Das baut auf …

“Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen … “, schrieb einst Wilhelm Busch. Da hat er recht!

Als ich heute Morgen, noch leicht verschlafen, meine Mails öffnete und las, fiel der Novemberblues – je dunkler die Tage, desto trüber die Laune! – mit einem Mal in sich zusammen – so sehr freute ich mich über die Zeilen eines Lesers aus Hamburg, für die ich mich an dieser Stelle auch nochmals schriftlich herzlich bedanken möchte!

Herr Nix hat mir die Erlaubnis erteilt, seinen Brief hier im Wortlaut abzudrucken:

“Hallo, Frau Köppel,

so, jetzt muss ich es Ihnen endlich mal schreiben [habe etwas Zeit].

Vor einer Weile bin ich durch einen Zufall auf Ihr Buch Das Gold von Carcassone gestoßen. Ein Freund spielt für sein Leben gern ein Brettspiel gleichen Namens … und ich wollte wissen, was hinter der interessanten Verpackung steckt. Tja, und dabei stieß ich auf das genannte Buch.

Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen und war und bin von der Geschichte und dem Stil fasziniert. Die Orte, die Personen, die Handlungen … alles wirkte sehr lebendig/real.

Nun ist es so, dass ich durch häufige Schulwechsel recht große Geschichtslücken angesammelt habe … beispielsweise ist das Thema Inquisition in Frankreich völlig an mir vorbei gegangen.

Mit Ihrem Büchlein haben Sie also mir neben einer spannenden Geschichte aus dem Mittelalter auch einen tollen Einblick in die Zeit der Inquisition und der Katharer geboten … was mich nun so dermaßen interessiert hat, dass ich mit meiner Frau für den kommenden Mai eine Woche Urlaub an den Schauplätzen in Südfrankreich gebucht habe.

Dazu muss man wissen, dass ich weder Sonne sonderlich mag noch gern verreise. Sie sehen, Sie haben etwas bewegt in mir … und dafür danke ich Ihnen!

Viele Grüße aus Hamburg, Dietmar Nix”

 

Hier geht es zum Roman – der inzwischen neu aufgelegt wurde:
RIXENDE – Die Geheimen Worte
 
494 Seiten, Taschenbuch BOD, E-book Amazon Kindle

 

 Vielen Dank für Ihr Interesse! 

 

 

NEU: Web-Glossar zu meinen Historischen Romanen

EIN KLEINER SERVICE für meine Leserinnen und Leser! 

(Auch zum Ausdruck geeignet!)

Unabhängig vom jeweiligen Romananhang stelle ich auch hier ab sofort ein Glossar zur Verfügung, Es handelt sich um Erklärungen und Übersetzungen aus dem Lateinischen, Französischen und Okzitanischen.

ERKLÄRUNGEN

ALFAMA – heißes Bad, Dampfbad im maurischen Spanien.

ALPHABETUM KALDEORUM – bekannt Geheimschrift aus dem Mittelalter. Kaldeorum/Chaldäer.

ANATHEMA – Kirchenbann, die traditionelle Reaktion der Kirche auf Häresie nach der Exkommunikation.

AVERROISTEN – Der Averroismus entwickelte sich in Paris um 1250. Seine führenden Vertreter Siger von Brabant und Johannes von Jandun übernahmen Averroes` Lehren von der Ewigkeit der Welt und der einen, allen gemeinsamen Vernunft, was u.a. bedeutet, dass die Vorstellungen der Religion nur allegorische Verhüllungen der reinen philosophischen Wahrheit sind.

BIBLISCHER GARTEN – Ideengeber war der Biblische Garten der Martinskirche in Billigheim.

BRUCHE – (BROUCH, BRAIS) – Schamhose

CAGOTEN – verachtete Pyrenäenpopulation, im Hochmittelalter als “Crestians” bekannt.

CAMELOT – (deutsch Cemeltaft) Stoff aus Wolle und Seide.

CANONES – kirchliche Synodalbeschlüsse

CORPORIS – des Körpers (corpus – corporis)

CAVALLER – Chevallier, Ritter (span.)

CORTAL – einfache Schäferhütte, Verschlag

DANTE ALIGHIERI – 1265 in Florenz – 1321 in Ravenna, Autor der “Divina Commedia”, einer Art Vision, die das Leben der Seelen nach dem Tod in drei Reichen des Jenseits schildert. Hat die Feierlichkeiten anlässlich des Jubeljahres 1300 in Rom miterlebt (Die Hölle, 18. Gesang, 28-33). Wie die Katharer erbitterter Feind von Papst Bonifatius VIII.

DAVIDSTERN – benannt nach König David, Hexagramm, bereits im Alten Orient bezeugt, Bedeutung als magisches Zeichen in der Alchemie und Kabbala. Bezeichnung stammt aus einer mittelalterlichen Legende; später religiöse Bedeutung als Symbol des Judentums und des Volkes Israel.

FARANDOLE – provencalischer Schlängelreigen

FLOIRE UND BLANCHEFLOR – altprovencalischer Liebesroman, Auseinandersetzung Orient-Okzident, erfreute sich bis ins 16. Jh in ganz Europa großer Beliebtheit.

GOUFE – Kopfbedeckung, die unter Helmen getragen wird.

DAS JUBELJAHR 1300 – nach dem Vorbild des alttestamentarischen “Jobeljahres” rief Bonifatius VIII. das Jahr 1300 zum Jubeljahr aus (das neue Jahr begann damals am Weihnachtstag, nicht am 1. Januar). Vollkommener Ablass aller Sünden (Bedingung: Beichte, Kommunion und Besuch der beiden Apostelgräber und zwar Einheimische dreißigmal an 30 verschiedenen Tagen, Fremde fünfzehnmal an 15 verschiedenen Tagen); gewaltige Pilgerströme aus aller Welt.

JUDE APELLA – Credat ludaeus Apella, non ego – “Das soll der Jude Apella glauben, ich nicht! (Horaz) Redewendung. Hintergrund dieses Ausrufs war ein Gerücht, es gebe in Apulien eine Weihestätte, wo sich Weihrauch ohne Feuer verzehre (Hubertus Kudla, Lexikon der latein. Zitate, München, 2007, S. 199).

KATHARER – bedeutende dualistische Ketzerbewegung im 12. und 13. Jahrhundert, hauptsächlich im Süden Frankreichs, aber auch in der Lombardei, in Flandern und in Deutschland (Köln). Nach neuesten Schätzungen zählte eine halbe Million Gläubige zu ihren Anhängern. Enge Übereinstimmung in der Lehre mit den bogomilischen Kirchen in Bulgarien, gemäßigte und (ab 1167) auch radikale Richtung (Zwei-Götter-Dogma); bewusst einfaches und gewaltloses Leben der Perfekten und Bischöfe. Dreiteilung der Katharischen Kirche in Gemeinde-Perfekt-Bischof. Den Katharern schlossen sich große Teile des okzitanischen Adels an (vor allem Frauen von gesellschaftlichem Rang). Albigenserkreuzzug (1209-1229), später Verfolgung durch die Inquisition, womit die Beherrschung Okzitaniens durch die Krone Frankreichs eingeleitet wurde. Trotz blutiger Verfolgung konnten die Katharer sich bis ins 14. Jh halten.

KOMPLET – Stundengebet im Kloster

LEGENDE DER DREI TORE – geht auf die Plünderung des Jerusalemer Tempelschatzes durch die Römer am Ende des Jüdischens Krieges (66-70 n. Chr.) zurück. Nach der Eroberung Roms durch die Westgoten (410) wurde, nach Prokop von Cäsarea, ein Teil dieses Schatzes in die Gegend von Carcassonne gebracht.

MAGI – biblische magi, die Weisen aus dem Morgenland

MANICHÄER – Der Perser Mani (215-274) stiftete – orientiert an den alten persischen Vorstellungen Zoroasters – eine gnostisch verstandene Religion (ausgeprägter Dualismus), die von der christlichen Kirche hart bekämpft wurde. Manichäische Gemeinden hielten sich jedoch bis ins Mittelalter.

MISELSUCHT – Aussatz, Lepra, im Mittelalter weit verbreitet. Gewöhnlich wurde ein Verdacht auf Lepra erst durch Gerüchte oder eine Anzeige des Nachbarn bekannt. Der Beschuldigte musste sich einer Untersuchungskommission stellen, die im Mittelalter aus dem Bischof, einem Geistlichen, einem bereits Erkrankten und einem Arzt bestand. Anzeigen wegen Lepra wurden im Mittelalter manchmal benutzt, um jemanden zu diskreditieren oder eine geschäftliche Konkurrenz auszuschalten.

OKZITANISCHE SPRACHE – im Mittelalter roman genannt, um sie vom Lateinischen und der Sprache der Nordfranzosen frances zu unterscheiden; wurde durch die Troubadoure des 12. und 13. Jh verbreitet. Dante bezeichnete sie als Lingua d `oco. Sie ist mehr mit dem Katalanischen und Italienischen verwandt als mit dem Französischen. Katalanisch und das mittelalterliche Okzitan sind fast identisch.

PATARENER ODER ALBIGENSER – andere Bezeichnung der Katharer. Bis 1167 befand sich in Albi der einzige katharische Bischofssitz in Südfrankreich, daher nahm man fälschlicherweise an, dass hier auch die Zentralgewalt der katharischen Kirche ihren Sitz hatte.

PARATGE – abstrakter Begriff, in okzitanischen Quellen genannt; Bedeutung: Ehre und Achtung vor der Gleichheit der Seelen. Menschen verschiedenen Standes können eine vergleichbare Ehre und Würde aufweisen (keine Gleichberechtigung im heutigen Sinn!)

PLURALIS MAJESTATIS – die Bezeichnung der eigenen Person im Plural als Ausdruck der Macht.

POMPONIUS MELA – Geograph der Römer (um 40 n. Chr.) hochgeschätzt, beschreibt in seinen Aufzeichnungen eine Schiffsreise durch das “mare nostrum”, das Mittelmeer.

PURGATORIUM – Reinigungsort, Fegefeuer.

SE CANTA – auch bekannt als Se Chanto oder Aqueras Montanhas, altes okzitanisches Lied (später Protestlied gegen die Vernachlässigung der Region); vermutlich von Gaston III. Febus (1331-1391) geschrieben, möglicherweise älter.

SKELETTFUND AUF DÉROUCA – bezieht sich auf den Roman “Alix – Das Schicksalsrad”

DAS THOMAS-EVANGELIUM – 1945 von ägyptischen Bauern in einem Tonkrug bei Nag Hammadi wiederentdeckt, ist eine Sammlung von 114 Aussprüchen Jesu, die auf schriftliche und mündliche Quellen kurz nach der Kreuzigung zurückgehen sollen. Erste Erwähnung durch Origines 233. Die in Ägypten gefundene Handschrift in koptischer Sprache wird auf das Jahr 400 datiert. Der ursprüngliche griechische Text ist verschollen. Ob der Jünger Thomas der Autor ist, ist nicht gesichert. Die Öffentlichkeit erhielt erst 1975 Zugang zur gesamten Textsammlung. Inzwischen in mehrere Sprachen übersetzt. Es gibt deutliche Hinweise auf den Gebrauch des Thomas-Evangeliums bei den Katharern, z.B. heißt es im berühmten katharischen Gebet “… ihr treulosen Pharisäer, die ihr an den Toren des Königreichs steht und verhindert, dass diejenigen, die eintreten möchten, es tun …” Dazu der 39. Logus des Thomas-Evangeliums: “Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben die Schlüssel zur Erkenntnis erhalten, und sie haben sie versteckt. Sie sind auch nicht eingetreten, und die, die eintreten wollten, haben sie nicht eintreten lassen.”

THERIAK – spielte von der Römerzeit bis ins 19. Jh eine wichtige Rolle nicht nur als Arzneimittel, sondern auch als Droge (pflanzliche und tierische Wirkstoffe, Saft aus der Mohnkapsel). Im Mittelalter hatte Theriak den Ruf eines Allheil- und Wundermittels.

TOLLKISTEN – Geisteskranke wurden im Mittelalter vielfach in der Familie versorgt; die Obrigkeit sperrte sie jedoch oft in Türme oder in sog. “Tollkisten” (Dordenkisten), die vor den Mauern der Städte standen.

WALDENSER – christliche Laienprediger-Bewegung, gegründet von Petrus Waldes (gest. um 1217), einem reichen Kaufmann aus Lyon, der sein Hab und Gut verschenkte. Das Glaubensbekenntnis der Waldenser wich nicht annähernd so wesentlich vom katholischen ab wie das katharische.

WUNDERBEZEUGUNGEN – Die im Roman geschilderten Wunder (Kreuze in Toulouse, Staubteufel etc.) werden in der Historia Albigensis erwähnt.

ZINDELTAFT – sehr leichter Taft.

JERUSALEMSPEISE – mittelalterliches Fastengericht, z.B. Barsch in Mandelmilch und Zucker.

ÜBERSETZUNGEN (französisch, latein, oktizanisch usw.)

A lor! – Schlachtruf: “Für Euch!” (oc)

Alors – in der Bedeutung von “nun” (fr.)

As armas, chivaler! – zu den Waffen, Ritter (oc)

Au nome de Jésu-Christ – im Namenvon J.Chr. (fr.) okzitan. Schreibweise: Jhésu Crist

Audiartz/Audiart – Auditor/ Jünger, Schüler (lat)

Be siatz vos vengutz! – Herzlich willkommen (oc)

Bels fraire – lieber Bruder (oc)

Beth! – schön (oc)

Bien parlez – gut gesprochen (oc)

Desponsatio – im Roman “Verlobung” (lat)

Dieus aiuda – Gott möge helfen (oc)

Druerie – Galanterie, Spaß an der Liebe (altfranz.)

Ecclesiasticus – liber ecclesiasticus – das Buch Jesus Sirach (latinis. griechisch)

El nom del Payre e del Filh e del Sant Esperit – Im Namen d. Vaters u. d. Sohnes/oc)

Escoutatz – Hört! (oc)

Fatum – Schicksal (lat)

Filh de putan – Hurensohn (oc)

Frérèche – Verbrüderung (oc)

Foutredieu – Schimpfwort (Foutredieu de Bordel de merde) (fr)

Hélas – Ach! (oc, fr)

Ho! Hisse! – Hau-Ruck! (fr)

Hidalgo – niederer, spanischer Adel

Hyle – Materie (griech.)

Indult – Gnadenerweis (lat)

Juvenil – jugendlich (lat)

Kypros – Zypern

Lectio divina – Lesung heiliger Schriften (lat)

Litterae – Buchstaben (lat)

Ma Dame (oc) – Madame (fr) – Anrede

Mare de Deu – Mutter Gottes (oc)

Mère folle – Narrenmutter (fr)

Non possumus – “wir können nicht”, Weigerungsformel der röm. Kurie der weltlichen Macht gegenüber (lat)

Nunc est bibendum – Jetzt lasst uns trinken! (lat)

Òc – ja (oc)

Oculus Dei – das am Himmel stehende göttliche Auge (lat)

Outremer – von outre mer – jenseits des Meeres, gemeint sind die Kreuzfahrerstaaten (fr/oc)

Pacta sunt servanda – Verträge sind einzuhalten (lat)

Per exemplum – zum Beispiel (lat)

Puèg – Pog – Gipfel (oc)

Per la Verges Maria maire – Bei der jungfräulichen Mutter Maria (oc)

Putain de merde – schlimmes Schimpfwort (fr)

Que Dieus et Dreitz governa – Gott und Recht regieren (oc)

Racaille – Gesindel (fr)

Sénher / Senhors – Anrede Herr / Herren (oc)

Signa – Signum – Zeichen (lat)

Superbia, Avaritia, Gula, Luxuria – Hochmut, Habsucht, Völlerei, Wolllust (4 Todsünden)

Ta gueule! – Halts Maul! (fr)

Tue, tue! – Schlachtruf der Franzosen beim Kampf um Toulouse, von “tuer” – töten, schlachten. (fr)

Zulp – Schnuller (alte deutsche Bezeichnung)

Zur Geschichte Okzitaniens führt dieser Link:  KATHARER

 

 

 

VORSTELLUNG: “Sancha … Das Tor der Myrrhe”

Voila – mit einem Augenzwinkern (Fotomontage!) stelle ich hier meinen Historischen Roman “Sancha” und zugleich die Protagonistin SANCHA von Aragón vor. Sie lebte und wirkte zu Beginn des 13. Jahrhunderts an einem der zivilisiertesten und duldsamsten Höfe des Abendlandes, nämlich in Toulouse – auf das sich im Jahr 1211 der Kreuzzug der Franzosen zubewegt. Die Ketzerei soll getilgt, Südfrankreich annektiert werden.

Getrieben vom heißen Wunsch, die bedrohte Stadt ihres blutjungen Gemahls zu retten, um sich Liebe und Anerkennung zu verschaffen, macht sich Sancha mit einigen Getreuen auf die Suche nach dem Tor der Myrrhe. Dort soll sich ein Gegenstand befinden, von dem es heißt, er würde selbst Päpste und Könige erschüttern.

Simon von Montfort, der charismatische Anführer der Kreuzfahrer, zwei hochrangige Prälaten und die Tempelritter sind jedoch ebenfalls hinter dem Geheimnis her. Jeder bespitzelt jeden.

Welches Lager steckt hinter dem grausamen Mord im Kloster Gellone? Und was hat es mit der Apokalypse des Johannes auf sich? Wer verbirgt sich hinter Falk von Hagelstein, jenem undurchsichtigen eitlen “Narren” aus Deutschland, der Sancha seit ihrer Kindheit nicht von den Fersen weicht?

Bald stehen die Kreuzfahrer vor Toulouse. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Gelingt es Sancha, die Stadt mit einer List zu retten?

ZU TOULOUSE “von allen Städten die Blume und die Rose”, wie sie der Troubadour Guillaume de Tudèle einst beschrieb (Que de totas ciutatz es cela flors e rosa). Toulouse hatte im 12./13. Jahrhundert ca. 30 – 35 Tausend Einwohner. Die gleichnamige Grafschaft war das mächtigste aller Fürstentümer, die seinerzeit vom Kreuzzug bedroht waren. Zu den umfangreichen Ländereien der Raimundiner, wie man dieses Grafengeschlecht nannte, gehörte auch die Provence. Die Raimundiner nannten sich: “Graf von Toulouse, Herzog von Narbonne, Markgraf der Provence, Graf von Melgueil”.

Nachstehend eine der seltenen Abbildungen ihres Schlosses, des Château Narbonnais` – auch das “Rote Schloss” genannt, weil es ganz aus Backsteinen erbaut war (wie noch heute viele Häuser in Toulouse). Links im Bild die im Mittelalter, bei Hochwasser, gefürchtete Garonne.

Siegel und Wappen Raymonds VII. von Toulouse (Sanchas Gemahl, im Roman Roc genannt)

HISTORISCHER HINTERGRUND

Tötet sie alle, Gott wird die Seinen schon erkennen! Nach der Ermordung des päpstlichen Legaten Pierre de Castelnau marschiert im Jahr 1209 ein großes Kreuzfahrerheer in den bis dahin unabhängigen Süden Frankreichs (Okzitanien), um die „Erstgeborenen des Satans“, wie Rom die Katharer bezeichnet, auszurotten. Zum ersten Mal kämpfen Christen gegen Christen – wobei ein Teil der Kreuzfahrer aus Deutschland kommt. Innerhalb weniger Wochen werden die befestigten Städte Béziers und Carcassonne mit kaum vorstellbarer Brutalität erobert, das Umland verwüstet.

Zwei Jahre später hat der Kreuzzug gegen die Katharer schon mehr als 20 000 Tote gekostet und es geht nicht mehr ausschließlich um Religion. Die reiche und kulturell hochstehende Grafschaft Toulouse ist jetzt das Ziel der Barone und Prälaten des Nordens. Simon von Montfort, der militärische Befehlshaber der Kreuzfahrer, wirft sich mehrfach gegen die Mauern von Toulouse, kämpft aber auch gegen die Feigheit seiner eigenen Barone und Ritter, die ihn oft vor Ablauf der vereinbarten Zeit verlassen.

Simon von Montfort, der militärische Heerführer der Kreuzfahrer

Sein Feind und Gegenspieler, Raymond, der Graf von Toulouse VI. – in der Vergangenheit mehrfach von Rom exkommuniziert und als Ketzerfreund gedemütigt -, weigert sich standhaft, Montfort Truppen zuzuführen und zugleich die Katharer aus seinen Ländereien zu vertreiben. Raymond VI., nach dem König von Frankreich der wohl mächtigste „Seigneur der Christenheit“, stützt sich bei seiner Verteidigung auf ergebene Vasallen und einflussreiche Verbündete wie den König von Aragón, Peter II., an dessen Treue zu Rom kein Zweifel besteht.

König Peter II. von Aragón

Zur Festigung seiner eigenen Territorien und Bündnisse in Okzitanien hat König Peter II. seine Schwestern Leonora und Sancha mit den Raymonds, den Grafen von Toulouse (Vater und Sohn) verheiratet.

Ihr gemeinsames Ziel ist es nun, die drohende Okkupation durch die Franzosen abzuwenden, damit es nicht schon bald heißt:
Ai, Tolosa! O weh, Toulouse!

(Foto HLK 2006)  Raymond VII. von Toulouse mit seiner Gemahlin Sancha – die einzige Abbildung, die die beiden als Paar zeigt. Zu finden in Cordes-sur-Ciel, einem Ort im Departement Tarn, gegründet von Raymond VII. im Jahr 1222.

Zu weiteren PERSONEN

Die meisten Personen, die in meinem neuen Roman vorkommen, haben wie Sancha und ihr Gemahl tatsächlich gelebt. Im nächsten Bild sieht man Raymond VI., der zugleich Sanchas Schwiegervater und Schwager war. Raymond VI., als Dichter und Mann der Kultur bekannt, galt als tolerant gegenüber Juden und Katharern; er hasste den Krieg, sorgte für kommunale Freiheiten in Toulouse und in vielen anderen Städten seiner Grafschaft (frei gewählte Capitouls).

(Foto: “GFDL Guerin Nicolas”)

… eine wichtige Romanrolle hat auch Ramon von Miraval inne. Er war Troubadour und zugleich ein enger Freund Raymonds VI. Von Miraval gibt es nur diese Abbildung:

Weitergehende Informationen über Personen, Orte usw. finden Sie im umfangreichen Romananhang.

Ein Wort noch zu Falk von Hagelstein (fiktiv):

Ihn entdeckte ich kurz nach dem “Schöpfungsakt” zufällig auf einem Foto: Ein Narr aus Ton – im Gesicht pure Eitelkeit. Ich wusste sofort: Das war Falk von Hagelstein! Der Künstler Dominique Friedrich (//www.frsw.de/keramik2.htm) hat mir erlaubt, ihn auf meiner Autoren-Homepage vorzustellen. (Danke Michael Meurer für die Überlassung des Fotos und die Kontaktherstellung!)

(Foto Michael Meurer)

… und zu den beim Schreiben so wichtigen Inspirationen:

Das Mittelalter war durchdrungen vom Geist der Apokalypse. Zur Einbindung der Offenbarung des Johannes in den Roman hat mich die Handschrift des Beat de Liébana angeregt, aber vor allem der geheimnisvolle Balken von Saint-Polycarpe (alle weiteren Fotos HLK 2008)

Das ehemalige Kloster Saint-Polycarpe (Aude):

Und hier der berühmte Balken – nur über Kopf zu fotografieren! Abbildung 3: Die drei Weisen aus dem Morgenland!

Abbildung 4: die armen Seelen werden im Purgatorium geläutert, überwacht von einem Engel?

Abbildung 5: das merkwürdige Tier mit den Bärentatzen, das Johannes in seiner Offenbarung beschreibt …

KLEINE LESEPROBE

“Der Schmerz wird nachlassen, Liebste”, sagte Miraval, “denn die Zeit kennt kein Ufer!”

Erstes Nachtgewölk erkämpfte sich den rosenrot gefärbten Himmel, als sie sich mit kleinem Gefolge und hoch zu Ross auf den Weg zur Kirche machten. Knechte hatten dafür gesorgt, dass die Gassen, durch die sie kamen, weitgehend von Unrat und Bettelvolk befreit worden waren. Einzig ein Bauernmädchen, das sich in der Rue de Filatiers aufhielt, schrie bei ihrem Anblick entsetzt: “Santa Katerina!” und schlug im Laufen mit der Gerte auf ihre bockige Ziege ein.

Vor der Kirche brandete Jubel auf. Ihr Besuch war angekündigt worden. “Tolosa! Tolosa!”, riefen die Leute begeistert, als Roç vom Pferd sprang und Sancha den Arm reichte. Ein leichter Wind lupfte ihren dünnen hellgelben Schleier, der, am schmalen Stirnreif befestigt, auf maurische Art nicht nur das Haar, sondern auch das halbe Gesicht verbarg. Es war ihr noch immer Ernst mit dem Schwur, erst an jenem Tag auf den Schleier zu verzichten, an dem Toulouse erkennen würde, dass sie statt Liebreiz und Schönheit, Mut und Verstand zu bieten hatte.

Als sie an der Seite ihres Gemahls und gefolgt von Petronilla, Miraval, den Pagen und Knappen, durch das Portal in das Dunkel der Kirche schritt, dachte sie im Stillen, dass sie sich eigentlich immer am wohlsten in der Umgebung von klugen Männern fühlte. Das war schon in Zaragoza so gewesen. Kemenatengeplänkel, das Lesen frommer Breviere oder gar feine Nadelarbeiten, wie Leonora sie schätzte, lagen ihr nicht. Wie hatten sie alle drei gelacht, Roç, Miraval und sie, bevor sie zum Kirchgang aufgebrochen waren: Magische Kreuze an den Wänden! Mene, mene Tekel!

Auch Miraval war der Meinung gewesen, dass Bischof Fulco eine neue Schurkerei angezettelt hatte, um das Volk auf seine Seite zu ziehen. Aber wer hatte das „Wunder“ für ihn eingefädelt und wie? Diese neue Bruderschaft der Weißen Büßer? (Copyright: HLK)

Für eine längere Leseprobe:  Amazon-Bestell-Link anklicken – und dann “Blick ins Buch”; hier stehen fast 6 Kapitel zum Einlesen bereit.

Und zum Schluss das Aquädukt, das im Roman ebenfalls eine Rolle spielt. Welche, wird an dieser Stelle nicht verraten …

Viel Freude beim Lesen und Mitfiebern mit Sancha und ihren Freunden wünscht Ihnen und euch

Helene L. Köppel

 

 

 

Carcassonne – die Retter

Meinen historischen Roman ALIX – Das Schicksalsrad habe ich drei Männern gewidmet, die Carcassonne vor dem endgültigen Verfall bewahrt haben.

Es sind dies:

 Eugène Viollet-le Duc

Eugène Emmanuel Viollet le Duc:
1814-1879, französischer Architekt, Restaurator mittelalterlicher Kirchen und Kathedralen, gilt – gemeinsam mit Prosper Mérimée als Begründer der historischen Denkmalpflege im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Rekonstruktion und Restauration Carcassonnes. Weitere Objekte: Kathedralen in Toulouse, Amiens, Clermont-Ferrand und Lausanne, sowie Profanbauten. Seine Arbeiten sind allerdings nicht unumstritten.

Jean-Pierre Cross-Mayrevieille

Jean-Pierre Cross-Mayrevieille:
Bürger Carcassonnes, wird als Retter Carcassonnes bezeichnet, richtete 1836 die Aufmerksamkeit der Regierenden auf die zerfallenden Bauwerke. 1840 Beginn der Wiederherstellungsarbeiten an der Kathedrale St. Nazaire; später – nach Streichung der Mittel – erneute Intervention.

Prosper Mérimée

Prosper Mérimée:
1803-1870, Rechts- und Sprachwissenschaftler, Senator, Schriftsteller, arbeitete in verschiedenen Ministerien in Frankreich (Marine, Handel usw.), 1834 Inspektor für historische Denkmäler; reiste durch Frankreich auf der Suche nach restaurierungswürdigen Denkmälern; 1844 Aufnahme in die Académie Francaise; für seine Verdienste mit dem Kreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet. Berühmt auch für seine Novellen.

Von Viollet le Duc existiert ein Buch aus dem Jahr 1888 “La Cité de Carcassonne” (Aude) mit schönen Aufrisszeichnungen, die er während der Restaurierung der verschiedenen Türme angefertigt hat.

Es wurden ca. 1300 Arbeiter benötigt, schreibt Le Duc, um die Barbakanen und Außenforts (19 Türme!), die Innenforts (34 Türme!),  die Tore, die Kathedrale und das Schloss – das Palatium der ehemaligen Vizegrafen (10 Türme!) – sorgfältig herzurichten. Nicht wenige Arbeiter waren stolz darauf, die Stadt des ruhmreichen Raymond-Roger Trencavel wieder mit aufbauen zu dürfen.

Viollet Le Duc hat sich auch intensiv mit den ehemaligen Verteidigungsanlagen beschäftigt:

 

 

My fantasy is my castle

Lesungen

Als Entreé ein Scherenschnitt und dann einige Foto-Medleys …

Lauter nette und interessierte Leserinnen und Leser …

und Bücher, Bücher, Bücher


Eine ganz besondere Lesung fand im Jahr 2002 im Künstlerhof Schweinfurt-Oberndorf statt. Nicht nur “Die Ketzerin vom Montségur” – auch der französische Rotwein und die Blätterteig-Sardellen-Hörnchen fanden reißenden Absatz.

Lesung in Hassfurt

Lesung in der Buchhandlung Vogel, Schweinfurt

2015/ 2016 – Neu: “SALAMANDRA” – Psychothriller

Ergänzend noch die Fotopräsentation meines Sohnes Stefan zu Beginn der Lesung: //www.youtube.com/watch?v=kMLdGb9GaWo

LESEN hält wach – garantiert!

Erste Lesung nach der CORONA-Pause – aus meinem neuen Roman “ABKEHR”: Dreikönig, 6. Januar 2023 in Schweinfurt

Eine weitere Lesung aus “Abkehr” hielt ich am 17. März 2023 im Bürgersaal des Historischen Rathauses in Gochsheim.
Eingeladen hatte der Freundeskreis Altes Rathaus Gochsheim E.V.
Hier der Presseartikel (von Peter Volz) vom 25. März aus dem Schweinfurter Tagblatt – //www.mainpost.de/regional/schweinfurt/helene-luise-koeppel-las-aus-ihrem-roman-abkehr-art-11077696

Präludium zu einem Roman

Präludium zu einem Roman

  • oder wie „Die Affäre Calas“ entstand

Als mir vor vier Jahren in einem Antiquariat eine der Schutz- und Denkschriften Voltaires zum „Fall Calas“ in die Hände fiel und ich sehr betroffen war, als ich diese Zeilen las, dachte ich lange über Zufälle nach und darüber, ob es stimmt, dass sich bestimmte Themen ihre Schriftsteller aussuchen. Nach Albigenserkreuzzug (Die Ketzerin vom Montségur), Gralsverschwörung (Die Erbin des Grals) und Inquisition (Das Gold von Carcassonne), nun auch noch Hugenottenverfolgung, fanatische Bußbruderschaften, religiöse Intoleranz?

Eigentlich hatte ich einmal etwas „Leichtes, Lockeres“ schreiben wollen, ein Buch, hinter dem kein großes Anliegen stand. Ich legte das kleine graue Heftchen zur Seite.

Doch damit war es nicht abgetan. Wohl wissend, dass aus einem Schneeball eine Lawine werden kann, kaufte ich mir die Werke Voltaires. Es schadet nichts, alles über die Familie Calas und den Mann zu wissen, der sich seinerzeit für eine Wiederaufnahme des Falles eingesetzt hat, sagte ich mir, vielleicht schreib ich die Geschichte später einmal auf. Ja, später.

 

Voltaire fesselte mich. Er schrieb „leicht und locker“ (dazu zeitlos, amüsant, ironisch, pointiert), bekämpfte in seinen Schriften aber auch „mit der ganzen Kraft seiner Empörung“ (Gier/Paschold) den religiösen Fanatismus. Als ihn jemand fragte, weshalb er sich für den Fall Calas eingesetzt hätte, antwortete er: „Weil sich sonst keiner darum gekümmert hat!“

Sollte ich (ohne mich je mit ihm vergleichen zu wollen, oder zu können) mit meinen Worten erzählen, dort einsteigen, wo mich die Wut gepackt hatte, wo es weh tat?

Ich entschloss mich dazu. Mit Voltaires Traité sur la tolérance im Reisegepäck fuhr ich nach Collioure, einem der späteren Schauplätze meines Romans, las Voltaires Abhandlung noch einmal in aller Ruhe, im Schein einer kalten Ostersonne, verstand, weshalb man ihn „das Gewissen Frankreichs“ nannte. In der Nacht zuvor, die Karfreitagsprozession von Collioure: Dröhnende Trommelschläge, Büßer mit hohen spitzen Hüten, laute Schreie, versteckte Augen hinter Kapuzenschlitzen… Unheimlich, ja suggestiv war die Stimmung, die über Collioure lag, schrieb ich später.

Eine Recherchereise weiter, auf der Zugfahrt nach Toulouse, war der Plot bereits entwickelt, die Affäre Calas in eine weitgehend fiktive Gegenwartshandlung eingebunden. Auch die Zugfahrt würde im Roman eine Rolle spielen.

(Foto priv. Capitouls – die Ratsherren von Toulouse, die das Urteil sprachen.)

In La ville rose angekommen – so nennt man die Stadt ihrer roten Backsteinhäuser wegen -, gewährte mir der Konservator des Augustiner-Museums am einzigen Ruhetag der Woche eine Privatführung. Er machte mich auch auf die Symbolsprache des Malers Nicolas Tournier aufmerksam, der zu seiner Zeit für die Büßer gearbeitet hatte.

Nicht ahnend, dass ich eines einzigen Fotos wegen meinen Plot noch einmal umschreiben würde, fuhr ich zurück. Bei der Vergrößerung der Aufnahme (Portalwappen der Büßer von Toulouse) entdeckte ich eine geheimnisvolle Inschrift, worauf ich neue Fäden in ein bereits gewebtes vielschichtiges Muster zog, die ihrerseits eine Tempoanpassung erforderlich machten – gewissermaßen von andante zu presto

Aus der Geschichte eines der rätselhaftesten Kriminalfälle des 18. Jahrhundert entwickelte sich ein Thriller: “Die Affäre C.”

Helene Luise Köppel