Abtei Sainte-Marie de Fontfroide – ein Bollwerk gegen die Ketzerei

Das Kloster Fontfroide – Schauplatz meines Historischen Romans “Rixende” – liegt 14 km südwestlich von Narbonne – in einer absolut einsamen, idyllischen Landschaft.

” … Schon immer hat man diesen Ort Fons frigidus – kalte Quelle – genannt, und das Vorhandensein des Wassers hat auch die Lage der Gebäude bestimmt. Seht her, Bruder Fulco, diese Quelle fließt sowohl hier im Kreuzgang als auch im Brunnenhaus, sie treibt die Mühle an und speist die Fischteiche. Das Kloster ist nach dem strengen Ordensgesetz der Zisterzienser angelegt und weist jedem Angehörigen unserer Gemeinschaft seinen Platz zu. Die domus conversi bewegen sich ausschließlich in dem Teil der Klosteranlage, der auch der Welt geöffnet ist. Damit ist gewährleistet, dass die Mönche in ihrer Kontemplation nicht gestört werden. Schweigen, Beten, Handarbeit und Buße – doch nicht allein das: Ihr befindet Euch – und das wird Euch als Inquisitor besonders interessieren – im Zentrum der Orthodoxie. Fontfroide ist seit der Ermordung Castelnaus gewissermaßen ein geistliches Bollwerk gegen die Ketzer! …”

(Auszug aus dem Historischen Roman “Rixende – Die Geheimen Worte” von Helene L. Köppel)

Im Jahr 1093 als Benediktinerabtei gegründet, übernahm man, nach einer Visite des Heiligen Bernhard, die Ordensregeln der Zisterzienser. Von Anfang an war Fontfroide ein Bollwerk gegen die katharische Häresie.

Wen wundert es, dass Papst Innozenz III. ausgerechnet einen Abt von Fontfroide zum päpstlichen Legaten machte: Pierre de Castelnau. Dessen Ermordung im Jahr 1208 führte zum Kreuzzug gegen den Süden.

Die Feindschaft gegen die Katharer setzte sich hier auch noch im 14. Jh. fort: Ein weiterer Abt des Klosters Fontfroide machte von sich reden: Jacques Fournier. Als Bischof von Pamiers verhörte er die Katharer des Bergdorfes Montaillou, und brachte es später bis zur Papstwürde in Avignon.

(Jacques Fournier als Papst Benedikt XII. in Avignon)

Fontfroides Bedeutung erstreckte sich bald über die ganze Region und bis nach Katalonien. Unter der Protektion der Herzöge von Barcelona wurde im Jahr 1150 in Poblet ein Tochterkloster gegründet.

Ab dem 15. Jh. – nach der Bekämpfung der Katharer – verlor Fontfroide an Bedeutung.
Um 1791 – während der Säkularisation – wurden die Kunstschätze in alle Welt zerstreut.

Im Jahr 1901 verließen die letzten Mönche das Kloster. Sieben Jahr später kaufte ein Privatmann (Gustave Fayet) das Kloster und restaurierte es. Noch heute befindet sich die Abtei in Privatbesitz. 

Foto oben: Der älteste Teil des Klosters – hier hielt der Abt Hof!

Der Cour d’Honneur – der Ehrenhof des Klosters

Fons froide – die kalte Quelle

Das Dormitorium (Schlafsaal) der Novizen – hier wurde in einem Zwischenboden auch das Korn gelagert.

Der stimmungsvolle Kreuzgang des Klosters …

Ein kleiner Hinweis zum Schluss: Das Kloster Fontfroide ist nur mit einer Führung zu besichtigen.

Ich bedanke mich für Ihr Interesse!

Helene Köppel

Marcevol – eine Atempause vom Leben

(Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!)

Das Priorat von Marcevol

befindet sich auf einer Hochebene über dem Têt-Tal. Die umliegende Landschaft ist beeindruckend, vor allem im Frühling, wenn die Zistrosen blühen. Im Norden befindet sich der Roc del Maure (775 m), im Westen der Pic de Bau (1025 m), im Süden der legendäre Berg der Katalanen, der Canigou (2785 m)

Ich war sowohl im Frühling als auch im Herbst in Marcevol, und die Stimmung war jedes Mal unbeschreiblich – so als ob man eine andere Welt betreten hätte.

Marcevol – Romanschauplatz von “SALAMANDRA”

Marcevol selbst – die Einsamkeit, aber auch die tolle Umgebung – haben mich zu meinem Psychothriller “Salamandra” inspiriert.
Ein kleiner Auszug aus dem Roman:

“Im Schutz teils schneebedeckter Pyrenäenberge lag ´Arkadien` vor ihr, so wie man sich dieses Land vorstellte – als Hochebene mit tiefgrünen Weideflächen, durchzogen von Zypressen und Rosenfeldern. Abertausende Montpellier-Zistrosen: Schlichte weiße Blüten mit honiggelben Bechern. Überspannt wurde die friedliche Kulisse von einem gewitterschwangeren Himmel – mit einem Stich in Rosa.”

Marcevol liegt auf dem Jakobsweg.

Im Reiseführer stand, das Kloster sei einst eine Niederlassung der Tempelritter gewesen, aber das ist vermutlich falsch. Vor Ort erfuhr ich, dass Marcevol im 12. Jh. durch die Chorherren des Heiligen Grabes gebaut wurde – nachdem ihnen der Bischof von Elne eine kleine Kapelle geschenkt hatte. Um diese Kapelle herum erbauten die Grabesritter ihre Gebäude.
Der Orden vom Heiligen Grab wurde 1099, nach der Eroberung von Jerusalem, gegründet, um dort das Heilige Grab zu bewachen. Er verbreitete sich rasch auch in Europa, wo er viele Schenkungen bekam.
Das Kloster Marcevol war vom Jahr 1129 an eine seiner Einrichtungen.
Bereits im Jahr 1840 wurde das Kloster Marcevol zum Monument historique erklärt.

Wahrheit oder Legende?

Zu einem echten Anziehungspunkt für Pilger
wurde Marcevol, nachdem hier der Legende nach
die Mutter eines Papstes
bestattet wurde.
Auf dem Weg nach Santiago de Compostela
wollte sie in Marcevol Halt machen, um zu beten.
Sie stieg den Berg hinauf, war müde und erschöpft.
Plötzlich geriet sie in ein schreckliches Unwetter
und starb …
Das Kuriose an der Geschichte ist,
dass es sich um die Mutter des
unmittelbaren Nachfolgers von Petrus
gehandelt haben soll!
Aber damals – um das Jahr 70 n. Chr.
pilgerte man noch gar nicht
nach Santiago de Compostela!

(Im Bild: Ein Taufstein aus dem Mittelalter)

Der rosafarbene Marmor kommt aus Villfranche de Conflent.

Notre Dame de les Grades –
11. Jh, romanische Sitzmadonna

Die hochverehrte Madonna von Marcevol – Unsere Dame von den Treppen – steht heute in dem kleinen Ort Boule d’Amont (Département Pyrénées-Orientales, Nähe Prades) – und zwar in der Pfarrkirche Saint-Saturnin aus dem 11. Jahrhundert.

Ein Blick aufs Dorf Marcevol:

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Helene Köppel

Einige Tipps für Reisende oder Pilger:
Neben dem obligatorischen Verkaufs-Shop gibt es im Kloster Marcevol auch eine Bibliothek. Selbstversorgende Wanderer/Pilger haben die Möglichkeit, hier Rast zu machen.
Im Dorf steht die Kirche Nostra Senyora de les Grades aus dem 11. Jh. Sie kann derzeit nicht besichtigt werden, da Einsturzgefahr. 
In etwa 2 km Entfernung findet sich der Dolmen de la Barraca, aus der Megalithzeit.

Zum Schluss noch eine kleine Fotogalerie:

Saint-Guilhem-le-Désert – ein Juwel der Romanischen Kunst

“Ein Juwel der Romanischen Kunst” wird das Kloster Saint-Guilhem-le-Désert  (vormals GELLONE) genannt!
Es liegt im Département Hérault – und ist eine der Stationen auf der Via Tolosana, dem südlichsten der vier Jakobswege in Frankreich.

(Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!)

Es handelt sich um das ehemalige Kloster des Wilhelm von Aquitanien (auch Wilhelm von Gellone, Wilhelm d’Orange, Wilhelm der Heilige oder Wilhelm Kurznase genannt. Wilhelm (verst. 812) war der Sohn des Grafen von Autun und dessen Frau Aldana, die vermutlich eine Tochter des fränkischen Hausmeiers Karl Martell war.
Karl der Große ernannte Wilhelm als Nachfolger des abgesetzten Grafen Chorso zum Grafen von Toulouse.
In den Quellen wird stets der Mut des Grafen hervorgehoben. So eroberte er im Jahr 801, gemeinsam mit Ludwig dem Frommen, die Stadt Barcelona; er kämpfte gegen Basken und Sarazenen gleichermaßen.

Wilhelm von Gellone wurde im Jahr 1066 heiliggesprochen.
Er gilt als Schutzheiliger der Waffenschmiede.
Im Jahr 1139 wurden seine Gebeine hierher gebracht und das Kloster wurde nach ihm “Saint-Guilhem-le-Désert” genannt (Désert=Wüste/Einöde).
Im Jahr 1793 – also während der Französischen Revolution – wurden die Gebeine geraubt und zerstreut. Die Überreste befinden sich heute in der Basilika St. Sernin in Toulouse.

Im Chanson de Guillaume,
einem der großen altfranzösischen Epen wird Wilhelm Kurznase verherrlicht.
Dieser Stoff wurde zu Beginn des 13. Jh. von Wolfram von Eschenbach in seinem “Willehalm” ins Deutsche übertragen.

Kirchenschätze – wertvolle Reliquien!

Links: Ein Splitter vom Kreuz Christi

Das Kloster von Gellone gewann sofort an Prestige und Einfluss – nicht zuletzt wegen seiner wichtigsten Reliquie: Ein Splitter vom Kreuz Christi, das Karl der Große Wilhelm geschenkt hatte.

Die Krypta Wilhelms von Gellone  stammt aus der Karolingerzeit.

Zwei Seitentreppen führen in die Tiefe. Ursprünglich war die Krypta eine gewölbte Hauskapelle mit zwei durch Säulen getrennten Kirchenschiffen, in der die Pilger vor den Reliquien des Heiligen beteten.
Das massive Steinwerk rechts hinten war evtl. sein Grab. Der Ort war dem Andrang der Pilger bald nicht mehr gewachsen. Daher wurde die Krypta irgendwann nicht mehr benutzt und wahrscheinlich während der Religionskriege ganz geschlossen, bevor man sie in den 60er Jahren restaurierte.

Der Kreuzgang von Gellone

Der Kreuzgang wurde während der Französischen Revolution leider verkauft bzw. teilweise als Steinbruch abgetragen. Der damalige Friedensrichter von Aniane hat jedoch viele Stücke gesammelt. Nach seinem Tod wanderten diese von einem Antiquitätenhänder zum anderen, bis nach Carcassonne und Paris. Dort erwarb sie ein amerikanischer Bildhauer und brachte sie – zusammen mit anderen Kreuzgängen – nach New York.
Zwischen den beiden Weltkriegen nahm sich das Metropolitan Museum of Art der Sache an: So kann man seit 1936 im “Kreuzgangmuseum” 148 Stücke des Klosters Gellone und einen originalgetreuen Nachbau seines Kreuzganges bewundern.

 

Aber es gibt durchaus noch alte Steinschätze in Saint-Guilhem-le-Désert selbst. Man hat sie zusammengetragen und in diesem Raum ausgestellt:

Eine kleine Fotogalerie der dort ausgestellten Schätze:

Das Kloster Gellone als Romanschauplatz

“Doña Agnès saß steif auf einer der Bänke im Garten des Klosters Gellone. Die Sonne schien warm, aber es war noch früh am Tag, so dass Honoria, ein wenig linkisch, ihrer Herrin eines der mitgebrachten Felle unterschob. Von Zeit zu Zeit strich der Wind über das zarte Laub der Weiden. Auf den Hügeln der stein- und buschgefleckten Berge, die sich rings um das Kloster zogen, begannen die ersten Wildblumen zu blühen.
Als die Terz-Glocke bimmelte, flog ein Schwarm Dompfaffen auf. Honoria lachte leise. Doña Agnès jedoch nahm die Vögel mit ihren auffälligen Bäuchen nicht wahr, so wie sie auch die seit Tagen hervorbrechenden Farben des Frühlings ignorierte. Sie haderte mit Gott und der Welt, weil man sie gezwungen hatte, sich hierher zurückzuziehen. Sie war eine gebrochene Frau. Es frommte ihr nichts mehr und es gefiel ihr nichts …”
(Aus “Alix – Das Schicksalsrad”)

Nach soviel Kunst lädt der gemütliche Dorfplatz von Saint Guilem-le-Désert zum Verweilen ein!

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Helene Köppel

Noch ein Tipp:
Besuchen Sie auch den kleinen Verkaufsraum des Klosters, den die dort ansässigen Karmeliterinnen betreuen. Die Nonne, die mir behilflich war, bekam ganz rote Bäckchen vor Freude!
Folgende Bücher habe ich ihr abgekauft:
1. Guide Secret du Pays Cathare – Jean-Luc Aubarbier

2. Guide Secret de Montpellier et de ses Environs – Myriem Lahidely
3. Guide Secret des Templiers – Thierry P.F. Leroy

Der Montségur – die Synagoge Satans

Südfrankreich … hat nicht nur Sonne, Meer und Strände zu bieten, sondern auch Berge, Wälder und tiefe Felsenschluchten.
Es ist ein Land der Kontraste: Da gibt es die wildromantische Garrigue mit ihren knorrigen Zwergeichen und dem unvergleichlichen Duft nach Ginster, Rosmarin, Thymian und  Wacholder. Dann die Zistrosen, weiß oder rosafarben. Hier kann man viele Stunden wandern, ohne einem Menschen zu begegnen oder ein Haus zu entdecken. Allenfalls trifft man auf ein paar grasende Esel, wie man sie auch im Mittelalter, vermutlich schwerbeladen, auf dem Saumpfad hinauf zum Montségur hätte finden können …

Kaum eine Geschichte aus dem Hochmittelalter hat die Menschen so bewegt, wie der Fall des Montségur – des heiligen Berges der Katharer, von Rom als die “Synagoge des Satans” bezeichnet.

Der einzige Aufstieg zur Burg war seinerzeit nur über einen gefährlichen Grat möglich …

Auszug aus meinem Roman “Alix: Das Schicksalsrad” (S. 351):

“Als sie am zweiten Tag ihrer Reise aus dem dunklen Wald von Serralongue herauskamen, tauchte unvermittelt der Montségur vor ihnen auf.
´Seht nur, da vorne – das ist er! Dass ich das erleben darf!`, rief Bischof Simorre, der sie begleitete.
Alix zügelte ihren Rappen und reckte ebenfalls neugierig den Hals. Auf ihrem Weg hierher waren sie an etlichen Burgen vorübergeritten, hoch oben an den Fels geklammert, doch das Schauspiel, das jetzt vor ihnen lag, konnte mit nichts verglichen werden. Der Berg selbst war eigenartig: wild und kühn. Die neue Burg jedoch, errichtet von Menschen, die einem brennenden Glauben anhingen, war grandios. Sie lag in der vollen Mittagssonne, schwebte aber zugleich auf einer weißen Nebelbank, die den Pog umschmeichelte. Ein verlockendes Luftschloss, unwirklich, ätherisch …
Noch während sie alle über das seltene Naturschauspiel staunten, kamen die Männer des Burgherrn angeritten, um sie sicher hinaufzugeleiten.”

Der “Sichere Berg” der Katharer …

Der “sichere Berg” der ehemaligen Katharer befindet sich etwa 30 km von Foix entfernt, auf 1216 Meter Höhe. Die Besiedelung geht bis in die Jungsteinzeit zurück. Die Grundfläche der Burg, die von einer gewaltigen Ringmauer geschützt wurde, betrug zu Katharerzeiten ungefähr 700 qm. Es existierte ein mächtiger Bergfried. Auf der Nordseite des Berges wurden für die Verfolgten zusätzlich kleine Hütten errichtet. Die Burg wurde nach langer Belagerung im März 1244 den Franzosen übergeben.

Vierzig Jahre Montségur

Der französische Autor Michel Roquebert* bezieht sich auf die Primärquellen, die von mehr als tausend Personen berichten, die sich zwischen der ersten Gründung der Burg und der Eroberung des Montségur dort aufhielten.
Es handelt sich um eine Zeitspanne von ungefähr 40 Jahren.

Montségur heute:
Das Dorf liegt unterhalb der Burgruine

Das Zusammenleben auf dem Montségur im Mittelalter

Michel Roquebert * schreibt darüber folgendes:

“Die Aufgaben des Gemeinschaftslebens sind auf die verschiedenen Gruppen verteilt. Das castrum hat einen Portier, den Sergeanten Guillaume Gironda. Es gibt einen Müller, den aus Moissac gebürtigen Perfectus Pons Ais, und eine Bäckerin, die Perfecta Guillelme Marty aus Montferrier. Wir wissen, dass die Perfecti und Perfectae (Anmerk. geweihte Männer und Frauen) zum Arbeiten verpflichtet sind. Bei den Frauen gibt es Nähstuben. Die eine stellt unter der Leitung von Marguésia Hunaud de Lanta Frauenkleidung her – Schleier, Hemden, Handschuhe -, eine andere Beinkleider für die Männer. Die Perfecti verfügen über eine Schneiderei, die für die Soldaten Waffenröcke näht – d.h. gesteppte, dick gepolsterte Mäntel. Ein Perfectus, von Beruf Täschner, fertigt auch Schuhe an. Wieder ein anderer ist Barbier.”

Für die Zeitspanne der Belagerung sprechen die Quellen von mindestens 361 Personen, darunter 150 Laien – worunter sich auch die Mitglieder der Garnison befanden.
Allein 29 Personen zählten zur Familie der verantwortlichen Verteidiger des Montségur – es handelt sich um die Feudalherren Ramon de Pereille und Pierre-Roger de Mirepoix (sie waren für die Verwaltung, Verpflegung und die Sicherheit zuständig).
Die religiöse Führung des Montségur übernahm nach dem Tod des berühmten Katharerbischofs Guilhabert de Castres der Katharerbischof des Toulousain, Bertrand Marty (ab ca. 1240).

Auf Seiten der Belagerer zeichneten verantwortlich:
Hugues d`Arcis (der neue Seneschall von Carcassonne) – er wird später die Burg im Namen des Königs von Frankreich in Besitz nehmen -, der Bischof von Albi, der Inquisitor Ferrier und der Erzbischof von Narbonne, Pierre Amiel, der die Katharer 1244 vor die Entscheidung stellte, abzuschwören oder zu brennen. Quellen besagen, zehntausend Mann hätten seinerzeit den Berg belagert; doch ist die tatsächliche Stärke mittelalterlicher Heere schwer zu schätzen. Viele Chronisten dieser Zeit neigten zu Übertreibungen.

Zur Verpflegung der Burginsassen und der Siedlung an Abhang des Montségurs schreibt Roquebert:
“Abgesehen vom Fischfang, dem die Perfecti* im Lasset nachgehen konnten, lebte Montségur, das kein Ackerland besaß, seit 40 Jahren vom Handel mit den Bauern aus den Dörfern der Umgebung … Entgegen dem strikten Verbot der Kirche verkauften diese den Montségurern Wein, Getreide, Öl, Salz, Gemüse und andere Nahrungsmittel.”
(Perfekti=Katharische Vollkommene)

Die Eroberung der Burg Montségur

Kurz vor der Aufgabe der Burg: (aus “Esclarmonde: Die Ketzerin vom Montségur): ” … Die Wurfmaschine des Bischofs tut ihre Wirkung. Unablässig fliegen die Steinkugeln. Wumm … Die Situation für die Bewohner der Burg ist unerträglich geworden. Verrat liegt in der Luft! Die Zisternen hat jemand mit toten Ratten verseucht. Zu verführerisch waren die Versprechungen des Narbonners. Und der Wein – das einzige Getränk, das ihnen da oben bleibt – fängt an, in den Fässern zu gefrieren. So kalt ist jener Winter. Die Herren der Burg, Raymond de Pereille, Pierre-Roger de Mirepoix und der Bischof der Katharer, Bertrand d` en Marti, kommen an einem klirrenden Morgen mit der Friedensfahne den Berg herab. Sie wollen verhandeln. Sie bieten an, unter gewissen Voraussetzungen den Drachenkopf aufzugeben …”

Ein faires Angebot oder Heuchelei?

Die Belagerer – Hugues des Arcis und der Erzbischof von Narbonne bieten den Katharern einen zweiwöchigen Waffenstillstand bis zur endgültigen Übergabe an. “Allen Katharern, die sich bekehren lassen”, hieß es, “allen Faidits” (Widerstandskämpfern aus dem Kleinadel) und Soldaten … bieten wir freien Abzug. Samt Waffen und Gepäck können sie von dannen ziehen!”
Es war jedoch der letzte Satz jenes ausgehandelten Vertrages, der jedermann klarmachte, wie die Geschichte unweigerlich zu Ende gehen würde. Dieser lautete: “Die Unbelehrbaren aber, die noch immer dem falschen Glauben die Treue halten, müssen auf dem Scheiterhaufen brennen!”
Der Erzbischof von Narbonne kannte längst die Unbeugsamkeit der Katharer.  Was er vermutlich nicht ahnte, war, dass 21 Männer – Verteidiger, Ritter, einfache Sergeanten und Knappen -, ebenfalls um die Geistweihe baten, um gemeinsam mit den Katharern zu sterben. Niemand war bereit, zum Katholizismus zurückzukehren.

M. Roquebert schreibt dazu: “Es gab weder ein Tribunal noch einen Prozess noch einen Urteilsspruch. Hugues d` Arcis und Pierre Amiel waren – der eine im Namen des Königs, der andere im Namen der Kirche – spontan zu den Scheiterhaufen des Kreuzzugs zurückgekehrt. Es war wie in den finsteren Tagen, als Simon de Montfort und Arnaud Amaury gemeinsam ´mit großer Freude` massenhafte Verbrennungen anordneten.”

Hohe, dicke Holzpfähle umgeben den Scheiterhaufen. Eine Leiter zum Hinaufsteigen wird angelehnt. Am 16. März 1244 ist es soweit: Hell lodern die Flammen, und der Schnee fängt an zu schmelzen …
Die Verbrennung der über zweihundert Katharer, die sich nach der Überlieferung singend ins Feuer stürzten, hat bis heute tiefe Spuren im Bewusstsein der Menschen hinterlassen. Am “Prat dels Cremats” (Feld der Verbrannten) wurde im Jahr 1960 eine Gedenkstele mit folgender Inschrift errichtet:

“Als Catars, als martirs del pur amor crestian” – “Den Katharern, den Märtyrern der reinen christlichen Liebe”

 

Am Fuße der Stele, dort wo einst der Scheiterhaufen stand, werden noch heute regelmäßig Blumen niedergelegt.
Manche Leute legen auch einen kleinen Stein nieder …

* Michel Roquebert, französischer Historiker und Autor: “L´ Epopée cathare” bzw. “Die Geschichte der Katharer”, Philipp reclam jun., Stuttgart 2012

Lesetipp: Mein “Montségur-Roman” steht zeitlich gesehen an der 3. Stelle meiner Historischen Romane: ESCLARMONDE – Die Ketzerin vom Montségur.

Wie es zum Kreuzzug gegen die Katharer kam und wie alles endete, erfahren Sie auf den nachstehenden Seiten
z.B. Zeittafel zur Geschichte, Teil 1
oder Zeittafel der Geschichte, Teil 2,
Empfehlenswert auch: Ein Streifzug durch die Katharerzeit.
Der Kampf um Toulouse: “Ai Tolosa,1”, und “Ai Tolosa 2”.
Die Geheimen Schriften, Scripta secreta
Die Katharer und ihr Glaube an die beste aller Welten”
Alles über den Kampf um den Montségur
Finale am Montségur
“Ein ketzerisch Lied”
Zu meinen Historischen Romanen

LESEN hält wach, garantiert!
“Abkehr”, Thriller (Romanschauplätze: Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Marokko
“Adieu, Marie! – Die Briefe” (Historisch: Rennes-le-Château-Roman 2)

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Prieuré de Serrabone

Grenzenlose Einsamkeit umgibt das hochgelegene Kloster Serrabone.

(Auf Katalanisch Serrabona, also “guter Berg”). Es liegt im französischen Département Pyrénées-Oriental (Region Languedoc-Roussillon), inmitten der Garrigue, am Fuße des Canigou, des Heiligen Berges der Katalanen.

Es handelt sich um eines der beeindruckendsten
französischen Klöster

der Romanischen Kunst.

 

Der Weg dorthin:

Zugang: A 9, Ausfahrt Perpignan Süd, dann N 116 in Richtung Prades, Andorra, nach Ille/Têt, Richtung Bouleternère über die D618, anschließend Richtung “Prieuré de Serrabone”.

Öffnungszeiten: Ganzjährig von 10-18 h, außer an Allerheiligen, Weihnachten, 1.1. und 1.5.

Die Säulen und Säulenköpfe des alten Eingangs sind aus rosafarbenem Marmor:

Näher betrachtet:

(Zum Vergrößern bitte anklicken!)

 

 

 

 

 

 

Wie alles begann:

Im Jahr 1083 errichten einige Gebietsherrn und Bauern der Umgebung eine kleine Kirche.
Im 12. Jh. zogen sich Augustinermönche dorthin zurück. Das erste Kirchlein wurde vergrößert, ein düsteres Gemäuer mit bläulichem Schieferdach folgte, dazu ein Karreeturm und ein Chor.

Aus Platzmangel entschied man sich für eine Art Galerie anstelle eines Kreuzgangs

Und diese Galerie, nach Süden gegen den Talgrund geöffnet, ist für mich eine Besonderheit, weil sie die bewaldeten Hänge des Aspres ringsum mit ins Bild nimmt und überdies Kapitelle aufweist, wie man sie nur selten findet.
Hier wandelten die Mönche – sie wussten, wo es schön war! 🙂

Eine bizarre Welt aus Stein und Marmor
tut sich in Serrabone auf, man kommt mit dem Staunen und Fotografieren kaum hinterher!

An den Körben der Kapitelle groteske Fabeltiere …

Schier unerschöpflich
scheint die Phantasie des Bildhauers von Serrabone gewesen zu sein, dessen Kunstwerke mich an den rätselhaften “Meister von Cabestany” erinnern. Wer weiß, vielleicht waren Schüler des berühmten Künstlers hier am Werk?

Überall geflügelte Engel und Dämonen,
Greifen, Sphingen, Affen, Maurenköpfe,
Löwen, ein Zentaur, der einen Hirsch jagt …

Gerank, stilisiertes Blüten- und Blattwerk …

Doch das war erst der Anfang …

während das Kirchenschiff eher düster und schlicht erscheint –

es stammt aus dem 11. Jahrhundert, ergänzt vom Querschiff und dem nördlichen Seitenschiff aus dem 12. Jahrhundert  –

betritt man bald die sogenannte “Tribüne” aus rosa Marmor und staunt nur noch …

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Tribüne aus rosa Marmor

Zehn Säulen und zwei rechteckige Pfeiler tragen sechs quadratische Joche mit Kreuzgratgewölbe. Wie auf dem Foto zu erkennen, ist die Fassade dieser Empore kunstvoll verziert, man nennt sie eine

Stickerei in Stein


(Zum Vergrößern bitte anklicken!)

Zwei Seraphine mit gekreuzten Flügeln begrüßen die Gäste. Auch hier wieder Greife, Adler und Löwen – aber auch grimassenschneidende Menschen, wie der Mann, dem offenbar was über die Leber gelaufen ist. 🙂

 

Der Mann mit dem schiefen Maul

Der  Bläser mit dem Horn
Der Bläser erinnert an die Zeit der Troubadoure.

 

(Zum Vergrößeren bitte anklicken!)

 

 

 

Zum Schluss noch einige Aufnahmen aus dem Klostergarten:

Der Klostergarten von Serrabone

Heiligenkraut (Santolina) ist eine
Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler. Der botanische Name ist aus dem lateinischen “sanctus” für heilig und “linum” für Flachs abgeleitet.

 

Ein Highlight zum Abschied – meine schöne

Serrabone-Rose:

Vielen Dank für Ihr Interesse!

LESEN hält wach – garantiert!

Der Priester und seine Geliebte – eine wahre Geschichte!

Jedes Geheimnis hat seinen Ort,

jeder Roman geht seinen Weg …

 

Marie …

Mein zweiter historischer Roman “Die Erbin des Grals” hat nach neun Jahren auf dem Buchmarkt (Rütten & Loening, Berlin, Aufbau-TB-Verlag, Berlin) längst einen neuen Titel und eine neue Heimat als E-book im Amazon-Kindle-Shop erhalten.

Marie, steh auf, wie bist du träge, die heitere Lerche hat am Himmel schon geträllert

(Pierre de Ronsard, Sonett)

Dieser Spruch steht über dem ersten Kapitel meines Romans (459 Seiten), in dem sich die junge Hutmacherin Marie Dénarnaud schweren Herzens an den Aufstieg in das Pyrenäen-Bergnest Rennes-le-Château macht. Sie soll dort künftig den Haushalt des Priesters führen.

Der charmante Abbé ist, was Marie nicht weiß, einem gewaltigen Geheimnis auf der Spur und er zieht die junge Frau mehr und mehr in die Geschichte hinein – und zugleich in seinen Bann.

Irgendwann jedoch „steht Marie auf“ und beginnt selbst Nachforschungen zu betreiben. Doch was sie herausfindet, ist gefährlich. Spätestens als ein benachbarter Priester brutal ermordet wird, hält die Angst Einzug im Pfarrhaus von Rennes-le-Château …

Ihr Lebenslauf:

Marie Dénarnaud wird am 2. August 1868 in Espéraza geboren.
Eltern: Guillaume und Alexandrine Dénarnaud, 1 Bruder namens Barthélémy, geb. 1872
Beruf: Hutmacherin in Espéraza
1878 verlässt Marie ihre Arbeitsstelle und zieht – auf Vermittlung des benachbarten Priesters Boudet (Rennes-les-Bains) nach Rennes-le-Chateau, wo sie ihren Dienst beim Pfarrer Bérenger Saunière antritt, seine Geliebte und Vertraute wird.
Bérenger Saunière nennt sie liebevoll “Marinette”.
Die Dorfbewohner geben ihr den Spitznamen “Madonna des Pfarrers”.
Nach dem Tod des Priesters 1917 ist sie seine Alleinerbin und Geheimnisträgerin.
In den 40er Jahren gibt sie ihre Anwesen an die Familie Corbu gegen eine Leibrente.
Sie verspricht Noel Corbu, ihn vor ihrem Tod in das Geheimnis des Priesters einzuweihen.
Sie erleidet einen Schlaganfall und stirbt am 29. Januar 1953, ohne ihr Geheimnis an Corbu weitergegeben zu haben.

Hier geht es zur Leseprobe!

 

 

Viel Spaß beim Lesen auf Ihrem E-book-Reader

wünscht

Helene L. Köppel

My fantasy is my castle

Oben – die alten Grabstätten des Priesters und seiner Geliebten.
Rechts: Der Bibliotheksturm des Priesters: Tour Magdala

(Alle Fotos privat HLK)

Die Villa Bethania – das neuerbaute Pfarrhaus des Priesters