Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil II.

Cádiz – in der Hand der Römer

Nero Claudius Germanikus (15 v. Chr. – 19 n. Chr.), röm. Feldherr, Vater des Caligula / Trajan, röm. Kaiser von 98 n. Chr. – 117 n. Chr. / Nero Claudius Drusus, 38 v. Chr. – 9 v. Chr., röm. Heerführer, Stiefsohn v. Kaiser Augustus

Julia Augusta Gaditana (“Gades”)

Nachdem im 2. Punischen Krieg (zwischen Rom und Karthago, 218 – 201 v. Chr.) Cádiz in die Hand der Römer fiel und Caesar der Stadt unter dem Namen Julia Augusta Gaditana (“Gades”) das römische Bürgerrecht verlieh, kam die Stadt Cádiz zu hoher Blüte. Das sog. Munizipium (Stadtform in der röm. Republik) entwickelte sich unter Kaiser Augustus* (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) zu einer der reichsten und größten Städte im Westen des Römischen Reiches, nicht zuletzt aufgrund der Silber-, Kupfer- und Salzvorkommen, die es hier gab.

* Der unter dem Namen Kaiser Augustus bekannt gewordene Herrscher Octavian wurde nach Ende der Römischen Bürgerkriege zum Alleinherrscher des Römischen Reiches. Er besiegelte mit seiner Machtübernahme im Jahre 27 v. Chr. das Ende der römischen Republik und läutete die römische Kaiserzeit ein (auch Pax Augusta oder Pax Romana genannt).

Cádiz – und seine berühmten Tänzerinnen, die puellae gaditanae

Auf dem Sklavenmarkt waren aber vor allem die puellae gaditanae, die gaditanischen Tänzerinnen begehrt: Die frühesten Hinweise auf sie finden sich in einem Bericht des griechischen Geschichtsschreibers Strabon, nachdem dieser im 2. Jh. v. Chr. nach Afrika aufbrach und junge Musikerinnen aus “Gades” in seine Mannschaft aufnahm. Der römische Dichter Martial berichtet von zahlreichen Auftritten der Tänzerinnen in Rom und an anderen Orten, wobei sie durch ihre “schelmischen und verspielten Füße” und ihre Metallkastagnetten auffielen.

“Gades” – Übersicht über die wichtigsten Gebäude in Römischer Zeit:

1: Aquädukt – 2: Columbarios* – 3: Castellum Aquae** – 4: Amphitheater
5: Teatro Romano –
6: Criptopórtico*** – 7: Zirkus/Arena – 8: Salzfabriken – 9: Faro Romano (Leuchtturm).

Erklärungen hierzu:
* Kolumbarium = Urnenfriedhof.
** Castellum Aquae = römische Wasserversorgung (gemauerte Becken, Vorratsbehälter)
*** Kryptoportikus = Unterirdische Gewölbe, u.a. auch Sklavenunterkünfte

Das Teatro Romano in Cádiz

Die Überreste des ehemaligen Teatro Romano in Cádiz wurden erst im Jahr 1980 entdeckt und zugänglich gemacht. Wegen seiner Lage – inmitten der heutigen Bebauung im Stadtviertel El Pópulo – konnte es nur zur Hälfte ausgegraben und restauriert werden. Im Innenbereich Besichtigung mit Führung; der Außenbereich ist frei zugänglich.

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Der Leuchtturm von Cádiz

Der antike Leuchtturm von Cádiz (der spontan an eine ägyptische Stufenmastaba erinnert) diente jahrhundertelang den phönizischen, punischen und römischen Schiffen, bevor sie die Inseln im äußersten Westen der damaligen Stadt erreichten. Dass man noch weiß, wie dieser Turm aussah, verdankt man einem zweitausend Jahre alten Graffiti, das in der römischen Salzfabrik entdeckt wurde, die sich auf dem ehemaligen Gelände des Teatro Romano befand.

Fundstücke römischer Götterverehrung in Cádiz und Umgebung. Hier – Herkules und Isis

Der Mysterienkult der ägyptischen Göttin Isis

Handelsschiffe und Sklaven waren es, die die Kunde von der ägyptischen Göttin Isis in das gesamte römische Reich brachten. Und der beliebte Mysterienkult entwickelte sich auch in Cádiz und Umgebung schnell. In Baelo Claudia (heute Ruinenstadt, Provinz Cádiz) errichtete man Isis, im Jahr 70 n. Chr., einen eigenen Tempel, in unmittelbarer Nähe zum Capitolium*. Das rechteckige 29,85 mal 17,70 Meter große Gebäude erstreckte sich an der Nordwestecke des Forums. Im Tempel befand sich die Cella der Göttin, von der aus eine Treppe mit hineingemeißelten Inschriften in den Raum der Gottheit führte. Eine der zwei Marmorplatten (heute im Museum von Cádiz; Fußabdrücke, Foto oben Mitte), markierte den Ort, an dem die Gläubigen beim Betreten und Verlassen der Cella ihre Gebete an die Göttin verrichteten.

*Das Capitolium (Kapitol) ist in der römischen Religion das Heiligtum der von den Gottheiten Jupiter Optimus Maximus, Juno Regina und Minerva gebildeten Trias.

Highlights aus dem Museum von Cádiz – römische Abteilung

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Cádiz – Übergang zum Christentum

Zwei besondere Fundstückstücke im Museum von Cádiz, die auf das frühe Christentum in dieser Region verweisen: Links ein Fragment, das eine Szene aus dem Buch Daniel darstellt: Die drei jungen Männer im Feuerofen: (Daniel 3,1-97), daneben eine gut erhaltene Grabplatte aus dem Jahr 517 n. Christus: (Inschrift: “Catto, der Anhänger/Gefährte Gottes lebte viele Jahre und starb in Frieden …”)
Die farbigen Deckel-Urnen stammen ebenfalls aus der frühchristlichen Ära.

Cádiz – in der muslimischen Ära


Nach den christlichen Westgoten (418 – 711 bzw. 725) eroberten schließlich die Mauren die Stadt am Atlantik. Der Hafen wurde nun “Dschezirat Kádis” genannt. Im Jahr 844 wurde er schließlich von den Normannen heimgesucht und sank danach zur völligen Bedeutungslosigkeit herab.

Cádiz – der Hafen zur Neuen Welt

Erst im Hochmittelalter, im Jahr 1262, kehrte in Cádiz wieder Leben ein: Mit der Entdeckung der Neuen Welt. Nachdem Christoph Kolumbus von hier aus zu seiner zweiten und vierten Expedition losgesegelt war, blühte die Stadt am Atlantik wieder auf. Neben Sevilla entwickelte sich Cádiz zum wichtigsten Verbindungshafen, in dem die “Silberflotte”* ankerte. Die Engländer waren davon allerdings wenig begeistert: 1587 versenkte der legendäre Sir Francis Drake eine auf Reede liegende Flotte, und die britisch-niederländischen Soldaten des Earl of Essex zerstörten die Stadt zu mehr als einem Drittel.
Doch Cádiz erholte sich wieder und erhielt zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Privileg zum Handel mit den Kolonien.

*Als spanische Silberflotte (Flota de Indias) wurde der Geleitzug bezeichnet, in dem Handelsschiffe vom 16. – 18. Jh., meist zweimal im Jahr und begleitet von Kriegsschiffen, Fahrten nach Mittel- und Südamerika und zurück nach Spanien unternahmen.

Vielen Dank für Ihr Interesse an “Cádiz – im Wandel der Zeiten”!

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“Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil I.”
“Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil III. Heute”
“Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil IV. Die Kathedralen”



Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil I.

Cádiz – eine Silberne Schale?

Cádiz (160 000 Einwohner) hat viel zu bieten, nicht nur die Kultur und die besondere Lebensfreude der Gaditanos, wie man die Bewohner von Cádiz nennt. Nicht nur die Türme, die Kathedrale und die vielen anderen Kirchen der Stadt. Nicht nur die zahlreichen Buchten und Strände. Die Stadt Cádiz, durch eine Brücke mit dem Festland verbunden, begeistert auch wegen ihres besonderen Lichtes: Bei den Sonnenauf- und untergängen legt sich oft ein märchenhaftes Rosa auf die hohen weißen Häuser mit ihren Dachterrassen und – just in time! – färbt sich der Himmel rosa, safrangelb und silberblau.
Liegt es an diesen Farben, dass man Cádiz auch “una taza de plata” nennt, “eine silberne Schale” oder gar “eine Perle, in der sich das Licht des Himmels spiegelt”?
Lord Byron hingegen, der britische Dichter, meinte begeistert, Cádiz sei die “Sirene des Ozeans.”

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Cádiz – Lage und Geschichte

Cádiz, am Atlantischen Ozean gelegen – am Ende einer 9 km langen Landzunge – , ist die älteste Stadt Spaniens und somit Europas. Die gleichnamige Provinz, die sich Afrika bis auf nur 14 Kilometer nähert, ist die südlichste der Iberischen Halbinsel. Im Norden wird sie von den Provinzen Sevilla und Huelva begrenzt, im Osten von Málaga, im Südwesten vom Atlantik, im Südosten vom Mittelmeer und im Süden von der Straße von Gibraltar und der gleichnamigen britischen Kolonie.
Der Legende nach wurde die Stadt durch Herakles (Herkules) gegründet. Noch heute ist auf dem Stadtwappen die Inschrift zu lesen: “Hercules Fundator Gadium Dominatorque”.

Cádiz – in der Hand der Phönizier

Die ersten nachweislich belegten Menschen, die sich in Cádiz niederließen, waren die Phönizier. Sie errichteten um 1100 v. Chr. auf der damals noch nicht mit dem Festland verbundenen Insel “Gadir” (= die Festung) einen Stapelplatz für Zinn und Silber, das in Tartessos (nach antiker Überlieferung ein Königreich bzw. eine Hafenstadt an der Südküste westlich der Straße von Gibraltar), getauscht wurde.
Doch wer waren die Phönizier?
Ihr Name leitet sich vom griechischen phoinikes her und soll “die roten Menschen” bedeuten. Diese Bezeichnung geht auf den roten Farbton zurück, den die Phönizier aus dem Sekret der Purpurschnecke gewannen, um damit ihr Tuch zu färben. Sie selber bezeichneten sich nicht als Phönizier, sondern nannten sich nach ihren Städten, zu denen Byblos, Sidon und Tyros gehörten. Sie waren ausgezeichnete Seefahrer und beherrschten vom 9. bis zum 6. Jahrhundert v. Chr. das Mittelmeer. Neben dem teuren Purpur handelten sie mit Gold und Silber aus fremden Ländern, mit Wein und Olivenöl und dem Holz der Libanonzedern aus ihren eigenen Bergen. Sie gründeten Handelszentren und Kolonien im ganzen Mittelmeerraum und dehnten ihr Einflussgebiet immer weiter aus. Selbst das moderne Alphabet geht auf die Phönizier zurück, sowie das Wissen aus der Welt der Assyrer und Babylonier, die sie in die Hafenstädte brachten.

In Ihrem Reisegepäck befanden sich aber auch ihre Götter – wie z.B. die Göttin Astarte, deren Terrakottabüsten man heute im Museum von Cádiz bewundern kann.

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Cádiz – und die Göttin Astarte

Ein importierter Kult …

Mehrere Bibelstellen erwähnen die “Astarte der Sidonier” als eine der Gottheiten, zu deren Verehrung Salomo von seinen Frauen verführt worden ist. Die seinerzeit in Israel und Juda verehrte Gottheit war jedoch ein importierter Kult aus Phönizien. In der phönizisch-punischen Kultur wurde Astarte seit der 2. Hälfte des 1. Jt. v. Chr. als die bedeutendste weibliche Gottheit verehrt.
Antike Funde zeigen sie mit nacktem Oberkörper als lebensspendende Fruchtbarkeitsgöttin. Deutlich wird dies vor allem in Darstellungen, in denen sie ihre Brüste mit den Händen stützt. (s. nachstehendes Foto). Eine Votiv-Inschrift aus dem 2. Jh. v. Chr. spricht sie mit “Meine große (Herrin) Astarte” an. In Ägypten, wo man sie ebenfalls verehrte, stellte man sie hingegen als kriegerische junge Frau dar und gab ihr den Beinamen: “Astarte, Meisterin der Pferde, Herrin der Streitwagen.”
Die Griechen wiederum setzten Astarte mit Hera und Aphrodite gleich – und stellten sie nicht selten mit langen Locken und zwei Flügelpaaren dar (s. Abbildung oben), die über die gesamte Körperlänge reichten.
Die Römer hingegen nannten sie schlicht Dea Syria, die „Syrische Göttin“.

Cádiz – und der Gott “MELKART” (Herakles)

Melkart, 700 v. Chr. , Museum Cádiz, HLK 2022

Neben Astarte verehrten die Phönizier auch einen Gott namens MELKART (griechisch Herakles, römisch Herkules) und errichteten ihm im Westen der Insel, auf einem “heiligen Hügel”, einen Tempel aus weißem Stein und schwarzem Marmor. Vor den Toren soll ein ewiges Feuer gebrannt haben. Im Inneren gab es wohl Gebets- und Kulträume sowie eine Schatzkammer.
Dort befand sich (in griechisch-römischer Zeit) auch eine große Herakles-Statue aus Gold, mit wertvollen Edelsteinen geschmückt.
Von römischen Schriftstellern weiß man, dass zwei gewaltige Bronzesäulen vor dem Tempel standen. Diese seien die “wahren Säulen des Herakles” gewesen.

Der Melkart-Tempel von “Gadis” (oder “Gades”, latinisiert) war zu jeder Zeit aber auch für sein Orakel bekannt, seine Traumdeutungen. Hannibal soll ihn vor seinem Zug über die Alpen aufgesucht haben, und selbst Julius Cäsar suchte dort um Rat nach.
Leider wurde der Tempel im Jahr 1146 n. Chr. von einem almoravidischen* Statthalter auf der Suche nach Schätzen zerstört.

Zwei weitere Tempel auf den Inseln von “Gadis” waren der Göttin Astarte geweiht und dem Gott Baal Hammon, der von den tyrischen Phöniziern als einer der drei Hauptgötter verehrt wurde. Seine Tempel waren immer zum Himmel hin geöffnet.

*Die Almoraviden waren eine Berberdynastie, die sich auch in Spanien niedergelassen hatten (Al-Andalus), in der Zeit von 1046 – 1147.

Cádiz – der Melkart-Tempel

Der Tempel stand auf der heutigen Insel Sancti Petrie und war Melkart, dem Hauptgott der phönizischen Stadt Tyros gewidmet.
Melkart galt als Schutzgott der Schifffahrt und der Kolonisation, später sogar als Sonnengott.
(In der griechischen Sage wird er mit Herakles und bei den Römern mit Herkules gleichgesetzt.)

Und das, was vom Melkart-Tempel übrig blieb …
(Fotos HLK 2022)


Cádiz – der phönizische Hafen

In der Nähe der Markthalle kann man eine archäologische Ausgrabungsstätte besichtigen. Auf verschiedenen Ebenen sieht man (teils unter Glasabdeckungen) den Verlauf der ehemaligen Straßen und die Struktur der Häuser. Erst vor kurzem wurden die Überreste der Werften des ursprünglichen phönizischen Hafens geborgen.
An anderer Stelle entdeckte man in Strandnähe phönizische Gräber.

Phönizischer Schmuck (Replik)


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Mein Thriller “ABKEHR”

Hervorgehoben

“ABKEHR” ist mein zwölfter Roman – und zugleich das (in sich abgeschlossene) spannende Finale meiner SÜDFRANKREICH-thriller. Die fiktive Story um die “Kinder der Bösen”, um unheilige Allianzen und wechselseitige Schuld ist im Künstlermilieu angesiedelt. Die Handlung spielt im Hier und Jetzt – genauer im Jahr 2019, also noch vor Corona. Eine kleine Vorgeschichte (im Roman “die alte Sache” genannt) reicht jedoch bis in das Jahr 1944 zurück.
Schauplätze sind Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko.
Inspiriert haben mich beim Schreiben ein längerer Aufenthalt vor drei Jahren in
Salamanca (einer der Romanschauplätze) sowie ein Gedicht von Bertolt Brecht: “Die Maske des Bösen” – in dem es in der letzten Zeile heißt: “Wie anstrengend es ist, böse zu sein!”

Salamanca 2019

Kurzer Inhalt

“Ich, ganz arglos, tat es, im Glauben, es sei so.”

Berlin 2019. Ein nasskalter Apriltag. Die Malerin Laura Tillby freut sich auf ihre bevorstehende Hochzeit mit dem Galeristen Wolf van der See. Aber es kommt anders. Wolf und sein prominenter Vater werden unversehens verhaftet. Um dem Presserummel zu entgehen, legt man ihr nahe, Deutschland zu verlassen. Ihre Flucht führt sie bis nach Salamanca. Doch die Sicherheit in dieser lebendigen spanischen Stadt ist trügerisch.

Der Roman hat 408 Seiten und ist in drei Abschnitte unterteilt: Zweifel, Schuld und Abkehr.
Neben den Hauptfiguren Laura Tillby und Wolf van der See, die die Geschichte tragen, ermittelt nun zum letzten Mal “mein” Kommissar aus Toulouse, Maurice Claret. Ihm zur Seite steht wieder die bodenständige Nürnbergerin Steffi Conrad. Claret und Steffi sind seit “Die Affäre Calas” fester Bestandteil in meinen Gegenwartsromanen.

Salamanca, 2019

Kleine Leseprobe

“Sie betrat den Balkon, weil Wolf mit einem wichtigen Kunden aus Mailand telefonierte. Die Tür zog sie bis auf einen kleinen Spalt hinter sich zu. Atmete tief durch. Schneeluft und ein aschefarbener Himmel über Berlin. Fröstelnd schloss sie den Reißverschluss ihrer weißen Fleece-Jacke und stellte den Kragen hoch. Da vernahm sie von innen das Schleifen der Schiebetür, eilige Schritte, dann die gepresste Stimme ihres Schwiegervaters in spe: »Leg auf! Hast du es ihr schon gesagt? Laura muss raus aus Berlin. Noch heute. Es wird ernst!«
Laura stockte der Atem. Was redete Fritz da? 
Wie angewachsen blieb sie stehen. Legte den Kopf schräg. Lauschte. Doch jetzt vernahm sie nur noch Gemurmel.
Raus aus Berlin? Sie? Sollte sie nicht besser reinplatzen und Fritz zur Rede stellen? Sie zögerte … Fritz, der immer nur schneckenbraune Anzüge trug, hatte nichts Sympathisches an sich. War launisch. Besser man ging ihm aus dem Weg. Aber raus aus Berlin? Drei Wochen vor der Hochzeit? Die mit allem Pipapo stattfinden sollte? Für die allein dreihundert Einladungen bereits verschickt waren? Niemals. Nein, eine solche Blöße würden sich die van der Sees nicht geben. Die Aufregung hing vielleicht mit der Fusion zusammen … Hatte ihr Bruder wieder Mist gebaut? Was schrieb Fabian ihr heute morgen:
Unter uns: Bin weg. Später mehr. Pass auf dich auf! … Was bedeutete das: Bin weg! Bin mal kurz weg? Zigaretten holen? … Es wird ernst, hatte Fritz gesagt – und komisch, es hatte geklungen, als ob’s ums nackte Überleben ginge.
Ihre Füße waren schon kalt. Sie wippte auf und ab. Krümmte und streckte die Zehen. Lauschte wieder. Die beiden redeten noch immer. Angespannter Tonfall. Verflixt, und sie fror sich hier draußen den Hintern ab und malte sich den Schrecken aller Schrecken aus! Aber nein, die Hochzeit
fand statt! Wolf würde seinen Vater schon wieder auf Linie bringen. Das, was sie beide, Wolf und Laura, verband, war Liebe. War mehr als … Fritz.
Sie hatte Wolf erst im Mai letzten Jahres kennengelernt. In Hamburg. Auf der Beerdigung ihres Vaters. Sein Auftauchen hatte alle überrascht. Sie vor allem, und das aus gutem Grund: Wolf sah aus wie Otto Dix, einer ihrer Lieblingsmaler. Die gleichen blonden Stirnfransen, der skeptische Blick, die kraftvolle Nase – und dieser leicht trotzig wirkende, sinnliche Mund, eingerahmt von zwei markanten Furchen, die sich bis zum Kinn hinabzogen.
Alle Untiefen des Lebens muss ich selber erleben, hatte Otto Dix bei seinem Kriegseintritt im Jahr 1915 gesagt. Steckten jetzt Wolf und sein Vater in irgendwelchen Untiefen fest?”

Salamanca, Rio Tormes, 2019

Eine augenzwinkernde Bemerkung zum Romanende: Abkehr vom “Bösen” bedeutet selbstverständlich nicht, dass meine Romanfiguren zukünftig nur “Gutes” tun, wie auch die Abkehr von einer “Romanreihe” nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Autorin den Stift für immer beiseite legt!

Ich wünsche Ihnen einige spannende Lesestunden mit “ABKEHR”!
Ihre
Helene L. Köppel

Ausgaben: Taschenbuch 408 Seiten, ISBN: 9 783756 886210, 20.– Euro
E-Book Kindle
ASIN ‏ : ‎ B0BNLWB4S6, 6.99 Euro

Die erste Rückmeldung einer Leserin aus Frankreich:
“… Spannend und gut recherchiert; diese ganzen geschichtlichen und politischen Hintergründe lebendig geschildert. Faszinierend!! Félicitations!!

Der Dolmen de Soto – ein beeindruckendes Monument aus dem Neolithikum

In Andalusien, in der Gemeinde Trigueros in der Provinz Huelva, befindet sich ein riesiges Ganggrab aus der Jungsteinzeit – der Dolmen von Soto (3000 – 2500 Jahre v. Chr.).

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Als man im Jahr 1922 den Dolmen von Soto entdeckte, begann man sofort mit den Ausgrabungen. Zehn Jahre später wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt und nach ihrem Entdecker Armando de Soto benannt. Der 21 Meter lange Grabgang ist einer der größten in der gesamten iberischen Halbinsel. Obwohl geplündert, befand sich er sich in einem relativ guten Zustand. Der V-förmige Gang, der sich nach innen hin verbreitert, ist von Osten nach Westen ausgerichtet, so dass bei der jährlichen Tag-und-Nacht-Gleiche (jeweils im März und September) nach und nach die Sonnenstrahlen einfielen, um schließlich die Grabkammer für einige Minuten zu erhellen. Welche kultischen Handlungen bei den Bestattungen vorgenommen wurden, weiß man nicht. Vielleicht hingen die Menschen aus der Jungsteinzeit der Vorstellung an, dass die Toten durch das einfallende Licht ins Leben zurückgeholt würden.

Trotz seiner enormen Größe diente der Dolmen von Soto nur als Grabstätte für 8 Personen, die zudem an 7 verschiedenen Stellen bestattet wurden. Alle Verstorbenen wurden in hockender Haltung an den Wänden sitzend entdeckt. Über ihren Köpfen befanden sich in Stein gehauene Abbildungen der Verstorbenen oder aber ihre Totemzeichen (Symbole). Am Boden, neben den Verstorbenen, fand man steinerne Äxte und Messer, Becher, Schüsseln und Teller sowie ein kegelförmiges Armband aus Knochen.

Besichtigungen des Dolmen von Soto sind jederzeit möglich und für europäische Touristen kostenfrei. Führungen in Gruppen jedoch nur nach Voranmeldung.
Anfragen richtet man am besten an das Turismo Trigueros: E-Mail:oficinaturismotrigueros@gmail.com Tel.:+34 959305075 (ext.4)Tel.:+34 627940357Website: www.trigueros.es

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Weitere interessante Entdeckungen in Spanien hier:

Alphabetische Reihenfolge: (bitte anklicken!)

Acinipo, Arcos de la Frontera,
AstorgaÁvila,Banos del Cerrato, Cádiz, Canfranc,Catalayud,Castellfollit de la RocaCastillo CocaCastillo de Loarre, Castillo Miravet, Castillo Peníscola, Castillo de VillalonsoCiudad RodrigoCuenca, El Campillo/Nave, Estella, Eunate, Gibraltar, Santuari del Far, Jerez de la Frontera, Léon, Madrid,  Medina Sidonia, Merida, Nuría, OropesaPalau-del-Vidre, Penalba, Pino del Oro, Ripoll, Ronda, Rupit i Pruit, Salamanca 1, Salamanca 2, Salamanca 3Salamanca 4/San MarcosSant Ferriol, Sant Martí SesserresSan Pere de Rodes, Ronda, San Juan Bautista de Banos, Sant Joan les Fonts, San Juan de la Pena, San Pedro de la Nave, San Pere de CasserresSant Miquel del Fai, Santa Maria de PobletSanta Maria (Wamba), Segobriga, Segovia, Soto/Dolmen, TarifaToledo, Toro 1, Toro 2, TriguerosVic, Zamora, Uruena/NS de la AnnunciataVerracos, Zaragoza I. Stadt;  Zaragoza II. Palast

Ein Totenkirchlein in der Einsamkeit der Felder: Saint-Just de Valcabrère

Nur einen Katzensprung von Saint-Bertrand-de-Comminges entfernt und ebenfalls auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela liegend, befindet sich abseits des gleichnamigen Dorfes und umrahmt von düsteren Zypressen das frühromanische Totenkirchlein Saint-Just de Valcabrère (heute Basilika).
Es wurde im 11. und 12. Jahrhundert auf dem Bauplatz des ehemaligen römischen Friedhofs errichtet. Hier ließen sich einst die Römer aus Lugdunum Convenarium (Saint-Bertrand de Comminges) bestatten – und es spricht einiges dafür, dass auch Herodes Antipas und seine Frau Herodia hier ihre letzte Ruhe fanden. Selbst der uneheliche Sohn des Frankenkönigs Clothar I., Gundowald, aus dem Geschlecht der Merowinger, soll hier begraben sein.

Saint-Just de Valcabrère liegt wie das benachbarte Saint-Bertrand auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela und gehört dem UNESCO-Welterbe auf dem Jakobsweg an. Das Gebäude ist – wie man überall entdecken kann – aus alten Marmorblöcken und Bruchstücken von antiken Sarkophagen errichtet worden. (Hinterlassenschaften der damaligen Römerbauten und Gräber.)

Die nachfolgenden Bilder zeigen das Tympanon über dem Nordportal, sowie vier große Standfiguren von außergewöhnlicher Würde, im römischen Stil dargestellt – darunter die gekrönte Kaiserin Helena, die der Legende nach das “Wahre Kreuz Christi” wiederfand.

Die Verehrung der Heiligen Helena (Mutter Konstantins des Großen) hier in Saint-Just hängt mit einer Reliquie des “Wahren Kreuzes” zusammen, die sich hier befinden soll.

Die Darstellung auf dem Kapitell oberhalb der Krone der Kaiserin stellt ihre Pilgerfahrt ins Heilige Land dar (im Jahr 326). Helena – damals bereits 75 Jahre alt – sitzt in einer Sänfte (Tragestuhl). Ein Pferd ist zu sehen. Gepäck ist aufgetürmt. Ein Sänftenträger und eine Begleiterin haben sich den im Mittelalter obligatorischen Brotbeutel der Pilger umgehängt. Ein kleiner Engel oben in den Wolken bewacht den Zug nach Palästina. Der Fries trägt Akantusblätter.

Die Kapitelle oberhalb der Heiligen Just, Pasteur und Stephanus weisen hingegen auf ihr jeweiliges Märtyrium hin.

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DAS KIRCHENINNERE

Das Mittelschiff wird von zwei schmalen Seitenschiffen begleitet, deren Absiden hufeisenförmig ausgebuchtet sind. Der Hauptchor ist halbrund. In dem Gebäude sind – zum Teil in tragender Funktion, zum Teil als Dekorationselemente – römische Spolien verbaut. Auch Grabplatten alter römischer Sarkophage wurden verwendet, deren Inschriften teilweise gut lesbar an den Innenwänden der Kirche zu erkennen sind. Weiter wurden hier Teile einer nahe gelegenen römischen Villa des 4. Jahrhunderts verbaut.

Der kindliche Namensgeber Saint Just, sein kleiner Bruder – und ein geheimnisvoller Fund

Die Basilika, ost-westlich ausgerichtet, verdankt ihren Namen dem Märtyrer Saint Just. Bei seinem schmucklosen Sarkophag unter einem gotischen Ziborium – einem auf Säulen ruhenden Aufbau über einem Altar – handelt es sich jedoch um ein sog. Kenotaph, um ein Scheingrab, d.h. der Sarg ist leer.
Im Jahr 1885 hat man jedoch in einem ausgehöhlten Kapitell im Mauerwerk des Altars geheimnisvolle Dinge entdeckt: Ein wichtiges Pergament, das den Tag der Einweihung der Kirche dokumentiert, eine Graburne aus irisierendem Glas, Stofffetzen, die mit Blut getränkt schienen, einen Wirbel und einen weiteren Knochen in perfektem Zustand, sowie eine kleine versiegelte Ampulle mit unklarem Inhalt – und das Fragment eines goldenen Tuches. Diese Reliquien/Gegenstände werden Just und Pasteur zugeschrieben. Heute weiß man, dass sie als Kinder starben, dreizehn und sieben Jahre alt. Sie lebten in Alcala de Henares, in Spanien, und hatten es gewagt, dem Statthalter von Kaiser Diokletian zu trotzen, der öffentlich Christen verhörte und anklagte.
Auf dem Ziborium sind die hingerichteten Brüder bildlich dargestellt. Auf dem schlichten Altartisch das wertvolle Pergament sowie eine Tafel mit dem Sch’ma Jisrael, den Geboten und Historischen Hinweisen.

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“Sämtliche Mythen der Vergangenheit scheinen mit Saint-Just de Valcabrère ein Bündnis eingegangen zu sein …”

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Friedhof und Klostergarten – Nach archäologischem Befund befand sich südlich der Kirche ein Kreuzgang. Seine Fundamente wurden nach der Ausgrabung markiert.

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Magische Orte in der Umgebung

Saint-Bertrand-de-Comminges – das römische Lugdunum Convenarum
Romanhinweis: Blut.Rote.Rosen (Romanschauplätze Saint-Bertrand und Saint-Just de Valcabrère)

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Lugdunum Convenarum: Das Höhendorf Saint-Bertrand-de-Comminges

Das Höhendorf Saint-Bertrand-de-Comminges (ungefähr 240 Einwohner) liegt in Südwestfrankreich, im Département Haute-Garonne der Region Okzitanien (60 km von Toulouse entfernt) – und zugleich am Jakobsweg. Gegründet vom römischen Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus blickt dieser malerische und meist stille Ort auf eine reiche und hochinteressante Geschichte zurück.

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Zur Geschichte des Ortes

Im Jahr 72 vor Christus gründete der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus (106-48) inmitten der herrlichen Landschaft der Vor-Pyrenäen eine römische Siedlung, genannt Lugdunum Convenarum. (Siedlung des Gottes Lugh der Konvener*) Der Plan der Römer war, das Val d´Aran (das Aran-Tal) über eine Straße in den Nordwesten Spaniens zu führen, um die Iberische Halbinsel zu schützen. Lugdunum Convenarum soll in seiner Blütezeit 10 000 Menschen, mit Umland 30 000 – 60 000 Menschen beherbergt haben.
Ganz oben auf dem Hügel – wo heute die Kathedrale Notre Dame steht – befand sich der Tempel, der dem ersten römischen Kaiser Augustus geweiht war.
Der Archäologe Prof. Simon Esmonde Cleary hat Ausgrabungen in Saint-Bertrand-de-Comminges durchgeführt und dabei Reste des Fundaments entdeckt: Der Tempel bestand aus einer Cella (Raum der Gottheit), vor dem sich ein breiter Portalvorbau mit sechs Fassadensäulen befand. Bis ins 4. Jh hinein wurde hier der offiziellen römischen Religion gehuldigt. Danach ging es mit dem Ort rapide bergab:
Im Jahr 408 n. Chr. plünderten die Vandalen Lugdunum Convenarum.

Im März 585 wurde die alte römische Stadt Opfer einer merowingischen Erbfolgekrise – in der Gundowald (angeblich natürlicher Sohn Chlodwigs des Frankenkönigs) dem Ansturm der Burgunden unter König Guntram I. erlag. Die Bewohner wurden massakriert und die Stadt war für mehrere Jahrhunderte verwüstet.
Erst im Jahr 1083 erwachte der Ort wieder zum Leben, als der hochgebildete und zugleich ritterliche Bertrand de I´IsleJourdain* (seit 1073 geistlicher Hirte des Comminges) hier einen neuen Bischofssitz etablierte, die Oberstadt wieder aufbauen und eine 35 m lange romanische Kathedrale errichten ließ. Er brachte den unterdrückten Bauern im Aran-Tal Hilfe und bot zugleich dem erpresserischen Kleinadel die Stirn. Bertrands Maxime war, dass jedem, wer er auch sei, sein Recht gebühre. Er starb im Jahr 1123. Als er 1222 heiliggesprochen wurde, nahm die Stadt ihm zu Ehren den Namen Saint-Bertrand de Comminges an und wurde fortan zu einem wichtigen Wallfahrtsort, zu dem die Pilger in langen Schlangen den Berg hinaufstiegen.

  • Durch seine Mutter war Bertrand ein Enkel von Wilhelm III., Graf von Toulouse, und Vetter von Wilhelm IV. und Raimond IV. von Saint-Gilles.

Lugh „der Leuchtende“ oder „der Krieger“, eine Gottheit aus dem mythologischen Zyklus der Kelten. Städtenamen wie “Lugdunum” beziehen sich jedoch immer auf den Namen Lugos: Krieger. Die Gallier bezeichneten auch den als Orakel geltenden Raben als Lugos.

Relief eines dreigesichtigen Lugh (Foto aus dem Netz)

Das Forum von Lugdunum Convenarum war einer der größten des römischen Abendlandes!
Der Grund für die seinerzeitige Militärpräsenz (500 Soldaten) ist bis heute unbekannt.

Ein Blick auf die Ausgrabungen unterhalb des Hügels – die ehemaligen Römerthermen (Badeanlagen) des Forums. Das Forum war – der griechischen Agora entsprechend – der wichtigste Platz in einer römischen Stadt. (Foren waren mehr als “Marktplätze” im üblichen Sinn. Sie wurden auch für politische Kundgebungen und juristische Prozesse benutzt, die damals stets in der Öffentlichkeit stattfanden.)

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Lugdunum Convenarum – Verbannungsort des Herodes Antipas

Lugdunum Convenarum war, nach dem jüdisch-hellenistischen Historiker Flavius Josephus, der Verbannungsort des Herodes Antipas, Tetrarch in Galiläa.
(* um 20 v. Chr. in Judäa, † um 39 n. Chr. in Lugdunum Cenvenarum, Südgallien)

Zur Geschichte: Im Jahr 39 n. Chr. machte sich Herodes Antipas auf Betreiben seiner Frau Herodias* auf den Weg nach Rom, um von Caligula den Königstitel zu erhalten. Doch er hatte sich zu früh gefreut. Aufgrund von schweren Anklagen, die sein Neffe und Schwager Herodes Agrippa I. gegen ihn vorgebracht hatte, wurde er nach Südgallien in die Verbannung geschickt: Nach Lugdunum Convenarum, heute Saint-Bertrand-de-Comminges. Seine Frau Herodias – eine Tochter des jüdischen Prinzen Aristobulos – folgte ihm ins Exil, wo er auch starb; das genaue Todesdatum ist unbekannt. Im Anschluss an seinen Tod wurde sein Reich mit dem Gebiet des Herodes Agrippa vereinigt.

  • Bei einem Fest soll Herodes Antipas, entzückt über einen Schleiertanz seiner Stieftochter Salome, ihr einen Wunsch freigegeben haben. Nach der Bibel hat die Tochter der Herodias, angestachelt durch ihre Mutter, die Enthauptung Johannes des Täufers erbeten.

Die Kathedrale Notre Dame de Comminges

Trutzburgähnlich erhebt sich die Kathedrale Notre Dame mit ihrem markanten, stets von Dohlen umschwärmten Karreeturm über die Dächer der darunter liegenden Häuser.
Ein weiterer Bertrand, nämlich Bischof Bertrand de Goth – der spätere Papst Clemens V. (erster Papst in Avignon) – ließ Ende des 13. Jahrhunderts die Kathedrale erstmals vergrößern und zwar vom vierten Joch an im gotischen Stil. Umfangreiche Arbeiten, die erst von seinen Nachfolgern im Jahr 1352 beendet wurden.
Das Kirchenschiff wurde dann zu Beginn des 16. Jahrhundert ein weiteres Mal ausgebaut.

Das Portal mit der geheimnisvollen Inschrift: “Far, Miron et Aspron …”


Das Tympanon mit den Heiligen Drei Königen aus dem Morgenland, der Jungfrau Maria mit Kind und, rechts, dem Segen spendenden Bischof, stammt – wie auch der Turm – aus dem 11. Jahrhundert. Eine geheimnisvolle Inschrift lädt heute zum Schmunzeln ein. Es geht darin um die “wahren” Geschenke der Heiligen Drei Könige, nämlich FAR, MIRON und ASPRON!

Übersetzt: Weißes Mehl, Myrrhe und byzantinische Schlüsselmünzen aus dem 11. Jahrhundert! – also eine Art rückgreifender Anachronismus! 🙂
In den Arkadenbögen unterhalb stehen wie aufgereiht die Zwölf Apostel.

Die Kathedrale von Saint-Bertrand war eines der ersten Gebäude, die im Jahr 1840 von Prosper Mérimée* unter Denkmalschutz gestellt wurde. Seit 1998 gehören sie und die benachbarte kleine Kirche Saint-Just de Valcabrère zum UNESCO-Welterbe auf dem Jakobsweg.

  • Prosper Mérimée (Schriftsteller) wurde im Jahr 1831 zum Inspekteur der historischen Denkmäler Frankreichs ernannt, zur gleichen Zeit unternahm er ausgedehnte Reisen in französische Provinzen sowie nach Korsika, Italien, Spanien und Griechenland.

Der Kreuzgang – eine Symbiose aus Natur und Stein

Der romanische, unregelmäßig angelegte Kreuzgang bietet auf seiner Südseite einen herrlichen Ausblick auf die bewaldeten Berge. Auf den alten Kapitellen wimmelt es nur so von Darstellungen: Man entdeckt Adam und Eva (mit ihren streitbaren Söhnen Kain und Abel), Flechtwerke, Blüten, Ranken, Fabelwesen oder eine Eule mit ihrer Beute, ein Hahnenkampf und vieles andere mehr.
Einzigartig ist der sog. “Evangelistenpfeiler” – offenbar einer antiken Säulenstatue nachempfunden.

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Das Kircheninnere mit dem in Holz geschnitzten Lettner, dem Altar, der Orgel – und 66 phantasievoll geschnitzten Chorstühlen

Kurt Tucholsky, der auf dem Esel die Pyrenäen bereiste und Saint-Bertrand-de-Comminges besucht hat, schrieb über die Kathedrale später folgendes:

“Es ist eine alte Kirche mit einem verwitterten Portal. Innen steht ein Chor mit Holzstühlen und einer rechteckig herumlaufenden Holzwand. Es ist unfaßbar, was sie da gemacht haben. Es wimmelt von Figuren, Emblemen, Wappen, Köpfen, Körpern, Blumen und Gruppen. Keine Verzierung wiederholt sich auch nur einmal, alles ist bis ins letzte durchgearbeitet. … Es gibt da wilde Anhäufungen: indische Reminiszenzen; zwei Mönche, die sich um einen Bischofsstab streiten, sie haben Affenzüge und zerren am Stock, als ob sie sich damit sägen wollten, hervorragend unanständige Details; Apostel. Klappt man die Sitze hoch, so zeigt sich ein kleiner Untersitz, der aus einem Kopf besteht, und jeder Sitz hat seinen besonderen – es ist ganz erstaunlich. Adam und Eva sind zu sehen: man möchte die Konturen der Körper nachfühlen, so laufen die Linien. Ein Holzwunder, den Altar haben sie farbig zugerichtet; es soll zwanzigtausend Francs kosten, die Kolorierung und Vergoldung wieder abzukratzen….”

Ein Satz noch zu den “hervorragend unanständigen Details” (Tucholsky): 🙂
Es war angeblich dem ununterbrochenen Pilgerstrom geschuldet, dass im 16. Jahrhundert der damalige Bischof von Comminges, Jean de Mauléon, diesen prachtvollen Holz-Chor errichten ließ, der die Kanoniker streng vom Pilgervolk trennte. Man blieb wohl lieber unter sich! 🙂

Die kleinen Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Der Altar du Saint-Sacrament – die Gegenstände des Allerheiligsten:
Schaubrote, Bundeslade, Menora, Opferaltar …
Dieses Kunstwerk wurde im Jahr 1621 durch Bischof Gilles de Souvre (Ritter des Ordens du Saint-Esprit) in Auftrag gegeben.

Cagotentür, Grüne Männer (Blattmasken) und ein stattliches Krokodil

Es waren tatsächlich echte Krokodile, die Kreuzzügler von ihren Reisen mitbrachten und sie als Votivgabe in den Kirchen aufhängen ließen, z.B. als Dank für die gesunde Heimkehr oder eine Errettung aus großer Not. Der Volksmund in Comminges hat sich seine Krokodil-Geschichte jedoch selbst gebastelt: Der Legende nach lebte in einem benachbarten Tal ein Monster*, das den Schrei von Kindern nachahmte, um diese anzulocken und zu verschlingen. Der Heilige Bertrand jedoch soll es mit seinem Bischofsstab niedergerungen haben. Es sei ihm noch bis in die Kathedrale gefolgt, dort jedoch verstorben.

  • Eine Geschichte, die an die Legende von der Zähmung der Tarasque durch die Heilige Martha erinnert.

Anmerkungen und weiterführende Links zum Anklicken:
In der
Eremitage/Collioure sind gleich zwei dieser Krokodile zu finden.
Näheres zum Thema Cagoten: s. mein Roman “Talmi”
Näheres zum
“Grünen Mann” s. mein Artikel hierzu.

Abschließend noch ein weiterer kleiner Bummel durch die malerischen Gassen von Saint-Betrand-de-Comminges …

Die kleinen Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Übrigens: Saint-Bertrand-de-Comminges ist einer der Romanschauplätze in meinem Thriller “Blut.Rote.Rosen”.

Magische Orte in der Umgebung und Veranstaltungen

  • Auf dem Vorplatz der Kathedrale beherbergt das ehemalige Olivetan-Kloster ein Archäologiemuseum und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.
  • Das 1975 gegründete Festival von Comminges rund um die Orgel der Kathedrale ist zu einem unumgänglichen Ereignis in der Region Midi-Pyrénées geworden. Jedes Jahr im August und September finden rund 20 Konzerte statt, die der geistlichen Musik (Orgel, Klavier, Kammermusik) gewidmet sind. Führende Komponisten und junge Musiker kommen zusammen, um an einem symbolträchtigen Ort Originalkompositionen zu erarbeiten und die Kultur in einer ländlichen Region lebendig zu halten.
  • Saint-Just de Valcabrère – ein sehenswertes Totenkirchlein ganz in der Nähe.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!