Rouen in der Normandie – wo die Jungfrau von Orleans brannte!

” … Zu unseren Füßen lag die Stadt in einer kupferfarbenen Wolke, deren von der Sonne verbrämte Ränder einen Funkenregen in roten Strahlen niederfallen ließen …” (Émile Zola)

So beschreibt Émile Zola die Stadt Rouen nach dem Begräbnis des Romanciers Gustave Flaubert im Jahr 1880. Flaubert, der zum “Dreigestirn” der großen französischen realistischen Schriftsteller zählt (neben Stendhal und Balsac), ist hier in Rouen geboren. Neben anderen Texten seines Frühwerks entstand im Jahr 1836 die Novelle “Bibliomanie” (deutsch “Bücherwahn”), in der ein Buchhändler aus seiner Leidenschaft zu Büchern zum Mörder wird. Weltbekannt wurde Flaubert durch seinen Roman “Madame Bovary”.

(Foto: Gustave Flaubert, Netz)

Rouen, die einstige Hauptstadt der Normandie, ist einer der Anziehungspunkte auf der Reise durch das Land der Normannen. Die Wurzeln dieser Stadt liegen in römischer Zeit: Gegründet als “Rotomagus”, wahrscheinlich um das Jahr 50 n. Chr., wurde Rouen bereits um das Jahr 260 christianisiert und gleichzeitig Bischofssitz. Über die Zeit bis zur Plünderung durch die Dänen und Normannen im Jahr 841 liegt die weitere Geschichte im Dunkeln. Nach der Gründung des Herzogtums Normandie durch Rollo im Jahr 911 wurde Rouen, weil sich Rollo dort taufen ließ, zur Hauptstadt erhoben. Rollos Grablege befindet sich in der Kathedrale von Rouen:

Rouen und die Kathedrale von Notre Dame
Die Kathedrale von Rouen gilt als eine der großartigsten Bauten der französischen Gotik, bekannt durch den Maler Claude Monet (linkes Bild).

Rouen und die Baugeschichte der Kathedrale:
Ein am Ende des 4. Jh. von Bischof Victrice errichteter erster Steinbau, der bereits der Jungfrau Maria gewidmet war, wurde von den Normannen geplündert. Im Jahr 911 erfolgte eine Wiederherstellung, aber schon im Jahr 1000 leitete Robert, der Sohn Herzog Richards I., einen romanischen Neubau ein, der 1063 in Anwesenheit Herzog Wilhelms II. (des späteren Eroberers) geweiht wurde.
Bereits hundert Jahre später wurde dieser durch einen gotischen Neubau ersetzt.
Alle Fotos können durch Anklicken vergrößert werden!

Rouen und das Herz von Richard Löwenherz
In der Kathedrale von Rouen liegt auch das Herz des großen Richard Löwenherz begraben, der von 1189 bis zu seinem Tod im Jahr 1199 als Richard I., König von England war. Er starb im Alter von nur 41 Jahren durch einen Bolzen der von der Kirche geächteten Armbrust.
Sein restlicher Körper fand in der Abtei Fontrevault im Anjou seine letzte Ruhe.

Rouen und die Große Uhr:
Beim Rundgang durch Rouen mit seinen malerischen Fachwerkhäusern trifft man in der Rue du Gros-Horloge ein markantes Haus mit Torbogen (früheres Stadttor). Es wurde um 1530 erbaut. “Le Gros-Horloge” – wie die farbenprächtige große Uhr aus dem Jahr 1389 genannt wird, weist eine Besonderheit auf: Sie zeigt mit nur einem Zeiger an, was die Stunde geschlagen hat.
Mythologische Figuren stellen die Wochentage dar, die sich um das Ziffernblatt drehen. Oberhalb des Ziffernblattes sieht man den Mond und seine Phasen.

Rouen zu Fuß …

Der Pestfriedhof von Rouen

Rouen hat jedoch mehr zu bieten als Beschaulichkeit und malerische Fachwerkhäuser: Es gibt mindestens zwei makabre Orte in dieser schönen Stadt an der Seine: Da ist zum einen das Aître Saint-Maclou – der alte Pestfriedhof, in dem sich heute jedoch eine Kunsthochschule befindet.
Schön makaber ist dieser Platz trotzdem!

Die Hinrichtungsstätte der Jeanne d’Arc

Auf dem Place du Vieux-Marché, dem Platz der traditionellen Hinrichtungsstätte, musste auch Jeanne d’Arc am 30. Mai 1431 ihr Leben auf dem Scheiterhaufen lassen. Jeanne, die von Voltaire als “Jungfrau von Orleans” bezeichnete Heldin des ausgehenden Hundertjährigen Krieges, wurde 1412 in Lothringen als Tochter einfacher Landleute geboren. Der Legende nach vernahm sie als Jugendliche Stimmen, die ihr die Befreiung Frankreichs von den Engländern auftrugen. Die weitere Geschichte ist bekannt. 1456 erfolgte ihre Rehabilitierung. 1920 wurde sie von der katholischen Kirche kanonisiert. Bis heute gilt sie als Symbolfigur des französischen Nationalismus.
Neben der Hinrichtungstätte wurde im Jahr 1979 eine moderne Kirche errichtet (Sainte-Jeanne-d’Arc), die einem umgekehrten Boot ähnelt.

Lassen Sie mich diesen Artikel schließen mit einem Zitat des berühmten Sohnes der Stadt, Gustave Flaubert, aus seinem Werk “Bibliomania”:

“Einen einzigen Gedanken hatte er, eine einzige Liebe, eine einzige Leidenschaft: die Bücher!
Und diese Liebe, diese Leidenschaft verbrannten sein Inneres, verdarben sein Leben, verschlangen sein Dasein.”

Quelle: //beruhmte-zitate.de/autoren/gustave-flaubert/

Den Toten vom Montségur einen Namen geben …

“Es gab im Katharismus etwas,
das auf dem Scheiterhaufen nicht verbrannt ist.”

(Jean Duvernoy, franz. Historiker)

… denn erst Namen geben der Geschichte ein Gesicht!

Seit einigen Jahren versuche ich die Namen der 225 Katharer herauszufinden, die am 16. März 1244, am Fuße des Montségur, auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden:

Einige Namen konnte ich ausfindig machen, die anderen sind vermutlich auf ewig vergessen …

Bertrand d’ Marty (Katharerbischof)
Pierre Sirven (Katharer-Diakon)
Raymond Agulher (Katharerbischof)
Name ? ……. (Katharerbischof des Razès)
Guillaume Déjean (Katharer-Diakon)
Raymond de Saint-Martin (Katharer-Diakon)
Rixende du Teilh (Perfekte und Priorin des Montségur)
Guiraude de Caraman (Parfaite)
Corba, Gattin von Raymond de Pereille
Esclarmonde, Tochter von Raymond de Pereille (Verteidiger der Burg), zugleich Gattin ? von Pierre Roger de Mirepoix (Verteidiger der Burg) = eingeheiratet in das Haus Belissen!
Philippa, Tochter von Raymond de Pereille
Marquesa de Lantar, Schwiegermutter von Raymond de Pereille
Saissa de Congost, Nichte von Raymond de Pereille
Braida de Montserver, Schwiegermutter von Roger de Mirepoix
Bruna und India de Lahille, Schwester und Cousine von Guillaume de Lahille
Raymonde de Cuq, Schwester/Schwägerin von Bérenger de Lavelanet.
Braida de Montservat, Guillelme Aicart.

Die Ritter Arnaud des Cassès, Guillaume de Lahille, Raymond de Marceille, Brézilhac de Cailhavel, Bernard de Saint-Martin,
sowie der Knappe Ramonds de Marceille Guilaume Narbona,
der Armbrustschütze Raymond de Belvis,
sechs weitere Sergeanten, zwei davon mit ihren Frauen,

ein Händler aus Mirepoix,
zwei Verbindungsmänner, darunter Jean Rey.

Der katharische Ritter Jourdain du Mas nahm an der Expedition nach Avignonet teil und fiel bei der Verteidigung von Montségur;
ebenso wurden auf dem Montségur tödlich verwundet:
Der junge Ritter Jourdain du Mas, genannt Jordanet,
der Enkel der Perfekten Garsende,
der Sergeant Bernard Rouain
und der Ritter Bertrand de Bardenac.
Ebenso soll ein Sohn der Poncia du Villar unter den Attentätern gewesen sein: Jourdain de Villar,
sowie die Sergeanten Bernard de Carcassonne und Arnaud de Bensa.

Man weiß durch die Zeugenaussage des Béranger de Lavelanet vor der Inquisition, dass ein Pierre de Saint-Just von Rennes-le-Chateau vier Jahre auf dem Montségur lebte. Ob er dort starb, ist nicht bekannt.
Zwei Frauen aus Mas-Saintes-Puelles (Gersande und ihre Tochter Gaillarde) starben ebenfalls auf dem Scheiterhaufen  im Jahr 1244.
Im Jahr 1235 zog sich Bernard Sermon d`Albedun oder Albezunum (vom Bezú) auf den Montségur zurück. Ob er 1244 überlebte ist unbekannt.

Eine Parfaite, Alazais Raseire, wurde in ihr Heimatdorf Bram gebracht und dort verbrannt.

(Quellen hierzu: u.a. die Déposition de Béranger de Lavelanet auprés des inquisiteurs – also die DOAT-Quellen; siehe auch Scripta secreta – Geheime Schriften.)