Leseprobe “Adieu, Marie! – Die Briefe”

Klappentext

Kurze Leseprobe

»Als ich Bérenger Saunière kennenlernte«, vertraute Marie im Frühjahr 1886 ihrem Tagebuch an, … »den Mann, der mich zur Mitwisserin eines unbegreiflichen Geheimnisses werden lassen sollte, war ich gerade achtzehn Jahre alt …«

Wie die Zeit vergeht! Heute, am 12. August 1920, feiert Marie ihren zweiundfünfzigsten Geburtstag – und Bérenger ist schon drei Jahre tot. Um ihren Festtag nicht allein verbringen zu müssen, hat sie ihre langjährige Freundin Henriette nach Rennes-le-Château eingeladen. Henriette hat das Herz auf dem rechten Fleck. Mit Henriette kann Marie über fast alles reden. Doch wie redet man über Ereignisse, die einen selbst in den Grundfesten erschüttert haben? Marie wird sich, bei aller Vertrautheit, vorsehen müssen. Aus leidvoller Erfahrung weiß sie, dass ein einziges unbedachtes Wort Folgen nach sich ziehen kann. Sie braucht nur zurückzudenken, etwa an Bérengers Beichtvater, der sogar für einige Zeit im Irrenhaus saß. Und einer reicht, findet Marie noch immer, grundgütiger Himmel!
Faust und Pomponnette schlagen an …
Maries Herz klopft schneller. Sie nimmt die Schürze ab, zupft an der weißen Bluse mit der Hohlsaumstickerei am Kragen, streicht den grauen Rock glatt. Dann eilt sie aus dem Haus, die Tür hinter sich zuschlagend. Und wahrhaftig – Henriette ist schon in Sicht, umkreist von den aufgeregten Hunden. 
„Huhuu!“ Marie schwenkt die Arme und eilt ihr entgegen.

Henriette lässt den Tragkorb von den Schultern gleiten und winkt zurück. Dann nimmt sie ihren Strohhut ab. Es ist der von früher, erkennt Marie beim Näherkommen, der mit den rot- und schwarzlackierten Kirschen. Und schon liegen sich die beiden Frauen in den Armen und drücken sich die obligatorischen „Bises“ auf die Wangen. 
Welch eine Freude!“, sagt Marie; ihre Augen leuchten.
Schwer atmend meint Henriette, der Aufstieg nach Rennes habe sie fraglos einiges an Kraft gekostet. Gleichwohl strahlt auch sie – um nach dem Gratulieren sogleich Maries schlanke Taille zu bewundern: „Tadellos,
ma chère! Wie gelingt dir das nur!“
Marie schmunzelt. „Und du? Du hast dich doch auch kaum verändert!“, sagt sie fröhlich. 
Frohgemut machen sie sich auf den Weg hinauf zur Orangerie, wo Marie vorhin schon für das Kaffeetrinken eingedeckt hat. Der Kies knirscht unter ihren Füßen … Doch als Marie feststellt, dass Henriette kaum Schritt mit ihr halten kann und beim Plaudern noch immer schwer atmet, bleibt sie im Parkschatten vor einer der Bänke stehen, damit sie sich hinsetzen kann. Sie selbst nutzt die Pause, um die Hunde für ein paar Stunden in den Zwinger zu sperren.

„Eine Frage, meine Liebe“, sagt Henriette, als Marie sich wieder bei ihr einfindet. „Du verwendest die Rufnamen der alten Hunde? Aus Gewohnheit? Oder hat das Saunière so verfügt?“
„Mon Dieu, du bist von hier, du kennst das doch!“, antwortet Marie mit einer wegwerfenden Handgebärde. „In Rennes geht es immer um die Gegensätze und die Tradition: Faust, so schwarz wie der Pudel, der sich in einen Teufel verwandelt, mit dem er dann einen Pakt eingeht – und Pomponnette, so weiß wie ein unschuldiges Gänseblümchen. Aber, unter uns – pst! –, es soll auch ein berühmtes Lokal in Paris geben, das diesen Namen trägt, und …“, Marie schnappt nach Luft. Vor lauter Freude über ihren Besuch hat sie viel zu schnell geredet. „Und Tradition ist eben die Weitergabe des Feuers!“, setzt sie gewichtig hinterher. „Das ist von Jean Jaurès!“
„Jaurès? Den sie in Paris erschossen haben?“
Marie nickt.„Als er vor dem Krieg warnte, ja. Vor einem schrecklichen Völkermord. Und hat er nicht recht behalten?“

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Zum Artikel “Rennes-le-Château – ein Romanschauplatz vom Feinsten!”

Zur Leseprobe von Band 1: “Marie, die Erbin des Grals”








Mein Thriller “ABKEHR”

Hervorgehoben

“ABKEHR” ist mein zwölfter Roman – und zugleich das (in sich abgeschlossene) spannende Finale meiner SÜDFRANKREICH-thriller. Die fiktive Story um die “Kinder der Bösen”, um unheilige Allianzen und wechselseitige Schuld ist im Künstlermilieu angesiedelt. Die Handlung spielt im Hier und Jetzt – genauer im Jahr 2019, also noch vor Corona. Eine kleine Vorgeschichte (im Roman “die alte Sache” genannt) reicht jedoch bis in das Jahr 1944 zurück.
Schauplätze sind Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko.
Inspiriert haben mich beim Schreiben ein längerer Aufenthalt vor drei Jahren in
Salamanca (einer der Romanschauplätze) sowie ein Gedicht von Bertolt Brecht: “Die Maske des Bösen” – in dem es in der letzten Zeile heißt: “Wie anstrengend es ist, böse zu sein!”

Salamanca 2019

Kurzer Inhalt

“Ich, ganz arglos, tat es, im Glauben, es sei so.”

Berlin 2019. Ein nasskalter Apriltag. Die Malerin Laura Tillby freut sich auf ihre bevorstehende Hochzeit mit dem Galeristen Wolf van der See. Aber es kommt anders. Wolf und sein prominenter Vater werden unversehens verhaftet. Um dem Presserummel zu entgehen, legt man ihr nahe, Deutschland zu verlassen. Ihre Flucht führt sie bis nach Salamanca. Doch die Sicherheit in dieser lebendigen spanischen Stadt ist trügerisch.

Der Roman hat 408 Seiten und ist in drei Abschnitte unterteilt: Zweifel, Schuld und Abkehr.
Neben den Hauptfiguren Laura Tillby und Wolf van der See, die die Geschichte tragen, ermittelt nun zum letzten Mal “mein” Kommissar aus Toulouse, Maurice Claret. Ihm zur Seite steht wieder die bodenständige Nürnbergerin Steffi Conrad. Claret und Steffi sind seit “Die Affäre Calas” fester Bestandteil in meinen Gegenwartsromanen.

Salamanca, 2019

Kleine Leseprobe

“Sie betrat den Balkon, weil Wolf mit einem wichtigen Kunden aus Mailand telefonierte. Die Tür zog sie bis auf einen kleinen Spalt hinter sich zu. Atmete tief durch. Schneeluft und ein aschefarbener Himmel über Berlin. Fröstelnd schloss sie den Reißverschluss ihrer weißen Fleece-Jacke und stellte den Kragen hoch. Da vernahm sie von innen das Schleifen der Schiebetür, eilige Schritte, dann die gepresste Stimme ihres Schwiegervaters in spe: »Leg auf! Hast du es ihr schon gesagt? Laura muss raus aus Berlin. Noch heute. Es wird ernst!«
Laura stockte der Atem. Was redete Fritz da? 
Wie angewachsen blieb sie stehen. Legte den Kopf schräg. Lauschte. Doch jetzt vernahm sie nur noch Gemurmel.
Raus aus Berlin? Sie? Sollte sie nicht besser reinplatzen und Fritz zur Rede stellen? Sie zögerte … Fritz, der immer nur schneckenbraune Anzüge trug, hatte nichts Sympathisches an sich. War launisch. Besser man ging ihm aus dem Weg. Aber raus aus Berlin? Drei Wochen vor der Hochzeit? Die mit allem Pipapo stattfinden sollte? Für die allein dreihundert Einladungen bereits verschickt waren? Niemals. Nein, eine solche Blöße würden sich die van der Sees nicht geben. Die Aufregung hing vielleicht mit der Fusion zusammen … Hatte ihr Bruder wieder Mist gebaut? Was schrieb Fabian ihr heute morgen:
Unter uns: Bin weg. Später mehr. Pass auf dich auf! … Was bedeutete das: Bin weg! Bin mal kurz weg? Zigaretten holen? … Es wird ernst, hatte Fritz gesagt – und komisch, es hatte geklungen, als ob’s ums nackte Überleben ginge.
Ihre Füße waren schon kalt. Sie wippte auf und ab. Krümmte und streckte die Zehen. Lauschte wieder. Die beiden redeten noch immer. Angespannter Tonfall. Verflixt, und sie fror sich hier draußen den Hintern ab und malte sich den Schrecken aller Schrecken aus! Aber nein, die Hochzeit
fand statt! Wolf würde seinen Vater schon wieder auf Linie bringen. Das, was sie beide, Wolf und Laura, verband, war Liebe. War mehr als … Fritz.
Sie hatte Wolf erst im Mai letzten Jahres kennengelernt. In Hamburg. Auf der Beerdigung ihres Vaters. Sein Auftauchen hatte alle überrascht. Sie vor allem, und das aus gutem Grund: Wolf sah aus wie Otto Dix, einer ihrer Lieblingsmaler. Die gleichen blonden Stirnfransen, der skeptische Blick, die kraftvolle Nase – und dieser leicht trotzig wirkende, sinnliche Mund, eingerahmt von zwei markanten Furchen, die sich bis zum Kinn hinabzogen.
Alle Untiefen des Lebens muss ich selber erleben, hatte Otto Dix bei seinem Kriegseintritt im Jahr 1915 gesagt. Steckten jetzt Wolf und sein Vater in irgendwelchen Untiefen fest?”

Salamanca, Rio Tormes, 2019

Eine augenzwinkernde Bemerkung zum Romanende: Abkehr vom “Bösen” bedeutet selbstverständlich nicht, dass meine Romanfiguren zukünftig nur “Gutes” tun, wie auch die Abkehr von einer “Romanreihe” nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Autorin den Stift für immer beiseite legt!

Ich wünsche Ihnen einige spannende Lesestunden mit “ABKEHR”!
Ihre
Helene L. Köppel

Ausgaben: Taschenbuch 408 Seiten, ISBN: 9 783756 886210, 20.– Euro
E-Book Kindle
ASIN ‏ : ‎ B0BNLWB4S6, 6.99 Euro

Die erste Rückmeldung einer Leserin aus Frankreich:
“… Spannend und gut recherchiert; diese ganzen geschichtlichen und politischen Hintergründe lebendig geschildert. Faszinierend!! Félicitations!!

LESEPROBE “Knotenstricker”

(Romanschauplatz Schweden)

„Knotenstricker“ ist ein pechschwarzer Psychothriller mit Südfrankreich- und Schwedenflair, in dem es um mehr geht, als um Plagiat, Rache und gestörte menschliche Wahrnehmung.

LESEPROBE

Unbegreiflich eigentlich, dass es Tage gibt, an denen einfach alles schief läuft! Zuerst war beim Einsteigen in den Zug ein kurzer heftiger Platzregen niedergegangen, der sich anhörte, als ob Millionen kleiner Glaskugeln auf das Dach des Waggons prasselten. Dann hatte sich Annrose Pfeifer, nass bis auf die Haut, mit ihrem Trolley durch die verstopften Gänge gequält, nur um kurz darauf festzustellen, dass ihr reservierter Sitzplatz bereits belegt war: Eine junge Mutter mit Kleinkind, beide ebenfalls sichtlich durchnässt, sah sie derart verzweifelt an, dass sie ihr bedeutete, sitzenzubleiben. Sie würde sowieso gleich umsteigen müssen, sagte sie, sie wolle nach Genf.
Aufatmend lehnte sie sich im benachbarten Gepäckabteil mit dem Rücken an die Wand und trocknete sich mit Papiertaschentüchern behelfsweise Gesicht und Haar. Ihre Frisur war vermutlich im Eimer und ihr neuer, hellgrauer Businessanzug roch ganz sicher so muffig-feucht wie die Boucléjacke der älteren Dame neben ihr. Beunruhigend fand sie es auch, dass der Zug nicht pünktlich weiterfuhr. Sie hatte doch beim nächsten Zwischenstopp in Saarbrücken nur fünf Minuten Zeit zum Umsteigen. Und tatsächlich rauschte ihr der Anschlusszug vor der Nase weg, und sie musste fünfzig Minuten auf den nächsten warten. Damit rannte ihr aber auch die Zeit davon. Sie hätte auf Robert hören und einen früheren Zug nehmen sollen!
Schließlich, als wenn es mit den Pannen an diesem Tag noch nicht reichen würde, verstauchte sie sich, der Eile geschuldet, im Bahnhof Genf-Cornavin den linken Knöchel. Das jedoch fand sie nun fast schon wieder zum Lachen.

Leicht hinkend, die Kleidung klamm, verließ Annrose den Bahnhof durch den Haupteingang. Doch bereits unter dem Vordach blieb sie abrupt stehen. Verdammt, der Tag war tatsächlich wie verhext: Auch in Genf schüttete es wie aus Gießkannen!
Sie zog die Einladungskarte aus ihrer Umhängetasche: Hotel Warwick, Rue de Lausanne 14, 1201 Genève, Schweiz, Beginn 20 Uhr. Zimmer reserviert.
Ein Blick auf die Bahnhofsuhr, dann humpelte sie mitten durch den Regen zum Taxistand. Der erste Chauffeur, den sie fragte, deutete auf ein in der Nähe befindliches hohes Gebäude. »Das Warwick schaffen Sie besser zu Fuß«, meinte er.
Besser zu Fuß? Na, dann … Annrose überquerte todesmutig die stark befahrene Straße und ratterte kurz darauf mit ihrem Rollkoffer in die elegante Lobby des Hotels.
Auf dem Weg zur Rezeption kam ihr ein junger Mann in einer verwaschenen orangeroten Jeansjacke und mit geschultertem Rucksack entgegen. Sie wollte ausweichen und – was hatte sie erwartet, an einem Tag wie diesem? – natürlich wich er zur selben Seite aus! Der zweite Versuch, nun nach der anderen Richtung, scheiterte ebenfalls.
»Sorry«, japste sie, während ihr die Regentropfen in den Nacken liefen, »meine Schuld, bin in Eile!«
»Aber nein, meine Schuld«, sagte er lachend und ließ ihr den Vortritt.
Annrose trat an den Tresen und nannte ihren Namen. Während der Rezeptionist seelenruhig den PC befragte, nahm sie aus den Augenwinkeln heraus wahr, dass der junge Mann, mit dem sie beinahe kollidiert wäre, plötzlich schräg hinter ihr stand. Hatte er nicht schon eingecheckt? Irritiert drehte sie sich nach ihm um. »Ja, bitte?«
»Literatur-Agentur Valtus?«, fragte er, kaugummikauend. Er war nicht viel größer als sie, vielleicht einsfünfundsechzig, zierlich gebaut, dunkelhaarig, ein mediterraner Typ.
Sie nickte erleichtert. »Sie etwa auch?«
»Bien sûr! Dann sind wir wohl Kollegen. Können wir uns duzen? Ich bin Danilo. Danilo Plonsky. Schon von mir gelesen?«
Annrose stutzte, lachte aber dann, weil er ihr zuzwinkerte. »Leider nein!« Sie nahm ihr Zimmerkärtchen entgegen und stellte sich ihm ebenfalls namentlich vor.
Ein erschrockener Blick auf die Uhr, und sie stürmten gemeinsam in Richtung Aufzug.
»Welches Stockwerk?«, fragte er, die Hand bereits auf der Schalttafel mit den Knöpfen.
»Sechstes«, antwortete sie. »Hoffentlich dauert es nicht ewig … Mein Zug hatte ein Problem, und dann noch der verdammte Regen heute!«
»Mach dich nicht verrückt«, meinte er. »Wir verpassen höchstens das Champagnersüppchen. Wollen wir nachher zusammen zum Empfang gehen? Sagen wir, in dreißig Minuten? Schaffst du das zeitlich? Mit der … Frisur und so?«

Sie zögerte nicht eine Sekunde. »Aber ja!«, sagte sie dankbar.

(444 Seiten, Taschenbuch- und E-book-Ausgabe im BOD-Verlag und/oder
im Buchhandel + Amazon erhältlich.)

Die ERSTAUFLAGE im Jahr 2019 erschien unter dem Pseudonym
“Hannah Miller”

ERSTE LESERSTIMMEN:

“Ein entwaffnend ehrlicher Thriller, auch was das Ende betrifft!”
***
“Ein wundervolles Verwirrspiel, das die Autorin hier betreibt und das verdient hier von mir ganz klar die vollen 5 Sterne.”

LESEPROBE “Béatris – Kronzeugin der Inquisition”

Hervorgehoben

Klappentext

»Etwa ein Jahr nach dem Tod meines Mannes wollte ich in der Kirche von Montaillou zur Beichte gehen. Als ich vor Pierre Clergue kniete, sagte er zu mir, dass er in der Welt keine Frau kenne, die ihm soviel bedeute wie ich …«
(Béatrice de Planissoles, Zeugenaussage im Jahr 1320)

Um den ketzerischen Sumpf im Pyrenäenvorland endgültig trockenzulegen, lädt der Bischof von Pamiers die ehemalige Kastellanin von Montaillou vor. Die noch immer schöne und lebenslustige Béatris soll ihren früheren Geliebten, den Pfarrer Pierre Clergue, belasten. Er gilt als »Wolf im Schafspelz«, weil er als Katholik ketzerische Thesen vertritt und ein Netz von Günstlingen über die Gegend gespannt hat.
Wird es dem Bischof gelingen, das aus Béatris herauszupressen, was sie so geschickt vor ihm zu verbergen sucht?

Nach einer wahren Geschichte, die sich im 14. Jh in einem abgelegenen Winkel der Pyrenäen zugetragen hat.

Kurze Leseprobe

Car greu es pros dona c’adés
hom calque drut no li.n devi.

Eine Frau kann kaum edel sein,
wenn man ihr nicht stets irgendeine
Liebesbeziehung zuschreiben kann.

(Raimon Vidal de Besalú, 13. Jh, Troubadour)

(Montaillou, im Jahr des HERRN 1297)

Ich war Anfang zwanzig und zum vierten Mal schwanger, als ich am Sonnwendtag auf die Wehrplattform des Donjons stieg, um von oben einen Blick auf die Wiese der Comba del Gazel zu werfen, die zu dieser Zeit geradezu übersät war von blauem Enzian und gelben Lilien. Mit einem Mal hörte ich hinter mir ein Geräusch. Ich drehte mich um und blickte in die schwarzen Wieselaugen von Raymond Roussel, dem Verwalter unserer Burg. Er trug ein weißes Leinenhemd und grüne Beinlinge, an denen Hundehaare hingen. Unbemerkt hatte er sich die Wendeltreppe heraufgeschlichen.
»Steigt Ihr mir nach, Raymond? Oder was sucht Ihr hier oben«, fragte ich ihn mit fester Stimme.
Er blieb auf der letzten Stufe stehen, druckste eine Weile herum. Dann jedoch meinte er, er müsse mit mir reden. Es sei ernst.
Ich erschrak. »Geht es um meinen Gemahl? Kam ein Reiter aus Foix? Es ist ihm doch nichts zugestoßen?«
Er schüttelte den Kopf, und dann brach es aus ihm heraus: »Lasst uns nicht um den heißen Brei herumreden, Donna Béatris. Dass man Euch die Knaben wegnahm, war Unrecht. Euer Gemahl hätte Euch das nicht antun dürfen. Und es sind doch auch seine Söhne! Tag um Tag, Stunde um Stunde, musste ich zusehen, wie Ihr unglücklicher wurdet. Dabei seid Ihr noch so jung, und der Herr … nun, er hat die Fünfzig schon überschritten. Außerdem lässt er Euch ständig allein, ist in Geschäften unterwegs.«
Ich runzelte die Stirn. »Ihr sprecht in Rätseln, Raymond!«
»Nun, jeder in Montaillou weiß, dass Eure Familie zu den Guten Christen hält, nicht wahr? Wir beide haben ähnliche Wurzeln. Ich gehöre ebenfalls zu den Katharern, insgeheim.«
Ich bekam ein flaues Gefühl im Magen. In ganz Montaillou wäre es niemandem in den Sinn gekommen, mit mir über die Glaubensvorstellungen meiner Familie zu reden. Privates aus der Vergangenheit war tabu. Weder die Benets, noch die Rives oder gar die Clergues hätten sich so weit hervorgetraut. Ich fühlte mich den Dörflern zwar zugehörig, aber ich war für sie die Kastellanin, wurde von ihnen respektiert.
»Weshalb erzählt Ihr mir das, Roussel? Ihr wisst doch, es ist gefährlich, darüber zu reden.«
Roussel war ganz blass geworden und seine Hände zitterten. »Es fällt mir auch nicht leicht, Euch ohne Vorbereitung mein Ansuchen zu unterbreiten, aber ich tu’s, weil Euer Gemahl erst in einer Woche zurückkehrt: Lasst uns zusammen die Burg verlassen und uns in der Lombardei offen den Katharern anschließen!«
»Was?« Ich traute meinen Ohren kaum. »Seid Ihr verrückt geworden«, herrschte ich ihn an. »Habe ich Euch je einen Anlass gegeben, zu denken, ich wollte mit Euch fliehen? Überdies bin ich wieder schwanger. Was würde da wohl mit meinem ungeborenen Kind.«
Raymond Roussel sah mich mitleidig an. »Mit Verlaub, Donna Béatris, hat es Euch Euer Vater nicht erklärt, dass die Seelen von Männern und Frauen durch neun Körper wandern, bis sie einen Guten Christen finden und durch ihn das ewige Heil erlangen?«
Für einen Herzschlag dachte ich, der Mann sei wirklich verrückt geworden. Doch dann strömten die Worte nur so aus mir heraus: »Was Ihr erzählt, ist heller Unsinn, Roussel! Wie sollte der Geist eines gerade verstorbenen Mannes oder einer toten Frau durch den Mund einer Schwangeren in den Körper ihres Ungeborenen gelangen.«
Er lachte ein unfrohes Lachen und behauptete danach allen Ernstes, dass der Geist über jeden beliebigen Teil des Körpers in eine Frau eindringen könne. Dabei sah er so … durchgeistigt aus, als wenn ihm der Engel Gottes persönlich in der Nacht diese Botschaft überbracht hätte.
»Nein, nein, das kann ich nicht glauben«, parierte ich. »Warum sprechen dann die Kinder nicht sofort nach der Geburt, wenn sie doch eine alte Seele haben?«
»Gottes Ratschluss ist unergründlich, Donna Béatris«, entgegnete Roussel. Offenbar war dem Engel Gottes nichts Entsprechendes eingefallen. »Denkt über meinen Vorschlag nach. Verweilt nicht länger auf einer Burg, in der man keine Guten Christen duldet.«
»Weshalb hält es dann Euch hier, Roussel«, spottete ich, »wenn Ihr doch ein Guter Christ seid? Niemand hindert Euch in die Lombardei zu ziehen.«
»Ich bin nur Euretwegen noch da, Donna Béatris. Ich habe seit langem auf einen günstigen Zeitpunkt gewartet, um mit Euch zu reden. Ich kann Euch nur den einen Rat geben: Packt Eure Habseligkeiten und folgt mir. In der Lombardei seid Ihr in Sicherheit.« Unbeweglich wie eine Statue stand er da und versperrte mir den Treppenabgang.

Liebe Leserinnen und Leser,

An dieser Stelle lade ich Sie auch herzlich ein, mich auf meinem Weg hinauf zur Burgruine zu begleiten! 

Haben Sie Ihre Wanderschuhe parat? 🙂

Hier geht’s lang, bitte anklicken: Meine Recherchereise nach Montaillou

LESEPROBE “Salamandra”

(Romanschauplatz Bésalu)

Klappentext

Die Klugheit tut nie das, was sie vorgibt, sondern zielt nur, um zu täuschen

Rätselhafte Mythen, Vulkangestein, merkwürdige Fossilien. Die exzentrische Archäologin Jenna Marx stößt in Jerusalem auf eine verstörende Inschrift. Sie informiert ihre Münchner Kollegin Bernadette und fliegt nach Südfrankreich, um sich mit einem Informanten zu treffen. Nach der Übergabe eines Buches, das sich mit Satanismus beschäftigt, verschwindet Jenna spurlos. Sie ist einfach nicht mehr da. Als Bernadette nach ihr sucht, stellt sie fest, dass offenbar jemand die Büchse der Pandora geöffnet hat: Wer oder was steckt hinter den niederträchtigen Vorfällen, für die es keine Erklärungen gibt? Auch Kommissar Claret steht vor einem Rätsel und geht bei seinen Recherchen zunächst in die Irre. Ohnehin ist in den Pyrenäen nichts so, wie es scheint – nicht einmal die Liebe!

Kurze Leseprobe

Madame Pierrette, die Inhaberin der Auberge am anderen Ende der Brücke, erkannte Jenna nicht wieder, als Bernadette ihr das Foto vorlegte. »Vielleicht hat sich Ihre Freundin im benachbarten Hotel einquartiert«, meinte sie, den Kopf mit dem angegrauten Haar zur Seite neigend, »das öffnet aber erst am Abend wieder. Ein Trauerfall in der Familie.«
Bernadette biss sich auf die Unterlippe. Dann gab sie sich einen Ruck und mietete sich kurzerhand selbst bei Madame Pierette ein. »Vorerst für eine Nacht«, sagte sie, »meine Freundin hat die Reise vorgeplant; ich hoffe, dass ich sie bald erreiche.«
Lächelnd überreichte ihr die Frau den Schlüssel. Ihre Hand roch nach Nelken.
Bernadette war schon auf dem Weg zur Treppe, als ihr eine Idee kam. Sie drehte sich um. »Dürfte ich mal Ihr Telefon benutzen, Madame? Ich fürchte inzwischen, es könnte mein Handy sein, das eine Macke hat. Obwohl es nagelneu ist.«
»Ah, das kenne ich! Da hilft wohl nur ein Löschen aller Kontakte und ein Neustart.« Madame Pierrette schob ihr bereitwillig das Festnetztelefon über den Tresen.
Bernadette wählte die Nummer aus dem Kopf. Nach mehrmaligem Klingeln tat sich was. Eine Ansage aus dem französischen Netz und die Umleitung auf die Deutsche Mobilbox – dann jedoch: »Ungültiger Empfänger«. Nun wusste sie sich absolut keinen Rat mehr.
Wütend verfasste sie auf ihrem Zimmer eine wirklich »allerletzte« SMS an Jenna, die aber wiederum im elektronischen Nirvana hängenblieb. Lag es vielleicht an der internationalen Kennzeichnung, dass nun gar nichts mehr funktionierte? Probehalber schrieb sie eine SMS an Yohann und danach noch eine Mail. Beide Nachrichten gingen anstandslos raus.
»Ich drehe noch durch, Schatz!«, hatte sie getippt, »heute morgen schrieb mir Jenna eine Nachricht, und nun bin ich in Le Somail – und sie ist erneut abgetaucht. Verrückt, oder? Ich melde mich am Abend nochmals, okay? Jtm! Bises!«
Sie nahm eine Flasche Wasser aus der Minibar, zog die Schuhe aus und setzte sich ans offenstehende Fenster, das bereits im Schatten lag. Nur langsam beruhigte sie sich. Am späten Nachmittag, nachdem sie eine Weile in Lovecrafts Lesebuch geblättert hatte, legte sie in zwei weiteren Pensionen Jennas Foto vor. Niemand erkannte sie.
Sonderbarerweise kannte aber auch keiner diesen Leon. Wo hatte sich der Student eigentlich herumgetrieben? Wo geschlafen? In seinem Auto?

Leserstimmen

Die mystische und spannende Stimmung wird von der ersten Seite an aufgebaut und bis zum Schluss gehalten …
Nach “Blut.Rote.Rosen” mein absoluter Favorit.

(288 Seiten, E-Book und Taschenbuch)

LESEPROBE “Talmi”

(Romanschauplatz Rocamadour)

Klappentext

Der Tod ist ein eiliger Gesell …

In einem dunklen Bergsee in den Pyrenäen verschwindet ein englischer Schatztaucher. Ein Unglücksfall? Mord?
Kommissar Claret schöpft Verdacht, zumal sich die Reisebegleiter des Engländers, zwei Frauen und zwei Männer, die sich lediglich aus dem Internet kennen, seltsam bedeckt halten.
Der Polizeipsychologe René Labourd setzt die Befragung in einem nahegelegenen Berghotel fort. Dabei stellt sich heraus,
dass seit Tagen eine weitere Person vermisst wird, der Organisator der Reise.
Gibt es noch einen Toten? Was verheimlichen die Begleiter des Tauchers?

Ein abgründiger Reise-Psychoroman auf der Spurensuche
nach den mysteriösen Cagoten …

KURZE LESEPROBE

Ich wollte an diesem Tag eigentlich nur in Ruhe gelassen werden – doch dann musste alles schnell gehen. Als ich nach eineinhalbstündiger Fahrt meinen Jeep neben dem Range-Rover der beiden Polizeitaucher abstellte, atmete ich erleichtert auf: Ich kam spät, aber nicht zu spät.
Ich schulterte meinen Rucksack und hetzte quer über den Parkplatz der Station Monts d`Olmes zum Hubschrauber hinüber, wo die Kollegen schon dabei waren, ihr umfangreiches Equipment einzuladen: Drucklufttauchgeräte, Sauerstoffflaschen, Unterwasserlampen, Akkus, Trockentauchanzüge und Flossen.
Nacheinander kletterten wir in den rot-weißen Rettungshelikopter, der uns über den Col de Girabal auf fast sechzehnhundert Meter hinaufbringen sollte. Es war ein trüber, kühler und windiger Tag, die Berge waren wolkenverhangen.
Kaum, dass ich angeschnallt war, ging es wie in einem Lift senkrecht in die Höhe. Mir war etwas mulmig zumute, auch weil ich nicht wusste, was genau der Kommissar von mir erwartete. Andererseits freute ich mich auf den Flug, denn wann hatte ein Polizeipsychologe schon die Gelegenheit, die Pyrenäen aus einer anderen Perspektive heraus zu betrachten. Und tatsächlich: Es war grandios. Das Panorama nahm mir den Atem.
Aber es ging auch etwas Ungezähmtes, Furchterweckendes von den schroffen, schneebedeckten Felskämmen und steilen Schluchten aus, die wir überflogen, und die grauweißen Wolkenfetzen, die den Helikopter begleiteten wie »Wotans Wilde Jagd«, verstärkten diesen Eindruck noch …

Leserstimmen:
“Ein klarer, fast distanzierter Ton, der viel Raum lässt für leise Untertöne.”
“Mir hat die Auflösung kurz die Sprache verschlagen. Der Hammer! Damit hatte ich nicht gerechnet.
“Eine raffinierte Geschichte, deren Spannungsbogen bis zur letzten Seite hält.”

(466 Seiten, E-book und Taschenbuch)