“Auf nach Cordoba!”: Ein Streifzug durch die Medina

Córdoba, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Süden Spaniens (ca. 300 000 Einwohner) wurde im Jahr 1994 zum “Patrimonio de la Humanidad” – zum Kulturgut der Menschheit erklärt.
Nach den unabdinglichen Pflichtbesuchen (Mezquita-Moschee, Mezquita-Kathedrale, Alcázar de los Reyes Cristianos mit seinen malerischen Gärten) nun ein kleiner Streifzug durch die Medina, die Altstadt – wobei die Judería, Cordobas altes Judenviertel mit seinen schmalen Gassen, bis heute das Herzstück des historischen Zentrums bildet.

Einer der Ausgangspunkte für einen solchen Streifzug (jenseits der bunten Touristenläden, Cafés und Restaurants) könnte die Puente Romano sein, die alte Römerbrücke, direkt unten am Rio Guadalquivir, unterhalb der berühmten Mezquita.

Die Römerbrücke von Córdoba wurde im Jahr 45 v. Chr. errichtet, weist 16 Bögen auf und war einst Bestandteil der Via Augusta, die Girona (Katalonien) mit der alten spanischen Hafenstadt Cádiz verband.
Im 10. Jahrhundert wurde die Brücke von den damals in Córdoba ansässigen maurischen Kalifen vollständig erneuert; und auch nach der Reconquista* wurde sie mehrfach renoviert.
Hier unten am Fluss befinden sich heute die Überreste der einstigen römischen Flussmühlen, nebst einem alten Wasserrad.
Diese Mühlen dienten auch noch den Mauren zum Befördern von Wasser für ihre prachtvollen Gärten.

*Reconquista: Die Rückeroberung des muslimischen Spaniens durch die Christen. (722 – 1492 n. Chr.)

“Auf nach Córdoba!”

Nach dem Schlendern über die Römerbrücke (nicht selten von Straßenkünstlern musikalisch begleitet) erreicht man zuerst die Puerta del Puente, das historische Brückentor, das geradezu einlädt, die geschichtsträchtige schöne Stadt mit ihren engen Gassen, weißgekalkten Häusern und schmiedeeisernen Toren zu besuchen.

Die Puerta del Puente

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Die Medina von Córdoba

Die Reiseführer und Tourguides haben recht: Córdoba – der Geburtsort großer Philosophen wie Seneca oder Averroes – zieht Jahr für Jahr Tausende von fröhlichen Reisenden hierher, die entweder eine geführte Tour buchen oder auf eigene Faust durch die Medina (die Altstadt) mit ihren verwunschenen Ecken und Winkeln flanieren.
Man kann sich aber auch schlicht in eine der Pferdekutschen setzen und gemütlich spazieren fahren lassen.

Drei auf einen Streich: Weltkulturerbe!

Mit ihren blumengeschmückten grünen Patios (Innenhöfen) verfügt die Medina von Córdoba über eine der schönsten Altstädte in ganz Andalusien, wobei selbst die Höfe zum Unesco-Weltkulturerbe zählen – was Córdoba übrigens den Ruf eintrug, die spanische Stadt mit den meisten Weltkulturerbe-Stätten zu sein:
(Mezquita im Jahr 1984, Judería im Jahr 1994, und Patios im Jahr 2012).

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Die Judería – mit der alten Synagoge

Besonders anziehend ist die Judería, das alte Judenviertel mit der kleinen, bescheidenen Synagoge aus dem Jahr 1315 – in einzigartiges Zeugnis des sog. Mudejar-Stils, der durch das Zusammenleben von Juden, Mauren und Christen entstand: Geometrische und florale Muster sowie Zitate aus der Thora, die ringsum die Wände schmücken.

Dieses Gebäude gilt als eines der am besten erhaltenen Synagogen aus dem Mittelalter in ganz Spanien.
Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 (das Alhambra-Edikt*) wurde es als Krankenhaus, Kapelle und als Schule genutzt.
Erst Ende des 19. Jh entdeckte man dort die Reste hebräischer Inschriften.
Das obere Galerie war für die jüdischen Frauen vorgesehen.

“Alhambra-Edikt: Das Edikt ordnete die Vertreibung der Juden aus allen Territorien der Krone von Kastilien und der Krone von Aragón zum 31. Juli des Jahres an, sofern sie bis dahin nicht zum Christentum übergetreten sind.

Die Kapelle des Heiligen Bartholomäus – einer der schönsten Orte in Córdoba

Ein weiteres Beispiel der weltweit einzigartigen Mudéjar-Architektur in Córdoba (der Hof ist durch einen Spitzbogen erreichbar) ist die in der Judería gelegene Kapelle San Bartolomé.
Sie wurde zwischen dem 14. und 15. Jh., nach der Erstürmung des hiesigen Judenviertels und den damit einhergehenden Enteignungen, erbaut.
Zeitgleich entstand ein neuer Pfarrbezirk: San Bartolomé.

Heute gehört die kleine Capilla de San Bartolomé zur geisteswissenschaftlichen Fakultät, die im Bereich des ehemaligen Krankenhauses Kardinal Salazar liegt.
Das Kopfteil der Kapelle weist Reste einer Wandmalerei aus dem Spätmittelalter auf. Der ursprüngliche Bodenbelag aus dem 15. Jh., mit glasiertem Steingut und Zierfliesen, ist erhalten geblieben.
Die bedeutendsten Umbauten dieser Kapelle fanden jedoch im 19. Jh statt.

Der Zoco de Artesanos

Das spanische Wort zoco leitet sich vom arabischen Wort suq ab, was Markt bedeutet. Der Zoco de Artesanos von Córdoba ist ein Kunsthandwerksmarkt, der sich im Herzen des jüdischen Viertels, ganz in der Nähe der Synagoge befindet. Das zweistöckige Gebäude mit seinen Säulen und Rundbögen ist in einem alten Mudéjar-Palast untergebracht.

Hier kann man sich ungestört in allen Ecken umsehen, den Kunsthandwerkern (Silberschmiede, Keramiker, Gerber) bei der Arbeit zuschauen, ihre Werke käuflich erwerben oder einfach nur die Ruhe (am besten in der Vor- oder Nachsaison) im malerischen Innenhof genießen.

Denkmäler in Córdoba:
Seneca und
Ibn Hazm

Lucius Annaeus Seneca, besser bekannt als Seneca der Jüngere, war ein berühmter lateinischer Stoiker und Philosoph. Er wurde um das Jahr 4 v. Chr. hier in Córdoba geboren. Weil man ihn anklagte, an einer Verschwörung gegen Kaiser Nero beteiligt gewesen zu sein, zwang man Seneca im Jahr 65, ohne Gerichtsurteil, sich selbst zu töten. Sein Bronze-Denkmal steht am Stadttor Puerta de Almódovar; wo man sich in einem nach ihm benannten Café erfrischen kann. Auch ein Hotel trägt seinen Namen.

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Ibn Hazm hingegen (Foto rechts) war ein arabischer Universalgelehrter im Kalifat von Córdoba. Er wurde im Jahr 994 in Córdoba geboren. Sein Vater hatte Zugang zu den höfischen Kreisen der Stadt. Aufgrund seiner umfassenden Ausbildung stieg Ibn Hazm zu einem bedeutenden Universalgelehrten auf, der in Theologie, Philosophie und Dichtung bewandert war. Weil er aber Anhänger einer bestimmten Rechtsschule war (Zahiriten), erhielt Ibn Hazm in der hiesigen Mezquita, der Großen Moschee, Lehrverbot. In Sevilla wurden seine Werke sogar verbrannt.

Zwei weitere Denkmäler in Córdoba:
Maimonides und Averroes

Moses Maimónides wurde im Jahr 1135 als Sohn einer angesehenen Rabbinerfamilie in Córdoba geboren. Sein Denkmal steht in der Judería von Córdoba. Er wirkte als Theologe, Rechtsgelehrter und Arzt. Seine Flucht vor den Almohaden (muslimisch-marokkanische Berberdynastie) führte ihn schließlich nach Ägypten, wo er lehrte und geistiges Oberhaupt Kairos wurde. Im Jahr 1204 verstarb er in Kairo.
Moses Maimonides (Mosche ben Maimon) galt für Jahrzehnte das geistige Haupt der Sephardin.*

*Sephardim ist die Bezeichnung für die Juden, deren Kultur und Sprache auf ihrer iberischen Geschichte beruhen – im Unterschied zu den mittel- und osteuropäisch geprägten Aschkenasim.

Ibn Ruschd, latinisiert Averroes, geboren im Jahr 1126 in Córdoba war ein andalusischer Philosoph, ein muslimischer Gelehrter, Jurist, Arzt und arabischsprachiger Schriftsteller.
Er war Hofarzt der Berberdynastie der Almohaden von Marokko.

Plaza de la Corredera – der Plaza Mayor von Córdoba

Dieser riesige Platz (im kastilischen Stil) mit seinen schattigen Säulengängen, liegt etwas versteckt einige Minuten vom Zentrum und der Mezquita-Moschee entfernt.
Er war früher Schauplatz großer Spektakel: Stierkämpfe, Hinrichtungen, Autodafés der Inquisition.
Im Jahr 1959, beim Abriss der alten Markthalle, die in der Mitte des Platzes stand, entdeckten die Arbeiter jene römischen Mosaiken, die seitdem im Alcázar de los Reyes Cristianos ausgestellt sind.
Heute ist der Platz mit seinen Geschäften, Bars, Tavernen und Cafés ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt.

Der Templo Romano

Der römische Tempel aus dem 1. Jh. n. Chr. kann nur von der heutigen Straße Claudio Marcelo aus besichtigt werden.
Die elf hohen weißen Säulen, die auf einer künstlichen Plattform stehen, kommen besonders nach Sonnenuntergang zur Geltung, wenn sie mit Flutlicht angestrahlt werden.
Der Tempel, der einst dem Kaiserkult gewidmet war, sollte ursprünglich Richtung Osten auf ein großes Amphitheater ausgerichtet werden (für Pferderennen und andere Spektakel).

Römerspuren, selbst noch in der Tiefgarage von Córdoba!

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Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” – Der Alcazar de los Reyes Cristianos

Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee


Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel

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Córdoba: “Catedral de Nuestra Señora de la Asunción” (Kathedrale von Mariä Aufnahme in den Himmel).

Die Christianisierung der Cordobeser Hauptmoschee

Die Christianisierung der Mezquita-Moschee in Córdoba begann ganze fünfhundert Jahre nach der Errichtung der Moschee und zwar im Jahr 1236 – nach der Rückeroberung Córdobas durch die kastilischen Heere.
Feierlich übergab der letzte islamische Herrscher der Stadt, der Almohade* Abu`l-Hasan, König Fernando III. (seit 1230 König der vereinigten Königreiche von Kastilien und Léon) die Schlüssel der Stadt.
Auf die Inbesitznahme der Stadt folgte sogleich die der einstigen Moschee:
Auf dem Minarett wurden ein Kreuz und das königliche Banner angebracht, um den Macht- und Religionswechsel für Bewohner und Reisende sichtbar zu dokumentieren.
Die Moschee selbst wurde schließlich der Mutter Gottes geweiht und dem katholischen Kult übergeben: “Catedral de Nuestra Señora de la Asunción” – Kathedrale von Mariä Aufnahme in den Himmel.

*Die Almohaden oder im Arabischen “al-muwahhidun”, was so viel wie „Bekenner der Einheit Gottes“ heißt, waren eine Berber-Dynastie im Maghreb und im spanischen Andalusien in der Zeit 1147–1269 n.Chr..

Das herrliche Kuppelgewölbe in der Kathedrale de Nuestra Señora de la Asunción.
Die sog. Vierungskuppel

Die Hauptachse der im 16. Jahrhundert in die ehemalige Gebetshalle hineingebauten Kathedrale liegt quer zu derjenigen der Moschee.
Entstanden ist eine Basilika in der Form eines lateinischen Kreuzes mit Vierungskuppel.
Der neue Kirchenbau erstreckt sich über zehn Schiffe und zwölf Joche des Moscheegewölbes, ist also etwa halb so lang, wie die Moschee breit, und ein Drittel so breit, wie die Gebetshalle lang ist.
Text-Quelle hierzu: Rathaus Córdoba, Fotos HLK 2024

Tatzenkreuze verweisen auf Tempelritter

Auch in Córdoba fand die Tempelgemeinschaft Zuflucht, und zwar sehr wahrscheinlich in der Torre de la Calahorra. Heute befindet sich genau hier ein modernes Begegnungszentrum zwischen den drei Religionen Judentum, Islam und Christentum, ganz im Geiste der synkretistischen Ideale* des Ordens der Tempelritter. (Quelle: Turespaña Düsseldorf / Spanisches Fremdenverkehrsamt, 15.05.2008)

*Synkretismus bezeichnet die Synthese von Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild.

Alfons X., der Weise fordert Respekt; Todesstrafe für respektloses Verhalten

Bei der Einrichtung der christlichen Altäre und Kapellen in der ehemaligen Bethalle der Mauren wurde sorgsam darauf geachtet, die einstige Umaiyaden*-Moschee nicht zu entehren. König Alfonso X., auch Alfons der Weise* genannt, ein Förderer von Wissen und Kultur, ging in der zweiten Hälfte des 13. Jh sogar soweit, die “Erhaltung und den Schutz der Großen Moschee von Córdoba” anzuordnen.

Spätere Bischöfe ignorierten die Anordnung des Königs: Im 16. Jh ließen sie eine neue Hauptkapelle errichten – die Capilla Mayor – und zwar genau im Zentrum der großen Säulenhalle (und nicht wie zuvor in der “Ecke” der Moschee) – was jedoch sofort auf den Unmut der Bürger Córdobas stieß und den Rat der Stadt veranlasste, zeitweilig sogar die Todesstrafe für diejenigen Maurer, Steinmetze und Zimmerleute anzudrohen, die sich auch nur am teilweisen Abbruch der Moschee beteiligen sollten.
Erst als sich Kaiser Karl V. (1500 – 1558) auf die Seite der Bischöfe stellte, wurden der Umbau fortgesetzt.
Seitdem überragt die neue Hauptkapelle mit ihrem Kuppeldach die Dächer der einstigen Moschee, wohl auch, um für alle Zeiten an den damaligen Sieg der Christen über die Muslime zu erinnern.

*Alfons X., der Weise. König von Kastilien und León, Deutscher Kaiser (1257–73), * 23.11.1221 Toledo, † 4.4.1284 Sevilla.

*Umaiyaden – ein Familienclan des arabischen Stammes der Quraisch aus Mekka, des Stammes, dem auch der Religionsgründer Mohammed entstammte. Angehörige der Familie herrschten von circa 661 bis 750 n. 

Die Capilla Mayor – Die Hauptkapelle mit dem Tabernakel

Im Nachgang jedoch: Harsche Kritik von Kaiser Karl V.

Noch vor dem endgültigen Abschluss des Umbaus von der Moschee zur Kathedrale bereute es Kaiser Karl V., der zugleich König von Spanien war, den Forderungen der Bischöfe nachgekommen zu sein.
Er schäumte:
„Ich wusste nicht, um was es sich hier handelte. Denn wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht erlaubt, dass man Hand an das alte Gebäude legt. Ihr habt getan, was möglich war, etwas erbaut, was es andernorts schon gibt, und dafür habt ihr etwas zerstört, was einmalig in der Welt war.“

*Karl V. war ein Angehöriger des Herrscherhauses Habsburg, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und als Karl I. König von Spanien. 

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Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos

Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee

Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel – Sie sind gerade hier!

Teil 4: “Streifzug durch die Medina” – Die historische Altstadt

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“Die Seele von Córdoba”: Die Mezquita-Moschee-Kathedrale

„Auf diesen Seiten nennen wir dieses Gebäude Moschee-Kathedrale […], weil es den doppelten Zustand des Gebäudes widerspiegelt: eine Moschee für die Archäologie und eine Kathedrale für ihre Nutzung“.
So beschreibt Gabriel Ruiz Cabrero, ein Architekt aus Madrid, die “Seele von Córdoba” – die Mezquita.

Die Fassade der Mezquita – mit maurischen Elementen

Die Mezquita liegt in der Medina, im historischen Zentrum Córdobas, und gilt als eines der schönsten Beispiele der arabischen Kunst in Spanien.
Sie steht auf dem Gelände eines Tempels aus der Römerzeit, der seinerseits von einer Kirche der Westgoten abgelöst wurde, die dem Heiligen Vincent von Saragossa (einem Märtyrer) gewidmet war.
Als die Mauren nach der Eroberung von Córdoba (im 8. Jh.) sämtliche Kirchen in der Stadt zerstörten, verschonten sie einzig die alte Westgotenkirche, deren Areal einvernehmlich zwischen den Muslimen und den Christen aufgeteilt wurde.
Erst als der Platz für die Muslime nicht mehr ausreichte, drängte der damalige Emir Abd al-Rahman I. die Christengemeinde zur Aufgabe ihres Gotteshauses. Er zahlte ihnen eine große Ablösesumme und erteilte ihnen die Erlaubnis, außerhalb der Stadt ihre Kirchen zu errichten.
Im Jahr 786 begann Abd al-Rahman I. schließlich mit der Überbauung der alten Gemäuer: Die Mezquita entstand.
Weitere Ausbauten wurden von seinen Nachfolgern vorgenommen.
So errichtete al-Rahmann III. im 10. Jh. z.B. ein neues Minarett.

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Das Säulenlabyrinth der Mezquita – die einstige Bethalle

Die Mezquita ist für Besucher geöffnet – wie auch der Glockenturm (54 m), der im 17. Jh. das alte Minarett ersetzt hat.
Er bietet einen schönen Rundumblick auf die Stadt und den Rio Quadalquivir.
(Es ist empfehlenswert, die Tickets im Vorfeld zu kaufen.)

Beim erstmaligen Betreten der maurischen Bethalle, also des Säulenlabyrinths, kann einem vor Überraschung die Luft wegbleiben:
Die Vielzahl der Hufeisenbögen mit ihren terrakottafarbenen und weißen Streifen ist schlicht überwältigend!
Die übereinander liegenden Bögen sind in 19 etwa gleich hohen Schiffen mit bis zu 36 Jochen aufgeteilt. Die über 800 Säulen aus Jaspis, Onyx, Marmor und Granit stammen teils aus dem ehemaligen römischen Tempel, der an dieser Stelle stand, sowie aus römischen Bauwerken in der Umgebung.
Insgesamt ist die Mezquita (also incl. der darin befindlichen Kathedrale) 179 m lang und 134 m breit. Sie bedeckt eine Grundfläche von mehr als 23.000 m² und ist damit einer der größten Sakralbauten der Erde. (Die reine Gebetshalle nimmt dabei knapp zwei Drittel der Fläche ein.)

Die Überreste der alten Westgotenkirche im Untergeschoß kann man ebenfalls besichtigen, allerdings nur mit einer gesonderten Führung. Es existieren noch Teile der alten Apsis und eine Art Wasserbecken/Taufbecken.

Der Mihrab –
Die eigentliche Seele der Mezquita

Nach der Erbauung des neuen Minaretts unter Abd ar Rhaman III. im 10. Jh., sorgten im gleichen Jahrhundert die Kalifen Al Hakam II. und III. (Förderer von Kunst und Kultur) für eine neuerliche Erweiterung der Mezquita.

Sie waren es, die den Mirhab errichten ließen, die prachtvolle Gebetsnische, die in die Wand eingefügt wurde und nach Mekka ausgerichtet ist.
Es handelt sich dabei um einen kleinen achteckigen Raum, der von einer Muschelkuppe bedeckt ist. Die Fächer-Dekoration des Hufeisenbogens am Eingang knüpft an die byzantinische Tradition an (geometrische und pflanzliche Mosaike), die Inschriften enthalten Verse aus dem Koran.
Der Marmorsockel ist von einer Koran-Sure sowie von einer Inschrift umgeben, die auf die Schöpfer dieses kunstvollen Werkes hinweist.

Der Mihrab von Córdoba zählt heute zu den bedeutendsten seiner Art in der islamischen Welt und ist das wertvollste Stück der Mezquita.

(Die besagten zwei Kalifen sollen in Córdoba auch eine Bibliothek mit angeblich
100 000 Bänden aufgebaut haben.)

Die RECONQUISTA – oder
“wie die Mezquita zur römisch-katholischen Kathedrale wurde …”

Die Reconquista bezeichnet die Zeit der Rückeroberung der von den Mauren besetzten Gebiete auf der Iberischen Halbinsel durch die Christen. Sie ist die längste zusammenhängende historische Periode in der Geschichte Spaniens. Sie dauerte vom Jahr 722 (Schlacht von Covadonga) bis zum Jahr 1492 (Eroberung Granadas), wobei die Umwandlung, also der Übergang von der Mezquita-Moschee von Córdoba zur Katholischen Kathedrale, eher fließend verlief.
Aber dazu mehr im 3. Teil des Artikels über Córdoba …


Zum Übergang ein Fresko aus dem Ende des 13. Jh.,
das die Taufe Jesu im Jordan darstellt

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Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos

Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee – Sie sind gerade hier!

Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel

Teil 4: “Streifzug durch die Medina” – Die historische Altstadt

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“Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos

“Córdoba. Fern und allein. Schwarzes Pferd und großer Mond, Satteltasche voll Oliven. Wenn ich auch die Wege kenn, komm ich nie nach Córdoba …”

so lautet der Anfang des Gedichts “Reiterlied” von Federico Garcia Lorca*.
Der einsame Reiter, der dieses Lied singt, befürchtet, der Tod könne ihn ereilen, noch bevor er die Türme der heiß ersehnten Stadt erblickt.
Unweigerlich drängt sich einem die Frage auf, ob Lorca, der in Granada lebte, beim Verfassen seines Gedichtes nicht seinen eigenen Tod vor Augen hatte: Der weltbekannte Lyriker und Dramatiker wurde im August 1936, im Alter von 38 Jahren, von einem Franquisten, einem Anhänger des Diktators Franco, erschossen – und anschließend am Straßenrand verscharrt.
Unter einem Olivenbaum, wie es heißt …
“Córdoba. Fern und allein …”

*Federico Garcia Lorca (1898 – 1936), spanischer Lyriker und Dramatiker, der meistgelesene spanische Schriftsteller aller Zeiten.

Córdobas wechselvolle Geschichte: Römer, Westgoten und das Kalifat von Córdoba

Noch heute zeugen überall auf der Iberischen Halbinsel unzählige Tempel, Brücken, Amphitheater, Aquädukte, Villen, Statuen und Mosaiken von der hier mehr als 600 Jahre andauernden römischen Herrschaft.

Das den Römern nachfolgende “christliche Reich der Westgoten” währte in Spanien lediglich 300 Jahre (von 418 – 711/724 n. Chr.).

Mehr als 700 Jahre ließen sich anschließend die Mauren und Araber aus Nordafrika in Spanien nieder (von 711 bis zu ihrer endgültigen Vertreibung im Jahr 1492).
Dabei brachten sie auch Córdoba unter ihre Herrschaft – jedoch keineswegs zum Schaden der Stadt und ihrer Bewohner!
Nach der Ausrufung von al-Andalus zum Kalifat von Córdoba (929 – 1031 n. Chr.) entwickelte sich dieses zu einem der reichsten und kultiviertesten Länder seiner Zeit, wobei Córdoba mit damals fast 500 000 Einwohnern neben Konstantinopel und Bagdad zu einem bedeutenden Kulturzentrum im Mittelmeerraum aufstieg.
Es war eine friedliche Zeitspanne, in der sich Muslime, Juden und Christen gegenseitig tolerierten und respektierten.

Das wohl berühmteste Bauwerk aus der Epoche der Kalifen steht noch heute in Córdoba: Es ist die Mezquita, die damalige Moschee, mit ihrer beeindruckenden Säulenhalle. Heute beherbergt sie eine römisch-katholische Kathedrale unter ihrem Dach. Doch dazu später mehr – denn es gibt noch andere Orte in Córdoba zu entdecken, zum Beispiel den nicht weniger berühmten Alcázar-Palast mit seinen traumhaften Gärten …

Der Alcázar de los Reyes Cristianos

Der mächtige Alcázar de los Reyes Cristianos (die Burg der Christlichen Könige von Córdoba) wurde im Jahr 1328 unter König Alfonso XI. erbaut. Er befindet sich auf dem Grund und Boden der ehemaligen Kalifenburg:
Das aus dem Arabischen stammende Wort Alcázar geht auf den Begriff Al-Qasr zurück, der Palast bedeutet.

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Die “Christlichen Könige” Isabella I. v. Kastilien und Ferdinand II. v. Aragón

Als Katholische oder Christliche Könige bezeichnet man die spanischen Monarchen Isabella I. von Kastilien (1451-1504) und Ferdinand II. von Aragón (1452-1516), die in Córdoba, in ihrer königlichen Residenz Alcázar acht Jahre lang residierten. Im Jahr 1486 empfingen sie hier Christoph Kolumbus, der sie um finanzielle Unterstützung für seine Reise nach Indien bat – wonach er schlussendlich Amerika entdeckte. 
(Nach Kolumbus’ Rückkehr übertrug Papst Alexander VI. den “Christlichen Königen” die alleinige Oberherrschaft über die neu entdeckten Länder.)

An der Fassade der Universität von Salamanca, Spanien, sieht man die Büsten von Ferdinand II von Aragon und Isabella I. von Kastilien. (Imago / Ken Welsh)

Die Schätze im Alcázar

Im Inneren des über 4000 qm umfassenden Alcázar-Palastes finden sich überall römische, westgotische und maurische Spuren. Ein besonderes Augenmerk verdienen jedoch die römischen Mosaiken aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr., die man bei archäologischen Ausgrabungen in der Medina von Córdoba, also in der historischen Altstadt entdeckt hat.
Auch der prachtvolle römische Sarkophag, der im Alcázar zu bewundern ist, stammt aus dieser Epoche.

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Der römische Sarkophag (3. Jh. n.Chr.)

Der an drei von vier Seiten beschnittene Marmorblock wurde hier in Córdoba im Huerta de San Rafael (im Garten des Heiligen Raphael) gefunden. Er stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., und ist ein Werk von großer Schönheit und Qualität.
Das Hauptmotiv (Vorderseite Mitte) stellt die Tore der Unterwelt oder des Jenseits dar. Sie sind mit Widder- und Löwenköpfen verziert, die Stärke und Energie symbolisieren.

Zwei Säulen mit Kapitellen stützen den geschlossenen Giebel. Auf dem Giebel sind zwei Pfauen mit Gesichtern dargestellt, die die Ewigkeit symbolisieren.
Auf der rechten Seite befindet sich der Eigentümer oder das Familienoberhaupt. Er ist mit einer Toga bekleidet, trägt römische Sandalen an den Füßen und hält einen versiegelten Brief in der Hand, was darauf hindeutet, dass er ein Anwalt war. Er erscheint mit einem Philosophen, Lehrer oder Pädagogen, der als Mentor fungiert.
Die Frau des Anwalts auf der linken Seite, trägt ebenfalls eine Toga sowie eine kunstvolle Lockenfrisur. Zu ihren Füßen steht ein Arbeitskorb mit einer Taube darauf, wohl als Symbol für die Hingabe an ihr Zuhause und ihre Reinheit. In ihrer Hand hält sie ebenfalls einen versiegelten Brief, genau wie die weibliche Figur, die sie begleitet.

Die kannelierten Säulen mit Akanthus-Kapitellen rechts und links außen, gehen in die ebenfalls im Hochrelief gearbeiteten Seitenteile über. Beide Flächen zeigen Pegasus, ein geflügeltes Pferd aus der Mythologie, das aus dem Blut der Medusa geboren wurde, als diese von Perseus enthauptet wurde. Zu ihren Füßen befindet sich ein Panther in Laufbewegung: Dionysische Symbole für die Geschwindigkeit und Kraft, die eingesetzt werden sollten, um die Besitzer des luxuriösen Grabhauses ins Jenseits zu geleiten.
Es handelt sich um ein Werk von höchster Qualität und großer Schönheit, das erkennen lässt, dass die Person, die es geschaffen hat, ein brillanter Bildhauer war.

Text-Quelle hierzu: Rathaus Córdoba, Fotos: HLK 2024

Die Gärten der “Christlichen Könige– einst von den Mauren angelegt

Der Alcázar von Cordoba, in dem sich später das Inquisitionsgericht mit seinen Folterkammern breit machte (es wurde auch noch als Zivil- und Militärgefängnis benutzt), besitzt einen weitläufigen Wandelgarten, in dem man sich gut erholen kann, weil es überall blüht und grünt und duftet: Unzählige Zitrusbäume, Palmen, Sträucher und Hecken, dazwischen die Statuen der Herrscher, sowie andere Skulpturen.
Zur Entspannung tragen auch die schattigen Nischen und das ständige Plätschern des Wassers bei: Ausgehend vom ersten, oberen Terrassenbecken – und umgeben von den je nach Jahreszeiten unterschiedlich blühenden Beeten – ergießt sich das Wasser auf zwei weitere darunter liegende Becken. Die drei Teichbecken bilden gewissermaßen eine Achse. In der Mitte der Gärten befindet sich noch ein Brunnen.

“Córdoba
Fern und allein.”

(Federico Garcia Lorca)

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Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos – Sie sind gerade hier!


Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee

Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel

Teil 4: “Streifzug durch die Medina” – Die historische Altstadt

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Rätselhafte Westgoten-Einsiedelei in Andalusien!

Oratorio Rupestre de Valdecanales

Unter einem Oratorium (deutsch: “Haus der Beter”) versteht man einen privaten oder halböffentlichen Versammlungsraum früher Christen.

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Die Wegbeschreibung

Dieses weitgehend unbekannte Westgoten-Oratorium – ein sog. Hypogäum* – besteht aus drei in den Felsen gehauenen Höhlen. Es befindet sich in Spanien/Andalusien, in der Provinz Jaén, ungefähr 6 km von der Gemeinde Rus und dem gleichnamigen Bach entfernt, der in den Fluss Guadalimar mündet. Der von oben nicht sichtbare Höhlenkomplex liegt unterhalb des mit Olivenbäumen und Tamarisken bewachsenen Alcobilla-Hügels zwischen Zagahón und Los Escuderos.

Warnhinweis: Valdecanales war Ende April 2024 nur über einen ungesicherten, holprig-steilen Abhang erreichbar!

*Ein Hypogäum (lat. hypogeum, gr. hypógeion, von hypo „unter“ und gẽ „Erde“, „das unter der Erde Liegende“) ist ein unterirdischer, mit einem Gewölbe versehener Grabbau.

Beschreibung der alten Stätte

Die in den Hang gehauene Hauptfassade weist eine lange Blendarkade mit klassischen Hufeisenbögen auf (Westgoten-Bauweise!) – von denen drei mit einem palmetten- oder muschelförmigen Relief verziert sind. Diese Verzierungen ähneln den westgotischen Toren, die man im Archäologischen Museum von Mérida findet.
Tritt man in den Komplex ein, entdeckt man eine Kapelle mit drei Schiffen mit Tonnengewölben auf quadratischen Pilastern. Die zwei kleineren Höhlen, ebenfalls mit Tonnengewölben und Apsidiolen, wurden vermutlich als Baptisterium (Taufkapelle) und Refektorium (Speisesaal eines Klosters) genutzt. Die dritte Höhle ist größer. Sie liegt weiter von der Haupthöhle entfernt und war wohl der Wohnraum der Bewohner, die sich dort aufhielten. Sie weist einen rechteckigen und gewölbten Grundriss auf, und liegt der Wasserquelle am nächsten.
Der Ausbau geht auf das 6. und 7. Jahrhundert zurück.

Sein kultureller Wert wurde 1968 von Rafael Vañó Silvestre und dem Eigentümer des Landes, Cesáreo Pérez Díaz entdeckt.

Kurzer geschichtlicher Abriss über die Westgoten (418 n. Chr – 725 n Chr.)


Das Reich von Tolosa wird zum Reich von Toledo

Nach der Sesshaftwerdung der Goten in Gallien um das Jahr 418 n. Chr., begann ein neuer Abschnitt in ihrer langen, wechselhaften Geschichte:
Mit dem Tolosanischen Reich (Hauptstadt Tolosa / Toulouse) hatten die Westgoten das erste barbarische* Königreich innerhalb des Römischen Imperiums gegründet.
Nach ihrer vernichtenden Niederlage gegen die Franken, im Jahr 507 (Schlacht von Vouillé), verlagerte sich ihr Schwerpunkt auf die Iberische Halbinsel – mit einem ersten wichtigen Stützpunkt in Mérida (vormals das römische Emerita Augusta).
Ein neues Reich wurde ins Leben gerufen: Das Toledanische Reich, mit der neuen Hauptstadt Toledo.
Es hatte Bestand bis zur maurischen Eroberung im Jahr 711 n. Chr., bei der die letzten Goten in alle Winde zerstreut wurden – bis auf eine Ausnahme:
Im südgallischen Septimanien (heute Le midi, der Süden Frankreichs, der sich entlang der Mittelmeerküste etwa von der Rhonemündung bis zu den Pyrenäen erstreckt) hielten sich die Westgoten noch bis zum Jahr 725.


* “barbarisch” – alle fremdsprachlichen Völker waren für die Römer Barbaren.

Valdecanales – einst eine Eremiten-Klause?

Unter der Herrschaft der Westgoten, vor allem im 6. und 7. Jahrhundert, entstanden erste kleine christliche Zufluchts- und Rückzugsorte. In der Regel handelte es sich um einsame Behausungen in abgelegenen Höhlen, die sich nach und nach zu Klöstern entwickelten.
Valdecanales war vermutlich eine sehr frühe Klause für einen Eremiten, seine Familie und/oder seine Anhänger.
Auch in Südfrankreich – im oben erwähnten Septimanien – gab es christliche Höhlen-Rückzugsorte der Westgoten, wie z.B. das alte Quellheiligtum Las Brugos/Rennes-les-Bains; s. mein Roman “Adieu, Marie! – Die Briefe”

Valdecanales – heute stark gefährdet!

Obwohl die Höhleneinsiedelei Valdecanales schon im Jahr 1970 zum historisch-künstlerischen Denkmal erklärt wurde, ist ihr Status nicht gesichert. Das Denkmal ist völlig ungeschützt und somit Witterungseinflüssen aber auch Vandalismus ausgesetzt (unzählige Einritzungen!). Die starke Erosion des Bodens am Fuße der herrlichen Hufeisenbögen hängt aber auch mit der Nutzung der drei Höhlen in den letzten Jahrhunderten zusammen: Sie dienten als Unterschlupf für Hirten, Jäger und Holzfäller, deren Viehbestand vermutlich zu dieser starken Abnutzung beigetragen hat.

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Immerwährende Karfreitags-Frömmigkeit in Andalusien

Weihrauchschwaden ziehen durch die andalusischen Städte: Die Semana Santa steht vor der Tür, die Karwoche. Fromme Bruderschaften, Vereine, Großfamilien, ja ganze Ortsteile stehen miteinander im Wettbewerb um den prächtigsten Prozessionswagen. Eifrig wird das viele Silber und Gold geputzt, frische Kerzen aufgesteckt, die Roben der Nazarenos (Penitents), die diese Wagen oder Postamente tragen (oder auch nur in stiller Buße durch die Straßen ziehen), werden aus dem Schrank geholt. Nicht zuletzt gilt es, die wertvollen Gewänder der lebensecht wirkenden Heiligenfiguren zu sichten, die nun unter Glockengeläut aus den Kirchen geholt werden, um sie auf den Bahren und Wagen in Szene zu setzen.

Was mich im Jahr 2022 tatsächlich überrascht – teils sogar belustigt hat – war, dass man selbst noch im Spätherbst auf deutliche Spuren dieser “Karfreitags-Frömmigkeit” stößt: Ohnedies zieren nicht wenige “Kreuzigungsszenen” (aus Mosaiksteinen) dauerhaft viele Hauswände. Dass aber noch im September “Kruzifix-Umzüge” stattfanden (“Fest der Kreuzerhöhung” *, s. das nachstehende Foto) und in den Schaufenstern der Geschäfte wie selbstverständlich noch immer die großartigen Plakate hingen, die fünf Monate zuvor zur Semana Santa einluden, erstaunte nicht nur mich.
Zum Lachen brachte mich aber dann ein frommes Bild, das ich zufällig an einem Ort entdeckte, der eher weniger für “andalusische Frömmigkeit” bekannt ist. (s. letztes Foto) ! 🙂
Nachstehend eine kleine Auswahl meiner “Karfreitagsbilder aus Andalusien” – Statuen, Wägen, Mosaike und Plakate – wie sie mir gerade vor die Linse kamen

*Das “Fest der Kreuzerhöhung” hat seinen Ursprung in Jerusalem. Dort war am 13. September 335 die Konstantinische Basilika über dem Heiligen Grab feierlich eingeweiht worden.

Einen Karfreitagsumzug der Büßer hatte ich bereits im Jahr 2004 in Südfrankeich, in Collioure, miterlebt. Meine damaligen Eindrücke flossen in meinen ersten Thriller “Die Affäre Calas” – nachstehend ein kleiner Auszug aus der Sicht meiner Romanfigur Sandrine Feuerbach:

“Dann endlich war es losgegangen. Karfreitag – der Tag des Schweigens – gebrochen vom einsamen dumpfen Trommelschlag eines Roten Büßers mit hoher Kapuze. Feierlich schritt er dem Zug voraus. Bumm, bumm, bum-bum-bum … Der Trommelton ging mir durch und durch. Die kleinen flackernden Windlichter der Kinder und die Fackeln der Schwarzen Büßer, die gemessenen Schrittes dem roten Tambour folgten, waren die einzigen Lichter im Städtchen, an diesem Abend. Hinter ihnen acht weitere Kapuzenträger, schwarze Umhänge, um den Leib rote Kordeln. Sie schleppten einen schweren Altar. Die seltsam gegabelten Tau-Stäbe, die die Männer in der freien Hand trugen, muteten ägyptisch an, hatten aber die Aufgabe, bei einem Halt die Altäre zu stützen, wie ich später sah. Es war tatsächlich ein Mummenschanz, aber ich war hin- und hergerissen zwischen Ablehnung und Faszination … Eine große, mit weißer Seide ausgeschlagene Bahre folgte, getragen von acht im Gleichschritt marschierenden Roten Büßern, deren spitze Kapuzen mit den Augenschlitzen verwegen wirkten. Auf der Bahre lag, mit verdrehten Gliedern, eine Nachbildung des Gekreuzigten. Weitere Fackelträger. Die Trommel. Bumm, bumm, bum-bum-bum dröhnte es durch Collioure. Bumm, bumm, bum-bum-bum … Einige Kinder begannen zu weinen. Doch ihre Mütter bewegten sich nicht vom Fleck …

“Die Affäre Calas”, Helene Luise Köppel

Die kleinen Bilder können angeklickt und vergrößert werden!

“Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst”, schrieb einst Friedrich Schiller … 🙂

Fundort: Cadiz, Toilette in der Markthalle, nahe der Fischstände

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