Fuentes del Marqués, Wasser, Templer und Legenden …

Der herrliche Naturpark Fuentes del Marqués liegt im Herzen der spanischen Region Murcia, zwei Kilometer von dem Ort Caravaca de la Cruz entfernt.
Die erste dokumentierte Erwähnung dieses Gebiets stammt von einem maurischen Geografen namens Al-Himyare (13. – 14. Jh.)

Wie geschaffen für diese Umgebung ist ein eindrucksvoller Festungsturm, der den Tempelrittern zugesprochen wird:
EL TORREON DE LOS TEMPLARIOS.
Dass die Templer ihn gebaut haben, ist aber nur zum Teil richtig, denn der heutige Turm ist jüngeren Datums.
Er gehörte einst zu den Ländereien der Marquises de Uribe aus dem 16. Jh. – steht aber tatsächlich auf Mauern aus dem 13. Jh., der Zeit, in der die Tempelritter das Land hier kontrollierten.

El Torreon de los Templarios

Auf Schritt und Tritt, die Tempelbrüder …

Die Sierra von Aracena, die natürliche Grenze der Provinz Huelva zu Portugal und Extremadura, ist zusammen mit Caravaca, Ponferrada, Monzón und Miravet eine der Schlüsselregionen des Templerordens auf der Iberischen Halbinsel. 
So begegnet man den Spuren der Templer nicht nur hier, mitten im Naturpark Fuentes del Marques auf Schritt und Tritt, sondern auch in den Städten Huelva, Sevilla und Córdoba.

Mit allen Wassern gewaschen … 🙂

Nun ist hinreichend bekannt, dass sich die Ritter des Salomonischen Tempels vorzugsweise in der Nähe von Wasserstellen, Bächen und Flüssen niederließen. Und hier entspringen sogar mehrere natürliche Quellen mit kristallklarem Wasser, die allesamt die umliegenden Seen füllen.
Es fließt und plätschert unentwegt. Balsam für die Seele …

Weil wichtige Wasserquellen aber schon immer eifersüchtig gesichert, befestigt und kontrolliert wurden, kamen auch die Tempelritter dieser Aufgabe nach.
Abgesehen vom Eigeninteresse trug der Orden damit vermutlich zum Schutz und zum Erhalt der wertvollen Quellen bei.

Über die alten Zeiten und Legenden

Die Fuentes del Marqués heißen Besucher – sehr gerne auch Kinder! – rund um die Uhr willkommen.
Im Turm – EL TORREON DE LOS TEMPLARIOS – erfährt man Näheres über die Geschichte des Parks, die alten Zeiten und mittelalterlichen Legenden.

Der Eintritt ist frei.

Eine weitere Empfehlung:
Besuchen sie die nur 2 km entfernte kleine Stadt Caravaca de la Cruz.

Es lohnt sich, versprochen! 🙂

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Die Tempelbrüder von Caravaca de la Cruz

Caravaca de la Cruz liegt in Spanien, in der Region Murcia. Die kleine Stadt mit ungefähr 25 000 Einwohnern an der Straße zwischen Murcia und Granada, trägt die Spuren der Iberer, Römer und Mauren, blickt aber auf eine noch viel ältere Geschichte zurück:
Die ersten Siedlungen wurden hier bereits vor weit über 2000 Jahren v. Chr. errichtet.
Nahe des heutigen Stadtkerns entdeckte man z.B. eine chalkolithische Grabstätte (Kupfersteinzeit) mit 1300 Skeletten, Überresten von 50 Hunden und diversen Gegenständen. Sie gilt als das größte prähistorische Grab auf der Iberischen Halbinsel und als eines der größten in Europa.

Ein weiterer einzigartiger Fund wird einem Feldarbeiter zugeschrieben, der in einem der prähistorischen Höhlengräber ein wunderschönes Diadem entdeckte, das auf die Zeit um 1500 v. Chr. zurückgeht. Das schlichte, fast modern anmutende Schmuckstück wurde seinerzeit nicht um den Hals getragen. Es handelt sich um ein Stirnband, das mit dem vorderen Ende die Nase bedeckte.

Die Überreste eines römischen Tempels wurden in Caravaca de la Cruz auf einem Hügel im Stadtteil La Encarnación (übersetzt mit “Menschwerdung”) entdeckt.

Mauren, Tempelbrüder und der Santiago-Orden

Caravaca de la Cruz ist vor allem eng mit der Geschichte der Mauren (Al-Andalus) und dem Orden der Tempelritter verbunden – aber auch mit dem Orden von Santiago (1243-1856), einem Ritterorden, der sich hauptsächlich auf die christlichen Königreiche in Spanien beschränkte.

Die Tempelritter, die von den Kreuzzügen nach Jerusalem hierher zurückgekehrt waren, bekämpften die “ungläubigen” Mauren und traten in Caravaca – bis zum Jahr 1312 – als Hüter des Vera Cruz auf, des hier besonders verehrten heiligen Kreuzes. Das Andenken an die Tempelbrüder bewahrt man in Caravaca bis heute. Bei den jeweiligen Prozessionen durch die mittelalterlichen Gassen schreiten die Einwohner, verkleidet als Mauren, Tempel- und andere Ordensbrüder, gemeinsam mit der Bruderschaft des Wahren und Heiligen Kreuzes (die 6000 aktive Mitglieder zählt) hinter den Prozessionsaltären her.

Der hoch über der Stadt befindliche Real Alcázar mit seinen heute 14 unterschiedlichen Türmen, war von den Mauren errichtet worden, auf Befehl ihres Königs Abú Zeid. Nach der Überlieferung wurde Abú Zeid jedoch zum Christentum bekehrt, nachdem er angeblich beobachtete, wie zwei Engel ein Kreuz aus dem Himmel herab trugen, damit ein im Kastell gefangener Priester eine Messe abhalten konnte.

Nach der Vertreibung der Mauren (Reconquista) diente die weitläufige, teils zinnengekrönte Festung den Tempelrittern und dem nachfolgenden Orden von Santiago.

Auf dem Weg hinauf zum Alcázar und zur Basilika

Der Alcázar von Caravaca de la Cruz


Die Basilika und Wallfahrtskirche Vera Cruz

Die Basilika und Wallfahrtskirche Vera Cruz liegt innerhalb der Festungsmauern des Alcázar, die islamischen Ursprungs sind.
Das Bauwerk selbst geht auf das 15. Jh. zurück, hat aber zahlreiche Umbauten erfahren.
Die barocke rote Marmor-Fassade hat man jedoch erst im 18. Jh. hinzugefügt, als dieser Marmor in der Region abgebaut wurde.

Das Doppel-Kreuz von Caravaca gilt als wundertätige Reliquie und Schutzamulett

Das Kreuz von Caravaca, das im Inneren der Basilika aufbewahrt wird, wird als wundertätige Reliquie verehrt.
Das Reliquiar ist 17 cm hoch, die beiden Querbalken 7 und 10 cm lang. Es wird auch als Lignum crucis (Holz des Kreuzes Christi) bezeichnet. Der Überlieferung nach soll die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, Helena, die Reliquie zusammen mit dem wahren Kreuz Christi im 4. Jh. aufbewahrt haben.
Ab dem 13. Jh. fanden die ersten Pilgerreisen nach Caravaca statt.
Im Jahr 1934 jedoch wurde das das Reliquiar gestohlen – und tauchte nie wieder auf. Weil aber die Verehrung tief in der Bevölkerung verankert war, schickte Papst Pius XII. der Bruderschaft des Heiligen und Wahren Kreuzes in Caravaco zwei neue Splitter vom Jesus-Kreuz aus dem Vatikan.
Papst Benedikt XVI. erhob im Jahr 2008 das Gotteshaus zur Basilika Minor.
Darüber hinaus besteht seit 2003 alle sieben Jahre das Privileg ein Jubiläumsjahr zu feiern.
Dieses “ewige Jubiläum” gibt es nur an vier anderen Orten auf der Welt: In Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela und Santo Toribio de Liébana.

Die berühmte Fiesta von Caravaca de la Cruz

Jedes Jahr Anfang Mai feiert man in Caravaca die Fiesta de la Santisima y Vera Cruz, deren Hauptattaktion der spektakuläre Einzug der geschmückten “Weinpferde” oder Caballos del Vino ins Kastell Alcázar darstellt.
(Bild-Quelle: Murcia Economía)

Geheimnisvolle Castillos und Burgen auch in der näheren Umgebung von Caravaca

Link zu einem weiteren Templerort, nur zwei Kilometer von Caravaca entfernt:
EL TORREON DE LOS TEMPLARIOS,
inmitten des herrlichen Naturparks Fuentes del Marqués

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Almería – Afrika ganz nah!

Almería ist die östlichste der andalusischen Provinzhauptstädte – und hier ist Afrika tatsächlich ganz nah!
Gegründet wurde die Stadt von Berberstämmen, die sich tausend Jahre vor Christus von Nordafrika aus auf den Weg übers Meer gemacht hatten, um sich hier niederzulassen.
Mit viel Geschick nutzten sie bei der Besiedlung das Gefälle der ringsum liegenden Berge aus, indem sie Wassersysteme aus Schöpfrädern, Brunnen und Kanälen anlegten, um das fruchtbare Land (Vulkanerde) bebauen zu können.
In der Zeit der römischen Herrschaft trug der Hafen von Almería den Namen Portus Magnus.

Heute hat Almería ca. 200 000 Einwohner, erinnert jedoch mit seinen vielen Palmen, den engen Gassen und dem kunterbunten Häusergewirr noch immer an eine nordafrikanische Stadt.

Die nach dem Ort benannte Almeríakultur ist eine spätjungsteinzeitliche iberische Ackerbaukultur (kupferzeitlicher Einfluss, Beziehungen zur sog. Glockenbecherkultur am Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit).

Der Hafen des Kalifen von Córdoba

Neunhundert Jahre nach Christus gelang es Abd ar-Rahman III. (890-961), dem mächtigen Kalifen von Córdoba, in Almería seinen wichtigsten Hafen zu bauen.
Von hier aus wehrte er mit seiner großen Flotte nicht nur erfolgreich die Fatimiden ab, die ein Gegenkalifat errichtet hatten, sondern auch die frechen Wikinger, die damals gerne die europäischen Küsten plünderten.
Abd ar-Rahmans Hafen galt in jener Zeit als der wichtigste von ganz Al-Andalus*.

*der arabische Name für die zwischen 711 und 1492 muslimisch beherrschten Teile der Iberischen Halbinsel

Heute gehen von diesem Hafen aus alle zwei Tage Fährschiffe nach Marokko und in die spanische Enklave Melilla (Nordafrika) ab. 
Ein Großteil der Waren, die rund um den Hafen von Almería angeboten werden, sind für die zahlreichen afrikanischen Billiglohnkräfte bestimmt, die heute in den umliegenden Gewächshausplantagen arbeiten.
Die südspanischen Provinzen Almería und Granada haben zusammen eine Anbaufläche von rund 12 000 Hektar für Kirschtomaten.

Die Alcazaba auf dem Stadthügel San Cristobal

Die über der Stadt und der Meeresbucht thronende Alcazaba mit ihren vielen Zinnen, wurde ebenfalls unter dem Kalifen Abd ar-Rahman III. errichtet, und zwar auf dem Stadthügel San Cristobal.
Parallel zur Bedeutung des Hafens handelt es sich hier um die zweitgrößte Zitadelle (nach der Alhambra in Granada), die die Araber auf der Pyrenäenhalbinsel errichtet haben:
In dieser Festung mit ihren drei großen Burgbezirken fanden seinerzeit (neben dem militärischen Lager) bis zu 20 000 Menschen Zuflucht.

Die Alcazaba wurde bis ins 15. Jh hinein von muslimischen Statthaltern genutzt.

Im Jahr 1522 wurde Almería durch ein schweres Erdbeben beschädigt, bei dem über 2000 Menschen ums Leben kamen. Auch die Alcazaba erlitt dabei großen Schaden, der bis heute nur teilweise wieder behoben wurde.

Leider fehlte uns im Mai 2024 die Zeit für eine Besichtigung der großen Burganlage; andererseits waren weite Teile der Mauern und Türme eingerüstet, wie man auf den nächsten Fotos sehen kann.

Bekannt wurde die Alcazaba von Almería für Dreharbeiten von etlichen Abenteuerfilmen.
Zuletzt wurde hier für die Staffel 6 von Game of Thrones gedreht.

Das Castillo de San Cristóbal und die Tempelritter

Im Jahr 1147 ließ Alfons VII. (der sich zehn Jahre zuvor als Kaiser von ganz Spanien krönen ließ) gegenüber der Alcazaba einen Teil der Stadtmauer auf dem Hügel zu einer zweiten Burg umbauen.
Sie bestand einst aus sieben Türmen, drei muslimischen und vier christlichen, befindet sich jedoch in einem verwahrlosten Zustand.
Es heißt, die Tempelritter hätten sie seinerzeit als Unterkunft benutzt.
Hinweise auf Tatzenkreuze lassen sich in der Kathedrale von Almería finden (s. Fotos unten).
Soweit zu den Festungsbauten in dieser Stadt.

Ein absolutes “Must-have” ist natürlich ein Foto, das “Almería von oben” zeigt – leitet sich der Name doch vom arabischen al-mariyya ab, was schlicht “Aussichtspunkt” bedeutet:

Plaza de la Constitución in Almería

Dieser schöne und ruhige Platz mit seinen interessanten Aus- und Einblicken wird von den Einheimischen auch als Plaza Vieia (Alter Platz) bezeichnet.
Er gilt als das Herz der Stadt Almería, und hier befindet sich auch das Rathaus.

Die Kathedralen-Festung von Almería und das Sonnensymbol

Die mächtige Kathedrale von Almería La Encarnácion –, liegt mitten in der Altstadt. Es handelt sich um eine einzigartige Kathedralen-Festung, geschützt durch Streben, Pfeiler, Zinnen und Schießscharten.
Eine wahre Trutzburg also, die im 16. und 17. Jh. nicht nur für den Gottesdienst errichtet wurde, sondern zugleich zur Verteidigung gegen “Barbaren und algerische Piratenangriffe”, wie es heißt.
Das Bauwerk mit seiner Mixtur aus gotischen, barocken, klassizistischen und Renaissanceelementen, ist deutlich breiter als hoch.

Tatzenkreuze in der Kathedrale

Das große Sonnensymbol auf der Ostseite der Kathedrale

Eines der charakteristischsten Symbole der Kathedrale von Almería (und damit der gesamten Stadt) ist das Flachrelief, das als Sonne von Portocarrero bekannt ist.
Es hat ein menschenähnliches Gesicht und ist ringsum mit Bändern und Schleifen geschmückt.
Es befindet sich an der Außenwand der Kapelle des Heiligen Christus, in der sich das Grab eines gleichnamigen Bischofs befindet, unter dessen Episkopat es errichtet wurde.
Obwohl das Sonnenrelief als Symbol viel älter ist, wird seine Urheberschaft in Almería allgemein diesem Bischof zugeschrieben und es wird “
die Sonne von Portocarrero” genannt.

(Text-Quelle: Catedral, Almería)

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Der tausendjährige Olivenbaum

In der antiken griechischen Mythologie war der Olivenbaum ein Symbol für Frieden und Wohlstand. Es hieß, er sei ein Geschenk der Göttin Athene an die Stadt, die Polis, gewesen.
Wie war es zu dieser edlen Gabe gekommen?
Athene stand mal wieder mit Poseidon im Streit … (Ein alter Hut, die damaligen Gottheiten trugen oft untereinander ihre Eifersüchteleien um die Vormacht aus.)
Doch dieses Mal ging es darum, wer der zukünftige Schutzgott der neuen Stadt werden würde:
Pallas Athene, die Göttin der Weisheit, des Krieges und des Handwerks?
Oder Poseidon, der Gott des Meeres, der Stürme und der Pferde?

Die Bürger selbst sollten entscheiden, entschied Gottvater Zeus, mächtiger als alle anderen griechischen Götter; und er befahl, jeder Bewerber müsse der Stadt ein nützliches Geschenk überreichen!

Poseidon, den Sieg schon vor Augen, griff zum Dreizack und rammte ihn in einen Felsen. Eine Salzwasserquelle sprudelte hervor. Doch die Bürger murrten, das Wasser schmeckte ihnen nicht – auch wenn es symbolisch für ihre glänzende Zukunft als Seefahrer-Nation stand.

Athene triumphierte. Sie stülpte sich den Helm über, nahm ihren Speer zur Hand und stieß ihn auf der Akropolis in den Boden:
Zum Vorschein kam ein prachtvoller Baum mit silbrig schimmernden Blättern und grünen Früchten: Ein Olivenbaum.
Dieser Baum sei nicht nur nützlich, meinte die weise Athene, er sei sogar von unvergänglichem Wert, denn er würde tausend Jahre alt werden und die ganze Welt in alle Ewigkeit ernähren.

Der tausendjährige Olivenbaum im Naturpark Cabo de Gata-Nijar (Andalusien)

Im Mai 2024 machten wir uns in Andalusien zu Fuß auf die Suche nach einem solchen, tausendjährigen Olivenbaum.
Der Weg führte uns zuerst durch eine große landwirtschaftlich genutzte Fläche inmitten des Naturparks Cabo de Gata-Nijar. Dieser Naturpark ist zwischen den Gemeinden Almería, Níjar und Carboneras abgegrenzt.
Der Weg führte uns mitten durch die Felder.

Plattpfirsiche und Mandelbäume soweit man sehen konnte.

Irgendwann ging es allerdings geradewegs über Stock und Stein weiter … 🙂

Und dann stand er endlich in seiner ganzen Pracht vor uns: Der tausendjährige Olivenbaum – einer der ältesten Olivenbäume des Mittelmeerraums.
Die geschützte Senke, in der er sich befand, war wohl überlebenswichtig für diesen mystischen alten Baum gewesen. Sie hat ihn mit der nötigen Kühle und Feuchtigkeit versorgt, die er benötigte, um so alt zu werden.
Der Baum hat einen neun Meter langen Wurzelstock, einen sechseinhalb Meter langen Stamm und eine Höhe von mehr als acht Metern.
Das Kreuz aus vier kräftigen Ästen ist drei Meter hoch und bildet eine Krone mit einem Durchmesser von mehr als zehn Metern.
Diese hohe Wuchsform lässt vermuten, dass der Ursprung ein auf einen wilden Ölbaum gepfropfter Olivenbaum gewesen sein könnte.

Das erste „Inventario de Olivos Monumentales de España“ (Verzeichnis der monumentalen Olivenbäume Spaniens)
umfasst fünf einzigartige Olivenbäume in der Provinz Almería, zwei davon im Naturpark Cabo de Gata-Nijar.

Zu den Ursprüngen der Olivenbäume

Die Ursprünge der Olivenbäume liegen in der Region Mesopotamien, dem heutigen Iran und Syrien, vor etwa fünftausend Jahren. Von dort aus begann ihre Ausbreitung nach Europa durch Phönizier, Griechen, Römer und Araber, die den Anbau verbreiteten. Das Wort „Öl“ stammt vom arabischen az-zayt ab, was „Olivensaft“ bedeutet.

„Zu Zeiten der Römer wurde das kostbare andalusische Öl nach Rom und an verschiedene Orte ihres Reiches exportiert.
Es wurde in Fässern zu den Anlegestellen transportiert, wo es schließlich in braune, fast schwarze Ölkrüge umgefüllt wurde.

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AD 1215 – Die Proklamation des “Leibhaftigen” (4. Laterankonzil)

“Nach Rom wohl nie das Netzwerk ging, mit dem Sankt Peter Fische fing. Sein Netz wird dort missachtet.
Römisches Netzwerk trachtet nach Silber, Golde, Burgen, Land. Dies war Sankt Peter unbekannt.”

(Freidanks Bescheidenheit, 152, 16 / vor dem Jahr 1233)

Das 4. Laterankonzil (lat. Concilium Lateranense IV.) wird als das bedeutendste Konzil des Mittelalters gesehen.
Zur Eröffnungszeremonie am 11. November 1215 versammelte sich in Rom alles was Rang und Namen hatte: Über 400 Bischöfe, mehr als 800 Äbte und Prioren, die Vertreter der Ostkirche sowie die Gesandten der meisten Könige und vieler Stadtrepubliken. Die Patriarchen von Antiochien und Alexandrien waren durch zahlreiche Abgesandte vertreten – wie auch der römisch-deutsche König (und spätere Kaiser Friedrich II.), der Kaiser des lateinischen Kaiserreichs von Konstantinopel Heinrich sowie die Könige von Frankreich, England, Aragon, Ungarn, Zypern und Jerusalem.

Ein kleiner Auszug aus meinem Historischen Roman “Sancha – Das Tor der Myrrhe”
(Ort: Rom, auf dem Weg in den Lateran)

“Rom. Glockengeläut. Hosiannarufe auf den mit Palmzweigen ausgelegten Straßen. Tausende von Bischöfen, Äbten, Priestern und Legaten sowie Abgesandte von Kaisern, Königen und Fürsten machen sich auf den Weg zur Basilika des Heiligen Erlösers. Das Volk schaut und staunt: Schwere Mitren und Kronen, farbenprächtige Umhänge, purpurrote Gewänder, spitzenbesetzte Alben und Pallien. Allüberall Samt und Seide, Pelz und Feh. Geglitzer und Gegleiß …
Die Hauptrolle maßt sich an diesem Tag jedoch der kalte, störrische Novemberwind an, der seit Tagen Römern wir Fremden den Atem nimmt. Übermütig fährt er in die Gewänder, bauscht die Seiden auf, zerrt eifersüchtig an den mitgeführten Baldachinen, die schon gefährlich knarzen. Kruzifixe, Monstranzen und Standarten bringt er zum Schwanken. Fahnen, Banner, Wimpel zum Knattern, und die langschwänzigen Banderolen überschlagen und verknoten sich. Frech treibt er sogar einen grünen Kardinalshut vor sich her, dessen Träger vergessen hat, ihn mit der Kordel unter dem Kinn festzuzurren. Bei dem unglaublichen Gedränge und Geschiebe wird der Bischof von Amalfi – seit Jahren am Stock gehend – niedergetrampelt und kommt zu Tode.

Doch daran trägt der Wind keine Schuld …”
(S. 312 ff)

Innozenz III. – „Owê, der bâbest ist ze junc. Hilf, hêrre, dîner cristenheit“) …

„Owê, der bâbest ist ze junc. Hilf, hêrre, dîner cristenheit“, beklagte im Jahr 1198 Walter von der Vogelweide, als Lothar Graf von Segni im Alter von “nur” 37 Jahren zum Papst gewählt wurde. Sein Papstname war Innozenz III.
Innozenz war von 1198 bis 1216 Papst der römisch-katholischen Kirche und gilt als einer der bedeutendsten Päpste des Mittelalters.

Im Verlauf des Konzils, das Innozenz III. am 19. April 1213 einberief und das vom 11. – 30. November 1215 in Rom tagte, ging es, um nur einige Punkte aufzuzählen, um die Rechtmäßigkeit des römisch-deutschen Königs, die Rückeroberung der biblischen Stätten um Jerusalem (die die muslimischen Sarazenen besetzt hielten), um Reformen im kanonischen Recht – wie die Wiederherstellung der Ordensdisziplin (mit dem Ziel einer sittlichen Verbesserung des Klerus) sowie um das Verbot des Handels mit Reliquien.
Ausführlich befasste man sich auch mit den Juden, untersagte ihnen Wuchergeschäfte; schloss sie von allen öffentlichen Ämtern aus und gebot ihnen sogar, ihre Kleidung zu so zu kennzeichnen (!), “dass sich Christen und Juden nicht irrtümlich miteinander einließen”.

Die Wahrung der Einheit der Kirche, lag Innozenz III. ganz besonders am Herzen. Und das kam nicht von ungefähr …
Im Süden Frankreichs (Okzitanien), aber auch in einigen Städten Ober- und Mittelitaliens, standen sich seit kurzem zwei christliche Kirchen gegenüber:
Die der Katharer (der sog. “Reinen”) und die der römisch-katholischen Kirche – wobei letztere, weil zunehmend korrupt, ständig an Einfluss verlor. In Scharen zog es die Menschen zu den friedfertigen “guten Christen”, den boni christiani, wie sich die Katharer selbst nannten. Die Häretiker fanden dabei breite Unterstützung beim okzitanischen Kleinadel, wo Unzufriedenheit über den Zehnt herrschte. Der Adel blute aus, hieß es, während die römische Kirche immer reicher würde. Und die Kirche der “Reinen” verlangte nun mal keine Abgabe des Zehnt.

Cuius regio, eius religio – wer das Land besitzt, bestimmt über den Glauben, befand hingegen Innozenz. Um “seine Macht” zu sichern und den Glauben der römischen Kirche “rein” zu halten, hatte er bereits im Jahr 1199 (also 16 Jahre vor dem 4. Laterankonzil) mit der Dekretale Vergentis die Häresie (Abweichung vom rechten Glauben) zum Majestätsverbrechen erklärt, auf das die Todesstrafe und die Konfiskation sämtlicher Besitztümer und Güter der Häretiker, der Ketzer, stand.
Doch diese Drohung zeigte kaum Wirkung. Die päpstlichen Legaten, die Innozenz für vier Jahre nach Südfrankreich geschickt hatte, “um die Füchse zu fangen, die den Weingarten des HERRN verwüsteten”, berichteten ihm, dass es die Menschen weiter in Scharen zu den Katharern ziehe. Man müsse wohl das Schwert sprechen lassen …

Der “Alptraum” des Papstes vom Verlust der Macht
und andere “Träume”

Auf dem nachstehenden Gemälde ist der in der Legenda aurea* geschilderte Traum des Papstes Innozenz III. dargestellt, in dem der Heilige Dominikus die Laterankirche vor dem Sturz bewahrt. 
Der Heilige wird begleitet von dem ihm zugehörigen «Hund des Herrn» (Domini canis) – dessen Existenz lustigerweise ebenfalls auf einen “Traum” zurückgeht:
Der Überlieferung nach hatte Dominikus’ Mutter vor der Geburt ihres Kindes im Traum einen schwarz-weißen Hund gesehen, der mit einer brennenden Fackel um die Welt lief – was auf die “göttliche Redekunst” des späteren Ordensgründer hindeuten sollte.

*Legenda aurea: das bekannteste und am weitesten verbreitete geistliche Volksbuch des Mittelalters, verfasst vom Dominikaner Jacobus de Voragine.

“Nehmt ihnen ihre Länder weg!”

Die Gefahr, dass die römisch-katholische Kirche ernsthaft ins Rutschen kommen könnte, wuchs noch weiter an, als man erfuhr, dass die Katharische Kirche bereits eigene Bistümer und eigene Bischöfe eingesetzt hatte – geduldet vom überaus toleranten Grafen Raymond VI. von Toulouse* (1156 – 1222), der, zum Leidwesen des Papstes, über verwandtschaftliche Verbindungen zum französischen König verfügte: Philipp II. August war Raymonds Onkel und zugleich sein Oberlehensherr.

Im Jahr 1209 (nun sechs Jahre vor dem 4. Laterankonzil) ließ Innozenz III. seinen Drohungen dennoch Taten folgen:
Die verwandtschaftlichen Bande ignorierend, forderte er den französischen König zu einem Kreuzzug gegen die Katharer und namentlich gegen den “abtrünnigen” Neffen auf:

» … nehmt ihnen ihre Länder weg, damit katholische Einwohner an die Stelle der vernichteten Ketzer treten können!”

Dieser Kreuzzug (1209 – 1229) entwickelte sich im Verlauf der Jahre zu einem brutalen Eroberungsfeldzug und bereitete letzten Endes den Weg für die im Jahr 1233 eingesetzte Inquisition, an der dann maßgeblich der Orden der Dominikaner beteiligt war.

*Der Toulouser Hof zählte im Mittelalter zu den zivilisiertesten Stätten des Abendlandes. Die damals ca. dreißigtausend Einwohner zählende Stadt Toulouse – “von allen Städten die Blume und die Rose” – war die Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft Toulouse, eines der mächtigsten Fürstentümer, die in der Folge vom Kreuzzug gegen die Katharer bedroht waren.
(Zu den umfangreichen Ländereien der Raimundiner-Grafen gehörte u.a. auch die Provençe.)

Rom im Jahr 1215: Die Proklamation der “leibhaftigen” Existenz des Teufels

Auf dem 4. Laterankonzil im November 1215 – also während in Südfrankreich bereits seit sechs Jahren der Kreuzzug gegen die Katharer tobte – verabschiedete Innozenz III., den viele Menschen hoffnungsvoll das “Licht der Welt” nannten, noch ein weiteres Dekret – eines, das jedoch eng mit der Glaubenswelt der Katharer im Zusammenhang stand:
Es ging darin um nichts weniger als die Proklamation der leibhaftigen Existenz des Teufels.

Unter Hinzuziehung der Glaubensbekenntnisse von Nizäa und Konstantinopel sowie des sog. Athanasischen Glaubensbekenntnisses bestimmte Papst Innozenz III. im 1. Canon, dass der Teufel und die anderen Dämonen “von Gott geschaffen” worden seien, dass sie ursprünglich gut gewesen, dann jedoch aus sich selbst heraus böse geworden wären, so dass der Mensch seither auf Veranlassung des Teufels sündigen würde.

Foto oben: Der Teufel sieht bei der Taufe zu: Taufkapelle in der Kathedrale von Medina Sidonia, Spanien


“Wir sind nicht von dieser Welt!”

Die neue päpstliche Bestimmung von der “Erschaffung des Teufels durch Gott” stand im höchsten Widerspruch zur Glaubensvorstellung der von Rom bekämpften Katharer, die – als Dualisten – nicht an die Existenz eines “leibhaftigen” Teufels oder eines guten Gottes “in menschlicher Gestalt” glaubten.

Die Katharer (“Wir sind nicht von dieser Welt“) wiesen in ihrer Glaubensvorstellung auf den Mythos von den “Gefallenen Engeln” hin, die seit ihrem Sturz aus dem Himmel in Menschenkörpern gefangen seien: Luzifer (oder der böse Gott, das dunkle Prinzip) sei dabei ein wertvoller Stein aus der Krone gefallen (der in späterer Zeit mit dem Gral in Verbindung gebracht wurde).
Der sog. Engelfall (auch Höllensturz genannt) galt den Katharern als Auslöser der Trennung von Gut und Böse.
Die These der Katharischen Bischöfe und Perfekten lautete:

Das gute Prinzip, der gute Gott des Lichts, schuf alle unsichtbaren Dinge, die Seele, den Geist.
Das böse Prinzip, Satan, schuf alle sichtbaren Dinge, die Erde und das, was sich darauf befindet – auch die menschlichen Körper.

Die Zweiteilung von Gott und Welt

Die Wurzeln des sog. Dualismus (vereinfacht, die Zweiteilung) reichen tausend Jahre vor Christus zurück: Gut und Böse, Hell und Dunkel, Oben und Unten – oder, um beim Glauben zu bleiben: Gott und Welt.
Stark beeinflusst wurde dieser Glaube auch von der Antike: Platon und Aristoteles vertraten z.B. gnostisch-dualistische Ansichten.


Der Ursprung des Katharerglaubens geht jedoch vermutlich auf einen persischen Propheten namens Mani (3. Jh n. Chr.) zurück, der sich als Gesandter Christi sah.
Mani gilt als Stifter des nach ihm benannten “Manichäerglaubens”. Er fasste das Denken von Zarathustra (Zoroaster), Buddha und Jesus zusammen und hatte bereits 800 Jahre vor den Katharern Rom das Fürchten gelehrt. Prominentester Anhänger der dualistischen Lehre war der spätere Kirchenvater Augustinus (354 – 430).
Auch damals war ein schwerer Kampf um die Vormachtstellung entbrannt: 
Manichäismus oder Katholizismus?

Kein Wunder, dass Papst Innozenz III. – nach allem, was ihm aus Südfrankreich zu Ohren kam – an Alpträumen litt und irgendwann zur Tat schritt.
Kein Wunder auch, dass Rom die Frauen der Katharer, die große Rechte besaßen und wie die Männer lehren und predigen durften, als “Töchter des Teufels” beschimpfte.

Kirchenvater Augustinus im Gespräch mit dem Bischof der Manichäer Faustus

Jeder Mensch ist fehlbar, selbst “der Herre Papst”!

In einem weiteren Auszug aus “Sancha, das Tor der Myrrhe” geht es um ein “vertrauliches Gespräch” zwischen zwei befreundeten Knappen des Grafen von Toulouse:
Olivier von Termes (entrechteter Sohn eines von den Kreuzfahrern getöteten Katharers) und Damian von Rocaberti, (rechtgläubiger Katholik).
Die beiden befinden sich während der Tagung des o.g. Laterankonzils in Rom, wo in der Gesindeküche ihrer Unterkunft die Gerüchte brodeln …

»Ich sag dir, das geht eindeutig gegen meine Leute«, raunte Olivier Damian zu, als sie eines späten Abends mit einer Handvoll anderer Diener in der warmen Küche des Palazzos saßen.
“Gegen die Katharer?”
“Pst! Nicht hier! Komm mit raus!”
Die beiden erhoben sich unauffällig und nahmen den Ausgang linker Hand, der zum Ehrenhof führte. Obwohl die Diener des Conte von Scarpo auch hier Fackeln aufgesteckt hatten, lag der kleine Arkadengang, in den sie schlichen, weitgehend im Dunkeln. Nur einige der schlanken Marmorsäulen schimmerten im Mondlicht sanft rosafarben.
“Aber wieso”, fragte Damian, als sie sich nebeneinander an den Trinkbrunnen lehnten. “Ich seh hier keinen Widerspruch. Gerade ihr Katharer behauptet doch, dass die Erde und alles, was darauf ist, der Teufel erschaffen hat.”
Olivier hob in gespielter Verzweiflung die Hände. “Aber wir glauben nicht an eine lächerliche Gestalt aus Fleisch und Blut und mit Hörnern auf dem Kopf, wie sie uns der ‘Herre Papst’ weismachen will. Unser guter Gott des Lichts ist eine rein geistige Kraft, und sein Widersacher, der Demiurg, der Schöpfergott, ebenfalls. Und läuft dir beispielsweise dreimal hintereinander eine Elster über den Weg, so hat auch das keinerlei Bedeutung. Sie ist weder von Gott noch vom Demiurgen geschickt, um dich kleinzukriegen. Beim bärtigen Ganymed, Damian, sieh mich nicht wieder so zweifelnd an! Nur alte Weiber nehmen solche Zeichen ernst. Du selbst bist für dich und deine Taten verantwortlich. Natürlich ist jeder Mensch auch fehlbar, selbst der ‘Herre Papst’, und mag er noch so oft das Gegenteil beteuern
…”

(Seite 313 ff)

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GUADIX – mehr als ein Bahnhof für “Jäger von verlorenen Schätzen” …

GUADIX – der berühmte Bahnhof

Nach den andalusischen Filmdrehorten Monsul und Tabernas-Wüste darf natürlich auch ein Abstecher zum Bahnhof von GUADIX nicht fehlen. Hier wurden im Jahr 1988 mehrere Szenen mit Harrison Ford und Sean Connery gedreht. Obwohl man die Szenen aus dem fertigen “Indiana Jones”-Film wieder strich, ist der schöne Bahnhof noch immer ein Anziehungspunkt für Cineasten. Und wie man so hört, sollen sich einige Film-Fans hier sogar mit Fedora-Hüten und/oder Peitsche ablichten lassen! 🙂

Die anhaltende Filmbegeisterung nahm die Stadtverwaltung im Jahr 2018 zum Anlass, ein großes Fest zum 30-jährigen Gedenken an den legendären “Indy-Dreh” zu feiern – aber vielleicht auch, um an diesem Tag zu zeigen, dass die “tausendjährige Stadt GUADIX” mehr zu bieten hat, als einen Bahnhof für Film-Nostalgiker oder Jäger von verlorenen Schätzen

GUADIX – im Wandel der Zeiten

Die kleine Stadt vor den schneebedeckten Bergen der Sierra Nevada liegt im Landesinneren der Provinz Granada und hat ungefähr 20 000 Einwohner. GUADIX blickt tatsächlich auf eine mehr als bewegte Geschichte zurück: Sie gilt als eine der ältesten menschlichen Siedlungen Spaniens, d.h. hier ließen sich seit prähistorischen Zeiten Menschen nieder, was zahlreiche archäologische Funde bestätigen.

Und weil der Landstrich Guadix y el Marquesado an einem “natürlichen Durchlass” liegt, der die spanische Ostküste mit dem Guadalquivir-Tal verbindet, ließen sich auch die PHÖNIZIER hier nieder.
Sie nannten ihre Siedlung Acci.

*Die Phönizier werden auch als Karthager oder Punier bezeichnet. Als ausgezeichnete Seefahrer kolonisierten sie bereits ab dem 10. Jh. v. Chr. den Mittelmeerraum von Zypern über Sizilien bis Spanien.
(s. auch Cádiz – in der Hand der Phönizier.)

Um das Jahr 45 v. Chr. wurde GUADIX unter den RÖMERN zu einer wohlhabenden Militärkolonie.
Sie übernahmen den alten Namen, nannten den Ort Colonia Julia Gemella Acci.

Im 1. Jh. n. Chr. machte sich vermutlich Torquatus von Acci auf den Weg nach GUADIX. Er soll der erste Bischof von Acci gewesen sein. Man feiert hier sein Hochfest. Dass er mit 6 weiteren Bischöfen von den Aposteln Petrus und Paulus auf die Iberische Halbinsel geschickt worden wäre und in Cádiz an Land ging, geht auf eine Legende aus dem 8. Jh. zurück.

Unter den WESTGOTEN (418 bis 711 (bzw. 725) wurde GUADIX zu einer Münzstätte und einem wichtigen Zentrum des Christentums.
Bischöfe von hier spielten eine Rolle auf den Konzilien von Toledo ab dem Jahr 400.

Ihren heutigen Namen erhielt die Stadt jedoch erst nach der Besetzung durch die MAUREN, die im Jahr 711 in das christliche Reich der Westgoten eindrangen. (Guadix bedeutet auf arabisch: “Fluss des Lebens”).
Die Mauren beherrschten bis 1492 weite Teile der Iberischen Halbinsel. Unter ihrer Herrschaft blühte GUADIX abermals auf und wurde, wie auch die benachbarte (ca. 40 km entfernte) Stadt BAZA, zu einem Zentrum der Seidenherstellung* in Al-Andalus.

(*Maulbeerbäume sind bis zu 15 Meter hohe Bäume mit gräulichen Ästen, die Anfang Frühling zu blühen beginnen. Ihre Blätter dienen als Nahrung für Seidenraupen, aus deren Kokons Seide gewonnen wird.)

GUADIX ist auch für seine schönen Töpferwaren bekannt: Seit der Ankunft der Mauren in Granada erlebte die Keramik in ganz Spanien eine Blütezeit …

GUADIX – die Höhlenwohnungen

Der größte Schatz von GUADIX liegt hier wohl unter der Erde, nämlich im Süden der Altstadt – im Barrio de Santiago, dem Viertel der Kunsthandwerker: Es ist das Höhlenviertel.
Bis zu 10 000 Menschen sollen hier noch weit über 2000 Wohnhöhlen bewohnen, erkennbar an den zahlreichen, direkt aus der Erde zu kommen scheinenden weißen Kamine und Tuffkegel.
Die ersten, ab dem 8. Jh. n. Chr. künstlich angelegten troglodytischen Wohnräume gehen auf die Mauren zurück, die bei ihrer Ankunft den weichen Löss (Kalktuff) der umliegenden Hügel zu schätzen gewusst hatten.
Frostfreie Winter und trockene, relativ heiße Sommer begünstigen noch heute diese besondere Art des Wohnens.
Die Ausstattung der Höhlen ist teils ärmlich – teils aber recht komfortabel, wie man vor Ort hört.
(Besichtigungen sind möglich.)

GUADIX – und die Traditionen

Dass sich GUADIX noch heute zur maurischen Tradition hingezogen fühlt, beweisen nicht nur das Kunsthandwerk und/oder die Speisekarten in den Lokalen. Auch in einigen Straßen in der Altstadt (z.B. im Barrio de Santa Ana) ist der arabische Einfluss unübersehbar.

Aber auch das “christliche Mittelalter” hat hier Spuren hinterlassen: Eine davon spiegelt sich in der “berühmt-berüchtigten” FIESTA DE CASCAMORRAS wider.

Zur Vorgeschichte des dreitägigen Festes, das jedes Jahr Anfang September hier gefeiert wird:

Cascamorras, ein Bauer aus Guadix, entdeckte einst bei der Feldarbeit* die (vermutlich aus Holz geschnitzte) Abbildung einer weiblichen Figur, in der er die Virgen de la Piedad (Jungfrau der Barmherzigkeit) erkannte.
Auf dem Heimweg ins Dorf schnappte sich jedoch ein “von Neid entbrannter” Mann aus dem Ort Baza (das iberische Basti) die “heilige Figur” und nahm sie mit nach Hause.
Über den dreisten Diebstahl war es damals zu einem “handfesten Streit” zwischen den rivalisierenden Ortschaften gekommen – bei dem man sich zuletzt aber wieder versöhnte.

Um an dieses “rustikale” Ereignis aus dem Mittelalter zu erinnern, feiern die zwei Städte GUADIX und BAZA einmal im Jahr, vom 6. – 9. September, die Fiesta de Cascamorras.

*Immer wieder ist in alten Geschichten (auch in Frankreich) von derartigen “Madonnen-Figuren” zu lesen, die zufällig in einem Gebüsch, einem Baumloch oder beim Pflügen auf dem Feld entdeckt und ins Dorf gebracht gebracht wurden, wo sie jedoch über Nacht postwendend wieder an ihren Fundort zurückkehrten. Meist wurde dann an Ort und Stelle eine Kapelle für die Madonna errichtet.

Im Jahr 2013 wurde CASCAMORRAS zu einem Fest von internationalem touristischem Interesse in Spanien erklärt.

Und welches Spektakel wird in diesen 3 Tagen vor Ort aufgeführt?

Ein mittelalterlich bunt gekleideter Gaukler aus Guadix eilt am 6. September in den “verfeindeten” Ort Baza, um die heilige Statue zurückzuholen. Doch die Bewohner von Baza lassen dies nicht zu. Sie ergreifen ihn und “seifen” ihn gründlich ein. Mit leeren Händen, aber von Kopf bis Fuß mit Farbe und Dreck beschmiert, kehrt der arme Gaukler am 9. November zurück – wo ihn nun auch die enttäuschten Leute von Guadix kräftig “einseifen” – ja, sie “teeren und federn” ihn geradezu, denn bei diesem Spektakel ist an “Farbe” nahezu alles erlaubt – selbst Sägemehl, Eier, Wasser oder Schmieröl.! 🙂

GUADIX – die maurische Festung Alcazaba

Die Alcazaba, die maurische Festung von GUADIX, liegt auf einem Hügel im Zentrum der Stadt. Von den Türmen hat man eine phantastische Sicht auf das Tal und die Berge der Sierra Nevada. Die Festung, die heute unter Denkmalschutz steht, wurde im 10. und 11. Jh. auf den Ruinen einer früheren maurischen Burg (aus dem 8. Jh.) errichtet, deren Grundmauern wiederum auf einer Burg aus der Römerzeit stammten.
Die gesamte Zitadelle mit den vielen Zinnen ist aus gestampfter Erde erbaut worden, daher die orangerote Farbe.
Im Jahr 1489, nach der Reconquista (der christlichen Rückeroberung) übergaben die Mauren die Stadt und die Alcazaba an die Katholischen Könige, wie man die spanischen Monarchen Isabella I. von Kastilien (1451-1504) und König Ferdinand II. von Aragon (1452-1516) bezeichnet.
Die Moschee wurde in eine christliche Kirche umgewandelt.
Doch mit dem blühenden Leben in der Stadt war es mit dem Abzug der Mauren vorbei. GUADIX verlor an Bedeutung.
Im 16. Jahrhundert wurden alle Wohngebäude innerhalb der Alcazaba zerstört.

Die Burg kann derzeit besichtigt werden.

Auch die Stadt Baza besaß ein aus maurischer Zeit stammendes Castillo; dessen Ruinen 15 km nördlich von Baza liegen. Die Festung wurde durch ein Erdbeben weitgehend zerstört.
Weitere Ruinen der iberischen, später römischen und westgotischen Stadt Basti befinden sich knapp 8 km nordöstlich von Baza.

GUADIX – Die Kathedrale de la Encarnación (der Menschwerdung)

Nach der christlichen Rückeroberung fiel im Jahr 1489 auch GUADIX wieder in christliche Hand. Zahlreiche Kirchen wurden errichtet. Der Bau der Kathedrale im Zentrum der Altstadt wurde im Jahr 1510 an der Stelle der ehemaligen Moschee begonnen – jedoch erst im Jahr 1796 beendet. Die lange Bauzeit führte zu einem Stilmix von Gotik über Renaissance bis zu Barock.
Im Inneren beherbergt das Gotteshaus bedeutende Kostbarkeiten, etwa die Sakristei, die ein Werk des Meisters Diego de Siloé ist, oder den großartigen Barockchor von Ruiz del Peral.

GUADIX – Die Pietà

Die Pietà von GUADIX, aus weißem Carrara-Marmor, ist eine originalgetreue Replik der Pietà von Michelangelo, die in Rom, im Vatikan, aufbewahrt wird.
Sie wurde mithilfe eines besonderen Abdruckverfahrens direkt vom Original abgenommen und reproduziert. Das Kunstwerk wurde erstmals im Jahr 1930 auf dem Bologna Art Salon der Öffentlichkeit vorgestellt und dort mit dem ersten Preis für die Sparte Skulptur ausgezeichnet.
Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936 – 1939) wurde es brutal zerstört und erst vor einigen Jahren von der Bildhauerin María Ángeles Lázaro Guil meisterhaft restauriert und wieder aufgebaut.

GUADIX – Die Hinterlassenschaften der Römer

Das letzte Wort hat die prachtvolle DAMA DE BAZA

Nachdem sich die Einwohner von GUADIX Jahr um Jahr mit den Leuten von BAZA eine “Schlammschlacht um eine Madonnenfigur” liefern, hat die Geschichte für BAZA im Jahr 1971 eine überraschende Wendung genommen: Archäologen haben hier eine wunderschöne Statue aus der alten Iberischen Kultur (4. Jh. v. Chr.) ausgegraben.
Die DAMA de BAZA muss eine sehr vornehme Dame gewesen sein, wie man sehen kann, reich gekleidet und mit Schmuck behängt.

Die Dame von Baza (4. Jahrhundert v. Chr.):
Am 20. Juli 1971 wurde die berühmte “Dame von Baza” in einer unterirdischen Kammer entdeckt, während die Ausgrabungen der iberischen Nekropole am Hügel des Heiligtums von Baza (Granada) stattfanden. Diese beeindruckende Statue ist aus einem einzigen Kalksteinblock gefertigt worden und prunkt mit einem Gipsüberzug, bemalt in den Farben Rot, Blau, Weiß und Schwarz.
Die Dame dient als Cinerarium (als antike Urne), da im rechten Bereich eine Vertiefung vorhanden ist, die Aschereste einer Frau enthielt, was ihre Bestimmung als Graburne beweist.
(Quelle Wikipedia)


Heute befindet sich DIE DAMA VON BAZA im Museo Arqueológico Nacional de España in Madrid – zusammen mit der Dama de Elche, der Dama del Cerro de los Santos und anderen etwa zeitgleichen Skulpturen.
Im Archäologischen Museum von Baza (im alten Rathaus) kann man jedoch eine Nachbildung betrachten.

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