“Córdoba. Fern und allein. Schwarzes Pferd und großer Mond, Satteltasche voll Oliven. Wenn ich auch die Wege kenn, komm ich nie nach Córdoba …”
– so lautet der Anfang des Gedichts “Reiterlied” von Federico Garcia Lorca*.
Der einsame Reiter, der dieses Lied singt, befürchtet, der Tod könne ihn ereilen, noch bevor er die Türme der heiß ersehnten Stadt erblickt.
Unweigerlich drängt sich einem die Frage auf, ob Lorca, der in Granada lebte, beim Verfassen seines Gedichtes nicht seinen eigenen Tod vor Augen hatte: Der weltbekannte Lyriker und Dramatiker wurde im August 1936, im Alter von 38 Jahren, von einem Franquisten, einem Anhänger des Diktators Franco, erschossen – und anschließend am Straßenrand verscharrt.
Unter einem Olivenbaum, wie es heißt …
“Córdoba. Fern und allein …”
*Federico Garcia Lorca (1898 – 1936), spanischer Lyriker und Dramatiker, der meistgelesene spanische Schriftsteller aller Zeiten.
Córdobas wechselvolle Geschichte: Römer, Westgoten und das Kalifat von Córdoba
Noch heute zeugen überall auf der Iberischen Halbinsel unzählige Tempel, Brücken, Amphitheater, Aquädukte, Villen, Statuen und Mosaiken von der hier mehr als 600 Jahre andauernden römischen Herrschaft.
Das den Römern nachfolgende “christliche Reich der Westgoten” währte in Spanien lediglich 300 Jahre (von 418 – 711/724 n. Chr.).
Mehr als 700 Jahre ließen sich anschließend die Mauren und Araber aus Nordafrika in Spanien nieder (von 711 bis zu ihrer endgültigen Vertreibung im Jahr 1492).
Dabei brachten sie auch Córdoba unter ihre Herrschaft – jedoch keineswegs zum Schaden der Stadt und ihrer Bewohner!
Nach der Ausrufung von al-Andalus zum Kalifat von Córdoba (929 – 1031 n. Chr.) entwickelte sich dieses zu einem der reichsten und kultiviertesten Länder seiner Zeit, wobei Córdoba mit damals fast 500 000 Einwohnern neben Konstantinopel und Bagdad zu einem bedeutenden Kulturzentrum im Mittelmeerraum aufstieg.
Es war eine friedliche Zeitspanne, in der sich Muslime, Juden und Christen gegenseitig tolerierten und respektierten.
Das wohl berühmteste Bauwerk aus der Epoche der Kalifen steht noch heute in Córdoba: Es ist die Mezquita, die damalige Moschee, mit ihrer beeindruckenden Säulenhalle. Heute beherbergt sie eine römisch-katholische Kathedrale unter ihrem Dach. Doch dazu später mehr – denn es gibt noch andere Orte in Córdoba zu entdecken, zum Beispiel den nicht weniger berühmten Alcázar-Palast mit seinen traumhaften Gärten …
Der Alcázar de los Reyes Cristianos
Der mächtige Alcázar de los Reyes Cristianos (die Burg der Christlichen Könige von Córdoba) wurde im Jahr 1328 unter König Alfonso XI. erbaut. Er befindet sich auf dem Grund und Boden der ehemaligen Kalifenburg:
Das aus dem Arabischen stammende Wort Alcázar geht auf den Begriff Al-Qasr zurück, der Palast bedeutet.
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Die “Christlichen Könige” Isabella I. v. Kastilien und Ferdinand II. v. Aragón
Als Katholische oder Christliche Könige bezeichnet man die spanischen Monarchen Isabella I. von Kastilien (1451-1504) und Ferdinand II. von Aragón (1452-1516), die in Córdoba, in ihrer königlichen Residenz Alcázar acht Jahre lang residierten. Im Jahr 1486 empfingen sie hier Christoph Kolumbus, der sie um finanzielle Unterstützung für seine Reise nach Indien bat – wonach er schlussendlich Amerika entdeckte.
(Nach Kolumbus’ Rückkehr übertrug Papst Alexander VI. den “Christlichen Königen” die alleinige Oberherrschaft über die neu entdeckten Länder.)
An der Fassade der Universität von Salamanca, Spanien, sieht man die Büsten von Ferdinand II von Aragon und Isabella I. von Kastilien. (Imago / Ken Welsh)
Die Schätze im Alcázar
Im Inneren des über 4000 qm umfassenden Alcázar-Palastes finden sich überall römische, westgotische und maurische Spuren. Ein besonderes Augenmerk verdienen jedoch die römischen Mosaiken aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr., die man bei archäologischen Ausgrabungen in der Medina von Córdoba, also in der historischen Altstadt entdeckt hat.
Auch der prachtvolle römische Sarkophag, der im Alcázar zu bewundern ist, stammt aus dieser Epoche.
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Der römische Sarkophag (3. Jh. n.Chr.)
Der an drei von vier Seiten beschnittene Marmorblock wurde hier in Córdoba im Huerta de San Rafael (im Garten des Heiligen Raphael) gefunden. Er stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., und ist ein Werk von großer Schönheit und Qualität.
Das Hauptmotiv (Vorderseite Mitte) stellt die Tore der Unterwelt oder des Jenseits dar. Sie sind mit Widder- und Löwenköpfen verziert, die Stärke und Energie symbolisieren.
Zwei Säulen mit Kapitellen stützen den geschlossenen Giebel. Auf dem Giebel sind zwei Pfauen mit Gesichtern dargestellt, die die Ewigkeit symbolisieren.
Auf der rechten Seite befindet sich der Eigentümer oder das Familienoberhaupt. Er ist mit einer Toga bekleidet, trägt römische Sandalen an den Füßen und hält einen versiegelten Brief in der Hand, was darauf hindeutet, dass er ein Anwalt war. Er erscheint mit einem Philosophen, Lehrer oder Pädagogen, der als Mentor fungiert.
Die Frau des Anwalts auf der linken Seite, trägt ebenfalls eine Toga sowie eine kunstvolle Lockenfrisur. Zu ihren Füßen steht ein Arbeitskorb mit einer Taube darauf, wohl als Symbol für die Hingabe an ihr Zuhause und ihre Reinheit. In ihrer Hand hält sie ebenfalls einen versiegelten Brief, genau wie die weibliche Figur, die sie begleitet.
Die kannelierten Säulen mit Akanthus-Kapitellen rechts und links außen, gehen in die ebenfalls im Hochrelief gearbeiteten Seitenteile über. Beide Flächen zeigen Pegasus, ein geflügeltes Pferd aus der Mythologie, das aus dem Blut der Medusa geboren wurde, als diese von Perseus enthauptet wurde. Zu ihren Füßen befindet sich ein Panther in Laufbewegung: Dionysische Symbole für die Geschwindigkeit und Kraft, die eingesetzt werden sollten, um die Besitzer des luxuriösen Grabhauses ins Jenseits zu geleiten.
Es handelt sich um ein Werk von höchster Qualität und großer Schönheit, das erkennen lässt, dass die Person, die es geschaffen hat, ein brillanter Bildhauer war.
Text-Quelle hierzu: Rathaus Córdoba, Fotos: HLK 2024
Die Gärten der “Christlichen Könige” – einst von den Mauren angelegt
Der Alcázar von Cordoba, in dem sich später das Inquisitionsgericht mit seinen Folterkammern breit machte (es wurde auch noch als Zivil- und Militärgefängnis benutzt), besitzt einen weitläufigen Wandelgarten, in dem man sich gut erholen kann, weil es überall blüht und grünt und duftet: Unzählige Zitrusbäume, Palmen, Sträucher und Hecken, dazwischen die Statuen der Herrscher, sowie andere Skulpturen.
Zur Entspannung tragen auch die schattigen Nischen und das ständige Plätschern des Wassers bei: Ausgehend vom ersten, oberen Terrassenbecken – und umgeben von den je nach Jahreszeiten unterschiedlich blühenden Beeten – ergießt sich das Wasser auf zwei weitere darunter liegende Becken. Die drei Teichbecken bilden gewissermaßen eine Achse. In der Mitte der Gärten befindet sich noch ein Brunnen.
“Córdoba
Fern und allein.”
(Federico Garcia Lorca)
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Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos – Sie sind gerade hier!
Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee
Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel
Teil 4: “Streifzug durch die Medina” – Die historische Altstadt
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