Segobriga – eine antike Stadt der Keltiberer im zentralen Spanien der Römerzeit
Die Überreste dieser antiken Stadt befinden sich in Spanien, in der Provinz Cuenca, hundert Kilometer von Madrid entfernt und ungefähr vier Kilometer südlich des Ortes Saelices. Verschiedene Autoren des Altertums erwähnten Segobriga, u.a. der Ältere Plinius, der etwa um 74 n. Chr. als römischer Reichsbeamter die Iberische Halbinsel bereiste. Plinius bezeichnete sie als Caput Celtiberiae.
Die Ausgrabungsstätte liegt inmitten der einsamen Mancha – auf einem Hügel
Es war ein heißer Tag, als ich Segobriga besuchte …
Vom Parkplatz ging es zum neu errichteten Kassenhaus, wo sich auch ein kleines Museum befindet. Achtung: Man spricht dort nur Spanisch!
Nach einem interessanten Lichtbildervortrag über Segobriga im Altertum, ging es wieder hinaus ins Freie – bei 35° im Schatten.
Der Weg bis zur eigentlichen Ausgrabungsstätte zog sich und es gab kaum Schatten. Die gepflanzten Bäume waren noch jung …
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Eine Basilika der Westgoten
Auf halbem Weg hielt ich überrascht inne: Mit den Überresten einer Basilika der arianisch-gläubigen* Westgoten hatte ich hier nicht gerechnet!
*Arianismus – Im 4. Jh. entwickelte sich eine für Rom gefährliche Gegenkirche. Arius, ein christlicher Theologe aus Alexandrien, sprach Jesus das göttliche Wesen und die göttlichen Eigenschaften ab. Er wollte den Monotheismus, also die Einzigartigkeit Gottes, nicht durch mehrere Erscheinungsformen “verwässert” sehen.
Für Rom war dies Ketzerei, die bekämpft werden musste – und bekämpft wurde. Dennoch stellte sich der Sohn von Kaiser Konstantin auf Arius’ Seite. Hundert Jahre später, als die Merowinger an die Macht kamen, war bereits jeder 5. Bischofssitz arianisch. Auch die Westgoten waren Arianer, als sie ihr Tolosanisches Reich gründeten (Toulouse).
Die ehemalige Absis der Basilika ist noch gut zu erkennen …
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Das Westgotenreich existierte von 418 bis ca. 725 n. Chr.
Es hatte seinen Schwerpunkt zunächst im Südwesten Galliens, später auf der Iberischen Halbinsel.
(Fotos rechts)
Gut erhaltene Westgotengräber
Übersichtskarte Ostgotenreich / Westgotenreich
Und weiter ging der Marsch durch die Mancha –
bis endlich die Ausgrabungsstätte vor mir lag …
Flirrende Hitze, Zikadengeschrei – und das entfernte Hämmern der Archäologen …
Amphitheater, Theater, Forum und Thermen und viele römische Inschriften waren zu besichtigen.
Die streitlustigen Keltiberer*
Die Gebäude der Keltiberer waren schon während der Romanisierung von Segabriga im Jahr 15 v. Chr. weitgehend zerstört worden. (Die Umgestaltung endete zur Regierungszeit von Titus, um 79 n. Chr.)
*Die keltiberischen Stämme lebten in vorrömischer Zeit im zentralen und nördlichen Spanien. In der Zeit von 197 v. Chr. bis 179 v. Chr. fand der sog. “Keltiberische Krieg” zwischen den Römern und den keltiberischen Stämmen der Iberischen Halbinsel statt.
(Foto rechts – aus dem Netz: Altiberische Büste der Dama de Elche, ausgestellt im Nationalen Archäologischen Museum Madrid)
Marienglas
Segobriga war zur Römerzeit Umschlagplatz für “Marienglas”, auch Spiegelstein genannt (lapis specularis). Dieses Material, das in den umliegenden Bergwerkstollen gewonnen wurde, war in Rom sehr geschätzt. Die durchscheindende Gipsart wurde in Platten gespalten und als Fensterscheibe benutzt.
(Foto links)
Abschied
Mit dieser wunderschönen römischen Büste, die ich im kleinen Museum von Segobriga abgelichtet habe – und dem dringenden Rat, sich ausreichend Münzen für die Getränkeautomaten einzustecken, die sich auf halbem Weg zum Ausgrabungsgelände befinden – schließe ich meinen Bericht.
Ich hoffe, es hat Ihnen in Segobriga gefallen!
Herzlichst
Helene L. Köppel
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