Pressebericht Schweinfurter Tagblatt am 14. Juni 2012 (von Hannes Helferich)
SCHWEINFURT
Die Wahrheit hinter den vielen Legenden
Autoren lüften Südfrankreichs Geheimnisse – Helene Köppel dabei
- „Pommes bleues“-Treffen in Schweinfurt: Die Mitglieder aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Frankreich, Schweiz und Österreich beschäftigen sich seit Jahren mit den Geheimnissen Südfrankreichs. Hintere Reihe von links: Markus Menzendorff, Erik van Leenders, Stefan Köppel (Administrator), Olaf Jacobskötter, Erich Limmer, vorne von links: Hannes Stuber, Jürg Caluori, Helene Luise Köppel, Marion Boskemper und Thorsten Stute.
Foto: Köppel
Die Mitglieder aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Frankreich, Schweiz und Österreich beschäftigen sich seit Jahren mit den Geheimnissen Südfrankreichs. Sie tauschen Erkenntnisse aus, stöbern in Archiven, analysieren alte Schriftstücke, „versuchen Irrtümer auszuräumen, um die Wahrheit hinter der Legende zu finden“, beschreibt die Oberndorfer Buchautorin das Tätigkeitsfeld der Gruppe.
Helene Köppel hat sich mit ihren Romanen über die Katharer einen Namen gemacht. Kürzlich legte sie einen Kriminalroman vor, ebenfalls in Südfrankreich angesiedelt. In „Die Affäre Calas“ geht es um eine Erbschaft, ein dunkles Familiengeheimnis und eine geheime Bruderschaft. Der Roman beruht zum Teil auf historischen Fakten, einem jeweils ungeklärten Justizfall Calas und Unglücksfall in einer Chemiefabrik, ebenfalls in Toulouse.
Beim aktuellen Treffen der internationalen Internet-Gruppe spielte der Ort Rennes-le-Château eine Hauptrolle. Das kleine Pyrenäennest, in dem sich auch schon François Mitterrand (1981) umgesehen habe, hat die Gruppe „gewissermaßen zusammengeführt“, erinnert Köppel. „Der Anfang des Mythos’, mit dem wir uns hauptsächlich beschäftigen, geht auf eine Geschichte aus dem 17. Jahrhundert zurück“, schildert die Schriftstellerin.
Im Jahr 1653 soll der Schafhirte Ignac Paris auf der Suche nach einem verlorenen Schaf eine Höhle entdeckt haben, in der ein Schatz lag. Er stopfte seine Taschen mit Goldstücken voll und präsentierte sie im Dorf. Der damalige Herr von Rennes-le-Château, Baron Blaise d’Hautpoul, zitierte ihn zu sich, wollte den Fundort wissen. Der Schäfer weigerte sich angeblich – und wurde zum Tod verurteilt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob er nicht doch vor seinem Tod gesprochen hat und als Mitwisser beseitigt wurde.
Heute verdanke Rennes-le-Château seine Bekanntheit alten Pergamenten und einem Schatz, der 1887 vom örtlichen Priester Bérenger Sauniere entdeckt wurde. Gleich, woher der Schatz stammte (Westgoten, Katharer, Tempelritter): Der Fund machte den Priester reich – und löste eine Lawine weiterer Entdeckungen, Enthüllungen und Veröffentlichungen aus.
Köppel schrieb darüber 2003 den Roman „Die Erbin des Grals“ (auch als Kindle E-book unter dem Titel „Marie …“ erhältlich ). Ihre Freunde Sabina Marineo, Udo Vits und Olaf Jacobskötter verfassten mehrere Sachbücher, weitere Autorenkollegen wichtige Abhandlungen davon. Sabina Marineo, die beim diesjährigen Treffen nicht teilnehmen konnte, schreibt zur Zeit über Rennes-le-Château in ihrem jüngsten Sachbuch: „Stück um Stück zeigt sich das Dorf als die Spitze eines inzwischen hohen Berges, der aus politischen Intrigen, historischen Tatsachen und mythologischen Erzählungen besteht.“
Für Köppel steht fest: Das Geheimnis ist wesentlich komplexer, als es beispielsweise in TV-Sendungen dargestellt werde. Es sei durchsetzt von Fälschungen, merkwürdigen Funden, Inschriften, sonderbaren Andeutungen – und natürlich auch von der Symbolik, mit der Bérenger Sauniere seine Kirche versehen hat. Aber auch ein altes Grabmal spielt im Geheimnis von Rennes-le-Château eine Rolle.
Gemeinsames Ziel der Autorengruppe ist laut Helene Köppel, „die Spreu vom Weizen zu trennen, herauszufinden, was hinter den Kulissen vorging, als gewisse klerikale Kreise aus dem Languedoc sowohl im 16. als auch im 19. Jahrhundert zu plötzlichem Reichtum kamen“. Die Mitglieder wollten herausfinden, wer die Fälschungen zu verantworten hat, die mit den ersten Büchern über das Geheimnis von Rennes-le-Château (1960er Jahre) zum Vorschein kamen. „Ob uns unsere Suche irgendwann zum Ziel führt, ist dabei unwesentlich“, sagt Köppel. Es mache einfach Spaß, „sich mit guten Freunden auf den Weg dorthin zu machen“.
Übrigens: Der harte Kern der frankophilen Forscher und Autoren kennt sich heuer seit zehn Jahren. Der runde Geburtstag wurde in Schweinfurt begossen – mit fränkischem Spätburgunder und französischem Blanquette aus Limoux.
Aktualisiert mit Fotos aus dem Jahr 2017, nach der Zerstörung des Asmodi, am Eingang der Kirche, und dem Attentat auf das Magdalenen-Bild unter dem Alter, am 23. April 2017: