“Folgt man dem Flusslauf des Francolí, so trifft man in der Nähe seiner Quelle in einer lieblichen, etwa gleich weit von Tarragona und Lleida entfernten Landschaft auf die ehrwürdigen Gemäuer des Klosters Santa Maria de Poblet …”
EDITORIAL FISA ESCUDO DE ORO (ISBN 8437826179)
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Santa Maria de Poblet
liegt am Rande der Berge von Prades – nahe der Autobahn AP-2 (Barcelona-Zaragoza) – in der Provinz Tarragona, vier Kilometer vom Ort Vimbodí entfernt. Das Zisterzienser-Kloster gehört neben dem Kloster Monserrat zu den wichtigsten Klöstern in Katalonien.
Im Jahr 1991 wurde es von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.
Die Zwölf Königlichen Türme von Poblet
Die zwei Meter dicke Mauer um den Komplex (s. Eingangsbild) ist 600 Meter lang und 11 Meter hoch. Sie ist mit einem Wehrgang, Zinnen und Pechnasen versehen. Die 12 Königlichen Türme der Mauer haben Namen, die mich an die Namensgebung einiger Türme von Carcassonne und damit ans Mittelalter erinnern: Sie heißen Priorsturm, Ölturm, Badturm, Turm der Neuen Häuser, Waffenturm, Stephansturm, Narrenturm, Kardinalsturm, Friedhofsturm und Turm des Schuhmachers …
Zur Entstehungsgeschichte der Abtei von Poblet
Der Reiseführer über dieses Kloster, den ich mir im Mai 2017 in einer Buchhandlung in Tarragona gekauft hatte, erzählt weiter, dass die Gründung des Klosters von Poblet auf eine großzügige Landschenkung des Grafen von Barcelona Raimund Berenguer IV. an die Zisterziensermönche der französischen Abtei Fontfroide zurückgehe. Und Fontfroide packte die Sache damals sofort an:
Im Jahr 1151 – nach der Vertreibung der Mauren aus den Gebirgszügen von Prades und Siurana – machte sich eine Gruppe von zwölf weißgekleideten Mönchen unter Führung ihres Abts Gerard auf den Weg über die Pyrenäen. Und danach auch gleich an die Arbeit … Die Abtei Poblet entstand, und fast sieben Jahrhunderte lang wurde hier “gebetet, studiert und gearbeitet”, wie es heißt.
Als sich die Gemeinschaft im Jahr 1835 gezwungenermaßen auflöste, wurde das Kloster geplündert und entweiht. Erst im Jahr 1930 machte man sich daran, die alten Gemäuer wieder herzurichten. Zehn Jahre später hielt hier erneut eine kleine Gruppe Zisterzienser Einzug.
Dies zur alten Geschichte dieser Abtei …
Die Hauptkirche und die Königsgräber
Die Hauptkirche von Poblet besitzt einen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes und ist, nach alter Tradition, mit der Apsis nach Osten ausgerichtet. Sie ist dreischiffig. In der Vierung der KIrche erheben sich sich die Bogen, die die Grabmale der Monarchen der aragonesischen Krone tragen. Im Sarkophag unmittelbar neben dem Presbyterium, wurde Jakob I., der Eroberer bestattet, im zweiten Peter IV., der Zeremoniöse, auch genannt der “Dolchkönig”***, sowie seine drei Frauen Maria von Evreux, Eleonore von Portugal und Eleonore von Sizilien. Der letzte Sarkophag gehört Ferdinand von Antequera.
“Peter IV. der Zeremoniöse … war von größter politischer Klugheit, Förderer der Wissenschaften und Künste, gründete 1354 die Universität von Huesca. Er war arbeitsam, führte strenge und gepflegte Hofsitten ein, woher sein Beinamen rührt, betrieb selbst Astrologie und Alchimie und war damit auch für Aberglauben offen. Er folgte 1336 seinem Vater als König von Aragon und setzte sich nach jahrelangen Streitigkeiten mit den Brüdern, der Stiefmutter und dem Adel durch. 1347 wurde er nach der verlorenen Schlacht bei Jativa zeitweilig inhaftiert, siegte 1348 bei Epila und annullierte weitgehend das Unionsprivileg von 1283 und stellte wieder eine starke Königsmacht her. Er zerstückelte die Adelsurkunden mit seinem Dolch, daher auch “Dolchkönig” genannt, ermordete den Bruder, verjagte die Halbbrüder und die Stiefmutter, eroberte vom Schwager das Königreich Mallorca mit Roussillon/Cerdagne und behauptete es gegen den Neffen, nahm kaum an der Reconquista teil, da er sich ständig mit Kastilien stritt, wobei er sogar die Hilfe Granadas und Marokkos in Anspruch nahm …”
Foto rechts: © José Luiz Bernardes Ribeiro / CC BY-SA 3.0, Text-Auszug über Peter IV aus: //www.manfred-hiebl.de/mittelalter-genealogie/mittelalter/koenige/aragon/peter_4_koenig_von_aragon_1387.html
Der herrliche Altaraufsatz von Damilà Forment – ein Meisterwerk katalanischer Renaissance – wurde in Alabaster geschlagen.
Der Künstler (1480 – 1540) lernte auf einer Reise durch Italien die Renaissance kennen und schuf mit diesem Altaraufsatz eines der ersten Werke dieser Stilrichtung in Katalonien.
Leider waren am Tag meines Besuches in Poblet einige Bereiche im Kloster nicht zugänglich (u.a. die Klosterräume, Kapitelsaal und die Bibliothek)
Aber vielleicht verschlägt es mich ja noch einmal nach Poblet, wer weiß …
Die nachstehenden weiteren Fotos aus Poblet können teilweise durch Anklicken vergrößert werden!
Tempelritter in Zusammenarbeit mit der Abtei von Poblet
Historisch belegt sind nicht nur diverse Schenkungen und Zuwendungen der Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem an das Ordenshaus der Zisterzienser in Poblet.
Quelle hierzu: Peter Schickl “Hilfstruppen” der Templer? Laienbrüder und Donaten im 12. und 13. Jahrhundert ; das spanische Beispiel, Seite 68,
Die Ordensbrüder beider Gemeinschaften besaßen natürlich auch ein Faible für guten Wein … (In vino veritas!)
“Wie in vielen anderen spanischen Anbaugebieten lässt sich der Weinbau bis in die mittelalterliche Klosterkultur zurückverfolgen. Hier war das Kloster Sta. Maria de Poblet in der Region um Montblanc ein Zentrum der Weinkultur. Montblanc war damals die drittgrößte Stadt Kataloniens. Im 12. Jh. kümmerten sich sowohl die Tempelritter als auch die Zisterziensermönche von Poblet um den Weinbau und die Kellerwirtschaft. Wie und wo sie ihren Wein erzeugten, können Besucher heute noch im Kloster Poblet erfahren.“
//www.fast-alles-ueber-wein.de/weinregion.php?ID=15
Zum Abschluss noch zwei besonders schöne Baumeisterzeichen, die ich in der Kirche von Poblet entdeckt habe.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Neugierig auf die französische Mutter-Abtei von Poblet – das Kloster Fontfroide ?