“Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos

“Córdoba. Fern und allein. Schwarzes Pferd und großer Mond, Satteltasche voll Oliven. Wenn ich auch die Wege kenn, komm ich nie nach Córdoba …”

so lautet der Anfang des Gedichts “Reiterlied” von Federico Garcia Lorca*.
Der einsame Reiter, der dieses Lied singt, befürchtet, der Tod könne ihn ereilen, noch bevor er die Türme der heiß ersehnten Stadt erblickt.
Unweigerlich drängt sich einem die Frage auf, ob Lorca, der in Granada lebte, beim Verfassen seines Gedichtes nicht seinen eigenen Tod vor Augen hatte: Der weltbekannte Lyriker und Dramatiker wurde im August 1936, im Alter von 38 Jahren, von einem Franquisten, einem Anhänger des Diktators Franco, erschossen – und anschließend am Straßenrand verscharrt.
Unter einem Olivenbaum, wie es heißt …
“Córdoba. Fern und allein …”

*Federico Garcia Lorca (1898 – 1936), spanischer Lyriker und Dramatiker, der meistgelesene spanische Schriftsteller aller Zeiten.

Córdobas wechselvolle Geschichte: Römer, Westgoten und das Kalifat von Córdoba

Noch heute zeugen überall auf der Iberischen Halbinsel unzählige Tempel, Brücken, Amphitheater, Aquädukte, Villen, Statuen und Mosaiken von der hier mehr als 600 Jahre andauernden römischen Herrschaft.

Das den Römern nachfolgende “christliche Reich der Westgoten” währte in Spanien lediglich 300 Jahre (von 418 – 711/724 n. Chr.).

Mehr als 700 Jahre ließen sich anschließend die Mauren und Araber aus Nordafrika in Spanien nieder (von 711 bis zu ihrer endgültigen Vertreibung im Jahr 1492).
Dabei brachten sie auch Córdoba unter ihre Herrschaft – jedoch keineswegs zum Schaden der Stadt und ihrer Bewohner!
Nach der Ausrufung von al-Andalus zum Kalifat von Córdoba (929 – 1031 n. Chr.) entwickelte sich dieses zu einem der reichsten und kultiviertesten Länder seiner Zeit, wobei Córdoba mit damals fast 500 000 Einwohnern neben Konstantinopel und Bagdad zu einem bedeutenden Kulturzentrum im Mittelmeerraum aufstieg.
Es war eine friedliche Zeitspanne, in der sich Muslime, Juden und Christen gegenseitig tolerierten und respektierten.

Das wohl berühmteste Bauwerk aus der Epoche der Kalifen steht noch heute in Córdoba: Es ist die Mezquita, die damalige Moschee, mit ihrer beeindruckenden Säulenhalle. Heute beherbergt sie eine römisch-katholische Kathedrale unter ihrem Dach. Doch dazu später mehr – denn es gibt noch andere Orte in Córdoba zu entdecken, zum Beispiel den nicht weniger berühmten Alcázar-Palast mit seinen traumhaften Gärten …

Der Alcázar de los Reyes Cristianos

Der mächtige Alcázar de los Reyes Cristianos (die Burg der Christlichen Könige von Córdoba) wurde im Jahr 1328 unter König Alfonso XI. erbaut. Er befindet sich auf dem Grund und Boden der ehemaligen Kalifenburg:
Das aus dem Arabischen stammende Wort Alcázar geht auf den Begriff Al-Qasr zurück, der Palast bedeutet.

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Die “Christlichen Könige” Isabella I. v. Kastilien und Ferdinand II. v. Aragón

Als Katholische oder Christliche Könige bezeichnet man die spanischen Monarchen Isabella I. von Kastilien (1451-1504) und Ferdinand II. von Aragón (1452-1516), die in Córdoba, in ihrer königlichen Residenz Alcázar acht Jahre lang residierten. Im Jahr 1486 empfingen sie hier Christoph Kolumbus, der sie um finanzielle Unterstützung für seine Reise nach Indien bat – wonach er schlussendlich Amerika entdeckte. 
(Nach Kolumbus’ Rückkehr übertrug Papst Alexander VI. den “Christlichen Königen” die alleinige Oberherrschaft über die neu entdeckten Länder.)

An der Fassade der Universität von Salamanca, Spanien, sieht man die Büsten von Ferdinand II von Aragon und Isabella I. von Kastilien. (Imago / Ken Welsh)

Die Schätze im Alcázar

Im Inneren des über 4000 qm umfassenden Alcázar-Palastes finden sich überall römische, westgotische und maurische Spuren. Ein besonderes Augenmerk verdienen jedoch die römischen Mosaiken aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr., die man bei archäologischen Ausgrabungen in der Medina von Córdoba, also in der historischen Altstadt entdeckt hat.
Auch der prachtvolle römische Sarkophag, der im Alcázar zu bewundern ist, stammt aus dieser Epoche.

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Der römische Sarkophag (3. Jh. n.Chr.)

Der an drei von vier Seiten beschnittene Marmorblock wurde hier in Córdoba im Huerta de San Rafael (im Garten des Heiligen Raphael) gefunden. Er stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., und ist ein Werk von großer Schönheit und Qualität.
Das Hauptmotiv (Vorderseite Mitte) stellt die Tore der Unterwelt oder des Jenseits dar. Sie sind mit Widder- und Löwenköpfen verziert, die Stärke und Energie symbolisieren.

Zwei Säulen mit Kapitellen stützen den geschlossenen Giebel. Auf dem Giebel sind zwei Pfauen mit Gesichtern dargestellt, die die Ewigkeit symbolisieren.
Auf der rechten Seite befindet sich der Eigentümer oder das Familienoberhaupt. Er ist mit einer Toga bekleidet, trägt römische Sandalen an den Füßen und hält einen versiegelten Brief in der Hand, was darauf hindeutet, dass er ein Anwalt war. Er erscheint mit einem Philosophen, Lehrer oder Pädagogen, der als Mentor fungiert.
Die Frau des Anwalts auf der linken Seite, trägt ebenfalls eine Toga sowie eine kunstvolle Lockenfrisur. Zu ihren Füßen steht ein Arbeitskorb mit einer Taube darauf, wohl als Symbol für die Hingabe an ihr Zuhause und ihre Reinheit. In ihrer Hand hält sie ebenfalls einen versiegelten Brief, genau wie die weibliche Figur, die sie begleitet.

Die kannelierten Säulen mit Akanthus-Kapitellen rechts und links außen, gehen in die ebenfalls im Hochrelief gearbeiteten Seitenteile über. Beide Flächen zeigen Pegasus, ein geflügeltes Pferd aus der Mythologie, das aus dem Blut der Medusa geboren wurde, als diese von Perseus enthauptet wurde. Zu ihren Füßen befindet sich ein Panther in Laufbewegung: Dionysische Symbole für die Geschwindigkeit und Kraft, die eingesetzt werden sollten, um die Besitzer des luxuriösen Grabhauses ins Jenseits zu geleiten.
Es handelt sich um ein Werk von höchster Qualität und großer Schönheit, das erkennen lässt, dass die Person, die es geschaffen hat, ein brillanter Bildhauer war.

Text-Quelle hierzu: Rathaus Córdoba, Fotos: HLK 2024

Die Gärten der “Christlichen Könige– einst von den Mauren angelegt

Der Alcázar von Cordoba, in dem sich später das Inquisitionsgericht mit seinen Folterkammern breit machte (es wurde auch noch als Zivil- und Militärgefängnis benutzt), besitzt einen weitläufigen Wandelgarten, in dem man sich gut erholen kann, weil es überall blüht und grünt und duftet: Unzählige Zitrusbäume, Palmen, Sträucher und Hecken, dazwischen die Statuen der Herrscher, sowie andere Skulpturen.
Zur Entspannung tragen auch die schattigen Nischen und das ständige Plätschern des Wassers bei: Ausgehend vom ersten, oberen Terrassenbecken – und umgeben von den je nach Jahreszeiten unterschiedlich blühenden Beeten – ergießt sich das Wasser auf zwei weitere darunter liegende Becken. Die drei Teichbecken bilden gewissermaßen eine Achse. In der Mitte der Gärten befindet sich noch ein Brunnen.

“Córdoba
Fern und allein.”

(Federico Garcia Lorca)

Zum Weiterlesen bitte anklicken!

Teil 1: “Cordóba. Fern und allein …” Der Alcázar de los Reyes Cristianos – Sie sind gerade hier!


Teil 2: “Die Seele von Córdoba” – Die Mezquita-Moschee

Teil 3: “Die Mezquita-Kathedrale” – Mariä Aufnahme in den Himmel

Teil 4: “Streifzug durch die Medina” – Die historische Altstadt

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Roda te Ter – eine Stadt der Iberer

Roda de Ter – einst eine Stadt der Iberer

In Spanien (Katalonien), in der Comarca von Osona (Provinz Barcelona) und zugleich am Rande des Naturgebietes Guilleries-Savassona, liegt die Gemeinde Roda de Ter, in alter Zeit eine iberische Siedlung, auf deren Grund später eine römische Stadt errichtet wurde. (Nach den Römern folgten die Westgoten, die Mauren und zuletzt die Karolinger.)
Die Stadt Roda de Ter existierte (im befestigten Zustand) bis zum Jahr 826, dann wurde sie von einem gewissen Aissó*, während der Revolte gegen den fränkischen Grafen Bernat von Septimanien, zerstört.

Die heutige Gemeinde gleichen Namens zählt ungefähr 6000 Einwohner.

*Aizón (bekannt als Aissó in der katalanischen Geschichtsschreibung) führte den Aufstand gegen Bernardo de Septimania in Osona County von 826 bis 827. Seine Identität ist umstritten. Vielleicht war er ein gotischer Tycoon, vielleicht ein Leutnant oder gar ein Anhänger des ehemaligen Grafen von Bera. Andere identifizieren ihn mit einem Andalusier (Aysun), Sohn von Sulayman ben al-Arabí, einem Valí von Barcelona von 777 bis 780.

Wer waren die Iberer?

Die Iberer (Eisenzeit 6. – 1. Jh. v. Chr.) waren ein vorindogermanisches (möglicherweise aus Nordafrika stammendes) Volk und vorrömische Bewohner des Ostens und Südens der Iberischen Halbinsel – darunter das heutige Andalusien, die Provinzen Murcia und Valencia, Teile von Aragon und Katalonien.
Der Name Iberia ist zwar erst zur Zeit des 2. Punischen Krieges (218-201 v. Chr.) nachweisbar, ist jedoch älter als die Bezeichnung Hispania. Er geht vermutlich auf die antike Benennung des Flusses Ebro (griech. Iber) zurück. Ursprünglich bedeutete Iberia nur das von den Iberern besiedelte Gebiet – seit dem 2. Jh. v. Chr. wird jedoch die ganze Pyrenäenhalbinsel so benannt.

Die Iberer besaßen eine eigene, nicht indogermanische Sprache, die sie in einem eigenen Schriftsystem aufzeichneten, das leider noch nicht dechiffriert werden konnte. Es existierten sog. Stadtstaaten mit einer Elite aristokratischer Krieger, die ihre Macht über die Bauern und Handwerker ausübten. Die Iberer besaßen auch eine eigene Währung und fertigten außergewöhnliche Kunstwerke an, wie man an den sog. Damas sehen kann (schönstes Beispiel s. nächstes Foto), die auch ein Licht auf die herausragende Stellung der iberischen Frauen werfen.

Die Ausgrabungsstätte EsquerdaPoplat Iberic & Medieval

Vor den Toren der Stadt Roda de Ter befindet sich auf einer 12 Hektar großen, langgestreckten Halbinsel, umgeben von einem Mäander, die der Fluss Ter hervorgebracht hat, eine interessante Ausgrabungsstätte mit Funden, die teils aus der Zeit der iberischen Besiedlung stammen, teils aber auch aus der Zeit des Mittelalters. Die außergewöhnliche Lage (Kontrolle über die Ebene von Vic sowie über die Hauptverbindungsstraße zur Küste von Girona) erklärt zugleich die lange menschliche Besiedlung des Ortes, die von der späten Bronzezeit bis ins Mittelalter reicht, mit einer kurzen Periode in der Römerzeit.

Die Eintrittskarten für die Besichtigung erwirbt man in einem kleinen Museum, wo man sich auch einen Film über die Stätte und ihre historische Bedeutung ansehen kann.
Danach geht es zu Fuß weiter ..

Der Eingang zur Ausgrabungsstätte

Alle Zeitepochen waren vor Ort ausgeschildert.
(Die kleineren Fotos können angeklickt und vergrößert werden!)

Straßen und Zisternen aus der Zeit der Iberer und des Mittelalters

Der vorliegende alte Straßenzug folgt dem ursprünglichen Grundriss in Nord-Süd-Richtung vom Tor der iberischen Mauer aus.
Unter Ausnutzung der Fuge im Felsgestein wurden dort in iberischer Zeit einige Zisternen gebaut.

Getreidelager aus dem Mittelalter

Das ursprünglich rechteckige Gebäude diente zur Lagerung verschiedener Getreidearten und Hülsenfrüchte. In der Nähe wurden auch eine Tenne, ein Heustock, eine Mühle und die Grundmauern einer Presse gefunden.
Die jüngsten Ausgrabungen im Inneren von Haus 4 weisen auf Hüttenfundamente hin, die ungefähr auf das 10. Jh. v. Chr. zurückgehen. Es gibt auch Belege für eine Behausung aus der Zeit des iberischen Altertums. An der einzigen zugänglichen Stelle des Mäanders, auf der Nordseite, wurde eine mächtige Trockenmauer errichtet, die von einer Längsstraße durchquert wurde, mit inneren Einfriedungen oder Waffenkammern, die zusammen sechs Meter breit sind. An der Außenseite befanden sich zwei massive Türme, einer quadratisch, der andere rechteckig, die die Straße flankierten und den Eingang des Dorfes schützten.

Iberische Erfindungen – sowie eine Eisenhütte und eine Schmiede aus dem 13. Jahrhundert

Was die Handwerkskunst der Iberischen Völker betrifft, so sagt man ihnen heute eine hochentwickelte Produktionstechnologie nach: Eisenmetallurgie, Gold- und Silberschmiedekunst, Töpfern auf der Drehscheibe und die Rotationsmühle, das alles sind iberische Erfindungen!

In der vor Ort entdeckten Schmiede – die allerdings aus dem Mittelalter stammt (13. Jh.) – wurden etliche Strukturen gefunden, die mit der Verwendung von Feuer im Zusammenhang stehen: Eine eiserne Schmiede an der Nordwand, sowie ein Ofen mit Schornstein an der gegenüberliegenden Wand; die Basis eines kleinen Ambosses usw.
Hier wurden auch die Werkzeuge des Schmieds und einige metallische Ausrüstungen für Reparaturarbeiten ausgegraben.

Werkstatt und Wohnbereich des Schmiedes aus der Zeit des Mittelalters

Die beiden kleineren Räume wurden wohl als Wohnbereich genutzt, der dritte größere Raum als Werkstatt. Hier wurden ebenfalls zahlreiche Metallwerkzeuge gefunden, sowie Gegenstände, die sich offenbar gerade in Reparatur befanden.

Ein Marktplatz aus dem Mittelalter – 11. – 14. Jahrhundert

Es existieren leider keine Informationen was in Iberischer Zeit auf diesem Platz stattfand. Bekannt ist jedoch, dass die Iberer im regen Handelsaustausch vor allem mit Griechen und Puniern* standen, und dass sie mitunter aufwändige Rituale abhielten, die in privaten und öffentlichen Räumen (z.B. auf Plätzen) durchgeführt wurden.

  • Als Punier wurden von den Römern die semitischen Phönizier Nordafrikas bezeichnet. Die Bezeichnungen „Punier“, „Phönizier“ und „Karthager“ finden weitgehend synonym Verwendung. (Wiki)

Die Necropolis – die alten Grabstätten aus dem 8. bis 14. Jahrhundert

Bestattungen in drei verschiedenen Ebenen


1.) die obere Ebene

Gräber direkt unterhalb des Bodens (13. – 14. Jahrhundert)

2.) die mittlere Ebene

Gräber, die auf den früheren, im Gestein versenkten Gräbern, errichtet wurden (11. – 12. Jahrhundert)
Sie stehen im Zusammenhang mit der Romanischen Kirche, deren Ruinen noch existieren.

3.) die untere Ebene

Felsgräber, die eine anthropomorphe Form aufwiesen, also der menschlichen Körperform ähnelnd (8. – 10. Jh.)
Diesw anthropomorphen Gräber aus der Karolingerzeit waren ursprünglich von einer Deckplatte bedeckt. Sie korrelieren zeitlich mit einer früheren, kleineren Kirche (Grundmauern 6. Jh.) sowie mit anderen in den Fels gehauenen Hohlräumen und Plätzen an verschiedenen Stellen des Geländes.

Die Ruine der Romanischen Kirche aus dem 11. Jahrhundert (deren Grundmauern auf eine noch ältere Kirche aus dem 6. Jh zurückgehen.

Ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. wurde die Esquerda-Besiedlung aufgegeben. Eine römische Siedlung ist hier nicht dokumentiert, und bis zum Beginn des Mittelalters gibt es ebenfalls keine weiteren Hinweise auf eine Besiedlung in diesem Gebiet.

Ein letzter Blick durchs Kirchenfenster auf die einst iberische Stadt Roda de Ter …

Öffnungszeiten des Museums und der Ausgrabungsstätte:

Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 14:00 Uhr
Sonntags von 17:00 bis 19:00 Uhr vom 1. April bis 1. November.
Samstags, sonntags und an Feiertagen von 10:30 bis 13:30 Uhr.

Vielen Dank für Ihr Interesse!

Weitere interessante Orte in Katalonien können Sie hier entdecken:

Ein Kultplatz aus alter Zeit – Santuari de la Mare de Déu del Far,
“Verloren im Dunkel der Zeit und der Legenden” – Sant Pere de Rodes,
Eine gruselige Legende – Sant Pere de Casserres, Katalonien,
“Unterm silbernen Wasserfall” – Sant Miquel del Fai,

Ronda – das einstige Schmugglernest

Ronda – ein “Must-have” für Andalusien-Reisende

Aufgrund ihrer einzigartigen Lage an der Kante eines Hochplateaus, ist die Stadt Ronda geradezu ein “Must-have” für alle Andalusien-Reisenden. Mit ihrer noch heute maurisch geprägten Altstadt liegt sie ca. 700 m über dem Meeresspiegel in einer atemberaubenden, als Serrania de Ronda genannten Berglandschaft, unweit des Landschaftsschutzgebiets der Sierra de Grazalema.
Ronda, mit ungefähr 30 000 Einwohnern, wird durch die bis zu 160 m tiefe Schlucht des Rio Guadalevin (hier auch El Tajo* = Einschnitt genannt) in zwei Teile geschieden.

* nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fluss Tajo, bzw. Tejo, der in Ost-West-Richtung durch Spanien und Portugal fließt!

Ronda – und “El Puente Nuevo”

El Puente Nuevo ist die eindrucksvolle Brücke über die Schlucht von Ronda. Sie verbindet die Neustadt mit der Altstadt (La Ciudad) und ist längst zum Wahrzeichen von Ronda geworden. Die dreibogige, 70 m lange und über 150 m hohe Brücke wurde zwischen 1751 und 1793 erbaut. Der Baumeister José Martin de Aldehuela fand leider bei einem Sturz von seiner Brücke den Tod. Über dem mittleren Bogen kann man eine Tür und einen Balkon sehen, es ist der Eingang zum ehemaligen Gefängnis.

Ronda – in der Hand der Römer
“Arunda” und “Acinipo”

Ronda gilt als eine der ältesten Städte Spaniens. Bereits die Iberer (6. Jh v. Chr. ) gründeten hier eine Siedlung – und die nachfolgenden Phönizier (8. Jh v. Chr.) betrieben regen Handel in dieser Stadt. Ihnen folgten die Karthager – die ihrerseits von den Römern vertrieben wurden (Punische Kriege 264 – 146 v. Chr.)
Die Römer tauften ihre Kolonie “Arunda”, was sowohl bei Plinius dem Älteren als auch bei Ptolemäus Erwähnung findet.
Die wichtigste Stadt der Römer in der Region war allerdings nicht Arunda, sondern das etwa 20 km nordwestlich gelegene Acinipo (auch das “Alte Ronda” genannt). Die Ruinen von Acinipo und auch das Amphitheater, das Platz für 2000 Zuschauer hatte, können noch heute besichtigt werden.

Ronda unter Maurischer Herrschaft
– “Madinat Runda”

Nach der Eroberung Andalusiens im Jahr 711, setzen sich die Mauren für fast 800 Jahre in Ronda fest; und noch heute stößt man auf ihre Hinterlassenschaften.
Ronda war in maurischer Zeit als Madinat Runda bekannt.
Erst im Jahr 1485 fiel die Stadt, nach einwöchiger Belagerung (durch Verrat) in die Hände der Katholischen Könige.

Der Maurenpalast (Palacio del Rey Moro) aus dem 14. Jh, mit seinen zwei unterschiedlichen roten Türmen (s. Foto unten) ist nur teilweise erhalten geblieben. Er besitzt mehrere Anbauten und ist von einer herrlichen Gartenanlage mit Terrassen umgeben, den sog. “Hängenden Gärten von Forestier“.
Ein geheimer, in den Fels gehauener Tunnel, soll wohl bis zum Grund der Schlucht führen. (Mina Secreta del Agua).
Steigt man zu den unteren Flussbrücken hinunter, stößt man auf die Überreste der arabischen Bäder, die unter den späteren Christen schlicht als Gerberei benutzt wurden.

Ronda – das Schmugglernest der “Dunkelmänner”

Im Jahr 1808, während Napoleons Feldzug, wurde die Stadt schwer verwüstet. Danach entwickelte sich Ronda zu einer Hochburg der Schmuggler und Straßenräuber, über die ein Großteil der illegalen Waren von Gibraltar in den Norden lief. Zur Bekämpfung der sog. “Dunkelmänner” wurde im Jahr 1844 die Guardia Civil gegründet.

Zur Zeichnung: “Schmuggler aus der Serrania de Ronda”, von Gustave Doré (1832-1883), zur Illustration seiner Reise nach Spanien 1862, mit Ch. Davillier. Kupferstich in “Le tour du monde”.

Ronda – und der Stierkampf

Der Stierkampf hat in Ronda gewissermaßen ein “Heimspiel”: Hier ist insbesondere eine Familie namentlich zu nennen: Die Familie Romero. Die Romeros entwickelten innerhalb von drei Generationen (im 18. u. 19. Jh.) jene Stierkampf-Regeln, nach denen noch heute gekämpft wird: Den Gebrauch des Tuches, den Kampf zu Fuß (nicht mehr zu Pferde), ja, selbst der Stil und die Posen (“Ronda-Schule”) wurden neu entwickelt und festgelegt.
Die Stierkampfarena auf der Plaza de Toros ist ein imposantes zweigeschossiges Gebäude aus dem Jahr 1785.

Ronda und die Kathedrale Santa Maria la Mayor
– die Umwandlung einer Moschee in eine christliche Kirche

Die Kathedrale Santa Maria la Mayor liegt im Stadtteil La Ciudad und zugleich auf antikem Grund: Ursprünglich soll hier ein Tempel der Römer gestanden haben, möglicherweise ein Diana-Tempel, der zu Ehren des Sieges von Julius Cäsar über die Truppen von Pompeius und Sextus in der Schlacht von Munda (Umgebung von Ronda?) im Jahr 45 v. Chr. gebaut wurde. Auf diesem Tempel errichteten die Westgoten (418 – 711 n. Chr.) eine erste christliche Kirche, die dann im 8. Jh von den Mauren zu einer Moschee umgebaut wurde.
Der Rückbau dieser Moschee begann im Jahr 1485 und dauerte fast zweihundert Jahre an. Aber noch immer ist das Gebäude von vier maurischen Kuppeln überwölbt, und unter dem heutigen Glockenturm verbirgt sich das achteckige Mudejar-Minarett. Originell und kurios ist aber auch der zweistöckige Vorbau an der Vorderseite der Kathedrale: Es gibt dort Balkone, die die Kirche wie ein Wohnhaus aussehen lassen. Die Balkone wurden während der Herrschaft von Felipe II. angebaut, damit der Adel die Reiterturniere und Stierkämpfe beobachten konnten, die damals auf dem Platz vor der Kirche abgehalten wurden.

Auch im Kircheninneren herrscht ein Mischmasch an Stilen: Der Hauptaltar ist im plateresken Stil der spanischen Frührenaissance gefertigt; der Migrhab (Foto oben) ist, wie gesagt, ein maurisches Überbleibsel; die Säulen und Spitzbögen sind spätgotisch – wie auch der Chor, der aus herrlichem Nuss- und Zedernholz gefertigt ist; das Stuhlwerk wiederum stammt aus der Renaissance, die Figuren der Madonnen und Heiligen sind größtenteils barock – tja, und an der großen schmiedeeisernen Lampe (s. Foto unten) baumeln ganze 24 000 Kristalle. Nicht zuletzt fallen einem aber die fünf modernen (teils surrealistischen) Fresken ins Auge, die die französische Künstlerin Raymonde Pagégie im Jahr 1984 beigesteuert hat.


Große Schäden am Gebäude richtete ein Erdbeben im Jahr 1580 an; beim Wiederaufbau mussten zahlreiche alte gotische Elemente erneuert werden.

Die Kirche ist täglich geöffnet, der Eintritt ist kostenpflichtig.

Die Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Ronda – und die Fresken der Malerin Raymonde Pagégie

Besonders beindruckend fand ich die fünf Fresken der französischen Künstlerin Raymonde Pagégie (1923-2019) an der Außenwand des linken Seitenschiffs und an der Chorwand. Sie sind erst im Jahr 1984 entstanden und fügen sich dennoch stimmig in das “Patchwork-Interieur” der Kirche Santa Maria la Mayor ein.
Hervorzuheben ist neben der raffinierten Umsetzung der biblischen Szenen (Bündelung einzelner Geschichten) der Detailreichtum: z.B. der Hahn in der Szene “Das Leben des Petrus”; die blühenden Mandelbäume in der Abendmahlsdarstellung, auch die fleißige Martha beim Zubereiten der Eier (als Symbol für den zerbrechlichen Tod, aber zugleich als Hinweis auf einen Neuanfang) – nicht zuletzt der Verräter Judas, der mit einem weißen Seil im Rücken aus einer Seitentür verschwindet (bevor er sich daran erhängt?)
Die blaugewandeten “Jünger”, auch das hat mich begeistert, nehmen das letzte Abendmahl richtigerweise nach römischer Sitte (halb im Liegen) ein – und es erstaunt kaum, dass sich darunter nicht nur Marthas Schwester Maria Magdalena, sondern offenbar auch noch andere “Jüngerinnen” befinden

Blick vom Turm der Kirche Santa Maria la Mayor auf Ronda:

Ronda – Parador und Shoppingmeile “Carrera Espinel”
– eine beliebte Fußgängerstraße zum Shoppen, die direkt durch Ronda führt. Shops, Cafès und Restaurants.

Danke für Ihr Interesse!
Hier geht es zum “Alten Ronda” (Acinipo in Ruinen)!


Informationen zum “Jesuskind mit Vogel in der Hand”, bitte hier klicken!

Und weitere interessante Orte in Spanien – hier zum Anklicken:
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AstorgaÁvila,Banos del Cerrato, Cádiz, Canfranc,Catalayud,Castellfollit de la RocaCastillo CocaCastillo de Loarre, Castillo Miravet, Castillo Peníscola, Castillo de VillalonsoCiudad RodrigoCuenca, El Campillo/Nave, Estella, Eunate, Santuari del Far, Léon, Madrid, Merida, Nuría, OropesaPalau-del-Vidre, Penalba, Pino del Oro, Ripoll, Rupit i Pruit, Salamanca 1, Salamanca 2, Salamanca 3Salamanca 4/San MarcosSant Ferriol, Sant Martí SesserresSan Pere de Rodes, San Juan Bautista de Banos, Sant Joan les Fonts, San Juan de la Pena, San Pedro de la Nave, San Pere de CasserresSant Miquel del Fai, Santa Maria de PobletSanta Maria (Wamba), Segobriga, Segovia, Soto/Dolmen, TarifaToledo, Toro 1, Toro 2Vic, Zamora, Uruena/NS de la AnnunciataVerracos, Zaragoza I. Stadt;  Zaragoza II. Palast

Die Ruinen von Acinipo – wie aus der Welt gefallen!

Acinipo – eine antike römische Stadt im südlichen Spanien

Acinipo –
das “Alte Ronda”?

In der Nähe von Ronda, auf einem einsam gelegenen Hochplateau auf tausend Meter Höhe, befindet sich ein mit Steinhaufen übersäter Hang, auf dem die Ruinen der ehemaligen Römerstadt Acinipa liegen.
Ein von aller Welt verlassener Ort, könnte man meinen – zumal sich am Tag meines Besuches, im September 2022, nur wenige Touristen hierher verirrt hatten. Aber dieser Eindruck täuschte: Gefühlte tausend Wespen schienen mich erwartet zu haben – und offenbar nur mich! (Lag es an meinem Deo?) Eine verirrte sich sogleich im weiten Ärmel meines Shirts, fühlte sich dort offenbar bedroht (obwohl ich die Luft anhielt und mich nicht wehrte) – und stach zu. Es war nicht allzu schmerzhaft, zum Glück reagiere ich auf Insektenstiche nicht allergisch; es war mir nur ein Rätsel, woher die vielen Wespen kamen. Weit und breit gab es nur trockene Disteln und/oder magere Tamarisken. Erst auf dem Rückweg entdeckte ich ihr Versteck: Aus einem breitausladenden alten Feigenbaum (mit ganz winzigen Früchten!) summte und surrte es wie aus Tausenden von “Wespenkehlen”! 🙂

Doch zurück zum Kernpunkt meines Besuches, den Ruinen von Acinipo: Sie befinden sich rund 20 Kilometer nordwestlich von Ronda in der Provinz Málaga (Andalusien), nahe der Stadt Montecorto. Man vermutet heute, dass hinter dem römischen Acinipo das Alte Ronda steckt (Vieja Ronda), das sich hier einst terrassenartig am Südhang des Massivs Las Mesas erstreckte. Die günstige strategische Lage von Acinipo erschließt sich spätestens, wenn man von ganz oben hinunter ins Tal blickt.
Acinipo, das einst ein fruchtbares Areal von 57 Hektar bedeckte (vorzugsweise Ackerbau), lag zudem an einer bedeutenden Handelsroute.

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Theateraufführungen in Acinipo –
nicht nur für Schafe!

Das große Amphitheater der Römer, das Platz für 2000 Zuschauer hatte, wird noch heute für Theateraufführungen genutzt. Am Tag meines Besuches hielten auf der halbkreisähnlichen Tribüne jedoch nur einige Schafe ihre Mittagsruhe ab – ganz unbeeindruckt von mir und meinem Fotoapparat – aber auch von den Wespen.

Acinipo – eine frühere keltische Besiedlung?

In Acinipo wurden u.a. 4000 Jahre alte Zeichen prähistorischer Besiedlung aus der Kupfer- und Bronzezeit entdeckt, und einige Quellen weisen auf eine frühe keltische Besiedlung hin (erwähnt bei Plinius und Ptolemäus.

Acinipo – am Ort einer Römerschlacht?

Andere Wissenschaftler glauben, Acinipo verdanke seine Gründung erst der “Römerschlacht von Munda” im Jahr 45 v. Chr. (Munda = antike Bezeichnung für Ronda?)
Es handelte sich um die letzte Schlacht im Bürgerkrieg zwischen Gaius Julius Caesar und den Republikanern. Fakt ist jedenfalls, dass sich hier vorzugsweise pensionierte Veteranen der Legionen von Julius Caesar niederließen, um ihren Lebensabend zu genießen. Bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. begann der Verfall und im 6. Jahrhundert zerstörten die Westgoten die Stadt. Danach sprach niemand mehr von Acinipo.

Heute harren noch weite Teile der antiken Stadt, die einst den gesamten Hügel bedeckte, ihrer Entdeckung.

Reisetipps für Acinipo

Das Gelände der ehemaligen Römerstadt ist ganzjährig zu besuchen. Tja, und eine gute Salbe gegen Insektenstiche sollte man auf Reisen sowieso immer in der Tasche haben – vor allem, wenn man sich an Orte begibt, die irgendwie “aus der Zeit gefallen” sind! 🙂

Vielen Dank für Ihr Interesse!

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Ronda La Vieja – das alte Ronda

Altersruhesitz für Legionäre

Die “verrückten Mumien” von Arcos de la Frontera

Arcos de la Frontera –
“und eine Reise, die ans Paranormale grenzt”

Arcos de la Frontera (Provinz Cádiz) gehört wohl zu den schönsten “Weißen Dörfern” in Andalusien. Die Häuser der denkmalgeschützten Altstadt kleben, eng aneinander geschmiegt, hoch über dem Rio Guadalete auf einem Felsrücken. Gegründet von den Iberern, hatten auch die Karthager und die Römer (“Arco Briga”) das spektakuläre Panorama und die strategisch günstige Lage zu schätzen gewusst.
In der verwinkelten und teils recht steilen Altstadt gibt es in den mit Orangenbäumen gesäumten Straßen und Gassen viel zu sehen, z.B. prachtvolle alte Adelshäuser und am höchsten Punkt des Ortes die Burg Castillo de Arcos. Doch darüber später mehr.
Hier geht es um die Kirche San Pedro, die einst auf den Überresten einer maurischen Burganlage errichtet wurde. (Die Bauzeit reichte vom 15. bis ins 18. Jahrhundert.)
Im eher düsteren Inneren des Gebäudes stößt man auf viel barockes Gold – aber auch auf Makabres: Die Zurschaustellung von Mumien. Dabei handelt es sich nicht um ägyptische Mumien, wie sie in der Renaissancezeit und im Barock in Europa heißbegehrt waren (u.a. zur Herstellung der damaligen Mode-Arzneidroge “Mumia”). In Arcos de la Frontera werden zwei “Ganzkörper-Reliquien” ausgestellt, in mehr oder weniger unverwestem Zustand. (Die “Unverweslichkeit” wird in der römisch-katholischen Kirche seit dem Mittelalter als Zeugnis für die Heiligkeit des Verstorbenen gesehen.)

Arcos de la Frontera
– und die “verrückten Mumien”

Erst nach meiner Rückkehr aus Cádiz im Oktober 2022 erfuhr ich Näheres über die in San Pedro ausgestellten Mumien. Ich stieß im Netz auf Antonio Barea Alvarado aus Arcos de la Frontera. Señor Alvarado empfiehlt in einer teils launigen, aber zutiefst ehrlichen und aufschlussreichen Abhandlung allen Reisenden, die “die faden Ausflüge satt haben”, einmal eine etwas andere Reise anzutreten, eine Reise, die ans Paranormale grenzen würde, wie er schreibt:

Wir müssen nur nach Arcos de la Frontera gehen und unsere Schritte zur Pfarrei San Pedro lenken, wo sich ein Fenster zur Welt der Toten öffnet
Ich empfehle Ihnen, die Tour an einem hellen Morgen zu beginnen, sich von den weiß getünchten Häusern von Arcos blenden zu lassen und lange durch die Stadt zu laufen, bis Sie die Kirche von San Pedro erreichen … Beim Betreten der Kirche betreten wir das Königreich der Dunkelheit, denn es gibt kaum Fenster. Die einzige Helligkeit finden wir in den Kerzen und im schwachen Schimmern des Goldschmucks … Die Reise ins Jenseits werden wir uns für das Ende aufheben … Neben dem Eingang zur Hauptkapelle befinden sich im unteren Teil zwei prächtige barocke Altaraufsätze. Der Heilige Victor und der Heilige Fructuosus erwarten uns liegend, in ihren besten Kleidern, als kämen sie gerade von einem Fest und würden sich ausruhen. Es heißt, dass sie 1768 aus Rom kamen. Dort ruhten sie jahrhundertelang in den Katakomben von San Calixto, bis sie von Papst Clemens XIII. an Manuel Simón Ayllón aus Arca verschenkt wurden, der sie in sein Dorf brachte …”

Antonio Barea Alvarado //arcosenelrecuerdo.blogspot.com/2016/08/

“Hier wurden sie geschminkt und in Szene gesetzt: Edelsteine, Brokate, getrocknete Blumen, Seide und Gold, dazu die beiden Altaraufsätze voller süßlicher Zierleisten, Rocailles und Girlanden. Alles, um uns in die harte Realität des Todes zu locken. Vielleicht waren sie einst kostbare Schätze, Objekte der Anbetung. Heute sind sie nur noch zwei Mumien. Sie sehen lächerlich, ja sogar erbärmlich aus. Sie sind mit Juwelen beladen und wie verweichlichte Soldaten gekleidet, die in einer Operette auftreten wollen. Im Laufe der Zeit hat sich die Botschaft des Heiligen Victor und des Heiligen Fructuosus verändert. Für die Menschen sind sie keine Sieger des Glaubens mehr, keine Helden, die verehrt werden. Jetzt sind sie Verrückte, die Kinder zum Weinen bringen, und die meisten Menschen wenden sich ab. Heute erinnern sie uns (wie so viele barocke Gemälde) daran, dass die Zeit nicht umsonst vergeht, dass irdischer Reichtum wertlos ist. Ihre fleischlosen Knochen und ihr getrocknetes Blut in luxuriösen Behältnissen sind ein guter Beweis.

Antonio Barea Alvarado

Zu den beiden Heiligen:

San Victor: Märtyrer um 305 n. Chr., Ort des Martyriums: Rom
San Fructuosus: Einsiedler um 642 – 715 n. Chr. in Segovia, Spanien

Danke für Ihr Interesse!
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Tarifa – die Qual der Wahl: Atlantik oder Mittelmeer?

TARIFA Foto oben: Links Mittelmeer (Blick auf Afrika) – rechts der Atlantik

Knapp 14 Kilometer von Afrika entfernt – am südlichsten Festlandspunkt Europas – treffen in dem beliebten Sommerferienort Tarifa (Provinz Cádiz, östliches Ende der Costa de la Luz) der Atlantik und das Mittelmeer zusammen. Von der “Punta de Tarifa” (Kap von Tarifa) kann man sowohl die spanische Enklave Ceuta wie auch die marokkanische Stadt Tanger sehen. Tarifa mit seinen knapp 20 000 Einwohnern liegt im Naturpark der Straße von Gibraltar. An den Stränden, vor allem am Atlantik, herrschen ideale Bedingungen für sämtliche Wassersportarten.
Hier hat man im wahrsten Wortsinn jeden Morgen “die Qual der Wahl”:

Surft man heute im Ozean, wo beständig der Wind weht?
Oder oder plantscht man lieber gemütlich im Mittelmeer? 🙂

Straße von Gibraltar

Die Straße von Gibraltar – in der Antike fretum Gaditanum oder fretum Herculeum genannt – ist eine Meerenge, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet. Tarifa und Gibraltar auf europäischer Seite und Ceuta – in der Antike als “Säulen des Herakles” bezeichnet – auf afrikanischer Seite, sind die drei wichtigsten Hafenstädte an der Straße von Gibraltar.
Die “Straße” selbst ist 14 bis 44 km breit und etwa 60 km lang und wird täglich von ca. 300 Handelsschiffen durchfahren.

Zur NASA-Aufnahme oben:
Links, Spanien/britisch: Felsen von Gibraltar und Gibraltar // Straße von Gibraltar – Engste Stelle Tarifa)
Rechte Seite Marokko
Von NASA / JPL / NIMA – //photojournal.jpl.nasa.gov/catalog/PIA03397, Gemeinfrei, //commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=422648

Kleine Fotos können zum Vergrößern angeklickt werden!

Tarifa –
heiß begehrt und umkämpft

Aufgrund der exponierten Lage an der Meerenge war Tarifa schon in grauer Zeit heiß begehrt und umkämpft. Die Iberer und die Phönizier ließen sich hier nieder, später die Römer, die ihre Kolonie “Iulia Traducta” nannten. Im Jahr 429 n. Chr. tauchten die Westgoten auf, um sich von hier aus (unter ihrem König Geiserich) einzuschiffen. Ihr Ziel war die Eroberung der damals römischen Provinz “Africa” (das heutige Tunesien). Für die Mauren wiederum war Tarifa als Brückenkopf für die Überfahrt nach Marokko so wichtig, dass sie größten Wert auf die Befestigung der Stadt legten. Sie errichteten hohe Mauern und das Castillo de Guzman el Bueno. Erst im Jahr 1292 eroberten die Christen unter König Sancho IV, El Bravo, Tarifa zurück.
Im 18. Jahrhundert war die Stadt Aufmarschgebiet gegen die in Gibraltar sitzenden Briten.

Der “Christus der Winde” –
in Anlehnung an die antiken Gottheiten

Auf dem steilen Rückweg vom Hafen zum Parkplatz, mitten durch die verwinkelte Altstadt, entdeckte ich innerhalb des maurischen Stadttores eine Nische mit einem modernen Christus-Gemälde in Blau und Gold. Die außergewöhnliche Darstellung fiel mir auf, nicht zuletzt, weil sie thematisch (Wasser und Wind!) hervorragend zu Tarifa passte. Ich habe spontan ein Foto davon gemacht.
Zuhause machte ich mich schlau. Ich stieß im Netz auf einen Artikel (Andalucia Información aus 2012) mit der Überschrift: “Der Christus der Winde kehrt zur Puerta de Jerez in Tarifa zurück”. Der Name des aus Tarifa stammenden Künstlers ist Guillermo Pérez Villalta. Nach einer Sanierung der alten Nische (durch die Werkstatt für Bildende Kunst) wurde die Arbeit offenbar im Jahr 2012, in Anwesenheit des Künstlers, dorthin zurückgebracht. Der Künstler selbst erinnerte in dem Artikel an die Geschichte seines Werkes, das in Anlehnung an die antiken Gottheiten der griechisch-lateinischen Welt konzipiert wurde, die einst als Schutzfiguren an den Eingangstoren der Städte aufgestellt wurden. Ein Brauch, der von der Geschichte des Christentums übernommen und aus dem dieser “Christus der Winde” geboren worden sei.

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht. (Franz Kafka)

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Alphabetische Reihenfolge:

Arcos de la Frontera, AstorgaÁvila, Banos del Cerrato, Cádiz, Canfranc, Catalayud,  Castellfollit de la RocaCastillo CocaCastillo de Loarre, Castillo Miravet, Castillo Peníscola, Castillo de Villalonso, , Ciudad Rodrigo, Cuenca, El Campillo/Nave, Estella, Eunate, Santuari del Far, Léon, Madrid, Merida, Nuría, OropesaPalau-del-Vidre, Penalba, Pino del Oro, Ripoll, Rupit i Pruit, Salamanca 1, Salamanca 2, Salamanca 3Salamanca 4/San MarcosSant Ferriol, Sant Martí SesserresSan Pere de Rodes, San Juan Bautista de Banos, Sant Joan les Fonts, San Juan de la Pena, San Pedro de la Nave, San Pere de CasserresSant Miquel del Fai, Santa Maria de PobletSanta Maria (Wamba), Segobriga, Segovia, Soto/DolmenToledo, Toro 1, Toro 2Vic, Zamora, Uruena/NS de la AnnunciataVerracos, Zaragoza I. Stadt;  Zaragoza II. Palast