Le Puy-en-Velay
– einst ein bedeutendes Druidenzentrum

Die französische Stadt Le Puy-en-Velay ist seit dem Mittelalter einer der Ausgangspunkte zum Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Hier führte eine der wichtigsten französischen Nord-Süd-Verbindungen vorbei, die alte via regordana.
Le Puy (wie die Stadt früher genannt wurde) liegt im Département Haute-Loire, in der Region Auvergne-Rhone-Alpes, hat knapp 20 000 Einwohner – und war in grauer Zeit ein bedeutendes Druidenzentrum!

 

Links ND de France und rechts St. Michel d’Aiguille

Zwei beeindruckende Felsspitzen beherrschen die Stadt:
Der Rocher Corneille auf dem Mont Anis, wo sich die Kathedrale mit der darüber liegenden 16 m hohen Statue von ND de France erhebt – und St. Michel d’Aiguille, wo eine romanische Johanneskapelle an die Stelle des gallischen Merkur-Tempels getreten ist; am Fuße des Berges stand früher ein Tempel der Göttin Diana.

Die Kathedrale Notre Dame
Der Bau der romanischen Kathedrale von Le Puy (mozarabischer Einfluss) stammt aus dem 11./12. Jh. Eine alte Heilquelle hinter dem Hochaltar wurde in die Konstruktion einbezogen.
Und so fing alles an: Im Jahr 1095 hielt Papst Urban VII in Le Puy ein Konzil zur Vorbereitung des Ersten Kreuzzugs ab. Gut motiviert marschierten anschließend die Kreuzfahrer unter dem Salve Regina – der Hymne von Le Puy – aus der Stadt.
In den folgenden 70 Jahren besuchten 5 Päpste diese Kathedrale sowie 15 Könige  – darunter auch der Heilige Ludwig.

Heute ist die Kathedrale Bischofssitz des Bistums Le Puy-en-Velay und trägt den Titel einer Basilica minor – einer kleinen Basilika.
Kurioses am Rande: Die Treppe, die hinauf zur Kathedrale führt, setzt sich unter der Vorhalle fort. Sie endet mit einem Absatz, auf dem sich bis ins 18. Jh. die Goldene Pforte öffnete. Von da aus führten 18 Stufen in die Mitte des Schiffs – woraufhin das Geflügelte Wort entstand: “Man trete beim Nabel ein und gehe bei den Ohren wieder hinaus!”

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Der Fieberstein

La Pierre des Fièvres: Beim sog. Fieberstein von Le Puy handelt es sich um den schwarzen Deckstein eines Dolmens, der sich einst auf dem Mont Anis befand.  Der Stein, der früher auf dem Hochaltar stand, soll im Jahr 430 n. Chr. eine Witwe von einem bösartigen Fieber geheilt haben. Heute hat er eine eigene Seitenkapelle links vom Altar.
Ich stöbere auch gern mal in alten Reiseführern und fand dort über den Fieberstein folgendes:

“Nach Meinung einiger Gelehrter handelt es sich bei diesem Stein um Reste eines alten Druidenaltars, der einer gallischen Göttin geweiht war, die jungfräulich gebären musste. Diese Auffassung besitzt einige Wahrscheinlichkeit dadurch, dass in Gallien tatsächlich an mehreren Orten die Verehrung einer jungfräulich gebärenden Göttin in vorchristlicher Zeit bekannt war …

Der wundertätige Stein von Le Puy war also schon seit frühester Zeit Anziehungspunkt für fromme Pilger. Andere Legenden besagen, dass das erste christliche Heiligtum auf dem Mont Anis von Engeln eingeweiht wurde – woher sich im Mittelalter die Bezeichnung CHAMBRE ANGELIQUE für den jeweils ältesten Teil der Kathedralen ableitet.

Die Schwarze Madonna von Le Puy

Die Schwarze Madonna von Le Puy-en-Velay
mit weißen Schutzhänden

Doch nun zur Schwarzen Madonna, die in Le Puy in vielerlei Gestalt verehrt wird: Nach der Überlieferung fand eine erste Madonnenerscheinung bereits im Jahr 46 n. Chr. statt, eine weitere im Jahr 420. Im Mittelalter betete man vor einem “Heiligen Bildnis”, vor dem auf Anordnung der Grafen von Toulouse (die später den Katharern nahestanden) ein ewiges Licht aufgestellt wurde.
Bei der  Madonna, die im Hochmittelalter verehrt wurde, handelte es sich vermutlich um eine Statue der Isis, die zu den Schätzen des Großsultans von Babylon gehörte, der sie dem Heiligen Ludwig schenkte. Sie ging während der französischen Revolution verloren; die heutige Madonna ist jedoch ein getreues Abbild. (Außergewöhnlich ist, dass auch das Kind weiße Schutzhände besitzt wie seine Mutter.)

Der Kreuzgang

Beeindruckend ist auch der Kreuzgang von Le Puy mit seinen herrlichen polychromen Fassaden. Er stammt ebenfalls aus dem 12. Jh., und man erkennt auch hier deutlich den spanisch-arabischen Einfluss.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

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