Mein Thriller “ABKEHR”

Hervorgehoben

“ABKEHR” ist mein zwölfter Roman – und zugleich das (in sich abgeschlossene) spannende Finale meiner SÜDFRANKREICH-thriller. Die fiktive Story um die “Kinder der Bösen”, um unheilige Allianzen und wechselseitige Schuld ist im Künstlermilieu angesiedelt. Die Handlung spielt im Hier und Jetzt – genauer im Jahr 2019, also noch vor Corona. Eine kleine Vorgeschichte (im Roman “die alte Sache” genannt) reicht jedoch bis in das Jahr 1944 zurück.
Schauplätze sind Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko.
Inspiriert haben mich beim Schreiben ein längerer Aufenthalt vor drei Jahren in
Salamanca (einer der Romanschauplätze) sowie ein Gedicht von Bertolt Brecht: “Die Maske des Bösen” – in dem es in der letzten Zeile heißt: “Wie anstrengend es ist, böse zu sein!”

Salamanca 2019

Kurzer Inhalt

“Ich, ganz arglos, tat es, im Glauben, es sei so.”

Berlin 2019. Ein nasskalter Apriltag. Die Malerin Laura Tillby freut sich auf ihre bevorstehende Hochzeit mit dem Galeristen Wolf van der See. Aber es kommt anders. Wolf und sein prominenter Vater werden unversehens verhaftet. Um dem Presserummel zu entgehen, legt man ihr nahe, Deutschland zu verlassen. Ihre Flucht führt sie bis nach Salamanca. Doch die Sicherheit in dieser lebendigen spanischen Stadt ist trügerisch.

Der Roman hat 408 Seiten und ist in drei Abschnitte unterteilt: Zweifel, Schuld und Abkehr.
Neben den Hauptfiguren Laura Tillby und Wolf van der See, die die Geschichte tragen, ermittelt nun zum letzten Mal “mein” Kommissar aus Toulouse, Maurice Claret. Ihm zur Seite steht wieder die bodenständige Nürnbergerin Steffi Conrad. Claret und Steffi sind seit “Die Affäre Calas” fester Bestandteil in meinen Gegenwartsromanen.

Salamanca, 2019

Kleine Leseprobe

“Sie betrat den Balkon, weil Wolf mit einem wichtigen Kunden aus Mailand telefonierte. Die Tür zog sie bis auf einen kleinen Spalt hinter sich zu. Atmete tief durch. Schneeluft und ein aschefarbener Himmel über Berlin. Fröstelnd schloss sie den Reißverschluss ihrer weißen Fleece-Jacke und stellte den Kragen hoch. Da vernahm sie von innen das Schleifen der Schiebetür, eilige Schritte, dann die gepresste Stimme ihres Schwiegervaters in spe: »Leg auf! Hast du es ihr schon gesagt? Laura muss raus aus Berlin. Noch heute. Es wird ernst!«
Laura stockte der Atem. Was redete Fritz da? 
Wie angewachsen blieb sie stehen. Legte den Kopf schräg. Lauschte. Doch jetzt vernahm sie nur noch Gemurmel.
Raus aus Berlin? Sie? Sollte sie nicht besser reinplatzen und Fritz zur Rede stellen? Sie zögerte … Fritz, der immer nur schneckenbraune Anzüge trug, hatte nichts Sympathisches an sich. War launisch. Besser man ging ihm aus dem Weg. Aber raus aus Berlin? Drei Wochen vor der Hochzeit? Die mit allem Pipapo stattfinden sollte? Für die allein dreihundert Einladungen bereits verschickt waren? Niemals. Nein, eine solche Blöße würden sich die van der Sees nicht geben. Die Aufregung hing vielleicht mit der Fusion zusammen … Hatte ihr Bruder wieder Mist gebaut? Was schrieb Fabian ihr heute morgen:
Unter uns: Bin weg. Später mehr. Pass auf dich auf! … Was bedeutete das: Bin weg! Bin mal kurz weg? Zigaretten holen? … Es wird ernst, hatte Fritz gesagt – und komisch, es hatte geklungen, als ob’s ums nackte Überleben ginge.
Ihre Füße waren schon kalt. Sie wippte auf und ab. Krümmte und streckte die Zehen. Lauschte wieder. Die beiden redeten noch immer. Angespannter Tonfall. Verflixt, und sie fror sich hier draußen den Hintern ab und malte sich den Schrecken aller Schrecken aus! Aber nein, die Hochzeit
fand statt! Wolf würde seinen Vater schon wieder auf Linie bringen. Das, was sie beide, Wolf und Laura, verband, war Liebe. War mehr als … Fritz.
Sie hatte Wolf erst im Mai letzten Jahres kennengelernt. In Hamburg. Auf der Beerdigung ihres Vaters. Sein Auftauchen hatte alle überrascht. Sie vor allem, und das aus gutem Grund: Wolf sah aus wie Otto Dix, einer ihrer Lieblingsmaler. Die gleichen blonden Stirnfransen, der skeptische Blick, die kraftvolle Nase – und dieser leicht trotzig wirkende, sinnliche Mund, eingerahmt von zwei markanten Furchen, die sich bis zum Kinn hinabzogen.
Alle Untiefen des Lebens muss ich selber erleben, hatte Otto Dix bei seinem Kriegseintritt im Jahr 1915 gesagt. Steckten jetzt Wolf und sein Vater in irgendwelchen Untiefen fest?”

Salamanca, Rio Tormes, 2019

Eine augenzwinkernde Bemerkung zum Romanende: Abkehr vom “Bösen” bedeutet selbstverständlich nicht, dass meine Romanfiguren zukünftig nur “Gutes” tun, wie auch die Abkehr von einer “Romanreihe” nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Autorin den Stift für immer beiseite legt!

Ich wünsche Ihnen einige spannende Lesestunden mit “ABKEHR”!
Ihre
Helene L. Köppel

Ausgaben: Taschenbuch 408 Seiten, ISBN: 9 783756 886210, 20.– Euro
E-Book Kindle
ASIN ‏ : ‎ B0BNLWB4S6, 6.99 Euro

Die erste Rückmeldung einer Leserin aus Frankreich:
“… Spannend und gut recherchiert; diese ganzen geschichtlichen und politischen Hintergründe lebendig geschildert. Faszinierend!! Félicitations!!

ROMANSCHAUPLÄTZE
COLLIOURE UND RENNES-LE-CHATEAU

Heimisch fühle ich mich seit langem auch in Collioure (Südfrankreich) – meiner Wahlheimat, wohin ich mich seit mehr als 30 Jahren immer wieder zurückziehe, um auch dort “meinen Garten zu bestellen”, d.h. für einen neuen Roman zu recherchieren, zu schreiben – oder auch nur über den Wochenmarkt zu bummeln, die Beine ins Meer zu hängen und abschließend bei Tony einen café au lait zu trinken.
Wenn ich in Collioure ankomme, habe ich das Gefühl, endlich wieder zuhause zu sein …

Es ist “Le savoir vivre”  – die französische Lebensart, die ich so schätze!

Und so, wie die berühmte Autorin Donna Leon “ihren” Inspektor Brunetti in Venedig angesiedelt hat – wirkt “mein” Kommissar Claret in Collioure und in Toulouse … (allerdings hapert es noch ein wenig mit unserer Berühmtheit! 🙂 🙂 🙂 )
“Chaque chose en son temps”,
pflegt Maurice Claret zu sagen: “Alles zu seiner Zeit!”

Fotos: HLK 2009 bzw. 2010, chez Tony, Collioure)

(Foto HLK beim Bummel durch die Kunstszene von Collioure)
(Mehr zu Collioure bitte hier klicken!)

Gute Kontakte pflege ich auch zu einem geheimnisvollen Bergnest in Südwestfrankreich, zu Rennes-le-Château – dem Schauplatz meines zweiten Romans “Die Erbin des Grals” (E-book-Titel “Marie”). Dieser Roman wurde jahrelang auch in Rennes-le-Château verkauft.

Vielleicht sollte ich mal Maurice Claret in die Suche nach dem Schatz des Priesters  Bérenger Saunière einbinden?
Was meinen Sie als Leser dazu? 🙂

(Foto: HLK 2006, Signierstunde in Rennes-le-Château)

 

Neugierig geworden auf weitere interessante Orte in Frankreich? Orte, die ich besucht habe und die in meinen Romanen die eine oder andere Rolle spielen?
Unter SÜDFRANKREICH (s. schwarze Leiste oben) haben Sie ganz bestimmt die Qual der Wahl für Ihre eigene Frankreichreise! 🙂

Viel Vergnügen – und vergessen Sie bitte auch nicht die kulinarische Seite Frankreichs!

Il faut rajouter de la vie aux années et non des années à la vie!
(Man muss das Leben den Jahren hinzufügen und nicht die Jahre dem Leben!)

 

Das Böse verbarg sich hinter einer Maske …

Aus:
“Die Affäre C.” (Thriller) von Helene Luise Köppel

“Als Henri gegen zweiundzwanzig Uhr zurückkam, war er gut aufgelegt. Er müsse allerdings morgen beizeiten aus den Federn, meinte er, um mit Sokrates nach Limoux zu fahren. Das kam mir sehr gelegen, denn der versprochene Besuch bei Marceau hatte mir bereits Kopfzerbrechen bereitet. Ich sagte es schon: die halben Lügen!

Henri ging unter die Dusche, sang dabei aus voller Kehle Sous le vent von Celine Dion, während ich es mir im Bett gemütlich machte. Als er aus dem Bad kam, die Haut noch feucht vom Duschen, tranken wir ein Glas Landwein (aus der Gegend um den Agly – Charlottes Weinkeller barg wahre Schätze) – und aßen Käse und Baguette dazu, bis das ganze Bett voller Brösel war. Dann liebten wir uns leidenschaftlich und völlig ungeachtet der Krümel und der kleinen Heimlichkeiten, die wir voreinander hatten. Steffi, aber vor allem Sam und die Pflicht waren weit weg, und es war mir unbegreiflich, dass ich noch vor einer Woche unter der Trennung von meinem Mann gelitten hatte … Das Telefon läutete. Als ich mich meldete, wurde aufgelegt. Das dritte Mal an diesem Tag! Wirklich ärgerlich! Aber solche Anrufe hatte es auch in Nürnberg oft gegeben, bis Ramon dafür gesorgt hatte, dass sie zurückverfolgt wurden.

Später, als wir zärtlich Rücken an Rücken beieinander lagen, um endlich zu schlafen, sagte mein Geliebter aus heiterem Himmel: „Sandrine, hast du Lust über Ostern ans Meer zu fahren?

Ich lachte auf. „Ans Meer? Wie kommst du jetzt darauf … oha!“ Ich drehte mich zu ihm um und schüttelte ihn sanft: „Ja, natürlich … ich weiß, was du im Schilde führst: Abbé Maury! Dir spuken die Sanch-Bruderschaften und ihre Prozessionen im Kopf herum, die Weißen Büßer!“ Ich knipste noch einmal die Lampe an und setze mich auf.


„Ja, ich muss sie mir einfach ansehen“, sagte er. „Weißt du, ich werde eine Reportage über das Renouveau der frommen Bußbrüderschaften schreiben, keine Angst, nicht über den Fall Calas. Das überlasse ich dir. Doch für mein Vorhaben brauche ich aktuelle Fotos, und das gewisse Feeling … Du weißt schon … aber ich …“ Henri schwieg und sah zur Decke.
“Was ist los? Was hast du?”
Er bohrte mit der Zunge in seiner Wange herum, dann sah er mich wieder an und lächelte ein wenig traurig. „Ich will dir nichts vormachen, Sandrine, mir fehlt es am Geld. Ich habe ein klassisches Henne-Ei-Problem: ohne Geld keine ordentlichen Recherchen, ohne Recherchen keine sauberen Artikel, ohne Artikel kein Geld. Die Verlage weigern sich, freien Mitarbeitern wie mir Vorschüsse zu zahlen. Obendrein ist Collioure nicht gerade billig. Glaub mir … es ist mir mehr als peinlich, dich anzupumpen, gerade jetzt, wo wir … wo wir uns lieben. Meinst du, du könntest mir etwas vorstrecken? Sobald ich den Artikel verkauft habe, bekommst du das Geld zurück. Großes Ehrenwort.“

Er sagte tatsächlich … lieben! „Das geht schon in Ordnung“, beruhigte ich ihn. „Ich mach dir einen Vorschlag. Ich gebe dir gleich morgen einen Vorschuss von … nun sagen wir, zweitausend Euro. Ich freu mich auf Collioure. Allerdings muss ich am Dienstag nach Ostern nach Nürnberg fahren, um dort bestimmte Dinge zu erledigen.“

 

Da Henri nicht weiter nachfragte (was ich ihm hoch anrechnete), beugte ich mich zu ihm hinüber und küsste seine nackten Schultern – noch heute träume ich von ihnen –, und er genoss sichtlich meine Zärtlichkeit, sah mich aber dennoch nachdenklich an. „Glaub mir, ich nehme dein Geld nur äußerst ungern …“, sagte er leise und in seinen Augen stand Stolz. „Es ist beschämend für mich.“

„Ja, ja, ich weiß“, sagte ich und legte ihm meinen Zeigefinger auf den Mund. „Doch weshalb sollen für einen Liebhaber andere Maßstäbe gelten als für einen guten Freund?“

Dass Voltaires Pergamente und der Hinweis des Priesters Maury auf die Büßer von Collioure zum Auslöser all der schrecklichen Ereignisse werden sollten, die wenig später auf uns einstürmten, ahnte ich in dieser wundervollen Nacht nicht, denn sonst hätte ich die eiserne Kassette mitsamt Inhalt nach Castelnaudary zurückgebracht und sie eigenhändig wieder in Charlottes Keller eingemauert. Doch ob ich damit das Sejanische Pferd hätte aufhalten können, wage ich zu bezweifeln.

Das Böse verbarg sich unter einer Maske.

 

Nägelkauendes Lesevergnügen wünscht

Helene Köppel

 

Collioure – die Eremitage

Im Hinterland von Collioure liegt eine alte Einsiedelei – die Eremitage de Consolation – deren Ursprung auf das 10. – 12. Jahrhundert zurückgeht. Der idyllisch gelegene Ort ist mit dem Auto – aber besser noch zu Fuß über den alten Pilgerweg erreichbar, der durch die Weinberge von Collioure führt und eine herrliche Panoramasicht bietet.

Die alte Einsiedelei besteht aus drei Gebäuden, von denen eines bewirtschaftet ist. Der schattige Innenhof, in dem sich Hühner, Schafe, Ziegen, aber auch Esel aufhalten, lädt zur Rast ein.

Hier der etwas versteckte, unscheinbare Eingang zur Kapelle, deren Tür aber stets geöffnet ist … Eintritt frei.  Man sollte allerdings einige Euro-Münzen in der Tasche stecken haben, wenn man nicht im Dunkeln stehen will.

Wie wichtig den Menschen in und um Collioure das Meer und die Fischerei war, sieht man am nächsten Bild: Ein Schiff baumelt von der Kapellendecke!

Ein wahres Sammelsurium an Bildern und Heiligenfiguren …

… und an Votivgaben, wie z.B. von Kreuzfahrern oder anderen Fernreisenden mitgebrachte Krokodile – als Dankesgabe für die Errettung aus der Not:

Die im Süden Frankreichs schon fast obligatorische “Schwarze Witwe” (s. mein Roman “Die Affäre C.”) fehlt auch hier nicht:

Ein Rätsel?
Lange Zeit wusste ich tatsächlich nicht, was es mit dem Römischen Soldaten (nächstes Foto) auf sich hatte:

Aber: “Nichts ist so schwierig, als dass es nicht durch Nachforschen aufgespürt werden könnte”, sagt Terenz, und er hat recht:

Es handelt sich um den Heiligen Expeditus, den Anführer einer römischen Legion, der unter Diokletian (4. Jh) für seinen Glauben gemartert wurde. Auf dem Kreuz, das er in der Hand hält, steht das für ihn als Christen wichtige “Hodie” – was “heute” bedeutet.

Mit dem Fuß hingegen zertritt der Heilige Expeditus den Unglücksbringer – einen heidnischen Raben, der “Cras, Cras” schreit – was “morgen, morgen” heißt.

Möglicherweise steckt hinter der Rabengeschichte der alte Mithraskult, der im Römischen Reich weit verbreitet war In ihm spielte der Rabe – das Symbol für den 1. Grad der Weihe – eine wichtige Rolle.(Anmerkung: Im Jahr 1906 wurde der Heilige Expeditus von Rom aus dem Heiligenkalender gestrichen.)

(Abbildung: Mithras begleitet vom Raben, links oben. Fresko mit Stiertötungsszene aus dem Mithräum in Marino, 2. oder 3. Jahrhundert)

Die Eremitage von Collioure ein heidnischer Kultort?

Der Legende nach befindet sich die Einsiedelei von Collioure tatsächlich auf einem alten heidnischen Kultort. Nachstehend – voilá – das Foto der ursprünglich Neptun geweihten Quelle:

Danke für Ihr Interesse und

Au revoir!

 

Übrigens: Die Burg von Collioure und die hier vorgestellte Einsiedelei werden in meinem Roman “Sancha: Das Tor der Myrrhe” thematisiert.