), in Brand. Im Rahmen des Wiederaufbaus im Jahr 1606 fand eine Erweiterung statt (toskanische Säulen und Rundbögen).

*Mudéjar-Stil: Architektur- und Dekorationsstil, der stark vom maurischen Geschmack beeinflusst war.

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Herzstück der Kirche ist der barocke Hauptaltar aus vergoldetem Holz.
Das Altarbild ist ein Werk des Holzschnitzers Alejandro Saavedra, datiert 1647.

Der Silberne Sarg des “Heiligen Grabes Christus” (von Francisco de Villegas, 17. Jh.)

Von erlesener Anmut und Ausdruckskraft – die barocken Heiligenfiguren mit teils aufwändigen Brokatgewändern.

Die Heiligenfiguren werden in der Semana Santa und bei anderen Anlässen von den sog. “Nazarenos” und weiteren Bruderschaften feierlich durch die Straßen und Gassen der Stadt getragen.

Die neue Kathedrale von Cádiz

Von der südlichen Uferpromenade hat man den schönsten Blick auf die Chorseite der Neuen Kathedrale mit ihrer großen gelben Kuppel und den zwei hohen Kuppeltürmen. Der Haupteingang liegt der Stadt zugewandt, an der Plaza de Pio XII.
Der Bau der Kathedrale wurde im Jahr 1722 begonnen und Mitte des 19. Jahrhunderts vollendet. In der Krypta, die unterhalb des Meeresspiegels liegt, befindet sich neben Bischofsgräbern auch das Grabmal des aus Cadiz stammenden Komponisten Manuel de Falla.

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Blick vom Westturm der Neuen Kathedrale auf die Stadt (Torre de Poniente)

In den Besuchszeiten kann man die Neue Kathedrale sowie ihre beiden Türme besichtigen. Der Eingang zur Kathedrale ist gleichzeitig der Eintritt des Dom-Museums. Er befindet sich auf der Plaza Fray Felix, neben der Alten Kathedrale, die ebenfalls besichtigt werden kann.

Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil I (Phönizier)
Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil II (Römer)
Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil III (Heute, September 2022)

Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil III. Ein Hauch von Afrika!

La Serenidad – Gelassenheit

“La Serenidad” (spanisch für “Gelassenheit”) ist das Wort, das mir spontan einfällt, wenn ich an meinen Aufenthalt in Cádiz im September 2022 denke. Das Gefühl, dass die “Gaditanos”, wie man die Einheimischen hier nennt, ihr Leben weitgehend im Einklang mit sich selbst führen, war in dieser Zeit ständig präsent. Wie habe ich den Kreis der fröhlichen Frauen bewundert (zugegeben, auch etwas beneidet!), die wie selbstverständlich wochentags ihre Nachmittage mit Bingo-Spielen am Altstadtstrand La Caleta verbrachten, direkt neben dem weißen nostalgischen Badehaus aus dem 19. Jahrhundert und völlig unbeeindruckt vom Badebetrieb, ja selbst vom Geschrei der Möwen. Cool!
Andere “Gaditanos” führten unterdessen stolz ihre eleganten Windhunde auf dem Campo del Sur aus – immer ein Lächeln oder ein freundliches ¡Hola! auf den Lippen. Ein Blick noch auf die Händlerinnen und Händler in den Geschäften, Boutiquen und Märkten, aber auch auf die unzähligen Kellner und Kellnerinnen: Stets fleißig und freundlich – aber niemals gestresst!
Selbst das junge Hochzeitspaar, das eines Abends, begleitet von Freunden, zum Sonnenuntergangs-Fototermin in “meiner” Lieblings-Strandbar auftauchte – den Atlantik im Rücken, der weiße Brautschleier vom Wind gebauscht: Gelassenheit pur!
Im Nachhinein gebe ich zu, dass ich mich in Cádiz, gestresst vom ganz normalen Wahnsinn in der Welt (aber auch vom monatelangen intensiven Schreiben an meinem Roman “Abkehr”) von dieser lockeren Einstellung zum Leben gerne habe anstecken lassen! 🙂

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Sonnenuntergang am Meer – und noch viel mehr …

Allein das Schlendern durch die schattigen Gassen und Straßen der Altstadt, das Betrachten der unterschiedlichsten Stile in der Architektur, der pastellfarbigen Hausfassaden mit den oft bunt verglasten Fenstern und Balkonen, hat mir Freude bereitet. Aber auch die Ruhe in den Parks, das viele Grün – nicht zuletzt der Ozean ringsum, das Anbranden der Wellen, der stetige Wechsel von Ebbe und Flut und die spektakulären Sonnenuntergänge … All das hat meiner Seele gut getan.
Zum Wohlbefinden beigetragen hat sicherlich auch mein abendliches Ritual: ein Glas kalten Rosé in der bereits erwähnten “Lieblings-Strandbar” und später am Abend die lokale (leichte!) Küche mit Fischen und Meeresfrüchten aller Art in einem der unzähligen Lokale.
Kurz: Die Alltags-Schraube lockerte sich nach meiner Ankunft in Cádiz innerhalb weniger Tage, innere Ruhe trat ein:
Gelassenheit …

Lost in Cádiz?

Allerdings kann es in Cádiz mit der Gelassenheit vorübergehend schnell vorbei sein, nämlich dann, wenn man sich plötzlich in der Altstadt verirrt hat. Die Häuserschluchten in den Vierteln El Pópulo, La Viña und Santa María mit ihren endlos langen und schmalen Gassen verengen den Blick aufs Ganze. Biegt man erschrocken ab, in eine Nebengasse oder eine andere Straße, sieht es dort kaum anders aus, und man fragt sich, wo, zum Teufel, man hier wohl gestrandet ist … 🙂

Das Rathaus von Cádiz stammt aus dem 17. Jahrhundert. Über der Balkonreihe an der Fassade befindet sich ein Herkules-Relief (Griechisch/Römischer Heros, Gründer und Herrscher der Stadt Cádiz), sowie eine Inschrift: „Muy noble, muy leal y muy heroica ciudad de Cádiz” (übersetzt: Der höchst ehrenwerten, treuen und heldenhaften Stadt Cádiz.)

Ein “Zipfelchen Blau”
als Wegweiser?

Nur keine Panik! Hat man sich in Cádiz tatsächlich einmal verirrt, verlässt man sich am besten auf sein Bauchgefühl. Smartphone und Stadtplan sind nicht nötig, denn die Altstadt ist trotz allem übersichtlich. Zwangsläufig stößt man bald auf einen der markanten Plätze, wo man sich wieder zurechtfindet. Und manchmal entdeckt man aus der Ferne sogar ein “Zipfelchen Blau” – d.h. den Atlantik, dem man in dieser, fast vollständig vom Meer umgebenen Hafenstadt tatsächlich nie aus dem Weg gehen kann.

Ein Hauch von Afrika …

Mein Tipp: In den ersten Tagen in Cádiz lässt man sich am besten treiben. Es ist die Zeit für Entdeckungen und Eroberungen: Die abwechslungsreiche Altstadt mit ihren Boutiquen beispielsweise, die Paläste aus der Epoche des Jugendstils, die mit Palmen bestandenen Plätze, das Gran Teatro Falla (Theater) mit seinen roten Klinkersteinen, die bizarren, jahrhundertealten Ficus-Bäume, die vielen Kirchen, Türme, Cafés und einladenden Kneipen, die Parks, der Blumenmarkt, das stattliche Rathaus, die Markthalle mit ihren Köstlichkeiten …
Es sei denn, es zieht einen gleich an einen der weißen Sandstrände, um zu baden. Oder aber auf den Spuren der Phönizier und Römer zu wandeln, die früher hier das Sagen hatten (Cádiz gilt als die älteste Stadt Europas, älter noch als Rom!)
Egal für was man sich nach dem Auspacken der Koffer entscheidet:
Cádiz ist cool und alles, wirklich alles, liegt nahe beieinander in der Altstadt und ist fußläufig erreichbar – und über allem liegt bereits – versprochen! – ein Hauch von Afrika!
Befindet sich Gibraltar doch gewissermaßen vor der Haustür! 🙂

Das Flair der Stadt genießen
und die Seele baumeln lassen!

Wohlfühlen in Cádiz

Nach der allerersten Schnuppertour in der Altstadt (und/oder der Besichtigung der beiden Kathedralen) gönnt man sich am besten einen gemütlichen Café con leche & Churros im Freien, auf dem großen Vorplatz der Kathedrale. Die Kinder dürfen derweil Karussell fahren. (Übrigens: wer gute Ohren hat, kann mitunter das Zwitschern der Vögel hören, deren Käfige in den Fensteröffnungen etlicher Häuser stehen.) Vorzugsweise streckt man für eine kurze Weile die müden Beine aus, schließt die Augen und atmet ganz tief durch: Gelassenheit! 🙂

Cádiz ist eine Wohlfühlstadt und tatsächlich nie überfüllt (allenfalls an den Tagen, an denen ein Kreuzfahrtschiff für einige Stunden hier anlegt).
Weitere Sinnesreize und Entdeckungen warten, aber auch Ruhe und Erholung, z.B. im malerischen Parque Genovés, wo sich eine Grotte mit Wasserfall und ein beschaulicher See mit Enten befinden, und wo man ganz nebenbei Hunderte botanische Arten aus aller Welt bestaunen kann.

Cádiz und das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755

Das schwere Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 hatte nicht nur Auswirkungen auf die spanische Stadt Salamanca (die ich 2019 besucht habe), sondern auch auf Cádiz, 350 km Luftlinie entfernt. (In meinem Roman “Affäre Calas” beziehe ich mich im Zusammenhang mit Voltaire auf dieses Unglück, bei dem Lissabon in einem Tag fast völlig zerstört wurde). Dem Beben mit der Stärke 8 – 9 auf der Richter-Skala folgte seinerzeit eine gewaltige Flutwelle In Cádiz entdeckte ich nun ein Plakat, das auf die Auswirkungen dieses verheerenden Tsunamis hier in der Stadt aufmerksam machte. Der Wasserpegel betrug in einer der Gassen ganze zweieinhalb Meter. Die in Cádiz verehrte Virgen de la Palma soll während einer Prozession das Wunder bewirkt haben, dass die Wassermassen zum Stillstand kamen.

Die Prozessionen in Cádiz

Wie in ganz Andalusien existiert auch in Cádiz eine Vielzahl an frommen und fleißigen Bruderschaften und Büßergruppen zur Vorbereitung und Durchführung der verschiedensten Prozessionen. Ich hatte das Glück, außerhalb der Semana Santa (Karwoche) zwei dieser beeindruckenden Umzüge beiwohnen zu dürfen. Unzählige Pfeifen, Trommeln, Trompeten und Hörner gaben dabei den Rhythmus vor …

Treffpunkt halb acht in meiner “Lieblings-Strandbar”?
Oder heute mal woanders? 🙂

Abendessen in Cádiz –
gerne ungezwungen, gerne im Freien – aber selten vor 21 Uhr!

La Noche – es wird Nacht in Cádiz. Ruhe kehrt ein in der Stadt.

Lebensmotto der Gaditanos?
“Weise ist der Mensch, der Dingen nicht nachtrauert, die er nicht besitzt, sondern sich der Dinge erfreut, die er hat!”
(Epiktet)

Vielen Dank für Ihr Interesse an Cádiz. Abschließend kann ich sagen, ich habe hier nicht nur eine coole “Lieblings-Strandbar” entdeckt, Cádiz selbst ist mir zu einer “Lieblingsstadt” geworden! 🙂

Mehr dazu hier:
Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil I
Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil II.
Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil IV, Die Kathedralen