Tarifa – die Qual der Wahl: Atlantik oder Mittelmeer?

TARIFA Foto oben: Links Mittelmeer (Blick auf Afrika) – rechts der Atlantik

Knapp 14 Kilometer von Afrika entfernt – am südlichsten Festlandspunkt Europas – treffen in dem beliebten Sommerferienort Tarifa (Provinz Cádiz, östliches Ende der Costa de la Luz) der Atlantik und das Mittelmeer zusammen. Von der “Punta de Tarifa” (Kap von Tarifa) kann man sowohl die spanische Enklave Ceuta wie auch die marokkanische Stadt Tanger sehen. Tarifa mit seinen knapp 20 000 Einwohnern liegt im Naturpark der Straße von Gibraltar. An den Stränden, vor allem am Atlantik, herrschen ideale Bedingungen für sämtliche Wassersportarten.
Hier hat man im wahrsten Wortsinn jeden Morgen “die Qual der Wahl”:

Surft man heute im Ozean, wo beständig der Wind weht?
Oder oder plantscht man lieber gemütlich im Mittelmeer? 🙂

Straße von Gibraltar

Die Straße von Gibraltar – in der Antike fretum Gaditanum oder fretum Herculeum genannt – ist eine Meerenge, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet. Tarifa und Gibraltar auf europäischer Seite und Ceuta – in der Antike als “Säulen des Herakles” bezeichnet – auf afrikanischer Seite, sind die drei wichtigsten Hafenstädte an der Straße von Gibraltar.
Die “Straße” selbst ist 14 bis 44 km breit und etwa 60 km lang und wird täglich von ca. 300 Handelsschiffen durchfahren.

Zur NASA-Aufnahme oben:
Links, Spanien/britisch: Felsen von Gibraltar und Gibraltar // Straße von Gibraltar – Engste Stelle Tarifa)
Rechte Seite Marokko
Von NASA / JPL / NIMA – //photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA03397, Gemeinfrei, //commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=422648

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Tarifa –
heiß begehrt und umkämpft

Aufgrund der exponierten Lage an der Meerenge war Tarifa schon in grauer Zeit heiß begehrt und umkämpft. Die Iberer und die Phönizier ließen sich hier nieder, später die Römer, die ihre Kolonie “Iulia Traducta” nannten. Im Jahr 429 n. Chr. tauchten die Westgoten auf, um sich von hier aus (unter ihrem König Geiserich) einzuschiffen. Ihr Ziel war die Eroberung der damals römischen Provinz “Africa” (das heutige Tunesien). Für die Mauren wiederum war Tarifa als Brückenkopf für die Überfahrt nach Marokko so wichtig, dass sie größten Wert auf die Befestigung der Stadt legten. Sie errichteten hohe Mauern und das Castillo de Guzman el Bueno. Erst im Jahr 1292 eroberten die Christen unter König Sancho IV, El Bravo, Tarifa zurück.
Im 18. Jahrhundert war die Stadt Aufmarschgebiet gegen die in Gibraltar sitzenden Briten.

Der “Christus der Winde” –
in Anlehnung an die antiken Gottheiten

Auf dem steilen Rückweg vom Hafen zum Parkplatz, mitten durch die verwinkelte Altstadt, entdeckte ich innerhalb des maurischen Stadttores eine Nische mit einem modernen Christus-Gemälde in Blau und Gold. Die außergewöhnliche Darstellung fiel mir auf, nicht zuletzt, weil sie thematisch (Wasser und Wind!) hervorragend zu Tarifa passte. Ich habe spontan ein Foto davon gemacht.
Zuhause machte ich mich schlau. Ich stieß im Netz auf einen Artikel (Andalucia Información aus 2012) mit der Überschrift: “Der Christus der Winde kehrt zur Puerta de Jerez in Tarifa zurück”. Der Name des aus Tarifa stammenden Künstlers ist Guillermo Pérez Villalta. Nach einer Sanierung der alten Nische (durch die Werkstatt für Bildende Kunst) wurde die Arbeit offenbar im Jahr 2012, in Anwesenheit des Künstlers, dorthin zurückgebracht. Der Künstler selbst erinnerte in dem Artikel an die Geschichte seines Werkes, das in Anlehnung an die antiken Gottheiten der griechisch-lateinischen Welt konzipiert wurde, die einst als Schutzfiguren an den Eingangstoren der Städte aufgestellt wurden. Ein Brauch, der von der Geschichte des Christentums übernommen und aus dem dieser “Christus der Winde” geboren worden sei.

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. (Franz Kafka)

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Alphabetische Reihenfolge:

Arcos de la Frontera, AstorgaÁvila, Banos del Cerrato, Cádiz, Canfranc, Catalayud,  Castellfollit de la RocaCastillo CocaCastillo de Loarre, Castillo Miravet, Castillo Peníscola, Castillo de Villalonso, , Ciudad Rodrigo, Cuenca, El Campillo/Nave, Estella, Eunate, Santuari del Far, Léon, Madrid, Merida, Nuría, OropesaPalau-del-Vidre, Penalba, Pino del Oro, Ripoll, Rupit i Pruit, Salamanca 1, Salamanca 2, Salamanca 3Salamanca 4/San MarcosSant Ferriol, Sant Martí SesserresSan Pere de Rodes, San Juan Bautista de Banos, Sant Joan les Fonts, San Juan de la Pena, San Pedro de la Nave, San Pere de CasserresSant Miquel del Fai, Santa Maria de PobletSanta Maria (Wamba), Segobriga, Segovia, Soto/DolmenToledo, Toro 1, Toro 2Vic, Zamora, Uruena/NS de la AnnunciataVerracos, Zaragoza I. Stadt;  Zaragoza II. Palast

Cádiz – Teil IV, die zwei Kathedralen

Santa Cruz – der älteste Sakralbau der Stadt Cádiz: Die “Alte Kathedrale”

Direkt am Meer, aber halbversteckt im Schatten der beeindruckenden Neuen Kathedrale befindet sich der älteste Sakralbau der Stadt Cádiz, die Kirche Santa Cruz, auch “Alte Kathedrale” genannt. Sie steht auf dem Platz einer muslimischen Moschee. Die im Jahr 1263 im Mudéjar*- und im gotischen Stil erbaute Santa Cruz verfügte ursprünglich über ein handgefertigtes Dach und drei Schiffe. Nach der Renovierung im Jahr 1572 geriet das Gebäude (im Jahr 1596 infolge eines holländischen Überfalls auf die Stadt), in Brand. Im Rahmen des Wiederaufbaus im Jahr 1606 fand eine Erweiterung statt (toskanische Säulen und Rundbögen).

*Mudéjar-Stil: Architektur- und Dekorationsstil, der stark vom maurischen Geschmack beeinflusst war.

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Herzstück der Kirche ist der barocke Hauptaltar aus vergoldetem Holz.
Das Altarbild ist ein Werk des Holzschnitzers Alejandro Saavedra, datiert 1647.

Der Silberne Sarg des “Heiligen Grabes Christus” (von Francisco de Villegas, 17. Jh.)

Von erlesener Anmut und Ausdruckskraft – die barocken Heiligenfiguren mit teils aufwändigen Brokatgewändern.

Die Heiligenfiguren werden in der Semana Santa und bei anderen Anlässen von den sog. “Nazarenos” und weiteren Bruderschaften feierlich durch die Straßen und Gassen der Stadt getragen.

Die neue Kathedrale von Cádiz

Von der südlichen Uferpromenade hat man den schönsten Blick auf die Chorseite der Neuen Kathedrale mit ihrer großen gelben Kuppel und den zwei hohen Kuppeltürmen. Der Haupteingang liegt der Stadt zugewandt, an der Plaza de Pio XII.
Der Bau der Kathedrale wurde im Jahr 1722 begonnen und Mitte des 19. Jahrhunderts vollendet. In der Krypta, die unterhalb des Meeresspiegels liegt, befindet sich neben Bischofsgräbern auch das Grabmal des aus Cadiz stammenden Komponisten Manuel de Falla.

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Blick vom Westturm der Neuen Kathedrale auf die Stadt (Torre de Poniente)

In den Besuchszeiten kann man die Neue Kathedrale sowie ihre beiden Türme besichtigen. Der Eingang zur Kathedrale ist gleichzeitig der Eintritt des Dom-Museums. Er befindet sich auf der Plaza Fray Felix, neben der Alten Kathedrale, die ebenfalls besichtigt werden kann.

Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil I (Phönizier)
Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil II (Römer)
Cádiz – im Wandel der Zeiten, Teil III (Heute, September 2022)

Mein Thriller “ABKEHR”

Hervorgehoben

“ABKEHR” ist mein zwölfter Roman – und zugleich das (in sich abgeschlossene) spannende Finale meiner SÜDFRANKREICH-thriller. Die fiktive Story um die “Kinder der Bösen”, um unheilige Allianzen und wechselseitige Schuld ist im Künstlermilieu angesiedelt. Die Handlung spielt im Hier und Jetzt – genauer im Jahr 2019, also noch vor Corona. Eine kleine Vorgeschichte (im Roman “die alte Sache” genannt) reicht jedoch bis in das Jahr 1944 zurück.
Schauplätze sind Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko.
Inspiriert haben mich beim Schreiben ein längerer Aufenthalt vor drei Jahren in
Salamanca (einer der Romanschauplätze) sowie ein Gedicht von Bertolt Brecht: “Die Maske des Bösen” – in dem es in der letzten Zeile heißt: “Wie anstrengend es ist, böse zu sein!”

Salamanca 2019

Kurzer Inhalt

“Ich, ganz arglos, tat es, im Glauben, es sei so.”

Berlin 2019. Ein nasskalter Apriltag. Die Malerin Laura Tillby freut sich auf ihre bevorstehende Hochzeit mit dem Galeristen Wolf van der See. Aber es kommt anders. Wolf und sein prominenter Vater werden unversehens verhaftet. Um dem Presserummel zu entgehen, legt man ihr nahe, Deutschland zu verlassen. Ihre Flucht führt sie bis nach Salamanca. Doch die Sicherheit in dieser lebendigen spanischen Stadt ist trügerisch.

Der Roman hat 408 Seiten und ist in drei Abschnitte unterteilt: Zweifel, Schuld und Abkehr.
Neben den Hauptfiguren Laura Tillby und Wolf van der See, die die Geschichte tragen, ermittelt nun zum letzten Mal “mein” Kommissar aus Toulouse, Maurice Claret. Ihm zur Seite steht wieder die bodenständige Nürnbergerin Steffi Conrad. Claret und Steffi sind seit “Die Affäre Calas” fester Bestandteil in meinen Gegenwartsromanen.

Salamanca, 2019

Kleine Leseprobe

“Sie betrat den Balkon, weil Wolf mit einem wichtigen Kunden aus Mailand telefonierte. Die Tür zog sie bis auf einen kleinen Spalt hinter sich zu. Atmete tief durch. Schneeluft und ein aschefarbener Himmel über Berlin. Fröstelnd schloss sie den Reißverschluss ihrer weißen Fleece-Jacke und stellte den Kragen hoch. Da vernahm sie von innen das Schleifen der Schiebetür, eilige Schritte, dann die gepresste Stimme ihres Schwiegervaters in spe: »Leg auf! Hast du es ihr schon gesagt? Laura muss raus aus Berlin. Noch heute. Es wird ernst!«
Laura stockte der Atem. Was redete Fritz da? 
Wie angewachsen blieb sie stehen. Legte den Kopf schräg. Lauschte. Doch jetzt vernahm sie nur noch Gemurmel.
Raus aus Berlin? Sie? Sollte sie nicht besser reinplatzen und Fritz zur Rede stellen? Sie zögerte … Fritz, der immer nur schneckenbraune Anzüge trug, hatte nichts Sympathisches an sich. War launisch. Besser man ging ihm aus dem Weg. Aber raus aus Berlin? Drei Wochen vor der Hochzeit? Die mit allem Pipapo stattfinden sollte? Für die allein dreihundert Einladungen bereits verschickt waren? Niemals. Nein, eine solche Blöße würden sich die van der Sees nicht geben. Die Aufregung hing vielleicht mit der Fusion zusammen … Hatte ihr Bruder wieder Mist gebaut? Was schrieb Fabian ihr heute morgen:
Unter uns: Bin weg. Später mehr. Pass auf dich auf! … Was bedeutete das: Bin weg! Bin mal kurz weg? Zigaretten holen? … Es wird ernst, hatte Fritz gesagt – und komisch, es hatte geklungen, als ob’s ums nackte Überleben ginge.
Ihre Füße waren schon kalt. Sie wippte auf und ab. Krümmte und streckte die Zehen. Lauschte wieder. Die beiden redeten noch immer. Angespannter Tonfall. Verflixt, und sie fror sich hier draußen den Hintern ab und malte sich den Schrecken aller Schrecken aus! Aber nein, die Hochzeit
fand statt! Wolf würde seinen Vater schon wieder auf Linie bringen. Das, was sie beide, Wolf und Laura, verband, war Liebe. War mehr als … Fritz.
Sie hatte Wolf erst im Mai letzten Jahres kennengelernt. In Hamburg. Auf der Beerdigung ihres Vaters. Sein Auftauchen hatte alle überrascht. Sie vor allem, und das aus gutem Grund: Wolf sah aus wie Otto Dix, einer ihrer Lieblingsmaler. Die gleichen blonden Stirnfransen, der skeptische Blick, die kraftvolle Nase – und dieser leicht trotzig wirkende, sinnliche Mund, eingerahmt von zwei markanten Furchen, die sich bis zum Kinn hinabzogen.
Alle Untiefen des Lebens muss ich selber erleben, hatte Otto Dix bei seinem Kriegseintritt im Jahr 1915 gesagt. Steckten jetzt Wolf und sein Vater in irgendwelchen Untiefen fest?”

Salamanca, Rio Tormes, 2019

Eine augenzwinkernde Bemerkung zum Romanende: Abkehr vom “Bösen” bedeutet selbstverständlich nicht, dass meine Romanfiguren zukünftig nur “Gutes” tun, wie auch die Abkehr von einer “Romanreihe” nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Autorin den Stift für immer beiseite legt!

Ich wünsche Ihnen einige spannende Lesestunden mit “ABKEHR”!
Ihre
Helene L. Köppel

Ausgaben: Taschenbuch 408 Seiten, ISBN: 9 783756 886210, 20.– Euro
E-Book Kindle
ASIN ‏ : ‎ B0BNLWB4S6, 6.99 Euro

Die erste Rückmeldung einer Leserin aus Frankreich:
“… Spannend und gut recherchiert; diese ganzen geschichtlichen und politischen Hintergründe lebendig geschildert. Faszinierend!! Félicitations!!

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Ein Totenkirchlein in der Einsamkeit der Felder: Saint-Just de Valcabrère

Nur einen Katzensprung von Saint-Bertrand-de-Comminges entfernt und ebenfalls auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela liegend, befindet sich abseits des gleichnamigen Dorfes und umrahmt von düsteren Zypressen das frühromanische Totenkirchlein Saint-Just de Valcabrère (heute Basilika).
Es wurde im 11. und 12. Jahrhundert auf dem Bauplatz des ehemaligen römischen Friedhofs errichtet. Hier ließen sich einst die Römer aus Lugdunum Convenarium (Saint-Bertrand de Comminges) bestatten – und es spricht einiges dafür, dass auch Herodes Antipas und seine Frau Herodia hier ihre letzte Ruhe fanden. Selbst der uneheliche Sohn des Frankenkönigs Clothar I., Gundowald, aus dem Geschlecht der Merowinger, soll hier begraben sein.

Saint-Just de Valcabrère liegt wie das benachbarte Saint-Bertrand auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela und gehört dem UNESCO-Welterbe auf dem Jakobsweg an. Das Gebäude ist – wie man überall entdecken kann – aus alten Marmorblöcken und Bruchstücken von antiken Sarkophagen errichtet worden. (Hinterlassenschaften der damaligen Römerbauten und Gräber.)

Die nachfolgenden Bilder zeigen das Tympanon über dem Nordportal, sowie vier große Standfiguren von außergewöhnlicher Würde, im römischen Stil dargestellt – darunter die gekrönte Kaiserin Helena, die der Legende nach das “Wahre Kreuz Christi” wiederfand.

Die Verehrung der Heiligen Helena (Mutter Konstantins des Großen) hier in Saint-Just hängt mit einer Reliquie des “Wahren Kreuzes” zusammen, die sich hier befinden soll.

Die Darstellung auf dem Kapitell oberhalb der Krone der Kaiserin stellt ihre Pilgerfahrt ins Heilige Land dar (im Jahr 326). Helena – damals bereits 75 Jahre alt – sitzt in einer Sänfte (Tragestuhl). Ein Pferd ist zu sehen. Gepäck ist aufgetürmt. Ein Sänftenträger und eine Begleiterin haben sich den im Mittelalter obligatorischen Brotbeutel der Pilger umgehängt. Ein kleiner Engel oben in den Wolken bewacht den Zug nach Palästina. Der Fries trägt Akantusblätter.

Die Kapitelle oberhalb der Heiligen Just, Pasteur und Stephanus weisen hingegen auf ihr jeweiliges Märtyrium hin.

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DAS KIRCHENINNERE

Das Mittelschiff wird von zwei schmalen Seitenschiffen begleitet, deren Absiden hufeisenförmig ausgebuchtet sind. Der Hauptchor ist halbrund. In dem Gebäude sind – zum Teil in tragender Funktion, zum Teil als Dekorationselemente – römische Spolien verbaut. Auch Grabplatten alter römischer Sarkophage wurden verwendet, deren Inschriften teilweise gut lesbar an den Innenwänden der Kirche zu erkennen sind. Weiter wurden hier Teile einer nahe gelegenen römischen Villa des 4. Jahrhunderts verbaut.

Der kindliche Namensgeber Saint Just, sein kleiner Bruder – und ein geheimnisvoller Fund

Die Basilika, ost-westlich ausgerichtet, verdankt ihren Namen dem Märtyrer Saint Just. Bei seinem schmucklosen Sarkophag unter einem gotischen Ziborium – einem auf Säulen ruhenden Aufbau über einem Altar – handelt es sich jedoch um ein sog. Kenotaph, um ein Scheingrab, d.h. der Sarg ist leer.
Im Jahr 1885 hat man jedoch in einem ausgehöhlten Kapitell im Mauerwerk des Altars geheimnisvolle Dinge entdeckt: Ein wichtiges Pergament, das den Tag der Einweihung der Kirche dokumentiert, eine Graburne aus irisierendem Glas, Stofffetzen, die mit Blut getränkt schienen, einen Wirbel und einen weiteren Knochen in perfektem Zustand, sowie eine kleine versiegelte Ampulle mit unklarem Inhalt – und das Fragment eines goldenen Tuches. Diese Reliquien/Gegenstände werden Just und Pasteur zugeschrieben. Heute weiß man, dass sie als Kinder starben, dreizehn und sieben Jahre alt. Sie lebten in Alcala de Henares, in Spanien, und hatten es gewagt, dem Statthalter von Kaiser Diokletian zu trotzen, der öffentlich Christen verhörte und anklagte.
Auf dem Ziborium sind die hingerichteten Brüder bildlich dargestellt. Auf dem schlichten Altartisch das wertvolle Pergament sowie eine Tafel mit dem Sch’ma Jisrael, den Geboten und Historischen Hinweisen.

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“Sämtliche Mythen der Vergangenheit scheinen mit Saint-Just de Valcabrère ein Bündnis eingegangen zu sein …”

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Friedhof und Klostergarten – Nach archäologischem Befund befand sich südlich der Kirche ein Kreuzgang. Seine Fundamente wurden nach der Ausgrabung markiert.

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Magische Orte in der Umgebung

Saint-Bertrand-de-Comminges – das römische Lugdunum Convenarum
Romanhinweis: Blut.Rote.Rosen (Romanschauplätze Saint-Bertrand und Saint-Just de Valcabrère)

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Lugdunum Convenarum: Das Höhendorf Saint-Bertrand-de-Comminges

Das Höhendorf Saint-Bertrand-de-Comminges (ungefähr 240 Einwohner) liegt in Südwestfrankreich, im Département Haute-Garonne der Region Okzitanien (60 km von Toulouse entfernt) – und zugleich am Jakobsweg. Gegründet vom römischen Feldherrn Gnaeus Pompeius Magnus blickt dieser malerische und meist stille Ort auf eine reiche und hochinteressante Geschichte zurück.

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Zur Geschichte des Ortes

Im Jahr 72 vor Christus gründete der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus (106-48) inmitten der herrlichen Landschaft der Vor-Pyrenäen eine römische Siedlung, genannt Lugdunum Convenarum. (Siedlung des Gottes Lugh der Konvener*) Der Plan der Römer war, das Val d´Aran (das Aran-Tal) über eine Straße in den Nordwesten Spaniens zu führen, um die Iberische Halbinsel zu schützen. Lugdunum Convenarum soll in seiner Blütezeit 10 000 Menschen, mit Umland 30 000 – 60 000 Menschen beherbergt haben.
Ganz oben auf dem Hügel – wo heute die Kathedrale Notre Dame steht – befand sich der Tempel, der dem ersten römischen Kaiser Augustus geweiht war.
Der Archäologe Prof. Simon Esmonde Cleary hat Ausgrabungen in Saint-Bertrand-de-Comminges durchgeführt und dabei Reste des Fundaments entdeckt: Der Tempel bestand aus einer Cella (Raum der Gottheit), vor dem sich ein breiter Portalvorbau mit sechs Fassadensäulen befand. Bis ins 4. Jh hinein wurde hier der offiziellen römischen Religion gehuldigt. Danach ging es mit dem Ort rapide bergab:
Im Jahr 408 n. Chr. plünderten die Vandalen Lugdunum Convenarum.

Im März 585 wurde die alte römische Stadt Opfer einer merowingischen Erbfolgekrise – in der Gundowald (angeblich natürlicher Sohn Chlodwigs des Frankenkönigs) dem Ansturm der Burgunden unter König Guntram I. erlag. Die Bewohner wurden massakriert und die Stadt war für mehrere Jahrhunderte verwüstet.
Erst im Jahr 1083 erwachte der Ort wieder zum Leben, als der hochgebildete und zugleich ritterliche Bertrand de I´IsleJourdain* (seit 1073 geistlicher Hirte des Comminges) hier einen neuen Bischofssitz etablierte, die Oberstadt wieder aufbauen und eine 35 m lange romanische Kathedrale errichten ließ. Er brachte den unterdrückten Bauern im Aran-Tal Hilfe und bot zugleich dem erpresserischen Kleinadel die Stirn. Bertrands Maxime war, dass jedem, wer er auch sei, sein Recht gebühre. Er starb im Jahr 1123. Als er 1222 heiliggesprochen wurde, nahm die Stadt ihm zu Ehren den Namen Saint-Bertrand de Comminges an und wurde fortan zu einem wichtigen Wallfahrtsort, zu dem die Pilger in langen Schlangen den Berg hinaufstiegen.

  • Durch seine Mutter war Bertrand ein Enkel von Wilhelm III., Graf von Toulouse, und Vetter von Wilhelm IV. und Raimond IV. von Saint-Gilles.

Lugh „der Leuchtende“ oder „der Krieger“, eine Gottheit aus dem mythologischen Zyklus der Kelten. Städtenamen wie “Lugdunum” beziehen sich jedoch immer auf den Namen Lugos: Krieger. Die Gallier bezeichneten auch den als Orakel geltenden Raben als Lugos.

Relief eines dreigesichtigen Lugh (Foto aus dem Netz)

Das Forum von Lugdunum Convenarum war einer der größten des römischen Abendlandes!
Der Grund für die seinerzeitige Militärpräsenz (500 Soldaten) ist bis heute unbekannt.

Ein Blick auf die Ausgrabungen unterhalb des Hügels – die ehemaligen Römerthermen (Badeanlagen) des Forums. Das Forum war – der griechischen Agora entsprechend – der wichtigste Platz in einer römischen Stadt. (Foren waren mehr als “Marktplätze” im üblichen Sinn. Sie wurden auch für politische Kundgebungen und juristische Prozesse benutzt, die damals stets in der Öffentlichkeit stattfanden.)

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Lugdunum Convenarum – Verbannungsort des Herodes Antipas

Lugdunum Convenarum war, nach dem jüdisch-hellenistischen Historiker Flavius Josephus, der Verbannungsort des Herodes Antipas, Tetrarch in Galiläa.
(* um 20 v. Chr. in Judäa, † um 39 n. Chr. in Lugdunum Cenvenarum, Südgallien)

Zur Geschichte: Im Jahr 39 n. Chr. machte sich Herodes Antipas auf Betreiben seiner Frau Herodias* auf den Weg nach Rom, um von Caligula den Königstitel zu erhalten. Doch er hatte sich zu früh gefreut. Aufgrund von schweren Anklagen, die sein Neffe und Schwager Herodes Agrippa I. gegen ihn vorgebracht hatte, wurde er nach Südgallien in die Verbannung geschickt: Nach Lugdunum Convenarum, heute Saint-Bertrand-de-Comminges. Seine Frau Herodias – eine Tochter des jüdischen Prinzen Aristobulos – folgte ihm ins Exil, wo er auch starb; das genaue Todesdatum ist unbekannt. Im Anschluss an seinen Tod wurde sein Reich mit dem Gebiet des Herodes Agrippa vereinigt.

  • Bei einem Fest soll Herodes Antipas, entzückt über einen Schleiertanz seiner Stieftochter Salome, ihr einen Wunsch freigegeben haben. Nach der Bibel hat die Tochter der Herodias, angestachelt durch ihre Mutter, die Enthauptung Johannes des Täufers erbeten.

Die Kathedrale Notre Dame de Comminges

Trutzburgähnlich erhebt sich die Kathedrale Notre Dame mit ihrem markanten, stets von Dohlen umschwärmten Karreeturm über die Dächer der darunter liegenden Häuser.
Ein weiterer Bertrand, nämlich Bischof Bertrand de Goth – der spätere Papst Clemens V. (erster Papst in Avignon) – ließ Ende des 13. Jahrhunderts die Kathedrale erstmals vergrößern und zwar vom vierten Joch an im gotischen Stil. Umfangreiche Arbeiten, die erst von seinen Nachfolgern im Jahr 1352 beendet wurden.
Das Kirchenschiff wurde dann zu Beginn des 16. Jahrhundert ein weiteres Mal ausgebaut.

Das Portal mit der geheimnisvollen Inschrift: “Far, Miron et Aspron …”


Das Tympanon mit den Heiligen Drei Königen aus dem Morgenland, der Jungfrau Maria mit Kind und, rechts, dem Segen spendenden Bischof, stammt – wie auch der Turm – aus dem 11. Jahrhundert. Eine geheimnisvolle Inschrift lädt heute zum Schmunzeln ein. Es geht darin um die “wahren” Geschenke der Heiligen Drei Könige, nämlich FAR, MIRON und ASPRON!

Übersetzt: Weißes Mehl, Myrrhe und byzantinische Schlüsselmünzen aus dem 11. Jahrhundert! – also eine Art rückgreifender Anachronismus! 🙂
In den Arkadenbögen unterhalb stehen wie aufgereiht die Zwölf Apostel.

Die Kathedrale von Saint-Bertrand war eines der ersten Gebäude, die im Jahr 1840 von Prosper Mérimée* unter Denkmalschutz gestellt wurde. Seit 1998 gehören sie und die benachbarte kleine Kirche Saint-Just de Valcabrère zum UNESCO-Welterbe auf dem Jakobsweg.

  • Prosper Mérimée (Schriftsteller) wurde im Jahr 1831 zum Inspekteur der historischen Denkmäler Frankreichs ernannt, zur gleichen Zeit unternahm er ausgedehnte Reisen in französische Provinzen sowie nach Korsika, Italien, Spanien und Griechenland.

Der Kreuzgang – eine Symbiose aus Natur und Stein

Der romanische, unregelmäßig angelegte Kreuzgang bietet auf seiner Südseite einen herrlichen Ausblick auf die bewaldeten Berge. Auf den alten Kapitellen wimmelt es nur so von Darstellungen: Man entdeckt Adam und Eva (mit ihren streitbaren Söhnen Kain und Abel), Flechtwerke, Blüten, Ranken, Fabelwesen oder eine Eule mit ihrer Beute, ein Hahnenkampf und vieles andere mehr.
Einzigartig ist der sog. “Evangelistenpfeiler” – offenbar einer antiken Säulenstatue nachempfunden.

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Das Kircheninnere mit dem in Holz geschnitzten Lettner, dem Altar, der Orgel – und 66 phantasievoll geschnitzten Chorstühlen

Kurt Tucholsky, der auf dem Esel die Pyrenäen bereiste und Saint-Bertrand-de-Comminges besucht hat, schrieb über die Kathedrale später folgendes:

“Es ist eine alte Kirche mit einem verwitterten Portal. Innen steht ein Chor mit Holzstühlen und einer rechteckig herumlaufenden Holzwand. Es ist unfaßbar, was sie da gemacht haben. Es wimmelt von Figuren, Emblemen, Wappen, Köpfen, Körpern, Blumen und Gruppen. Keine Verzierung wiederholt sich auch nur einmal, alles ist bis ins letzte durchgearbeitet. … Es gibt da wilde Anhäufungen: indische Reminiszenzen; zwei Mönche, die sich um einen Bischofsstab streiten, sie haben Affenzüge und zerren am Stock, als ob sie sich damit sägen wollten, hervorragend unanständige Details; Apostel. Klappt man die Sitze hoch, so zeigt sich ein kleiner Untersitz, der aus einem Kopf besteht, und jeder Sitz hat seinen besonderen – es ist ganz erstaunlich. Adam und Eva sind zu sehen: man möchte die Konturen der Körper nachfühlen, so laufen die Linien. Ein Holzwunder, den Altar haben sie farbig zugerichtet; es soll zwanzigtausend Francs kosten, die Kolorierung und Vergoldung wieder abzukratzen….”

Ein Satz noch zu den “hervorragend unanständigen Details” (Tucholsky): 🙂
Es war angeblich dem ununterbrochenen Pilgerstrom geschuldet, dass im 16. Jahrhundert der damalige Bischof von Comminges, Jean de Mauléon, diesen prachtvollen Holz-Chor errichten ließ, der die Kanoniker streng vom Pilgervolk trennte. Man blieb wohl lieber unter sich! 🙂

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Der Altar du Saint-Sacrament – die Gegenstände des Allerheiligsten:
Schaubrote, Bundeslade, Menora, Opferaltar …
Dieses Kunstwerk wurde im Jahr 1621 durch Bischof Gilles de Souvre (Ritter des Ordens du Saint-Esprit) in Auftrag gegeben.

Cagotentür, Grüne Männer (Blattmasken) und ein stattliches Krokodil

Es waren tatsächlich echte Krokodile, die Kreuzzügler von ihren Reisen mitbrachten und sie als Votivgabe in den Kirchen aufhängen ließen, z.B. als Dank für die gesunde Heimkehr oder eine Errettung aus großer Not. Der Volksmund in Comminges hat sich seine Krokodil-Geschichte jedoch selbst gebastelt: Der Legende nach lebte in einem benachbarten Tal ein Monster*, das den Schrei von Kindern nachahmte, um diese anzulocken und zu verschlingen. Der Heilige Bertrand jedoch soll es mit seinem Bischofsstab niedergerungen haben. Es sei ihm noch bis in die Kathedrale gefolgt, dort jedoch verstorben.

  • Eine Geschichte, die an die Legende von der Zähmung der Tarasque durch die Heilige Martha erinnert.

Anmerkungen und weiterführende Links zum Anklicken:
In der
Eremitage/Collioure sind gleich zwei dieser Krokodile zu finden.
Näheres zum Thema Cagoten: s. mein Roman “Talmi”
Näheres zum
“Grünen Mann” s. mein Artikel hierzu.

Abschließend noch ein weiterer kleiner Bummel durch die malerischen Gassen von Saint-Betrand-de-Comminges …

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Übrigens: Saint-Bertrand-de-Comminges ist einer der Romanschauplätze in meinem Thriller “Blut.Rote.Rosen”.

Magische Orte in der Umgebung und Veranstaltungen

  • Auf dem Vorplatz der Kathedrale beherbergt das ehemalige Olivetan-Kloster ein Archäologiemuseum und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst.
  • Das 1975 gegründete Festival von Comminges rund um die Orgel der Kathedrale ist zu einem unumgänglichen Ereignis in der Region Midi-Pyrénées geworden. Jedes Jahr im August und September finden rund 20 Konzerte statt, die der geistlichen Musik (Orgel, Klavier, Kammermusik) gewidmet sind. Führende Komponisten und junge Musiker kommen zusammen, um an einem symbolträchtigen Ort Originalkompositionen zu erarbeiten und die Kultur in einer ländlichen Region lebendig zu halten.
  • Saint-Just de Valcabrère – ein sehenswertes Totenkirchlein ganz in der Nähe.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Taulis, Belpuig und SOPHIA, die Weisheit …

Ein Pyrenäenerlebnis der besonderen Art

Am 17. September 2013 machte ich mich von Prades aus auf den Weg nach Marcevol, um dort für meinen Thriller “Salamandra” zu recherchieren und einige Aufnahmen zu machen. Danach ging es weiter bergauf, Kehre um Kehre – bis nach Taulis, einen nur 50 Einwohner zählenden, verschlafenen Ort, der mit der Jakobsmuschel wirbt. Doch leider war die Kirche, die ich mir hatte ansehen wollen, verschlossen. Auf der Weiterfahrt in Richtung Prunet et Belpuig kam es dann zu einer “Pyrenäen-Begegnung der unheimlichen Art”, die übel hätte ausgehen können. Ich zockelte bergauf und hielt sofort rechts an, als sich eine Bergziegen-Familie anschickte, die schmale Straße zu überqueren. Plötzlich kam ein irrer Lastkraftwagenfahrer von oben mit hoher Geschwindigkeit um die Kurve gebrettert. Direkt auf die Tiere zu. Ich rechnete schon mit dem Schlimmsten, doch das riskante Ausweichmanöver, das der Fahrer vollzog, gelang. Die armen Ziegen hingegen waren nach diesem Beinahe-Unfall unübersehbar fertig mit der Welt! Die Vorhut, die sich mit einem mutigen Satz in Sicherheit gebracht hatte, kauerte keuchend in den Felskuhlen auf der anderen Straßenseite, während die Nachzügler mitten auf der Straße liegenblieben, ebenfalls laut schnauften und sich nicht mehr vom Fleck bewegten. (Vielleicht dankten sie ja in diesem Moment dem “Hörnergott Cernunnos” für ihre Rettung, wer weiß! 🙂 )
Der Laster war längst in Richtung Tal verschwunden, ich stand und wartete. Aber ich hatte es nicht eilig. (Habe ich auf Reisen eigentlich nie.) Ich befürchtete nur, dass sich ein weiterer Irrer von oben auf den Weg ins Tal machen könnte. Aber alles blieb ruhig. Es dauerte seine Zeit (eine gute halbe Stunde) bis sich die Tiere vom Stress erholt hatten. Dass sich schließlich die Leitziege bei mir für meine Geduld bedankte, indem sie sich – in Fotopose! – direkt vor meinen Wagen stellte, bevor sie mit ihrer Entourage davonjagte, entschädigte mich für den Schrecken, den dieser unverantwortliche Fahrer uns eingejagt hatte.

Prunet et Belpuig – ein Besuch bei der “Heiligen Geistin”

Prunet-et-Belpuig ist eine ähnlich kleine Gemeinde wie Marcevol und Taulis. Alle drei Orte liegen in Südfrankreich, im Département Pyrénées-Orientales, in der Region Okzitanien. Belpuig gehört zum Arrondissement Prades und zum Kanton Le Canigou. Mein Ziel war die romanische Kapelle de la Trínité, von der ich gelesen hatte und deren Ursprung in der Mitte des 10. Jahrhunderts liegt.

Die Dreieinigkeit von Prunet et Belpuig: Vater, Sohn und “Heilige Geistin”



“Sophia, die Göttin der Weisheit und des Anfangs”, so heißt es, soll bereits vor der Schöpfung existiert haben und zwar “in der Finsternis des Chaos, das schwarz ist”. 
So erklärt es ein christliches Traktat aus dem 3. Jahrhundert mit dem Titel “Vom Ursprung der Welt”.
Sophia galt somit den Urchristen als die Repräsentation des Heiligen Geistes, der “auf dem Wasser schwebte” und “Licht in die Welt” brachte, als es “finster auf der Tiefe” war (Genesis, 1,1).

(Auch in Deutschland lässt sich eine “Heilige Geistin” finden, nämlich in Urschalling (Chiemsee). Sie wurde im Jahr 1923 entdeckt. Die Zeitschrift “efi” schrieb 2007 darüber: “Es ist eine Einladung zur Meditation über das weibliche Göttliche, Assoziationen zur göttlichen Weisheit – Sophia – liegen nahe.”)

Die Romanische Madonna von Belpuig mit buddhistischer Fingerhaltung

Die Romanische Madonna von Belpuig trägt Rot, ein Zeichen des Alters der Figurine vermutlich aus dem 11./ 12. Jh., als es sich noch nicht durchgesetzt hatte, Maria im blauen Gewand als göttliche Himmelsmutter darzustellen.
Romanische Madonnen haben oft übergroße und mitunter weißbemalte Schutzhände, s. mein Artikel über Le Puy. Diese Hände werden “Hände des Lichts” genannt.
Die Romanische Madonna von Belpuig hingegen (rechts im Bild) tanzt diesbezüglich aus der Reihe:
Ihre merkwürdige Fingerhaltung – ein aufmerksamer Leser hat mich verständigt –  entspricht wohl dem Hongsasya-Mudra der Buddhisten –was nicht so abwegig ist, wie es sich anhört: Der Ursprung des Glaubens der christlichen Katharer (11.-13. Jh.) geht nachweislich auf den persischen Propheten Mani zurück, der im 3. Jh. n. Chr. das Denken von Zoroaster, Buddha und Jesus zusammengefasst hat.



Im Jahr 2015 entdeckte ich eine weitere Madonna mit einer ähnlichen Finger- oder Handhaltung (Daumen berührt Zeigefinger) und zwar in Ainsa, einer sympathischen nordspanischen Kleinstadt in der Provinz Huesca/Aragón, umgeben von herrlichen Felsformationen: Der alte Ortskern mit seinem Hauptplatz (Plaza Mayor) wurde als Kulturgut eingestuft. Die Romanische Madonna steht in der 1183 geweihten ehemaligen Kollegiatskirche Santa Maria.

Foto links – die Mudra-Geste (wie bei einer tantrischen Tänzerin)

Vielen Dank für Ihr Interesse!