Die Abtei Saint-André-de Soréde – und die Tiere aus der Hölle

Die Abtei Saint-André-de Soréde

Saint–André ist eine kleine französische Gemeinde im Département Pyrénées-Orientales in der Region Okzitanien. Sie gehört zum Arrondissement Céret und zum Kanton La Côte Vermeille, liegt etwa 16 Kilometer von Perpignan und 11 Kilometer von Collioure entfernt.
Bereits gegen Ende des 8. Jh. gründete hier der spanische Abt Miron ein Kloster, das er dem Heiligen Andreas widmete. Schon im Jahr 823 erhielt Miron eine schriftliche Bestätigung von Ludwig dem Frommen (778-840), einem Sohn Karls des Großen, die das Recht beinhaltete, seine Äbte frei zu wählen. Im Jahr 1789, während der französischen Revolution mussten die letzten Mönche das Kloster verlassen. Alle Besitztümer, auch der Kreuzgang, wurden abgebrochen, verkauft und teilweise in anderen Abteien der Umgebung weiterverwendet. Der Kreuzgang von Saint-André hatte nicht das Glück einer späteren Rekonstruktion, wie etwa die Abteien von Saint-Génis-des-Fontaines und Saint-Michel-de-Cuxa.

Von der ehemaligen Abtei ist heute nur die gleichnamige Abteikirche erhalten. Sie hat ihre Wurzeln im Jahr 820 n. Chr., wurde jedoch bereits hundert Jahre später durch einen Neubau aus großen Flusskieseln in der “Fischgrat-Technik” ersetzt. (In der römischen Technik des Opus spicatum)
Bei einer erneuten Erweiterung im 11. Jahrhundert blieben lediglich der untere Teil der Mauern und die Absiden erhalten.


Ein schönes Beispiel, wie die Baumeister im 11. Jahrhundert einen alten Türrahmen in ein schönes Fenster verwandelten, kann man am Foto unten links sehen!

Die kleinen Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Romanik pur in Saint-André

Mauerwerk und Dekoration in der Kirche Saint-André sind charakteristisch für die Frühromanik des 11. Jahrhunderts, wobei der marmorne Türsturzbalken über der Eingangstür große Ähnlichkeit mit dem prachtvollen Türstock der benachbarten Kirche Saint-Genis-des Fontaines aufweist. Dieser konnte durch seine Inschrift datiert werden: Er stammt aus dem Jahr 1019/1020 – und war damit wohl das Vorbild für den Türsturzbalken der Kirche in Saint-André. Beide Balken zeigen mittig einen thronenden Christus – mit segnender Hand und dem Buch des Lebens – in einer Mandorla. Es gibt jedoch etliche Abweichungen in der Ausführung der beiden Kunstwerke: Der Türsturz in Saint-Genis erscheint strenger, naiver in der Darstellung – aber zugleich fast “hoheitsvoll”. Der Türsturz in Saint-André (hier fehlt die Inschrift!) kommt plastischer herüber, irgendwie natürlicher, menschlicher. Die Anzahl der dargestellten Apostel und Seraphime unterscheidet sich ebenfalls, wie auch der florale Schmuck, Palmetten genannt.
Wer immer diese Steinmetze waren, wie immer es sich verhielt:
Die herrlichen Skulpturen und Kunstwerke von Saint-André – die man heute im MUSEE D`ART ROMAN besichtigen kann (direkt neben der Kirche) – versetzen jeden Interessierten jählings ins 12. Jahrhundert – dem Höhepunkt der romanischen Kunst.
Ich selbst erinnerte mich bei meinem Besuch im Jahr 2008 spontan an die Bildwerke in der Prieuré de Serrabone oder an die Arbeiten aus der Werkstatt des Meisters von Cabestany.

Romanischer Altartisch in Saint André – und alte Fresken

Der Altartisch aus Marmor ist rundum mit aneinander gereihten, halbkreisförmigen und schräg geschliffenen Reliefen geschmückt. Die Dekoration stammt vermutlich aus Spanien; sie könnte von Byzanz her liturgische Bedeutung gehabt haben. Vom 9. – 11. Jh. wurden derartige Altartische in Narbonner Werkstätten fast serienmäßig hergestellt. Eine karolingische Elfenbeinarbeit (Eigentum der Kathedrale von Narbonne), soll als Vorlage gedient haben.

Islamische Kunst in Saint André

Die historischen Provinzen Roussillon und Katalonien waren im 10. und 11. Jahrhundert in Kontakt mit den islamischen Gebieten Spaniens. Junge Katalanen standen damals nicht selten als Söldner im Dienst arabischer Prinzen, bevor diese als Unterworfene (während der Reconquista*) selbst Tribut zahlen mussten. Das war die Zeit, in der mitunter kostbare Stücke christlichen Kirchen zum Kauf angeboten wurden, die sie dann oft im sakralen Bereich einsetzten.
Beispiele hierfür: Der Hostienbehälter aus Elfenbein von Narbonne, das silbernes Tintenfass von Brouilla (in der Nähe von Saint–André) oder der Mantelstoff der Madonna von Thuit.
Absolut rätselhaft ist jedoch noch heute die Islamische Stele aus dem 13. Jahrhundert, die während einer Restauration im Mauerwerk von Saint-André entdeckt wurde. (Maria wird auch im Koran als jungfräuliche Mutter Jesu erwähnt).

*Die Reconquista dauerte vom Jahr 722 (Schlacht von Covadonga) bis zum Jahr 1492 (Eroberung Granadas) und bezeichnet die Zeit der Rückeroberung der von Mauren besetzten Gebiete auf der iberischen Halbinsel durch die Christen.

Die Simioten – “Tiere aus der Hölle”

Bei den im Außenbereich der Kirche von Saint André angebrachten Tiere (vergleichbar mit Exemplaren aus der Abtei von Arles-sur-Tech), handelt es sich um sog. Simioten – in der katalanischen und pyrenäischen Mythologie als “teuflische Kreaturen” bekannt, die Affen ähneln. Andere Quellen sprechen von “fressenden Löwen”.

Zum Vergleich die beiden Simiots, die ich 2015 in Arles-sur-Tech fotografiert habe:

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Magische Orte in der Umgebung von Saint André

Collioure, Elne, Santa Maria del Vilar, Saint-Genis-des-Fontaines, Abtei Fontfroide, Elne, Cabestany, Palau-del-Vidre

Die Mönche der Abtei Saint-Hilaire und die Blanquette de Limoux

Die aus den Weinbergen der “Blanquette” auftauchende Benediktinerabtei Saint-Hilaire liegt im malerischen Tal des Baches Lauquet, etwa 15 km von Carcassonne und 10 km von Limoux entfernt. Die Abtei wurde im Jahr 825 erstmals erwähnt.

Ursprünglich war das Kloster dem heiligen Saturninus, dem ersten Bischof von Toulouse geweiht. Als man aber im Jahr 970 die Überreste des Heiligen Hilaire dort entdeckte, benannte man das Kloster um.
Hilaire war im 6. Jahrhundert Bischof von Carcassonne. Er gilt heute als “Hammer” der Römisch-katholischen Kirche aufgrund seines Kampfes gegen die Häresie der Arianer.

Bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts stand die Abtei unter dem Schutz der Trencavels, der Grafen von Carcassonne, die ihrerseits der Häresie der Katharer anhingen und in Saint-Hilaire ihre Grablege hatten. Was wiederum die rechtgläubigen Kreuzfahrer aus dem Norden veranlasste, mit ganz besonderer Härte gegen die Grafen, das Kloster und die Mönche vorzugehen. Saint-Hilaire wurde verwüstet.

(Die kleinen Bilder können durch Anklicken vergrößert werden!)

Die Blanquette de Limoux und ihre Erfinder

Die Blanquette de Limoux ist ein französischer Schaumwein aus der Region Languedoc. Das Anbaugebiet liegt bei Limoux, im Département Aude in der Region Okzitanien, westlich des Anbaugebietes Corbières. Die im Süden liegenden Hänge bestehen aus kalkreichem Schichtsilikat und Kieselerde. Das Klima wird sowohl vom Mittelmeer wie auch vom Atlantischen Ozean beeinflusst, die für eine ausreichende Sonnenscheindauer und eine gut verteilte Niederschlagsmenge sorgen.
Der Weinbau ist in der Gegend um Limoux bereits seit dem Jahr 931 schriftlich belegt. Der Schaumwein wird erst ab dem Jahr 1531 erwähnt.
Es waren die Mönche der Abtei Saint-Hilaire, denen die Herstellung der Blanquette de Limoux gelang.

Für Genießer: Man unterscheidet die Blanquette de Limoux brute von der Blanquette méthode acestrale, einem alten Herstellverfahren. Es gibt aber noch eine dritte Sorte des berühmten Schaumweins: Der Crémant de Limoux.

À votre santé!

Der Kreuzgang von Saint-Hilaire

Der Kreuzgang mit seinen Spitzbogenarkaden wurde im 14. Jahrhundert errichtet. Die Kapitelle sind mit menschlichen Köpfen, Tieren und Blattwerk verziert. Der Brunnen stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. In der Ostgalerie ist am Sockel der Arkaden ein Schachbrettmuster eingemeißelt, das vermutlich als Rechensystem diente.

Innenansichten der heutigen Pfarrkirche Notre-Dame-de-l’Assomption

Das Glanzstück in Saint-Hilaire ist der “sogenannte” Sarkophag des Heiligen Saturninus – dem ersten Bischof von Toulouse. Angefertigt hat ihn der Meister von Cabestany aus weißem Pyrenäenmarmor!

Näheres über den Meister finden Sie hier: Der rätselhafte Meister von Cabestany!

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Geschichtliches:
Das Martyrium des Saturninus von Toulouse

Der Legende nach wurde Saturninus im Jahr 250 verhaftet, weil er sich weigerte Jupiter, den höchsten Gott der Römer, anzubeten. Er wurde zum Kapitol von Toulouse gebracht, dort an den Schwanz eines wilden Stiers gebunden und von den Stufen des Kapitols herab zu Tode geschleift (s. mittleres Bild). Um das Jahr 400 überführte man seine Gebeine in die Basilika St-Sernin. Saturninus’ Verehrung ist bereits im 3. Jahrhundert belegt, die Leidensgeschichte, die um 420 verfasst wurde, war im ganzen Westgotenreich verbreitet.

Liebesszenen in der Wohnung des Abtes

Ein besonderes Highlight in Saint-Hilaire ist die prachtvolle Abtswohnung. An den Wänden sind die Wappen aller 55 Äbte von Saint-Hilaire aufgemalt (s. Fotos oben). Auf der farbenprächtigen Holzbalkendecke befinden sich neben Darstellungen von Tieren und Blumen auch Jagd- und Liebesszenen.

Vielen Dank für Ihr Interesse – und à bientôt, bis bald mal wieder!

Weitere magische Geschichten über Limoux? 

Limoux (Aude) – und die rätselhafte Kapelle der Augustiner

Limoux und die Madonna ohne Kopf

Das Wunder von Rieux-Minervois:
Sainte-Marie – und die eigenartige Siebenzahl

Es waren mal wieder die Werke des Meisters von Cabestany, die mich im Juni 2017 auch in das kleine Dorf Rieux-Minervois, und dort in die Kirche Sainte-Marie geführt haben. Äußerlich auf den ersten Blick anspruchslos – ein siebeneckiger Mittelturm und nur wenige Fenster –, reißt man erstaunt die Augen auf, wenn man das Gebäude betritt. Ein in Südfrankreich einzigartiger Rundbau liegt vor einem, mittig der Altar. Sieben stolze Pfeiler tragen die Arkaden, die ihrerseits die Kuppel stützen: Das Wunder von Rieux-Minervois!

Die Lage von Rieux-Minervois

Rius de Menerbés, wie der Ort auf okzitanisch heißt, liegt zu Füßen der Montagne Noire am Argent-Double, einem Nebenfluss der Aude, mitten im Weinbaugebiet Minervois, etwa 25 Kilometer (Fahrtstrecke) nordöstlich von Carcassonne. Acht Kilometer weiter findet sich das Städtchen Caunes-Minervois.

Zur Historie

Obwohl bereits in gallorömischer Zeit besiedelt, entstand Rieux-Minervois erst um das Jahr 1000, als hier ein castrum, der Vorläufer der heutigen Burg, erbaut wurde. Im 12. Jh. gehörte das ganze Gebiet den Grafen von Minerve, die ihre Besitztümer jedoch während der Albigenserkreuzzüge (s. meine Historischen Romane “Alix” und “Sancha”) verloren, weil sie auf Seiten der Katharer standen.
Simon de Montfort, der militärische Anführer des Albigenserkreuzzuges, ließ im Hauptort Minerve, im Juni 1210, den ersten Scheiterhaufen errichten. 180 Parfaits brannten in der Cesse-Schlucht. Ein weiterer Grund für den Hass gerade auf Minerve lag aber auch, so lächerlich es klingt, an der herausragenden Qualität der dort angebauten Weine. Sie waren vor allem dem Bischof von Narbonne (geistlicher Anführer des Kreuzzugs) ein Dorn im Auge.
Das Minervois gilt als eines der ältesten Weinbaugebiete Frankreichs.

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Die Baugeschichte der Kirche Saint-Marie

liegt weitgehend im Dunkeln. Zwar existiert eine Urkunde aus dem Jahr 1079, doch passt dieses Datum nicht zum vorhandenen Gebäude, das in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert wird – in die Zeit der “Großen Ketzerei” – wie man die Häresie der Katharer nannte. Es war aber auch die Zeit, als die Marienverehrung auf ihren Höhepunkt zusteuerte.

 

Hatten die Tempelritter ihre Hände im Spiel?

Man weiß bis heute nicht, wer die außergewöhnliche Heptagon-Kirche von Rieux-Minervois einst in Auftrag gab. Bei oktogonalen oder runden Kirchenbauten (Vorbild die Grabeskirche in Jerusalem) denkt man oft an den Orden der Tempelritter. Es existieren in diesem Fall jedoch keine entsprechenden schriftlichen Dokumente. Noch immer ist alles offen …

Die besondere Architektur

Das Heptagon (Siebeneck) im Innern der Kirche wird umgrenzt von vier mächtigen gemauerten Pfeilern und drei Säulen, die einander abwechseln, wobei zwei Pfeiler unmittelbar nebeneinander stehen. Der Innenraum schließt nach oben ab mit einer erhöhten Kuppel, die sich allmählich aus dem – nicht ganz exakt gemauerten – Siebeneck entwickelt. Der Umgang hat ein rundum verlaufendes Gewölbe, das die seitlichen Schubkräfte der zentralen Kuppelkonstruktion abfängt.
Der Grundriss eines solchen Gebäudes –  außen 14-seitig, innen 7-seitig – sei, so heißt es, recht schwierig zu berechnen. Einfacher wären ein Oktogon (z.B. Aachener Dom) oder ein Sechzehneck (Tomar). Bei der runden Temple Church in London, die, wie Tomar, tatsächlich von den Templern in Auftrag gegeben wurde, endet der Rundbau des Erdgeschosses im Inneren z.B. in einem sechseckigen Obergeschoss.

Eine weitere Besonderheit in Rieux-Minervois besteht darin, dass das Gebäude ursprünglich im Äußeren wie im Inneren quasi “richtungslos” war, auch keine geostete Apsis besaß, so dass man meinen möchte, der Bauherr spielte hier mit dem Thema der “Unendlichkeit”.

 

 

Was steckt denn nun hinter der eigenartigen Siebenzahl?

Mit Zahlen hat man früher nicht nur gerechnet, man maß ihnen auch eine symbolische Bedeutung zu. Die Kirche von Rieux-Minervois liegt zudem auf dem Jakobsweg – und ist zugleich eine Marienkirche. Handelt es sich hier vielleicht um einen alten Initiationsort der Baumeister – wie in der Kirche Santa Maria de Eunate, die ebenfalls auf dem Jakobsweg liegt, jedoch einen achteckigen Grundriss aufweist?
Diese These gefällt mir, zumal der Umgang (Wandelgang) im Inneren darauf hinweist, dass man ihn früher entweder kontemplativ durchschritt oder ihn sogar tanzend durchmaß. 

Wir könnten es hier aber auch mit den “Sieben Säulen der Weisheit” zu tun haben, deren Verkörperung die Jungfrau Maria ist: Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen! (Spr. Salomo 9,1).

Fest steht:
Weisheit zu erlangen ist wohl genauso schwer wie das Errichten eines solchen Gebäudes!

Die Siebenzahl spielt aber nicht zuletzt auch eine Rolle in der Apokalypse des Johannes.

 

 

Der rote Marmor aus dem Minervois

Das Minervois (hier besonders Caunes-Minervois) ist berühmt für seinen “roten Marmor”, der jedoch unterschiedliche Färbungen aufweist: blassrosa, braunrosa und blutrot. Dieser Marmor wurde z.B. auch am Hof des Sonnenkönigs (Ludwig XIV) für die Ausschmückung von Versailles verwendet und man findet ihn noch heute in vielen sakralen Bauten in Südfrankreich. Bis zum 19. Jh. stellte der Abbau, die Bearbeitung und der Verkauf von Marmor für das Minervois-Gebiet einen wichtigen Wirtschaftszweig dar.

Aber nun zu einigen Werken des Meisters von Cabestany

Dem Meister selbst zugeschrieben wird die “Maria in der Mandorla” von Rieux-Minervois, wie sie, von Engeln begleitet, mit geschlossenen Augen himmelwärts fährt. Eine ähnliche Mandorlen-Abbildung findet sich auch auf dem berühmten Tympanon in der Pfarrkirche in Cabestany. Mit Mandorla (ital. für “Mandel”) wird eine Glorie oder Aura rund um eine ganze Figur bezeichnet. Mandorlen sind einzig Christus und Maria vorbehalten.

Näheres zum rätselhaften Meister von Cabestany und seiner Werkstatt: hier klicken!

(Zum Vergrößern bitte anklicken!)

Zwei Tipps am Rande (später mehr)!

Falls es Sie einmal ins Minervois verschlägt, kosten Sie nicht nur den exzellenten Wein, der dort angebaut wird, machen Sie sich auch auf die Suche nach dem “Dolmen des Fados”.
(Ein kleiner Hinweis: Sollten Sie ihn nicht sofort entdecken, achten Sie bitte auf das ohrenbetäubende “Geschrei” der Zikaden, die sich im Gelände rings um den Dolmen befinden! )

Eine weitere interessante Entdeckung!

Die Allée couverte von Saint-Eugène (auch die Allée Couverte von Laure Minervois genannt) ist die drittgrößte Megalithanlage in Südfrankreich. Sie stammt aus der Zeit des Übergangs von der Kupfer- zur Bronzezeit und wurde um 1920 ausgegraben. Sie liegt in der Gemeinde Laure-Minervois in einem Hain aus Aleppo-Kiefern.

Aus dem Wiki-Netz: Innerhalb eines 1992 restaurierten niedrigen Cairns von 25 m Durchmesser, der aus Platten und Trockenmauerwerk besteht, liegt die über 14 Meter lange, in drei Abschnitte unterteilte Kammer des Galeriegrabes. Der Zugang ist weniger als zwei Meter breit, während die durch zwei seitlich aufgestellte Platten zweigeteilte Kammer zwischen drei und vier Metern breit ist. Die Kammer besteht aus 8, vollständig die Höhe erreichende und einigen niedrigeren Platten. Die plattenlosen Bereiche, besonders auf der Westseite, sind aus Zwischenmauerwerk. Die Decksteine sind nicht erhalten und auch der Zugang ist weitgehend zerstört. Der restaurierte Tumulus besteht aus Bruchsteinen. Dieses Galeriegrab ist seit 1931 als Monument historique klassifiziert.

Viel Vergnügen – und Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Helene Köppel

“Verloren im Dunkel der Zeit und der Legenden” – Sant Pere de Rodes

Das ehemalige Benediktinerkloster Sant Pere de Rodes ist in Spanien beheimatet, in der katalanischen Provinz Gerona. Es liegt etwa 500 Meter hoch über dem Meer, am Hang des Berges Verdera, inmitten des heutigen Naturparks Cap de Creus. Die Ursprünge dieses Klosters, so der Reiseführer, verlieren sich allerdings im Dunkel der Zeit und der Legenden.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Sant Pere de Rodes im 9. Jahrhundert (878). In dieser Aufzeichnung wird es als kleine cella bezeichnet, um die sich immerhin zwei Abteien stritten: Sant Esteve de Banyoles und Sant Policarp de Rasès (heute Saint Polycarpe, Dep. Aude). Die Wurzeln von Sant Pere de Rodes reichen sogar noch weiter zurück: Archäologisch gesichert ist die Existenz eines großen spätantiken Gebäudes aus dem 6. Jahrhundert.

 

(Schnappschuss aus dem Jahr 2014:

HLK auf dem Platz der heute verschwundenen Schwarzen Madonna.)

Im Dunkel der Zeit und der Legenden?

Als ich dies las, wusste ich sofort, Sant Pere de Rodes musste ich mir ansehen, denn “Isis zu entschleiern” (Blavatzki) bedeutet, Licht ins Dunkel der Zeit zu bringen – und das habe ich mir bereits vor Jahrzehnten zur Lebensaufgabe gemacht.

Die Glanzzeit von Sant Pere de Rodes

begann ab dem 10. Jahrhundert, als sich ein Adliger namens Tassi und Graf Gausfred von Ampurias für das Kloster interessierten und ihm große Ländereien schenkten. Auch die Päpste und die fränkischen Könige gestanden San Pere de Rodes Privilegien zu, durch die es z.B. im Jahr 944 zur Abtei wurde. Die Kirche wurde jedoch erst zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert gebaut.

Nachstehend einige Fotos vom Außenbereich des Klosters:

(Fotos zum Vergrößeren bitte anklicken!)

Ein bedeutendes Pilgerziel

Sant Pere de Rodes wurde zu einem bedeutenden Pilgerzentrum. Die Konsolidierung der Macht und des Ansehens der Abtei von Rodes fielen in das 12. und 13. Jahrhundert. Zu dieser Zeit zählte es zu den bedeutendsten geistlichen, politischen und wirtschaftlichen Machtzentren seiner Zeit, das seine Besitztümer erweitern und Werke von großem künstlerischem Wert – wie z.B. vom berühmten Meister von Cabestany – ausführen lassen konnte.

Anmerkung: Mehr über den Meister von Cabestany: Hier klicken!

Das Kircheninnere

 

Der Niedergang

Der Niedergang des Klosters Sant Pere de Rodes begann bereits im 14. Jahrhundert. Zu Problemen innerhalb des Ordens traten Angriffe von außen. Aufgrund der exponierten Lage hoch über dem Meer war die Abtei immer wieder Überfällen und Plünderungen ausgesetzt.

Ein Rest vom ehemaligen Portal, Künstler: Meister von Cabestany;
die anderen Teile wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts geraubt.

Hier verläuft der Camino Catalán,
der katalanische Streckenabschnitt des Jakobswegs.

Das Kloster verfällt – und wird wieder restauriert

Im Jahr 1798 gaben die Benediktiner das Kloster endgültig auf. Sie siedelten nach Figueres um. Im Jahr 1835 endete die Mönchsgemeinschaft. Das Kloster verfiel, ebenso die unweit des Klosters gelegene Kirche Santa Helena de Rodes.
1930 wurde Sant Pere de Rodes zum Nationalen Denkmal erklärt. Wenige Jahre später begannen die ersten Restaurierungsarbeiten, die Ende des 20. Jahrhunderts noch einmal intensiviert wurden.

Verborgenes Heiligtum: Die Krypta

Ziemlich gruselig empfand ich die Krypta von Sant Pere de Rodes, die früher jedoch als hochheilige Stätte betrachtet wurde. Diese Anlage wurde einst ringförmig errichtet, um das Gefälle des Terrains auszugleichen und die Apsis der Kirche bauen zu können.

Verloren im Dunkel der Zeit

ging auch die Romanische Madonna von Sant Pere de Rodes (Romanische Madonnen werden auch “Schwarze Madonnen” genannt). Einzig ein Hinweisschild auf sie war in der Krypta noch vorhanden. Umso größer war meine Freude, als ich diese Madonna ein Jahr später im Diözesan-Museum in Vic entdeckte, wohin man sie wohl nach dem Raub im 19. Jh. vorsichtshalber gebracht hatte.

Der Kreuzgang von Sant Pere de Rodes

Der Kreuzgang in diesem Kloster ist etwas Besonderes, denn es gibt einen unteren und einen oberen Teil, s. Fotos.

 

Ein Tempel der Aphrodite von den Pyrenäen?

Verborgen im Dunkel der Zeit ist eines nicht, nämlich das wohl älteste “Bauwerk” des Klosters Sant Pere de Rodes – eine heidnische Säule, die auf wundersame Weise an Ort und Stelle stehen blieb, obwohl sie doch in harter Konkurrenz zum christlichen Kirchturm stand!
Für mich stellt sich die Frage, ob diese Säule (Phallus?) im Zusammenhang mit einer örtlichen Legende steht, nach der hier der Tempel der “Aphrodite von den Pyrenäen”* stand?

* Nach “Geographie der Griechen und Romer von der frühesten Zeiten bis auf Ptolemaus; bearbeitet von Fr. Aug. Ukert … 1816.”

Ziemlich alt scheint auch dieses Bildnis zu sein …

Alle Rätsel gelöst? HLK auf dem Weg nach draußen

Auf dem Rückweg zum Parkplatz: Blick aufs Meer

Weitere Legenden und kuriose Schätze, die in Sant Pere de Rodes verborgen sein sollen oder waren:

1. Die sterblichen Überreste des Apostels Petrus (sein Kopf)
2. Die Eisenkette, mit der der Apostel Petrus gefesselt war
3. Der Regenumhang des Hl. Thomas Becket (soll die Fruchtbarkeit steigern)
4. Ein heiliges Kreuz, nach dem das Cap de Creus benannt wurde.

Ein romanischer Traum

Es war tatsächlich Petrus’ Kopf, der im Kloster von Sant Pere als Reliquie aufbewahrt wurde. Aus Angst vor Überfällen hat man ihn irgendwann in den umliegenden Bergen versteckt – und niemals wiedergefunden.
Nun schert sich bestimmt nicht jeder Reisende um verschwundene Köpfe, Tempel und alte Legenden – wie z.B. diese beiden Jungs, die ich im Kloster beim Spielen auf ihren Handys entdeckt und heimlich fotografiert habe 🙂 – bekanntlich steigt aber das Interesse an alten Dingen mit dem Alter – oder sogar “raketenhaft” nach einem zufälligen Besuch von Sant Pere de Rodes.
Ich kann Ihnen diesen “romanischen Traum” nur ans Herz legen!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Helene Köppel