Einige Jahre nach der Erstausgabe meines Rennes-le-Château-Romans “Die Erbin des Grals” (2003, Rütten & Loening, Berlin), überließ mir ein guter Freund aus der Schweiz Kopien von 9 handschriftlichen Briefen aus dem Jahr 1911: Sehr persönliche, ja teils berührende Briefe, die Bérenger Saunière, der Priester von Rennes-le-Château, während seiner Strafversetzung, an „seine Marie“ schrieb.
Dass ich diese Briefe nicht nur ins Deutsche übersetzen, sondern sie irgendwann auch veröffentlichen würde, stand für mich außer Zweifel. Nichts macht mehr Spaß als das Schreiben von spannenden Büchern! Aber würde man den angedachten neuen Roman auch ohne große Vorkenntnisse lesen können? Ohne Insider-Wissen? Es gab eine Lösung: Die Rahmenhandlung (fiktiv) musste in Rennes-le-Château angesiedelt und eine verlässliche Erzählerin gefunden werden, die – Brief für Brief sozusagen – die Geschichte transportiert und bisweilen den Vorhang lüftet, hinter dem sich die Geheimnisse von Rennes verbergen. Für diese Rolle konnte ich mir niemand Geeigneteren vorstellen als Marie Dénarnaud selbst! (Schließlich hatte die “Erbin des Grals” auch im wahren Leben Saunières Briefe gehütet und damit für die Nachwelt aufbewahrt!)
Augenzwinkernd vorweg: Dass der Herzensbrecher und Feinschmecker Saunière (der sich selbst als Priester mit einer “Künstlerseele” sah) in seinem turbulenten Leben als Seelsorger den “Gral” fand, ist nicht gesichert, dass er als “findiger Geschäftsmann” Geld scheffelte und dabei bisweilen in den “Fettnapf” trat – nun, wer will es ihm heute noch verübeln!
Manchmal ein Narr zu sein, macht einen noch lange nicht zum Narren, meint Marie dazu. Recht hat sie!
“Und woher willst DU das alles wissen, schlaue Marie?”, fragt Henriette. Marie lacht auf. „Diese Antwort geht mir leicht von der Zunge, neugierige Henriette: Weil die schlaue Marie es immer verstanden hat, ihre Augen und Ohren offenzuhalten!”
Viel Vergnügen und gute Unterhaltung mit “Adieu, Marie! – Die Briefe”!
“ADIEU, MARIE!: Die Briefe” TASCHENBUCHAUSGABE 2024, 250 Seiten, VERLAG BoD, Norderstedt – ISBN 978-3-7597-9995-1
Quelle zu Abbé Boudet in der deutschen Übersetzung, mit Anmerkungen von OlafJacobskötter: “DIE WAHRE SPRACHE DER KELTEN und der Kromleck von Rennes-les-Bains”: ISBN 978-3-00-021219-2
LESERSTIMMEN und REZENSIONEN ZU: “DIE ERBIN DES GRALS“ NEUAUFLAGE “MARIE – DIE ERBIN DES GRALS”, 2019, BOD-PRINT + E-BOOK, 460 Seiten, ISBN 978-3-7494-5381-8)
Georg Hirschelmann – Mitteldeutsche Zeitung, 20. 3. 2004: … Haben Sie etwas gelernt? Vielleicht etwas vorgeführt bekommen: Wie man verbürgte Geschichte flott und sauber mit eigenem Erleben (Köppel hat einige Zeit in Südfrankreich recherchiert) und einiger Spekulation mixt und daraus ein spannendes Buch macht …
Lectures pour Tous – Lesezeit, La Voix, Luxemburger Wort, 26. 11. 2003 :… wer aber nach der Lektüre der virtuos erzählten Geschichte von der Erbin des Grals Freude daran hat, die Originalschauplätze zu besuchen – sie haben die Stürme der Zeiten bis zum heutigen Tag überstanden …
Nürnberger Nachrichten, 18./19.10.2003: Geschichtslehrer liegen voll daneben, wenn sie uns immer nur mit Daten, Namen und Ereignissen aus der Vergangenheit füttern. Romane müssen sie schreiben, Geschichten, die uns Geschichte miterleben lassen! Auch wenn es Tausende solcher Schmöker gibt, alte Zeiten ziehen immer. Eine schöne bunte Geschichte aus dem 19. Jahrhundert erzählt der Roman „Die Erbin des Grals
(E-book; TB + Printausgaben:“DIE ERBIN DES GRALS” Rütten & Loenig, Berlin 2003, 457 Seiten, Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 2005, 459 Seiten,
NEUAUFLAGE “MARIE – DIE ERBIN DES GRALS”, 2019BOD-PRINT 460 Seiten, ISBN 978-3-7494-5381-8
“In der verfallenden Dorfkirche von Rennes-le-Château fand Abbé Saunière Ende des 19. Jahrhunderts einen Schatz!”
LEGENDE? WAHRHEIT?
Schon als ich im Jahr 2003 den ersten deutschsprachigen Roman über Rennes schrieb, stand eines für mich außer Zweifel:
Über diesen südfranzösischen Ort (im Département Aude gelegen) kann man beständig seine Website füllen, Filme drehen – oder aber Bücher schreiben!🙂
BÜCHER? Vielleicht sogar einen zweiten Roman über Rennes? Gedacht, getan? Nun, so einfach war es nicht …
Die Vorgeschichte
Vor einigen Jahren hatte ich von “persönlichen Briefen” erfahren, die der Priester Bérenger Saunière während einer Strafversetzung im Jahr 1911 “seiner Marie” schrieb. Und schon damals hatte sich die Idee in meinem Kopf eingenistet, diese Briefe irgendwann ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Dass ich für das neue Projekt wieder Marie Dénarnaud an Bord holen würde (die Ich-Erzählerin in meinem ersten Roman über Rennes), stand außer Frage, schließlich war Marie es gewesen, die diese Briefe bis zu ihrem Tod im Jahr 1953 gehütet hat. Doch erst nach der Veröffentlichung meines Thrillers “Abkehr” konnte ich mich mit “Marie 2”, wie mein Arbeitstitel hieß, näher befassen. Nun wurden Saunières Briefe ins Deutsche übersetzt, Zusammenhänge recherchiert, neue Hinweise, Namen und Orte überprüft. Das eigentliche Schreiben brauchte die Reifezeit, die es immer braucht, bis alles passt – ganz im Gegensatz zur Titelsuche, denn Saunières Grußformel am Ende seiner Briefe lautete nicht selten: “Adieu, Marie!”
Die aktuellen Cover der beiden Romane
Die Protagonisten in der Geschichte von Rennes-le-Château
Roman 1 – “Die Erbin des Grals”(Ausgaben 2003, 2005 und neu 2019 + E-book) Text auf der Rückseite des Schutzumschlages:
Am Rande der Pyrenäen ruht der Gralsschatz: von den Merowingern zusammengetragen, von den Katharern versteckt und von einem besessenen Abbé aufgespürt …
In ihrem faszinierenden Roman enthüllt Helene Luise Köppel eines der tiefsten Geheimnisse des Abendlandes, auf dessen Spur sie intensive Recherchen wie glückliche Zufälle führten.
Die Anfänge der unglaublichen, aber verbürgten Geschehnisse in dem versteckten südfranzösischen Ort Rennes-le-Château, die den ehrgeizigen Landpfarrer Bérenger Saunière fast den Verstand und ganz gewiss das Leben kosteten, reichen bis zu den Katharern, den Merowingern und schließlich zu Jesus selbst zurück.
Als Saunière im Jahr 1886 einen unermesslichen Schatz findet und von da an ein Leben in Luxus führt, gibt es eine Zeugin: seine Haushälterin und Geliebte Marie Dénarnaud. Die Last ihres Mitwissens treibt sie dazu, alles heimlich aufzuschreiben.
Roman 2: “Adieu, Marie – Die Briefe” (Ausgabe 2024; auch E-book) Die Handlung spielt im Jahr 1920, also drei Jahre nach Saunières Tod.
Kurzer Textauszug aus “Adieu, Marie – Die Briefe”
Den Blick auf die Kassette gerichtet, beißt sich Marie auf die Unterlippe. Allmählich fühlt sie sich wie eine Maus vor der Falle, die Katze im Rücken. Aber was tun, um sich nicht mit der lieben Henriette zu überwerfen? „Du bist ja wie besessen von dieser Frage“, sagt sie lächelnd, nur einen leisen Vorwurf in der Stimme …
Limoux, eine kleine, quirlige Gemeinde in Südfrankreich, liegt am ausgeuferten Flussbett der Aude, ungefähr zwanzig Kilometer südlich von Carcassonne. Die Geschichte der Stadt geht bis auf das Jahr 844 zurück, als Karl der Kahle Limoux der nahegelegenen Abtei Saint-Hilaire übertrug. Im 10. Jahrhundert zählte Limoux zur Grafschaft des Razès. Im 13. Jahrhundert – der Zeit der Katharer – wurde der Ort von Simon de Montfort eingenommen, dem Anführer des Albigenserkreuzzuges. Montfort übergab Limoux seinem treuen Ritter Lambert de Thury. Im Jahr 1296 zählte Limoux dann zur französischen Krone.Dies nur kurz zur Geschichte …
Limoux und die Blanquette Ein Glas dieses exzellenten Schaumweins in einer der gemütlichen Bars auf der Place de la République sollte man sich schon gönnen, wenn man Limoux besucht. Hier ist nämlich die Heimatstadt der Blanquette, erfunden von den Mönchen der benachbartenAbtei Saint-Hilaire, und gekeltert aus einer Gutedeltraube, die hier wächst.
Übrigens: In Limoux serviert man Ihnen die Blanquette gerne mit einem kleinen Teller Grieben, d.h. ausgelassenem Schweinespeck!
Limouxund sein Karneval Die Stadt ist nicht zuletzt durch ihre Karnevalsumzüge berühmt geworden, wobei sich hier die Saison über zwei Monate erstreckt. Von Mitte Januar bis Mitte März finden an jedem Samstag und Sonntag spektakuläre Umzüge statt, bei denen man auch die geheimnisvollen weißen Pierrotkostüme bewundern kann. Die Traditionen, in denen früher die örtlichen Müller eine Rolle spielten, reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Leider ging es dabei nicht immer “lustig” zu! Emmanuel le Roy Ladurie schreibt über den Karneval von Limoux folgendes:
“Vom 16. bis 20. Jahrhundert hat der Karneval des Languedoc (Montpellier, Limoux), ganz wie der römische, in völligem Einklang mit dem damaligen Katholizismus, die unglücklichen Juden oder Marranen* der Gegend verspottet …”
*Marranen: Spanische Juden und Muslime, die unter Zwang zum Christentum bekehrt wurden.
Doch nun zum eigentlichen “Schatz” von Limoux – der rätselhaften Augustiner-Kapelle
Der Bettelorden der Augustiner, benannt nach dem Kirchenvater Augustinus von Hippo, wurde im Jahr 1244 in Rom gegründet. Erste Mönche kamen bereits im Jahr 1306 nach Limoux, wo der Orden rasch an Ansehen und Bedeutung gewann: Eine Kirche wurde gebaut, ein Kloster und eine Schule errichtet – sowie jene kleine “Kapelle des Ordens der Augustiner”, die äußerlich heute ein eher bescheidenes Dasein fristet – eingequetscht zwischen zwei neueren Häusern. Das Altarbild, der Hochaltar und die Kanzel stammen noch aus dem Jahr 1695 und stehen seit 1970 unter Denkmalschutz.
Kurzbeschreibung des Portals:
Direkt über dem Eingang verläuft ein schöner Fries mit Akanthusblättern. Die beiden Heiligenfiguren oberhalb der Fabeltiere zeigen (rechts) Barbara mit dem Turm, (links ?). Im steinernen Schnitzwerks des Giebelfeldes befindet sich, getragen von zwei Engeln, ein Wappen mit der Christuskrone und zwei brennenden Herzen. Dem ersten Portal folgt ein zweites aus Holz, das die lateinische Inschrift trägt: DOMUS MEA DOMUS ORATIONIS EST – und damit an eine der Inschriften vor der Eingangstür der Magdalenenkirche in Rennes-le-Château erinnert: DOMUS MEA DOMUS ORATIONIS VOCABITUR. Diese (unvollständigen) Inschriften stammen aus zwei verschiedenen Quellen, besagen aber ungefähr dasselbe: “Mein Haus ist ein Bethaus … ihr aber habt’s gemacht zu einer Räuberhöhle.“
Folgen Sie mir nun ins Innere der rätselhaften Kapelle, die mit ihren farbenprächtigen Wandbemalungen und Gemälden nicht wenige Parallelen zur Dorfkirche Sainte Marie-Madeleine in Rennes-le-Château aufweist, und zugleich an die Basilika Notre-Dame-de-Marceile(nahe Limoux)erinnert.
Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden, (bei Interesse unabdingbar!)
Die nächsten drei Fotos
Fußbodenmosaik mit herrlichen Fünfzack-Sternen, die aber auch Lilien darstellen können. Säulen aus rotem Marmor aus Caunes, Goldverzierungen, kniend die Heilige Philomena mit dem Anker Bunte Wandbemalung, Fenster Maria Himmelfahrt, Wappen mit Freimaurersymbolen, Monogramm “BS”, Silberdisteln als Symbol für Kraft
Der Höhepunkt in der Augustiner-Kapelle von Limoux ist das Altarbild eines anonymen Malers. – Der Versuch einer Deutung –
Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!
Erst als ich meine Fotografie aus dem Jahr 2006 (links) daheim bearbeitete, erkannte ich, dass es sich bei dem Gemälde hoch oben im Altarbild, um eine Kreuzigungsdarstellung handelt – und um die Geschichte des Heiligen Augustinus (354-430 n. Chr.). Erleuchtet vom Heiligen Geist, der als Taube über ihm schwebt, widerfährt dem römischen Bischof und Kirchenlehrer sein wahres Bekehrungserlebnis. Er legt Bischofsmütze und Stab ab, kniet nieder und unterwirft sich Christus. Doch es befindet sich noch jemand auf diesem Bild: Eine junge Frau, die ihr Kind stillt. Spontan denkt man an die Mutter Gottes mit dem Jesuskind – nur nicht in diesem Kontext, also sitzend vor ihrem erwachsenen gekreuzigten Sohn, den sie zeitgleich als Kind auf dem Schoß hält.
Leben und Tod als Gegenpol?
Was hat sich der unbekannte Maler, der wohl im Auftrag der Mönche arbeitete, dabei gedacht? Gewiss hatte er sich zuvor eingehend mit dem Heiligen Augustinus befasst. Demzufolge wusste er, dass Augustinus in Karthago eine langjährige Verbindung zu einer Konkubine unterhielt, die ihm einen Sohn gebar, den er “Adeodatus” nannte (“Der von Gott gegebene”). Kenntnis hatte der Maler bestimmt auch darüber, dass sich Augustinus zeitweise der “ketzerischen” Lehre der Manichäer anschloss. Die Manichäer waren strenge Dualisten*, die an die widerstreitenden Kräfte von Gut und Böse glaubten, von Geist (Gott) und Materie, von Licht und Finsternis. Die demzufolge auch Leben und Tod als Gegensatz sahen. Und gerade dies spiegelt das rätselhafte Gemälde für mich wider: Leben und Tod als Gegenpol – wie eben auch das Göttliche und das Weltliche. Und in diesem Sinne kann auch die Darstellung der eher schlichten jungen Mutter mit Kind als weltliches Pendant zur Mutter Gottes mit dem Jesuskind gesehen werden. Dass für den Künstler der Heilige Augustinus die wohl wichtigste Person auf dem Gemälde war, bezweifelt vermutlich niemand, trägt er doch als einziger einen Heiligenschein.
*Dualismus: philosophisch-religiöse Lehre von der Existenz zweier Grundprinzipien des Seins, die sich ergänzen oder sich feindlich gegenüberstehen (z. B. Gott – Welt; Leib – Seele)
Die Türme
Der Heilige Augustinus soll einmal über sich selbst geschrieben haben: “In deinen Augen, Herr, mein Gott, bin ich mir zum Rätsel geworden!” (Conf. X 33,50). Rätselhaft ist auch der Fensterausschnitt auf dem obigen Altargemälde, der den Blick freigibt auf einen sich hinaufschlängelnden Weg und eine Stadt mit vielen Türmen. Handelt es sich um Jerusalem? Gut möglich. Sogar sehr wahrscheinlich, wobei Augustinus auch hier die Gegenpole erkannte: Jerusalem verstand er als “Reich der caritas”, der Liebe, Babylon hingegen als “Reich der cupiditas”, der Habsucht und Geldgier.
Auch im Rätsel von Rennes-le-Château, (unweit von Limoux) stoßen wir auf einen auffälligen Turm: Den Tour Magdala, erbaut vom damaligen Pfarrer Bérenger Saunière. Maria Magdalena, eine frühe Anhängerin von Jesus, stammte bekanntlich aus Magdala (Migdal). Migdal (hebräisch) bedeutet wie Magdala (aramäisch) Turm, Wachturm, Zitadelle – aber auch Fischturm: Migdal Nunayya). Nun, Migdal liegt am Westufer des fischreichen See Genezareth. Das Fischsymbol in der christlichen Tradition kennt heute jeder. Der Blick auf die Türme im Altarbild könnte zugleich ein Blick auf die Türme von Magdala sein. Das Große und das Kleine …
Links: Dieses dramatisch anmutende Gemälde, auf dem eine verzweifelte Maria Magdalena das Kreuz wie einen rettenden Turm umarmt, hängt ebenfalls in der Kapelle der Augustiner.
Übrigens, auchdie Heilige Barbara (Portal am Eingang) wird stets mit einem Turm dargestellt. Doch dahinter steckt eine andere Geschichte …
Ein weiterer Deutungsversuch in Sachen Altargemälde, anhand einer lateinischen Inschrift: “HINC LACTOR AB UBERE”
Unterhalb des kleinen Fensters befindet sich eine lateinische Inschrift, die neugierig macht: HINC LACTOR AB UBERE. Übersetzt heißt dies: “Ich nähre mich an ihrer Brust”. Es soll sich um eine mariologische* Aussage handeln. Bedeutet dies, dass es sich bei der stillenden Jungfrau (auch Isis wurde früher so gezeigt) um eine “Maria-Lactans-Darstellung” handelt? Um einen Hinweis des unbekannten Malers auf den Heiligen Bernhard von Clairvaux (1090-1153), den berühmten Kreuzzugsprediger? Der Legende nach war Bernhard von Maria mit einigen Tropfen Milch “erquickt” worden, worauf ihm eine “honigfließende Beredsamkeit” zuteil wurde. Ein Zusammenhang besteht: Bernhardt von Clairvaux folgte der Prädestinationslehre* des Kirchenvaters Augustinus.
*Die Mariologie (die Lehre von Maria) ist ein Teilbereich der katholischen Dogmatik, die sich mit Maria, der Mutter Jesu befasst. ** Die Prädestination ist die Lehre von der Vorherbestimmung als Gottes unabänderlicher Ratschluss.
Der Isis-Knoten – Ein letztes klärungsbedürftiges Detail auf dem Altargemälde
Ein letzter Blick noch auf den Lendenschurz des Gekreuzigten: Diese auffällige Knotenart war bereits bei den Ägyptern als heiliges Symbol bekannt. Man nennt ihn heute den “Isis-Knoten”. Er stellt in der Kunst eine Allegorie für das Heilige dar. Viele berühmte Maler griffen bei ihren Kreuzigungsdarstellungen darauf zurück, z.B. Caravaggio (“Kreuzabnahme”). Auch Maria Magdalena (Bild rechts) wird in der Kunst manchmal mit dem Isis-Knoten um den Leib dargestellt.
Eine kleine Schlussbemerkung
“Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle”, hat Albert Einstein einmal gesagt. Die südfranzösischen Kirchen stecken voller Geheimnisse, voller Mystik, und das Spannende daran ist, dass sich jeder Besucher selbst am Versuch einer Deutung beteiligen kann, wenn er das möchte. Zum Schluss noch zwei eher stimmungsvolle Fotos aus Limoux, mit denen ich mich herzlich für Ihr Interesse bedanken möchte!
Vorweg genommen: Notre-Dame de Marceillehat mit der Stadt “Marseille” nichts zu tun!
Die einsam gelegene Basilika Notre-Dame de Marceille, die seit 1948 unter Denkmalschutz steht, findet man ein Stück außerhalb der südfranzösischen Kleinstadt Limoux, in der Nähe des bekannten Bergnestes Rennes-le-Château. Sie liegt in der Aude-Region, einem uralten Siedlungsgebiet.
Der Ortsname “Marceille” soll sich von einer gallo-römischen Villa (einst im Besitz eines Marcellus?) ableiten. Diese könnte in der Nachbarschaft der heutigen Basilika gestanden haben.
Notre-Dame de Marceille wurde im 14. – 15. Jh. im Mozarabischen Stil erbaut, aber sie hat eine noch viel ältere Geschichte.
Inschrift der Sonnenuhr von ND de Marceille: “Verflossene Stunden kommen nicht wieder
und Tote kehren nicht zurück.”
Notre-Dame de Marceille– Romanschauplatz
In meinem Roman “Die Affäre C.” besucht die Protagonistin Sandrine Feuerbach die Örtlichkeit und beschreibt ihre Eindrücke folgendermaßen:
“Die Kirche sah auf der Eingangsseite seltsam verbaut aus. Ein schmaler achteckiger, minarettartiger Turm sowie mehrere kleine Giebeltürmchen auf dem Schiff. Fenster, die eher an ein Wohn- als an ein Gotteshaus erinnerten … Als sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, bemerkten wir, dass das Licht nur durch drei hohe bunte Glasfenster über dem Altar hereinfiel. An den Beichtstühlen vorbei, tasteten wir uns langsam nach vorne. Keine Menschenseele war zu sehen, es war geradezu unheimlich … Auf einem kleinen Tisch in einer Nische flackerten Kerzen. Wir kamen an alten, sehr dunklen Gemälden vorüber, auf denen man kaum Details erkennen konnte, betrachteten Heiligenfiguren, naiv-schöne Wandmalereien und Votivgaben von Pilgern – darunter ein schwerer Stein, der an einer eisernen Kette von der Decke hing –, dann zeigte uns S. ein Bodenmosaik … ein Pentagramm in einem gleichschenkligen Kreuz. Über der Orgel hingen hölzerne Medaillons. Auf einem sei die Bundeslade – foederis arca – abgebildet, versicherte uns S. … Als wir das nördliche Querschiff betraten, ging plötzlich das Licht an. Gold blitzte uns entgegen, Gold wohin man nur sah. Hinter einem kunstvoll geschmiedeten Gitter und einer dicken Glasscheibe saß die Schwarze Madonna …
Notre-Dame de Marceille– ein früher Wallfahrtsort
Fromme Pilger zog es bereits früh an diesen Ort, weil sich dort eine heilkräftige Quelle befand (Linderung von Augenkrankheiten). Und nachdem Wunderquellen, Brunnen und Madonnen einander offenbar bedingen, entdeckte man im 11. Jh. in der Nähe der Quelle auch eine Schwarze Madonna. Die Legende berichtet, ein Ochse hätte sie beim Pflügen gefunden. Vom Bauern nach Hause gebracht, verschwand sie wieder. Ganze dreimal und immer über Nacht. Sie war erst zufrieden, als man ihr eine Kapelle mitten auf dem Feld baute. Seit dem Jahr 1280 ist Notre-Dame de Marceille als Wallfahrtsort bezeugt und machte Furore: Selbst katharisch-gläubige Frauen (Béatris – Kronzeugin der Inquisition) suchten diese Kirche auf (AD 1308), um die Madonna zu besuchen, zu beichten und dabei ihre “Rechtgläubigkeit” zu bekunden, wenn sie unter Beobachtung der Inquisition standen.
Notre-Dame de Marceille
besticht nicht zuletzt durch die
Farbenpracht ihrer Wände,
Decken und Fußböden:
(Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!)
Notre-Dame de Marceille – und das fehlende “yod”
In und unter dieser Kirche werden seit grauer Zeit verborgene Schätze, düstere Geheimgänge, verlassene Gräber und verschlüsselte Geheimnisse vermutet. Was ist davon zu halten?
Meine Romanheldin und ihre Freunde entdecken eines dieser Geheimnisse:
Die Statue hatte freundliche Augen, ein dunkelbraunes Gesicht unter Schleier und prachtvoller Krone, dazu ein anziehendes verschmitztes Lächeln, obwohl man sie eingesperrt hatte, damit sie nicht wieder davonlief … Wir kamen am Altar vorbei, dessen blaues Gewölbe mit unzähligen goldenen Sternen bemalt war, da hörte ich Steffi fragen: “Was ist denn das hier? Eine Marmorurne mit Schlüsselloch?” Sie stand in einem Seitenaltar und deutete auf einen kleinen weißen Schrein.
“Aber nein, das ist ein alter Tabernakel”, stellte Sokrates fest, “ein Aufbewahrungsort für geweihte Hostien … Das Dreieck darauf ist das Zeichen für die Dreieinigkeit, in seiner Mitte müsste sich das ´Auge Gottes` befinden … Attention!”, sagte er plötzlich … “da ist eine Gravur, hebräische Buchstaben … Seltsam”, er nahm eine der brennenden Kerzen, um besser sehen zu können. “Eigentlich müsste es sich um den Schriftzug JAWEH handeln, den Namen Gottes. Der Kranz außen herum stellt ganz eindeutig den Dornbusch dar, der brennt, aber nicht verbrennt … Doch es sind nur drei Zeichen vorhanden, also handelt es sich hier nicht um das Tetragramm des Gottesnamen! Merkwürdig … auf diesem Tabernakel fehlt der erste Buchstabe des Namens Jahwe, das ´yod`. Übrig bleibt ´Chawa` oder auch ´Chava`.
“Aber was bedeutet das?”
“Chava bedeutet Eve, Eva. Eva oder auch Leben, die Urmutter also.
“Aber wieso verehrt man hier Eva?”, fragte Steffi verwundert. “Ein Tabernakel sollte doch das Allerheiligste beinhalten, oder?”
Tabernakel-Inschrift in ND de Marceille,
(hebräisch von rechts nach links zu lesen) Es fehlt das “yod” – lesbar ist “Eve” oder “Eva”
Um mich abzusichern, habe ich die Buchstaben vor Ort abgepaust: Kein “yod” vorhanden!
Fotos anklickbar zum Vergrößern!
Zum Vergleich die Tabernakel-Inschrift aus der Kirche der nahegelegenen Ortschaft Quillan: Hier ist das “yod” ist vorhanden:
Lesbar ist “Jahwe”
Ein zweites fehlerhaftes Tetragramm in Kanada
Die Sache mit dem fehlenden “yod”, ging mir nicht mehr aus dem Kopf, und ich hätte sie wohl nicht in meinen Roman einfließen lassen, wenn mir seinerzeit nicht eine Ausgabe von “Les Carnets-Secrets” (Nr. 4, Januar-März 2006) in die Hände gefallen wäre. In diesem Heft stand ein interessanter Artikel: “Montréal, la Nouvelle Jérusalem: La survivance de l`idéal templier”, verfasst von Francine Bernier. Es geht darin um die Kathedrale von Montréal/Kanada, in der dasselbe Phänomen entdeckt wurde. Francine Bernier schreibt darüber:
“Von allen Hinweisen, die in Montreal gefunden wurden, ist der bedeutendste und aufschlussreichste ohne Zweifel der Tetragrammaton (heiliger Name Gottes in vier hebräischen Buchstaben, YHVH, der über der Kanzel der Basilika von Notre Dame, einem Besitz der Sulpizianer von Montreal, hängt. Dieses heilige Symbol stammt aus der ersten Kirche von Notre-Dame, die 1685 von und für die Herren von Saint-Sulpice, damals die einzigen Herren von Montreal, errichtet wurde. Fotos wurden von einem Dutzend Experten aufgenommen und analysiert, darunter Rabbi Dovid Shirel von Kfar Chabads Gal Enai Institut in Israel. Ihre Analysen konnten ohne möglichen Irrtum bestätigen, dass es nicht vier Buchstaben gab, sondern drei (HVH, und dass diese, ohne den Jod des Anfangs, das weibliche Wort chavah bilden, was Eva, Frau oder Mutter allen Lebens bedeutet. Mit anderen Worten, der Schöpfer ist weiblich, ein gnostisches und ketzerisches Konzept, das zweifellos die “verborgene Seite” der von Jean-Jacques Olier gegründeten Johanniterkirche darstellt.
Die Verfasserin Bernier merkt hierzu noch an, dass es sich beim fehlenden “yod” keineswegs um einen Fehler oder Zufall handelt, zumal sich in derselben Kathedrale (in der Kapelle der Heiligen Therese von Lisieux) ein zweites fehlerhaftes Tetragramm oberhalb der Kanzel befindet. Außerdem sei eine riesige Statue, die mit geschlossenen Augen daneben sitzen würde, “die Religion” darstellend, in Wirklichkeit eine Darstellung der androgynen Göttin Cybele, die mit Sophia (Weisheit) verbunden ist. Cybele galt als “Mutter allen Lebens”.
Was hat nun Notre-Dame de Marceille mit Kanada zu schaffen?
Das Verbindungsglied ist ein französischer katholischer Priester: Jean-Jacques Olier. Er gilt als Erneuerer des religiösen Lebens im 17. Jahrhundert, gründete die Kongregation der Sulpizianer sowie das berühmte Priesterseminar St. Sulpice in Paris, welches auch im Rätsel von Rennes-le-Château eine Rolle spielt. Im Jahr 1657 entsandte Jean-Jaques Olier Sulpizianer nach Montréal/Kanada für eine dortige Gründung. Ungefähr zeitgleich stand er in enger Verbindung mit dem damaligen Bischof von Limoux, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Notre-Dame de Marceille kontrollierte.
Die Kongregation der Sulpizianer war bekannt für ihre Marienverehrung.
(Maler unbekannt)
Kleine Schlussbemerkung
Nach S.G.F. Brandon, Religion in Ancien History, New York 1969, leitet sich die Buchstabenkombination JHWH, yod-he-vau-he, von der hebräischen Wurzel HWH ab – in lateinischen Buchstaben EVE, was sowohl “Leben” wie “Frau” bedeutet. Mit dem angefügten “yod” entstand angeblich das Wort, durch das die Göttin ihren Namen als Schöpfungswort anrief – eine in Ägypten und anderen Ländern des Altertums verbreitete Vorstellung.
***
Hat Jean-Jacques Olier, der Marienverehrer und Erneuerer des religiösen Lebens im 17. Jahrhundert, über den priesterlichen Tellerrand hinausgesehen?
Notre-Dame de Marceille, das fehlende “yod” und nicht zuletzt die Anwesenheit der Schwarzen Madonna könnten der Beweis dafür sein.
Links im Bild: “Die wundersame Quelle von Marceille”
Es waren mal wieder die Werke des Meisters von Cabestany, die mich im Juni 2017 auch in das kleine Dorf Rieux-Minervois, und dort in die Kirche Sainte-Marie geführt haben. Äußerlich auf den ersten Blick anspruchslos – ein siebeneckiger Mittelturm und nur wenige Fenster –, reißt man erstaunt die Augen auf, wenn man das Gebäude betritt. Ein in Südfrankreich einzigartiger Rundbau liegt vor einem, mittig der Altar. Sieben stolze Pfeiler tragen die Arkaden, die ihrerseits die Kuppel stützen: Das Wunder von Rieux-Minervois!
Die Lage von Rieux-Minervois
Rius de Menerbés, wie der Ort auf okzitanisch heißt, liegt zu Füßen der Montagne Noire am Argent-Double, einem Nebenfluss der Aude, mitten im Weinbaugebiet Minervois, etwa 25 Kilometer (Fahrtstrecke) nordöstlich von Carcassonne. Acht Kilometer weiter findet sich das Städtchen Caunes-Minervois.
Zur Historie
Obwohl bereits in gallorömischer Zeit besiedelt, entstand Rieux-Minervois erst um das Jahr 1000, als hier ein castrum, der Vorläufer der heutigen Burg, erbaut wurde. Im 12. Jh. gehörte das ganze Gebiet den Grafen von Minerve, die ihre Besitztümer jedoch während der Albigenserkreuzzüge (s. meine Historischen Romane “Alix” und “Sancha”) verloren, weil sie auf Seiten der Katharer standen.
Simon de Montfort, der militärische Anführer des Albigenserkreuzzuges, ließ im Hauptort Minerve, im Juni 1210, den ersten Scheiterhaufen errichten. 180 Parfaits brannten in der Cesse-Schlucht. Ein weiterer Grund für den Hass gerade auf Minerve lag aber auch, so lächerlich es klingt, an der herausragenden Qualität der dort angebauten Weine. Sie waren vor allem dem Bischof von Narbonne (geistlicher Anführer des Kreuzzugs) ein Dorn im Auge.
Das Minervois gilt als eines der ältesten Weinbaugebiete Frankreichs.
(Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!)
Die Baugeschichte der Kirche Saint-Marie
liegt weitgehend im Dunkeln. Zwar existiert eine Urkunde aus dem Jahr 1079, doch passt dieses Datum nicht zum vorhandenen Gebäude, das in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert wird – in die Zeit der “Großen Ketzerei” – wie man die Häresie der Katharer nannte. Es war aber auch die Zeit, als die Marienverehrung auf ihren Höhepunkt zusteuerte.
Hatten die Tempelritter ihre Hände im Spiel?
Man weiß bis heute nicht, wer die außergewöhnliche Heptagon-Kirche von Rieux-Minervois einst in Auftrag gab. Bei oktogonalen oder runden Kirchenbauten (Vorbild die Grabeskirche in Jerusalem) denkt man oft an den Orden der Tempelritter. Es existieren in diesem Fall jedoch keine entsprechenden schriftlichen Dokumente. Noch immer ist alles offen …
Die besondere Architektur
Das Heptagon (Siebeneck) im Innern der Kirche wird umgrenzt von vier mächtigen gemauerten Pfeilern und drei Säulen, die einander abwechseln, wobei zwei Pfeiler unmittelbar nebeneinander stehen. Der Innenraum schließt nach oben ab mit einer erhöhten Kuppel, die sich allmählich aus dem – nicht ganz exakt gemauerten – Siebeneck entwickelt. Der Umgang hat ein rundum verlaufendes Gewölbe, das die seitlichen Schubkräfte der zentralen Kuppelkonstruktion abfängt. Der Grundriss eines solchen Gebäudes – außen 14-seitig, innen 7-seitig – sei, so heißt es, recht schwierig zu berechnen. Einfacher wären ein Oktogon (z.B. Aachener Dom) oder ein Sechzehneck (Tomar). Bei der runden Temple Church in London, die, wie Tomar, tatsächlich von den Templern in Auftrag gegeben wurde, endet der Rundbau des Erdgeschosses im Inneren z.B. in einem sechseckigen Obergeschoss. Eine weitere Besonderheit in Rieux-Minervois besteht darin, dass das Gebäude ursprünglich im Äußeren wie im Inneren quasi “richtungslos” war, auch keine geostete Apsis besaß, so dass man meinen möchte, der Bauherr spielte hier mit dem Thema der “Unendlichkeit”.
Was steckt denn nun hinter der eigenartigen Siebenzahl?
Mit Zahlen hat man früher nicht nur gerechnet, man maß ihnen auch eine symbolische Bedeutung zu. Die Kirche von Rieux-Minervois liegt zudem auf dem Jakobsweg – und ist zugleich eine Marienkirche. Handelt es sich hier vielleicht um einen alten Initiationsort der Baumeister – wie in der Kirche Santa Maria de Eunate, die ebenfalls auf dem Jakobsweg liegt, jedoch einen achteckigen Grundriss aufweist?
Diese These gefällt mir, zumal der Umgang (Wandelgang) im Inneren darauf hinweist, dass man ihn früher entweder kontemplativ durchschritt oder ihn sogar tanzend durchmaß. Wir könnten es hier aber auch mit den “Sieben Säulen der Weisheit” zu tun haben, deren Verkörperung die Jungfrau Maria ist: Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen! (Spr. Salomo 9,1).
Fest steht:
Weisheit zu erlangen ist wohl genauso schwer wie das Errichten eines solchen Gebäudes!
Die Siebenzahl spielt aber nicht zuletzt auch eine Rolle in der Apokalypse des Johannes.
Der rote Marmor aus dem Minervois
Das Minervois (hier besonders Caunes-Minervois) ist berühmt für seinen “roten Marmor”, der jedoch unterschiedliche Färbungen aufweist: blassrosa, braunrosa und blutrot. Dieser Marmor wurde z.B. auch am Hof des Sonnenkönigs (Ludwig XIV) für die Ausschmückung von Versailles verwendet und man findet ihn noch heute in vielen sakralen Bauten in Südfrankreich. Bis zum 19. Jh. stellte der Abbau, die Bearbeitung und der Verkauf von Marmor für das Minervois-Gebiet einen wichtigen Wirtschaftszweig dar.
Aber nun zu einigen Werken des Meisters von Cabestany
Dem Meister selbst zugeschrieben wird die “Maria in der Mandorla” von Rieux-Minervois, wie sie, von Engeln begleitet, mit geschlossenen Augen himmelwärts fährt. Eine ähnliche Mandorlen-Abbildung findet sich auch auf dem berühmten Tympanon in der Pfarrkirche in Cabestany. Mit Mandorla (ital. für “Mandel”) wird eine Glorie oder Aura rund um eine ganze Figur bezeichnet. Mandorlen sind einzig Christus und Maria vorbehalten.
Näheres zum rätselhaften Meister von Cabestany und seiner Werkstatt:hier klicken!
(Zum Vergrößern bitte anklicken!)
Zwei Tipps am Rande (später mehr)!
Falls es Sie einmal ins Minervois verschlägt, kosten Sie nicht nur den exzellenten Wein, der dort angebaut wird, machen Sie sich auch auf die Suche nach dem “Dolmen des Fados”.
(Ein kleiner Hinweis: Sollten Sie ihn nicht sofort entdecken, achten Sie bitte auf das ohrenbetäubende “Geschrei” der Zikaden, die sich im Gelände rings um den Dolmen befinden! )
Eine weitere interessante Entdeckung!
Die Allée couverte von Saint-Eugène (auch die Allée Couverte von Laure Minervois genannt) ist die drittgrößte Megalithanlage in Südfrankreich. Sie stammt aus der Zeit des Übergangs von der Kupfer- zur Bronzezeit und wurde um 1920 ausgegraben. Sie liegt in der Gemeinde Laure-Minervois in einem Hain aus Aleppo-Kiefern.
Aus dem Wiki-Netz: Innerhalb eines 1992 restaurierten niedrigen Cairns von 25 m Durchmesser, der aus Platten und Trockenmauerwerk besteht, liegt die über 14 Meter lange, in drei Abschnitte unterteilte Kammer des Galeriegrabes. Der Zugang ist weniger als zwei Meter breit, während die durch zwei seitlich aufgestellte Platten zweigeteilte Kammer zwischen drei und vier Metern breit ist. Die Kammer besteht aus 8, vollständig die Höhe erreichende und einigen niedrigeren Platten. Die plattenlosen Bereiche, besonders auf der Westseite, sind aus Zwischenmauerwerk. Die Decksteine sind nicht erhalten und auch der Zugang ist weitgehend zerstört. Der restaurierte Tumulus besteht aus Bruchsteinen. Dieses Galeriegrab ist seit 1931 als Monument historique klassifiziert.
Viel Vergnügen – und Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Unter dem Vorsitz einer Leiche … (Une histoire macabre!)
Der kleine südfranzösische Ort (einst Kurort) Alet-les-Bains liegt im Aude-Gebiet, fünf Kilometer südlich von Limoux und ungefähr 25 Kilometer von Carcassonne entfernt. Es ist noch heute von einer geheimnisvollen Atmosphäre umgeben – nicht zuletzt, weil es sich hierbei (nach Sabina Marineo) um das alte “Electa” der Römer handelte, die hier ihre Thermalbäder genossen (ähnlich wie im nahegelegenen Rennes-les-Bains). Unter den eindrucksvollen Ruinen der Kirche Notre-Dame-d`Alet (s. Eingangsfotos) befand sich einst ein Tempel der Göttin Diana. Dieser hatte vermutlich einen runden oder achteckigen Grundriss. Im Jahr 1096 begab sich Papst Urban II. nach dem Konzil von Clermont nach Alet, um die Abtei Sainte-Marie zu besichtigen. Abbé Lasserre, der französische Gelehrte, der im 19. Jh ein Buch über Alet verfasste, bemerkt in diesem Zusammenhang: “Die alte Stadt von Alet musste schon sehr wichtig sein, da sie durch einen Besuch des Papstes geehrt wurde …”
Zu besichtigen sind heute vor allem die Ruinen der ehemaligen Kirche Saint-Marie, die vermutlich auf das 8. Jh. zurückgehen. Es handelte sich um eine Basilika mit drei Schiffen, diversen Seitenkapellen und einem Querschiff. Das Mittelschiff wurde von den Seitenschiffen durch elegante Säulen mit Rundbögen getrennt. Erbaut wurde die Basilika aus dem gelben Quarzsandstein von Alet, der in der Sonne einen leuchtenden Goldton annimmt. Im 12. Jh. gewann Alet-les-Bains, obwohl es im Katharerland lag (sogar mitten im Gebiet der “Erzketzer”), an Einfluss und Macht. Der in Glaubensfragen eher tolerante Abt von Alet-les-Bains, Pons Amiel (1167-1197) befestigte daraufhin den Ort mit einer Mauer und vier Stadttoren. Über diesen Pons Amiel und seinen Nachfolger gibt es eine makabre Geschichte, die mit den Katharern zu tun hat. Ich zitiere aus meinem Roman “Alix: Das Schicksalsrad”:
“Nach dem Tod eines bis dahin duldsamen Abtes hatte das Kapitel plötzlich einen unerbittlichen Katharerfeind gewählt. In ihrer Verzweiflung riefen die Leute Bertrand von Saissac zu Hilfe. Der Oheim des Trencavel, damals noch jung, drang unerschrocken in die Abtei ein und warf den neu gewählten Abt in den Kerker. Er ließ den Leichnam des Vorgängers ausgraben, kleidete ihn ein und band ihn, damit er nicht in sich zusammenrutschte, auf seinem Thronsessel fest. Unter dem wahrlich nicht alltäglichen Vorsitz eines priesterlichen Leichnams, wählte das Kapitel rasch einen anderen Abt, einen Mann, der den Katharern wohlgesonnener war. Im ganzen Land hatte man daraufhin Saissacs Schläue gepriesen …”
(Fotos bitte anklicken zum Vergrößern)
Ein feiner Kirchenschatz
Im Inneren der im 19. Jh. restaurierten Pfarrkirche Saint-André, die sich in unmittelbarer Nähe der alten Abtei befindet, entdeckt man alte Fresken, prachtvolle Buntglasfenster in Form des Siegels Salomons (mit Darstellungen der 4 Evangelisten) – sowie andere wertvolle Gegenstände, darunter auch eine goldene Madonnen-Figurine aus dem 16. Jh., mit Kind:
Die freundlich lächelnde Schutzpatronin von Alet, die im Hochmittelalter im Chor der Basilika stand und wahre Pilgerscharen anzog, befindet sich heute, gut gesichert, in der Schatzkammer der Pfarrkirche Saint-Andrè. Sie ist etwas Besonderes, hält vermutlich einen Pilz (?*) in der Hand, während das Jesuskind einen roten Apfel (Erbsünde?) an sich drückt. Außergewöhnlich fand ich auch das schlangenförmige Tuch auf dem Knie und die Kopfbedeckung des Kleinen, die spontan an einen Raumfahrerhelm erinnert. Brandaktuell: Die Vermutung mit dem Pilz scheint zu stimmen. In Marienfels (Hessen, Nassau) befindet sich eine Madonna, die ebenfalls einen Pilz in der Hand hält – als Zeichen der Fruchtbarkeit! Vielen Dank in die Niederlande für den Hinweis!
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