Collioure – die Eremitage

Im Hinterland von Collioure liegt eine alte Einsiedelei – die Eremitage de Consolation – deren Ursprung auf das 10. – 12. Jahrhundert zurückgeht. Der idyllisch gelegene Ort ist mit dem Auto – aber besser noch zu Fuß über den alten Pilgerweg erreichbar, der durch die Weinberge von Collioure führt und eine herrliche Panoramasicht bietet.

Die alte Einsiedelei besteht aus drei Gebäuden, von denen eines bewirtschaftet ist. Der schattige Innenhof, in dem sich Hühner, Schafe, Ziegen, aber auch Esel aufhalten, lädt zur Rast ein.

Hier der etwas versteckte, unscheinbare Eingang zur Kapelle, deren Tür aber stets geöffnet ist … Eintritt frei.  Man sollte allerdings einige Euro-Münzen in der Tasche stecken haben, wenn man nicht im Dunkeln stehen will.

Wie wichtig den Menschen in und um Collioure das Meer und die Fischerei war, sieht man am nächsten Bild: Ein Schiff baumelt von der Kapellendecke!

Ein wahres Sammelsurium an Bildern und Heiligenfiguren …

… und an Votivgaben, wie z.B. von Kreuzfahrern oder anderen Fernreisenden mitgebrachte Krokodile – als Dankesgabe für die Errettung aus der Not:

Die im Süden Frankreichs schon fast obligatorische “Schwarze Witwe” (s. mein Roman “Die Affäre C.”) fehlt auch hier nicht:

Ein Rätsel?
Lange Zeit wusste ich tatsächlich nicht, was es mit dem Römischen Soldaten (nächstes Foto) auf sich hatte:

Aber: “Nichts ist so schwierig, als dass es nicht durch Nachforschen aufgespürt werden könnte”, sagt Terenz, und er hat recht:

Es handelt sich um den Heiligen Expeditus, den Anführer einer römischen Legion, der unter Diokletian (4. Jh) für seinen Glauben gemartert wurde. Auf dem Kreuz, das er in der Hand hält, steht das für ihn als Christen wichtige “Hodie” – was “heute” bedeutet.

Mit dem Fuß hingegen zertritt der Heilige Expeditus den Unglücksbringer – einen heidnischen Raben, der “Cras, Cras” schreit – was “morgen, morgen” heißt.

Möglicherweise steckt hinter der Rabengeschichte der alte Mithraskult, der im Römischen Reich weit verbreitet war In ihm spielte der Rabe – das Symbol für den 1. Grad der Weihe – eine wichtige Rolle.(Anmerkung: Im Jahr 1906 wurde der Heilige Expeditus von Rom aus dem Heiligenkalender gestrichen.)

(Abbildung: Mithras begleitet vom Raben, links oben. Fresko mit Stiertötungsszene aus dem Mithräum in Marino, 2. oder 3. Jahrhundert)

Die Eremitage von Collioure ein heidnischer Kultort?

Der Legende nach befindet sich die Einsiedelei von Collioure tatsächlich auf einem alten heidnischen Kultort. Nachstehend – voilá – das Foto der ursprünglich Neptun geweihten Quelle:

Danke für Ihr Interesse und

Au revoir!

 

Übrigens: Die Burg von Collioure und die hier vorgestellte Einsiedelei werden in meinem Roman “Sancha: Das Tor der Myrrhe” thematisiert.

 

 

 

 

Carcassonne – die Retter

Meinen historischen Roman ALIX – Das Schicksalsrad habe ich drei Männern gewidmet, die Carcassonne vor dem endgültigen Verfall bewahrt haben.

Es sind dies:

 Eugène Viollet-le Duc

Eugène Emmanuel Viollet le Duc:
1814-1879, französischer Architekt, Restaurator mittelalterlicher Kirchen und Kathedralen, gilt – gemeinsam mit Prosper Mérimée als Begründer der historischen Denkmalpflege im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Rekonstruktion und Restauration Carcassonnes. Weitere Objekte: Kathedralen in Toulouse, Amiens, Clermont-Ferrand und Lausanne, sowie Profanbauten. Seine Arbeiten sind allerdings nicht unumstritten.

Jean-Pierre Cross-Mayrevieille

Jean-Pierre Cross-Mayrevieille:
Bürger Carcassonnes, wird als Retter Carcassonnes bezeichnet, richtete 1836 die Aufmerksamkeit der Regierenden auf die zerfallenden Bauwerke. 1840 Beginn der Wiederherstellungsarbeiten an der Kathedrale St. Nazaire; später – nach Streichung der Mittel – erneute Intervention.

Prosper Mérimée

Prosper Mérimée:
1803-1870, Rechts- und Sprachwissenschaftler, Senator, Schriftsteller, arbeitete in verschiedenen Ministerien in Frankreich (Marine, Handel usw.), 1834 Inspektor für historische Denkmäler; reiste durch Frankreich auf der Suche nach restaurierungswürdigen Denkmälern; 1844 Aufnahme in die Académie Francaise; für seine Verdienste mit dem Kreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet. Berühmt auch für seine Novellen.

Von Viollet le Duc existiert ein Buch aus dem Jahr 1888 “La Cité de Carcassonne” (Aude) mit schönen Aufrisszeichnungen, die er während der Restaurierung der verschiedenen Türme angefertigt hat.

Es wurden ca. 1300 Arbeiter benötigt, schreibt Le Duc, um die Barbakanen und Außenforts (19 Türme!), die Innenforts (34 Türme!),  die Tore, die Kathedrale und das Schloss – das Palatium der ehemaligen Vizegrafen (10 Türme!) – sorgfältig herzurichten. Nicht wenige Arbeiter waren stolz darauf, die Stadt des ruhmreichen Raymond-Roger Trencavel wieder mit aufbauen zu dürfen.

Viollet Le Duc hat sich auch intensiv mit den ehemaligen Verteidigungsanlagen beschäftigt:

 

 

My fantasy is my castle

Elne

… die alte Hauptstadt der Illiberer,  von  571  – 1602 Bischofssitz des Conflent und Roussillon (nach der Chronik des Jean de Biclar), an der Pilgerstraße gelegen und flankiert von schneebedeckten Pyrenäenausläufern … (Fotos HLK 2009)

Der Name geht auf die Heilige Helena zurück. Ich zitiere Helmut Domke: ” … der bildschönen südgallischen Stallmagd, die dem nachmaligen Kaiser Constantius Chlorus seinen Erben, Konstantin, schenkte …”
Im Ort gibt es heute den Place Héléne und eine Rue Constantin.

Die Kathedrale  trägt den Namen Santa Eulalia (kindhafte Märtyrerin Barcelonas)

Die Kathedrale bildet mit dem Kloster gewissermaßen einen Verbund.

Der Kreuzgang gilt als einer der schönsten Südfrankreichs:

Überall im Roussillon trifft man auf sie – die sog. Schwarzen Witwen, auch hier in der Kathedrale von Elne:

In meinem Roman “Die Affäre Calas” habe ich auf sie Bezug genommen, S. 175, die Vorbereitungen zum Karfreitags-Umzug:

“Sieh nur, Sandrine, die ersten Schwarzen Witwen!”, raunte mir Henri unauffällig zu. Und tatsächlich: Wie von Zauberhand waren sie aufgetaucht, halbmannshohe Puppen, in Trauer gekleidet, das Haupt verhüllt mit einer Spitzenmantille, sieben silberne Schwerter auf der Brust aufgenäht … Wir traten näher. Ein schmales, edles, sehr junges Gesicht …, die Hände zum Gebet gefaltet … Vor ihr, auf einem schwarzen Polster liegend, der tote Jesus, ihr göttlicher Sohn.”

Zum Thema Karfreitagsschmerz/Umzüge – ein sog. Outragekreuz mit den Folterwerkzeugen, Geißeln usw.

Eher erheiternd fand ich hingegen einen kleinen, namenlosen Heiligen, der einsam und verlassen in einer Ecke der Kathedrale herumstand und aussah, als ob er gleich abheben und davonfliegen wollte. Ohne Umweg in den Himmel?

Auch die Templer haben hier ihre Spuren hinterlassen. An vier gegenüberliegenden Säulen (im hinteren Karree der Kathedrale) finden sich ihre Kreuze.

In meiner frühen Kindheit trugen die kleinen Jungs sog. “Teufelsmützen”, aus bunter Wolle gestrickt.
Dieser Mann – im Klosterbereich der Kathedrale – hatte zu Lebzeiten aber wohl eine Tiara auf seinen Kopf:

Die herrliche Skulptur trägt die Handschrift des Katalanen Raimond von Bianya; in Arles-sur-Tech – das habe ich später entdeckt – hat Bianya einen ähnlichen Bärtigen mit gleicher Handhaltung dargestellt.

Nicht etwa an den Haaren herbeigezogen (oder fränkisch “gezöbelt”), sondern kunstvoll von Engeln als Mumie eingewickelt wurde ein gewisser Feran del Soler. Ein weiteres Werk des o.g. Katalanen.

Es gäbe noch viel zu zeigen von Elne; ich möchte mich aber auf einige wenige Kuriositäten beschränken – solche, die man für gewöhnlich in den Reiseführern nicht findet:

Den nachfolgenden kleinen Kopf  habe ich erst bei meinem dritten Besuch der Kathedrale entdeckt: Er ist ganz unten am Holm des großen Passionskreuzes angebracht, und stellt m. E. den Teufel dar – besiegt vom Kreuz. Nun, die Sache scheint ihm Sorge zu bereiten, wenn man sich seine Stirn betrachtet – gefurcht wie eine Gewitterwolke!

Und hier – voila – meine ganz persönliche “Baphomet”-Entdeckung (Klostermuseum zu Elne, ohne weitere Erklärung). Auf Befragung erntete ich einzig Schulterzucken …

Wie erbauend ist doch jedes Mal – nach soviel Teufelei – der Anblick dieses prachtvollen Oleanderbaumes, wenn man das Kloster verlässt …

Helene L. Köppel

My fantasy is my castle

Pérouges

Ein guter Freund, Markus Menzendorff, hat mich vor Jahren auf Pérouges aufmerksam gemacht, einen auf einem Hügel gelegenen kleinen Ort – ca. 30 km von Lyon entfernt – der sich hervorragend als Zwischenübernachtungs-Station auf der Reise nach Südwestfrankreich eignet. Seine mittelalterliche Prägung macht dieses Dorf immens reizvoll und ich schlendere seitdem immer wieder gerne durch die Gassen – auf der Suche nach Inspirationen und neuen Entdeckungen!

Es überrascht wohl niemanden, dass Pérouges als Kulisse für “Die drei Musketiere” und andere Filme herhalten musste.


Alte Bauart: Die Steine sind gegenständig aneinandergereiht – wie Körner in den Ähren.

Entdeckt in der Kirche St. Madeleine: Eine – aufgrund ihrer mürrischen Darstellung – faszinierende Madonna aus dem 14. Jahrhundert; das Kind hingegen hat der Künstler mit einer lustigen Pinocchio-Nase ausgestattet.

Achtung zwei Warnhinweise:
1. Kopfsteinpflaster! Man sollte solides Schuhwerk tragen, wenn man in Pérouges herumschlendert!
2. Suchtgefahr! Naschkatzen kommen voll auf ihre Kosten (Spezialität knusprige Galettes, die mit Kirschsoße und Sahne serviert werden)

(Autorin, satt, müde, glücklich)