Saint-Michel-de-Cuxa – ein kultureller Mittelpunkt des Roussillons

Die Abtei Saint-Michel-de-Cuxa liegt malerisch am Fuße des sagenumwobenen Canigou

Drei Klöster sind für die katalanische Romanik von großer Bedeutung: Die Abtei von Serrabone, Saint-Martin-du-Canigou und Saint-Michel-de-Cuxa, wobei die berühmte Abtei Cuxa am leichtesten erreichbar ist, weil sie im Tal liegt, direkt am Fuße des Canigou-Massivs.
Auch von ihrer Größe her, sticht sie hervor.
(Tipp: Von der Stadt Prades aus ist die Abtei Saint-Michel-de-Cuxa über die D 27 in fünf Minuten erreichbar. (Prades ist bekannt durch die Musikwochen, die Pablo Casals (Exil-Katalane und Franco-Gegner) dort alljährlich abzuhalten pflegte.)

Abt Oliba – der geistige Vater Kataloniens

Bereits vor Beginn des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts entwickelte sich Saint-Michel-de-Cuxa (katalanisch Sant Miquel de Cuixà) zu einem religiösen und damit geistigen Mittelpunkt des Roussillons, wie man die historische Provinz im Süden Frankreichs bezeichnete (heute Pyrénées Orientales).
Die ursprüngliche Abtei wurde im Jahr 840 an den Quellen von Thuès (in den Schluchten des Têt) erbaut, oberhalb von Villefranche-de-Conflent. Nach einem großen Unglück (Überschwemmung mit Erdrutsch) fanden die überlebenden 36 Mönche im Haus eines gewissen Protasius in Cuixà eine neue Unterkunft.
Im Jahr 878 errichteten die Mönche hier ein neues Kloster, in dem sie nach den Regeln des Heiligen Benedikts lebten.
Ihre Glanzzeit erlebte die neue Abtei unter dem berühmten Abt Oliba (s. a. Ripoll). Oliba (* 971 in Besalú, † 1046 hier in Cuxa) war Graf von Berga, Abt verschiedener Benediktinerklöster und Bischof von Vic. Er wird heute als geistiger Vater Kataloniens angesehen.

Für immer verloren gegangen …

Von der einst kostbaren Ausstattung aus Olibas Zeit ist leider nur wenig erhalten geblieben. Einige Bruchstücke vom Skulpturenschmuck der Empore (die noch großartiger als die von Serrabone gewesen sein soll!) existieren jedoch noch. Ihre Reste finden sich heute im Haupteingang der Kirche der Abtei Cuxa.
Der Altartisch aus Marmor wurde irgendwann in einem alten Haus in der Nachbarschaft der Abtei entdeckt, wo er zweckentfremdet als Boden des Balkons diente.
Für immer verloren gegangen ist leider auch ein Großteil des Kreuzgangs aus dem 12. Jahrhundert. Er wurde nach Amerika verkauft. Heute kann man ihn im New Yorker Cloisters Museum bewundern. Zwei der abtransportierten Arkadengänge konnten wieder rekonstruiert werden, wobei man sich an den Kapitellen der Abtei von Serrabone orientierte, weil es sich bei beiden Klöstern und die gleiche Werkstatt gehandelt hat.

Zusammen mit Sant-Pere-de Rodes (Spanien/Katalonien),
ist Saint-Michel-de-Cuxa einer der leuchtenden Beispiele der vorromanischen Baukunst.

Maurisch-mozarabische Anklänge

Im Kircheninneren fehlt es nicht an maurisch-mozarabischen Mauerdurchbrüchen, wie man unschwer an den charakteristischen Hufeisenbögen erkennen kann.

Die vorromanische Krypta mit der Kapelle der Heiligen Jungfrau der Krippe…

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


Magische Orte in der Umgebung: Boule d’Amont, Belpuig, Ille-sur-Têt, Prieuré de Serrabone, Taurinya


Castillo de Loarre – Europas besterhaltene romanische Burg

Auf halber Höhe des gleichnamigen Gebirgszuges, strategisch günstig auf 1071 m gelegen und die Zufahrtswege von La Sotonera nach Norden kontrollierend, erwartet uns das Castillo de Loarre, das als die wohl besterhaltene romanische Burg Europas gilt. Das Castillo Loarre – einer der Burgen von Sancho el Mayor* – wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts erbaut und diente als Bollwerk gegen den Islam.
Die ehemaligen Befestigungsanlagen sind noch heute beeindruckend.

  • Sancho III. der Große (990 – 1035) war König von Navarra.

Das Castillo Loarre weist zwei Bergfriede auf, drei Kapellen, sowie Reste der Wohnbauten der ehemaligen Mönche. Das Besondere an dieser Burg ist, dass sie durch spätere Nachbauten nicht verändert wurde. Sie befindet sich also weitgehend im romanischen Ursprungszustand. Auch die Lage – einsam am Südhang der Pyrenäen auf einer rauen, etwa 1500m hohen Bergkette – macht den Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Die Bilder können durch Anklicken vergrößert werden!

Die alte Romanische Kapelle

Eine steile Treppe führt hinauf in die Burg. Wendet man sich nach rechts, betritt man zuerst die alte Romanische Kapelle, die der Heiligen Quiteria gewidmet ist. Quiteria, die bei Verwirrung und Demenz angerufen wird, soll einen tollwütigen Hund geheilt haben, der nun als Symbol für die Heilkraft der Heiligen gilt.
Über dem Eingang zur Kapelle ein Chrismon – das graphische Symbol für die Anrufung Gottes. Das letzte Foto zeigt den Zugang zur Krypta.

Die Capilla Real – Die königliche Kapelle

Die herrliche Capilla Real ist San Pedro geweiht, also dem Heiligen Petrus. Sancho III. hat sie errichten lassen, als er Loarre zur Königsburg ausbauen ließ und seine Aragonesen erneut zur Reconquista aufrief (vermutlich ab dem Jahr 1070).

Capella “Primitiva”

Neben den beiden wichtigen Kapellen gibt es noch eine weitere Kapelle, “Primitiva” genannt. Sie ist klein, eher schlicht und vermutlich die älteste Kapelle auf der Burg.

Weitere Aussen- und Innenansichten der Burganlage

Ein letzter Blick von den östlichen Teilen der Burg hinauf auf das Peña-Gebirge, wo im Hochmittelalter die Tempelritter saßen, um z.B. in San Juan de la Peña das dortige Heiligtum zu schützen. Weil die Ritter sowohl in Aragon als auch in Katalonien starke Präsenz aufwiesen, könnten sie auch auf der Burg Loarre gewesen sein.

Vielen Dank für die Begleitung!

Offizielle Website der Burg: www.castillodeloarre.es

Minervois: Notre Dame du Cros – reich an Legenden

Als ich im Jahr 2002 meinen Roman “Marie – Die Erbin des Grals” schrieb, befasste ich mich auch mit Henry Boudet, dem ehemaligen Priester von Rennes-les-Bains und einem der Drahtzieher im Geheimnis von Rennes-le-Château. Bei meinen Recherchen hatte ich erfahren, dass Boudet sein Vikariat (1862-1864) in der Region Caunes-Minervois durchlief – und zwar in der abseits gelegenen, kleinen Kirche Notre Dame du Cros.
Fünfzehn Jahre später machte ich endlich einen Abstecher hierher. Meine Neugierde war ungebrochen! 🙂
Von Minerve kommend, führte mich eine abenteuerliche Schotterpiste nach ND du Cros. Für die holprige Fahrt wurde ich allerdings voll entschädigt:

Eine stille, grüne Oase erwartete mich, flankiert von steilen Felswänden und einer Quelle. Eine Atmosphäre zum Durchatmen und Loslassen …

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Notre-Dame-du Cros – ein altes Marienheiligtum und eine Wasserquelle?

Das passt sehr gut zusammen, denn im Mittelalter war man davon überzeugt, dass Quellen, Teiche und Brunnen Tore ins Jenseits darstellen, einen Zugang zu einer anderen (vielleicht göttlichen) Welt. Das Märchen von Frau Holle erzählt eine solche “Jungfrau-mit-Brunnen”-Geschichte. Frau Holle wird heute mit der alten Göttin Hulda gleichgesetzt – oder der Perchta, der Hel. Den Platz der alten Göttinnen hat längst die Jungfrau Maria eingenommen.

(Zwei weitere Beispiele für die Madonnenverehrung im Zusammenhang mit Brunnenheiligtümern: Notre Dame de Marceille, Ille-sur-Têt.)

Notre-Dame-du Cros – eigentlich ranken sich zuviele Legenden um diesen Ort:
In der ersten Legende geht der Ursprung der Kapelle auf das 6. Jahrhundert zurück, als eine Hirtin am Fuß der Klippe eine Quelle sprudeln sah und ihr krankes Kind daraus trinken ließ. Das Kind wurde sofort gesund. Daraufhin errichtete man als Zeichen der Dankbarkeit drei kleine Kapellen aus “trockenen Steinen”, die sogenannten “Capeletos”, und der Ort wurde fortan ein Wallfahrtsheiligtum.

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Notre-Dame-du-Cros – jenseits der Legenden

Gegründet um das Jahr 900, erste Beurkundung auf einer Bulle des Papstes im Jahr 1118,
Hinterlassenschaften aus romanischer Zeit,
Altar für die Heilige Marguerite um 1280,
Glockenweihe 1607,
Prozession mit der Bitte um Regen 1612,
diverse Restaurationen und feierliche Einsetzungen im 18. und 19. Jahrhundert.

Eine andere Legende spricht von einer Jungfrau, die in der Höhlung eines Felsens gefunden wurde, an der Stelle der heutigen Kapelle. Weil dieser Ort zu weit abgelegen war, transportierte man die kleine Statue nach Caunes. Aber in der Nacht darauf verschwand sie wieder, um in ihre Felsenhöhle zurückzukehren. Der Versuch, eine Kapelle vor Ort zu bauen, scheiterte: Die tagsüber ausgeführten Arbeiten wurden in der Nacht systematisch zerstört. Schließlich wurde ein Hammer aus rotem Marmor in die Luft geworfen – und er fiel genau auf die Stelle, an der heute Notre-Dame-du-Cros steht.
(Auch die Legende des Hammers findet sich oft in alten heidnisch-christlichen Heiligtümern. Viele in frühen christlichen Gräbern aufgefundene Thorshämmer erinnerten an das christliche Tau-Kreuz.)

Eine dritte Legende, entnommen aus La minerve française, aus dem Jahr 1918, wurde von E. de Jouy berichtet: “Eine fromme Frau, die von Fieber und Durst gequält wurde, wagte es nicht, ihre Hände in die Mulde des Brunnens von Notre-Came-Du-Cros zu tauchen, um ihren Durst zu stillen. Sie rief die Jungfrau an und ein Becher kam aus dem Felsen. Sie trank und wurde geheilt. Seitdem haben Tausende von Menschen mit Fieber durch ihre Heilung die fiebersenkende Wirkung des Bechers von Cros bezeugt. Niemand konnte bislang erklären, aus welcher Materie dieser wundersame Becher besteht. Er soll aus einem unbekannten rötlichen Material sein (Anmerkung: der rote Marmor von Caunes?) und auf der Rückseite Zeichen tragen, die niemand entziffern konnte. Als Pilger versuchten, etwas davon wegzunehmen, glaubte der damalige Kaplan von Cros, der Abt Jaffus, ihn schützen zu müssen, indem er ihn mit einem silbernen Brustpanzer überziehen ließ.

Der Becher von Cros – eine Art Heiliger Gral? 🙂
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die Beschreibung der im Kloster San Juan de la Pena befindlichen Grals-Replik, die ebenfalls aus rötlichem Stein gefertigt ist (in diesem Fall aus Achat und mit Goldmonturen gesichert). Auch hier spricht man von einer mysteriösen Inschrift: “Es gibt eine arabische Beschriftung, deren Interpretation unsicher ist …” Welcher Becher sich zeitweise in ND du Cros befand, kann heute niemand mehr sagen. Der Abt Jaffus scheint sein Geheimnis mit ins Grab genommen zu haben. Dass Henry Boudet diese Legende kannte und vor Ort Nachforschungen betrieb, ist für mich jedoch so gut wie sicher. Er war Priester, er wurde von seinen Zeitgenossen als “Gelehrter” betrachtet, er beschäftigte sich ausgiebig mit alten Sprachen, Legenden und Archäologie …

Eine letzte, nicht weniger kuriose Legende erzählt von einem Feuer, das “am Dienstag, dem 30. Juni” aus dem Marmorsteinbruch kam und sich in “schwindelerregender Geschwindigkeit” seinen Weg zum Heiligtum bahnte. Es gab kaum Hoffnung, dass die Kapelle unversehrt bleiben würde. Doch am Mittwochmorgen blieb das Feuer auf wundersame Weise stehen – direkt vor dem Steinkreuz – dem “Cros” – das traditionell den Eingang zum Heiligtumshügel markiert.
Anmerkung: In den Jahren, in denen Henry Boudet sein Vikariat hier absolvierte, wurde das “Cros” durch eine Statue ersetzt. (Quelle: Sabina Marineo, Die verborgene Kirche des Grals)

Notre-Dame-du-Cros – Die Romanische Madonna
Im Kircheninneren fallen einem der prächtige rotgemaserte Marmor ins Auge, viele vergoldete Holzelemente und gemalte Leinwände – sowie die verschiedensten Marien-Darstellungen,
darunter auch die “wahre” Notre-Dame-du-Cros: eine kleine Romanische Madonna aus dem 12. Jahrhundert.

Hinweise für Wanderer und Bergsteiger:
In der Nähe von Notre-Dame-du-Cros befindet sich ein 16,6 Kilometer langer Rundweg. Er führt durch einen schönen Wald, vorbei an herrlichen Aussichtspunkten. Es gibt Wildblumen und auch Tiere lassen sich blicken. Aufgrund der Steigung und Distanz ist die Strecke jedoch als schwierig einzustufen. Die Route ist von März bis November zugänglich, Hunde sind erlaubt. Für passionierte Kletterer gibt es hier einen geologischen Canyon, eine felsige Schlucht und zum Klettern ausgestattete Felswände.

Vielen Dank für Ihr Interesse!




“Verloren im Dunkel der Zeit und der Legenden” – Sant Pere de Rodes

Das ehemalige Benediktinerkloster Sant Pere de Rodes ist in Spanien beheimatet, in der katalanischen Provinz Gerona. Es liegt etwa 500 Meter hoch über dem Meer, am Hang des Berges Verdera, inmitten des heutigen Naturparks Cap de Creus. Die Ursprünge dieses Klosters, so der Reiseführer, verlieren sich allerdings im Dunkel der Zeit und der Legenden.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Sant Pere de Rodes im 9. Jahrhundert (878). In dieser Aufzeichnung wird es als kleine cella bezeichnet, um die sich immerhin zwei Abteien stritten: Sant Esteve de Banyoles und Sant Policarp de Rasès (heute Saint Polycarpe, Dep. Aude). Die Wurzeln von Sant Pere de Rodes reichen sogar noch weiter zurück: Archäologisch gesichert ist die Existenz eines großen spätantiken Gebäudes aus dem 6. Jahrhundert.

 

(Schnappschuss aus dem Jahr 2014:

HLK auf dem Platz der heute verschwundenen Schwarzen Madonna.)

Im Dunkel der Zeit und der Legenden?

Als ich dies las, wusste ich sofort, Sant Pere de Rodes musste ich mir ansehen, denn “Isis zu entschleiern” (Blavatzki) bedeutet, Licht ins Dunkel der Zeit zu bringen – und das habe ich mir bereits vor Jahrzehnten zur Lebensaufgabe gemacht.

Die Glanzzeit von Sant Pere de Rodes

begann ab dem 10. Jahrhundert, als sich ein Adliger namens Tassi und Graf Gausfred von Ampurias für das Kloster interessierten und ihm große Ländereien schenkten. Auch die Päpste und die fränkischen Könige gestanden San Pere de Rodes Privilegien zu, durch die es z.B. im Jahr 944 zur Abtei wurde. Die Kirche wurde jedoch erst zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert gebaut.

Nachstehend einige Fotos vom Außenbereich des Klosters:

(Fotos zum Vergrößeren bitte anklicken!)

Ein bedeutendes Pilgerziel

Sant Pere de Rodes wurde zu einem bedeutenden Pilgerzentrum. Die Konsolidierung der Macht und des Ansehens der Abtei von Rodes fielen in das 12. und 13. Jahrhundert. Zu dieser Zeit zählte es zu den bedeutendsten geistlichen, politischen und wirtschaftlichen Machtzentren seiner Zeit, das seine Besitztümer erweitern und Werke von großem künstlerischem Wert – wie z.B. vom berühmten Meister von Cabestany – ausführen lassen konnte.

Anmerkung: Mehr über den Meister von Cabestany: Hier klicken!

Das Kircheninnere

 

Der Niedergang

Der Niedergang des Klosters Sant Pere de Rodes begann bereits im 14. Jahrhundert. Zu Problemen innerhalb des Ordens traten Angriffe von außen. Aufgrund der exponierten Lage hoch über dem Meer war die Abtei immer wieder Überfällen und Plünderungen ausgesetzt.

Ein Rest vom ehemaligen Portal, Künstler: Meister von Cabestany;
die anderen Teile wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts geraubt.

Hier verläuft der Camino Catalán,
der katalanische Streckenabschnitt des Jakobswegs.

Das Kloster verfällt – und wird wieder restauriert

Im Jahr 1798 gaben die Benediktiner das Kloster endgültig auf. Sie siedelten nach Figueres um. Im Jahr 1835 endete die Mönchsgemeinschaft. Das Kloster verfiel, ebenso die unweit des Klosters gelegene Kirche Santa Helena de Rodes.
1930 wurde Sant Pere de Rodes zum Nationalen Denkmal erklärt. Wenige Jahre später begannen die ersten Restaurierungsarbeiten, die Ende des 20. Jahrhunderts noch einmal intensiviert wurden.

Verborgenes Heiligtum: Die Krypta

Ziemlich gruselig empfand ich die Krypta von Sant Pere de Rodes, die früher jedoch als hochheilige Stätte betrachtet wurde. Diese Anlage wurde einst ringförmig errichtet, um das Gefälle des Terrains auszugleichen und die Apsis der Kirche bauen zu können.

Verloren im Dunkel der Zeit

ging auch die Romanische Madonna von Sant Pere de Rodes (Romanische Madonnen werden auch “Schwarze Madonnen” genannt). Einzig ein Hinweisschild auf sie war in der Krypta noch vorhanden. Umso größer war meine Freude, als ich diese Madonna ein Jahr später im Diözesan-Museum in Vic entdeckte, wohin man sie wohl nach dem Raub im 19. Jh. vorsichtshalber gebracht hatte.

Der Kreuzgang von Sant Pere de Rodes

Der Kreuzgang in diesem Kloster ist etwas Besonderes, denn es gibt einen unteren und einen oberen Teil, s. Fotos.

 

Ein Tempel der Aphrodite von den Pyrenäen?

Verborgen im Dunkel der Zeit ist eines nicht, nämlich das wohl älteste “Bauwerk” des Klosters Sant Pere de Rodes – eine heidnische Säule, die auf wundersame Weise an Ort und Stelle stehen blieb, obwohl sie doch in harter Konkurrenz zum christlichen Kirchturm stand!
Für mich stellt sich die Frage, ob diese Säule (Phallus?) im Zusammenhang mit einer örtlichen Legende steht, nach der hier der Tempel der “Aphrodite von den Pyrenäen”* stand?

* Nach “Geographie der Griechen und Romer von der frühesten Zeiten bis auf Ptolemaus; bearbeitet von Fr. Aug. Ukert … 1816.”

Ziemlich alt scheint auch dieses Bildnis zu sein …

Alle Rätsel gelöst? HLK auf dem Weg nach draußen

Auf dem Rückweg zum Parkplatz: Blick aufs Meer

Weitere Legenden und kuriose Schätze, die in Sant Pere de Rodes verborgen sein sollen oder waren:

1. Die sterblichen Überreste des Apostels Petrus (sein Kopf)
2. Die Eisenkette, mit der der Apostel Petrus gefesselt war
3. Der Regenumhang des Hl. Thomas Becket (soll die Fruchtbarkeit steigern)
4. Ein heiliges Kreuz, nach dem das Cap de Creus benannt wurde.

Ein romanischer Traum

Es war tatsächlich Petrus’ Kopf, der im Kloster von Sant Pere als Reliquie aufbewahrt wurde. Aus Angst vor Überfällen hat man ihn irgendwann in den umliegenden Bergen versteckt – und niemals wiedergefunden.
Nun schert sich bestimmt nicht jeder Reisende um verschwundene Köpfe, Tempel und alte Legenden – wie z.B. diese beiden Jungs, die ich im Kloster beim Spielen auf ihren Handys entdeckt und heimlich fotografiert habe 🙂 – bekanntlich steigt aber das Interesse an alten Dingen mit dem Alter – oder sogar “raketenhaft” nach einem zufälligen Besuch von Sant Pere de Rodes.
Ich kann Ihnen diesen “romanischen Traum” nur ans Herz legen!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Helene Köppel

Die alte Abtei von Sylvanès

Die alte Zisterzienserabtei von Sylvanès liegt in Frankreich in der Region Okzitanien, im Süd-Aveyron. Sie gehörte einst zu den Klöstern Mazan und Citeaux. Das noch heute bestehende Gebäude wurde im Jahr 1151 in geringer Entfernung vom früheren Standort errichtet.
Die einschiffige Kirche ist 48 m lang und – ohne die Seitenkapellen – 14 m breit. Das Querschiff misst fast 26 m.

Der Gründer der Abtei – ein ehemaliger Räuber!

Pons de Léras, der als Gründer der Abtei Sylvanès gilt (1120), wird in der Chronik des Mönches Hugues Francigena als ein Brigant beschrieben, ein Räuber und Gesetzloser, gewalttätig und gierig – bis er sich der Religion zuwandte und sühnte.
Er verkaufte seinen Besitz und leistete Wiedergutmachung. Zusammen mit sechs Begleitern verließ er sein Land und seine Familie und pilgerte nach Santiago de Compostela.
Auf dieser Reise besuchte er u.a. auch den Mont Saint-Michel, und das Kloster Saint-Guilhem-le-Désert.
Nach seiner Rückkehr in die Heimat lud ihn Arnaud von Pont de Camarès ein, auf seinem Land eine religiöse Gemeinschaft zu gründen. Sie rodeten das Land und errichteten eine rudimentäre Kirche und einige Hütten (Cellae) rund um die Silvanium-Therme (lateinisch silva, Wald), die sie in Salvanium umbenannten.

(alle Fotos bitte zum Vergrößern anklicken!)

Eine Romanische Madonna

Pons de Léras und seine Gefährten lebten in Kontakt mit der Natur und in Armut. Sie fühlten sich als Teil einer neuen Religiosität, die zu Beginn des XII. Jahrhunderts ganz im Gegensatz stand zur Opulenz des Mönchtums von Clunis. Diese neue Spiritualität spiegelte sich auch in der Entscheidung wider, die Kapelle der Jungfrau Maria zu weihen, der Beschützerin der gesamten Menschheit.

Im Jahr 1591 (Religionskriege) erlitt Sylvanès schwere Zerstörungen; 1791 lebten noch ganze vier Mönche im Kloster. Später wurde die Kirche zur Pfarrkirche ernannt – die anderen Gebäude wurden verkauft.

(Notre Dame de Assomption – Himmelfahrt)
Romanische Madonna, 11. Jh., Original)

Das 20. Jahrhundert: die Wiederentdeckung der Abtei

Obwohl die Abtei 1834 von Prosper Mérimée unter Denkmalschutz gestellt wurde, behielt sie ihre landwirtschaftliche Funktion bis zum Jahr 1970, als die Gemeinde Sylvanès sie zurückkaufte. Anfang der 70er Jahre entdeckte der Dominikanermönch André Gouzes die Abtei mit ihrem Kirchenschiff und ihrer außergewöhnlichen Akustik wieder. Er gründete einen Verein und die Renovierungsarbeiten begannen. Neben ihren religiösen Funktionen entdeckt die Abtei eine neue Berufung: die eines internationalen Kulturzentrums.

Ein Schwerpunkt des Kulturtourismus im Süd-Aveyron

Der Dominikaner André Gouzes komponierte in Sylvanès zahlreiche auf der byzantinischen Musik beruhende Messen sowie Wechselgesänge zum Stundengebet: Insgesamt rund dreitausend Kompositionen, die in Frankreich häufig im Rahmen der katholischen Liturgie aufgeführt werden.
Im Juli und August findet in der Abtei das Festival international de musique sacrée de Sylvanès statt.

Am 27. Mai 2017 hatte ich die Ehre, einer der Gesangsproben beiwohnen zu dürfen. Eine wirklich beeindruckende Akustik!

Mit einem letzten Blick auf die außergewöhnlichen Fensterossetten der Abteikirche von Sylvanès bedanke ich mich herzlich für Ihr Interesse!