Cádiz, September 2022, in der Provinz Huelva (südliche Grenze zu Portugal): Dieser Tag war eigentlich nicht zum Wandern geschaffen (bis zu 37 Grad C.!). Aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg!
Nach dem Abstellen des Leihwagens führte uns dieser Weg durch eine einsame, von Pinien, Korkeichen, dornigen Büschen und riesigen Steinbrocken durchzogene staubtrockene Landschaft. Begleitet nur vom Geschrei der Zikaden und dem würzigen Geruch des Wacholders, ging es in mehreren Kehren steil bergauf. Doch die Anstrengung wurde belohnt: Unter einer Ansammlung von zerzausten Waldkiefern und stumpf-silbrigen Sträuchern tauchte bald ein erstes Gerüst aus Holzstämmen auf – das ehemalige Dach einer von mehreren runden Steinhütten aus der Jungsteinzeit*. Unsere Freude, auf dem “rechten” Weg gewandert zu sein, war groß – und der kurze Aufenthalt in dieser uralten Siedlung (die teilweise im Schatten lag!) wurde für uns zu einer Reise in die Vergangenheit, in eine Zeit, in der die weit verstreut lebenden Jäger und Sammler erstmals (nach und nach) sesshaft wurden.
*Neolithikum: neo (griechisch) = jung; Die Jungsteinzeit begann etwa 10 000 Jahre v. Chr. und endete ca. 2000 Jahre v. Chr.
Das Dach der ersten Hütte taucht auf!
– JUNGSTEINZEIT – Erstmals sesshaft und Ackerbau! Emmer, Dinkel, Einkorn, Gerste – und Flachs!
Die Jungsteinzeit-Menschen waren die ersten, die in kleinen dörflichen Gemeinschaften lebten. In diesen Verbund integriert waren natürlich auch ihre domestizierten Tiere. Diese blieben aber nicht ihre einzige Nahrungsquelle. Langsam kam der Ackerbau auf. Angepflanzt wurden Getreide wie Emmer, Dinkel, Einkorn und Gerste – aber auch Flachs (Lein), das zu Stoffen für ihre Kleider verwebt wurde. Auch andere nützliche Dinge erfanden die Jungsteinzeit-Leute: z.B. Webstuhl, Rad und Wagen. Ihre Gefäße waren aus Ton gefertigt. Aus Birkenrinde stellten sie sogar Kleber her.
Danke für Ihr Interesse!
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Alphabetische Reihenfolge zum schnellen Anklicken:
“Einst war Italica berühmt …” (Un Tiempo fue Itálica famosa) –so heißt ein Stück für Solo-Gitarre, mit dem der spanische Komponist Joaquin Rodrigo im Jahr 1980 an Italica erinnert – die erste römische Stadt in Spanien (benannt nach “Italien”): COLONIA AELIA AUGUSTA ITALICA. Spätestens seit Gaius Iulius Caesar besaß Italica den Status eines Municipiums– einer Stadt mit römischem Bürgerrecht, aber eigenen Gesetzen.
– Heute handelt es sich um eine der größten Ausgrabungsstätten Spaniens!
Ungefähr 7 km nördlich der Stadt Sevilla (direkt hinter dem Ort Santiponce) erstreckt sich eine der größten Ausgrabungsstätten Spaniens: ITALICA. Die römische Verwaltungsstadt war zugleich die erste römische Stadt in Spanien. Errichtet wurde sie im Anschluss an den 2. Punischen Krieg (um das Jahr 200 v. Chr.) zuerst als Militärposten und Lager für verwundete römische Soldaten. Die kleine Siedlung entwickelte sich jedoch – dank Gaius Iulius Caesar – bald zu einer bedeutenden Stadt: Colonia Aelia Augusta Itálica beherbergte rund 8000 Menschen. Alle Einwohner erhielten das Recht, Römer zu werden. Die Bedeutung von Italica lässt sich auch daran ermessen, dass die Familien der römischen Kaiser Trajan und Hadrian hier lebten; sie selbst wurden hier geboren.
Das gut erhaltene Amphitheater (mit einer Länge von 160 m) fasste einst 25 000 Besucher und war damit eine der größten Anlagen im gesamten römischen Imperium. (Interessant am Rande: Im Amphitheater wurde eine Szene aus der 7. Staffel von Games of Thrones gedreht.)
Das Schicksal schlägt zu – und entscheidet sich für Sevilla:
Kein Römer hatte wohl damit gerechnet, dass sich bald nach der Fertigstellung des Amphitheaters der Flusslauf desGuadalquivier verändern könnte – mit dem Ergebnis, dass die Wasserversorgung für Italica gefährdet war. Vom neuen Flusslauf profitierte hingegen die nahegelegene Stadt Sevilla, die dadurch bereits in der Antike zu einem wichtigen Ort wurde.
Italica – heute eine der größten archäologischen Ausgrabungsstätten Spaniens
Itálica – die hier verehrten Gottheiten
Zuvorderst war die Muttergöttin Kybele (mit der obligatorischen “Mauerkrone” auf dem Kopf) ein wichtiger Bestandteil des römischen Staatskultes. Man brachte der Kybele Opfergaben und weihte ihr einmal im Jahr – Anfang April – Spiele. (Ludi Megalenses). Die römischen Frauen Italicas verehrten aber auch die dreigestaltige Göttin Hekate (Hekate, Luna + Diana). Von ihr hat man in Italica ein Wandgemälde entdeckt und rekonstruiert. Im Heiligtum der Göttin Celestis und in der Kapelle der Göttin Nemeses entdeckte man hingegen besondere Fußabdrücke in Marmorplatten, die diesen beiden Göttinnen zugeschrieben wurden.
Fast alle römischen Ruinen, Aquädukte, Tempel, Thermalbäder und Häuser des großzügig angelegten Areals sind relativ gut erhalten – vor allem aber die wunderbaren Mosaiken, die sich in der sog. “Neustadt” befinden.
Die prachtvollen Mosaikfußböden in den Wohnhäusern der römischen Elite – eine Reminiszenz an die Motivwelt der Antike
Verfall und Niedergang der Stadt Italica
Der Verfall von Italica begann bereits unter den Westgoten, die die Stadt zuerst als Festung nutzten, später auch als Bischofssitz. Das Westgotenreich unterlag ab 711 den muslimischen Mauren, worauf sich der Niedergang der Stadt weiter fortsetzte.Danach diente die Stadt Jahrhunderte lang als Steinbruch. Erst im 18. Jahrhundert begann man mit den Ausgrabungen; im 19. Jahrhundert hat man Italica erstmals in einen archäologischen Park umgewandelt. Heute ist nur das unter Kaiser Hadrian angelegte Viertel erschlossen und zu besichtigen. Die weitaus größeren Teile der einst rund 50 Hektar großen Stadt schlummern friedlich unter dem Ortskern der heutigen Stadt Santiponce. Die Ausgrabungen werden jedoch fortgesetzt …
Was man sonst noch wissen muss, wenn man Italica besucht:
Die Original-Statuen der römischen Kaiser und der Gottheiten befinden sich im Archäologischen Museum von Sevilla, vor Ort sind nur Kopien. Beste Besuchszeit: früh morgens! Eintritt: wie fast überall in Spanien für EU-Bürger frei!(Andere Reisende 1,50 Euro)
Weitere magische Orte in Spanien: (alphabetische Reihenfolge)
Trigueros ist eine kleine spanische Stadt in der Provinz Huelva, erbaut auf der ehemaligen Römerstadt Conistorgis – umgeben von ausgedehnten Feldern, auf denen Getreide, Wein und Olivenbäume wachsen.
Die schöne Kirche San Antonio Abad (auch San Antón de los Templarios genannt), die auf einem kleinen Platz mitten im Ort steht, war einst im Besitz der Tempelritter, die seinerzeit die zunehmende Schwäche des islamischen Feindes nutzten, um (zwischen 1253 und 1258) auch in Andalusien Fuß zu fassen. (Der Orden machte die Stadt Aracena zu einem seiner Hauptstützpunkte). Die nächsten Fotos zeigen den ältesten Teil der Kirche von Trigueros – mit Zinnenkranz.
Der alte Name Puerto del Camino
Trigueros (ca. 8000 Einwohner), das zu Zeiten König Alfons des Weisen* unter dem Namen Puerto del Camino erwähnt wurde, liegt zudem auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela, s. Foto unten.Die Templer in Europa schützten diese Pilgerwege.
Vom römischen Conistorgis wurden leider nur einige Gräber und Keramikreste gefunden …
Geschichtliches, ganz nebenbei …
*Alfons X., (genannt der Weise, spanisch Alfonso X «el Sabio»); * 23.11.1221 in Toledo; † 4.4.1284 in Sevilla, war von 1252 bis zu seinem Tod König von Kastilien und Léon, wobei er im Jahr 1282 entmachtet wurde. Außerdem war er von 1257 – 1275 Gegenkönig des Heiligen Römischen Reiches.
Alfons dem Weisen wird das “Buch der Spiele” zugeschrieben, das er persönlich – vermutlich als Allegorie für das friedliche Zusammenleben von Christen, Arabern und Juden im Spanien des 13. Jahrhunderts– in Auftrag gegeben hat.
DOLMEN von SOTO – ein lohnenswerter Besuch in der Nähe von Trigueros
Ganz in der Nähe von Trigueros befindet sich der beeindruckende Dolmen von Soto (Neolithikum), über den ich gesondert berichtet habe (bei Interesse klicken!) Hier nur einige wenige Aufnahmen aus dem Jahr 2022.
Jerez de la Frontera und die Schlacht am Río Guadalete – zwischen Muslimen und Westgoten
Unweit von Cádiz, in fruchtbarer Hügellandschaft, liegt Jerez de la Frontera. Die gut 200 000 Einwohner zählende Stadt am Südrand der Andalusischen Tiefebene wurde durch den Wein berühmt, der hier angebaut wird – den Jerez-Wein, besser bekannt als Sherry. Weniger bekannt ist evtl., dass sich der Name Jerez (sprich : Scheres) aus der arabischen Bezeichnung der Stadt herleitet: Sherish – und dass der Namenszusatz “de la Frontera” (an der Grenze) auf die sog. “Entscheidungsschlacht” am Río Guadalete* hinweist.
Wie kam es zu dieser Schlacht im Jahr 711 – und damit zum Untergang des Westgotenreichs?
Das muslimische Heer, bestehend aus Berbern und Arabern, überquerte im Frühjahr 711 die Straße von Gibraltar, um auf die Iberische Halbinsel einzudringen. Zu dieser Zeit befand sich der Westgotenkönig Roderich (710 – 711) auf einem Feldzug gegen die Basken im Norden. Zur Abwehr der Invasion kehrte er sofort zurück.
Das muslimische Heer zählte 12 000 Mann, die westgotischen Verteidiger waren jedoch in der Überzahl (es werden Zahlen von bis zu 100 000 Mann genannt, was heute bezweifelt wird.) Gesichert ist einzig, dass die Westgoten innerhalb von 7 Tagen geschlagen wurden und König Roderich im Kampf fiel. Die überlebenden gotischen Streitkräfte flohen nach Norden, nahmen Roderichs Leichnam mit und bestatteten ihn Viseu, einer Stadt in Nordportugal. Mit Roderichs Tod war zugleich der Untergang des Westgotenreichs ** besiegelt. Der Befehlshaber des muslimischen Heeres, das im Frühjahr 711 in Andalusien einfiel, hieß Tariq Ibn Zivad. Noch heute wird der Gibraltar-Felsen nach ihm benannt: Dschebel al-Tariq.
Ermutigt von diesem raschen Sieg eroberten die Muslime in den folgenden Jahren die gesamte Iberische Halbinsel. Erst im Jahr 1248, während der Reconquista, kam Jerez de la Frontera in den Besitz von Kastilien und damit wieder in christliche Hand. Arabische Sprachreste oder sogar ganze arabische Begriffe sind auch heute noch in Andalusien zu finden.
*Der Río Guadalete (arabisch Guad = Tal oder Fluss) ist ein Fluss in der spanischen Provinz Cádiz im Südwesten Andalusiens. Er entspringt in der Sierra de Grazalema und mündet nach 157 km bei El Puerto de Santa María in die Bucht von Cádiz. Er stellte einst die Grenze zwischen dem maurischen und dem christlichen Spanien dar.
19. Juli 711 – Tariq ibn Ziyad besiegt Rodrigo in der Schlacht von Guadalete (//www.historia.com/magazine/tag/tariq-ibn-ziyad/)
Interne Machtkämpfe des westgotischen Adels Verrat? Rache? Intrige?
Ab dem 9./ 10. Jahrhundert behaupteten christliche Historiker, dass der Vernichtung des Westgotenreichs – nach einem Streit über die Thronfolge? – ein übler Verrat vorausgegangen sei: König Roderich soll die Tochter eines westgotischen Edelmanns namens Witizas entehrt haben, worauf Witizas Familie (aus Wut und Enttäuschung?) die Muslime zur Invasion eingeladen hätten. Die “ungesicherte” Geschichte – über den letzten Gotenkönig Roderich ist leider kaum etwas bekannt – stammt aus der Mozarabischen Chronik. Der Verfasser war ein christlicher Kleriker, der direkt vor Ort lebte, also in al Andalus,in dem von den Muslimen beherrschten Teil der Iberischen Halbinsel. (Die damals unter muslimischer Herrschaft lebenden Christen nannte man Mozaraber.)
In meinem Roman “Talmi” (in dem es im Hintergrund um die Ursprünge der sog. “Cagoten” geht) gehe ich u.a. auf diesen zumindest “denkbaren” Verrat ein.
Westgotische Könige: Chindeswind, Rekkeswinth und Egica – aus Codex Vigilanus 976) Photo scan //www.vallenajerilla.com/albeldense/index.htm
** Das Westgotenreich (418 – 711 bzw. 725 n. Chr.) hatte seinen Schwerpunkt zunächst im Süden Galliens (Reich von Toulouse); ab 550 war Toledo das Zentrum der Westgoten. Zum Arianischen Streit: Die Westgoten waren Anhänger des sog. Arianismus, einer theologischen Auslegung innerhalb des Frühchristentums, die ihren Ausgangspunkt im namensgebenden Theologen Arius (ca. 260 – 327 n. Chr.) hatte.
Was war der Grund für den “Arianischen Streit” und die damalige Abspaltung?
Für Rom war Christus wahrer Gott – aber zugleich eine andere Erscheinungsform des Vaters. Arius hingegen vertrat einen strengen Monotheismus, sah Christus zwar ebenfalls als Gott, aber Gott Vater untergeordnet. Bischof Wulfila (311-383), selbst Arianer, bekehrte seinerzeit die Westgoten zu diesem Glauben und übersetzte die Bibel ins Gotische, wodurch sie für alle germanischen Völker zugänglich wurde.
Der Alcázar von Jerez de la Frontera
Der Alcázar – also der mittelalterliche Palast von Jerez de la Frontera, mit seinem achteckigen Wehrturm im arabischen Almohadenstil * wurde im 11. Jahrhundert errichtet und ist heute das älteste Bauwerk von Jerez de la Frontera (al-qasr = Festung). Die Mauern der Festung haben einen Umfang von 4 Kilometern. Die Erbauer legten herrliche Gärten an, mit Orangen- und Olivenbäumen, schlanken Zypressen und hohen Palmen, und ließen sich in ihren vornehmen Badehäusern verwöhnen. Die obligatorischen “Hufeisenbogen-Tore” der Mauren sind noch vorhanden, auch herrliche Mosaike und sogar der sog. Mihrab, die Gebetsnische der Muslime; s. nachstehende Fotos.
Almohaden: muslimische marokkanische Berber-Dynastie, die zwischen 1147 und 1269 über weite Teile des Magrheb und von al-Andalus herrschte.
Archäologische Ausgrabungen im Park des Alcázar
Arabisches Flair im Alcázar
Zum Mihrab: In allen Moscheen und moslemischen Gebetshäusern ist die Gebetsnische nach Mekka ausgerichtet. Die “Kibla” genannte Richtung wird vorher genau ermittelt.
Die Kathedrale von Jerez de la Frontera – ein Mix aus Orient und Okzident, Gotik, Barock und Neoklassizismus
In unmittelbarer Nähe zum Alcázar befindet sich die Kathedrale von Jerez de la Frontera, einst als Stiftskirche errichtet. Sie steht auf den Fundamenten der größten maurischen Moschee von Jerez, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde. Der Grundstein der rechteckigen Kathedrale mit ihren fünf Kirchenschiffen, die in einer Kreuzform angelegt sind, wurde im Jahr 1695 gelegt, die Kuppel im Jahr 1778 vollendet. Der heutige Glockenturm ist aus dem ehemaligen Minarett hervorgegangen (s. übernächstes Foto). Man betritt die Kathedrale über eine große Freitreppe. Im Inneren des Gotteshauses findet sich eine ähnliche Abfolge von Stilrichtungen wie in der Kathedrale von Ronda. Darunter zahlreiche Kunstschätze, wie z.B. das berühmte Gemälde von Zurbarán: “La Virgen Niña“, das die Gottesmutter als Kind zeigt(s. letztes Foto).
Die Kostbarkeiten in der Kathedrale von Jerez de la Frontera
Was ist sonst noch über Jerez de la Frontera zu sagen? 🙂
Neben der Erzeugung von Sherry ist diese Stadt auch für ihre Flamenco-Musik berühmt und für ihre Königlich-Andalusische Reitschule. Vorführungen mit “tanzenden” Pferden werden angeboten sowie Kutschfahrten. (Tickets für die Vorführungen besser im Vorverkauf/Internet besorgen,)
Danke für Ihr Interesse!
Weitere interessante Orte in Spanien: Neue Artikel:
Auf einer Anhöhe, inmitten von Feldern und Weiden, leuchten einem schon von weitem die weißen Häuser von Medina Sidonia entgegen. Die Stadt wurde einst von Phöniziern gegründet, die aus Sidon stammten. Danach wurde sie eine wichtige römische Kolonie – Asido – genannt, und in westgotischer Zeit eine Provinzhauptstadt. Im 8. Jahrhundert geriet Merida Sidonia unter maurische Herrschaft, bis sie im Jahr 1440 anläßlich der Reconquista Sitz eines christlichen Herzogtums wurde. Dieses Herzogtum wurde im Jahr 1445 geschaffen und der Adelsfamilie Guzmán übertragen, die sich später den Zusatz “El Bueno” zulegte. (Alonso Guzmán war der Kommandeur der Spanischen Armada von 1588.) Medina Sidonia liegt 45 Kilometer von der Hauptstadt Cádiz entfernt, in einer Region Andalusiens, in der die Zucht von Kampfstieren Tradition hat. Es gibt drei Tore, die in die mauernbewehrte Stadt hineinführen. Der Acro de Belen (s. nächstes Foto) markiert den Eingang in die maurische Medina, die Altstadt.
Im Vergleich zu vielen anderen “Weißen Dörfern” hält sich der Touristentrubel in Medina Sidonia in Grenzen. Ja, es ist geradezu angenehm, durch die fast verschlafenen Gassen zu schlendern, steile Treppen zu erklimmen, verschwiegene Ecken zu entdecken und sich in Ruhe alles anzusehen. Vom Felsen, auf den das Städtchen gebaut wurde (Cerro del Castillo) kann man bei klarer Sicht das Meer und die Stadt Cádiz sehen. Er wird als der “Balkon” der Bucht von Cádiz bezeichnet.
Santa María la Mayor la Coronada – mit Baustilen aus Gotik, Renaissance und Barock
Kleinere Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!
Die Kirche Santa María la Coronada wurde Ende des 15. Jh und Anfang des 16. Jh auf den Überresten der maurischen Moschee errichtet. Ein Stilmix wie in der Kirche von Ronda, die ebenfalls auf einer Moschee aufgebaut wurde: Gotik, Mudejarstil, italienische Renaissance, Barock – sowie platereske Elemente. Als Baumeister wird Alonso Rodríguez genannt. Im Inneren werden großartige Kunstwerke und Gemälde von unschätzbarem Wert aufbewahrt. Der von Arkaden umgebene Kreuzgang stammt aus dem 15. Jh.
“Jesus in Fesseln”
Der “Christus der Vergebung”
Der Christus der Vergebung (nächstes Foto) ist eine herausragende Skulptur von Pedro Roldán. Es stellt Jesus dar, der auf einem Weltball in einer Haltung kniet, in der er um Vergebung für die Sünde der Menschen fleht. Sein einziger Stützpunkt ist das linke Knie, das von der Erdkugel gestützt wird. Die Skulptur ist aus polychromem Zedernholz geschnitzt und wurde kürzlich erst restauriert.
Die Bänke der Inquisitoren, mit den Symbolen der Dominikaner, 16. Jh.
Die Taufkapelle – mit dem Teufel, als Zuschauer
Ein einzigartiges Detail in dieser kleinen Taufkapelle zeigt der Legende nach den “Leibhaftigen”, wie er vom Türsturz aus die Täuflinge streng im Auge behält …🙂
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Klicken Sie bitte hier weiter, bei Interesse, z.B. Arcos de la Frontera, ein weiteres “Weißes Dorf” in Andalusien, wie auch die Stadt Ronda.
Aufgrund ihrer einzigartigen Lage an der Kante eines Hochplateaus, ist die Stadt Ronda geradezu ein “Must-have” für alle Andalusien-Reisenden. Mit ihrer noch heute maurisch geprägten Altstadt liegt sie ca. 700 m über dem Meeresspiegel in einer atemberaubenden, als Serrania de Ronda genannten Berglandschaft, unweit des Landschaftsschutzgebiets der Sierra de Grazalema. Ronda, mit ungefähr 30 000 Einwohnern, wird durch die bis zu 160 m tiefe Schlucht des Rio Guadalevin (hier auch El Tajo* = Einschnitt genannt) in zwei Teile geschieden.
* nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fluss Tajo, bzw. Tejo, der in Ost-West-Richtung durch Spanien und Portugal fließt!
Ronda – und “El Puente Nuevo”
ElPuente Nuevo ist die eindrucksvolle Brücke über die Schlucht von Ronda. Sie verbindet die Neustadt mit der Altstadt (La Ciudad) und ist längst zum Wahrzeichen von Ronda geworden. Die dreibogige, 70 m lange und über 150 m hohe Brücke wurde zwischen 1751 und 1793 erbaut. Der Baumeister José Martin de Aldehuela fand leider bei einem Sturz von seiner Brücke den Tod. Über dem mittleren Bogen kann man eine Tür und einen Balkon sehen, es ist der Eingang zum ehemaligen Gefängnis.
Ronda – in der Hand der Römer “Arunda” und “Acinipo”
Ronda gilt als eine der ältesten Städte Spaniens. Bereits die Iberer (6. Jh v. Chr. ) gründeten hier eine Siedlung – und die nachfolgenden Phönizier (8. Jh v. Chr.) betrieben regen Handel in dieser Stadt. Ihnen folgten die Karthager – die ihrerseits von den Römern vertrieben wurden (Punische Kriege 264 – 146 v. Chr.) Die Römer tauften ihre Kolonie “Arunda”, was sowohl bei Plinius dem Älteren als auch bei Ptolemäus Erwähnung findet. Die wichtigste Stadt der Römer in der Region war allerdings nicht Arunda, sondern das etwa 20 km nordwestlich gelegene Acinipo (auch das “Alte Ronda” genannt). Die Ruinen von Acinipo und auch das Amphitheater, das Platz für 2000 Zuschauer hatte, können noch heute besichtigt werden.
Ronda unter Maurischer Herrschaft – “Madinat Runda”
Nach der Eroberung Andalusiens im Jahr 711, setzen sich die Mauren für fast 800 Jahre in Ronda fest; und noch heute stößt man auf ihre Hinterlassenschaften. Ronda war in maurischer Zeit als Madinat Runda bekannt. Erst im Jahr 1485 fiel die Stadt, nach einwöchiger Belagerung (durch Verrat) in die Hände der Katholischen Könige.
Der Maurenpalast (Palacio del Rey Moro) aus dem 14. Jh, mit seinen zwei unterschiedlichen roten Türmen (s. Foto unten) ist nur teilweise erhalten geblieben. Er besitzt mehrere Anbauten und ist von einer herrlichen Gartenanlage mit Terrassen umgeben, den sog. “Hängenden Gärten von Forestier“. Ein geheimer, in den Fels gehauener Tunnel, soll wohl bis zum Grund der Schlucht führen. (Mina Secreta del Agua). Steigt man zu den unteren Flussbrücken hinunter, stößt man auf die Überreste der arabischen Bäder, die unter den späteren Christen schlicht als Gerberei benutzt wurden.
Ronda – das Schmugglernest der “Dunkelmänner”
Im Jahr 1808, während Napoleons Feldzug, wurde die Stadt schwer verwüstet.Danach entwickelte sich Ronda zu einer Hochburg der Schmuggler und Straßenräuber, über die ein Großteil der illegalen Waren von Gibraltar in den Norden lief. Zur Bekämpfung der sog. “Dunkelmänner” wurde im Jahr 1844 die Guardia Civil gegründet.
Zur Zeichnung: “Schmuggler aus der Serrania de Ronda”, von Gustave Doré (1832-1883), zur Illustration seiner Reise nach Spanien 1862, mit Ch. Davillier. Kupferstich in “Le tour du monde”.
Ronda – und der Stierkampf
Der Stierkampf hat in Ronda gewissermaßen ein “Heimspiel”:Hier ist insbesondere eine Familie namentlich zu nennen: Die Familie Romero. Die Romeros entwickelten innerhalb von drei Generationen (im 18. u. 19. Jh.) jene Stierkampf-Regeln, nach denen noch heute gekämpft wird: Den Gebrauch des Tuches, den Kampf zu Fuß (nicht mehr zu Pferde), ja, selbst der Stil und die Posen (“Ronda-Schule”) wurden neu entwickelt und festgelegt. Die Stierkampfarena auf der Plaza de Toros ist ein imposantes zweigeschossiges Gebäude aus dem Jahr 1785.
Ronda und die Kathedrale Santa Maria la Mayor – die Umwandlung einer Moschee in eine christliche Kirche
Die KathedraleSanta Maria la Mayor liegt im Stadtteil La Ciudad und zugleich auf antikem Grund: Ursprünglich soll hier ein Tempel der Römer gestanden haben, möglicherweise ein Diana-Tempel, der zu Ehren des Sieges von Julius Cäsar über die Truppen von Pompeius und Sextus in der Schlacht von Munda (Umgebung von Ronda?) im Jahr 45 v. Chr. gebaut wurde. Auf diesem Tempel errichteten die Westgoten (418 – 711 n. Chr.) eine erste christliche Kirche, die dann im 8. Jh von den Mauren zu einer Moschee umgebaut wurde. Der Rückbau dieser Moschee begann im Jahr 1485 und dauerte fast zweihundert Jahre an. Aber noch immer ist das Gebäude von vier maurischen Kuppeln überwölbt, und unter dem heutigen Glockenturm verbirgt sich das achteckige Mudejar-Minarett.Originell und kurios ist aber auch der zweistöckige Vorbau an der Vorderseite der Kathedrale: Es gibt dort Balkone, die die Kirche wie ein Wohnhaus aussehen lassen. Die Balkone wurden während der Herrschaft von Felipe II. angebaut, damit der Adel die Reiterturniere und Stierkämpfe beobachten konnten, die damals auf dem Platz vor der Kirche abgehalten wurden. Auch im Kircheninneren herrscht ein Mischmasch an Stilen:Der Hauptaltar ist im plateresken Stil der spanischen Frührenaissance gefertigt; der Migrhab (Foto oben) ist, wie gesagt, ein maurisches Überbleibsel; die Säulen und Spitzbögen sind spätgotisch – wie auch der Chor, der aus herrlichem Nuss- und Zedernholz gefertigt ist; das Stuhlwerk wiederum stammt aus der Renaissance, die Figuren der Madonnen und Heiligen sind größtenteils barock – tja, und an der großen schmiedeeisernen Lampe (s. Foto unten) baumeln ganze 24 000 Kristalle.Nicht zuletzt fallen einem aber die fünf modernen (teils surrealistischen) Fresken ins Auge, die die französische Künstlerin Raymonde Pagégie im Jahr 1984 beigesteuert hat.
Große Schäden am Gebäude richtete ein Erdbeben im Jahr 1580 an; beim Wiederaufbau mussten zahlreiche alte gotische Elemente erneuert werden.
Die Kirche ist täglich geöffnet, der Eintritt ist kostenpflichtig.
Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!
Ronda – und die Fresken der Malerin Raymonde Pagégie
Besonders beindruckend fand ich die fünf Fresken der französischen Künstlerin Raymonde Pagégie (1923-2019) an der Außenwand des linken Seitenschiffs und an der Chorwand. Sie sind erst im Jahr 1984 entstanden und fügen sich dennoch stimmig in das “Patchwork-Interieur” der Kirche Santa Maria la Mayor ein. Hervorzuheben ist neben der raffinierten Umsetzung der biblischen Szenen (Bündelung einzelner Geschichten) der Detailreichtum: z.B. der Hahn in der Szene “Das Leben des Petrus”; die blühenden Mandelbäume in der Abendmahlsdarstellung, auch die fleißige Martha beim Zubereiten der Eier (als Symbol für den zerbrechlichen Tod, aber zugleich als Hinweis auf einen Neuanfang) – nicht zuletzt der Verräter Judas, der mit einem weißen Seil im Rücken aus einer Seitentür verschwindet (bevor er sich daran erhängt?) Die blaugewandeten “Jünger”, auch das hat mich begeistert, nehmen das letzte Abendmahl richtigerweise nach römischer Sitte (halb im Liegen) ein – und es erstaunt kaum, dass sich darunter nicht nur Marthas Schwester Maria Magdalena, sondern offenbar auch noch andere “Jüngerinnen” befinden…
Blick vom Turm der Kirche Santa Maria la Mayor auf Ronda:
Ronda – Parador und Shoppingmeile“Carrera Espinel” – eine beliebte Fußgängerstraße zum Shoppen, die direkt durch Ronda führt. Shops, Cafès und Restaurants.
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