Peñíscola – Filmschauplatz in “Game of Thrones”

In Peniscola vor Anker zu gehen, hat er im Reiseführer gelesen, bedeutet, in die Vergangenheit zu reisen. Er genehmigt sich rasch noch einen Drink und setzt sich mit dem Glas in die Sonnenlounge im Achterdeck. Die Ruhepause hat er sich verdient, ganze zwei Stunden am Stück hat er heute gearbeitet. An seinem Lebenswerk …
Kurz nach Sonnenuntergang flammt im letzten Licht des Tages die gewaltige Burganlage noch einmal auf. Erbaut von Tempelrittern auf den Ruinen einer noch älteren maurischen Festung. Beeindruckend. Die Geschichte der Stadt, das hat er ebenfalls gelesen, reicht sogar noch weiter zurück: Peniscola wurde bereits von den Karthagern, den Phöniziern und den Griechen bewohnt.
Der Anblick nimmt ihn gefangen; er beschließt, lange sitzenzubleiben …

Aus: Hannah Miller, “Der Knotenstricker”, Roman (Helene L. Köppel)

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Peñíscola, eine kleine Stadt mit mediterraner Atmosphäre, weißen Häusern, Palmen, und gekrönt von einer mächtigen Burg, liegt im Norden der Region Valencia – im Gebiet des (historischen) Königreichs Aragonien – ungefähr 113 km von der Regionalhauptstadt Valencia entfernt, an der sogenannten “Orangenblütenküste”.

Von der Hand des Königs in die Hände der Tempelritter …

Die Siedlungsgeschichte dieser auf einer felsigen, von Mauern umringten Halbinsel reicht bis ins Jahr 1000 v. Chr. zurück. Viele Völker haben Peñíscola ihren Stempel aufgedrückt. Die Menschen vor Ort lebten überwiegend von Landwirtschaft und Fischerei. Im Jahr 718 n. Chr. geriet Peñíscola unter maurische Herrschaft. Die Mauren errichteten eine erste Zitadelle auf dem höchsten Punkt des Felsens.
Im Jahr 1233 fiel die Burg an den damaligen König von Aragon, Jaime I., den Eroberer. Während des Königreichs Jaimes II. übergab dieser die Burg dem Orden der Tempelritter – der hier seine letzte große Festung errichtete, aber auch in der gesamten Provinz seine Spuren hinterließ.
Im 16. Jahrhundert errichtete man auch um die Altstadt Mauern, um sie vor Angriffen zu schützen.
Drei Tore zeugen noch heute von dieser Befestigung.

Peñíscola – auf der Suche nach den Schätzen der Tempelritter?

Mit der Übergabe der alten Burg an die Tempelritter, im Jahr 1294, begann eine rege Bautätigkeit, die erst im Jahr 1307 zum Stillstand kam. Die Ritter verwandelten die ehemalige maurische Zitadelle in ein militärisches Bollwerk mit Waffenhof, Vorhalle, Wachenkorps und Reitställen – errichteten aber zugleich ein christliches Kloster mit Kirche, Sakristei und Sälen. Man weiß, dass sie auch das Eigentum von Päpsten, Fürsten und Königen verwalteten und enorme Reichtümer ansammelten.

Um das Leben und Wirken der Tempelritter, aber auch um ihren angeblichen Reichtum, ranken sich noch heute viele Legenden. Als am 13. Oktober 1307 auf Veranlassung von König Philipp IV, dem Schönen, die Verhaftungswelle gegen die Tempelritter einsetzte, soll der damalige Großmeister des Ordens in Paris, den Befehl erteilt haben, ein Boot auf der Seine mit Gold und Edelsteinen zu beladen und diese Schätze (zusammen mit einer wertvollen Niederschrift aus der Feder von König Salomo!), in Sicherheit zu bringen. Das Ziel des Bootes war die Burg in Peñíscola.
Es heißt, das Boot müsse die Küste von Peñíscola erreicht haben, denn im Temple von Paris wäre nicht die allerkleinste Münze mehr gefunden worden!
Verbirgt sich der Schatz der Tempelritter am Ende noch immer irgendwo hier im alten Gemäuer? 🙂
Nach der Auflösung des Templerordens gründete man im Jahr 1317 (in Spanien) den Orden von Montesa, und man vertraute die Burg von Peñíscola (sowie alle anderen Besitztümer des Tempels in der Region) diesem neuen Orden an.
Vielleicht brachte man einen Teil der Schätze aber auch auf die geheimnisvolle Templerfestung Miravet. Wer weiß …

Peñíscola – die Festung des “Papa Luna” (Gegenpapst)

Im Jahr 1411 wandelte Benedikt XIII. (genannt “Papa Luna” oder “Mondpapst”), die Burg in einen päpstlichen Sitz um. Es war die Zeit des abendländischen Schismas, weswegen sich dieser Papst – im Kampf um seine rechtliche Anerkennung – hinter den starken Mauern von Peñíscola in in die Isolation begab.
Pedro de Luna, 1328 in Spanien geboren, entstammte der Grafenfamilie de Luna, war mit den Königshäusern von Aragon und Navarra verwandt, und sorgte als Legat dafür, dass Papst Clemens VII. sich in Spanien durchsetzte. 1394 wurde Luna als Benedikt XIII. zu Clemens’ Nachfolger gewählt. Frankreich entzog ihm daraufhin die Unterstützung. De Luna hielt sich jedoch bis zuletzt für den einzig rechtmäßigen Papst, da er noch vor dem Schisma zum Kardinal ernannt worden war. Er soll, wie es heißt, “starrsinnig wie ein Feudalherrscher” gewesen sein, aber auch eine “große Persönlichkeit” mit “modernen Ansichten”, durchaus fähig, die Kirche zu reformieren.
Von seinen Feinden wurde Luna wiederholt beschuldigt, er sei Priester eines vorchristlichen Sonnenkultes und/oder einer noch älteren Sonnenreligion. Auch das Konzil von Pisa erhob verschiedene Beschuldigungen gegen ihn: “Er zeige eine seltsame Duldsamkeit gegenüber Ketzern; er habe fortdauernden Umgang mit Geistern; er habe, einer Zeugenaussage zufolge, immer zwei Dämonen in einem Beutel bei sich”.
Fakt ist: In seinen Schränken auf der Burg verwahrte er verschiedene Bücher über Medizin und Astrologie. Auch nahm er gewissenhaft seine päpstlichen Aufgaben wahr, stellte Bullen aus, schrieb Abhandlungen, stritt sich mit den anderen Päpsten. Nach seinem Tod im Jahr 1423, hier auf Peñíscola, hinterließ er “Das Buch der Tröstungen des menschlichen Lebens”, sein bestes Werk, wie man sagt.

Peñiscola – Filmschauplatz für “Game of Thrones”

Als begeisterte Anhängerin von “Game of Thrones” muss ich dies zum Schluss meines Artikel natürlich loswerden:
Aus Peñíscola wurde Meereen – die nördlichste der drei großen Städte der Sklavenbucht. 

 Öffnungszeiten Castillo de Peñíscola: Täglich von 10:30 bis 17:30 Uhr

WebsiteGPS-Standort GPS: 40.35882, 0.40802

Danke für Ihr Interesse!

Magische Orte in der Umgebung: Castillo Miravet, Castillo de Loarre, Castillo de Villalonso, Santuari del Far, PenalbaSan Juan de la Pena, San Pere de CasseresSant Miguel del Fai

Die Abtei von Poblet und ihre 12 Königlichen Türme

“Folgt man dem Flusslauf des Francolí, so trifft man in der Nähe seiner Quelle in einer lieblichen, etwa gleich weit von Tarragona und Lleida entfernten Landschaft auf die ehrwürdigen Gemäuer des Klosters Santa Maria de Poblet …”

EDITORIAL FISA ESCUDO DE ORO (ISBN 8437826179)

Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Santa Maria de Poblet
liegt am Rande der Berge von Prades – nahe der Autobahn AP-2 (Barcelona-Zaragoza) – in der Provinz Tarragona, vier Kilometer vom Ort Vimbodí entfernt. Das Zisterzienser-Kloster gehört neben dem Kloster Monserrat zu den wichtigsten Klöstern in Katalonien.
Im Jahr 1991 wurde es von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

Die Zwölf Königlichen Türme von Poblet

Die zwei Meter dicke Mauer um den Komplex (s. Eingangsbild) ist 600 Meter lang und 11 Meter hoch. Sie ist mit einem Wehrgang, Zinnen und Pechnasen versehen. Die 12 Königlichen Türme der Mauer haben Namen, die mich an die Namensgebung einiger Türme von Carcassonne und damit ans Mittelalter erinnern: Sie heißen Priorsturm, Ölturm, Badturm, Turm der Neuen Häuser, Waffenturm, Stephansturm, Narrenturm, Kardinalsturm, Friedhofsturm und Turm des Schuhmachers …

Zur Entstehungsgeschichte der Abtei von Poblet

Der Reiseführer über dieses Kloster, den ich mir im Mai 2017 in einer Buchhandlung in Tarragona gekauft hatte, erzählt weiter, dass die Gründung des Klosters von Poblet auf eine großzügige Landschenkung des Grafen von Barcelona Raimund Berenguer IV. an die Zisterziensermönche der französischen Abtei Fontfroide zurückgehe. Und Fontfroide packte die Sache damals sofort an:
Im Jahr 1151 – nach der Vertreibung der Mauren aus den Gebirgszügen von Prades und Siurana – machte sich eine Gruppe von zwölf weißgekleideten Mönchen unter Führung ihres Abts Gerard auf den Weg über die Pyrenäen. Und danach auch gleich an die Arbeit … Die Abtei Poblet entstand, und fast sieben Jahrhunderte lang wurde hier “gebetet, studiert und gearbeitet”, wie es heißt.
Als sich die Gemeinschaft im Jahr 1835 gezwungenermaßen auflöste, wurde das Kloster geplündert und entweiht. Erst im Jahr 1930 machte man sich daran, die alten Gemäuer wieder herzurichten. Zehn Jahre später hielt hier erneut eine kleine Gruppe Zisterzienser Einzug.

Dies zur alten Geschichte dieser Abtei …

Die Hauptkirche und die Königsgräber

Die Hauptkirche von Poblet besitzt einen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes und ist, nach alter Tradition, mit der Apsis nach Osten ausgerichtet. Sie ist dreischiffig. In der Vierung der KIrche erheben sich sich die Bogen, die die Grabmale der Monarchen der aragonesischen Krone tragen. Im Sarkophag unmittelbar neben dem Presbyterium, wurde Jakob I., der Eroberer bestattet, im zweiten Peter IV., der Zeremoniöse, auch genannt der “Dolchkönig”***, sowie seine drei Frauen Maria von Evreux, Eleonore von Portugal und Eleonore von Sizilien. Der letzte Sarkophag gehört Ferdinand von Antequera.

Peter IV. der Zeremoniöse … war von größter politischer Klugheit, Förderer der  Wissenschaften und Künste, gründete 1354 die Universität von Huesca. Er war arbeitsam, führte strenge und gepflegte Hofsitten ein, woher sein Beinamen rührt, betrieb selbst Astrologie und Alchimie und war damit auch für Aberglauben offen. Er folgte 1336 seinem Vater als König von Aragon und setzte sich nach jahrelangen Streitigkeiten mit den Brüdern, der Stiefmutter und dem Adel durch. 1347 wurde er nach der verlorenen Schlacht bei Jativa zeitweilig inhaftiert, siegte 1348 bei Epila und annullierte weitgehend das Unionsprivileg von 1283 und stellte wieder eine starke Königsmacht her. Er zerstückelte die Adelsurkunden mit seinem Dolch, daher auch “Dolchkönig” genannt, ermordete den Bruder, verjagte die Halbbrüder und die Stiefmutter, eroberte vom Schwager das Königreich Mallorca mit Roussillon/Cerdagne und behauptete es gegen den Neffen, nahm kaum an der Reconquista teil, da er sich ständig mit Kastilien stritt, wobei er sogar die Hilfe Granadas und Marokkos in Anspruch nahm …”

Foto rechts: © José Luiz Bernardes Ribeiro / CC BY-SA 3.0, Text-Auszug über Peter IV aus: //www.manfred-hiebl.de/mittelalter-genealogie/mittelalter/koenige/aragon/peter_4_koenig_von_aragon_1387.html

Der herrliche Altaraufsatz von Damilà Forment – ein Meisterwerk katalanischer Renaissance – wurde in Alabaster geschlagen.

Der Künstler (1480 – 1540) lernte auf einer Reise durch Italien die Renaissance kennen und schuf mit diesem Altaraufsatz eines der ersten Werke dieser Stilrichtung in Katalonien.

Leider waren am Tag meines Besuches in Poblet einige Bereiche im Kloster nicht zugänglich (u.a. die Klosterräume, Kapitelsaal und die Bibliothek)
Aber vielleicht verschlägt es mich ja noch einmal nach Poblet, wer weiß …

Die nachstehenden weiteren Fotos aus Poblet können teilweise durch Anklicken vergrößert werden!

Tempelritter in Zusammenarbeit mit der Abtei von Poblet

Historisch belegt sind nicht nur diverse Schenkungen und Zuwendungen der Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem an das Ordenshaus der Zisterzienser in Poblet.
Quelle hierzu: Peter Schickl “Hilfstruppen” der Templer? Laienbrüder und Donaten im 12. und 13. Jahrhundert ; das spanische Beispiel, Seite 68,

Die Ordensbrüder beider Gemeinschaften besaßen natürlich auch ein Faible für guten Wein … (In vino veritas!)

Wie in vielen anderen spanischen Anbaugebieten lässt sich der Weinbau bis in die mittelalterliche Klosterkultur zurückverfolgen. Hier war das Kloster Sta. Maria de Poblet in der Region um Montblanc ein Zentrum der Weinkultur. Montblanc war damals die drittgrößte Stadt Kataloniens. Im 12. Jh. kümmerten sich sowohl die Tempelritter als auch die Zisterziensermönche von Poblet um den Weinbau und die Kellerwirtschaft. Wie und wo sie ihren Wein erzeugten, können Besucher heute noch im Kloster Poblet erfahren.

//www.fast-alles-ueber-wein.de/weinregion.php?ID=15

Zum Abschluss noch zwei besonders schöne Baumeisterzeichen, die ich in der Kirche von Poblet entdeckt habe.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Neugierig auf die französische Mutter-Abtei von Poblet – das Kloster Fontfroide ?

Castillo de Loarre – Europas besterhaltene romanische Burg

Auf halber Höhe des gleichnamigen Gebirgszuges, strategisch günstig auf 1071 m gelegen und die Zufahrtswege von La Sotonera nach Norden kontrollierend, erwartet uns das Castillo de Loarre, das als die wohl besterhaltene romanische Burg Europas gilt. Das Castillo Loarre – einer der Burgen von Sancho el Mayor* – wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts erbaut und diente als Bollwerk gegen den Islam.
Die ehemaligen Befestigungsanlagen sind noch heute beeindruckend.

  • Sancho III. der Große (990 – 1035) war König von Navarra.

Das Castillo Loarre weist zwei Bergfriede auf, drei Kapellen, sowie Reste der Wohnbauten der ehemaligen Mönche. Das Besondere an dieser Burg ist, dass sie durch spätere Nachbauten nicht verändert wurde. Sie befindet sich also weitgehend im romanischen Ursprungszustand. Auch die Lage – einsam am Südhang der Pyrenäen auf einer rauen, etwa 1500m hohen Bergkette – macht den Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Die Bilder können durch Anklicken vergrößert werden!

Die alte Romanische Kapelle

Eine steile Treppe führt hinauf in die Burg. Wendet man sich nach rechts, betritt man zuerst die alte Romanische Kapelle, die der Heiligen Quiteria gewidmet ist. Quiteria, die bei Verwirrung und Demenz angerufen wird, soll einen tollwütigen Hund geheilt haben, der nun als Symbol für die Heilkraft der Heiligen gilt.
Über dem Eingang zur Kapelle ein Chrismon – das graphische Symbol für die Anrufung Gottes. Das letzte Foto zeigt den Zugang zur Krypta.

Die Capilla Real – Die königliche Kapelle

Die herrliche Capilla Real ist San Pedro geweiht, also dem Heiligen Petrus. Sancho III. hat sie errichten lassen, als er Loarre zur Königsburg ausbauen ließ und seine Aragonesen erneut zur Reconquista aufrief (vermutlich ab dem Jahr 1070).

Capella “Primitiva”

Neben den beiden wichtigen Kapellen gibt es noch eine weitere Kapelle, “Primitiva” genannt. Sie ist klein, eher schlicht und vermutlich die älteste Kapelle auf der Burg.

Weitere Aussen- und Innenansichten der Burganlage

Ein letzter Blick von den östlichen Teilen der Burg hinauf auf das Peña-Gebirge, wo im Hochmittelalter die Tempelritter saßen, um z.B. in San Juan de la Peña das dortige Heiligtum zu schützen. Weil die Ritter sowohl in Aragon als auch in Katalonien starke Präsenz aufwiesen, könnten sie auch auf der Burg Loarre gewesen sein.

Vielen Dank für die Begleitung!

Offizielle Website der Burg: www.castillodeloarre.es

Die Abtei Saint-André-de Soréde – und die Tiere aus der Hölle

Die Abtei Saint-André-de Soréde

Saint–André ist eine kleine französische Gemeinde im Département Pyrénées-Orientales in der Region Okzitanien. Sie gehört zum Arrondissement Céret und zum Kanton La Côte Vermeille, liegt etwa 16 Kilometer von Perpignan und 11 Kilometer von Collioure entfernt.
Bereits gegen Ende des 8. Jh. gründete hier der spanische Abt Miron ein Kloster, das er dem Heiligen Andreas widmete. Schon im Jahr 823 erhielt Miron eine schriftliche Bestätigung von Ludwig dem Frommen (778-840), einem Sohn Karls des Großen, die das Recht beinhaltete, seine Äbte frei zu wählen. Im Jahr 1789, während der französischen Revolution mussten die letzten Mönche das Kloster verlassen. Alle Besitztümer, auch der Kreuzgang, wurden abgebrochen, verkauft und teilweise in anderen Abteien der Umgebung weiterverwendet. Der Kreuzgang von Saint-André hatte nicht das Glück einer späteren Rekonstruktion, wie etwa die Abteien von Saint-Génis-des-Fontaines und Saint-Michel-de-Cuxa.

Von der ehemaligen Abtei ist heute nur die gleichnamige Abteikirche erhalten. Sie hat ihre Wurzeln im Jahr 820 n. Chr., wurde jedoch bereits hundert Jahre später durch einen Neubau aus großen Flusskieseln in der “Fischgrat-Technik” ersetzt. (In der römischen Technik des Opus spicatum)
Bei einer erneuten Erweiterung im 11. Jahrhundert blieben lediglich der untere Teil der Mauern und die Absiden erhalten.


Ein schönes Beispiel, wie die Baumeister im 11. Jahrhundert einen alten Türrahmen in ein schönes Fenster verwandelten, kann man am Foto unten links sehen!

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Romanik pur in Saint-André

Mauerwerk und Dekoration in der Kirche Saint-André sind charakteristisch für die Frühromanik des 11. Jahrhunderts, wobei der marmorne Türsturzbalken über der Eingangstür große Ähnlichkeit mit dem prachtvollen Türstock der benachbarten Kirche Saint-Genis-des Fontaines aufweist. Dieser konnte durch seine Inschrift datiert werden: Er stammt aus dem Jahr 1019/1020 – und war damit wohl das Vorbild für den Türsturzbalken der Kirche in Saint-André. Beide Balken zeigen mittig einen thronenden Christus – mit segnender Hand und dem Buch des Lebens – in einer Mandorla. Es gibt jedoch etliche Abweichungen in der Ausführung der beiden Kunstwerke: Der Türsturz in Saint-Genis erscheint strenger, naiver in der Darstellung – aber zugleich fast “hoheitsvoll”. Der Türsturz in Saint-André (hier fehlt die Inschrift!) kommt plastischer herüber, irgendwie natürlicher, menschlicher. Die Anzahl der dargestellten Apostel und Seraphime unterscheidet sich ebenfalls, wie auch der florale Schmuck, Palmetten genannt.
Wer immer diese Steinmetze waren, wie immer es sich verhielt:
Die herrlichen Skulpturen und Kunstwerke von Saint-André – die man heute im MUSEE D`ART ROMAN besichtigen kann (direkt neben der Kirche) – versetzen jeden Interessierten jählings ins 12. Jahrhundert – dem Höhepunkt der romanischen Kunst.
Ich selbst erinnerte mich bei meinem Besuch im Jahr 2008 spontan an die Bildwerke in der Prieuré de Serrabone oder an die Arbeiten aus der Werkstatt des Meisters von Cabestany.

Romanischer Altartisch in Saint André – und alte Fresken

Der Altartisch aus Marmor ist rundum mit aneinander gereihten, halbkreisförmigen und schräg geschliffenen Reliefen geschmückt. Die Dekoration stammt vermutlich aus Spanien; sie könnte von Byzanz her liturgische Bedeutung gehabt haben. Vom 9. – 11. Jh. wurden derartige Altartische in Narbonner Werkstätten fast serienmäßig hergestellt. Eine karolingische Elfenbeinarbeit (Eigentum der Kathedrale von Narbonne), soll als Vorlage gedient haben.

Islamische Kunst in Saint André

Die historischen Provinzen Roussillon und Katalonien waren im 10. und 11. Jahrhundert in Kontakt mit den islamischen Gebieten Spaniens. Junge Katalanen standen damals nicht selten als Söldner im Dienst arabischer Prinzen, bevor diese als Unterworfene (während der Reconquista*) selbst Tribut zahlen mussten. Das war die Zeit, in der mitunter kostbare Stücke christlichen Kirchen zum Kauf angeboten wurden, die sie dann oft im sakralen Bereich einsetzten.
Beispiele hierfür: Der Hostienbehälter aus Elfenbein von Narbonne, das silbernes Tintenfass von Brouilla (in der Nähe von Saint–André) oder der Mantelstoff der Madonna von Thuit.
Absolut rätselhaft ist jedoch noch heute die Islamische Stele aus dem 13. Jahrhundert, die während einer Restauration im Mauerwerk von Saint-André entdeckt wurde. (Maria wird auch im Koran als jungfräuliche Mutter Jesu erwähnt).

*Die Reconquista dauerte vom Jahr 722 (Schlacht von Covadonga) bis zum Jahr 1492 (Eroberung Granadas) und bezeichnet die Zeit der Rückeroberung der von Mauren besetzten Gebiete auf der iberischen Halbinsel durch die Christen.

Die Simioten – “Tiere aus der Hölle”

Bei den im Außenbereich der Kirche von Saint André angebrachten Tiere (vergleichbar mit Exemplaren aus der Abtei von Arles-sur-Tech), handelt es sich um sog. Simioten – in der katalanischen und pyrenäischen Mythologie als “teuflische Kreaturen” bekannt, die Affen ähneln. Andere Quellen sprechen von “fressenden Löwen”.

Zum Vergleich die beiden Simiots, die ich 2015 in Arles-sur-Tech fotografiert habe:

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Magische Orte in der Umgebung von Saint André

Collioure, Elne, Santa Maria del Vilar, Saint-Genis-des-Fontaines, Abtei Fontfroide, Elne, Cabestany, Palau-del-Vidre

Ávila – seine 80 Türme und 9 Tore

Ávila ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und der spanischen Region Kastilien-Léon. Die prachtvolle Stadt mit fast 60 000 Einwohnern liegt in den Hügeln nordwestlich von Madrid. Sie beeindruckt bereits von weitem mit ihren 80 zinnenbewehrten, halbrunden Türmen und ihren 9 Toren. Die Stadtmauer ist auf weiten Abschnitten begehbar und wird nachts angestrahlt.
Im 16. Jahrhundert war Ávila die Wirkungsstätte der hl. Teresa.

Das Convento de Santa Teresa in Ávila (Foto oben) stammt aus dem 17. Jahrhundert. Es wurde auf den Ruinen des Geburtshauses der Heiligen Teresa von Jesus errichtet.

Die Kathedrale von Ávila – Catedral del Salvador

Die Kathedrale von Ávila (Baubeginn Mitte 12. Jh.) ist die erste gotische Kathedrale Spaniens, weist aber noch romanische Spuren auf. Auftraggeber war König Alfons VIII. Das Langhaus wurde erst im 14. Jh. in Anlehnung an das der Kathedrale von Toledo fertiggestellt. Im 18. Jahrhundert mussten jedoch die Vierungspfeiler verstärkt und Stützbogen hinzugefügt werden. Die Kathedrale, von der Teile (Apsis und Chorpartien) in den Mauergürtel der Stadt integriert wurden, erweckt noch immer den Eindruck einer gewaltigen Festung.

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Die Romanischen und Gotischen Madonnen von Ávila

Maria Magdalena von Ávila – mit Salbgefäß und Erinnerungs-Halskettchen (Kreuz/Kruzifix)

Weitere magische Orte in der Region Kastilien-Léon

Astorga, Ségovia, Toledo, Salamanca, Ciudad-Rodrigo, Léon …
Verracos …

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Das einstige Jupiter-Heiligtum von Sant Ferriol

Sant Ferriol ist ein kleines Dorf in der Provinz Girona und der Autonomiegemeinschaft von Katalonien, Spanien.
Ich hatte gelesen, dass es hier, auf einem der umliegenden Berge (sieben Kilometer bergauf in engen Serpentinen!), nicht nur eine verwunschene alte Einsiedelei, sondern auch einen alten römischen Kultplatz geben soll.
(Das Santuario de Sant Ferriol wurde später zu einem der Schauplätze in meinem Roman Salamandra.)

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Der Heilige Ferriol

In der kleinen Wallfahrtskirche wird der Heilige Ferriol verehrt, der mit seinem Schwert und seiner Bekleidung einen römisch-martialischen Eindruck macht – und die Spenden seiner Besucher auch gleich selbst einsammelt.
Bei diesem Heiligen handelt es sich um Ferreolus von Uzès (520 – 581 n. Chr.). Ferreolus war von 553 bis 581 Bischof von Uzèz*. Als Bischof gründete er das Kloster Ferréolac und unternahm den Versuch, die Juden seiner Diözese zum Christentum zu bekehren. Das gute Verhältnis, das er zu den Juden Septimaniens** pflegte, führte jedoch zu seiner zwischenzeitlichen Absetzung durch Childebert I.*** Nach seiner Rückkehr ins Bischofsamt setzte Ferriol seine Bemühungen um die Christianisierung der Juden fort. Widerspenstige verwies er jedoch der Stadt.
Die Eltern des Heiligen stammten übrigens aus dem Umkreis der Merowinger, seine Mutter soll eine Tochter des Frankenkönigs Chlotar I. gewesen sein. Seine Schwester Tarsitia wird ebenfalls als Heilige verehrt.

*Uzès liegt ungefähr 40 km von Avignon entfernt (wo die Römerspuren noch allgegenwärtig sind).
** Septimanien war das einzige Gebiet in Gallien, das der fränkischen Eroberung nach der Schlacht bei Vouillé (507) standhielt.
*** Childebert I. war der viertälteste Sohn des merowingischen Frankenkönigs Chlodwig I., der dritte aus dessen Ehe mit Chrodechild. Bei der Reichsteilung von 511 erhielt er das Teilreich mit dem Königssitz Paris und regierte bis zu seinem Tod. (Quelle Wiki)

Die Suche nach dem ehemaligen Kultplatz der Römer

war leichter als befürchtet, denn der Platz, an dem einst ein Tempel des obersten römischen Gottes Jupiter stand, befand sich an der höchsten Stelle des Berges. Jupiter (deutsch seltener Jovis) ist der Name der obersten Gottheit der römischen Religion, der mit seinen Blitzen entweder strafte oder aber (der Feuerwagen des Phaeton) die Welt vor Unheil bewahrte.
Jupiter entspricht dem griechischen „Himmelsvater“ Zeus.

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Die versteckte Einsiedelei Sant Ferriol wurde bei meinem Besuch im Jahr 2014 von einer netten jungen Familie bewohnt und bewacht, nebst einigen schwarzen Eseln. Im Sommer ein Paradies, im Winter – oder bei schlechtem Wetter – schwer erreichbar, aufgrund der extrem steilen und unbefestigten Straße.


Abschließend noch eine Aufnahme von der herrlichen Umgebung, in der sich das hochgelegene Heiligtum befindet …

Vielen Dank für Ihr Interesse!